Anbetung Gottes

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Abschrift des Heftes:'"Fünf Gebetsstufen"
von Friedrich Malessa, Samplatten (Ostpr.)

Veröffentlicht unter Zulassung der Militärregierung 1947
Kurt Reith Verlag "Wort und Geist", Wüstenrot Kr. Heilbronn"

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

V. Anbetung Gottes

Anbetung ist die höchste Gebetsstufe. Sie hat den Zweck der vollkommenen Gottehrung. Anbetung hat nichts mehr zu tun mit irgendeinem Bittverhältnis, hat auch nichts mehr zu tun mit Dank und Lob, die veranlasst werden durch eine oder viele Wohltaten Gottes. Anbetung hat keine Ablenkung durch irgendwelche Bindung. Anbetung ist ein wunschloses Stehen vor Gott, der geehrt werden soll durch höchste Hingabe. Der Anbeter steht auf der Höhe aller Gotteserlebnisse und schaut überwältigt nur Gott! - Die Anbetung versteht nur der Beter, der „entzückt ist bis in den dritten Himmel“ (2Kor 12:1-6).

Anbetung kann darum nicht verständlich gemacht werden. Alle Verständlichmachung ist Verstandessache. Anbetung muss erlebt und durchlebt werden und zwar „übermenschlich“ und „überverständlich“. Anbetungs-Erleben ist eine Angelegenheit des tiefen Erlebens. Anbetung ist ein individuelles Verhältnis.

Bei der Anbetung ist nach Joh 4:12-24 dreierlei zu beachten:

  1. Die wahre Anbetung ist vor dem Vater.
  2. Die absolute Anbetung wird erst in der Vollendung möglich sein.
  3. Die Anbetung muss in der Zeit geübt werden.

Es darf nicht übersehen werden, dass Jesus die wahre Anbetung mit dem Vater in Beziehung bringt. „... die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten“. Damit will er sagen, dass die An-Betung selbst vor ihm nicht in der endgültigen Weise sein kann. Die wahre Anbetung ist allein vor dem Vater! - Jesus kommt bei dieser Feststellung nicht der samaritischen „Vaterüberzeugung“ entgegen, sondern er hat die endgültige und absolute Vaterstellung im Auge und stellt dabei fest, dass die Anbeter in Wahrheit nur vor dem Vater stehen können.

Diese Tatsache ist nur so so begreiflich: Vor dem Vater steht allein das Kind. Das Kind steht nicht nur im Lebensbewusstsein oder auch im Abhängigkeitsbewusstsein vor dem Vater, sondern auch im völligen Verantwortungs- und Hingabebewusstsein, d. h. im völligen Erb- und Einheitsbewusstsein. (1Jo 3:2; Joh 17:21.22). Ein Kind mit solchem Bewusstsein hat keine Anträge, keine Forderungen, keine Wünsche dem Vater vorzutragen, sondern hat nur die Absicht, stille den Vater anzuschauen. Des Kindes höchstes Glück ist: dem Vater ins Auge zu schauen (Ps 42:3; Mt 5:8). Das ist die wahrhaftige Anbetung!

Hiermit stellen wir die Tatsache fest: Zur Anbetung gelangt nur das Gotteskind, und zwar in dem Verhältnis des vollkommenen „Anschauens“. Darum sagt Jesus: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten wollen, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten“. Nur Geistbegabte, Geistgeführte, Geistbeherrschte können anbeten. Menschen ohne den „Fülle-Geist“ sind für die Anbetung untauglich. Anbetung setzt die Wesensgleichheit und Wesenseinheit des Anbetenden mit dem Angebeteten voraus. Wo das fehlt, ist die Anbetung kraftlos und nicht wahrhaftig.

Und nun ist es verständlich, dass die absolute Anbetung erst im Füllestand möglich sein wird. Denn die absolute Anbetung setzt die Überwindung aller Bindungen - außer der alleinigen Bindung an den Vater - voraus. Selbst die Bindung an den Christus Gottes muss überwunden werden, soll das „Anschauen“ des Vaters absolut sein (1Kor 15:28). Das Anschauen Christi hat Erlösungsgründe, die zum Danken und Loben führen, bestenfalls zu einer bedingten Anbetung. Das Anschauen des Vaters im Vollmaßwesen hat Einheitsgründe (Einheit im Sinne der Wesengleichheit) und führt zur unbedingten Anbetung.

Darum sagt Jesus: Die Stunde der wahren Anbetung kommt! Sie ist zukünftig. Wesensmäßig kann es nicht anders sein. Jesus bekräftigt diese Tatsache mit dem Wort: „Der Vater sucht solche, die ihn anbeten“*) Der Vater sucht die wahren Anbeter so lange, bis sie ihm sein Sohn mit den Söhnen in der Vollendung zuführen wird.

* Die Lutherübersetzung: „... denn der Vater will haben, die ihn also anbeten“ ist nicht hinreichend. Nach dem Urtext handelt es sich um das kraftvolle „Suchen“ des Vaters nach den wahren Anbetern.

Damit ist auch der dritte Umstand angedeutet: die Anbetung muss in der Zeit geübt werden. Diesbezüglich sagt Jesus: „Die Stunde ist schon jetzt, dass die wahrhaftigen Beter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit.“ Oberflächlich gesehen wäre demnach die Zeit für die wahre Anbetung schon da. Ja, sie ist da für diejenigen, die den Vater im Geist und der Wahrheit anbeten. Wo sind aber die Beter, die in dieser Zeit im vollem Maße der Fülle-Geisteswirkung und in der vollen Wahrheit des Fülle-Kindschaftsstandes ihn a n b e t e n können? Wo sind in dieser Zeit die Beter, die nichts anderes sehen und sich durch nichts beeinflussen lassen, sondern im „Vollmaß des Alters Christi“ restlos hingegeben den Vater anschauen? - Die Beter der jetzigen Zeit werden in der Anbetung sich nur üben können!

Und sie müssen sich üben, denn sie haben den Geist und haben die Wahrheit der Gotteskindschaft bei sich. Wachstümlich sind sie geartet und pflegen wachstümlich die Anbetung. Wenn sie auch in den „irdenen Gefäßen“ leben, sind sie dennoch von ihrem zukünftigen Leben so ergriffen, dass sie anbeten können Gott, den Vater. Je länger sie darin leben, je tiefer sie in das göttliche Wesen eindringen, umso klarer und wahrer ist ihre Anbetung.

Die Beter kommen in dieser Zeit aus der Anbetungsübung nicht heraus. Ihr Wachstumswesen nötigt sie dazu. Sie nehmen darum jede Gelegenheit wahr, um zur Anbetung geführt zu werden. „Es kommt die Zeit“, in der sie „wahrhaftig“ werden anbeten können ohne Aufhören. Glückselib sind die Beter, die in die Anbetung hineinwachsen. Sie werden hierin auch die Ausreife erlangen. Das „Suchen“ des Vaters bürgt dafür. Dann werden sie ihn anbeten wahrhaftig und dabei Glückseligkeiten erleben, die weit über unsere jetzige Vorstellung gehen. - Beter, hast du dafür jetzt schon ein Angeld?