Der Mensch denkt, und Gott lenkt

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

82. Der Mensch denkt, und Gott lenkt

Dieser Spruch wird von allen gläubigen Menschen gern gebraucht, besonders in schwierigen Lebenslagen. Und wenn sich die Lebensverhältnisse über Erwarten herrlich erweisen, dann sagt man in glaubensvoller Überzeugung zur Ehre Gottes: „Der Mensch denkt, und Gott lenkt.“ Dann ist es ein Glaubens- und Dankesspruch.

Tatsächlich ist es so, dass der Mensch im Blick auf seine Lebensvorgänge viel denkt. Das ist sogar richtig und wichtig. Aber es kommt letztlich nicht auf sein Denken, sondern auf Gottes Lenken an. Nur gut, dass in allen menschlichen Lebensverhältnissen und Lebensentscheidungen nicht das eigene Denken ausschlaggebend ist, sondern Gottes Lenken. Man stelle sich vor, was das für ein Chaos geben würde, - sonderlich hinsichtlich des Gemeinschaftslebens - wenn nur das egoistische Denken das Lebensgefilde bestimmen würde. Wie gut ist es, dass alle irdischen Geschehnisse dem göttlichen Ziel vorbehalten sind. Darum bleibt das Ziel bestehen: „Ende gut, alles gut!“

Nun ist aber der im Thema erwähnte Spruch von einem Menschen gebraucht worden, mit dem er die ganze Welt stutzig machte. Am 8. März 1963 ist aus Rom folgender Vorgang veröffentlich worden: „Mit dem Wort ‚Der Mensch denkt, und Gott lenkt‘ - aus dem Munde eines glühenden Atheisten ungewohnt - antwortete Chruschtschows Schwiegersohn Adschubij nach seiner gestrigen Audienz beim Papst auf die Frage, ob nun demnächst auch der sowjetische Ministerpräsident selbst von Johannes XXIII. empfangen werde.“ - In dieser Situation ist der Spruch: „Der Mensch denkt, und Gott lenkt“ wahrhaftig sehr auffällig. Nicht der Spruch an sich, sondern der Sprecher dieses Spruches macht die ganze Welt hellhörig und sogar fragend.

Ein Ereignis höchsten Grades wird hier bemerkbar. Man beachte die Tatsache: ein bewusster Atheist, sogar ein führender Atheist, der bis dahin über den Sinn dieses Spruches nur gelacht hat, bringt es fertig, vor dem höchsten Religionsführer der Welt, tief gebeugt und ehrfurchtsvoll zu sagen: „Der Mensch denkt, und Gott lenkt.“ Ist das nicht bedeutungsvoll?

Ein Vorgang von höchster Bedeutung

Ob hinter diesem Ausspruch eine klare Überzeugung oder ein diplomatischer Trick liegt, sei dahingestellt. Auf alle Fälle ist festzustellen, dass ein führender Atheist in gewisser Verbeugung vor deinem führenden Religionsmann, - den er bis dahin ganz anders bewertet hat, - einen Ausspruch gebraucht, der mehr als auffällig ist. Man kann sagen: Ein bewusster Atheist stellt sich „gläubig“ auf die Seite des Religionsführers und anerkennt seine Glaubenshaltung.

Dieser Vorgang sieht nach einer Kapitulation aus. Welche Seite sich hier kapitulationsbereit zeigt, ist klar. - Es kristallisiert sich ein Vorgang heraus, der von allergrößter Bedeutung ist. Die nahe Zukunft wird uns hierfür noch überraschende Bestätigungen bringen.

Nehmen wir bitte das eben genannte Geschehen zum Anlass, um das menschliche Denken und das göttliche Denken in der Weltgeschichte, sonderlich in der Endweltgeschichte festzustellen. Nur zwei Vorgänge wollen wir hier ins Auge fassen: Religion und Politik. Das sind die zwei Lebensräume, in denen das Endweltgeschehen entscheidend geprägt wird. - Freilich kann hier unsere Betrachtung nur im Telegrammstil erfolgen. Aber es handelt sich um außergewöhnliche Vorgänge, die genauestens beobachtet werden sollten. Sie beleuchten wichtige Geschehnisse unsere Zeit.

Das Heilsvorhaben Gottes

Zunächst wollen wir das Heilsvorhaben Gottes, nämlich sein Lenken in der Unheilswelt, auf den Leuchter stellen. Dieses Lenken hat den Zweck des totalen Um-Lenkens. Das bekannte Wort Gottes sagt: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf das alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3:16). - Wahrhaftig, dein herrliches Lenkvorhaben Gottes. Es gewann Raum - geschichtlich gesehen - nicht nur im Morgenland und Abendland, sondern beeinflusste sämtliche Bezirke der Welt. Das Heilszeugnis ist weltweit geworden.

Dem stellt sich das menschliche Denken entgegen. Schon in der Urchristenheit, und je länger je mehr, mühte sich das „menschliche Denken“ um eine Abzweigung auf der Lebensbahn. Gerade im christlichen Raum suchte man „Weichensteller“, die den Zug auf andere Gleise umrangieren sollten. Einige Weichensteller wollen wir hier nennen. Als ersten erwähnen wir den Rationalismus (Vernunftglaube). Sonderlich im Mittelalter gewann er den Höhepunkt. Die gesamte Christenheit wurde genötigt, nur an das zu glauben, was „vernünftig“ ist - Doch durch das Lenken Gottes wurde der Rationalismus mit seiner „Un-Vernunft“ entlarvt.

Andere Weichensteller

Ein weiterer Weichensteller - als treuer Begleiter - ist der Liberalismus (= Freisinnigkeit). Was der Rationalismus nicht fertigbrachte, das sollte der Liberalismus durchführen. Tatsächlich gewann er Raum und Herrschaft nicht nur in den Köpfen frommer Menschen, sondern auch im gesamten theologischen Denken und Zeugen. Die theologischen Lehrstühle befinden sich im dicken Nebel des Liberalismus! Gerade hier stimmt der Spruch: „Der Mensch denkt“ - Aber Gottes Lenken ist immer noch offenbar. Gott hat bislang noch genügend „Aufhaltende“, die dem „Glauben an die Lüge“ im Wege stehen. Die Wahrheits-Zeugen sind noch sieghaft.

Ein hervorragender Weichensteller ist der Theismus (= Gottglaube ohne Glauben an die Offenbarung). Hier ist ein hochverführerischer „Denk-Vorgang“ am Werk. Eine Gipfelmache ist es. Sie hat ihre Höhenfunktion in dem bereits weltumfassenden Bekenntnis: „Wir glauben alle an einen Gott“. Der Theismus ist für das menschliche Denken ein Grundprinzip.

Noch ein Weichensteller muss genannt werden: Atheismus (= Gottesleugnung). Die Vielzahl der Menschensorten erfordern die Vielzahl der Verführungsmethoden. Sonderlich die Menschen, die die Idee vertreten: „Wir schaffen es“, müssen atheistische Ideologie zur Grundlage haben. Der Atheismus ist ein großer Funktionär in der Religion. Sein Prinzip ist: „Ihr werdet sein wie Gott!“

Aus dem Atheismus entwickelte sich spontan der Nihilismus (= Umsturzlehre). Der Nihilismus ist radikal und fordert aus prinzipiellen Gründen den Umsturz. - Um den radikalen Umsturz im Sinne seiner Ideologie bewerkstelligen zu können, bemächtigt er sich auch der Politik (= Staatskunst). Die Staats- und Weltpolitik muss zur Hilfe herbeigerufen werden, damit der Umsturz radikal und total gelingt. Diktatorische Ideologie oder Macht-Ideologie.

Umsturz in der Politik

Darum muss auch in der Politik ein radikaler Umsturz durchgeführt werden. Die bisherige Staatenführung muss umgestürzt werden durch die bezaubernde Ideologie des Kommunismus (= Gütergemeinschaft) - Wie herrlich wird das Leben der gesamten Menschheit sein, wenn nicht einer den anderen berauben kann, sondern einer für den anderen leben muss. Alle gleich reich und alle gleich arm. Und nun heran: „In einigen Jahren haben wir den Westen weit überflügelt. In einigen Jahren haben wir - haben wir - haben wir! Ja, in einigen Jahren haben wir die Ideologie des Westens beerdigt!“ - Der Mensch denkt, und ....

Wunderbar hat sich auch hier das Lenken Gottes erwiesen. Alle diese menschlichen „Denk-Machenschaften“ haben eine Pleite erlebt. Das viel bezeugte Überflügeln hat sich bereits in die Meinung verwandelt, dass der Osten „unter die Flügel des Westens“ eilen muss. - Die diktatorische Ideologie ist im Bankrott! - Übersehen wir nicht die Tatsache, dass das Lenken Gottes das finstere Denken der Menschen immer noch vereinzelt, aber nicht endgültig gerichtsmäßig, sondern heilsmäßig lenkt. Liebe und Gnade haben die Führung. Liebende und Begnadigte stehen immer noch in den Lenk-Diensten Gottes.

So geht es immer weiter. Das unheilsmäßige Denken und das heilsmäßige Lenken stehen sich laufend gegenüber. Das Gegenüber ist oftmals ganz kampfeslustig. Jedoch nicht von der göttlichen Seite. Der Mensch will mit seinem Denken Gott bestimmen; aber Gott will mit seinem Lenken den Menschen in Liebe gewinnen. Wie lange wird dieser Zustand noch dauern?

Auf dem Weg zum Theismus

Auf der menschlichen Seite bleiben die oben genannten Weichensteller stur in ihren Diensten. Zwar den örtlichen Verhältnissen angepasst, aber auf die Allgemeinheit ausgerichtet. Anpassung und Ausrichtung sind oft so listig, dass der Erfolg nicht ausbleiben darf. Wenn es sein muss, dann treten die Abgrunds-Zeugen als „Zeugen des Lichts“ auf. Anders gesagt: Wenn der Atheismus nicht mehr glaubhaft ist, dann muss das maskierte Gegenteil bezeugt werden, nämlich Theismus. „Wir glauben alle an einen Gott!“ - Nur nicht an Christus, den Heilsoffenbarer Gottes. Der Theismus, - verwurzelt im Liberalismus - lehnt es glatt ab, dass Christus der Weg zu Gott ist. Der Weg zu Gott ist unsere Moral und Sitte. Wenn wir diesen Weg beschreiten, dann kommen wir zu Gott, noch mehr, dann sind wir Gott. Der eigene Leistungs-Weg führt und zu Gott. Der andere Weg ist zu simpel.

Wir sind augenblicklich am Übergang vom Atheismus zum Theismus. In diesen Übergangsdiensten bleiben selbstverständlich der Rationalismus und der Liberalismus als gute Helfer eingespannt. Wo es sein muss, können Sie auch in ihrer Art auftreten. Wichtig ist aber, dass das Ziel erreicht wird: Theismus! „Wir glauben alle an einen Gott.“ Das ist der Treffpunkt für alle Menschen. Da gibt es für keine Religionsrichtung, kein Dazwischenreden mit Wenn und Aber, sondern nur noch die gute und volle Möglichkeit zum Ja!

Geht etwa die heutige Entwicklung in diese Richtung? Lasst uns bei dieser wichtigen Frage das „menschliche Denken“ ausschalten. Sonst erreichen wir ein „Denk-Resultat“. Gottes Wort müssen wir reden lassen. Sonderlich das Wort, das die Endgeschichte aufzeigt. Dieses Wort will uns ein Licht sein auf unserem Wege. Welche Belehrung gibt es uns?

Nur auf zwei endgeschichtliche Darlegungen wollen wir hier hinweisen. „... und sich überhebt über alles, was Gott benannt wird oder Gegenstand der Verehrung ist, so dass er sich selbst in den Tempel setzt, den Erweis aufbringend, er sei Gott“ (2Thes 2:4). - „Diese haben eine Meinung und sie geben ihre Macht und ihre eigene Vollmacht dem wilden Tier. Diese werden mit dem Lämmlein streiten, und das Lämmlein wird sie überwinden ....“ (Offb 17:13.14).

Der Welt-Haupt-Mann

Zu der ersten Bibelstelle ist Folgendes zu sagen. Der Welt-Haupt-Mann, der der Spitzenmann der total vereinten Endwelt sein wird, ist nicht nur der Spitzenmann der politisch vereinten Welt, sondern in erster Linie der Spitzenmann der religiösen Welt. Er ist der „Führer“ aller Gottesdienste, aller Gottesverehrung, ja sogar Führer der Gottesauffassung! Er setzt sich in den Tempel und gibt sich aus als Gott. In ihm ist der ewige Gott verkörpert und offenbar. Wichtig ist zu wissen, dass im Endgeschehen die Welt nicht atheistisch ist. Das Bekenntnis: „Wir glauben alle an einen Gott“ ist hier in voller Realitiät. Die davor liegende atheistische Zeit hatte eben nur eine davor liegende (zubringende) Bedeutung. In der Zeit hatte der atheistische Rangiermeister selbstverständlich große Aufgaben. Aber im Ende, in der Zeit der wahrhaftigen Gottesbegegnung, muss alles höchst göttlich ausgestaltet sein. - Darum ist in der gegenwärtigen Zeit der Anlauf zu der religiösen Einheitswelt so wichtig. Darum muss in der gegenwärtigen Zeit der Liberalismus sein volles Werk verrichten, damit der Theismus unbegrenzt und vollgültig sein globales Gotteswerk ausführen kann. Der Liberalismus ist der unentbehrliche Handlanger des Theismus. Wichtig ist auch zu wissen, dass die religiösen Prinzipien das tragende Element der Endwelt sein werden. Selbst die Politik wird nach der religiösen Weltstruktur ausgerichtet sein. Die Welt dient ja dann mit ihrer Staatskunst dem Gott, der im Tempel zu Jerusalem residieren wird. Die Endwelt wird eine höchst religiöse Welt sein. Darum: „Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an ...“ (Offb 13:8).

Kampf dem Lämmlein

Die zweite Bibelstelle gibt eine weitere sehr wichtige Aufklärung über das Endweltgeschehen: „Diese werden streiten (Krieg führen) mit dem Lamm“. Knoch bezeichnet dieses Lamm mit dem Wort Lämmlein. Sachlich gesehen noch schöner. Der wiederkommende Christus ist in der Wesenhaftigkeit eines Lämmleins. Und nun: Kampf dem Lämmlein! Was ist damit angezeigt? Schlicht gesagt: Die theistische Welt, d.h. die „Gott-Glaubenden“ werden kampfesmäßig gegen den von Gott gesandten Erlöser ziehen. Erlöser und Erlösung? Brauchen wir die? Wovon will er uns erlösen? Und wer ist der Erlöser, der noch als Lämmlein gekennzeichnet ist? Ist das nicht der Jesus von Nazareth, der in selbstgefälliger Weise sagte: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich?“ Der verlangt und erwartet, dass wir sagen: „Wir nichts, aber Er alles?“ Will er uns zu den „Nichtsen“ machen? Höre: Die theistische Welt wird den Erlöser ablehnen, weil sie die Erlösung ablehnt. Denn sie ist restlos überflüssig, ja sogar schwer beleidigend. - „Der Mensch denkt!“

„Und Gott lenkt.“ Wie wird er zuletzt lenken? Mit einem furchtbaren Gerichtsgeschehen. Die Schwere des Gerichts ist in Offb 9:15.18 angezeigt. Aber bis zur letzten Sekunde vor dem Gerichtseinbruch ist der offenbar werdende Richter noch das Lämmlein. Beachte die Tatsache: Bis zur letzten Sekunde noch Gnadenangebot. Allerdings, wer bis zuletzt die Gnade ablehnt, ja sie sogar schmäht, der muss sein „Ver-Dienst“ auf sich nehmen. „Was der Mensch sät, das wird er ernten.“ - Der letzte Befund: Der Mensch, der vom Widersacher geprägte Mensch, will mit seinem „Denken“ Gott bestimmen. Aber Gott lenkt. Jahrtausende hindurch ist sein Lenken im Lammes-Angebot. Er wird nicht müde, das „Lamm Gottes“ immer wieder einzusetzen. Welch ein Opfer! Wenn aber die vermeintliche „Gottes-Welt“ gegen das Lamm ziehen wird, dann beginnt Gott zu lenken mit dem Gericht und im Gericht. - Das Endgericht steht weiterhin in den Lenkdiensten Gottes. Jetzt unbehindert. Wie lange? Bis er sein Ziel erreicht hat! „Du bringst uns doch zum Ziele, auch durch die Nacht."

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