1. Mose - Kapitel 38

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift: 1. Buch Mose (Band I -X) (2017/21)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Die Bände I-VIII sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

1. Buch Mose - Kapitel 38

Juda und Tamar

Juda und Tamar

1Mo 38:1-5

"Und es geschieht zu jener Zeit, dass Juda herabgeht von seinen Brüdern und abbiegt zu einem Manne, einem Adullamiten; sein Name ist Hira. Und dort sieht Juda die Tochter eines Mannes der Kanaaniter, sein Name ist Shua. Und er nimmt sie und kommt zu ihr. Und schwanger wird sie und gebiert einen Sohn; und sie nennt seinen Namen Ger. Und schwanger wird sie weiterhin und gebiert einen Sohn und nennt seinen Namen Onan. Und hinzu fügt sie weiterhin und gebiert einen Sohn und nennt seinen Namen Shela. Und sie befand sich zu Chesib, als sie sie gebar."

Wir sind wohl zu Recht erstaunt, dass anstatt Joseph, nun plötzlich Juda ins Blickfeld gerät, dazu ein ganzes Kapitel einnimmt und dazu der Inhalt doch sehr anstößig ist. Doch wie alles in Gottes Wort ist nichts von ungefähr! So dürfen wir in diesen düsteren Versen das erkennen, worauf wir in all unseren Schriften immer wieder hingewiesen haben: Gott braucht einen dunklen Hintergrund, vor dem Er Seine Liebe erstrahlen lassen kann! Ohne das Böse und Finstere kann der erschaffene Mensch das Licht und das Gute nicht erkennen!

Was also jetzt in dem Tun Judas erste einmal auf uns zu kommt, ist der dunkle Hintergrund, der im Gegensatz zu Josephs hellem und reinem Verhalten steht. Es stehen, wie wir sehen werden, Judas übles und Josephs keusches Verhalten gegenüber und lassen uns deutlich Gottes Hand erkennen.

Wir dürfen hier wiederholen, dass es Gottes Liebe entspricht, dass wir nur über den dunklen Weg der Sünde hin zu dem Namen "Jesus" finden, der uns durch Seinen Kreuzestod in das Licht des Vaters Liebe zieht!

Nach den Geschehnissen um Joseph und Jakobs bewegender Trauer um diesen, sowie auch das unterschiedliche verhalten der Brüder untereinander, scheint die Familie Jakobs zerrüttet zu sein. Dies mag der Grund gewesen sein, weshalb sich Juda absonderte und eigene Wege zu gehen suchte. Doch diese Wege standen im Gegensatz zu 1Mo 24:3, wo Abraham das vermischen mit den Töchtern der Kanaaniter verbot - und genau dem handelte Juda zuwider. Der Grund des Verbotes lag zum Ersten darin, dass auf den Kanaanitern ja der Fluch Noahs lag, und zum Zweiten, nicht vom Glaubensgut Abrahams abzukommen und der Götzendienerei zu verfallen. Trotzdem dürfen wir zur Verherrlichung Gottes hier auch schon sagen, dass Gott Juda zwar in Sünde hineinführte, aber ... ihn und seine Familie am Ende auch wundersam herausführte und ihm versicherte, dass die Zusage, die Er einst Jakob gab, auf ihn übergehen würde.

Juda kam also in das Lager der Kanaaniter, wo er Hiras Tochter nahm, die ihm drei Söhne gebar, Ger, Onan und Shela.

1Mo 38:6-7

"Und es nimmt Juda ein Weib für Ger, seinen Erstgeborenen, und ihr Name ist Tamar. Und es geschieht, dass Judas Erstgeborener böse ist in den Augen Ieue's; und Ieue tötet ihn."

Judas Verbindung mit einer verfluchten Kanaaniterein (deren Name nicht genannt wird) zeigt ihre Früchte; der Erstgeborene Sohn Ger wurde erwachsen und Juda gab ihm ein Weib, die Tamar hieß. Dabei sagt uns das Wort Gottes, dass dieser Ger "böse" war, und zwar so böse, dass ihn Ieue tötete!

Wir müssen an diesem Punkt unserer Betrachtung einmal innehalten, um uns (erneut) klar zu werden, was das Böse in Gottes Augen darstellt; und da möchten wir z uerst zum x-ten mal darauf hinweisen, dass Gott das Böse gezielt und bewusst erschaffen hat, was ja Jes 45:7 mehr als deutlich ausdrückt. Und wozu erschafft Gott das Böse? Sicher nicht um hernach. zu bestrafen - sondern das Böse dient Ihm als Werkzeug, um Seinen Heilsplan sicher ans Ziel zu führen.

Natürlich kann man nun ausführen, dass der Erstgeborene "Ger", so böse war, dass Gott ihn töten musste, wobei wir hier nicht erfahren, worin seine Bösartigkeit be stand. Doch selbst wenn er ein Mörder gewesen sein sollte, so waren zurückliegend mindestens 9 der Brüder Josephs auch Mörder, denn sie wollten Joseph brutal in der Zisterne sterben lassen. Hier griff Gott nicht (!) mit dem Tod ein! Wenn wir nun die weitere Geschichte um Juda und seine Familie verfolgen, wird immer klarer, dass der Tod "Gers" dazu beitrug, dass sich zwischen der nu nmehr Witwe gewordenen Tamar u nd Ju da von Gott vorherbestimmte Dinge eignen konnten, die mehr als spannend sind - das Böse erzeigt sich hier erneut als Werkzeug Gottes!

1Mo 38:8-10

"Und es sagt Juda zu Onan: 'Komm zu deines Bruders Weib und heirate sie als Schwager und stelle Samen auf deinem Bruder!' Doch es weiß Onan, dass nicht sein der Same werden wird. Und es geschieht, wenn er kommt. zum Weibe seines Bruders, dass er ihn verdirbt auf der Erde, um nur nicht Samen zu geben seinem Bruder. Und böse in den Augen Ieue's ist, was er tut; und überdies tötet Er auch ihn."

Wir haben gestern den Hintergrund der momentanen Geschehnisse beleuchtet, den wir immer im Gedächtnis behalten wollen; nun kommen wir wieder zu den menschlich/seelischen Dingen in der Familie von Juda, und es sieht hier wirklich böse aus! Wir verdeutlichen das Geschehen mit anderen Worten:

Tamar wurde Witwe, wobei es damals wohl schon üblich war, dass in diesem Fall der Bruder des verstorbenen Ehemanns eintrat, um trotzdem Nachkommen für den Toten zu zeugen, die dann auch als Nachkommen des Verstorbenen galten. Dieser Brauch wurde später durch Mose im Gesetz verankert (siehe 5Mo 25:5 ff).

Onan sollte also mit seinem Samen dafür sorgen, dass der Name seines toten Bruders "Ger" weiterlebe, und dies durch seinen Samen! Doch Onan weigerte sich, diesen Gefallen seinem toten Bruder. zu erweisen, wissend, dass die daraus entstehenden Kinder nicht als seine Kinder gelten würden, sondern als die seines verstorbenen Bruders! In dieser egoistischen Haltung verdarb er seinen Samen lieber auf der Erde, als ihn Tamar zu geben - eine Tat und Gesinnung, auf die Ieue auch ihn tötete.

1Mo 38:11

"Und es sagt Juda zu Tamar: 'Wohne als Witwe in deines Vaters Hause, bis mein Sohn Shela groß wird.' Denn so sagt er, 'Damit nicht auch er sterben sollte wie seine Brüder.' Und es geht Tamar und wohnt im Hause ihres Vaters."

Wir schauen heute erst noch einmal. zurück, um das in Ieue's Augen böse Geschehen zu erfassen: Onan heiratete zwar seine Schwägerin Tamar, befriedigte mit ihr auch seine sexuelle Lust, aber er unterbrach den Geschlechtsverkehr so rechtzeitig, dass sein Same auf der Erde verdarb und Tamar nicht schwanger werden konnte. Onan handelte somit aus Habsucht und Egoismus und trat die (fragwürdige?) Ehe seines Bruder Ger mit Füßen und nahm in Kauf, dass dessen Linie ausstarb und sich damit sein eigenes erbe vergrößern konnte.

Gott behandelte dieses Verhalten als Schwerverbrechen, ja als Brudermord und tötete Onan daraufhin.

Wir sehen bis hierher, wie dunkel sich das ganze bisherige Geschehen um Juda im Gegensatz zu dem Verhalten Josephs unterscheidet, der dunkle Hintergrund vor Josephs lichtem Verhalten wird deutlicher!

Und Juda? Anstatt als Familienoberhaupt für seine nunmehr zum zweiten mal Witwe gewordene Schwiegertochter selbst zu sorgen, wie es wohl üblich war, schickte er diese einfach zu ihrem Vater Shua, dem Kanaaniter, zurück mit der Lüge, sie solle warten, bis sein dritter Sohn Shela erwachen geworden ist ... doch in Wirklichkeit hatte er Angst, dass ihm auch dieser dritte Sohn genommen wird - doch Gottes Wege haben auch hier ein ganz anderes Ziel!

1Mo 38:12

"Und es mehren sich die Tage, und es stirbt die Tochter Shuas, das Weib Judas. Und getröstet wird Juda und er geht hinauf zu den Scherern seines Kleinviehs, er und sein Schäfer Hira, der Adullamiter, gen Timna."

Judas Gedankengänge haben wir ja schon versucht aufzudecken: Normalerweise hätte Tamar nach dem Tod der beiden Söhne Ger und Onan nun den dritten Sohn Shela zugeführt werden sollen, so hatte es Juda auch der Tamar versprochen, as er sic zu ihrem Vater zurückschickte. Doch in Wirklichkeit hatte Juda die wohl berechtigte Angst, dass ihm bei dieser Herat auch sein dritter Sohn genommen wird - was tun?

In dieser für Juda verzwickten Situation starb seine Frau, die Tochter Shuas, wohin er ja Tamar geschickt hatte. Er war nun selbst Witwer. Hier lesen wir dann in unserem Leitvers, dass Ju da getröstet wurde ... von wem? Trotz dem moralischen Absinken Judas in die Welt (den Kult) der Kanaaniter steht Gott h inter ihm, denn aus seinem Samen soll ja der Stammbau m Christi Jesu fortgesetzt werden. Und wieder einmal erleben wir mit, wie Gott für uns sehr verschlungene Wege vorbereitet, um Sein Ziel zu erreichen:

Mit seinem ersten Bekannten dem Hira aus Vers 1, einem Mann aus Adullam (= eine der königlichen Städte Kanaans, die später zum Erbteil Judas gehörte) tat sich Juda offensichtlich zusammen, ja stellt ihn sogar als Schäfer über seine Herde ein und ging nun mit diesem gen Timna zur Schafschur - und in Timna geschah dann Merkwürdiges:

1Mo 38:13-14

"Und berichtet wird Tamar, seiner Schwiegertochter also: 'Siehe, dein Schwiegervater geht hinauf gen Timna zur Schur seines Kleinviehs.' Und sie legt von sich ab die Kleider ihrer Witwenschaft und bedeckt sich mit einem Überwurf und schminkt sich und setzt sich an den Eingang der Quellen, die da sind auf dem Wege gen Timna; denn sie sieht, dass Shela groß ward, und sie ward ihm nicht zum Weibe gegeben."

Wir müssen heute zuerst auf Tamar schauen, die ja das geschehen in Timna in die Wege leitet: Zuerst baute Tamar auf Judas Versprechen, ihr zu gegebener Zeit seinen dritten Sohn Shela zum Manne zu geben. Doch als die Zeit der Reife gekommen war, tat Juda nichts, um sein Versprechen einzulösen ... die Angst, auch seinen dritten Sohn zu verlieren, war wohl zu groß!

Wir gehen jetzt einmal die menschlichen Gedankenzüge Tamars durch, die sos ausgesehen haben mögen: "Wenn ich schon nicht mit Shela verheiratet werden soll (weil Juda das offensichtlich nicht will), Nehme ich das Heft selber in die Hand! Da mein Schwiegervater gen Timna zieht, stelle ich mich als Hure an den Weg und versuche, ihn (Juda) als Freier zu gewinnen!"

Oben haben wir Tamars Gedanken zusammengefasst, doch dahinter steht ein anderer, Gott, von dem in Ps 33:15 zu lesen ist. "Er lenkt ihnen alles das Herz; Er bemerkt auf alle ihre Wege", und dazu gehören auch die Wege von Tamar - und darüber hinaus auch unsere Wege! Und. um Paulus noch zu hören: "Er, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt" (Eph 1:11 b).

1Mo 38:15-16

"Und es sieht sie Juda, und erhält sie für eine Hure; denn sie bedeckt ihr Angesicht, und er erkennt sie nicht. Und er biegt ab zu ihr am Wege und sagt zu ihr: 'Gewähre mir doch, dass ich zu dir komme!' Denn er weiß nicht, dass sie seine Schwiegertochter ist. Und sie sagt: 'Was gibst du mir, dass du zu mir kommen mögest?'"

Tamar geht ein ungemein hohes Risiko ein: Ihr Wunsch ist offensichtlich, Kinder zu haben, was ihr aber mit Ger und Onan versagt blieb, weil beide Söhne von Gott getötet wurden. Nun erhofft sie sich Kinder von Juda, ihrem Schwiegervater, und dies unter dem Deckmantel einer Hure, denn - auf normalem Weg hätte Juda sicher nicht mit seiner Schwiegertochter gescchlafen! Tamars Risiko war: Ging die Sache schief, droht ihr der Tos, wie ja Vers 24 uns noch. zeigen wird.

Und wieder passen alle Wege zusammen, so wie Gott sie gelenkt hat: Juda kommt zur rechten Zeit an die rechte Stelle, wo sich Tamar, als Hure verkleidet, aufgestellt hat! Und Juda spürt just im rechten Moment die Lust, zu der am Wege befindlichen Hure einzugehen! Dabei gibt sich Tamar nicht zu erkennen, weil sie befürchten musste, dass Juda dann von seinem Vorhaben absehen würde! Wir merken jetzt, liebe Geschwister, wie hoch das Risiko war, auf das sich Tamar einließ!

Wir merken aber auch , wie immer krasser die Kontraste zu Joseph wurden, der ja auch mit kolossalen Versuchungen konfrontiert wurde, aber dennoch ganz allein als fremder in Ägypten allem widerstand!

1Mo 38:17-18a

"Da sagt er: 'Ich werde dir ein Ziegenböcklein senden vom Kleinvieh.' Und sie sagt: 'Ob du mir nicht solltest Bürgschaft geben, bis du sendest!' Das sagt er: 'Was ist die Bürgschaft, die ich dir geben soll?' Und sie sagt: Dein Siegel und den geflochtene Schnur und deinen Stab, der in deiner Hand ist.'"

Tamar musste zum Schein auch von Juda einen Preis für ihren Hurendienst verlangen, sonst wäre Juda wohl misstrauisch geworden. Und Juda musste ja auch vorsichtig sein, denn: Sich mit einer kanaanitischen Hure einzulassen, galt ja bei ihm als Sünde.

Tamar frage also sofort, was Juda als Hurenlohn zu geben be reit wäre, und dieser nannte ein Ziegenböcklein. Doch da er dieses wohl erst später holen wollte, verlangte Tamar eine Bürgschaft, und zwar Dinge, die unverwechselbar Juda zuzuordnen waren und die Juda auch noch später als sein Eigentum erkennen musste. Tamar wusste nur zu gut, dass bei ihrem Plan nichts schief laufen durfte!

Und so verlangte sie Judas Siegel, welches er wohl an einer geflochtenen Schnur um den Hals trug. Dieses Siegel waren damals kleine Zylinder aus Stein oder Metal, in die das jeweilige spezielle Familienwappen eingeprägt war. Beim Versiegeln über heißem Wachs auf einem Papier wurde so das Wappen eingeprägt. Auch Judas Stock trug oben am Knauf dieses Familienwappen - Tamar forderte also, abgesehen von der Schnur, zwei untrügliche Zeugen für ihre spätere Sicherheit, wenn sie schwanger werden sollte!

1Mo 38:18b-19

"Und er gibt sie ihr und kommt zu ihr; und sie wird schwanger von ihm. Und sie steht auf und geht und legt von sich ab ihren Überwurf und kleidet sich mit den Kleidern ihrer Witwenschaft."

Juda gibt Tamar das von ihr geforderte Pfand, das Siegel und den Stock, und ist damit praktisch in ihrer Hand, denn für Tamar bedeuten diese Stücke die Rettung, was wir ja n och später in Vers 26 sehen werden.

Was Tamar hier buchstäblich in Händen hat, nämlich ihre Rettung vor dem Verbrennen, haben wir auf eine andere Art im Geist empfangen: "In Ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung, hört - in Ihm seid auch ihr, die ihr glaubt, versiegelt mit dem geist der Verheißung, dem heiligen (der ein Angeld unseres Losteils ist...)" (Eph 1:13-14a). Und diese Aussage endet im Vers 14b: ".... zum Lobpreis Seiner Herrlichkeit."

Wem diese paulinische Aussage noch. unklar ist, dem sei gesagt: Hier ist uns schriftlich mit Siegel versichert, dass wir Gerettete sind, dass uns nichts mehr aus der Hand dessen reißen kann, der unsere Rettung am Kreuz bewirkt hat, sofern wir "in Ihm" sind! Und "in Ihm" bedeutet erst einmal, dass wir Glieder an Seinem Körper sind, was wiederum Paulus so definiert: "Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist da eine neue Schöpfung: das Ehemalige verging, siehe, es ist neu geworden" (2Kor 5:17).

Was Tamar zhutiefst berunruhigt haben muss, das Siegel in ihrer Hand, darf uns jebelnd beglücken, die wir das Siegel unserer Rettung in der Gnade im Herzen tragen dürfen!

Wir wollen heute zuerst noch einmal deutlich machen, was Tamar aufs Spiel setzte, wenn - ja wenn sie schwanger geworden wäre: Da ihre beiden Ehemänner tot waren, wäre offenbar geworden, dass sie mit einem fremden Mann gehurt hätte, was im Haus Judas ihren Tod bedeutet hätte! Ihre einzige Chance waren die von ihr einbehaltenden Siegel Judas, denn dann könnte sie Juda nicht verurteilen, da er dann selbst als Freier der Hure offenbar geworden wäre.

Und ... Tamar wurde wirklich schwanger, und das war ja von ihr erwünscht und erhofft. Gott musste also wieder wunderbare Vorarbeit leisten, indem alles zusammen passte: Erst einmal Tamars fruchtbare Tage, die genau auf diesen Termin fallen mussten, wo Juda an der Quelle vorüber kam; und Juda musste just in dem Moment des Erblickens der verkleideten Hure auch das verlangen nach ihr bekommen haben - eine Meisterleistung Gottes! Wenn wir uns nun fragen, warum dies alles so genau und sorgfältig geschrieben werden musste und warum Gott Sich so viel Mühe um Tamar machte, dann gibt es noch neben dem schon benannten Grund der dunklen Kulisse, die Gott aufbaute, um Joseph ins rechte Licht zu stellen, einen weiteren Grund: In Mt 1:3 lesen wir in der Rolle der Abstammung Jesu Christi auch Tamars Name - sie ist also ein der Urmütter des auf die Erde gekommenen Sohnes Gottes.

1Mo 38:20-23

"Und es sendet Juda das Ziegenböcklein durch die Hand seines Hirten, des Abdullamiten, die Bürgschaft zu nehmen von der Hand des Weges,; aber er findet sie nicht. Und er fragt die Leute ihres Orte und sagt: 'Wo ist die Hure, die bei den Quellen am Wege?' Da sagen sie: 'Keine Hure war an diesem Ort,.' Und er kehrt zurück zu Juda und sagt: 'Ich finde sie nicht. Und überdies sagen die Leute des Ortes: 'Keine Hure war an diesem Ort.' Und es sagt Jude: 'Sie soll es an sich nehmen, damit wir nicht verächtlich werden. Siehe, ich sende dieses Böcklein und du hast sie nicht gefunden.'"

Juda kommt massiv in Schwierigkeiten: Es blieb ja vor den Bewohnern des Ortes nicht unbemerkt, wie intensiv er bzw. sein Hirte mit einem Zigenböcklein auf dem Arm nach einer Hure suchte, die niemand kannte und offensichtlich auch niemand gesehen hatte. Juda hatte immerhin so viel Feingefühlt, dass ihm die Fragerei peinlich wurde, unser Leitvers sagt hier: "Damit wir nicht verächtlich werden". Er wollte nicht ins Gerede kommen!

Tamar hatte sich, sobald sie Juda verlassen hatte, umgezogen und war mit ihrem Unterpfand, dem Siegel und dem Stock, so schnell wie möglich zurückgekehrt. Natürlich sollte sie Juda nicht mehr finden, auch an dem Böcklein hatte sie nicht das geringste Interesse; ihr einziges Ziel war ja, schwanger zu werden, was sie ja auch wurde, was uns erstaunlicherweise Vers 18b gleich nach der Empfängnis ja schon berichtete. Wir erkennen hier die vielfältigen Wege Gottes: Zum einen musste die sündhafte Kulisse aufgebaut werden, zum anderen musste mit Juda. und Tamar die Stammrolle Christi Jesu geschrieben werden.

1Mo 38:24

"Und es geschieht etwa drei Monate von da an, dass Juda berichtet wird also: 'Deine Schwiegertochter Tamar hurt; und überdies siehe, sie ist schwanger durch Hurerei.' Und es sagt Juda: 'Bringt sie hervor, und sie werde verbrannt.'"

Auch ohne Handy, TV oder sonstige Mittel der Telekommunikation war es in jener Zeit möglich, Nachrichten zu verbreiten, wenn auch etwas langsamer - auf jeden Fall holte Judas Hurerei ihn ein, indem Tamars Schwangerschaft erkannt wurde und für ihre Umgebung nur auf Hurerei zurückzuführen war. Doch nun tritt Judas Verdorbenheit zum Vorschein:

Auch wenn Tamar bei ihrem Vater wohnte, wohin Juda sie ja geschickt hatte, gehörte sie doch zur Familie von Juda, und Juda hatte als Oberhaupt der Familie damit auch die Verantwortung über sie. Die aufgedeckte Hurerei schien Juda gerade recht zu kommen, denn nun hatte er die Möglichkeit, von der Verpflichtung loszukommen, Tamar seinem dritten Sohn Shela zu geben ... er hatte vor, sie als Hure zu verbrennen! Wir sehen hier Juda als doppelten Heuchler:

Zum einen verurteilte er Tamar für eine Sünde, die er selbst ja auch begangen hatte; zum anderen verschwand Tamar auf diesem Weg aus seinem Leben, und Shela, sein dritter Schon, musste womöglich nicht mehr sterben.

Das Verbrennen in solchen gewissen Fällen von Hurerei wurde später durch Mose zum Gesetz (siehe 3Mo 20:14 oder 3Mo 21:9).

1Mo 38:25

"Als man sie hervorbringt, sendet sie. zu ihrem Schwiegervater und sagt: ' Von dem Manne, dessen diese sind, bin ich schwanger.' Und sie sagt: 'Erkenne doch, wessen diese sind, das Siegel und ei geflochtene Schnur und der Stab.'"

Tamars Rechnung ging bisher reibungslos auf: Sie konnte sich unerkannt in Timna an den Eingang der Quellen setzen, und wie erhofft, kam Juda vorbei, verspürte Lust auf sie und sie kam in den Besitz ihrer Lebensversicherung, dem Siegel, der Schnur und dem Stab. Dazu war es einer ihrer fruchtbaren Tage, als Juda bei ihr einging, so dass sie wunschgemäß schwanger wurde. Nun stand sie vor der letzten Hürde, sie musste ihren drohenden Tod durch Verbrennung abwenden. Dazu holte sie ihre einbehaltenen Pfandgegenstände hervor uns sagt zu Juda: "Erkenne doch...!"

Vielleicht riefen diese Worte Tamars Erinnerungen in Juda hervor, denn auch er war ja dabei, als Josephs blutdurchtränkter Rock in 1Mo 37:32 dem Vater Jakob mit den Worten vorgelegt wurde: "Erkenne doch ...!" Er legte dort seinem Vater ein Zeichen vor, welches den Tod Josephs belegen sollte - jetzt legt Tamar ein Zeichen vor, welches ihre Unschuld und seine Schuld beweist, und wieder fallen die Worte: "Erkenne doch ...!" Juda wird also von Gott so geführt, dass er nicht nu r seine momentane Schuld erkennen muss, sondern wird auch an das Unrecht dem Vater gegenüber erinnert.

Dieses Bild. zeigt uns, dass wir von uns aus kaum in der Lage sind, unsere schuld zu erkennen, wenn Got tun snicht so führen würde, dass wir sie erkennen müssen!"

1Mo 38:26

"Und Juda erkennt sie und sagt. 'Gerechter ist Tamar als ich in diesem Falle; denn nicht gab ich sie Shela, meinem Sohne.' Und nicht weiter erkennt er sie mehr."

In Judas Leben tritt mit seinen obigen Worten eine Wende ein: Die Wege Gottes, die ihn in diese Situation gebracht haben, bewirken einen Umschwung in seinem Inneren. Er bekennt, dass Tamar gerechter ist als er, zumindst in diesem Fall, denn er hatte ihr seinen dritten Sohn Shela verweigert, was ja zum Aussterben seiner Familie geführt hätte!

Wir sehen mit Obigem zwei Wege, einmal den von Tamar, die von Gott über viele Windungen so geführt wurde, dass der Stamm Juda nicht aussterben durfte, sondern sogar in die Rolle der Abstammung Jesu Christi aufgenommen wurde.

Der zweite Weg betrifft Juda: Mit der Geburt der Zwillinge in den kommenden drei Versen ist die dunkle Kulisse aufgebaut, die Josephs Verhalten in das richtige Licht stellen soll. Doch damit endet auch der Tiefgang von Juda. Sein Geständnis in unserem Leitvers ist vor allem ein Geständnis vor seinem Gott, er ist nun in der Lage, sich selbst seiner Schwiegertochter unterzuordnen, indem er sie gerechter einstuft als sich selbst. Von hier aus entwickelt sich Juda zum wahren Anführer seiner Brüder!

Seit Judas Zeit ist bis heute viel Zeit vergangen, und so konnte Paulus an uns schreiben: "Nun aber, hat sich, getrennt vom Gesetz, Gottes Gerechtigkeit offenbart (vom Gesetz und den Propheten bezeugt), eine Gerechtigkeit Gottes aber durch den glauben Jesu Christi, die für alle ist und auf alle Glaubenden kommt" (Röm 3:21-22).

1Mo 27-30

"Und es geschieht, zur Zeit des Gebärens, und siehe, Zwillinge sind in ihrem Leibe. Und es geschieht bei ihrem Gebären, dass einer die Hand herausstreckt, und die Hebamme nimmt und knüpft an seine Hand einen doppelt gefärbten Faden und sagt: 'Dieser kommt. zuerst hervor.' Und es geschieht, als seine Hand zurückkehrt, siehe, da kommt sein Bruder hervor. Und sie sagt: 'Was für eine Bresche machst du? Auf dieser sei die Bresche"' Und sie nennt seinen Namen Perez. Und hernach kommt hervor sein Bruder, der an seiner Hand den doppelt gefärbten Faden. hat. Und sie nennt seinen Namen Serach."

Unser langer Leitvers muss im Zusammenhang gelesen werden, u m seinen reichen Inhalt zu erfassen. Zuerst lesen wir, dass Tamar Zwillinge erwartet, Gott entschädigt sie damit für di zwei kinderlosen Ehen mit Ger und Onan. Aber auch Gottes Güte gegenüber Juda wird hier sichtbar, denn auch er verlor ja durch Gottes Gericht zwei Söhne, nun bekommt er sie auf andere Weise wieder!

Als Tamar gebiert, geschieht etwas Bedeutsames: Es erscheint zuerst eine Hand, die den Erstgeborenen zeigt und den die Hebamme auch sofort mit einem roten Faden markiert! Doch es kommt anders als es kommen sollte: Die Hand geht zurück, und der andere Zwilling wird zuerst geboren, er brescht förmlich vor, was die Hebamme zu ihrem diesbezüglichen erstaunten Ruf veranlasst, den die Elberfelder Übersetzung so wiedergibt: "Wie bist du durchgebrochen!" Einfacher ausgedrückt könnte man den Ruf der Hebamme auch so wiedergeben: "Mit was für einem Trick hast du dich an deinem Bruder vorbeigeschoben?"

Wir sahen gestern, wie sich, menschlich gesehen, der andere Zwillingsbruder an dem ersten vorbeischob und zuerst geboren wurde, was uns zeigen soll, dass nicht der Mensch bestimmt oder auswählt, sondern Gott! Und Gott sprach klar dem eigentlich hinten liegenden Zwilling das Erstgbeburtsrecht zu, der dann auch "Perez" genannte wurde was wörtlich "Breschung" bedeutet, und in dem wir das an seinen Bruder "Vorgepreschtsein" sehen können.

Aber noch etwas ist bemerkenswert: Die Parallele zu Jakob. Beide (Jakob und Perez) sind Zwillinge, beide sind im Grunde die Zweitgeborenen und kämpfen um das Erstgeburtsrecht, und beide bekommen von Gott den Vorzug! Diese erstaunlichen Verbindungen sind für uns ein Hinweis darauf, dass Gott, wie Er zuvor Jakob erwählt hat, nun aus den Söhnen Judas den Perez erwählt, um durch diesen und dessen Abkömmmliche Seinen Sohn als das Opferlamm auf die Erde kommen zu lassen.

Nachdem sich Perez nach Gottes Heilsplan an seinem Bruder vorbeigeschoben hatte, kommt auch dieser auf die Welt, an der Hand nimmer noch den roten Faden. Das einzige, was Tamar noch für ihn tun kann, ist, ihm den Namen "Serach" zu geben, was "Strahlend" oder "Aufgehen" bedeutet - für Tamar ging mit Ihm die Sonne auf!

Wir sind am Ende des Einschubs mit Juda in Kapitel 38, und wir haben miterlebt, wie tief die Verbindung mit den Kanaanitern Juda hat sinken lassen. Die dunkle Kulisse, von Gott bewussst vor uns aufgebaut, steht nun deutlich vor uns, und lässt uns das folgende Geschehen um Joesph, der ja den Christus vorschattet, umso heller erscheinen.

Die Geschichte Judas zeigt aber auch die Bedrohung auf, der sich Judas (und Jakobs) Familie durch das Vermischen mit den Kanaanitern aussetzte. Es zeigt uns weiter den tieferen Grund, warum die ganze Familie Jakobs bis auf weiteres das Land der Kanaaniter verlassen musste, um in Ägypten weiter heranzuwachsen, wo sie zumindest vorübergehend der unmoralischen Lebensweise der Kanaaniter entzogen waren.

Juda ist aber auch ein ermutigendes Bild dafür, dass Gott Sünder wie Juda rettet, ja diesen nach seiner Umkehr zu Gott zum Anführer seiner Brüder macht, uns so die Familie Jakobs vor weiteren Einflüssen der Kanaaniter bewahrt.

Lies weiter
1. Mose - Kapitel 39