Wegweisung zum Gipfelpunkt der Liebe: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 16. April 2024, 14:54 Uhr

"Sein Erscheinen lieb haben"
aus der Reihe „Christi unausspürbarer Reichtum“
von G. Groß 1997

Abschrift mit freundlicher Genehmigung von Gerhard Groß, Balingen
Als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Wegweisung zum Gipfelpunkt der Liebe

Erkenntnis und Liebe

Wir stellen uns nun die Frage: Wie gelangen wir am besten zu diesem Gipfelpunkt der Liebe, auf dem des Herzens größter Wunsch nur noch Christi Erscheinen ist?

Es ist ja nicht so, dass uns Paulus überhaupt keine Wegweisung und Anregung zur Erreichung dieses so hohen und erbabenen Zieles gibt - er ist vielmehr auch darin der treue Diener und Apostel der Gemeinde. Doch tut er dies auf einem ganz anderen Weg als dem des Gesetzes.

In 1Thes 4:13-18 stellt Paulus der Gemeinde in Thessalonich (und damit auch uns) in einem wunderbaren prophetischen Bilde das Kommen Christi zu ihr lebensvoll vor Augen. Wir werden dieses prophetische Bild der Wiederkunft Christi in einem späteren Abschnitt dieses Büchleins noch ausführlicher betrachten. Hier, an dieser Stelle, wollen wir nur darauf hinweisen, dass es Paulus darum ging, den Thessalonichern Unkenntnis zu ersparen "Wir wollen euch aber, meine Brüder, betreffs der Entschlafenen nicht in Unkenntnis lassen..." (1Thes 4:13).

Wenn es nun Paulus darum ging, dass die Gläubigen diese seine Lehre auch in rechter Erkenntnis besitzen sollten, so wusste er wohl, dass selbst höchstes Wissen über Christi Wiederkunft vorhanden wein kann, ohne dass Sein Erscheinen wahrhaftig geliebt wird. Aus solcher Einseitigkeit ergibt sich der Zustand von 1Kor 8:1: "Bloße Erkenntnis macht aufgeblasen, die Liebe aber erbaut."

Wo also neben der Erkenntnis auch auf die Liebe geachtet wird, da ist der Boden zu wahrer, innerlicher Auferbauung da. Und deshalb strebt Paulus an, dass Erkenntnis mit tiefer Liebe zum Herrn gepaart sei!

Der Anfang der geistlichen Belehrung

Den Anfang unserer geistlichen Belehrung und Erziehung zur Liebe dürfen wir wohl darin sehen, dass uns Paulus wiederholt die Liebe Gottes und Christi vor Augen stellt:

"Gott aber hebt uns gegenüber Seine Liebe dadurch hervor, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren" (Röm 5:8).

"Gott aber, der so reich an Erbarmen ist - um Seiner vielen Liebe willen, mit der Er uns liebt..." (Eph 2:4);

"...Gott, unser Vater, der uns liebt ..." (2Thes 2:16);

"Jedoch in all diesem sind wir überlegene Sieger durch den, der uns liebt" (Röm 8:37);

"... des Sohnes Gottes, der mich (uns) liebt ..." (Gal 2:20);

"... wandelt in der Liebe, so wie auch Christus euch liebt..." (Eph 5:2).

Es ist auffallend, wie oft Paulus die Liebe des Vaters und des Sohnes immer wieder in seine Briefe einfließen lässt und uns in Erinnerung bringt. Aber damit begnügt sich Paulus noch nicht; es treibt ihn auf die Knie, um Gott, den Vater, zu bitten, dass die Heiligen die alle Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus erkennen (Eph 3:19).

Wer sich in diese Liebe des Christus versenkt, findet darin auch die Liebe Gottes, die Er am Pfahl zur Schau stellte. In Röm 8:35 und 39 finden wir ja zweimal die Aussage: "von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist"!

Die Gegenliebe

Paulus weiß aus eigener Erfahrung, dass das erkenntnismäßige Erfülltwerden mit der Liebe Gottes und Christi das beste Mittel ist, das Herz mit einer innigen, dankbaren Gegenliebe zu erfüllen. Diese Gegenliebe ist dann eine Ihn erquickende Frucht des Wirkens Seines Geistes in uns.

Die größte und innigste Gegenliebe muss er wachsen, wenn wir mit jener Liebe Gottes konfrontiert werden, die Seinen Sohn in den Tod am Marterpfahl gab. Da nun die Größe der Liebe nur am Wert des dargebrachten Opfers erkannt wird, so steht Gottes Liebe zu uns in einer unfassbaren Größe da! Denn Gott konnte aus allem Ihm Verfügbaren nichts Wertvolleres hergeben als Seinen einzig gezeugten und geliebten Sohn.

Mit welch einer unergründlichen tiefen Gottesliebe sind wir doch geradezu überschüttet! Wessen Herz bei solchen Gedanken nicht höher schlägt, in dessen Herz bei diesem Erkennen keine wahre und dankbare Gegenliebe erwächst, der muss wirklich herzlos sein!

Wer wie Paulus diese Liebestat Gottes durch Seinen Sohn auf Golgatha oft im Herzen bewegt, wird auch auf schweren und schwersten Leidenswegen jeden Zweifel an Gottes Liebe sofort im Keim ersticken können und zu einer stets befestigten Überzeugung gelangen, dass uns wirklich nichts von der Liebe Gottes scheiden kann, die in Christus Jesus ist.

Das erfolgreichste Mittel

Die Liebestat Gottes - Seinen Sohn zu opfern - war für Paulus nicht nur das alleinige, sondern auch das erfolgreichste Mittel, bei den Gläubigen die Liebe zu Christus zu wecken. Die herrliche Weissagung von des Herrn Kommen leitet er entsprechend ein: "Denn wenn wir glauben, das Jesus starb ..." (1Thes 4:14). Auch die Parallelstelle in 1Kor 15:50-53 beginnt er im gleichen Sinn am Anfang des Kapitels in Vers 1Kor 15:3: "Denn an erster Stelle habe ich euch das überliefert, was auch ich erhielt: dass Christus für unsere Sünden starb".

Wenn ein Mensch sein Leben einsetzt, um einen anderen Menschen aus Todesgefahr zu retten und dabei sein eigenes Leb en verliert, so wird der Gerettete zeitlebens mit tiefer Dankbarkeit und einem liebevollen Andenken an seinen Retter erfüllt sein.

Aber nun hat Sich der Sohn Gottes Selbst für unser Verlorensein eingesetzt und Sein Leben dahin gegeben, aus Liebe zu uns - und Gott hat Sich aus Liebe Seinen Sohn vom Herzen reißen lassen und allen damit verbundenen Schmerz auf Sich genommen und getragen.

Sollte eine so unermesslich große Liebestat nicht täglich im Herzen bewegt werden - zum Bewirken von Dank und Liebe zu Ihm! Es ist in der Tat das erfolgreichste Mittel, das uns Paulus zur Anwendung ans Herz gelegt hat.

Eine menschliche Schwäche

Es ist leider eine betrübliche Tatsache, dass bei uns Menschen sehr schnell eine Gewöhnung der Dinge eintritt, die ständig da sind. So hat sich auch in der Körpergemeinde so etwas wie Gewöhnung an den Opfertod Christi verbreitet - es ist etwas Selbstverständliches geworden! Wir können uns alle ganz leicht selber prüfen, inwieweit dies auch bei uns zutrifft, indem wir Rückschau halten, wie oft es uns auf die Knie treibt und wir für dieses Opfer von ganzem Herzen danken. Geschieht dies täglich, wöchentlich oder monatlich? Und wenn - empfinden wir dann auch tief in unserem Herzen diese Dankbarkeit, oder sind es nur Worte, die uns leicht über die Lippen kommen?

Oft lässt man sich daran genügen, dass wir gerettet sind und kein Gericht mehr zu fürchten haben. dEshalb ist jeder von uns immer wieder aufs neue vor die Frage gestellt: Wieviel Liebe hat Christi Liebestat am Pfahl in meinem Herzen zu Ihm erzeugt? Und gerade dies ist es ja, wonach Gottes liebesverlangendes Herz begehrt, nämlich eine herzliche Gegenliebe!

Wie sehr es dem Vater ein Anliegen ist, dass auch Sein Sohn geliebt werde, bekundet Christus Selbst mit den Worten: "Wer Mich liebt, wird von Meinem Vater geliebt werden" (Joh 14:21).

Gott Selbst hat die allerbeste und günstigste Vorbedingung dazu geschaffen, indem Er Seinen Sohn zur Offenbarung Seiner Liebe dahingab und diese Liebe in unsere Herzen ausgoss. Es ist der Anblick des Opfers Christi, dargebracht auf dem großen Altar auf Golgatha, der zusammen mit der dort in Erscheinung getretenen Gottesliebe auf dem Altar unserer Herzen eine ihr würdige Gegenliebe entzündet, die Ihm wie eine heilige Flamme entgegenschlägt. Und wiederum geht aus dieser Liebe ein heißes Sehnen nach Ihm, nach Seinem Kommen, nach Seiner Erscheinung hervor!

Des Vaters grenzenlose Liebe und des Sohnes vollendetes Erdulden sind letztlich die wirksamsten Fakten im Allgeschehen, auf welche unsere Herzen immer neue ausgerichtet werden müssen (2Thes 3:5). Da wir hierbei, wie schon erwähnt, nur zu leicht träge werden, bittet Paulus den Herrn Selbst um Beistand. So dürfen also unser Wollen und des Herrn Vermögen segensvoll zusammenwirken.

Eine unechte Sehnsucht

Es ist festzustellen, dass im Grunde alle "Gläubigen in Christus" eine Sehnsucht nach Seinem Kommen im Herzen tragen und dies auch äußern, nur - die Motive sind nicht immer ausschließlich nur die Liebe! Da gibt es manch andere Ursachen, die, menschlich gesehen, auch berechtigt sind, um welcher willen man Sein Kommen wünscht: Das können schwere Lebensführungen sein, Krankheit, Todesnot, Altersgebrechen, Schwierigkeiten mit der heutigen Weltlage und den immer gesetzloser werdenden Menschen und vieles mehr!

Dies alles mag, wie schon gesagt, seine volle Berechtigung und unser tiefes Verständnis haben, aber es ist im Grunde doch nicht jene Sehnsucht, die der Apostel Paulus anspricht, wenn er von "Sein Erscheinen lieb haben" schreibt. Es sind dies mehr die unteren Stufen (um es am Bild einer Leiter aufzuzeigen), auf der sich solche Sehnsucht nach Seinem Kommen befindet. Das höchste und hehrste Verlangen nach Seiner Erscheinung ist aber das Verlangen aus Liebe zu Ihm!

Und weil Christi Liebe zu uns so stark war, dass sie Ihn bei Seinem Kommen zu uns zum Sterben bereit fand, wieviel mehr muss Er jetzt von einem Verlangen zum Wiederkommen erfüllt sein, um Seine Geliebten zu sich zu holen und für immer bei Sich zu haben! Wie mächtig sollte uns doch dieses Sein Warten anspornen, auch unsererseits voll Liebe auf Ihn zu warten!

Nur noch einen Wunsch

"Sein Erscheinen liebhaben" ist für den Herrn auch deshalb eine Freude, weil Ihm diese Haltung der sicherste Beweis ist, dass Er uns auch tatsächlich der Erste und Beste geworden ist, und dass weit über all unseren irdischen und oft auch allzu menschlichen Wünschen nur noch der eine Wunsch steht: Unsere Vereinigung mit Ihm!

Auch Gott, dem Vater, werden mit dieser Sehnsucht nach Seinem Sohn Ehren zuteil. Ist sie doch eine Bejahung der Einsetzung Seines Sohnes als Haupt über das ganze All und zugleich die Würdigung des Sohnes in dieser alles überragenden Stellung.

Und noch weiter sieht Gott zu Seiner Freude in unserer Haltung im voraus schon das große Vollendungsziel erfüllt, wo nicht nur die Auserwählten, sondern aller Knie sich vor dem Sohn beugen und Ihm als dem wahren Herrn huldigen werden.

Es ist gleichzeitig ein Bekenntnis der Körperglieder, dass der Sohn aufgrund Seines Opfertodes den Plan des Vaters auf das Herrlichste zu Ende zu führen fähig ist!

Das Bewegen dieser Gedanken ist ein weiterer Ansporn zum Liebhaben Seiner Erscheinung. Auch bewahren uns diese davor, dass wir Sein Kommen nicht nur um unserer eigenen Seligkeit, sondern auch um der Seligkeit der ganzen Schöpfung willen erflehen. Wir sind durch die Schrift ja belehrt, dass die gesamt Schöpfung bis nun mit uns ächzt und Wehen leidet (Röm 8:22) und Fristen der Erfrischung vom Angesicht des Herrn herbeisehnt (Apg 3:20). Nur, wir dürfen über die Hoffnung des irdischen Israels hinausschauen und Ihn als Haupt des Universums zur Neuschöpfung des gesamten Alls erwarten.

Unsere Freiheit

Dürfen wir nicht in dieser mannigfaltigen und vielseitigen Herrlichkeit Seiner Wiederkunft die Ursache sehen, weshalb Paulus der Gemeinde kein Mustergebet um Sein Kommen sowie um das Liebhaben Seiner Erscheinung gegeben hat? Er überlässt es jedem selber, dieses Liebhaben Seiner Erscheinung gemäß der dem Einzelnen geschenkten Gnade zu formen und darzulegen.

Wir dürfen auch glauben, dass es zu des heiligen Geistes liebster Betätigung gehört, in den Herzen derer, welche Sein Erscheinen lieb haben, mitzuwirken und diese Sehnsucht in die schönsten Gedanken und Sätze zu kleiden und so dem Herrn darzulegen.

Und die Mannigfaltigkeit dieser drei geformten und mit Seiner Erkenntnis übereinstimmenden Gebete ist ja eine besondere Verherrlichung des Herrn, zeugt sie ja davon, in was für einen Gnadenstand der Sohnschaft und der Vollkommenheit Er Seine Gemeinde erhoben hat.

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4. Unsere Entrückung