Wann erreicht die Ökumene ihr Ziel?

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 1
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich

Siehe weitere Abschriften

Siehe: Inhaltsverzeichnis Band 1
und: Inhaltsverzeichnis Band 2

10. u. 54. Wann erreicht die Ökumene ihr Ziel

Mit großem Eifer ist man allseits bemüht, die Ökumene, d.h. die totale Kirchenvereinigung zu erreichen. Die verschiedensten Mittel werden angewandt, um das große Vorhaben zu fördern. Vorträge über Vorträge werden gehalten, um die Notwendigkeit der Vereinigung klar zu machen. In erstaunlicher Weise werden die bisherigen Gegensätze klein gemacht, und die Gleichheiten groß aufgezeigt. Mit dem Begriff Weltevangelisation wird stark operiert. Weil zu dem evangelistischen Vorhaben die Einheit erforderlich ist. Auch das „Brot für die Welt“ ist dazu da, um die Vereinigung zu fördern und zu prägen. Denn in diesem Vorhaben ist die Liebe der reizende Faktor. „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“.

Übrigens kann jetzt schon gesagt werden, dass die Mühe um die Ökumene kein Problem mehr ist. Sie hat bereits umfassende Gestalt gewonnen. Alle protestantischen Großkirchen - auch die meisten Freikirchen - sind dabei. Um wenige Sondergruppen wird noch geworben. Man will alle haben, um eine wirkliche Einheit darzustellen. Eine totale Einheit soll es werden.

Die katholische Kirche steht bislang noch abseits. Nicht weil sie die Kirchenvereinigung ablehnt, sondern weil sie bei den bisherigen Vereinigungsbestrebungen nicht gebührend bestätigt wurde. Von der katholischen Kirche ist die Kirchenvereinigung immer sehr stark betont worden. In den letzten Jahrzehnten bestand ihre Mühe sonderlich in der Una Sancta. Da liegt der Beweis für die Aktivität dieser Bestrebungen.

Nun ist es so weit, dass auch diese Lücke geschlossen werden soll. Die katholische Kirche ist mit großem Eifer dabei, die Kirchenvereinigung auf alle Fälle zu verwirklichen. Sie will sich nicht nur der Ökumene anschließen, sondern sie zu sich „einladen“. Das ist ein Entgegenkommen sondergleichen. Hier zeigt sich nicht nur die Anschlussbereitschaft, sondern auch die naturgemäße Führungsbereitschaft.

Die Mühe der katholischen Kirche ist als echt anzusehen, weil sie hochamtlichen Charakter hat. Nicht einige Interessenten innerhalb der Kirche streben die Vereinigung an, sondern das Oberhaupt selbst. Der jetzige hochverehrte Papst hat nicht nur die Vereinigungsbereitschaft bekundet, sondern auch Wege angezeigt, die mit dem „Bruder im anderen Lager“ eine wirkliche Einheit erreichen kann. Bei ihm ist nicht die Unterordnung der springende Punkt, sondern die gottgewollte Gleichheit. „Einer achte den anderen höher als sich selbst“. - Solche Haltung kann wirklich zum Ziele führen.

Wenn die katholische Kirche der Ökumene angehören wird, dann kann die Kircheneinheit perfekt sein. So darf man sagen. Denn die katholische Kirche - die griechisch-katholische Kirche einbezogen - macht etwa Zweidrittel des gesamten Christentums aus. Das will was heißen. Zu berücksichtigen ist auch die Tatsache, dass die katholische Kirche nicht aus Splittergruppen besteht, sondern ein kompakter Block ist, der eine unüberbietbare Standhaftigkeit garantiert. Dann ist die Ökumene ein „Machtfaktor“ ersten Ranges. - Der Ausdruck Machtfaktor muss hier im positiven Sinne verstanden werden.

Gesagt muss aber werden, dass die Ökumene mit der Vereinigung aller christlichen Kirchen noch nicht am Ziele ist. Wiewohl diese Vereinigung schon eine höchst erfreuliche Sache sein kann. Und doch ist die endgültig beglückende und jauchzende Einheit erst da, wenn auch die anderen Religionsrichtungen dabei sind. Dann ist nämlich nicht eine Welt-Kirchen-Einheit vorhanden, sondern eine Welt-Religions-Einheit! Das ist wahrhaftig etwas mehr. Das ist der Gipfelpunkt.

Welt-Religions-Einheit

Dieses Bestreben ist heute schon deutlich erkennbar unter den anderen Religionsgemeinschaften. Sie sind bei diesen Verhandlungen nicht nur dabei, sondern mancherorts sogar führend und tonangebend. Sie bezeugen sogar die Erkenntnis, dass die Einheit der Religionen die Substanz der Religion überhaupt ist. Jede Religion hat nur da einen Sinn, wenn auch ihr Motiv (eins in Gott) sichtbar wird. Selbst die Juden, die in ihrem natürlichen Separatismus kaum zu überbieten sind, haben für die Religionsvereinigung nicht nur großes Interesse, sondern bekunden auch eine rege Aktivität. Selbstverständlich wird ihnen dafür von der anderen Seite das wärmste Entgegenkommen gezeigt. Die christlichen Religionslehrer sind schon dabei, die Juden von der Tötungsschuld an Jesus freizusprechen. Aufgrund wissenschaftlicher Feststellungen am Grablinnen ist „Jesus am Kreuz nicht gestorben“. Das wird wirklich eine beachtliche Entlastung für die Juden sein. - Man wird sich bei ihnen entschuldigen müssen, dass man sie in zweitausend Jahren so sinnlos beschwert hat. Um dieser guten Sache willen müssen alle dogmatischen Sturheiten schwinden. So manche überspannte dogmatische Formel ist zum Verhängnis geworden.

Keine Religionsgemeinschaft darf bei der Ökumene fehlen. Jede abgesonderte Gemeinschaft ist ein Störenfried. Diese Einsicht besteht bei allen. Darum wird naturnotwendig die Einheit von allen erstrebt. Nochmals gesagt: Die Einheit ist die Natur der Religion. Darum muss die Einheit erstrebt werden von allen Religionen, ganz gleich welche Schattierung sie haben mögen. Wenn gleich Erkenntnisunterschiede bestehen, sie haben zur Belebung zu dienen und nicht zur Trennung von dem „einen Gott“.

Wir glauben alle an einen Gott

„Wir glauben alle an einen Gott“. Das ist das allgemeine Bekenntnis. Hierin ist in keiner Religionsgemeinschaft ein Rückstand festzustellen. Beispiel: Die Mohammedaner stehen in ihrem „Gottglauben“ den Christen keineswegs zurück, vielleicht noch darüber. Sie empfehlen darum den Christen: „Redet nicht soviel von eurem Christus, sondern redet von dem einen Gott. Wir werden uns bemühen, weniger den Mohammed zu erwähnen, und mehr zu bezeugen den einen Gott. Und dann sind wir uns völlig einig“. - Ist die Einheit auf dieser Linie zu bezweifeln?

Mehr als man annimmt, sind diese Einheitslinien bereits vorhanden. Man ist auch dabei, sie intensiv zu bezeugen. Man ist auch dabei, alles Trennende zu verschweigen, mindestens aber als Bagatelle hinzustellen. Religionseinheit muss gepflegt werden. Sie ist auch eine Sache, die in ihrem Wert nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Das ist das einzige Mittel, das die ganze Menschheit wirklich bindet. Das sollte wahrhaftig angewandt werden.

Ist diese Entwicklung nicht zu begrüßen? Sollte man nicht allseits frohen Herzens dabei sein? Hier wird doch der Wille Gottes, den Jesus in seinem Gebet zum Ausdruck gebracht hat, verwirklicht: „Auf dass sie alle eins seien“ (Joh 17:21). Seien wir überzeugt, - so sagt man - dass dieser Jesus bei der totalen Einheit jauchzen würde, auch wenn sein Name im Hintergrund stünde. Es kommt nicht auf seinen Namen an, sondern auf das gottgewollte Ziel. Nicht einmal hat Jesus seinen Namen drangegeben, nur um dem Ziel zu dienen.

Führt diese Entwicklung, die gegenwärtig so stark bemerkbar ist, auch wirklich zum Ziel? Ja! Das prophetische Wort bezeugt, dass die Welteinheit, sonderlich die Religionseinheit kommen wird. Hierzu lesen wir einige Stellen:

„Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an...“ (Offb 13:8). „Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres, und beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm kriegen!“ (Offb 13:3.4). „...und offenbar werde der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens, der da ist der Widersacher, und sich überhebet über alles, das Gott oder Gottesdienst heißt, also dass er sich setzt in den Tempel als ein Gott, und gibt sich aus, er sei Gott“ (2Thes 2:3.4). „Und es übt alle Macht des ersten Tieres vor ihm; und es macht, dass die Erde und die auf Erden wohnen, anbeten das erste Tier, welches tödliche Wunde heil worden war; und tut große Zeichen, dass es auch machet Feuer vom Himmel fallen vor den Menschen; und verführet die auf Erden wohnen, um der Zeichen willen, die ihm gegeben sind zu tun vor dem Tier; und saget denen, die auf Erden wohnen, dass sie dem Tier ein Bild machen sollen, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig worden war. Und es ward ihm gegeben, dass es dem Bilde des Tieres den Geist gab, dass des Tieres Bild redete und machte, dass, welche nicht des Tieres Bild anbeteten, getötet würden. Und es macht, dass die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte, allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre Hand oder an ihre Stirn“ (Offb 13:11-16).

Einwandfrei besagt das prophetische Wort, dass die Menschen des ganzen Erdkreises einhellig bei der Religionssache sind. Ja, sie sind nicht nur dabei, sondern überdies jauchzen sie dem Welt-Haupt-Mann zu. Sie verehren ihn „anbetend“; Welt-Religions-Einheit.

Allerdings merken wir mit Wehmut, dass diese Einheit auf einer sonderbaren Linie läuft. Offenbar nicht anti-göttlich, sondern anti-christlich. Hier wird der Name „Gott“ sogar sehr stark betont und sehr groß geschrieben. Nur der Christus ist ein schweres Verhängnis.

Soll etwa die Ökumene, die heute so rasch im Werden ist, dieses Resultat erreichen? Das wäre ja katastrophal! Das ist einfach nicht möglich! Unsere Antwort: Und doch möglich. Schon allein die Tatsache, dass alle Religionsgemeinschaften das Bekenntnis haben: „Wir glauben alle an einen Gott“, bekundet die in die Verwirrung laufende Linie. Erkennen wir die Tatsache: Alle sind im Endgeschehen bei dem „einen Gott“. Nur nicht bei dem Christus, der sich erdreistet hat zu sagen: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich“. Das ist der Beweggrund zu dem End-Skandal. „Was will dieser Lotterbube?“ „Haben wir nicht...“ Jawohl: „Ihr werdet sein wie Gott“! Darum weg mit diesem Christus. Und wenn er nicht freiwillig geht, dann auf zum „Kampf gegen das Lamm“. „Diese werden streiten mit dem Lamm“. (Offb 17:14).

Was sagen wir zur Ökumene?

Und nun stehen wir vor der Frage: Was haben wir zu der Ökumene zu sagen? Zwei Antworten:

1. Wir können die Ökumene nicht aufhalten. Das prophetische Wort sagt uns eindeutig, dass sie kommt. - Man darf das prophetische Wort nicht als eine etwaige Warnung ansehen, die rückgängig gemacht werden kann, sondern als Wirklichkeit. Es kommt! Daran ist nichts zu ändern.

2. Und doch sollen wir „Aufhaltende“ sein, zwar nicht für das Endgeschehen, jedoch für die Entscheidung der Einzelnen im Endgeschehen. Das Aufhaltewesen hat keinen kollektiven, sondern einen individuellen (persönlichen) Charakter.

Wir wissen, dass zur letzten Offenbarung des Endgeschehens das Aufhaltende hinweggetan sein muss (2Thes 2:5-8). Die Aufhaltenden sind ein großes Ärgernis. Weil sie die „Einzelnen“, die im Endgeschehen hie und da von ausschlaggebender Bedeutung sind, aufhalten, richtiger gesagt: abhalten. Sie werden der flüssigen Entwicklung entzogen und unwert gemacht. Die triumphale Entwicklung wird gestört. Ein Skandal ersten Ranges. Die so ersehnte End-Geschichte wird aufgehalten. - Was fällt den Aufhaltenden ein? Sehen sie nicht ihre Narrheit?

Und doch liegt ihr Aufhaltewesen grundsätzlich auf einem anderen Gebiet. Sie halten den einen und den anderen auf, der nach dem Willen Gottes zur Ekklesia (Herauswahl) zählen soll. Höre: Die Aufhaltenden haben in erster Linie ekklesiale Dienste. „Dass die Heiligen zugerichtet werden zu dem Werk des Dienstes, dadurch der Leib Christi erbauet werde“ (Eph 4:12). Das ist die positive Seite der Aufhaltedienste. - Damit ist auch die Aufgabe verbunden, die ekklesialen Menschen vor dem „Abfall“ (und Zufall) zu warnen. Zu beachten ist, dass der „Abfall“ nicht im Rahmen des Nihilismus (Gottesverneinung) liegt, sondern im Christentum. Die nur neunzigprozentige Christusbejahung ist bereits der Abfall. Also auch da ist der große Dienst der Aufhaltenden.

Der Auftrag der Gläubigen

Damit ist der Auftrag der Gläubigen in dieser Zeit ausgewiesen. Die Gläubigen haben nicht das Endweltgeschehen aufzuhalten, sondern „einige“, die von der Verstrickung der Geschehnisse ernstlich bedroht sind. Mit dem Ausdruck „einige“ ist ihr Auftrag nicht eingeengt, sondern erweitert. Die Gläubigen haben sie in der verfänglichen Entwicklungszeit zu warnen. Höre: Sie haben den Auftrag, in erster Linie ihre Brüder zu warnen. Der Bruderdienst ist primär. „Allermeist an des Glaubens Genossen“. Die Brüder sollen in die Einheit des Christus gezogen werden, „und das alles in der Liebe“. Darin liegt die brennende Warnung vor der Einheit in dem verdeckten Zeichen (Anti)-Christ!

Freilich ist das eine schwierige Aufgabe. Sie ist keine „Massenware“, die hohe Begeisterung gibt. Sie wird von der Masse als Irrwahn bezeichnet. Da ersteht im wahrsten Sinne des Wortes das „Schwimmen gegen den Strom“. Dazu gehört nicht nur dreister Mut, sondern vor allem volle Klarheit, d.h. biblische Erleuchtung. Erleuchtung durch das prophetische Wort.

Weil wir heute in dem großen Zug zur Welt-Ökumene stehen, sei darum an dieser Stelle deutlich gesagt: Hände weg von diesem Bemühen. Es endet nicht in den menschlichen Verheißungen, sondern an dem verhängnisvollen Platz, vor dem uns Gott durch sein Wort warnt. Du gehörst nicht in die Welt-Ökumene, sondern in die Herauswahl. Ekklesia heißt dein Lebensplatz. Da hast du selbstverständlich die ganze religiöse Welt wider dich, aber Christus für dich. Entscheide dich noch heute!

Es kommt die Zeit - sie ist bereits sehr nahe - in der die Entscheidungen fallen müssen. Da werden die „Glieder am Leibe Jesu Christi“ gebrandmarkt. Da werden sie ihre eigentliche Zugehörigkeit nicht suchen, sondern in ihr leben. Ihre Lebensmitte ist Christus und seine Gemeinde. Das ist die Herauswahl. Sie wird da sein.

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11. Die kommenden Weltereignisse