Getrost wie ein junger Löwe - Spr 28:1
aus WJS: "Das Buch der Sprüche - die Unterweisung des Vaters" (ausgelegt in 366 Tageslesungen)
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320. Getrost wie ein junger Löwe - Spr 28:1
Die Gesetzlosen fliehen, obwohl kein Verfolger da ist; die Gerechten aber sind getrost gleich einem jungen Löwen.
Der erste Teil des Sprüchewortes weist hin auf eine Erscheinung, die in unserer Zeit übermächtig ist: die Angst. Angstneurosen jeglicher Art suchen heute die Menschen heim - die Angst vor dem Erwachsenwerden, vor der Verantwortung, Berufsangst, Lebensangst, Zukunftsangst, Raumangst, Todesangst und viele andere Zwänge, die der ganzen Ungeborgenheit unserer glaubenslosen Zeitgenossen entspringt. Freilich gilt den Menschen aller Zeiten, was Jesus nüchtern feststellte: "In der Welt habt ihr Angst..." (Joh 16:33), und auch der Glaubende ist nicht davon ausgenommen, aber er ist geborgen in dem, der hinzufügte: "....aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!" Darum darf er bekennen: "Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes... Trübsal oder Angst?" (Röm 8:35). Aber auch er muss erleben, was Maria Schmalenbach in ihrem Ewigkeitslied dichtete:
- "Hier ist Müh morgens früh und des Abends spät;
- Angst, davon die Augen sprechen; Not, davon die Herzen brechen;
- kalter Wind oft weht!"
Doch wird in unserem Vers von einer anderen, unbegründeten, ursachenlosen Angst gesprochen, von der angstvollen Flucht vor dem raschelnden Laub und von den Schreckensbildern des bösen Gewissens: Die Gesetzlosen fliehen, obwohl kein Verfolger da ist...! So war den Söhnen Israels für die Zeiten der Untreue als Fluch angekündigt: "Und es wird sie jagen das Rauaschen eines verwehten Blattes, und sie werden fliehen, wie man vor dem Schwert flieht, und fallen, obwohl niemand sie jagt" (3Mo 26:17 - 3Mo 26:36)! Dies ist die Angstkrankheit auch unserer gottlosen und doch so gequälten Zeitgenossen!
Wie kann es aber dann heißen: Die Gerechten sind getrost gleich einem jungen Löwen? Man muss einmal Bilder von spielenden jungen Löwen - geborgen bei der Löwin und ihren Rudelgefährtinnen - gesehen haben, um diese Bild der Geborgenheit und Sicherheit verstehen zu können! Will diese Aussage aber nicht doch nur eine fromme Illusion erwecken, die vielleicht nur von begeisterungsfähigen und kraftvollen jungen Menschen geglaubt wird? Das wäre dem überaus realistischen Wort Gottes völlig fremd!
Der Löwe ist ja ein Doppelbild - einmal von dem Christus als dem "Löwen aus Juda", einmal von Satan als dem furchterweckenden "Brüllenden Löwen" (Offb 5:5 - 1Mo 49:9-10 - 1Petr 5:8). Daraus wird eines klar: Die Sicherheit und Geborgenheit des Gerechten, als eines jungen Löwen, kommt nur aus der Nähe des erfahrenen alten Löwen, des "Löwen aus Juda" - aus der Nähe unsere treuen Herrn, der die Welt über wunden hat! So dürfen es Gotteskinder immer wieder erleben, was Ps 138:7 bezeugt: "Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erquickst DU mich!" (nach Luther).
Man muss einmal Apg 27. von dem Schiff im Sturm lesen, das mit 276 Männern vor dem drohenden Schiffbruch steht. Alle, auch die sturmerprobten Seeleute und römischen Soldaten, verlieren die Nerven und werden von Todesangst überfallen. Da steht der Gefangene Paulus auf, spricht von dem Gott, dem er zu eigen ist und von Seiner Zusage, und fordert die Leute auf, Speise zu sich zu nehmen, Brot, für das er Gott vor allen dankt (Apg 27:35). Die Gerechten sind getrosten Mutes (DEL) gleich einem jungenLöwen!
Vielleicht liegt noch ein wachstümlicher Weg in der Erziehung Gottes vor uns, bis wir es erleben, dass "die vollkommene Gottesliebe", die in uns "zum Ziel gekommen ist, die Angst austreibt", die uns nur Qual bereitet und dass wir dann hindurchdringen zur Freimütigkeit, auch im Blick auf den Tag des Gerichts (1Jo 4:17-19)!
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