Bezeugung der Auferstehung Christi

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Abschrift des Buches: Das Los der Toten
(gänzlich umgearbeitete Neuauflage von Auferstehung des Fleisches)

Verfasser: Pastor Samuel Keller
Verlag der Vaterländischen Verlags- und Kunstanstalt, Berlin 1913

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor:
6. Die Situation damals und heute

7. Bezeugung der Auferstehung Christi

1Kor 15:1-11 (Eigene Übersetzung)

„Nun aber, Brüder, erinnere ich euch an das Evangelium, dass ich euch verkündigt habe, welches ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch steht, (2) durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr an dem Sinn, in welchem ich es euch verkündigt habe, festhaltet; es sei denn, ihr habet umsonst (ohne Erfolg) geglaubt. (3) Denn ich habe euch unter den Hauptstücken übergeben, was auch ich empfangen habe: dass Christus für unsere Sünden gestorben sei nach den Schriften, (4) und dass er begraben und am dritten Tage auferweckt worden sei nach den Schriften, (5) und dass er gesehen worden ist von Kephas, ferner von den Zwölfen. (6) Dann ist er gesehen worden von mehr denn fünfhundert Brüdern auf einmal, von diesen leben die meisten jetzt noch, einige aber sind entschlafen. (7) Dann ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. (8) Zuletzt aber von allen ist er auch von mir, gleich einer Fehlgeburt, gesehen worden. (9) Denn ich bin der Geringste von den Aposteln, der ich nicht wert bin, Apostel zu heißen, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. (10) Aber von Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und seine Gnade gegen mich ist nicht leer (vergeblich) gewesen, sondern ich habe mehr gearbeitet, als sie alle, nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war. (11) Sei es nun ich - seien es jene - so predigen wir, und so habt ihr geglaubt.“ -

Die apostolische Predigt beruft sich auf Tatsachen, die geschichtlich wahr sein müssen, und sie muss daher menschliche Zeugen nennen, deren Zeugnis glaubwürdig ist. So geht Paulus, wenn er seinen Lesern den Beweis bringen will, dass die Auferstehung zum innersten Kern des Christentums gehört, davon aus, sie zu erinnern an die Predigt, die sie gehört haben; da war schon eins von den zuverlässig bezeugten Hauptstücken die Auferstehung Christi gewesen. Solche Erinnerung musste etwas Beschämendes für sie haben, besonders, wenn man sie mit dem Nachfolgenden zusammenhält.

Was für eine Reihe von ergreifenden „Erinnerungen“ musste vor dem Geistesauge dieser Leute aufflammen! Vor Pauli Predigt waren sie Heiden gewesen, und dann kam die gewaltige Wirkung seines Wortes, die aus ihnen in wenigen Wochen und Monaten neue Menschen gemacht hatte. Sittlich, religiös, sozial, im Eheleben und der Kindererziehung, - überall eine tief gehende Umgestaltung, - neue Begriffe, neue Urteile, neue Ideale, - sie selbst sind neue Menschen geworden! Das Festhalten an jenen machtvollen Wahrheiten wird aber durch die Leugnung eines ihrer Fundamente in Frage gestellt.

Es gibt nur eine Voraussetzung, nach welcher das Festhalten jenes gepredigten Christentums nichts nützen konnte (1Kor 15:2), wenn dasselbe keine Wirklichkeit wäre; wenn man an ein bloßes Märchen geglaubt hätte, so müsste später, sobald das Märchen sich als solches erwiesen, auch der Glaube zusammenbrechen (1Kor 15:13-17). Was ist denn wohl nach Pauli Fortgang geschehen, wodurch das Fundament seiner an ihnen tatsächlich sich so mächtig erweisenden Heilspredigt, als ein Märchen entpuppt hätte? Merkten sie nicht schon hier, dass ihre Einreden sich gegen das Werk Gottes richteten, das an ihnen selbst geschehen war, dessen beste Zeugen sie selbst sein mussten?

Vom Herrn empfangen

„Was auch ich empfangen habe“ - kann sich auf beide Formen und Wege beziehen, wie Paulus zur Kenntnis der Heilstatsachen gekommen ist: durch die anderen Augenzeugen und durch persönliche Eingebung oder Deutung vom Herrn selbst, die er anderswo betont: „Das habe ich vom Herrn empfangen.“

Wo heutzutage die leibliche Auferstehung Christi geleugnet wird, beanstandet man gewöhnlich auch das erste hier genannte Hauptstück: „dass Christus für unsere Sünden gestorben sei", - oder man will doch seinen Tod in ganz anderer Beleuchtung sehen. Daher mahnte Paulus schon in 1Kor 15:2 seine Leser, an den Sinn zu denken, in welchem er ihnen die Heilstatsachen verkündigt hatte. „Nach den Schriften“ - gemeint konnte ja nur das Alte Testament sein. Da waren jene Tatsachen angekündigt; nachher kommen die apostolischen Zeugen und sagen aus, dass jene Weissagungen sich an Christo erfüllt haben. Und das dritte Zeugnis ist dann die Wirkung des Geistes, der durch die also gepredigten Tatsachen neue Menschen schuf! Da kann man mit der Wirklichkeit eines Stückes aus diesem wunderbaren Dreiklang nicht spielen oder es umdeuten oder wegstreichen! -

Wir fühlen, dass 1Kor 15:4 das Begräbnis besonders betont aufgeführt wird, weil das leere Grab in den Erwägungen der Zeugen, die sich doch alle durch die stärksten Zweifel zum Glauben an Jesu leibliche Auferstehung hindurchringen mussten, eine so bedeutende Rolle spielte, dass man den Ausdruck dafür fand: „Die Kirche Christi ruht auf dem leeren Grabe Christi.“ Darum ist denn auch bis auf den heutigen Tag die Frage nach dem aus dem Grabe verschwundenen Körper Christi den Gegnern höchst unbequem.*)

  • ) Bezeichnend dafür, wie die Leugner der leiblichen Auferstehung Christi durch diese Tatsachen in das äußerste Gedränge gebracht werden und keinen Ausweg finden, ist die Art wie Professor Dr. Arnold Meyer sich in seinem Buch „Die Auferstehung Christi“ damit abzufinden sucht. Der keinen Ausweg sieht, sagt er, indem er sich mit einem frommen Mäntelchen dekoriert, schließlich: „Lassen wir also diese Spiele und Erfindungsgabe von dem ernsten Grab Jesu, auf dem noch der Schatten des Kreuzes ruht. Es kann uns das ganze Grab an sich völlig gleichgültig sein!'’'"

Gab es im heißen Morgenland, wo doch am dritten Tag die Verwesung eingesetzt haben musste, nicht Mittel genug, um der Verschleppung des Leichnams auf die Spur zu kommen? Die Hohenpriester hätten doch den ganzen ärgerlichen Handel durch nichts so gründlich aus der Welt geschafft, als wenn sie einen reichen Sklavenhalter um ein paar scharfe Bluthunde ersucht hätten! Da wäre für einen zweiten Judas ein Kapital zu verdienen gewesen! War der Leichnam zur Seite geschafft, dann wäre das Feuer, das später die ganze Welt in Flammen setzen sollte, im ersten Keim erstickt.

Verkündigung von Anfang an

Nein, die Kirche hat von Anfang in ihren Gründern und vielen Zeitgenossen, den festen Glauben an die Verwandlung des Leichnams durch die Auferstehung, zum mächtigsten Bundesgenossen gehabt. Heute noch gibt es keine andere Alternative: entweder ein längst vermodertes Häuflein seiner Gebeine in irgendeinem versteckten und vergessenem Felsengrab Palästinas*) - oder er ist leiblich auferstanden!

*) Professor Dr. Bertling hat in seinem Vortrag zu Naumburg, 30. 04. 1912, gesagt: „Was mit dem ins Grab gelegten Leib geschehen ist, sagt die Schrift nicht. Alles was etwa jemand darüber zu wissen meint, ist nur Spekulation oder Phantasie. Aus der Schrift wissen wir eben nur das eine, dass er am Ostermorgen in dem geöffneten Grab nicht mehr gefunden wurde. Auf welche Weise er für die Freunde und Feinde unsichtbar geworden ist, kann niemand mit Gewissheit sagen. Dass aber die Hand und der Wille des allmächtigen Gottes das Unsichtbarwerden herbeigeführt hat, kann kein gläubiger Christ bezweifeln.“ - Also Gott hat durch ein Wunder den toten Leichnam verschwinden lassen, damit die Jünger in der falschen Meinung bestärkt würden, dass sein Leib auferstanden sei! Eine Beleidigung Gottes oder ein verzweifelter Ausweg! Gott als Unterstützer und Helfershelfer falscher Tatsachen!!

1Kor 15:5-8 werden verschiedene Zeugen aufgeführt. Ich habe übersetzt „gesehen worden“, man könnte auch übersetzen: „erschienen“ - und damit trösten sich die Freunde von allerlei Visionshypothesen. Man muss da zweierlei unterscheiden: eine krankhafte Halluzination, bei der man sich nur einbildet, etwas zu sehen, ohne dass in Wirklichkeit draußen irgend etwas dieses Sehbild hervorgerufen hat, oder eine Geistererscheinung, die wissenschaftlich absolut unverständlich und unerklärlich bleibt. Denn sie entspricht nicht der allgemeinen Sinnenerfahrung der Menschheit. Man hat auch bei diesen sogenannten „objektiven“ Visionen den Eindruck, als ob nur besonders sensitive Menschen imstande wären, dergleichen in besonders gesteigerter Erregtheit wahrzunehmen. Vor Gericht dürfte dergleichen Geisterspuk schwerlich genügen. Aber selbst, wenn unsere Gegner spiritistisch genug wären, lieber solche Gespensterseherei den zweifelnden und hoffnungslosen Jüngern nach dem Zusammenbruch ihres Meisters zuzutrauen, so scheitert auch diese Art von Vision an zweierlei: mit solchen Geistern spricht man nicht, isst man nicht und man kann sie nicht anrühren, und zweitens haben wir kein Beispiel, dass zwei verschiedene Menschen das gleiche nervöse Stadium erlangt hätten, zu gleicher Zeit die gleiche Vision zu haben, geschweige 500!!

Ebensowenig Bestand hat die Starrkrampf- oder Scheintodhypothese. Jeder Mediziner wird bestätigen, dass ein Körper, der den furchtbaren Geißelhieben ausgesetzt gewesen, der durch die eingeschlagenen Nägel einen solchen Blutverlust gehabt hat, und dann nach den qualvollen Stunden am Kreuz im tiefsten Starrkrampf als scheintot ins Grab gelegt worden ist, unmöglich am Abend des ersten Ostertages den Eindruck von strahlender neuer Lebenskraft und sieghafter Frische machen konnte. Monatelange sorgsame Pflege hätte ihn vielleicht wieder notdürftig herstellen können und dann würde die Frage doch nicht beseitigt sein: wo ist dann dieser Patient oder Invalide später geblieben? Neuerdings haben einige Ärzte versucht, die alte Mär vom Scheintod Christi (für die Karl Friedrich Bahrdt und Karl Heinrich Benturini vergeblich eingetreten waren) wieder aufzufrischen. Dr. Nagel macht Jesus zu einem Essener und Pflanzenesser! Dr. Jeska behaupte, Pilatus habe mitgeholfen, den Scheintod Jesu zu verhüllen, um den Juden einen Schabernack anzutun! Der „Auferstandene“ zog sich wohl zu den Essenern zurück. Von hier aus sei die Erscheinung vor Damaskus leicht zu erklären! Dr. O. Streffe meint, Jesus sei einige Zeit nach seiner Auferstehung“ an Entkräftung gestorben. Da ist doch der alte grimmige Feind des biblischen Christentums, David Friedrich Strauß, konsequenter. Er sagt (Leben Jesu S. 278):

„Ein Halbtoter, aus dem Grab Hervorgekrochener, sich Umherschleichender, der ärztlichen Pflege, des Verbandes, der Stärkung und der Schonung Bedürftiger, und am Ende doch dem Leiden Erliegender, konnte auf die Jünger unmöglich den Eindruck des Siegers über den Tod machen, der ihrem späteren Auftreten zugrunde lag. Ein solches Wiederaufleben hätte den Eindruck, den er im Leben und im Tod auf sie gemacht hatte, nur schwächen, denselben höchstens elegisch ausklingen lassen, unmöglich aber ihre Trauer in Begeisterung verwandeln, ihre Verehrung zur Anbetung steigern können."

Widersprüche der Zeugen

Hier ist wohl die Stelle, um noch kurz auf die Widersprüche hinzuweisen, die in den neutestamentlichen Berichten herausgefunden werden können. Ich muss gestehen, dass ich an den mühevollen, scharfsinnigen Arbeiten der Gelehrten, die alle diese Widersprüche vereinigen und auflösen zu müssen meinen, kein großes Interesse gehabt habe. Das Beste gegen all die Einwände, welche in den Wolfenbüttler Fragmenten auf Grund jener Widersprüche erhoben worden sind, hat Lessing schon seinerseits geantwortet:

„Über die Widersprüche in der Auferstehungsgeschichte, welche das fünfte Fragment uns so nahelegt, dächte ich nun so:

Die Zeugen der Auferstehung Christi sind nicht die nämlichen Personen, die uns die Nachricht von der Aussage dieser Zeugen überliefert haben. Denn wenn schon in dem einen und in dem andern beide Charaktere zusammenkommen, so ist doch unwidersprechlich, dass kein einziger Evangelist bei allen und jeden Erscheinungen Christi gegenwärtig gewesen.

Folglich sind zweierlei Widersprüche hier möglich, Widersprüche unter den Zeugen, und Widersprüche unter den Geschichtsschreibern der Aussage dieser Zeugen.

Sind Widersprüche unter den Zeugen vorhanden? Dergleichen könnten nicht sein, wenn ein Evangelist über den einzelnen Fall, bei welchem er selbst Augenzeuge gewesen, sich selbst widerspräche oder wenigstens, wenn mehrere Evangelisten über den nämlichen einzelnen Fall, bei welchem jeder gegenwärtig gewesen, sich untereinander widersprächen. Dergleichen Widersprüche sind mir unbekannt.

Sind Widersprüche unter den Zeugen vorhanden gewesen? - Anscheinende, warum nicht? Denn die Erfahrung gibt es, und es kann schlechterdings nicht anders sei, als dass von mehreren Zeugen nicht jeder die nämliche Sache, an dem nämlichen Orte, zu der nämlichen Zeit anders sehen, anders hören, folglich anders erzählen sollte. Denn eines jeden Aufmerksamkeit ist anders gestimmt.

Ich halte es sogar für unmöglich, dass der nämliche Zeuge von dem nämlichen Vorfall, den er mit aller vorsätzlichen Aufmerksamkeit beobachtete, zu verschiedenen Zeiten die nämliche Aussage machen könne. Denn die Erinnerung des Menschen von der nämlichen Sache ist zu verschiedenen Zeiten verschieden; er müsste dann seine Aussage auswendig gelernt haben; aber alsdann sagt er nicht, wie er sich der Sache jetzt erinnert, sondern, wie er sich derselben zu derselben Zeit, als er seine Aussage auswendig lernte, erinnerte.

Sind wahre Widersprüche unter den Zeugen vorhanden gewesen? solche, die bei keinem billigen Vergleich, bei keiner näheren Erklärung verschwinden? - Woher sollen wir das wissen? Wir wissen ja nicht einmal, ob jemals die Zeugen gehörig vernommen wurden. Wenigstens ist das Protokoll über dieses Verhör nicht mehr vorhanden; und wer Ja sagt, hat in diesem Betracht ebenso viel Grund für sich, als wer Nein sagt.

Nur dass, wer Nein sagt, eine sehr gesetzliche Vermutung für sich anführen kann, die jener nicht kann. Diese nämlich: Der große Prozess, welche von der glaubwürdigen Aussage dieser Zeugen abhing, ist gewonnen. Das Christentum hat über die heidnische und jüdische Religion gesiegt, es ist da.

Und wir sollten geschehen lassen, dass man uns diesen gewonnenen Prozess nach den unvollständigen unkonzentrierten Nachrichten von jenen, wie aus dem Erfolg zu schließen, glaubwürdigen und einstimmigen Zeugnissen nochmals nach zweitausend Jahre revidieren wollen. Nimmermehr!

Vielmehr: so viel Widersprüche in den Erzählungen der Evangelisten wie man will! - Es sind nicht die Widersprüche der Zeugen, sondern der Geschichtsschreiber, nicht der Aussagen, sondern der Nachrichten von diesen Aussagen.

Aber der Heilige Geist ist bei diesen Nachrichten wirksam gewesen. - Ganz recht, nämlich dadurch, dass er jeden zu schreiben getrieben, wie ihm die Sache nach seinem besten Wissen und Gewissen bekannt gewesen.

Wenn sie nun dem einen so, dem andern anders bekannt war, bekannt sein musste? -

Sollte der Heilige Geist in dem Augenblick, da sie die Feder ergriffen, lieber ihre verschiedenen Vorstellungen einförmig, und eben durch die Einförmigkeit verdächtig machen, oder sollte er zugeben, dass die Verschiedenheit beibehalten wurde, auf die es jetzt gar nicht mehr ankommt.?

Sagt man, Verschiedenheiten sind keine Widersprüche? - Was sie nicht sind, das werden sie in dem zweiten und dritten Mund. Was Verschwiegenheit bei den Augenzeugen war, wird Widerspruch bei denen, welche die Sache vom Hörensagen haben.

Nur ein fortdauerndes Wunder hätte es verhindern können, dass in den 20 bis 40 Jahren, ehe Evangelisten schrieben, solche Ausartungen der mündlichen Erzählung von der Auferstehung sich nicht ereignet hätten. Aber was für ein Recht haben wir, dieses Wunder anzunehmen? Und wer drängt uns, es anzunehmen?

Es ist nichts abzuhandeln

Es ist da nichts abzuhandeln; eine fest geschlossene Kette von Ursache und Wirkung hält seit Jahrhunderten die Belastungsprobe aus: Da sind die Christengemeinden am Ende des ersten Jahrhunderts nach Christo im ganzen römischen Staat als ein lästiger, mächtiger Fremdkörper zu spüren. Wo kamen sie her? Aus der Predigt eines Handwerkers Paulus von Tarsus. Was war denn der elektrische Strom, der durch diese Predigten überall Licht und Kraft hineingebracht? Der Glaube an die leibliche Auferstehung Jesu. Wer hat denn diesen Glauben aufgebracht, der doch aller Naturerkenntnis und dem gesunden Menschenverstand ins Angesicht schlägt? Die Jünger Jesu berichten, dass sie den am Kreuz gestorbenen Jesus am dritten Tage in herrlichem, verklärtem Leibe wiedergesehen, und mit ihm gesprochen haben. Wie ist das zu erklären, wenn es nicht wahr ist? Schwärmer, Schwindler, Betrüger, Kranke - so hat man sie genannt - können ja wohl einen Unsinn über einen Naturvorgang behaupten, aber dann sagt uns die Erfahrung: aus einer Lüge über wirkliche Vorgänge entsteht weder etwas Dauerndes, noch ein Kraft, noch eine Reihe von neuen großen Ereignissen, die der ganzen Menschheit eine neue Richtung geben.

Nach allen Erwägungen wird man vor die Alternative gestellt: entweder verzichtet man auf jede pragmatische Erklärung, wie die christliche Kirche entstanden, und wodurch sie die ganze Menschheitsgeschichte in eine neue Richtung mitgenommen hat, - oder man gibt zu, dass der elektrische Funke, der hier aufblitzt, die leibliche Auferstehung Jesu sei. Etwas anderes hält nicht stand und verwickelt sich in Widersprüche.

Die Frauenerleblnisse lässt Paulus ganz weg, denn Frauen waren nicht die vom Herrn bestellten Zeugen, denen der Auftrag gegeben war, der ganzen Welt das wundersame Gotteswerk zu bezeugen. „Zwölf“ - ist hier keine arithmetische Zahl, sondern eine geläufige Bezeichnung; Judas, und das eine Mal auch Thomas, fehlten, und dabei sprach man doch von den bekannten „Zwölfen". Zu 1Kor 15:6 hat man wohl gefragt, wo diese Erscheinung von über fünfhundert Brüdern sich denn im Bericht der Evangelien finde. Mt 28:18-20, kann doch die ganze Gemeinde beisammen gewesen sein. "Ihr könnt sie fragen; leben doch noch die meisten von ihnen!“ Das wagt man nicht in die Welt hinauszuschreiben, wenn eine Rundfrage bei diesen Zeugen einen sofort der Lüge überführt hätte! Vielleicht war das am Himmelfahrtstag. -

1Kor 15:7 berichtet wohl von dem Bruder Jesu, der erst durch solche Erscheinung seinen Widerstand und Unglauben gegen Jesus aufgegeben hat. „Apostel“, das Wort mag, wie Apg 14:4 angedeutet, später etwas erweitert gebraucht worden sein; Jakobus, der Bruder Jesu, Barnabas, Silas, Paulus wurden später auch Apostel genannt. Wer die Auferstehungsgeschichte angreift, der tastet auch das Apostelamt und -ansehen an.

1Kor 15:8 kommt Paulus auf sein besonderes Erlebnis zu sprechen, und braucht das merkwürdige Wort „Fehlgeburt“, nicht etwa, weil er zuletzt von allen den Herrn gesehen, sondern weil er damit an die gewaltsame, widernatürliche Art erinnern will, wie er zum Apostel berufen wurde. Es war gleichsam eine Operation nötig, als der Himmel zerriss, und der sonst unsichtbar gewordene Heiland noch einmal persönlich eingriff, um seinen heftigsten Gegner zum besten Rüstzeug zu machen; eine Totgeburt, die nur durch ein Wunder ins Leben erweckt worden ist. Da hätte er mit noch ganz anderem Akzent als Petrus (1Petr 1:3) sagen können: „Wiedergeboren durch die Auferstehung Jesu Christi“.....!

1Kor 15:9-10: Vergebung seiner Verfolgerschuld, - Umschaffung zum lebendigen Christenstand, - Berufung zum Apostel, - großartiger Erfolg als Heidenapostel, - alles verdankt Paulus der Auferstehung Jesu! Wie hätte die Gnade das alles wirken können, wenn er sich ihr nicht ganz hingegeben hätte! Aber im Zusammenhang seines Unternehmens im vorliegenden Kapitel liegt hier noch der Gedanke deutlich zwischen den Zeilen: wie wäre das alles möglich gewesen, wenn nicht der wirklich Auferstandene so mächtig mit ihm gewesen wäre! -

1Kor 15:11: Alle Boten haben die gleiche Verkündigung gehabt, das ist der Glauben, der allein aus Heiden und Juden die neue Gattung „Christen“ schafft, der allein in natürlichen Menschen den neuen Zustand christlichen Denkens und Handelns zuwege bringt. Und davon will man heute loslassen!

Ganz unbefangen müsste man nach diesen elf Versen des Kapitels doch zu folgenden Schlüssen kommen: Das Urchristentum hat den Glauben an eine wunderbare Lebendigmachung des toten und begrabenen Körpers Christi von Anfang an, als zu ihrer wesentlichen Heilsverkündigung gehörig betrachtet, also eine leibliche Auferstehung gelehrt. Eine andere hat keinen Sinn; denn der Geist war nach der vulgären Anschauung der ganzen Antike nie tot. Wohin gehören dann diejenigen unserer modernen Gegner, die mit Harnach erklären: „Dass ein erstorbener Leib von Fleisch und Blut wieder lebendig gemacht worden sei, glauben wir nicht und werden wir nie wieder glauben....“

Die Herren sollten den Nachweis von Prof D. Johannes Leipoldt in der „Allg. Luth Kirchenzeitung“ Nr. 25, 26 und 27 vom Jahre 1913 auf sich wirken lassen: „Es ist zurzeit unmöglich, die Auferstehungsberichte mit den Mitteln der reinen Wissenschaft zu erklären“. Dann wird nichts anderes übrig bleiben, als dass man an sie wieder glauben lernt!

Lies weiter:
8. Folgen der Leugnung der Auferstehung