1. Mose - Kapitel 11

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Abschrift: 1. Buch Mose (Band I -X) (2017/21)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Der Hebräerbrief ist als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

1. Buch Mose - Kapitel 11

Der Turmbau in Babel
Die Schemlinie bis Abram

Der Turmbau in Babel

1Mo 11:1-2

"Und es geschieht, dass die ganze Erde von einer Lippe und alles von einer Sprache ist. Und es geschieht bei ihrem Reisen von Osten, dass sie ein Tal finden im Lande Sinear; und sie wohnen dort."

Wir lassen nun die Chroniken der Söhne Noahs hinter uns, und erleben mit, wie sich etwas zusammenbraut, oder besser gesagt "zusammenzieht", nämlich die Sippen der Söhne Noahs von der bisher bestehenden gesamten Erde - Schauplatz war das Land Sinear, von dem wir schon in 1Mo 10:10 lasen, und dies in Verbindung mit Nimrod und der Stadt Babel, die er dort gründete.

Es gab also in jenem Land, wo sich Nimrod, ein Sohn von Kush und ein Enkel von Ham, bereits eine Stadt, die Babel genannt war. Diese Stadt war sogar der Anfang seines Königreiches. Da sich um Babel weitere Städte gruppierten (Erek, Akad und Kain), dürfen wir hier das Entstehen eines Machtzentrums sehen, wozu auch eine Zentralisierung der Menschen gehörte. Und jetzt stellen wir einmal einen ganz einfachen vergleich an:

Wir erleben bis heute alle hautnah mit, dass dort, wo sich Menschen zusammenballen, also in Großstädten, die Sünde in vielfältiger Form wesentlich größer ist als auf dem Land, wo weniger Menschen breiter gestreut auseinander wohnen. Was wir heute als gegeben hinnehmen, hatte seinen Ursprung in Babel, im Land Sinear, als die Menschen bei ihrem Reisen jenes Tal fanden, und begannen, sich zusammenzurotten - in einer Stadt! Entsprach das dem Willen Gottes?

Schon an Adam lautete der göttliche Auftrag, "Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde und unterwerft sie euch" (1Mo 1:28)! Fast die gleichen Worte finden wir in 1Mo 9:1 an Noah und seine Söhne - ein Auftrag lautete also, "die gesamte Erde zu füllen", und sich nicht an einzelnen Punkten zusammenzurotten. Doch genau dieser göttlichen Anordnung widerstrebten die damaligen Menschen! Anstatt die Erde zu erfüllen, versuchten sie, sich in einem Land (Sinear) in einer Stadt zu zentralisieren, in Babel!

Nun muss gesagt werden, dass damals die Abtrennung der Kontinente noch am Anfang war, sie begann ja erst zur Zeit Pelegs, der etwas 2800 nach Adam lebte, also ca. 500 Jahre nach der Flut oder ca. 2400 Jahr vor Christus. Damit haben wir eine ungefähre Zeitvorstellung. Und zu jener Zeit gab es auch nur eine einheitliche Sprache, nämlich wie wir schon sagten "Hebräisch", die ursprüngliche Sprache Adams.

Zusammenfassten kann gesagt werden, dass sich die damaligen Menschen ihr eigenes Zentrum machen wollten, was auf den ersten Blick nicht dem Willen Gottes entsprach. Allerdings auf den. zweiten Blick, und damit kommen wir wieder zu dem von uns so gerne gebrauchten Bild der "Offenbarungsstufen (-Leiter)", bewirkt Gott alles, weil sich nichts im gesamten All dem Ratschluss Seines Willens entziehen kann! Um aber Gottes Weg auch zu erkennen, bedarf es mehr, wie uns Eph 1:17 ff zeigt.

Um zu "der Erkenntnis Seiner Selbst". zu gelangen, wie wir es gestern in Eph 1:17 ff vielleicht gelesen haben, gehört auch das Wissen, dass Gottes großer Plan, Sich zu offenbaren, Gegensätze benötigt! Um diese Wirkung zu erreichen, teilte Er die Menschheit nach Adam erst einmal in zwei Linien auf, und dies gemäß den Stammvätern Kain und Set. Dies vollzog sich vor der Sintflut im vorherigen Äon.

Nach der Flut, im gegenwärtigen Äon, ging Gott dazu über, drei Völkerstämme zu gründen (Sem, Ham, Japhet), die den Söhnen Noahs entstammten. Aus diesen drei Linien entwickelten, wie wir den hinter uns liegenden Chroniken Noahs entnehmen konnten, eine Vielzahl an Völkern, die begannen, sich in alle Himmelsrichtungen auszubreiten. Das wichtigste Bindeglied aller damaligen Menschen war ihre einheitliche Sprache!

Um nun die Gegensätze zu schaffen, die Totes Plan benötigte, musste Er Verwirrung und Feindschaft erzeugen, und dazu zerschnitt Er das stärkste Band, welches die Menschen vereinte, ihre gemeinsame Sprache!

Um hier noch einmal klarzulegen, was Gottes Plan beinhaltet: "Er möchte von seinen Geschöpfen geliebt werden, so wie Er alle liebt". Dieses hehre Ziel erreicht Er über die Gegensätze von Licht und Finsternis, Gut und Böse, Liebe und Sünde!

Wir b rauchen, um das Geschehen richtig einordnen zu können, noch etwas mehr Überblick, und das in großen Zügen, dazu gehen wir zurück zu Noah: Nach seiner Trunkenheit verfluchte er Ham bzw. dessen jüngsten Sohn Kanaan, ein Knecht seiner Brüder zu sein. Nahm Ham und seine Söhne, speziell sein Sohn Kanaan, diesen Fluch so einfach an? Wohl kaum! Sie dürften sich ständig an diesen Fluch erinnert haben und mit aller Kraft versucht haben, diesem Fluch zu entkommen. Damit war der Grundstein für die Überheblichkeit und Rebellion Gott gegenüber gelegt!

An diesem Punkt darf uns erneut bewusst werden, wie verschlungen die Wege Gottes sind. Noah musste zuviel Wein trinken, Ham musste sich daneben benehmen, Gott verfluchte daraufhin nicht Ham, sondern Kanaan, wobei wir davon ausgehen dürfen, dass nicht nur Kanaans Söhne, sondern die ganze Verwandtschaft, also alle Söhne Hams sich getroffen fühlten. Mit obigen Gedanken versuchten wir, uns etwas in die Familie Hams hineinzudenken.

Die Rebellion nahm ihren Anfang, als sich die Menschen in das Land Sinear, wo Nimrod sein Machtgefüge aufbaute, hingezogen fühlten. Und "die Menschen" waren gemäß 1Mo 10:32 "die Sippen der Söhne Noahs", es waren somit alle eingeschlossen; und alle hatten eine Sprache und alle zogen es an einen Ort: Nach Babel!

1Mo 11:3-4

"Und sie sagen, jeder Mann zu seinem Nächsten: 'Wohlan! Lasset uns Ziegel streichen und sie brennen mit einem Brande!' Und es wird ihnen der Ziegel zum Stein, und der Asphalt wird ihnen zu Mörtel. Und sie sagen: 'Wohlan! Bauen wir uns eine Stadt und einen Turm mit seinem Haupt in den Himmeln, und machen wir uns einen Namen, falls wir zerstreut werden auf der Fläche der gesamten Erde.'"

Wir haben im letzten Kapitel die Chroniken der Söhne Noahs betrachtet, dazu auch die Gebiete, worin sie sich ausgebreitete haben. Dies war aber nur ein Vorgriff, denn gemäß unserem neuen Kapitel 11 hatten die verschiedenden Sippen noch keinen drang, sich auseinander zu verbreiten, vielmehr drängten sie sich in dem wohl sehr fruchtbaren Tal Sinear zusammen und wohnten dort.

Menschlich gesehen geschah dann, was unser Leitvers zweimal anführt: "Wohlan!" - womit der wachsend Hochmut der Menschen zum Ausdruck kommt. Göttlich gesehen entsprach die dem Willen Gottes, denn wir sagten immer wieder, dass Gottes Plan, Sich zu offenbaren, Gegensätze benötigt. Bevor Liebe erkannt werden kann, braucht es das Dunkle und Böse ... erst dann wird Liebe nicht nur erkannt, sondern auch geschätzt, ja kann am Ende erwidert werden!

Wie sagte nun Jesus in Mt 14:19: "Denn aus dem Herzen kommen böse Erwägungen...", und wenn Er hier Mord, Ehebruch usw. aufzählt, dann waren es bei Noahs Nachkommen die Erwägungen, sich selbst zum Ruhm zu werden, anstatt den zu rühmen, dem sie alle ihr Leben zu verdanken haben!

Der Drang, sich selbst zu erhöhen, ist in den Menschen hineingelegt, und wir finden ihn bis heute überall, wo wir hinschauen, sogar bei uns Gläubigen! Bewundern wir nicht auch nur zu gerne jene Prachtbauten, dargestellt an sogenannten Gotteshäusern Domen oder Kirchen, die eigentlich Gott zur Ehre dienen sollten? Bewundert wird aber nicht Gott, sondern die Baukunst!

Es kam, wie es kommen musste, die bösen Erwägungen in den Menschenherzen wurden in die Tat umgesetzt, und alle wollten an diesem Selbstruhm teilnehmen. So wurde die erste "Großstadt" gegründet, in der alle beisammen sein konnten und ständig ihr menschliches Denkmal vor Augen hatte. In dieser Gemeinschaft wuchs der irrige Glaube, ohne Gott auskommen zu können!

Wir lassen uns bei Obigem erneut an die Worte in Röm 1:18 ff erinnern, wo ja auch oder gerade uns gesagt wird, dass Gott an Seinen Tatwerken erkannt werden soll, wozu auch ein kleines Gänseblümchen gehört! Und gerade die Nachkommen Noahs, die ja das Wirken Gottes noch direkt aus dem Mund der durch die Flut Geretteten hören konnten, fielen so schnell von Gott ab und fingen an, sich selbst zu erhöhen.

Lange nach dem Trumbau sprach Gott durch Jesaja zu Seinem Volk: "Im Stillesein und im Vertrauen liegt eure Macht", und dieses wertvolle Wort darf auch zu uns sprechen. Anstatt Gott zu vertrauen und Ihn in der Stille. zu suchen, suchen nur zu oft auch wir Gläubige die Masse der Menschen u nd verlernen, wie segesnreich die Stille mit Ihm sein kann!

Die Menschen in Babel wollten die Stille nicht, sie suchten lieber das Kollektiv der Menschen - und scheiterten daran. Es ist anzunehmen, dass Nimrod die t reibende Kraft war, dass seine menschliche Kraft nicht nur ihn überheblich machte, sondern auch die übrigen Menschen beeindruckte. Und jetzt versetzen wir uns einmal in Nimrod: Er wusste um die Wasserflut, die alles Land bedeckte, und er musste wissen, dass Gott dies Flut herbeigeführt hatte - so wuchs in seinem Herzen die Erwägung, nichtmehr (!) von Gott abhängig zu sein, und einen Turm zu bauen, der zukünftig allen Wasserfluten standhalten konnte, der bis in den Himmel reichte! Diese These wird in unserem Leitvers dadurch untermauert, indem Ziegel einmal zu Stein wurden, und die Steine zusätzlich mit Asphalt (Erdharz) wasserdicht bestrichen wurden. Das Wort "Mörtel" ist irreführend, denn es bedeutet "heißes Harz", und dies ist absolut wasserdicht!

Wir fassen das Gestrige no ch einmal zusammen, denn es ist schon bedenkenswert, dass uns Gottes Wort die genaue Bausubstanz beschreibt, mit welcher der Turm gebaut werden sollte, nämlich aus Ziegel, die zu einen gebrannt und damit hart wie Stein wurden, und. zum anderen noch mit Asphalt (in der Elberfelder Übersetzung mit "Erdharz" wiedergegeben) als Ersatz für Mörtel zusammengekittet wurden - ein absoluter Schutz gegen andrängendes Wasser. Dazu sollte die Höhe auch noch bis in den Himmel reichen ... damit werden Nimrods Gedanken offenbar: Gott sollte ihn nichtmehr mit Wasser ertränken können oder anders ausgedrückt: Er fühlte sich Gott gewachsen!

Aber nicht nur die Furcht vor einer neuerlichen Flut entnehmen wir unserem Leitvers, es tritt auch eine weitere Furcht zutage, die Furcht vor "Zerstreuung"! Damit wird klar: Die Menschen wollten dicht beisammen bleiben, geschützt durch Stadt mauern und einen. hohen, wasserfesten Turm. In der Masse fühlen sie sich wohl, aber auch stark, so stark, dass sie Gott nicht m ehr vertrauen mussten. Zwar tauchte Gottes Bundeszeichen, der Regenbogen, nach der Flut immer wieder auf, doch statt Vertrauen in Gottes Verheißung, setzten sie auf den wasserfesten Turm - welch ein Hochmut!

1Mo 11:5

"Und herab fährt Ieue, zu sehen die Stadt und den Turm, den die Söhne des Menschen bauen."

Die Menschen bauten also tatsächlich, und sie bauten derart mächtig, dass dieser Turm (seine Fundamente) sogar im Jahr 1913 archäologisch nachgewiesen werden konnte. Er hatte die riesige Grundfläche von 91 mal 91 Metern, war in sieben Ebenen abgestuft, die Höhe wird mit 77 Meter angegeben, also eine für die damalige Zeit tatsächlich ungeheure Höhe (soweit die historischen Angaben). Und da wir ja bereits in 1Mo 10:10 von Nimrods "Königreich" lasen, muss er sich auch zum König erhoben haben. Und Könige wurden, wie die Geschichte des Altertums zeigt, nicht selten. zu Göttern erhoben. Nun erhält der hebräische Name "Nimrod" auch die Bedeutung von "rebellieren, empören", also Eigenschaften, die genau zu ihm passen. Es darf uns demnach nicht mehr wundern, wenn gerade Babel zum Inbegriff aller Rebellion und Empörung gegen Gott wird, gerade auch in der Endzeit, wie es die Offenbarung vielfach berichtet (z.B. Offb 14:8).

Nimrod gründete mit der Stadt Babel das antigöttliche System, welches ständig zunahm und gerade in unserer Gegenwart und Zukunft immer mehr in sBlickfeld rückt, wobei gesagt werden muss, dass wir, die Glieder am Körper Christi Jesu, sein irdisches Aufblühen nicht mehr auf Erden erleben werden, weil wir dann längst bei unserem Herrn sein werden.

Für uns ist interessant, dass wir heute, rund 4300 Jahre später nacherleben dürfen, wie Gott Satan zum Gott diese Äons machte (was ja 2Kor 4:4 besagt), und dieser Nimrod wirkte, bis der zweite Bote, wie oben in Offb 14:8 gesagt, den Fall Babylons bekannt machen darf.

Nun beginnt unser Leitvers ja mit einer Aussage, die sich für uns merkwürdig anhört: Der große Gott, aus dem das All ist, der alles nach dem Ratschluss Seines Willens bewirkt, wozu ja letztlich auch der Bau der Stadt Babel und der Turm gehört, "fährt herab, um zu sehen...?" Wir müssen zugeben, ein sehr kindliches Bild! Wie gehen wir damit um?

Schon sehr früh in Gottes Wort stoßen wir auf Aussage, die wir als tiefer Geführte buchstäblich nicht annehmen können, denken wir nur an die Aussage in 1Mo 6:6, die wir ja schon lasen: "Und es bereit Ieue Alueim, dass Er den Menschen auf Erden gemacht hat; und es betrübt Sein Herz." Ähnliches sagt Sein geschriebenes Wort in Ps 106:44-45 oder Jer 4:27-28 und vielen mehr. Die Grundrage lautet hier. Kann Gott etwas gereuen, was Er gemäß Seinem Ratschluss bewirkt hat? Für uns auch eine unmögliche Frage!

_Wir. kommen zu einer befriedigenden Antwort nur, wenn wir wieder einmal unsere "Offenbarungsstufen" zur Hand nehmen, die uns zeigen, dass Gott auf der untersten Stufe Sein Handeln sehr menschlich darlegt, dass es vom normalen Menschen (der noch nicht von Seinem Geist erleuchtet ist) verstanden werden kann. Doch je höher man die Offenbarungsstufen hinaufsteigt, desto mehr bleibt die menschlich kindliche Sicht zurück und es offenbart sich mehr und mehr ein Gott und Vater, der souverän über allem steht, auch über dem Turmbau zu Babel! Auf der oberen Stufe schenkt uns Gott die göttliche Weisheit der Erkenntnis Seiner Selbst, die uns in tiefsten Frieden führen darf.

1Mo 11:6-7



Die Schemlinie bis Abram