Das Los der Toten

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Abschrift des Buches: Das Los der Toten
(gänzlich umgearbeitete Neuauflage von Auferstehung des Fleisches)

Verfasser: Pastor Samuel Keller
Verlag der Vaterländischen Verlags- und Kunstanstalt, Berlin 1913

Siehe weitere interessante Bücher unter: Abschriften

Inhaltsverzeichnis


Einleitung: siehe unten

Erster Teil:
1. Der Zustand nach dem Tode
Gehenna - Hades - Scheol - Tartaros
Was lehrt die Schrift?
Predigt im Totenreich
2. Die Endlosigkeit der Höllenstrafen
Äon als zeitlicher Begriff
Äon im Sinn von unsterblich
Keine Rettung ohne Jesus
3. Die Wiederbringungslehre
Die Lehre Origenes
4. Die Seelenvernichtungslehre
Unsterblickeit der Seele
Der andere Tod
5. Das unvergängliche Leben
Die leibliche Auferstehung
Verwandlung der Natur

Zweiter Teil:
6. Die Situation damals und heute
7. Bezeugung der Auferstehung Christi (1Kor 15:1-11)
8. Folgen der Leugnung der Auferstehung (1Kor 15:12-19)
9. Das Ziel der Todesüberwindung (1Kor 15:20-28)
Wie in Adam - so in Jesus alle
Jesu Wirken heute
Jesu ewiges Priestertum
10. Sittlicher Rückschlag der Leugnung (1Kor 15:29-34)
Wenn die Toten nicht auferstehen
11. Das neue Leibesleben (1Kor 15:35-49)
Das „Wie“ der Auferstehung
Auferstehung des Fleisches
12. Folgen des Auferstehungs-Glaubens (1Kor 15:50-58)
Das Fleisch muss sterben
Gott sei Dank, der uns den Sieg gibt

Einleitung

Der Krieg und der Umsturz nachher hat die Kirche vor neue Aufgaben gestellt und hat alte Gefahren und Feinde mit neuer Energie gegen sie aufgeboten.

Die Presse ist zum großen Teil von bibelfeindlichen Elementen erobert und die sozialdemokratische Hasswelle steigt von Jahr zu Jahr. Derweil saßen die gläubigen Christen vielfach mit gefalteten Händen in ihren Erbauungsstunden und sorgten sich nicht drum, dass die Vertretungen der Kirchengemeinden ungläubig wurden oder der größte Teil der Lehrerschaft, von der Volksschule bis hinauf zur Hochschule, sich vom Geist der antichristlichen Feindschaft durchdringen ließ. Jetzt gibt’s hin und her in Parlamenten, Kirchenvertretungen und in der Presse erbitterte Kämpfe zwischen altem und neuem Glauben und die bibelgläubige deutsche Christenheit ist erwacht, um ihre Aufgaben der öffentlichen Mission anders als bisher zu erfüllen. Das fordert eine Anstrengung und Kraftleistung, wie nie zuvor!

Zu gleicher Zeit ist eine das Leben der Kirche auf äußerste bedrohende Gefahr in ihren eigenen Mauern zu beobachten. Das ist jene kirchliche Gleichgültigkeit, die vielleicht schon eine Erfüllung des Schriftwortes von der Endzeit ist: „Die Liebe wird in vielen erkalten“. Die Männerwelt steht an vielen Orten allen kirchlichen Bestrebungen und Interessen ganz kühl gegenüber, als ob das Christentum gar keine Männersache sei, sondern Frauen und Kindern überlassen werde dürfe. Darüber ist in der kirchliche Presse und auf kirchlichen Konferenzen so oft und so ausgiebig geklagt worden, dass man darüber kein Wort mehr zu verlieren braucht. Wenn auf diesem Gebiet nicht die künftige Generation in ihren wichtigsten Vertretern der Kirche verloren gehen soll, muss ein neuer Zustrom von Kraft erlebt und eine neue Anstrengung gemacht werden, verlorenes Gebiet zurückzuerobern. Jeder, den wir nicht als tätiges Mitglied in unsere Schlachtreihe stellen können, ist für uns verloren, ja, er stärkt auch durch bloße Passivität die feindliche Heeresmacht: „Wer nicht für mich ist, der ist wider mich.“

Endlich sei an das Schlagwort erinnert, das neuerdings von Freund und Feind unzählige mal gebracht worden ist: die Trennung von Kirche und Staat. Wie man theoretisch über Segen oder Unsegen eines solchen Ereignisses denken mag, ob man sich danach sehnt oder sich davor bekreuzigt, - jedenfalls steht es allen fest, dass im selben Augenblick, wo dieses blutlose Gespenst von dem Katheder in die Arena des wirklichen Lebens herabsteigt, die Kirche neue, unerhörte Anstrengungen wird machen und neue Kräfte wird aufbieten müssen, um ohne staatliche Hilfe ihren Einfluss aufs Volksleben zu behaupten.

Woher soll nun die Kraft zu allen diesen neuen Aufgaben kommen? Je nach dem Standpunkt, den der einzelne einnimmt, wird die Antwort verschieden ausfallen. Der eine ermahnt zur persönlichen Buße und Umkehr der einzelnen, der andere betont die Rückkehr zu einer von keiner modernen Kritik angefressenen Orthodoxie, - wieder andere preisen als Heilmittel andere Organisationen im Gemeindeleben oder betonen intensives, treues Beten im Kämmerlein.

Ich richte keinen dieser Vorschläge! Wenn die Not der Kirche so schreiend geworden ist, dann helfe, was helfen mag. Auch kann ja der einzelne mehr für diese oder jene Hilfsorganisation begabt und berufen sein. Wehe dem, der des Herrn Werk lässig treibt! Aber dann lasse man mich auch meine bescheidene Meinung sagen.

Die Kraft unseres Glaubens stammt nicht aus unserer Begeisterung oder unserer angewandten Energie, sondern kommt allein vom Gegenstand unseres Glaubens her. Glauben wir etwas Falsche, dann wird dieser falsche Glaubensgegenstand keine Kraftquelle für uns abgeben können. Glauben wir an einen halben Christus, so kann man nicht erwarten, dass solch ein Glaube alle Bollwerke Satans sprengt. Wenn wir nur an unsern Gedanken über Gott und Christus, über unsere Pläne und Ziele hängen bleiben, dürfte das Strohfeuer seelischer Begeisterung bald verglimmen. Denken wir dazu noch unrichtig über Gottes Pläne und Ziele, dann kann erst recht keine Gotteskraft durch unser Arbeit und Kämpfen brausen und wir kommen mit allem Rennen und Laufen keinen Schritt weiter. Die Tür dreht sich auch täglich hundertmal in den Angeln, und kommt dabei nicht von der Stelle.

Das Volk, das seinen Gott erkennt, wird sich aufmachen und es ausrichten! Die rechte Kenntnis dessen, was Gott zu unserm Heil getan hat und, was Gott in seinem Wort noch als sein Ziel proklamiert hat, halte ich für eine der wichtigsten Aufgaben der Gegenwart. Wenn man die Naturgesetze, dieses Stückchen des geoffenbarten Gotteswillens, richtig kennt und richtig benutzt, dann erzwingt man ein Geschehen zu unserm Nutzen. Ähnlich gibt es im Geistesleben eine Art von Naturgesetzen, die wir erkennen, und nach denen wir unser Glauben und Arbeiten einrichten müssen; dann tritt Gottes Tun in Aktion und lang schlummernde Kräfte werden mobil.

Dazu rechne ich in diesem Zusammenhang zwei Stücke: Die Auferstehung Jesu Christi und die Hoffnung auf die endliche Erreichung des Planes Gottes mit der ganzen Menschheit. Diesen beiden Quellorten von Kraft gilt im letzten Grunde alles, was ich auf den nachfolgenden Blättern zu bieten habe. Solle ich mich darin täuschen, dann verzeihe mir der Herr, den ich liebe und dem ich dienen will, meine verfehlte Bemühung. Bis ich darüber nicht eines andern belehrt werde, halte ich mich für verpflichtet, der Gemeinde Jesu alles zu sagen, was mir das Herz bewegt und was mir in schwerer Arbeitszeit so oft Kraft und Freudigkeit verliehen!