Christentum und Welt in einer Front

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

59. Christentum und Welt in einer Front

In dieser Abhandlung soll das Welt-Christentum angedeutet werden. Um es von vornherein in klarer Sicht zu haben, sei auf die Tatsache hingewiesen, dass es zwei Christentümer gibt. Grundmerkmale: ekklesiales Christentum (= herauswahlmäßig) und universales Christentum (= allumfassendes). Beide Christentümer waren immer getrennt. Zuweilen standen sie im harten Kampf. Gegenwärtig ist eine gewisse Kampfpause erkennbar. Nicht aus Gründen des Einigwerdens, sondern des bewussten Entgegenkommens. Eine Koexistenz soll es werden. Anders gesagt: Ökumenische Bemühungen sind es. Sie erweisen sich darin, indem man dem ekklesialen Christentum, das so klein und weltfremd ist, die letzte Möglichkeit gibt, sich dem weltumfassenden und weltberühmten Christenverband anzuschließen. Wenn das erfolgt, dann sind die so quälenden Gegensätze überwunden. Dann kann das Wort Jesu sich erfüllen: „Auf dass sie alle eins seien“ (Joh 17:21)

Das ekklesiale Christentum lebt nach dem Grundsatz seines Meisters „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18:36). „Sie sind nicht von dieser Welt, wie auch ich nicht von dieser Welt bin“ (Joh 17:14). Ihr Bekenntnis lautet: „Unser Bürgerrecht ist im Himmel“ (Phil 3:20).

Anders sieht es bei dem universalen Christentum aus. Auch da handelt man nach der Bibel: „Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker; und taufet sie ein dem Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes; und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ (Mt 28:19.20). Deshalb ist man in der gewissen und freudigen Erwartung: „Wenn die ganze Welt christianisiert ist, dann ist das Reich Gottes da!“

Welt-Verchristlichung

Verchristlicht muss darum werden nicht nur die Erkenntnis und das Bekenntnis der Menschen, sondern auch ihre ganze Lebenshaltung. Zu der gesamten Lebenshaltung gehört vor allem der Welt-Sozialismus, die Welt-Wirtschaft und die Welt-Politik. Im letzteren muss noch eine gründliche Verchristlichung durchgeführt werden, zumal da die größten Nöte und Beschwerden bestehen. Soll die Welt eine triumphale Haltung erlangen, dann muss in erster Linie die „Welt-Staatskunst“ ganz himmlisch ausgerichtet sein.

Das Bestreben nach der Welt-Verchristlichung ist übrigens keine neue Sache. Dieses Bemühen ist in der ganzen Kirchengeschichte feststellbar. Vielfach ist schon eine diesbezügliche Verwirklichung erkennbar gewesen. Und doch hat sich dieses „Welt-Kirchenregiment“ noch nicht durchsetzen können, weil die Welt dafür noch nicht reif war. Es fehlte eben die erforderliche Verchristlichung. - Wenn das künftig der Fall sein wird, dann ist das Reich Gottes da!“ -

Verchristlicht muss darum werden, nicht nur die Erkenntnis und das Bekenntnis der Menschen, sondern auch ihre ganze Lebenshaltung. Zu der gesamten Lebenshaltung gehört vor allem der Weltsozialismus, die Welt-Wirtschaft und die Welt-Politik. Im letzteren muss noch eine gründliche Verchristlichung durchgeführt werden, zumal da die größten Nöte und Beschwerden bestehen. Soll die Welt eine triumphale Haltung erlangen, dann muss in erster Linie die „Welt-Staatskunst“ ganz himmlisch ausgerichtet sein.

Vereinigung aller Religionsrichtungen

Beachtet muss auch werden, dass bei diesem welterfassenden und weltumfassenden Geschehen nicht nur die Christen-Gemeinschaft dabei sein soll, sondern die gesamte Religions-Gemeinschaft. Wenn eine Front entstehen soll, dann müssen alle Religionsrichtungen liniengetreu ausgerichtet sein. Zwischen den verschiedenen Religionen dürfen keine trennenden Unterschiede bestehen. Unterschiede können bleiben, aber nur zum Zwecke der belebenden Konzentration.

Wann kann, und wann wird solches geschehen? Ist diese Frage überhaupt zu beantworten? - Lassen wir das prophetische Wort reden, denn es ist das „Licht am dunklen Ort" (2Petr 1:19).

Zunächst sehen wir uns ein Wort an, das als Prophetie zu wenig beachtet wird: „Lasset euch niemand verführen in keinerlei Weise; denn er kommt nicht, es sei denn, dass zuvor der Abfall komme, und offenbart werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens, welcher widersteht und sich selbst erhöht über alles, was Gott heißt oder ein Gegenstand der Verehrung ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, er sei Gott“ (2Thes 2:3.4). Was hat Paulus zu sagen? Kurz: Wenn der Welt-Haupt-Mann offenbar wird, dann ist er der Spitzenmann aller Gottesdienste und aller Gottesverehrung. Er wird also nicht nur der politische Weltregent sein, sondern vornehmlich der Welt-Religions-Präses. In seiner Person ist alles zusammengefasst. Die Kardinalstugend der ganzen Zusammenfassung ist eben die Religion. Sie verklärt das ganze Weltgeschehen. Alle Weltfunktionen sind durchleuchtet von der unentbehrlichen Religion.

Christentum und Welt in einer Front

Paulus weiß noch mehr zu sagen: „Er setzt sich in den Tempel.“ - Das kann nur der Tempel in Jerusalem, im jüdischen Lande sein. Also, der Welt-Haupt-Mann ist ein autoritärer Weltreligionsmann, der seine Religiosität in heiliger Treue bekundet, sogar mit allen kultischen B elangen und der Respektierung des kultischen „Sitzes“. - Daniel deutet an, dass dieser Mann „Opfer und Speisopfer“ ausüben wird (Dan 9:27). Erst ab Mitte der Jahrwoche gibt’s eine Änderung, auf die wir noch zu sprechen kommen.

Dieser eben genannte Mann ist zweifellos der Spitzenmann der ganzen Welt. Er vertritt und bezeugt eine klare Welt-Linie. Und weil er gleichzeitig auch der religiöse Spitzenmann ist, darum ist seine Regierungslinie restlos auslimitiert. Alles, aber auch wirklich alles ist dann in einer Front!

Paulus hat auch an anderen Stellen von der religiösen Endwelt etwas zu sagen gehabt. Immer wieder hat er das Endgeschehen in der Vereinheitlichung gesehen. Dabei ist die Religion immer der krönende Beschluss. Man lese aufmerksam 2Tim 3:1-5. Da wird „in den letzten Tagen“ die Menschheit mit achtzehn satanischen Lebensmerkmalen aufgezeigt. Eine ganz beängstigende Darstellung. Das zusätzliche oder krönende Merkmal lautet: „Die eine Form der Gottlosigkeit haben, deren Kraft aber verleugnen.“ Das ist die Besiegelung der Haltung der Menschen der „letzten Tage.“ Durchaus religiös ausgerichtete Menschen. Aber wie? - Christentum und Welt in einer Front.

Der Seher Johannes weiß die von Daniel angedeuteten Vorgänge der „Halb-Zeit“ (= mitten in der Jahrwoche) noch eingehender zu beleuchten. Er sagt: „Und ich sah der Häupter eines, als wäre es tödlich wund; und seine tödliche Wunde ward heil. Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres. Und beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an uns sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Und wer kann mit ihm kriegen? Und es ward ihm gegeben, ein Mund zu reden große Dinge und Lästerungen, und ward ihm gegeben, dass es mit ihm währte zweiundvierzig Monde lang. Und er tat seinen Mund auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Hütte und die im Himmel wohnen. Und ihm ward gegeben zu streiten mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ihm ward gegeben Macht über alle Geschlechter und Sprachen und Nationen. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes, das erwürgt ist von Anfang der Welt“ (Offb 13:3-8).

Änderung in der Halb-Zeit

Auch dieses klare Wort besagt, dass durch die Ereignisse der Halb-Zeit die Einheitsfront nicht etwa brüchig wird, im Gegenteil, nur sehr gestärkt. Wohl wird in der Halb-Zeit ein großes Geschehen sichtbar. Es betrifft aber nur das erste Regierungs-Haupt-Gebilde. Lies Offb 17:8-11! Diese Haupt-Erneuerung hat die Zeugengeschichte zum Anlass. Wenn aber nunmehr das „Haupt aus dem Abgrund“ in höchster Diktatur das Weltregiment übernimmt, dann ist die bislang unerschütterte Weltfront nur noch befestigt! Ausdrücklich sagt Johannes: „Und beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Und wer kann mit ihm kriegen?... Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an.“ Also Einheitsfront bis zu dem rätselhaften Gehabe: Drachenanbetung!

In der Halb-Zeit sind noch mehr Vorgänge, die hier nur kurz unterstrichen werden sollen: „Und es tat seinen Mund auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Hütte und die im Himmel wohnen“. Was geschieht da? Die gesamte Menschheit geht über zum offenen Kampf gegen Gott, seinen Namen, seine „Hütte“, und alle, die „im Himmel wohnen“. - Antichristentum (nicht mehr verdeckt, sondern offen) und Welt in einer Front!

Weiter: „Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier, die werden sie mit Feuer verbrennen“ (Offb 16). Was wird hier angezeigt? Die zehn Hörner (= Symbol der Welt-Macht) und das Tier aus dem Abgrund (als der absolute Spitzenmann), werden die „Hure“, d.h. den Reiter (= Israel) vernichten. - Katastrophengeschehen über Israel. Aber dieses Geschehen bewirkt nicht Zersplitterung, sondern noch tiefere Befestigung der Welt-Einheitsfront.

Der falsche Prophet

Die Halbzeit hat noch eine weitere Sonderheit. Es tritt da nämlich der falsche Prophet - er kann auch den Namen Propagandaminister haben - auf. Wir lesen: „Und ich sah ein anderes Tier aufsteigen aus der Erde; und hatte zwei Hörner gleichwie ein Lamm, und redet wie ein Drache. Und es übt alle Macht des ersten Tieres vor ihm; und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen das erste Tier anbeten, dessen tödliche Wunde heil worden war; und tut große Zeichen, dass es auch macht Feuer vom Himmel fallen vor den Menschen, und verführt, die auf Erden wohnen, um der Zeichen willen, die ihm gegeben sind zu tun vor dem Tier; und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie dem Tier ein Bild machen sollen, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig worden war. Und es ward ihm gegeben, dass es dem Bilde des Tieres den Geist gab, dass des Tieres Bild redete und machte, dass, welche nicht des Tieres Bild anbeteten, getötet würden. Und es macht, dass die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte, allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, dass niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens“ (Offb 13:11-17). - Auch diese ganz große Begebenheit wird die Einheitsfront nur noch festigen. Alle Machenschaften sind dazu angetan, die Einmütigkeit der gesamten religiösen Menschheit zu vertiefen.

Am Ende der Halb-Zeit ist der Höhepunkt: „Diese werden streiten mit dem Lamm" (Offb 17:14). Wohlgemerkt, nicht „dieser“ wird streiten mit dem Lamm, sondern „diese“. Alle Kämpfer gegen das Lamm sind in einer Front. Wieviele deswegen zur Rechenschaft gezogen werden, besagt Offb 9:15.18.

Beachten wir vor allem die Tatsache, dass die Einheitsfront gleich am Anfang der Jahrwoche vorhanden ist. Mit dem gesamten Geschehen der Halb-Zeit (= ab Mitte der Jahrwoche) wird die Front nur befestigt und die Menschen der Erde so phanatisiert, dass sie restlos bereit sind, den „Drachen“ anzubeten und gegen das himmlische Lamm zu kämpfen. - Die Verführung wird allerdings äußerst listig sein. „Groß Macht und viel List, sein grausem Rüstung ist.“ Man übersehe nicht das Aussehen des falschen Propheten: „... und hatte zwei Hörner gleichwie ein Lamm.“ So handelt und verhandelt er und bringt die gesamte Menschheit in die dramatische Kampf- und Krampflage.

Universales Welt-Christentum - richtiger gesagt universale Religions-Welt - in einer Front. Dieser Befund ist nach der heutigen Weltlage nicht vorstellbar. Sonderlich das aufgezeigte Verhältnis „Lästerung gegen Gott und Kampf dem Lamm“ ist undenkbar. Soll eine christliche Welt, oder auch eine religiöse Welt solche bodenlosen Widersprüche fertigbringen? Dabei sind es nicht „Sprüche“, sondern nackte teuflische Schandtaten! Ist ein Religionsträger zu solchen Dingen fähig?

Auf dem Weg zum Ende

Ob wir das zugeben oder nicht, das prophetische Wort zeigt uns ganz eindeutig diese Geschehnisse auf. Wohlgemerkt: Nicht etwaige Möglichkeiten sind es, sondern Geschehnisse. Und wenn im Ende solche Dinge an der Tagesordnung sein werden, sollte man nicht annehmen, dass sie eine gewisse Ausreifezeit haben müssen? Es gibt doch keine Frucht ohne Wachstums- und Reifezeit. Wenn das so ist, dann dürften heute schon Dinge sichtbar sein, die die Endgeschehnisse anzeigen. Wir leben doch ohne Zweifel in der Reifezeit. Wo sind heute die Endmerkmale?

Bleiben wir bei den im Thema angezeigten Begriffen: Christentum und Welt in einer Front. Schon lange hegt man von Seiten des Christentums den heißen Wunsch, die Welt zu verchristlichen. Um das erreichen zu können, muss sich das Christentum wesensmäßig der Welt nähern. Die Welt ist nun einmal Welt. Um aus der Welt „Reich Gottes“ zu machen, muss eine nahe Beziehung hergestellt werden. Darum: „Hinein in die Welt“. Auch die verfänglichen Geschehnisse der Welt müssen vom christlichen Geist durchdrungen werden. Darum kümmern sich die Christen je länger desto mehr um die Beeinflussung beim Kino, Theater, Sehfunk usw. Es ist ihnen auch schon viel gelungen. Sie haben die genannten „Institute“ bereits sehr viel in den Dienst der christlichen Verkündigung gebracht. Also, die Verchristlichung der Welt ist im flotten Werden. - Umgekehrt ist dasselbe festzustellen. Man ist froh über den Beitrag der Christen und schätzt sie als „Besucher“.

Hinzu kommen noch größere Beanspruchungen. Die Welt lebt gegenwärtig in entsetzlichen Konflikten. Sie benötigt die lang ersehnte Einheit. Das Christentum ist wahrhaftig dazu geeignet, hier einen gesegneten Beitrag zu liefern. Der christliche (auch religiöse) Einfluss auf die Politik ist wahrhaftig dazu geeignet, hier einen gesegneten Beitrag zu liefern. Der christliche (auch religiöse) Einfluss auf die Politik ist unbedingt erforderlich. Christliche Politik muss betrieben werden! - Freilich muss die christliche Welt - und die Religionswelt - zunächst sich selbst einig werden, denn nur Einheit schafft Einheit. Darum: Einheit allenthalben! Sind diese ernsten Bemühungen heute nicht bemerkbar? Und wer wagt es, sie zu missachten? Wie nötig: Christentum und Welt in einer Front! Das sind Endgeschehnisse.

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60. Welche Körperschaften sind in der Endzeit?