Nehemia (Bibellexikon)

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Aus dem Bibellexikon „International Standard Bible Encyclopedia“ übersetzt. Der Artikel stammt von R. Dick Wilson.

ne-he-mi'-a, ne-hem-i'-a (nechemyah, "getröstet von Yah")

Quellenangabe

Nehemia, der Sohn Hachaljas, ist der jüdische Patriot, dessen Leben in dem nach ihm benannten biblischen Werk festgehalten ist. Alles, was wir über ihn aus zeitgenössischen Quellen wissen, ist in diesem Buch zu finden. Somit werden die Leser dieses Artikels auf das Buch Nehemia verwiesen, um den besten und umfassendsten Bericht über seine Worte und Taten zu erhalten.

1. Familie

Von seiner Familie ist nur bekannt, dass er der Sohn Hachaljas war (Neh 1:1) und dass einer seiner Brüder Hanani hiess (Neh 1:2; Neh 7:2). Dieser war ein Mann von so lauterem Charakter und Bedeutung, dass er zum Herrscher von Jerusalem ernannt werden konnte.

Aus Neh 10:1-8 haben manche gefolgert, dass er ein Priester war, denn Nehemia steht an erster Stelle in der Liste der Namen, die mit dem Satz enden: "Das waren die Priester". Diese Ansicht wird gestützt durch die syrische und arabische Version von 10:1, die lautet: "Nehemia, der Älteste, der Sohn Hachaljas, des Oberhauptes der Priester"; und durch die lateinische Vulgata (Hieronymus' lateinische Bibel, 390-405 n. Chr.) von 2. Makk 1:21, wo er "Nehemia der Priester" genannt wird, und möglicherweise von 2. Makk 1:18, wo es heißt, dass Nehemia "Opfer dargebracht hat, nachdem er den Tempel und den Altar gebaut hat".

Dieses Argument, das auf Neh 10:1-8 basiert, gilt nicht, wenn wir den Verweis von "Seraja" der Verse Neh 3:1-32 ändern und "ihre Fürsten" lesen, indem wir uns auf die Fürsten von Neh 10:1 beziehen. In diesem Fall würden Nehemia und Zedekia die Fürsten sein; danach würden die Priester und dann die Leviten kommen.

Erklärung der Übersetzer: „Mit der Aussage von Neh 10:1-8 wird argumentiert, dass Nehemia zu den Priestern gehörte. Doch in Neh 10:1 werden Fürsten (hebr. Sarejnu, von Sar = Fürst) und Leviten und Priester aufgezählt. Die nachfolgend erwähnten Personen waren nicht alle gleichzeitig Fürsten, Leviten und Priester, sondern Fürsten oder Priester. Nehemia dürfte ein Fürst, bzw. ein Oberster gewesen sein, aber nicht unbedingt auch ein Priester!

Manche sind der Meinung, Nehemia gehöre zur königlichen Linie Judas, weil er sich auf die Grabstätten seiner "Väter" in Jerusalem bezieht (Neh 2:3). Dies ist nur dann ein gutes Argument, wenn nachgewiesen werden könnte, dass nur die Könige in Jerusalem begraben wurden.

Es wurde auch argumentiert, dass er wegen seiner Stellung als Mundschenk beim König von Persien von adliger Abstammung sei. Um dieses Argument zu untermauern, müsste man aufzeigen können, dass nur Personen edler Abstammung in dieser Position dienen konnten; das wurde bis jetzt nicht aufgezeigt und kann auch nicht bewiesen werden.

2. Jugend

Aus der Tatsache, dass Nehemia so sehr über die Verwüstung der Stadt und die Gräber seiner Väter betrübt war und dass er so eifrig über die Gesetze des Gottes von Juda wachte, können wir zu Recht schließen, dass er von frommen Eltern erzogen wurde, die ihn in der Geschichte und dem Gesetz des jüdischen Volkes unterwiesen haben.

3. Mundschenk des Königs

Nehemia war ohne Zweifel wegen seiner Redlichkeit und Fähigkeiten und zwar schon früh von Artahsasta, dem König von Persien, in die verantwortliche Position eines Mundschenks des Königs berufen worden. Es besteht nun kein Zweifel mehr daran, dass dieser König, sein König, Artahsasta, war. Er trug als Erster diesen Namen und wurde allgemein Longimanus genannt. Er herrschte von 464 bis 424 v. Chr. über Persien. Die Erwähnung der Söhne Sanballats, des Gouverneurs von Samaria, in einem Brief an die Priester von Jerusalem vom Jahre 407 v. Chr., unter denen Johananan besonders genannt wird, beweist, dass Sanballat in der Zeit von Artahsasta I. und nicht in der Zeit von Artahsasta II. regiert haben muss.

Das Amt des Mundschenks war "eine nicht unbedeutende Ehre" (Herod. iii.34). Es war eine seiner Hauptaufgaben, den Wein zu kosten, damit der König sehen konnte, dass er nicht vergiftet war, und er wurde sogar zum König zugelassen, während die Königin anwesend war (Neh 2:6). Aufgrund dieser engen Vertrautheit mit dem König konnte Nehemia seinen Auftrag als Statthalter von Judäa und die Briefe und Erlasse erhalten, die es ihm ermöglichten, die Mauern von Jerusalem wiederherzustellen.

4. Gouverneur von Judäa

Der Anlass für diesen Auftrag war folgender: Hanani, der Bruder Nehemias, und andere Männer aus Juda besuchten Nehemia während er sich im 9. Monat des 20. Jahres des Artahsasta in Susa aufhielt. Sie berichteten, dass die Juden in Jerusalem in großer Bedrängnis waren und dass die Mauer niedergerissen und ihre Tore mit Feuer verbrannt waren. Daraufhin trauerte er, fastete und betete zu Gott, dass ihm der König Gnade erweise. Nachdem er im 1. Monat des 21. Jahres des Artahsasta , 444 v. Chr., vor dem König erschienen war, erhielt er die Erlaubnis, nach Jerusalem zu gehen, um die Stadt der Grabstätten seiner Väter wieder aufzubauen. Ausserdem erhielt er Briefe an die Statthalter von Syrien und Palästina und vor allem an Asaf, den Hüter über den Horst des Königs, der diesem befahl, Holz für die Mauer, die Festung und den Tempel zu liefern. Er wurde auch zum Statthalter der Provinz ernannt, deren Hauptstadt Jerusalem war.

Ausgestattet mit diesen Vollmachten und Befugnissen reiste er nach Jerusalem und machte sich sofort an den Wiederaufbau der Mauern. Dabei wurde er von Sanballat, dem Statthalter von Samaria, und anderen, einige von ihnen Juden, die in Jerusalem wohnten, behindert und bedrängt. Dennoch gelang ihm sein Vorhaben und schließlich konnte er auch die Tore für die verschiedenen Eingänge der Stadt einhängen.

Nachdem er diese äusseren Aufbauarbeiten durchgeführt hatte, leitete er eine Reihe von sozialen Reformen ein. Er ernannte Oberste, die für eine bessere Verwaltung notwendig waren, veranlasste, dass das Volk, durch öffentliche Lesungen und Auslegungen im Gesetz unterwiesen wurde, setzte das Laubhüttenfest ein und rief ein nationales Fasten aus, bei dem die Sünden des Volkes bekannt wurden und ein neuer Bund mit Jahwe feierlich bestätigt wurde. Die Menschen erklärten sich bereit, keine Ehen mit Heiden einzugehen, den Sabbat zu halten und zur Versorgung des Tempels beizutragen. Um für die Sicherheit und den Wohlstand der Stadt zu gewährleisten, wurde jeder Zehnte, der ausserhalb Jerusalems wohnte, verpflichtet, sich in der Stadt niederzulassen. Bei all diesen Reformen wurde er von Esra unterstützt, der im 7. Jahr des Artahsasta nach Jerusalem gegangen war.