Einführung zu Amos

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Zitat aus der Berleburger Bibel, gedruckt 1732. Nachdruck erhältlich bei Rolf Wolters


DER PROPHET AMOS

Name, Herkunft

Der Prophet Amos ist seinem Namen nach mit einer Last beladen. Dass sein Vater nicht mit genannt wird, wie bei andern, mag wohl geschehen sein, weil er von geringem Herkommen war. Dass Gott das Verachtete, und was schlecht und gering ist, vor und in der Welt erwähle, und dem vorziehe was vornehm, edel und hoch ist (1Kor 1:26ff), hat Er auch an diesem Propheten gezeigt durch seine Berufung zum Prophetenamt, der sonst nur ein Hirte und ganz ungelehrt war.

Herkunft, Schreibart

Seine Schreibart mag sich wohl in etwas (oder der Heilige Geist in derselben) nach seiner Lebensart gerichtet haben, da er, als ein Hirte aus der Wüste, von der Stimme des Löwen und dürren Bergen Meldung tut; wiewohl andere Propheten eben solche Ausdrücke auch gebrauchen. Sie ist auch wohl etwas geringer und schlechter als beim Jesaja, man kann aber doch nicht sagen, dass etwas Ungeschicktes oder Bäuerisches daraus leuchte. Ja man kann wohl sagen, dass er auf seine Art beredter sei als alle anderen Propheten, weil er am wenigsten durch menschlichen Fleiss dazu gekommen, dass er so hat schreiben können. Denn er hatte keine Gelegenheit, durch einen guten Umgang geschliffen zu werden, sondern war roh und ungelehrt. Und doch ist alles in seinen Reden ordentlich, zierlich und auch mit einem gewissen Nachdruck aufgesetzt.

Inhalt, Zeugnis im Neuen Testament

Der Inhalt geht auf die Bestrafung der grausamen Sicherheit, Abgötterei und anderen übermächtigen Sünden, denen die allerschwersten göttlichen Gerichte bevorstünden, wenn nicht noch beizeiten Buße erfolgte. Der Zweck geht also dahin, um noch einige aus dem Verderben zu reissen, wie einen Brand aus dem Feuer, und dazu zu bewegen, die Gnade Gottes in Christo zu ergreifen. Der göttliche Ursprung und die daher rührende Gültigkeit dieser Weissagung ist genug aus dem Inhalt zu erkennen, da viel von künftigen Dingen gehandelt wird, die niemand als Gott und seinem Geist bekannt sein konnten. Denn es wird sowohl dem israelitischen als jüdischen Königreich der Untergang prophezeit, zu einer solchen Zeit, da es ganz ungereimt schien, und sonderlich das israelitische Reich in dem besten Flor stand. Sie bildeten sich da eine immerwährende Glückseligkeit ein, und er sagt von nichts als von blutigen Niederlagen, Verwüstung und Gefangenschaft, die sowohl Israel als Juda betreffen würden. Gewiss hat er sich damit wenig Gunst bei dem Volk erwerben körnen, und würde es wohl bleiben gelassen haben, zumal er so ein geringer Mann war, wenn ihn nicht der Geist Gottes dazu angetrieben hätte. Da nun aber gleichwohl alles genau eingetroffen, was unser Prophet diesfalls verkündigt hat; so musste er nicht nur für einen wahren von Gott gesandten Propheten unter seinem Volk erkannt werden, sondern der Heilige Geist hat ihm auch im Neuen Testament Zeugnis gegeben (Apg 7:42; Apg 15:15ff).

Umfeld und Tod des Propheten

Inzwischen hat er nach der allgemeinen Meinung doch auch zu seiner Zeit dem gewöhnlichen Prophetenlohn nicht entgehen körnen; da ihm Amazja, ein Priester zu Bethel (wo das eine Kalb war) alles Herzeleid angetan, und ihn als einen Anführer beim König angegeben, auch endlich Mittel und Wege gefunden (nachdem er ihm schon vorher, wenn der Bericht davon seine Richtigkeit hat, alle Zähne eingeschlagen), mit spitzigen Nägeln ihm die Schläfe zu durchstechen, und ihn also gar ums Leben zu bringen.

Aufteilung

Der Kapitel dieses Büchleins sind 9, und darin zusammen 146 Verse, wovon Kap.5,14-15 in der Mitte ist. Die ganze Weissagung aber besteht in zweierlei Reden:
I. Teils mit klaren, deutlichen Worten,

  1. wider die Feinde der Kirche (Am 1)
  2. wider die Glieder der Kirche (Am 2-6).

II. Teils mit Bildern und verblümten Worten:

  1. in Drohungen (Am 7-9)
  2. in einer evangelischen Gnaden-Verheissung, (Am 9).

Zitat Ende (Zwischentitel wurden hinzugefügt).

Zurück zum Buch Amos.