Die Entrückung der Ekklesia

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften

Siehe: Inhaltsverzeichnis Band 1
und: Inhaltsverzeichnis Band 2

7. Die Entrückung der Ekklesia

Dieses Thema hat leider zwei „Fremd-Wörter“, die besonders dem Inhalt nach, weithin fremd sind. Das von Paulus gebrauchte Wort Ekklesia (die Herausgerufene) wird zwar viel genannt, ist aber eben so viel verkannt. Diese Verkennung ist freilich verständlich, weil sogar die „Lehr-Meister“ das Wort Ekklesia im Sinne von Basilaia (Reich Gottes) auslegen. Mit dem „Reich Gottes“ wird die Gesamt-Welt-Verchristlichung verstanden, die selbst-verständlich in dieser Welt geschehen muss. Wenn die ganze Welt christianisiert sein wird, - wie es bereits in den christlichen Ländern geschehen ist - dann ist das Reich Gottes da! Als Beweis dafür gilt die Bitte: „Dein Reich komme.“ Was soll bei solchem Tatbestand noch die Ekklesia? Sie steht ja zum Reich Gottes im Widerspruch. Die „Gläubigen“ müssen doch in die Welt hinein, und nicht heraus. Nur so wird „Reich Gottes gebaut“. Somit bleibt die Ekklesia fremd.

Dem zufolge ist auch die Entrückung fremd. Was soll die Entrückung bezwecken und wen soll sie betreffen, wenn das „Reich Gottes“ in der jetzigen Welt aufgerichtet wird? Wenn schon Entrückung, dann nur im Sinne der Absonderung von dem bösen Wesen der Welt. Also, Entrückung gleich Absonderung, mehr nicht! Andernfalls wäre die Entrückung eine „Flucht vor dem Reich Gottes“! Somit ist das ganze Entrückungsanliegen eine Phantasie. - Ekklesia im Sinne der „Herausrufung“ aus der Welt und Entrückung in eine andere Welt, das sind spekulative und unsachliche Vorstellungen der Pietisten (Frömmler, Mucker). Darum findet man den Ausdruck Entrückung kaum in einem biblischen Wörterbuch, geschweige denn in einer gründlichen Worterklärung.

Unter den Pietisten sind diese beiden „Fremd-Wörter“ auch nicht ganz bekannt. Leider! Sonderlich die Entrückungsfrage bleibt in mancher Hinsicht eine Frage. Zunmächst ist man verschiedener Meinung über die Entrückungs-Gruppen. Das prophetische Wort nennt drei: die Gläubigen dieser Zeit, die zwei Zeugen und das Knäblein in der Wüste. Strittig ist, welcher Gruppe wir angehören. Eine noch größere Meinungsverschiedenheit besteht über die Zeit der Entrückung: Vor, mitten oder nach der großen Trübsal. So ist auch bei den Pietisten die Entrückung in mancher Hinsicht ungeklärt.

Im Blick auf die erwähnten Verneinungen und Verzerrungen der Entrückung sollen hier kurz zwei Fragen beantwortet werden: Bedeutung und Zeit der Entrückung.

Die Bedeutung der Entrückung

Allein der Name Entrückung besagt, dass sie mit dem Reichsgeschehen keineswegs verwechselt werden darf. Es ist das eben eine Ent-Rückung aus dieser Welt und aus diesem Weltgeschehen! Es geht hier buchstäblich um eine totale Heraus-Rückung.

Sofort werden wir gewahr, dass diese Heraus-Rückung es nur mit der Ekklesia, d.h. mit der Heraus-Gerufenen zu tun hat. Denn auch die Ekklesia, nein, gerade die Ekklesia ist „die Herausgerufene“! Für die Entrückung kommt darum nur die Ekklesia in Frage. Umgekehrt: Nur die Ekklesia wird entrückt.

Aufgrund der klaren biblischen Aussagen wissen wir aber, dass die Ekklesia der „Leib Jesu Christi“ ist. Und der Leib hat es immer noch mit dem absoluten Zusammenschluss des Hauptes zu tun. Somit betrifft die Entrückung - sagen wir es ganz kurz - die „Christus-Leibes-Gestaltung“! Paulus, der dieses „Geheimnis“ zu klären hatte, spricht von „hingerückt werden, in den Wolken dem Herrn entgegen in die Luft, um also beim Herrn zu sein alle Zeit“ (1Thes 4:17). Folglich ist die Entrückung nicht nur eine Ent-Rückung, sondern auch eine Hin-Rückung. Dieser doppelte Vorgang muss erkannt werden.

So hat die Entrückung nicht nur den Zweck des Ent-rückt-seins von der Welt, sondern zusätzlich und vornehmlich auch des Hin-gerückt-seins zu Christus! Und was soll da geschehen? Die Offenbarung vor dem Preis-Richt-Stuhl Christi! „Denn wir müssen alle offenbar werden, vorne vor der Preis-Richter-Bühne des Christus, auf dass ein jeglicher das wieder bekommen, was er durch den Körper verübt, es sei gut oder schlecht (2Kor 5:10). Das ist der Hauptzweck der Entrückung. - Hier ist die Parusie (Zukunft Jesu Christi). Sie betrifft nur die Ekklesia!

Vor diesem Preis-Richt-Stuhl Christi wird nicht über Leben und Tod entschieden, sondern über die rangmäßige Eingliederung in den Heils-Fülle-Christus! Die Vollausgestaltung des Christus nach Eph 1:22.23 geht in Erfüllung: „...die da ist sein Körper, die Vervollständigung des, der das All in allem vervollständigt“. Das ist eine wunderbare Erfüllung, man kann mit Bedacht sagen: „ER-Füllung“!

Künftige Aufgabe der Ekklesia

Wohlgemerkt: Alle Heilsgeschehnisse der zukünftigen Zeiten werden durch den Heils-Fülle-Christus vollführt. Aller Rat kommt vom Haupt, alle Rat-Schlüsse werden durch seinen „Körper“ vollzogen. Paulus sagt diesbezüglich: „Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Wisset ihr nicht, dass wir über die Engel richten werden?“ (1Kor 6:2.3).

Man übersehe nicht die Tatsache, dass Christus durch die Ekklesia zuerst sein „Heiland-Voll-Maß“ erlangen muss, wenn ER der Welt (und den Welten) das Heils-Voll-Maß bringen soll. Darum ist die Ent-Rückung und Hin-Rückung der Ekklesia. Unergründliche Geschehnisse leitet die Entrückung ein. - Die Fülle-Bedeutung der Entrückung wird den Entrückten erst am Ziel erkenntlich. Wir tun aber gut, wenn wir die vom Worte angezeigten Geschehnisise wenigstens grundsnätzlich zu verstehen suchen. Das ist gewiss Gottes Wille.

Das prophetische Wort zeigt aber auch an, dass der Heils-Fülle-Christus in seiner „Fülle“, d.h. mit seinen „Heiligen“ erscheinen wird (Jud 1:14.15). - Das ist die Ephiphanie (Wiederkunft Christi). Sie betrifft den „Heils-Fülle-Christus“ zum Reichs-Geschehen! - Er wird dann hin-richten die Anti-Christen-Welt und her-richten sein Reich! In diesem Vollzug liegen die Gerichtsvollführungen der Heiligen. Der Fülle-Christus tritt sein „Richt-Amt“ an! Damit ist angezeigt auch

Die Zeit der Entrückung

Weil der „Leib Christi“ der Faktor aller Hinrichtungsdienste und aller Herrichtungsdienste ist, muss deshalb seine Hin-Rückung vor diesen Geschehnissen liegen! Somit liegt die Entrückung vor dem Offenbarwerden des Antichristen. So wie die Hinrückung der Ekklesia zur Christus-Leibes-Fülle führt, so bewirkt die Entrückung die Anti-Christus-Fülle. Paulus sagt: „Wenn das Aufhaltende hinweggetan sein wird, alsdann kann der Boshaftige offenbar werden (2Thes 2:7.8). Die Entrückung der Ekklesia gibt dem Antichristen die Möglichkeit, sich „füllemäßig“ offenbaren zu können.

In dieser zweifachen Offenbarungszeit: Christus-Fülle-Gestaltung am Preis-Richt-Stuhl und Antichristus-Fülle-Gestaltung in der dämonischen Einheits-Welt, tritt ein neuer (oder auch der alte) Heils-Körper in die Aus-Gestaltung. Diese Ausgestaltung leiten die zwei Zeugen ein, und bewirken eine weitere Ekklesia, die sich in den 144 000 Versiegelten, in dem Sonnenweib usw. offenbart. Diese Ekklesia hat auch Entrückungen: die zwei Zeugen (Offb 11:12) und das Knäblein in der Wüste (Offb 12:5). Diese Entrückungen sind aber zum „thronos“ (Herrschaftssitz) und nicht zum „bäma“ (Preis-Richt-Stuhl). Am „bäma“ ist die rangmäßige Eingliederung in den Leib Jesu Christi, am „thronos“ ist der Beginn der Hin-Richtungen und Her-Richtungen. Somit haben die Entrückungen der anderen Ekklesia einen anderen Zweck, ein anderes Ziel,eine andere Zeit. Die andere Ekklesia ist die „Braut“, die in der Hoch-Zeit ihrem „Manne“ angetraut wird und dann in der „Heils-Ehe-Gemeinschaft“ den neuen Heilshaushalt (tausendjähriges Reich) einleitet. Selbstverständlich behalten die gesonderten Heilskörperschaften „Mann und Weib“, ihre besonderen Dienste. (Darüber in einer weiteren Abhandlung). Hinsichtlich der Entrückung wird uns aber klar, dass es drei sind: Am Anfang, in der Mitte und am Ende der Jahrwoche. - Die Jahrwoche ist mit ihren unübersehbaren Geschehnissen ein „Mittel“ der Entrückungen. Hier wird auch die Bedeutung der Jahrwoche ersichtlich.

Wer ist Leib und wer ist Weib?

Wer die von der Schrift klar angezeigten Heilskörper (Leib und Weib) zu unterscheiden weiß, der kommt in keine Bedrängnis. Der weiß um die Wesensunterschiede auf der ganzen Linie. Wer aber die Unterschiede nicht weiß, dem sollte man das Nichtwissen über die Wesens- und Zeitunterschiede der Heilskörper entschuldigen und ihm auch die wider-spruchsvollen Behauptungen nicht verargen. - Als Beispiel: Viele Bibelforscher können die Entrückung nur nach der großen Trübsal sehen, weil die Leibesekklesia „durch große Trübsal zur Herrlichkeit eingehen muss“. Als Bestätiung führen sie dann Mt 24:15 an, übersehen nur die wichtige anzeige des nächsten Verses: „Alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist.“ Freilich, wer die Körper nicht unterscheidet und dazu den Leibes-Körper als das „geistliche Israel“ sieht, der muss ihn schon in die „jüdische Trübsal“ hineinbringen. Der verkennt aber auch die Tatsache, dass die Gemeinde Jesu Christi immer schon den Passionsweg ging und in der Ausreifezeit des Antichristentums als das „Aufhaltende“ mit besonderer Leidens-Fülle bedacht wird. - Wer Körperschaften vermengt, muss auch ihre Verhältnisse vermengen. Die Folge sind dann wachsende Probleme.

Noch weit nachteiliger ist das Unterfangen, die Entrückung zu verneinen. Warum tut man das? Weil man den Vor-Gang nicht wahrhaben will. Die Entrückung und Hinrückung hat es nun einmal mit dem Heraus-gerufen-sein in die Christus-Leibes-Einheit zu tun. Wer diese beiden Vorgänge nicht durchlebt, oder sie zufolge sündhafter Bindungen nicht durchleben will, dem ist die Entrückung sogar ein lästiger Dorn im Auge. Merken wir uns: Gegner der Ekklesia sind zwangsläufig Gegner der Entrückung. - Darum auch wird die Entrückung von der „hohen“ theologischen und dogmatischen Verkündigungsliste gestrichen.

Wer wird entrückt?

Es ist nun einmal Tatsache, dass die Entrückung die Ekklesia betrifft. Darum ist ohne ekklesiale Haltung auch die Entrückungsfähigkeit nicht zu erlangen. Nur „die Herausgerufenen“ werden entrückt. In ihrer diesseitigen Herausrufung liegt die jenseitige begründet. - Selbst die weiteren Entrückungen, die in der Mitte und am Ende der Jahrwoche liegen, haben ekklesiale Art. Entrückung und Ekklesia sind nicht zu trennen. Somit ist auch die Frage nach dem „Wer“ geklärt. Nicht die da von der Entrückung viel reden, werden schon entrückt, sondern die der Entrückung würdig sind. Die Würdigmachung ist allein Sache Christi. „Ohne mich könnt ihr nichts tun“.. Die Entrückung geschieht durch den „Posaunenruf Christi“ (1Thes 4:16.17). Dieser Posaunenruf muss „gehört" werden. Für die Entrückung ist also nicht eine fixe Lehrmethode, oder eine ausgeklüngelte „Verwandlungskunde“ nötig, sondern einzig und allein das klare Sein in Christus nach Joh 15:1-11. Nur wer mit Christus in Lebensverbindung ist, wird am Preis-Richt-Stuhl als unentbehrlihes Glied in den Christusleib hineingefügt. Dabei ist zu beachten: „...nachdem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder schlecht.“ Gemeint ist hier nicht das sündig Schlechte und das teuflisch Böse. Solche Dinge müssen auf Golgatha „gerichtet“ werden. Am Preis-Richt-Stuhl wird über das Heils-Lebens-Werk geurteilt. „Holz, Heu und Stoppeln“ werden da „verbrennen“. Das mögen die entbehrlichen und auch unentbehrlichen „frommen Dinge der Zeit“ sein. Ewige Bewertung findet alles, das aus dem „ewigen Bau-Grund“ steht (1Kor 3:11-15).

Noch einige Fragen: Was geschieht mit dem rasenden Schnellzug, dessen Lokführer plötzlich entrückt wird? Was geschieht mit dem Kranken, der auf dem Operationstisch vom Arzt verlassen wird? Ist da nicht Katastrophe im Gefolge? Ist, auf das Gesamte gesehen, im Augenblick der Entrückung nicht eine unvorstellbare Katastrophen-Kette zu erwarten? Das prophetische Wort spricht an keiner Stelle von einer „Entrückungs-Katastrophe“. Im Gegenteil, im Blick auf den Leib Christi wird gesagt, dass der Boshaftige nach dem „Hinwegetanwerden der Aufhaltenden“ offenbar wird. Und das ist seine triumphale Offenbarung! - Seien wir überzeugt, dass Christus die Entrückungs-Folgen genauso wunderbar vollführen wird, wie die Entrückungs-Vorgänge. Weitere Frage: In welchem „Körper-Zustand“ werden die Entrückten sein? Darauf möge uns Paulus antworten: in 1Kor 15:35-58. Lies diese und ähnliche Stellen! Eine Gegenfrage sei erlaubt: Wo ist ein Mensch, der den "Geist-Leib“ erklären kann?

Entrückung führt ins „Gericht“! Aber ins beglückende Gericht, denn da werden gerichtet, die „in Christus sind“. Dieses Gericht erwarten die Christen mit großer Sehnsucht, weil sie da befreit werden von allen Unzulänglichkeiten der „Leibeshütte“, und hineingestaltet werden in die ewige „Aus-Richt-Würde“ Christi. So werden die „Heiligen die Welt und die Engel richten“, wie ihr „Haupt“ es will!

Lies weiter:
8. Leib und Weib Jesu Christi