Ein unerwünschter Segensgruß - Spr 27:14

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312. Ein unerwünschter Segensgruß - Spr 27:14

Wer frühmorgens aufsteht und seinem Nächsten mit überlauter Stimme Segen zuwünscht - als ein Fluch wird es ihm angerechnet!

Man muss sich das einmal vorstellen: Wie ein krähender Hahn, der im ersten Morgengrauen die Leute aus dem Schlaf weckt, so grüßt einer seinen Nachbarn mit mächtiger Stimme und entbietet ihm den Segen. Wie mag dies gemeint sein? Vielleicht ist es jemand, der seinem reichen Gönner, von dem er noch größere Vergünstigungen erwartet, in der ersten Morgenfrühe Komplimente macht und sein Güte ausposaunt. Er will damit anderen zuvorkommen, die auch von dem mächtigen Reichen abhängig sind. In einer servilen Sklavengesinnung will er durch seinen Segensgruß einen Eindruck tiefster Ehrerbietung hervorrufen; vielleicht will er auch allen Zuhörern zeigen, dass er einen solch einflussreichen Gönner besitzt, und so ihren Neid erwecken. Kein Wunder, dass der so aus dem Schlaf Gerissene ihn deswegen verflucht!

Eine jüdische Auslegung erfasst den Vers gründlicher, indem sie betont, man solle niemanden grüßen und segnen, ehe man das Morgengebet verrichtet habe, weil alle Ehre Gott gebührt (Berachoth 14a; nach DEL). Könnte es ein Fluch Gottes sein, der ihm widerfährt, weil er den Menschen mehr Ehre gibt als Gott?

In Ps 130:6 heißt es: "Meine Seele harrt auf den Herrn, mehr als die Wächter auf den Morgen, die Wächter auf den Morgen!" Sind wir doch dazu aufgerufen, "am Morgen" Gott jubelnd zu preisen und seine Güte zu verkündigen (Ps 92:2 - Ps 59:16). "Ich aber, JAHWEH, schreie zu Dir, und am Morgen kommt mein Gebet Dir entgegen" heißt es in Ps 88:13. Der Gottesmann Hiob "stand des Morgens früh auf und opferte Brandopfer", um seine Kinder zu heiligen, falls sie gesündigt und sich von Gott losgesagt hätten (Hi 1:5). Gott aber segnet solche "Morgenwache" indem Er uns "jeden Morgen das Ohr weckt, damit wir hören wie Lernende" und von Ihm ein Trostwort für die Müden empfangen (Jes 50:4).

Wem geben wir die Ehre? Wer seine irdischen Gönner lauthals in der Öffentlichkeit preist und sogar am frühesten Morgen ihre Güte segnet und Gottes Güte, Hilfe und Heil schamhaft verschweigt, wo er sie bezeugen müsste, braucht sich nicht zu wundern, wenn er nicht glauben kann. Er liebt "die Ehre bei Menschen mehr als die Ehre bei Gott" (Joh 12:43 - Joh 5:44). Die Menschenverherrlichung wird ihm als Fluch zugerechnet. Mit wem beginnen wir den Tag? Wem gilt der erste Segen des Morgens?

Mein erst Gefühl sei Preis und Dank; erheb ihn, meine Seele!
Der Herr hört deinen Lobgesang; lobsing Ihm, meine Seele!
Gelobt seist Du, Du Gott der Macht, gelobt sei Deine Treue,
dass ich nach einer sanften Nacht, mich dieses Tags erfreue!"
(Gellert)

Lies weiter hier:

313. Hemme den bösen Geist - Spr 27:15-16