Der "Amen und "der Jünger der da zeugt": Unterschied zwischen den Versionen

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(Der neue Mensch und das ewige Leben)
(Der "Amen und "der Jünger der da zeugt")
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=== Der "Amen und "der Jünger der da zeugt" ===
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=== Was ist Wahrheit? ===
  
 
: '''''[[Offb 3:14]] Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Dies sagt der «Amen», der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes :''' <br/>''  
 
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: '''''[[Joh 21:24]]  Das ist der Jünger, der von diesen Dingen zeugt und der dies geschrieben hat; und wir wissen, daß sein Zeugnis wahr ist.'''''  
 
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Nichts kennzeichnet die heutige Zeit mehr als der Tod des Fragens und des Zweifels, der in so großem Maß alle Bereiche des Denkens und jede Schicht der Gesellschaft durchdringt. Es gab wohl zu keiner Zeit der Weltgeschichte so viel geistige Tätigkeit, Spaltung und Anarchie der Meinungen, als wir jetzt allenthalben um uns her erblicken. Die Wissenschaft hat so viele Felder eröffnet, wo überall noch Vieles ungelöst ist; - die Philosophie hat die Natur und ihre Abstammung des Menschen so tief ergründet und Vieles, was früher angenommen wurde, über den Haufen geworfen, wenig Gewisses aber an dessen Stelle gesetzt - während die immer komplizierter werdenden Zustände unter den Menschen uns zu Fragen über deren rechtmäßige Ansprüche und das ihnen widerfahrende Unrecht zwingen, auf welche von allen Seiten allerlei widersprechend Antworten erklingen, - vor Allem ist die Kirche, welche eine Führerin und ein Licht der Menschen hätte sein sollen, so zertrennt und unfähig, sich selbst zu leiten, viel weniger denn die Welt - so dass Tausende fragen, ob es überhaupt eine Gewissheit für den Menschen gibt oder geben kann, ob nicht alles, was man als Wahrheit angenommen hat, nur Wahrscheinlichkeit ist, ob es daher nicht besser ist, zu bekennen, dass wir niemals über das Mutmaßen hinaus kommen können, selbst betreffs jener Punkte, über welche unsere innersten Seelen beständig dringend nach mehr Licht verlangen?
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Nichts kennzeichnet die heutige Zeit mehr als der Tod des Fragens und des Zweifels, der in so großem Maß alle Bereiche des Denkens und jede Schicht der Gesellschaft durchdringt. Es gab wohl zu keiner Zeit der Weltgeschichte so viel geistige Tätigkeit, Spaltung und Anarchie der Meinungen, als wir jetzt allenthalben um uns her erblicken. Die Wissenschaft hat so viele Felder eröffnet, wo überall noch Vieles ungelöst ist; - die Philosophie hat die Natur und ihre Abstammung des Menschen so tief ergründet und Vieles, was früher angenommen wurde, über den Haufen geworfen, wenig Gewisses aber an dessen Stelle gesetzt - während die immer komplizierter werdenden Zustände unter den Menschen uns zu Fragen über deren rechtmäßige Ansprüche und das ihnen widerfahrende Unrecht zwingen, auf welche von allen Seiten allerlei widersprechende Antworten erklingen, - vor allem ist die Kirche, welche eine Führerin und ein Licht der Menschen hätte sein sollen, so zertrennt und unfähig, sich selbst zu leiten, viel weniger denn die Welt - so dass Tausende fragen, ob es überhaupt eine Gewissheit für den Menschen gibt oder geben kann, ob nicht alles, was man als Wahrheit angenommen hat, nur Wahrscheinlichkeit ist, ob es daher nicht besser ist, zu bekennen, dass wir niemals über das Mutmaßen hinaus kommen können, selbst betreffs jener Punkte, über welche unsere innersten Seelen beständig dringend nach mehr Licht verlangen?
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Nun aber gab es ein anderes Zeitalter, welches in vielen dieser Punkte dem gegenwärtigen glich, das Zeitalter nämlich, in welchem die Zivilisation der alten Welt zusammenstürzte, da nicht nur Griechenland und Rom bankrott schienen, wenigstens was das Forschen nach Wahrheit anbelangte, sondern wo auch Israel, welches zum Licht der Völker gesetzt war, wie die Sonne in Finsternis verwandelt wurde und wie der Mond in Blut. Wie immer, so war es aber auch damals: als die Nacht am dunkelsten war, brach der Morgen an. Mitten in jenes finstere Zeitalter trat derjenige ein, welcher dem Zweifel mit der  Wahrheit begegnen konnte. Er war allezeit in der Welt gewesen, obgleich die Welt Ihn nicht kannte; Er gab jederzeit allen die, die Ihn aufnahmen, Licht und Macht, Gottes Kinder zu werden. Jetzt aber wurde Er Fleisch und erschien mit einem Glauben, welcher die Welt überwand,  und mit einer Wahrheit, welche die Finsternis zu Licht machte. Er argumentierte nicht. Er war die Wahrheit und gab Zeugnis für die Wahrheit, und die, welche Sein Zeugnis annahmen, versiegelten es, dass Gott wahrhaftig ist, und dass Er Seine Geschöpfe nicht verlässt.
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=== Der "Amen" in Person ===
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Die Wahrheit lebt noch immer. Was Er damals sagte, das sagt Er auch jetzt. Himmel und Erde werden vergehen, aber Seine Worte vergehen nicht. Seine Geschöpfe bedürfen Seiner, denn Er hat sie für sich Selbst gebildet, und Er allein kann ihre Bedürfnisse stillen. Ihr Verderben war jene Lüge, welche ihnen den Tod brachte. Ihr Heil ist die Wahrheit, welche ewiges Leben gibt. '''Daher kam er zu jeder Zeit als Prophet, Priester und König''' lehrend, tröstend, herrschend, passte die jeweilige Offenbarung Seiner Selbst unserem jeweiligen Bedürfnis an, warnte, wo es der Warnung bedurfte, tröstete und half, wo man der Hilfe und des Trostes bedurfte. Hat Er keine Botschaft für ein zweifelndes Zeitalter? Kann er denjenigen keine Gewissheit geben, welche, der Meereswoge gleich, vom Winde getrieben und geschaukelt werden? Er erschien inmitten Israel, das durch die Sekten der Pharisäer und Sadduzäer verwirrt war; für diejenigen aber, welche Ihn aufnahmen, gab es eine Gewissheit und Ruhe. Ist Er denn jetzt fern von uns? Jener letzten apokalyptischen Gemeinde, welche, wie viele glauben, den Zustand der bekennenden Kirche gerade vor dem Wiederkommen unseres Herrn vorbildet und welche, obgleich frei von gewissen Sünden, die etliche der früheren Gemeinden schmerzlich entstellt hatten, mehr als alle anderen von einem Geist der Unwahrheit und des Selbstbetrugs beseelt war und von sich sagte: "Ich bin reich", und "nicht wusste", wie ihr Stand eigentlich war, dass sie nämlich bei allen Gaben "elend, jämmerlich, arm, blind und bloss sei" - dieser Gemeinde erscheint der Herr und redet zu ihr als "Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Kreatur Gottes" ([[Offb 3:14]]-17). Sagt uns nicht dieser Titel, dass wir in Ihm Gewissheit im Zweifel, Hilfe in der Not haben können, wenn wir auf Seine Stimme merken?
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Dieser "Amen" hat Selbst etliche denkwürdige Amen ausgesprochen, und vielleicht sind unter allen Seinen Worten keine anderen so wichtig, wie diejenigen, welche mit einem solchen wiederholten Amen beginnen, durch welches Er wie durch eine Trompete auf die so eingeleiteten Worte aufmerksam macht, als habe Er es vorausgesehen, wie schwer wir sie begreifen würden. Von den auf diese Weise aufgezeichneten Aussprüchen werden uns zwölf berichtet, und zwar alle in dem Evangelium  des Johannes. Und wenn unter dem Gesetz das Amen das Urteil des treulosen Weibes besiegelte und das Wasser des Heiligtums in einen Fluch verwandelte, wenn sie die Hure gespielt hatte ([[4Mo 5:22]]), - wenn das Amen des Volkes Gottes dessen Fluch bestätigte, wenn es von Ihm abweichen und Gräuel tun sollte ([[5Mo 27:15]]-26) - wenn das Amen den Segen beschließt, der im Geist in der Gemeinde ausgesprochen wird ([[1Kor 14:16]]) - wenn dasselbe verdoppelte Amen die drei ersten Bücher der Psalmen, welche dem Alten und Neuen Bund zugehören, besiegelt und beschließt<sup>1</sup> - was sollen wir dann von jenen Aussprüchen unseres Herrn selbst sagen, welche Er in Seiner verdoppelten Versicherung bezeichnet hat? Kann ich meinen Brüdern besser dienen, als indem ich ihre Aufmerksamkeit  auf diese Amen hinlenke, welche von dem "Amen" ausgesprochen wurden - auf die treuen Aussagen des treuen  une wahrhaftigen Zeugen? 
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:*<sup>1</sup>  Im Hebräischen sind die Psalmen in fünf Bücher aufgeteilt. Von diesen enden die drei ersten mit dem zweifachen Amen, welche die Septuaginta mit ''genoito, genoito'' übersetzt und die Vulgata; ''fiat, fiat''. Unser Übersetzung bewahrt das hebräische ''Amen.'' Siehe [[Ps 41:14]] - [[Ps 72:19]] - [[Ps 89:53]]. Das vierte Buch endet mit ''Amen Hallelujah!'' Siehe [[Ps 106:48]], wo die Septuaginta auch das zweifache ''genoito'' beibehält. Das fünfte Buch endet mit ''Hallelujah'' allein, siehe [[Ps 150:6]].
  
Nun aber gab es ein anderes Zeitalter, welches in vielen dieser Punkte dem gegenwärtigen glich, das Zeitalter nämlich, in welchem die Gravitation der alten Welt zusammenstürzte, da nicht nur Griechenland und Rom bankrott schienen, wenigstens was das Forschen nach Wahrheit anbelangte, sondern wo auch Israels, welches zum Licht der Völker gesetzt war, wie die Sonne in Finsternis verwandelt ward und wie der Mond in Blut. Wie immer, so war es aber auch dazumal: als die Nacht am dunkelsten war, da brach der Morgen an. Mitten in jenes finstere Zeitalter trat Derjenige ein, welcher dem Zweifel mit der  Wahrheit begegnen konnte. Er war allezeit in der Welt gewesen, obgleich die Welt Ihn nicht kannte; Er gab jederzeit Allen die , die Ihn aufnahmen, Licht und Macht, Gottes Kinder zu werden. Jetzt aber ward Er Fleisch und erschien mit einem Glauben, welcher die Welt überwand,  und mit einer Wahrheit, welche die Finsternis zu Licht machte. Er argumentierte nicht. Er war die Wahrheit und gab Zeugnis für die Wahrheit, und Die, welche Sein Zeugnis annahmen, versiegelten es, dass Gott wahrhaftig ist, und dass Er Seine Geschöpfe nicht verlässt.
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=== Amen, Amen ===
  
Die Wahrheit lebt noch immer. Was Er damals sagte, das sagt Er auch jetzt. Himmel und Erde werden vergehen, aber Seine Worte vergehen nicht. Seine Geschöpfe bedürfen Seiner, denn Er hat sie für sich Selbst gebildet, und Er allein kann ihre Bedürfnisse stillen. Ihr Verderben war jene Lüge, welche ihnen den Tod brachte. Ihr Heil ist die Wahrheit, welche ewiges Leben gibt. '''Daher kam er zu jeder Zeit als Prophet, Priester und König''' lehrend, tröstend, herrschend, passte die jeweilige Offenbarung Seiner Selbst unserem jeweiligen Bedürfnis an, warnte, wo es der Warnung bedurfte, tröstete und half, wo man der Hilfe und des Trostes bedurfte. Hat Er keine Botschaft für ein zweifelndes Zeitalter? Kann er Denjenigen keine Gewissheit geben, welche, der Meereswoge gleich, vom Winde getrieben und geschaukelt werden? Er erschien inmitten Israels, das durch die Sekten der Pharisäer und Saduzäer verwirrt war; für Diejenigen aber, welche Ihn aufnahmen, gab es einen Gewissheit und Ruhe. Ist Er denn jetzt fern von uns? Jener letzten apokalyptischen Gemeinde, welche, wie Viele glauben, den Zustand der bekennenden Kirche gerade vor dem Wiederkommen unseres Herrn vorbildet und welche, obgleich frei von gewissen Sünden, die etliche der früheren Gemeinden schmerzlich entstellt hatten, mehr als alle anderen von einem Geist der Unwahrheit und des Selbstbetruges beseelt war und von sich sagte: "Ich bin reich", und "nicht wusste", wie ihr stand eigentlich war, dass sie nämlich bei allenGaben "elend, jämmerlich, arm, Blind und bloß sei" - dieser Gemeinde erscheint der Herr und redet zu ihr als "Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Kreatur Gottes" (Offb 3:14-17). Sagt uns nicht dieser Titel, dass wir in Ihm Gewissheit im Zweifel, Hilfe in der Not haben können, wenn wir auf Seine Stimme merken?
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Vorher aber schicke ich eine oder zwei Bemerkungen über die Form der Worte selbst voraus und über die Tatsache, dass dieselbe nur in einem der Evangelien vorkommt!
  
Dieser "Amen" hat Selbst etliche denkwürdige Amen ausgesprochen, und vielleicht sind unter allen Seinen Worten keine anderen so wichtig, wie diejenigen, welche mit einem solchen wiederholten Amen bevorwortet werden, durch welches Er wie durch eine Trompete auf die dergestalt eingeleiteten Worte aufmerksam macht, als habe Er es vorausgesehen, wie schwer wir sie begreifen würden
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Was nun die Worte "Amen, Amen" anbelangt oder, wie Luther übersetzt, "Wahrlich, Wahrlich" - denn Amen bedeutet einfach  "Wahr" oder "Wahrheit" (Siehe [[Jes 65:16]] "Im rechten Gott" heißt im Hebräischen "Gott Amen") - bezeugt nicht schon diese Ausdrucksweise etwas von unserem Zustand und von der Gnade dessen, der wenn wir nicht das Flüstern Seiner Liebe vernehmen könnten, eine neuen und ungegewöhnliche Anredeweise gebraucht, wenn er nur irgendwie uns aufrütteln und in Gemeinschaft mit Sich ziehen kann? "Wahr, Wahr, Ich sage es euch", sagt die Wahrheit. Beweist nicht eine solche Sprache, dass wir des Lichtes bedürfen, dass wir schwerhörig sind und nur  durch etwas Auffallendes zum Aufmerken gebracht werden können? Ist es nicht als sagte Er: Ich muss mit denen reden, die mir nur auf einen Eid hin glauben wollen oder als Zeugen in dem Gerichtshof? Denn dies ist ja nicht die Sprache eines Freundes zum anderen. Welcher Freund muss zu seinem Freund sagen: Amen, Amen, Wahrlich, Wahrlich? Es bekundet vielmehr eine Entfremdung - dass wir so wenig von Christi Sinn wissen une so wenig von Seinem Beispiel lernen können, dass wir ungewöhnlicher und feierlicher Versicherungen bedürfen, um Ihm zuzuhören. Es ist als bedürften wir Seines Eides und Seiner Bürgschaft, um Ihm glauben zu können. (So sagt Augustinus, Tractat in John. XLI § 3)

Version vom 27. März 2016, 19:02 Uhr

nach dem gleichnamigen Buch von Andrew Jukes
Der neue Mensch und das ewige Leben

in Bearbeitung


Der neue Mensch und das ewige Leben

Gedanken über das zwölffache "Wahrlich, wahrlich!" des Sohnes Gottes im Evangelium Johannes

Einleitung

Der "Amen und "der Jünger der da zeugt"

Was ist Wahrheit?

Offb 3:14 Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Dies sagt der «Amen», der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes :
Joh 21:24 Das ist der Jünger, der von diesen Dingen zeugt und der dies geschrieben hat; und wir wissen, daß sein Zeugnis wahr ist.

Nichts kennzeichnet die heutige Zeit mehr als der Tod des Fragens und des Zweifels, der in so großem Maß alle Bereiche des Denkens und jede Schicht der Gesellschaft durchdringt. Es gab wohl zu keiner Zeit der Weltgeschichte so viel geistige Tätigkeit, Spaltung und Anarchie der Meinungen, als wir jetzt allenthalben um uns her erblicken. Die Wissenschaft hat so viele Felder eröffnet, wo überall noch Vieles ungelöst ist; - die Philosophie hat die Natur und ihre Abstammung des Menschen so tief ergründet und Vieles, was früher angenommen wurde, über den Haufen geworfen, wenig Gewisses aber an dessen Stelle gesetzt - während die immer komplizierter werdenden Zustände unter den Menschen uns zu Fragen über deren rechtmäßige Ansprüche und das ihnen widerfahrende Unrecht zwingen, auf welche von allen Seiten allerlei widersprechende Antworten erklingen, - vor allem ist die Kirche, welche eine Führerin und ein Licht der Menschen hätte sein sollen, so zertrennt und unfähig, sich selbst zu leiten, viel weniger denn die Welt - so dass Tausende fragen, ob es überhaupt eine Gewissheit für den Menschen gibt oder geben kann, ob nicht alles, was man als Wahrheit angenommen hat, nur Wahrscheinlichkeit ist, ob es daher nicht besser ist, zu bekennen, dass wir niemals über das Mutmaßen hinaus kommen können, selbst betreffs jener Punkte, über welche unsere innersten Seelen beständig dringend nach mehr Licht verlangen?

Nun aber gab es ein anderes Zeitalter, welches in vielen dieser Punkte dem gegenwärtigen glich, das Zeitalter nämlich, in welchem die Zivilisation der alten Welt zusammenstürzte, da nicht nur Griechenland und Rom bankrott schienen, wenigstens was das Forschen nach Wahrheit anbelangte, sondern wo auch Israel, welches zum Licht der Völker gesetzt war, wie die Sonne in Finsternis verwandelt wurde und wie der Mond in Blut. Wie immer, so war es aber auch damals: als die Nacht am dunkelsten war, brach der Morgen an. Mitten in jenes finstere Zeitalter trat derjenige ein, welcher dem Zweifel mit der Wahrheit begegnen konnte. Er war allezeit in der Welt gewesen, obgleich die Welt Ihn nicht kannte; Er gab jederzeit allen die, die Ihn aufnahmen, Licht und Macht, Gottes Kinder zu werden. Jetzt aber wurde Er Fleisch und erschien mit einem Glauben, welcher die Welt überwand, und mit einer Wahrheit, welche die Finsternis zu Licht machte. Er argumentierte nicht. Er war die Wahrheit und gab Zeugnis für die Wahrheit, und die, welche Sein Zeugnis annahmen, versiegelten es, dass Gott wahrhaftig ist, und dass Er Seine Geschöpfe nicht verlässt.

Der "Amen" in Person

Die Wahrheit lebt noch immer. Was Er damals sagte, das sagt Er auch jetzt. Himmel und Erde werden vergehen, aber Seine Worte vergehen nicht. Seine Geschöpfe bedürfen Seiner, denn Er hat sie für sich Selbst gebildet, und Er allein kann ihre Bedürfnisse stillen. Ihr Verderben war jene Lüge, welche ihnen den Tod brachte. Ihr Heil ist die Wahrheit, welche ewiges Leben gibt. Daher kam er zu jeder Zeit als Prophet, Priester und König lehrend, tröstend, herrschend, passte die jeweilige Offenbarung Seiner Selbst unserem jeweiligen Bedürfnis an, warnte, wo es der Warnung bedurfte, tröstete und half, wo man der Hilfe und des Trostes bedurfte. Hat Er keine Botschaft für ein zweifelndes Zeitalter? Kann er denjenigen keine Gewissheit geben, welche, der Meereswoge gleich, vom Winde getrieben und geschaukelt werden? Er erschien inmitten Israel, das durch die Sekten der Pharisäer und Sadduzäer verwirrt war; für diejenigen aber, welche Ihn aufnahmen, gab es eine Gewissheit und Ruhe. Ist Er denn jetzt fern von uns? Jener letzten apokalyptischen Gemeinde, welche, wie viele glauben, den Zustand der bekennenden Kirche gerade vor dem Wiederkommen unseres Herrn vorbildet und welche, obgleich frei von gewissen Sünden, die etliche der früheren Gemeinden schmerzlich entstellt hatten, mehr als alle anderen von einem Geist der Unwahrheit und des Selbstbetrugs beseelt war und von sich sagte: "Ich bin reich", und "nicht wusste", wie ihr Stand eigentlich war, dass sie nämlich bei allen Gaben "elend, jämmerlich, arm, blind und bloss sei" - dieser Gemeinde erscheint der Herr und redet zu ihr als "Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Kreatur Gottes" (Offb 3:14-17). Sagt uns nicht dieser Titel, dass wir in Ihm Gewissheit im Zweifel, Hilfe in der Not haben können, wenn wir auf Seine Stimme merken?

Dieser "Amen" hat Selbst etliche denkwürdige Amen ausgesprochen, und vielleicht sind unter allen Seinen Worten keine anderen so wichtig, wie diejenigen, welche mit einem solchen wiederholten Amen beginnen, durch welches Er wie durch eine Trompete auf die so eingeleiteten Worte aufmerksam macht, als habe Er es vorausgesehen, wie schwer wir sie begreifen würden. Von den auf diese Weise aufgezeichneten Aussprüchen werden uns zwölf berichtet, und zwar alle in dem Evangelium des Johannes. Und wenn unter dem Gesetz das Amen das Urteil des treulosen Weibes besiegelte und das Wasser des Heiligtums in einen Fluch verwandelte, wenn sie die Hure gespielt hatte (4Mo 5:22), - wenn das Amen des Volkes Gottes dessen Fluch bestätigte, wenn es von Ihm abweichen und Gräuel tun sollte (5Mo 27:15-26) - wenn das Amen den Segen beschließt, der im Geist in der Gemeinde ausgesprochen wird (1Kor 14:16) - wenn dasselbe verdoppelte Amen die drei ersten Bücher der Psalmen, welche dem Alten und Neuen Bund zugehören, besiegelt und beschließt1 - was sollen wir dann von jenen Aussprüchen unseres Herrn selbst sagen, welche Er in Seiner verdoppelten Versicherung bezeichnet hat? Kann ich meinen Brüdern besser dienen, als indem ich ihre Aufmerksamkeit auf diese Amen hinlenke, welche von dem "Amen" ausgesprochen wurden - auf die treuen Aussagen des treuen une wahrhaftigen Zeugen?

  • 1 Im Hebräischen sind die Psalmen in fünf Bücher aufgeteilt. Von diesen enden die drei ersten mit dem zweifachen Amen, welche die Septuaginta mit genoito, genoito übersetzt und die Vulgata; fiat, fiat. Unser Übersetzung bewahrt das hebräische Amen. Siehe Ps 41:14 - Ps 72:19 - Ps 89:53. Das vierte Buch endet mit Amen Hallelujah! Siehe Ps 106:48, wo die Septuaginta auch das zweifache genoito beibehält. Das fünfte Buch endet mit Hallelujah allein, siehe Ps 150:6.

Amen, Amen

Vorher aber schicke ich eine oder zwei Bemerkungen über die Form der Worte selbst voraus und über die Tatsache, dass dieselbe nur in einem der Evangelien vorkommt!

Was nun die Worte "Amen, Amen" anbelangt oder, wie Luther übersetzt, "Wahrlich, Wahrlich" - denn Amen bedeutet einfach "Wahr" oder "Wahrheit" (Siehe Jes 65:16 "Im rechten Gott" heißt im Hebräischen "Gott Amen") - bezeugt nicht schon diese Ausdrucksweise etwas von unserem Zustand und von der Gnade dessen, der wenn wir nicht das Flüstern Seiner Liebe vernehmen könnten, eine neuen und ungegewöhnliche Anredeweise gebraucht, wenn er nur irgendwie uns aufrütteln und in Gemeinschaft mit Sich ziehen kann? "Wahr, Wahr, Ich sage es euch", sagt die Wahrheit. Beweist nicht eine solche Sprache, dass wir des Lichtes bedürfen, dass wir schwerhörig sind und nur durch etwas Auffallendes zum Aufmerken gebracht werden können? Ist es nicht als sagte Er: Ich muss mit denen reden, die mir nur auf einen Eid hin glauben wollen oder als Zeugen in dem Gerichtshof? Denn dies ist ja nicht die Sprache eines Freundes zum anderen. Welcher Freund muss zu seinem Freund sagen: Amen, Amen, Wahrlich, Wahrlich? Es bekundet vielmehr eine Entfremdung - dass wir so wenig von Christi Sinn wissen une so wenig von Seinem Beispiel lernen können, dass wir ungewöhnlicher und feierlicher Versicherungen bedürfen, um Ihm zuzuhören. Es ist als bedürften wir Seines Eides und Seiner Bürgschaft, um Ihm glauben zu können. (So sagt Augustinus, Tractat in John. XLI § 3)