Das Werk der zwei Zeugen

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

87. Das Werk der zwei Zeugen

Die vom Seher Johannes angezeigten zwei Zeugen (Offb 11) werden sehr verschieden gesehen. Es ist bedauerlich, dass gerade diese Endanzeige so missdeutet wird. Die einen sagen, dass dieser apokalyptische Bericht eine Mythe sei, die die Denkweise eines Orientalen aufzeigt. So etwas darf den denkenden Christen der Neuzeit nicht aufgetischt werden. Andere sagen, dieser Bericht zeige die Vorgänge der gegenwärtigen Zeit. Wir leben schon lange in der von Johannes angezeigten Endgeschichte. Darum müssen die zwei Zeugen als geschichtliche Persönlichkeiten gesehen werden. Noch andere sagen, die eschatologische Anzeige von den zwei Zeugen sei nur symbolisch zu fassen. Es geht da nicht um zwei Zeugen, sondern um zwei Zeugenrichtungen oder zwei Zeugengruppen, die zwar geteilt, aber doch nebeneinander vorhanden sind. Die zwei Zeugengruppen heißen katholische Kirche und evangelische Kirche. - Fast unübersehbar sind die Meinungen und Deutungen über die zwei Zeugen. Es ist erstaunlich, wie weit sogar die Gläubigen vom „Glauben an das Wort“ abweichen und einem rein menschlichen Gemenge huldigen.

Unsere Pflicht ist, das Wort wörtlich zu nehmen. In heiliger Ehrfurcht sollten wir das Wort Gottes lesen, und es auch in heiliger Ehrfurcht deuten. Gerade die zukünftigen Geschehnisse müssen so genommen werden, wie sie angezeigt sind. Erst dann ist uns das prophetische Wort ein „Licht auf unserem Wege“.

lm Blick auf die zwei Zeugen ist es überaus wichtig zu wissen, dass sie in besonderer Weise von Gott berufen, und zu einer bestimmten Zeit eingesetzt werden. Zu einer bestimmten Zeit? Ja, denn sie treten auf in den ersten dreieinhalb Jahren der schon von Daniel angezeigten Jahrwoche. Diese Jahrwoche ist die ausgereifte Zeit, in der die Welt in jeder Hinsicht (sonderlich in religiöser) total vereint ist, und unterstellt bleibt einem Oberhaupt, das sich an die Spitze aller Gottesdienste und aller Gottesverehrung setzt. Lies 2Thes 2:4! - In dieser Zeit sind die zwei Zeugen sehr nötig, zumal die bisherigen Zeugen (die Glieder des Leibes Christi) entrückt sind. Diese Zeugen waren die „Aufhaltenden“, die hinweggetan werden mussten, damit das Boshafte und der Boshafte offenbar werden. Lies 2Thes 2:5-8!

Am Tag des Herrn

Wichtig ist auch zu wissen, dass der Seher Johannes die zwei Zeugen mit ihrem ganzen Werk am „Tag des Herrn“ sieht (Offb 1:11). An diesem „Tag“ ist der Leib Christi bereits bei seinem Haupt, um mit ihm endgültig verkörpert zu werden. Und dann kommt der Fülle-Christus wieder „mit seinen Heiligen“. Lies Offb 17:14 und 1Thes 3:13. - Wenn der Christus zu seiner Fülle gelangt, dann ist der Anbruch seines „Tages“ da. Dann beginnen die Endwelt-Vorgänge. Johannes sagt diesbezüglich: Danach (nach der Gemeindezeit) sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel und die erste Stimme, die ich gehört hatte mit mir reden als eine Posaune, die sprach: Steig her (Hinrückung), ich will dir zeigen, was nach diesem (Gemeindezeit) geschehen soll“ (Offb 4:1). Was nun geschieht, ist am „Tag des Herrn“!

Jetzt (am „Tag des Herrn“) treten die zwei Zeugen auf. Das ist wahrhaftig eine besondere Zeit. Ausgereifte Antichristenzeit! Darum haben die zwei Zeugen eine ganz besondere Aufgabe. Nach der Offenbarung des „Boshaften" haben sie ihre bedeutungsvollen Zeugendienste. Das ist wahrhaftig etwas ganz Neuartiges. Darum müssen die zwei Zeugen besondere Fähigkeiten haben, um in dieser ausgereiften Antichristenheit bestehen zu können. Zwar haben sie nur eine Wirkungszeit von tausendzweihundertsechzig Tagen (erste Hälfte der Jahrwoche), aber das ist eine ganz erstaunliche Zeit. Wo und wie sind sie am wirken?

Der Auftrag der zwei Zeugen

„Ich will aber meinen Zeugen Auftrag geben, und sie sollen weissagen zwölfhundertsechzig Tage lang mit Säcken angetan. Dies sind die beiden Ölbäume und die beiden Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. Will sich jemand an ihnen vergreifen, so geht Feuer aus ihrem Munde und verzehrt ihre Feinde. Ja, will sich jemand an ihnen vergreifen, der soll auf diese Weise getötet werden. Sie haben die Vollmacht, den Himmel zu verschließen, damit kein Regen falle in den Tagen der Weissagung. Sie haben auch die Vollmacht, das Wasser in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit allerlei Plagen, sooft sie wollen. Wenn sie aber ihr Zeugnis vollendet haben, dann wird das Tier, das aus dem Abgrund steigt, mit ihnen kämpfen, es wird sie überwinden und töten. Ihre Leichen werden liegen auf dem Marktplatz jener großen Stadt, die geistlich Sodom und Ägypten heißt, wo auch ihr Herr gekreuzigt worden ist. Leute aus den Völkern, Stämmen, Sprachen und Geschlechtern werden ihre Leichen drei und einen halben Tag da liegen sehen; aber sie werden nicht dulden, dass man ihre Leichen begrabe. Denen die Erdbewohner freuen sich über ihren Tod und sie sind voll Jubel, ja sie werden einander Geschenke senden; denn diese beiden Propheten haben den Erdbewohnern Qual bereitet. Nach der halben Woche aber kam ein Lebenshauch von Gott in sie; sie stellten sich auf ihre Füße, und große Furcht erfasste alle, die sie sahen. Dann hörte ich, wie eine laute Stimme vom Himmel zu ihnen sprach: Kommt hierher! Da stiegen sie vor den Augen ihrer Feinde in einer Wolke zum Himmel auf“ (Offb 11:3-12). - Nach Albrecht.

Diese Darlegung des Sehers Johannes gibt uns einen klaren Überblick über die ganze Wirkungszeit der zwei Zeugen. Zunächst soll uns das „Wo" ihres Dienstes wichtig werden. Sie wirken in Palästina, Israel, Jerusalem, Tempel, und „wo auch ihr Herr gekreuzigt wurde“ Diese Schau ist wichtig, weil wir damit genauestens angezeigt bekommen, in welcher Nation ihr erster Zeugenerfolg festzustellen ist: 144 000 aus den zwölf Stämmen Israels (Offb 7:4). Damit ist auch genauestens angezeigt, wann die zwei Zeugen zu ihren sehr wichtigen Diensten auftreten: Wenn das zukünftige Israel im vereinten Weltgeschehen mitführend und mitregierend sein wird. Mit Johannes gesagt: Wenn die Reiterin und Lenkerin im Sattel des Welttieres sitzt (Offb 17:3).

Ausgestattet mit Wunderkräften

Weiter soll uns die sehr wichtige Anzeige klar werden, dass die zwei Zeugen mit ganz überraschenden „Wunder-Kräften“ ausgestattet sind. Diese Kräfte zeigen an, dass die beiden Männer übernatürlicher Art sind. Sie sind also nicht zwei ganz gewöhnliche Menschen, sondern Männer mit einer außergewöhnlichen Voll-Macht! Darum auch mit einem ganz besonderen Auftrag.

Ganz eindeutig ist angezeigt, dass diese zwei Zeugen Wunderkräfte haben, die sie nicht nach ihrer Willkür, auch nicht zum Zwecke eines Weltgerichtes gebrauchen, sondern: „... So sich jemand an ihnen vergreifen will.“ Höre: Nur zum Schutz ihres Zeugnisses gebrauchen sie diese Sonderkräfte. Die Anwendung ihrer Wunder-Kräfte ist also nur lokalisiert, d. h. in Einzel- und Sonderfällen zu sehen. - Nicht mit einer Silbe ist im prophetischen Wort angezeigt, dass die zwei Zeugen Weltkatastrophen bewerkstelligen werden. Sie haben nicht den Auftrag die Welt zu richten, sondern ein Heilszeugnis abzulegen. „Dies sind die beiden Ölbäume und die beiden Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.“ Die zwei Zeugen sind Zeugen, und bleiben Zeugen und werden ihre Kräfte anwenden, wo sie ihr Zeugnis für ihre Zeugenszeit bewahren müssen.

Diese Tatsache wird uns noch klarer, wenn wir bedenken, dass in der ersten Hälfte der Jahrwoche, in der die beiden Zeugen am Wirken sind, kein Weltkampf irgendeiner Art besteht, sondern eine totale Ruhe, ein Ruhe-Stand. „Friede und Sicherheit“ ist hier das Weltkennzeichen. Die „Gerichtsengel“ die zu der Zeit (Tag des Herrn) ebenfalls auftreten, erhalten den strengen göttlichen Befehl: „Beschädigt die Erde nicht, noch das Meer, noch die Bäume, bis dass wir versiegeln die Knechte Gottes an ihren Stirnen.“ Lies Offb 7:1-8! - Achten wir auf den klaren Tatbestand: Die erste Hälfte der Jahrwoche ist triumphal! Da ist nicht die geringste Weltkatastrophe sichtbar, weil Gott hier was vorhat.

Freilich wird dieser triumphale Weltzustand rasch gestört durch die zwei Zeugen. Sie tragen der jubelnden Einheitswelt was vor, das ganz absurd ist. Johannes sagt uns, wie die beglückte Welt die Zeugnisse der zwei Zeugen empfindet: „... denn diese beiden Propheten haben den Erdbewohnern Qual bereitet.“ Qual in zweifacher Weise:

  1. ihr Zeugnis, das vom „Himmel“ sein soll, ist ganz revolutionierender Art. „Wenn das so weitergeht, dann ist dem jauchzenden Weltverhältnis bald ein Ende gesetzt.“
  2. Sie wenden hier und da „Kräfte“ an, die äußerst aufsehenerregend sind. - „Wollen diese revolultionierenden Geister etwa unsere herrlich erneuerte Welt an sich reißen? Das sind Quäl-Geister“! Wie können sie mit ihrem zunehmenden Einfluss unschädlich gemacht werden?“

Die zwei Zeugen und das Welttier

Es ist durchaus möglich, dass die zwei Zeugen mit ihren Wunder-Kräften dem siebenfach behaupteten Welttier, das zusätzlich von einer Reiterin gelenkt wird, am Haupt eine „Todeswunde“ beibringen werden. Lies Offb 13:3 und Offb 17:1-11, denn gerade dieses demokratisch ausgerichtete Regierungsgebilde, das von einem gewissen Völkchen massiv gelenkt wird, wird alles unternehmen, um die „Quäl-Geister zum Schweigen zu bringen. Da werden wahrscheinlich die Wunder-Kräfte schützend angewandt werden müssen. - Aber sofort greift der „Drache“ ein und heilt das Welttier (Offb 13:3). Dieses „heil gewordene Tier aus dem Abgrund“ greift ebenfalls radikal ein und tötet die zwei Zeugen. Dass das geschehen kann, ist „zeitbedingt“. Gott weiß warum und wozu.

Bleiben wir bei der Tatsache, dass die beiden Zeugen ihre Wunderkräfte nicht zur Weltvernichtung gebrauchen, sondern zum Schutz ihres Zeugnisses in ihrer Wirkungszeit. Nur diejenigen, die sich an ihnen übermäßig vergreifen, werden gründlich abgeschlagen. Selbst die von Johannes erwähnte „Trockenperiode“ wird nur für den Bezirk angewandt, in dem ihre größten Gegner sind. Das wird ihr direkter Wirkungskreis sein, in dem man sie sonderlich erleben kann, sei es zeugnismäßig oder schutzmäßig. - Jedoch die gesamte Welt wird von dem tragischen „Regierungs-Ereignis“ zwar schockiert, aber nach der „Drachen-Heilung“ umso mehr überzeugt sein von dem triumphalen Verhältnis der nunmehrigen Welt. Johannes weiß diesbezüglich zu sagen: „Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres und beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: „Wer ist dem Tier (Abgrundstier) gleich? Wer kann mit ihm kriegen? Und ward ihm gegeben ein Mund zu reden große Dinge und Lästerungen und ward ihm gegeben, dass es mit ihm währte zweiundvierzig Monde lang“ (die katastrophale zweite Hälfte der Jahrwoche). Lies Offb 13. - Wir sehen sehr deutlich, dass die zwei Zeugen nur für ihre Zeugenszeit, also ganz begrenzt ihre Wunderkräfte anwenden. Da sind sie die legitimen Zeugen. Wenn aber ihre Zeit beendet ist, dann kommen die Gerichtsengel in Tätigkeit, die auf ihre Gerichts-Dienste schon dreieinhalb Jahre warten. Sie öffnen die „Siegel“ und gießen aus die „Zornschalen“ Gottes. Lies Offb 6 und andere Stellen“! Ihr letzter Gerichtsakt ist in Offb 9:15.18 angezeigt. Doch wohlgemerkt: Hier sind vier Gerichtsengel am Werk. Die zwei Zeugen sind zu der Zeit bereits anderweitig. Wir werden sie noch sehen.

Wer sind die zwei Zeugen?

Etwas müssen wir auch noch sagen über das persönliche Verhältnis der zwei Zeugen. Wer sind sie dem Namen nach? Johannes benennt sie nicht. Aber ihre gesamte Wesenhaftigkeit und Wirksamkeit erinnert an Mose und Elia. Ob die es sind, kann niemand behaupten. Aber für sie spricht auch die Tatsache, dass sie schon mehrfach eingesetzt wurden. Man denke an die Begebenheit auf dem Verklärungsberg (Mt 27:3). Bei ausschlaggebenden Begebenheiten werden ausschlaggebende Männer eingesetzt. Warum sollten die gleichen Zeugen nicht im ausschlaggebenden Endweltgeschehen wiederum eingesetzt werden? Hinzu kommt für sie ein Erleben, das bei ihnen bis dahin noch fehlt:

Die zwei Zeugen werden von dem heil gewordenen „Tier aus dem Abgrund“ zwar getötet, aber ...: „Nach einer halben Woche (Tageswoche) kam ein Lebenshauch von Gott in sie: sie stellten sich auf ihre Füße.“ Auferstehung! Hinzu kommt die gleichzeitige Entrückung! - Heraus aus der Nähe des Todesfürsten und hinein in die Gegenwart des Lebensfürsten.

Die erste Auferstehung

Zu beachten ist aber, dass die zwei Zeugen die „erste Auferstehung“ einleiten. Die Zeugen vor ihnen (Gemeinde Jesu Christi) sind zu der Zeit bereits bei Christus. Sie erlebten die „Erstlingsauferstehung“ (kann auch Ausauferstehung benannt werden), mit dem Abschlussgeschehen der Entrückung. Sie sind dem Erstling, Christus, auch in der Auferstehung gleichgestaltet. Denn sie sind sein Leib, seine ganz persönliche Verkörperung. Sie sind am „Tag des Herrn“ in den verkörperten Christusdiensten. „Wisset ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden?“ (1Kor 6:2). Darum erlebt die Ekklesia die Erstlingsauferstehung. Lies 1Thes 4:13-18 und Phil 3:10.11!

Erst nach der Entrückung der „Leibes-Zeugen“ (Entrückung als Abschluss der Erstlingsauferstehung) treten die zwei Zeugen au. Sie haben 'ihre’ Zeit und werden getötet und auferstehen. Ihre Auferstehung ist die „erste Auferstehung“, die eine Einleitung ist für einen neuen Heils-Dienst-Körper. Dieser neue Heilsdienstkörper ersteht in der „gezählten“ Zeit, und wird als Braut dem wiederkommenden Bräutigam in der wunderbare „Hoch-Zeit“ angetraut.

Darum wird auch die Entrückung der zwei Zeugen nicht sein zum Bema (Preisrichterstuhl Christi), sondern zum Thronos“! Lies Offb 12:5! Am Thronos versammelt sich die neue Körperschaft, die die Nationen „weiden wird mit einem eisern Stabe“. Da wird das Heilsgeschehen „eisern“ sein, weil der Durcheinanderwerfer gebunden sein wird. „Eisern“ auch in der Heilsvollführung.

Die sichtbaren und greifbaren Heilsgeschehnisse im Millenium sind vorbehalten jener Heilsgruppe, die vom „Sonnenweib“ herausgeboren wird in der „End-Wüste“, dann aber in „Mannes-Würde“ sich setzt auf den Thronos. Von diesem erhabenen „Heils-Regierungs-Thron“, zu dem die zwei Zeugen zuerst hingerückt werden, beginnt das weltumfassende Heilsgeschehen ganz „eisern“. Das ist das erhabene Werk, das eingeleitet wird durch die zwei Zeugen. -

Kurzüberblick am „Tag des Herrn“: Auftritt der zwei Zeugen (Männer aus Israel), 144 000 aus den zwölf Stämmen Israels, Sonnenweib aus Israel, das da gebiert den „Männlichen“, der dem Fülle-Christus angetraut wird bei der „Hoch-Zeit des Lammes“, und dann sitzen wird auf dem „Heils-Regierungs-Thron“ Christi, um die Nationen zu „weiden mit einem eisernen Stabe“.

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