Zum Vollkommenheitsziel

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
96. Das höchste Ziel Phil 3:12-14 (1925)

97. Zum Vollkommenheitsziel

  • 1Thes 5:23.24 (ELB) (23) Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch völlig; und vollständig möge euer Geist und Seele und Leib untadelig bewahrt werden bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus! (24) Treu ist, der euch beruft; er wird es auch tun.

Unsere Ganzvollendung

Der Apostel Paulus redet in unseren beiden Versen von unserer G a n z v o l l e n d u n g. Das, was unsere deutsche Bibel mit den Worten wiedergibt: „Der Gott des Friedens heilige euch d u r c h und d u r c h“, heißt wörtlich: „bis ihr G a n z v o l l e n d e t e seid.“ Von dieser Ganzvollendung redet der zweite Teil unseres ersten Verses, wenn er sagt: „Euer Geist samt Seele und Leib müsse unsträflich behütet (oder: bewacht) werden auf die Ankunft unseres Herrn Jesu Christi.“ Wir haben eine Ganzvollendung als Ziel unseres Glaubenslebens. Der Herr will etwas Ganzes und Vollkommenes aus uns machen, einen jeden zu Seinem Gleichbild, jeglichen in seiner Art. Gott macht nichts Halbes; Gott macht nicht Unvollkommenes.

Alles Göttliche ist auf jeder Stufe vollkommen, strebt aber einer Ganzvollkommenheit zu. Eine Knospe ist in ihrer Art vollkommen, eine Blüte ist in ihrer Art vollkommen - alles strebt aber der Ganzvollkommenheit der Frucht zu. So wächst auch der Glaubensmensch aus Vollkommenheit in Vollkommenheit. Darum sagt Paulus im Philipperbrief, er jage nach dem vorgestreckten Endziel, dem Kleinod, welches ihm vorhalte die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu. Und von diesem Endziel sagt er: „Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder gar vollkommen sei.“ Gleich weiter unten sagt er aber: „Wieviele nun unser vollkommen sind, die lasset uns also gesinnt sein.“ Paulus kennt also die Stufenvollkommenheit, welche zur Ganzvolllkommenheit führt. Diese Ganzvollkommenheit ist unsere Durchverklärung nach Geist, Seele und Leib in Christi verklärtes Gleichbild. Die Ganzvollkommenheit drückt die Schrift ein andermal so aus: „Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist", oder: „Ihr sollt heilig sein, denn Ich bin heilig, der Herr, euer Gott.“

Diese Ganzvollendung soll nun das heißerstrebte Ziel aller Gläubigen in Christo Jesu sein. Der natürliche Mensch kann kein heißerstrebtes, ewiges Ziel haben, am wenigsten ein solch hohes. Er hat irdische Ziele, hohe oder niedrige, aber eben irdische. Er hält einen Menschen, der mit heißem Verlangen einem solch über alle Maßen hohen ewigen Ziel zustrebt, für einen Narren oder Schwärmer. Wir begreifen die natürlichen Menschen in solchem Urteil ganz gut. Es ist auch etwas, was kein Auge gesehen oder kein Ohr gehört hat, und was in keines Menschen Herz gekommen ist, diese Ganzvollendung in Christi Bild. Es will auch Gläubigen manchmal zu groß vorkommen, danach zu trachten. Aber das Ziel ist uns gesetzt und gegeben, darum nehmen wir es auch. In den Gläubigen ist aber auch eben in diesem ihrem Glauben und Glaubensleben der Anfang zu diesem Ziel schon gesetzt. Unser Glaubensleben in Christo ist die Knospe, und in seinem Lauf auch die Blüte für die kommende herrliche Frucht. Darum liegt auch im wahrhaftigen Glaubensleben gottnaturgemäß der Zug nach dieser Ganzvollendung. In allem Lebendigen liegt, wenn es gesund ist, schon auf dem Boden der Natur der Zug nach der Ganzvollendung. Wieviel mehr muss in der wahrhaftigen, geistlichen Geburt der Zug das Verlangen nach der Vollausgeburt liegen.

Der Weg im Kampf

Aber freilich, wir sind in unserem Natur- und Fleischesleben so arme, oft noch gebundene Sünder, dass wir im Blick auf die Ganzvollendung oft lau, träge und gar nicht zielstrebig sind. Manchmal sind wir im Blick auf unser elendes Ich-Wesen auch zaghaft, blöd, ja zweifelnd, ob wir es überhaupt erreichen werden. Der Weg ist Kampf, immer schärferer Kampf; da gibt es Ermattungen, da gibt es lässige Hände und müde Knie. Da will uns nun in unseren beiden Versen der Apostel aufmuntern, zur Ganzvollendung zu laufen. Hast du dahin überhaupt schon die Richtung? Bist du aus dem Geist geboren in lebendiger Glaubensgemeinschaft mit dem Heiland? Wenn ja, dann wirst du auch deine völlige Zurechtbringung heiß wünschen, du wirst sie unter deinem mangelhaften Gegenwartsstand nur desto mehr wünschen, und wirst dankbar sein, wenn dir der Apostel durchs Wort des Lebens hilft, brünstiger zu sein im Geiste.

Also zur Ganzvollendung wollen wir miteinander - schlag deine Hand ein! Ist das gute Werk in dir angefangen, dann haben wir e i n Z i e l , wir sind Brüder. Dann sind wir alle gleich dankbar für apostolische Wegstärkung. Ein Gotteskind, das „Abba, lieber Vater!“ sagen kann, ist etwas sehr Hohes, aus allerhöchstem Wesen; darum hat es auch ein allerhöchstes Ziel. Die Häupter in die Höhe und die Herzen, ihr Kinder des Höchsten! Lasst euch durch den Erdentand nicht niederdrücken. Durch ihn geht es nur hindurch. Zaget euch nicht. Hört, was Paulus sagt. Er hebt an: „E r selbst a b e r, der G o t t des F r i e d e n s , h e i l i g e euch bis zur G a n z v o l l e n d u n g.“ Mit dem wuchtigen „E r s e l b s t“ an der Spitze will er uns vor allem sagen, dass zur Ganzvollendung nur „Er selbst“, Gott der Herr führen kann. Bei diesem Ziel heißt es, alle eigene Vernunft und Kraft in den Tod geben. So, wie man nicht aus eigener Vernunft noch Kraft zum Glauben kommen kann, so wie der Heilige Geist den Glauben durchs Wort wirkt und schenkt allen, die ihn annehmen: so kann auch die Vollendung des lebendigen Glaubens nur durch I h n selbst g e s c h e h e n.

Durch IHN schon vollendet

Und durch Ihn selbst ist sie schon geschehen. Nicht ohne tiefe Bedeutung sagt der Apostel: „Der G o t t des F r i e d e n s heilige euch bis zur Ganzvollendung.“ Der Gott des Friedens ist nicht nur der Gott, in dessen seligen Ewigkeiten immerdar Frieden herrscht. Vater und Sohn sind ja noch nie in Unfrieden geraten. Da ist immer die vollkommenste Einheit. Aber dieser Gott des Friedens hat nun auch aus Seiner Friedensherrlichkeit heraus, welche keine anderen Gedanken als nur Gedanken des Friedens haben kann, den Frieden wiederhergestellt, wo er gestört war. Dieser Gott des Friedens hat in die Welt des Unfriedens und der Zerrissenheit hinein Seinen eingeborenen Sohn gesandt. Und der Sohn ist hingegangen, hat die Sünde getötet im Fleisch, ist als Sündloser in Tod und Hölle gegangen, Seele und Leib verherrlicht zur Rechten des Vaters erhöht worden. In Jesu, dem Haupt, ist die Ganzvollendung durchgeführt. Als ein Ganzvollendeter sitzt Er zur Rechten der Majestät in der Höhe. Und nun ist Frieden gemacht.

Die sündige Kreatur darf, wenn sie es annimmt, im gekommenen, gekreuzigten und verherrlichten Jesus in die Einheit mit Gott eingehen, und darf teilhaben an der vollbrachte Ganzvollendung. Der Gott des Friedens, das ist der Gott, welcher in Christo Jesu die Ganzvollendung herausgeführt hat aus Tod und Grab. Ja wie armen Sündern, wir könnten eine Ganzvollendung uns gar nicht vorstellen, wenn sie uns im vollendeten Christus nicht vorgestellt wäre. Ja, wir armen Sünder, wir könnten eine Ganzvollendung gar nicht glauben, wenn wir nicht den Menschen Jesus und den verklärten Christus als E i n e n und D e n s e l b e n wüssten. Im menschgewordenen Sohne Gottes ist ein wahrhaftiger, ein ganz wirklicher Mensch, der durch Sündenleib, Kreuz, Tod und Totenreich ging, zu wunderbarer, geistleiblicher Herrlichkeits-Ganzvollendung durchgebrochen.

Und in Ihm, dem Gesamtvertreter und Einheits-Zusammenfasser aller Kreatur, ist diese Ganzvollendung der Gläubigen uns, der Menschheit, nun dargeboten. Unsere Ganzvollendung ist in Christo Jesu schon fertig, und aus diesem Fertigen dürfen wir schöpfen. Zu derselben Ganzvollendung dringen wir durch, jeder natürlich nach seinem Fassungsvermögen. Die Fülle der Ganzvollendung ist in Christus; die einzelnen Strahlen sind in den einzelnen Heiligen; der ganze, vollendete Leib hat dann die Fülle Christi. Jetzt ist fürwahr die Hoffnung auf Herrlichkeits-Ganzvollendung einer armen Sünder-Kreatur nichts Unsinniges, nichts Übertriebenes, nichts Törichtes, nichts Vermessenes mehr. Sie ist ja vollendet im eingeborenen Sohn, und sie wird durchvollendet durch den Anschluss der Söhne an Ihn. Und so läuft dann auch die Ganzvollendung der ganzen Kreatur auf ihren Stufen - es läuft alles durch Christus.

Durch Heiligung

Und es läuft durch H e i l i g u n g. Der Gott des Friedens h e i l i g e euch bis zur Ganzvollendung, sagt Paulus. Heilig ist ein Doppelbegriff: er hat Gericht und Gnade in sich - und zwar den Sieg der Gnade über das Gericht. Heilig ist ein Siegeswort; darum beten auch mit diesem Wort die Engel Gott an. Gott ist heilig, und Heiligkeit ist die Zierde Seines Hauses ewiglich, weil Gott das über allen Tod triumphierende Leben, das über alle Finsternis triumphierende Licht, die über alle Lüge triumphierende Wahrheit, das über alles Unrecht triumphierende Recht - die über alles Gericht triumphierende Gnade ist. Das alles ist nun der verklärte Sohn leibhaftig; darum ist auch Er heilig. In Ihm hat ja das Licht wahrhaftig triumphiert über die Finsternis, das Leben über den Tod, die Liebe über den Zorn, die Gnade über alles Gericht. Solche Überwindermenschen sind nun, und werden auch die Gläubigen in Christo. Sie heißen ja auch Heilige und sie heißen darum Heilige, weil in ihnen, wenn sie Jesum angenommen haben, die Vergebung triumphiert über Sünde und Schuld, die Rettung über das Verderben, das Leben über den Tod, die Liebe über die Verdammnis.

Die Gläubigen ziehen die Überwinderkräfte, welche in Jesu Christo armen, bußfertig-gläubigen Sündern angeboten sind, auch wirklich an. Das fortlaufende Anziehen der Gnaden Jesu, das ist die Heiligung. In der Heiligung ziehen wir immer mehr Licht an, der Finsternis absterbend. Die Heiligung lässt uns immer tiefer wurzeln im Herrn, und entwurzelt uns im Ich und in der Welt. Durch diese Heiligung wird Christus in uns größer, die Verklärungskräfte werden stärker, und es geht im geistlichen Wachstum von Stufe zu Stufe. Geheiligte Leute sind solche, bei denen schon ein Teil des ewigen Schatzes im zerbrechlichen Gefäß des Leibes ist. Geheiligte Leute haben Leben: sieghaftes über den Tod - Licht: sieghaftes über die Finsternis - Hoffnung: sieghaft lebendig über alles Gericht. Dieses im Glauben angezogene Überwindungsleben Christi kommt auch einmal zum endgültigen Sieg: das ist dann die Ganzvollendung. Die Ganzvollendeten haben den Vollsieg des Lebens über den Tod, der Kraft über die Schwachheit, der Gnade über alle Verdammnis usw. Als solche Überwinder wird man sie einst in ihrem Herrn sehen. Wann es soweit kommt, das werden wir noch hören in unseren Versen.

Der Weg der Heiligung

Zunächst sagt uns Paulus, a u f welchem W e g e sich diese Heiligung vollzieht „Und euer Geist ganz, samt Seele und Leib“, so schreibt er, „müsse behalten werden unsträflich auf den Tag Jesu Christi.“ Das Verklärungsleben fängt innen i m G e i s t e an und geht von innen nach außen. Der Leib wird zuletzt davon erfasst. Das ist auch wieder ein Weg, der gegen unseren natürlichen Menschen geht. Der natürliche Mensch will immer das Äußere und reißt immer wieder zum Äußeren durch. Und wenn der natürliche Mensch fromm ist, kann er nicht schnell genug seine Frömmigkeit nach außen offenbaren und in Aktion bringen. Der geistliche Mensch weiß, dass das Innere die Hauptsache ist. Darum ist er einwärts und aufwärts gerichtet und lässt die inneren, angezogenen Lichteskräfte nach ihrem Maß, und unter göttlicher Leitung nach außen durchbrechen. Die Ganzvollendung geht vom G e i s t e aus. Der Geist ist das Innerste unserer Persönlichkeit. Er sitzt im Herzen. Er ist der innerste Personenwille. Der Geist ist die innere Einheit unseres Wesens.

Im Geist sind wir fähig, mit Gott zu verkehren. Im Geist, im Herzen, nimmt der Heilige Geist bei den Gläubigen Wohnung. „Gottes Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind.“ Im Geist geschieht die durch den Heiligen Geist gewirkte Gotthingabe. Darum heißt es: „Gib Mir, Mein Sohn, dein Herz!“ Im Geist geschieht der Bruch des Eigenwillens und die Einwohnung des Gotteswillens im Heiligen Geist, welchem sich der in sich gebrochene Eigenwille dann hingibt. Hier im Geist beginnt das Erneuerungswerk. Und hier im Geist hat es seine Zentrale. Wo das religiöse Leben nur in die Seele fährt, gibt es keine neue Geburt. Da bleibt es auch in den äußeren Dingen stehen. Darum muss der Geist zuerst ganz unter das Gesetz des Heiligen Geistes kommen. Das ist der Kampf unseres Lebens, ganz, in allen Lagen, geistesmäßig zu werden. Da braucht es täglich Reinigung und Heiligung. Vom hingegebenen Geist aus wird dann die Seele regiert.

Das Wirken der Seele

Die Seele ist die vielfache Ausstrahlung des Geisteswesens nach außen. Mit der Seele erfassen wir die Umwelt, die Kreatur. Die Seele liegt im Blut. Wie das Blut vom Herzen ausgeht und wieder dahin zurückkehrt, so geht die Seele von dem im Herzen wohnenden Geist aus, und kehrt wieder dahin zurück mit all ihren Eindrücken und dem, was sie aufgenommen hat in der Welt. Beim natürlichen Menschen ist es nun so, dass der Leib auf die Seele drückt. Der Leib ist ja ganz dem unteren Prinzip angehörig, und ihm und dem Tode verfallen. Dieser Leib drückt beim natürlichen Menschen auf die Seele. Er hat im Sünden- und Ich-Wesen die Vorhand. In der Seele steigen die Ich-Begierden und Ich-Wünsche auf: zu sehen, zu hören, zu schmecken, zu fühlen, zu tasten. Die Seele drückt dann auf den Geist und zieht den Geistes-Willen ins seelische Leibesbegehren. Wo es zur Ganzvollendung geht, und wo diese im Geist mit der Einwohnung des Heiligen Geistes begonnen hat, lernt das innere Geisteswesen, die vielgestaltige, nach außen ziehende Seele je länger, je mehr zu beeinflussen und geistesmäßig zu gestalten, und von da aus geht es zur Beherrschung des Leibes in göttlicher Kraft.

Geistliche Menschen dürfen auf den verschiedensten Stufen ihres geistlichen Alters solche Durchherrschung ihres Geisteslebens erfahren in seelischen und oft auch leiblichen Siegen und Überwindungen. Und wenn der Leib auch zur Erziehung Druck ausüben darf, so ist ein göttliches Geistesleben doch frei, und befreit auch die Seele mitten im Leibesdruck. Das Hauptaugenmerk der zur Ganzvollendung Zielenden ist aber immer der Geist. Diesen immer völliger und ganz in den Herrn zu legen, das schafft für Seele und Leib die neuen Verherrlichungsanlagen. Wer hier in einfältigem Glaubensringen steht, zieht in Christo ein neues Leben an, welches dann, nach Ablegung dieses Leibes der Niedrigkeit, in entsprechendem Herrlichkeitsleib durchbricht. Wir sind aber mit der Ablegung unseres Todesleibes noch keineswegs sofort in der Ganzvollendung. Der Gang zur Ganzvollendung geht bis auf die Gegenwart (Parusie) unseres Herrn Jesu Christi.

Wenn wir bei unserem täglichen Kampf einfältig in Ihm, dem Herrn bleiben, und fester und gegründeter in Ihm werden, dann werden wir immer neu unsträflich bewahrt. Beim innerem Weichen von Herrn gibt es Flecken und Runzeln, welche in Christo wieder gewaschen, gereinigt und geglättet werden müssen. Da geht es dann durch Bußwege. Bleiben wir in Ihm, so werden wir bewahrt. Da gilt es eben immer gründlicher zu lernen und in Ihm zu bleiben. Die Feinde in uns und um uns, und über uns sind mannigfach und stark. Da braucht es viel Bewahrung bei den aus dem Leib und der Seele kommenden Anreizungen. „Stark werden am inwendigen Menschen“, heißt hier die Losung des Glaubens. Fest und unbeweglich werden, männlich und stark im Geist durch den Heiligen Geist, das ist die Aufgabe.

Stark sein im Geist

Diese Aufgabe dauert bis zur Gegenwart unseres Herrn Jesu Christi. Sie ist natürlich in dieser Welt mit dem Sündenleib, und in der anderen Welt ohne den Sündenleib und ohne die mannigfachen Reizungen, eine verschiedene. Unter dem Druck der Diesseitsverhältnisse kann das Wachstum schneller und kräftiger gehen, wenn wir die rechte innere Stellung einnehmen. Zu wachsen haben wir aber bis zum Tag der Gegenwärtigmachung unseres Herrn Jesu Christi. Die Gläubigen drüben müssen auch allewege weiterlernen, weiter zunehmen, bis die Vollendung und Vollverbindung des Lebens da ist. Der Tag des Herrn, wo die Letzten Ihm noch entgegengerückt werden, bringt die Ganzvollendung der Glieder und des Leibes. Darum sehnen und strecken sich Gläubige auch so nach dem Tag des Herrn. Wir merken dabei, dass je näher der Tag des Herrn rückt, die betreffenden Gläubigen eine kürzere Spanne zur Ganzvollendung haben. Das ist zu erklären aus dem zunehmenden Druck der Zeiten. Je mehr der antichristliche Ich-Geist alle Verhältnisse durchdringt, umso schwieriger wird in der Welt die Stellung der Gläubigen, umso kräftiger wird bei den Einfältigen ihre Zubereitung. Wir stehen in unseren Tagen schon in recht verzwickten Lagen, welche für die nach Ganzvollendung in Christo Ringenden, viel Sterben bringen. Das ist die Kraft unserer Zeit fürs Innenleben.

Natürlich wird dem Geist und der Seele da manchmal bange, ob es denn auch tatsächlich hinreichen werde. Da gibt uns der Apostel zum Schluss noch einen wunderbaren Spruch mit: „Getreu ist Er, der euch ruft, Er wird es auch tun.“ Also, so gewiss wird Er auch mit der Ganzvollendung endigen. Beim Herrn gibt es kein Liegenlassen oder Fahrenlassen. Der Herr macht nichts halb. Der Herr führt alles herrlich hinaus. Wer zum Vollkommenheitsziel will, darf nie auf sich sehen. Da kommen sofort Angst, Zweifel und Verzagtheiten. Es gilt es stets, auf den Herrn zu sehen, dessen durchhaltende Liebe durch Sein vergossenes Blut versiegelt ist. Er ist treu, und heute und in Ewigkeit derselbe. Hat Er mich gerufen, so wird Er mich auch vollenden. Darum, wer glauben kann, nur getrost gerungen in Ihm nach dem Vollkommenheitsziel! In Ihm ist’s erreicht, in Ihm wird’s erreicht. Er ist treu - so ist’s gesagt, und darauf wagt mein Herz es froh und unverzagt und lässt sich gar nicht grauen!

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98. Wann kommt der Antichrist? 2Thes 2:1-12