Wann kommt das Königreich Gottes?

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
83. Eine schwere und doch selige Stunde Lk 17:11-19 (1926)

84. Wann kommt das Königreich Gottes?

  • Lk 17:20-37 (ELB) (20) Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes ? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, daß man es beobachten könnte; (21) auch wird man nicht sagen: Siehe hier! Oder: Siehe dort! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch. (22) Er sprach aber zu den Jüngern: Es werden Tage kommen, da ihr begehren werdet, einen der Tage des Sohnes des Menschen zu sehen, und ihr werdet [ihn] nicht sehen. (23) Und man wird zu euch sagen: Siehe dort! oder: Siehe hier! Geht nicht hin, folgt auch nicht! (24) Denn wie der Blitz blitzend leuchtet von einem [Ende] unter dem Himmel bis zum anderen [Ende] unter dem Himmel, so wird der Sohn des Menschen sein an seinem Tag. (25) Vorher aber muß er vieles leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht. (26) Und wie es in den Tagen Noahs geschah, so wird es auch sein in den Tagen des Sohnes des Menschen: (27) sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie wurden verheiratet bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging und die Flut kam und alle umbrachte. (28) Ebenso auch, wie es geschah in den Tagen Lots: sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten; (29) an dem Tag aber, da Lot von Sodom hinausging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte alle um. (30) Ebenso wird es an dem Tag sein, da der Sohn des Menschen geoffenbart wird. (31) An jenem Tag - wer auf dem Dach sein wird und sein Gerät im Haus hat, der steige nicht hinab, um es zu holen; und wer auf dem Feld ist, wende sich ebensowenig zurück. (32) Gedenkt an Lots Frau! (33) Wer sein Leben zu retten sucht, wird es verlieren; und wer es verliert, wird es erhalten. (34) Ich sage euch: In jener Nacht werden zwei auf [einem] Bett sein; einer wird genommen und der andere gelassen werden. (35) Zwei werden zusammen mahlen, die eine wird genommen, die andere gelassen werden. (36) Zwei werden auf dem Felde sein: der eine wird angenommen, der andere wird preisgegeben werden. (37) Und sie antworten und sagen zu ihm: Wo, Herr? Er aber sprach zu ihnen: Wo der Leichnam ist, da sammeln sich auch die Adler.

Ein irdisches Königreich

„Wann kommt das Königreich Gottes?“ Diese Frage beantwortet der Herr in unseren heutigen Versen erst den Pharisäern, denn Seinen Jüngern. Wenn wir die Antwort unseres Heilandes klar verstehen wollen, ist es durchaus notwendig, dass wir wissen, was gefragt ist. Es ist gefragt nach dem K ö n i g r e i c h G o t t e s, und es ist danach gefragt von P h a r i s ä e r n. Unsere deutsche Übersetzung redet leider immer nur vom „Reich Gottes“; wir müssen überall, wo „Reich Gottes“ steht, „Königreich Gottes“ setzen, dann geht uns die biblische Wahrheit erst recht auf. Was verstanden denn die Pharisäer unter „Königreich Gottes?“ Jedenfalls im Grunde nichts anderes, als was die Propheten verheißen hatten. Nach Gesetz und Propheten ist aber das „Königreich Gottes“ nicht anderes als eine wirkliche und wahrhaftige Königsherrschaft von innerer und äußerer Herrlichkeit, welche der Messiaskönig, der große Davidssohn und Davidsherr aufrichten wird; zunächst auf Zion und in Israel und von da aus dann über alle Nationen hin. Die Königsherrschaft Gottes wird durch den verheißenen, herrlichen Messias heraufgeführt; sie wird vor allem und zuerst im jüdischen Volk heraufgeführt; vom erneuerten jüdischen Volk aus werden dann die Nationen ins Königreich Gottes einbezogen.

So reden alle Verheißungen schon von Abraham an. Das Königreich Gottes geht nach der Schrift vom verherrlichten Zion aus und von nirgends anderswoher und kommt nicht anders. Wenn die Pharisäer und viele Schriftgelehrte zur Zeit des Herrn sich auch in der Art in den G e b ä r d e n, w i e das Königreich kommen sollte, verrechneten, weil ihre Selbstgerechtigkeit die B u ß e und das G e r i c h t dahinten ließ, so hatten sie doch in der Sache selbst, in der Hoffnung des Herrlichkeitsreiches, welches der Messias von Zion aus bringen sollte, vollkommen recht. Der Heiland tadelt sie nicht über ihre Hoffnung, sondern nur über die Art, wie sie glaubten, dass die Hoffnung sich verwirklichen solle, nämlich ohne Buße und ohne Gericht. Das Königreich Gottes kommt nicht ohne Bekehrung, Durchrichtung und Herrlichmachung der Juden; darum steht auch heute noch allen Nationen kund und zu wissen am Kreuz von Golgatha; „J e s u s von Nazareth , K ö n i g der J u d e n.“ Jesus ist’s, und Jesus wird es sein. Weil das Königreich Christi an Zion und an die Juden geknüpft ist, und erst von Zion aus die Welt sich untertänig macht, darum ist es auch bis heute, trotz aller Predigt des Evangeliums das Königreich Gottes, unter den Nationen noch nicht aufgerichtet. Nirgends ist Gott König auf die Gesamtnationen gesehen - im Gegenteil das satanische Wesen, das Ichwesen gewinnt immer mehr Gestalt und Oberhand. Wie wichtig ist es da, dass wir vom Königreich Gottes eine richtige Meinung haben!

Gläubige der Gemeine

Was jetzt durch alle Predigt des Evangeliums geschieht, ist nicht die Aufrichtung des Königreiches Gottes, sondern die H e r a u s r u f u n g und Z u r i c h t u n g der G e m e i n e. Diese Gemeine besteht aber nach klarer Schrift immer und aus wenigen, aus einzelnen, aus von der Welt Gehassten und Verfolgten. Von dieser Gemeine der Gläubigen handelt unser Heiland in unseren Textworten nicht, vielmehr vom Königreich Gottes. Die Gemeine der Gläubigen, welche jetzt durchs Wort des Lebens unter Kreuz und Leiden zubereitet wird, ist schon längst vollendet, ehe das Königreich Gottes und Christi kommt. Wenn d a s sich vollendet, wovon der Heiland in unserem Text redet, ist die gläubige Gemeine schon bei ihrem Heiland in herrlicher, geistleiblicher Vollendung. Die Gläubigen in Christo dürfen das, wovon der Heiland redet, als Vollendete und Verklärte auf S e i n e r S e i t e, mit I h m mitmachen. Das Kommen in Herrlichkeit, von welchem Jesus in unseren vorliegenden Versen (24 und 30) spricht, ist nicht das Kommen z u r Gemeine, um Seinen Leib anzuziehen, sondern das Kommen m i t der Gemeine, um Sein Königreich aufzurichten. Wir müssen hier klar unterscheiden.

Das e r s t e Kommen des Herrn, um Seine Eigentumsleute zu sammeln, wo die noch auf Erden Lebenden Ihm entgegen gerückt werden in der Luft, ist nicht aller Kreatur sichtbar - von diesem wissen nur die Gläubigen, und die Welt merkt’s nur daran, dass eben plötzlich viele Gläubige auf Erden fehlen. Dieses Kommen ist ein ganz anderes, als wenn der Herr mit S e i n e n H e i l i g e n zu aller Kreatur wiederkommt, vorab zu den Juden. Das e r s t e Kommen geschieht während des Reiches des Antichrists. Das a n d e r e, in unserem Text gemeinte Kommen, geschieht zum Sturz des Antichrists.

Sehnsucht nach Frieden

So, sagst du, geht die Gläubigen die Frage: „Wann kommt das Königreich Gottes?“ eigentlich nicht an? G a n z direkt n i c h t. Die Gläubigen warten ihres Herrn zu ihrer endgültigen Verherrlichung. Hier gilt das Wort der Erstling der Verherrlichten - Christus; danach - die Christo angehören; d a n a c h e r s t - d a s E n d e. Wenn aber die Frage: wann kommt das Königreich Gottes die Gläubigen dieser Tage auch nicht direkt persönlich angeht, weil sie eine andere g r ö ß e r e H o f f n u n g, ein Kleinod des Lebens haben, so ist es für die Kinder Gottes doch auch sehr wichtig, wann das Königreich Gottes kommt. Welcher Gläubige hätte nicht den Sinn auf das Ganze des Rates Gottes gerichtet? Welches Kind kümmerte sich nicht um alles was im Hause vorgeht, auch wenn nicht alles in gleicher Weise es angeht? Wir Gläubigen wünschen von Herzengrund das baldige Kommen der Ruhezeit und Erquickungszeit für die Nationen, welche von Zion aus verheißen ist. Wir sehen doch, wie die Völker ein Gerechtigkeitsreich und ein Friedensreich ersehnen; und wie wünschten wir es ihnen bald - je mehr wir auf Grund der Offenbarung wissen, dass all ihr Eigenringen es ihnen nicht bringt!

Wie wünschten wir auch unserem deutschen Vaterland bald eine recht gesegnete Friedensstellung unter den Nationen! Und da wir wissen, dass auch Deutschland das nur im Königreich Gottes widerfahren kann, wie sollte die Frage nicht das Herz bewegen: „Wann kommt das Königreich Gottes?“ Darum hören wir dem Heiland gar gerne zu, wenn Er uns Offenbarungsaufschlüsse über das Kommen des Königreichs Gottes gibt; wir hören Ihm aber zu als solche, welche d a n n , wenn das Königreich kommt, gerne bei Ihm und mit Ihm wären als die schon durch Seine Gnade Verherrlichten.

Nicht ohne Buße und Gericht

Vom Königreich Gottes gibt nun der Heiland zuerst den Pharisäern eine Antwort und richtet ihre, aus ihrer Selbstgerechtigkeit erwachsenen Irrmeinungen. Sie müssen vor allem hören, dass das Königreich Gottes nicht mit „ä u ß e r l i c h e n G e b ä r d e n“ komme. Diese äußerlichen Gebärden“ sind die Zeichen und Wunder, welche die Pharisäer und selbstgerechten Juden immer wieder forderten. Diese Geister waren immer auf große, herrliche Taten von Seiten des Herrn zur Aufrichtung des Königreiches gerichtet. Darum schauten sie auch immer bald hierhin, bald dahin, ob nicht etwas geschähe, was sie als Zeichen fürs Königreich nehmen könnten. Sie hätten in sich gehen und Buße tun, und sich durchrichten lassen sollen. Ohne Buße, Gericht und Vergebung gibt es kein Königreich Gottes. Darum sagt der Heiland zu den Pharisäern: Man wird auch nicht sagen: siehe hier, siehe da ist es. Das Königreich Gottes kommt nicht in T e i l e r s c h e i n u n g e n. Es bricht nicht hier oder da aus; wenn es kommt, geht es sofort aufs Ganze. Und dann versetzt der Herr den Pharisäern einen gewaltigen Gerichtsstoß mit Seinem Wort: „S i e h e , das K ö n i g r e i c h G o t t e s ist m i t t e n unter e u c h.“ (nicht: inwendig in euch - in den Pharisäern war es nicht!)

Hier meint der Heiland S i c h S e l b s t, wie Er unter ihnen stand. Jesus ist der Gottessohn und Davidssohn; Jesus ist der König des Königreichs; in Ihm ist’s gegeben und gekommen, und wird’s auch durchgeführt zu seiner Zeit. In Jesus war das Königreich Gottes in seiner Grundlegung mitten unter das jüdische Volk gekommen. Die Pharisäer merken wohl, was Jesus sagen will - und gehen weg.

Tage des Nichtsehens

Da redet nun der Herr die Jünger an und gibt ihnen nähere Aufschlüsse über das Kommen des Königreichs Gottes. Eins wissen wir nun schon, das Königreich Gottes kommt nicht mit äußeren Zeichen und Wundern; es kommt auch nicht aus dieser oder jener Ecke, vielmehr kommt es, wenn es kommt, gleich ganz allgemein. Und das andere wissen wir auch, der K ö n i g w a r schon da und i s t schon d a. Es wird jetzt nur in unseren Tagen des Königs Leib gebildet; an den Weinstock werden Reben geworben - dann, wenn das fertig ist, kann’s kommen. Darum sagt der Herr vom Königreich Gottes Seinen Jüngern zunächst nur d i e weitere Wahrheit, d a s s es noch l a n g e gehen w e r d e, bis es e r s c h e i n e. „Es werden Tage kommen, an denen ihr begehren werdet zu sehen e i n e n Tag des Menschensohnes, und ihr werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe hier, siehe da. Gehet nicht hin und folget auch nicht.“ Ehe also das Königreich Gottes kommt, kommen viele Tage des „Nichtsehens“. Diese Tage sind jetzt. Die Gemeine glaubt und s i e h t n i c h t. In diesen Tagen des Nichtsehens werden die Juden, die vom Land zerstreuten, samt den Nationen begehren e i n e n Tag des Menschensohns zu sehen; sie werden ihn aber nicht sehen.

Die Menschen werden auch Versuche machen mit den oder jenen Mitteln, ein Herrlichkeits- und Friedensreich heraufzuführen; sie werden es aber nicht vermögen. Wie versuchen sie es doch in unseren Tagen so sehr, gerade unter Führung von Juden! Sie werden’s nicht erreichen. Das Königreich Gottes wird nicht durch menschliches Tun, sondern durch den w i e d e r k o m m e n d e n König s e l b s t aufgerichtet. „Wie der Blitz oben vom Himmel leuchtet und leuchtet über alles, was unter dem Himmel ist, also wird des Menschen Sohn an Seinem Tage sein.“ Die Aufrichtung des Königreichs Gottes ist also d e r T a g des M e n s c h e n s o h n e s. Diese Ehre fällt dem Sohne selbst zu, das Reich Seines Vaters unter den Menschen aufzurichten. Nur die verklärten Söhne und Erben dürfen nach dem Evangelium mit teilnehmen. Sie sind ja Sein Leib, durch sie richtet Er’s aus. Die Aufrichtung des Königreichs Gottes ist ein Tag des Herrn.

Das Reich kommt wie der Blitz

Von oben, wie der Blitz, wird der Herr kommen. Bis zu diesem Tage sitzt Er zur Rechten des Vaters und holt Sich von dort aus die Seinen. Hat Er diese vollendet und kommt mit ihnen, dann kommt Er wie der Blitz - das deutet alles Gerichtliche an - und dann leuchtet Er über alle: Juden und Nationen sehen Ihn. „Z u v o r aber m u s s Er viel l e i d e n und ganz a u s g e s c h a l t e t werden von diesem G e s c h l e c h t.“ Diese Leiden Christi sind noch nicht vollendet. „Die Glieder des Leibes übernehmen ja, was noch mangelt am Leiden Christi“ (Kol 1:24). Und g a n z abgetan ist der Messias auch noch nicht. Es kommt aber soweit, und zwar unter Führung „d i e s e s G e s c h l e c h t s“, nämlich d e r J u d e n, dass die Welt ohne Messias das Herrlichkeitsreich aufrichten will. Daran sind wir nun eben in unseren Tagen mächtig. Durch das Bestreben der Kulturnationen, unter Leitung „ d i e s e s G e s c h l e c h t e s“ das Gerechtigkeits- und Friedensreich zu schaffen, wird das letzte und größte Kulturreich heraufgeführt.

Darum wird, ehe das Königreich Gottes kommt, das Herrlichkeitsreich der Menschen aus sich selbst kommen. Es wird sein wie zu den Zeiten Noahs; und es wird sein wie zu den Zeiten Lots: „Sie aßen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien; sie kauften und verkauften, sie pflanzten, sie bauten.“ Landwirtschaft und Handel, Industrie und Baukunst werden gewaltig blühen, und eine gehobene Lebensführung werden die Menschen haben - und das alles aus sich. Der Christus ist verworfen. Wie aber zu Noahs und Lots Zeiten das Gericht kam, als die Höhe erreicht war, so wird es auch zu den Zeiten des Menschensohnes sein. Wir haben also ein großes Weltfriedensreich unter jüdischer Führung zu erwarten; ist dieses da, dann geht’s der Offenbarung des Herrn schnell entgegen. Auf ein solches Reich treibt aber jetzt alles hin. Dieses Reich wird das antichristliche sein.

Auf dem Höhepunkt dieses Reiches erscheint der Herr mit den Seinen auf Zion, aber aller Welt sichtbar. Und dann kommt das Gericht. Das Königreich Gottes beginnt mit tiefem und schwerem Gericht. Da wird es für alle Anhänger des Antichrists Verderben geben. Wer im Irdischen beharren bleibt, wer noch Hausrat holen und vom Feld heim will, der wird verderben. Wer nach Rettung schreit, wird Leben davontragen (V. 33). Und gründlich wird gerichtet werden. Immer von Zweien wird einer umkommen, und einer wird angenommen werden. Da wird der innere Sinn sich offenbaren in der großen Angst, und nach diesem inneren Sinn wird gerichtet werden.

Nicht durch Werk der Menschen

Die Gläubigen in Christo werden die Gerichte nicht im Gericht mitmachen. Sie sind ja schon lange vor dieser Zeit bei Ihrem Herrn. Sie sind die Gerichtsträger in dem Herrn. Bricht doch mit dem Königreich Gottes die Zeit an, wo sie mit ihrem Heiland herrschen dürfen. Der erste Akt wird dieser Gerichtsakt sein. Es wird ein Durchsichten des jüdischen Volkes sein, wie es Johannes dem Täufer nicht gänzlich gelungen ist. Am Tag der Aufrichtung des Königreichs wird es völlig gelingen. Die Jünger sind tief erschüttert von der Schilderung des Herrn vom Tag der Errichtung des Königreichs. Sie fragen zitternd: „Herr, wo?“ Sie können’s noch nicht fassen, dass Israel ein solches Gericht müsse durchmachen und von Israel aus die ganze Welt. Der Herr gibt ihnen eine Gleichnisantwort: „Wo das Aas isst, da sammeln sich die Adler.“ Das heißt: Wo Gerichtsreife ist, wird das Gericht hereinbrechen. Die Adler sind die Aasgeier. Der Antichrist zuerst, dann der falsche Prophet, dann alles, was ihr Malzeichen trägt - alles, was von Herzen dem Weltwesen sich angeschlossen hat, das wird verderben. Der bußfertige und gerettete Teil aber gibt die Bürgerschaft des Königreichs Gottes, und von Zion aus wird’s die Nationen durchziehen. In der Offenbarung des Johannes von Offb 15 ab und in den folgenden Kapiteln werden diese letzten Gerichte vor Aufrichtung des Königreichs Gottes geschildert.

So sehen wir also: nicht durch Werk oder Arbeit der Menschen - auch nicht frommer Menschen - wird das Königreich Gottes aufgerichtet, sondern nach der Selbstaufrichtung der Menschen erscheint der Herr, und im Gericht beginnt das Königreich. Die Welt erlebt zuerst das Antichristentum, dann die Wegnahme der Gläubigen und ihre Versammlung zum Herrn, dann die Endauswirkung des antichristlichen Kulturreiches, dann die Blitz-Erscheinung des Herrn mit Seinen Heiligen, dann das Gericht, dann das Friedensreich. In diesen Ereignissen stehen wir, und zwar vor ihren zum Ende treibenden Erscheinungen. Wie wichtig ist nun solche Offenbarung des Herrn für jeden, der da glaubt! Wie Großes dürfen wir amen, gerichteten Sünder, selig und herrlich gemacht in Ihm, erleben!

Lasst uns ganz des Herrn sein und eingehen in Sein Leiden, dass wir Seiner Herrlichkeit ähnlich werden! Aus was sind wir doch errettet, wenn wir ganz Ihm gehören! Das alles machen wir nicht mit im Gericht, wovon der Heiland heute erzählt. Und wozu sind wir berufen! Mit Ihm herrlich zu erscheinen! O, „lasset uns Ihn lieben, denn Er hat uns zuerst geliebt!“ Lasst uns Glieder werden der Gemeine und in Ihm verharren, dass wir auch mit herrschen dürfen mit Ihm im Königreich Gottes!

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85. Auf dem Wege zum Gericht Joh 3:19