Die Weltvereinigung

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

121. Die Weltvereinigung

Die Weltvereinigung wird eine einzigartige und alle Welt beglückende Sache sein. Seit der babylonischen Verwirrung lebt die Menschheit in einer quälenden Zerrissenheit. Das ungeheure Leid der ganzen Menschheitsgeschichte ist darin begründet. Immer wieder wurden Versuche unternommen, sei es durch kluge Diplomatie oder durch zwingende Strategie, die Zerrissenheit und Gegensätzlichkeit zu überwinden. Der Erfolg blieb aus. Im Ende dieses Äons wird aber die Menschheit eine einzigartige Einheit erlangen. Was in Jahrtausenden nicht erreicht werden konnte, wird nunmehr für die Welt beglückende Wirklichkeit. Das wird ein heroischer Erfolg sein!

Diese Welteinheit wird nur deswegen so beglückend sein, weil sie alles erfassend und alles umfassend, also global sein wird. Nach der paulinischen Zukunftsdarstellung darf man bestimmt annehmen, dass nicht nur einige Menschen, sondern die ganze Menschheit mit großer Begeisterung das neue Verhältnis besingen wird mit den Worten: „Friede, Friede, es hat keine Gefahr!“ Andernfalls, d. h. wenn noch irgendwelche Gegensätze bestehen sollten, dann könnte man von keinem Frieden und von keiner Gefahrlosigkeit sprechen. Dann wäre diese paulinische Prophezeiung eine Phrase. Und der Hauptprophet des alten Bundes hat das Verhältnis angezeigt mit der Feststellung: „Und er wird einen festen Bund mit den Vielen schließen für eine Woche" (Dan 9:27).

Friede, es hat keine Gefahr

Dieser Weltfriede muss schon total, d. h. auf allen Gebieten vorhanden sein. In keinem Ressort darf es eine Disharmonie geben. Es müssen darum alle Lebensgebiete an der Weltvereinigung beteiligt sein. Selbstverständlich haben die wichtigsten Lebensgebiete den Vorrang.

Das wichtigste aller Lebensgebiete ist das Geistige! Im Geist muss darum das Vereinigungsanliegen zuerst und zutiefst durchgeführt werden. Der Geist ist aber fraglos ein mehr metaphysischer Faktor. Der metaphysische Geistesgestalter ist die Religion! Die Religion ist darum zu allen Zeiten und bei allen Menschen äußerst wichtig gewesen, und muss naturnotwendig im Endgeschehen die Hauptrolle spielen. Religionseinheit heißt das Stichwort der zukünftigen Welt!

Wenn wir ins prophetische Wort schauen, finden wir diese Linie klar angezeigt. Denken wir nur an den Namen des Mannes, der an der Spitze der verbündeten Welt stehen wird: Anti- Christ! Nicht von ungefähr gibt ihm das prophetische Wort den Zunamen „Christ“! Der Vorname „Anti“ besagt seine Stellung zu Christus, jedoch der Zuname „Christ“ besagt seine Stellung in der Welt! Diese Tatsache widerspricht der weithin verbreiteten Meinung, der Antichrist werde den Christus Gottes leugnen und verneinen, d. h. seine Existenz kategorisch in Abrede stellen, und eine absolut atheistische oder sogar nihilistische Haltung einnehmen. Ganz im Gegenteil, er wird ihn bezeugen und bezeugen lassen, nur mit der unmerklichen Abweichung, dass er der Christ sei! Der Irrtum wird weniger in der christlichen Dogmatik liegen als vielmehr in der christlichen Person. Der Antichrist ist der erwartete Christus anstelle des Christus Gottes“ Anti-Christ im Sinne des Anstatt-Christ. So ist seine Art.

Der Antichrist und sein Wesen

Meine doch niemand, dass die derzeitige ganz religiöse Menschheit bewusst dem Antichristen, d. h. einem Atheisten oder Nihilisten huldigen wird. Nein, sie verehrt ihren Christus! Dieser große Blender wird es fertigbringen, sich als der Christus auszugeben, um nicht nur bewundert, sondern sogar angebetet zu werden! Merken wir nicht hierin die tiefste Religiosität der ganzen Menschheit? Meine doch niemand, dass die vielen Menschen, die bei der Wiederkunft Christi klagen werden: „Herr, Herr, haben wir nicht, haben wir nicht ...“ bewusst dem Antichrist gedient haben! Nein, sie werden tief überzeugt sein von ihrem Christusdienst! Und doch werden sie restlos auf der Seite des Antichristen stehen. Das werden ganz religiöse, aber religiös verführte Menschen sein.

Und wenn das prophetische Wort sagt, dass der Antichrist sich in den Tempel setzt, ja sogar über den Gottesdienst setzt, dann liegt darin der beste Beweis für seine sakrale, priesterliche, theologische, kultische und kirchliche Haltung. Weiter sagt das prophetische Wort, dass der Antichrist eine allgemein gültige Anbetung einführen wird. Was ist das für eine feingeistige und hochreligiöse Maßnahme! Auch wird die hochbedeutsame Tatsache angeführt, dass ein Prophet sich in sehr aktiver Weise für ihn einsetzen wird. Dass das ein falscher Prophet sein wird, weiß nur die göttliche Seite, aber nicht die dann lebende, religiös irregeführte Menschheit. Dieser faszinierende Prophetismus der Endzeit, der obendrein von berückenden Zeichen und Wundern großartig bestätigt wird, beweist die feingeistige, religiöse, sogar klar metaphysische Haltung des Antichristen. Paulus kennzeichnet diese Tatsache mit dem hochbedeutsamen Ausspruch: „Er gibt sich als Gott aus!“

Das prophetische Wort ist in der Feststellung der religiösen Haltung des Antichristen so umfassend und so überzeugend, dass man ihn als den vollamtlichen Weltkirchenpräsidenten ansehen könnte. Man dürfte sogar sagen, dass der Antichrist der spezielle Repräsentant des Religions- und Kirchenwesens, d. h. der Weltkultusminister sein wird. Sein Amt heißt Kultus! Und doch ist er das nicht nur. Denn er ist nicht nur Weltkirchenpräsident, sondern gleichzeitig Weltpräsident schlechthin! - Wir merken aber, wie das Weltpräsidium vom Kirchenpräsidium unterbaut ist!

Wie unwissend und unsachlich erscheint dem gegenüber die landläufige Meinung über den Antichristen, indem man ihn als einen Gottes- und Gesetzesfrevler hinstellt. Man sieht bei ihm nicht den „Schein der Gottseligkeit“, sondern die nackte Gottlosigkeit. Mit dieser verkehrten Erkenntnis bereitet man dem Abgrundsfürsten den größten Dienst, sich selbst den größten Schaden. - Eine unverzeihliche Unterlassungssünde!

Die Religionseinheit kommt

Wenn wir nach den prophetischen Aussagen den Antichristen als so klaren Religions- und Kirchenmann erkennen und sehen, dass gerade diese seine geistige Haltung zur Welteinheit viel, vielleicht das meiste beiträgt, so drängt sich uns die Frage auf, wie die übrigen Religionen, einschließlich der jüdischen davon betroffen werden. Sollen sie etwa alle verchristlicht werden? Diese Frage erhält eine lichtvolle Weisung von der schon erwähnten Tatsache: Der Weltkirchenpräsident wird grundmäßig Anti-Christ sein! Die christliche Religion wird demnach führend sein.

Die anderen Religionen werden sich angliedern, oder vielleicht unterstellen. Dieser Vorgang ist übrigens schon im Werden und mehr gediehen, als man gemeinhin annimmt. Die Religionsvereinigung ist nicht so zu sehen, als ob die anderen Religionen sich auflösen müssten, sondern sie werden sich anpassen. Auch das Christentum wird sich anpassen - ist übrigens schon stark dabei. Der Anti-Christ ist ja nichts anderes als eine Welt-Anpassung und Welt-Zupassung. Der Hauptpunkt seines Programms lautet: Interkonfessionelle, solidarische Weltkirche!

Ist uns allen bekannt, welche Vereinigungsbestrebungen aller Religionen heute schon im Gange sind? Hier sind 12 Richtlinien, die die Bahai - eine bedeutsame Bewegung unter den Mohammedanern - veröffentlicht und den „Christen“ zugänglich gemacht hat:

  1. Alle Menschen sollen die religiöse Wahrheit selbstständig erforschen.
  2. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.
  3. Die ganze Menschheit muss als Einheit betrachtet werden.
  4. Der Weltfriede muss verwirklicht werden.
  5. Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.
  6. Die Religion muss die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.
  7. Die Religion muss mit Wissenschaft und Vernunft in Übereinstimmung sein.
  8. Die Religion soll sich nicht mit politischen Fragen befassen.
  9. Die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz muss überall anerkannt werden.
  10. Gleiches Recht für Mann und Frau auch hinsichtlich der Erziehung und Ausbildung.
  11. Die soziale Frage muss gelöst werden.
  12. Die Macht des Heiligen Geistes ist es, die geistige Entwicklung herbeiführt.

Können diese Richtlinien nicht Basis einer Vereinigung aller Religionen werden? Sollte es so schwierig sein, die gleichlautenden Dinge zu überordnen und die verschiedenen Dinge zu unterordnen? Sollten Religionen, d. h. doch menschliche Gottesverehrungen, nicht auf einen Nenner zu bringen sein? Diese Fragen sind nach dem prophetischen Wort überflüssig. Die Religionseinheit kommt.

Vom Anti-Christen beherrscht

Auf dieser Geistes-Grundlage werden alle anderen Lebensgebiete aufgebaut und ausgebaut, und in einer weltumspannenden Weise vom Antichristen beherrscht. Es folgen die Lebensgebiete, die dem Geistigen am nächsten stehen. Nicht so, als ob die weiteren Lebensgebiete einzeln und in Abständen antichristlich ausgebaut werden, sondern sie sind zwar in der Rangordnung, jedoch aber in der Verkupplung. Welche Lebensgebiete sind es? Zu nennen sind: das kulturelle Lebensgebiet, das zivilisatorische, das soziale, das politische, das wirtschaftliche usw.. Ob bei dieser Aufzählung die Rangordnung stimmt, ist unbedeutend. Rein äußerlich gesehen, rangiert z. B. die Politik an erster Stelle. Es hat den Anschein, als ob alle Verständigung und Vereinbarung erst auf dem politischen Gebiet verwirklicht werden muss. Doch sieht das nur so aus. Denn die moderne Politik ist nicht mehr Staatskunst, - das war einmal - sondern Weltanschauungskunst. In der Politik sind nicht mehr die Interessen des Staates oder auch der Staaten grundlegend, sondern die Interessen der Weltanschauung. Und die Weltanschauung muss global werden, andernfalls ist sie keine Weltanschauung im wahrsten Sinne des Wortes. Die heutige politische Denkweise ist grundsätzlich geistbestimmt und geistbedingt. Nach unserer vorausgehenden Feststellung wird sehr wahrscheinlich das religiös-geistige Moment in der Politik ausschlaggebend sein, Politik mit metaphysischem Einschlag. Die anderen genannten und nichtgenannten Lebensfaktoren rotieren dienend dem gleichen Zweck und Ziel. Alle Lebensgebiete sind eingespannt im Dienst des Ganzen.

Alle Errungenschaften geistiger und auch materieller Art werden allen Menschen zu gemeinsamer Teilnahme und zu gleicher Nutznießung bereitgestellt. Kommunismus in der edelsten, reinsten und beliebtesten Weise. Hierbei marschiert der Geist selbstverständlich an der Spitze. Das Gebiet des Geistes, der Religion, der Kirche, ist fundamental und führend. Von da aus wird alles in Reih und Glied gebracht. Wenn alle kulturellen Dinge, alle zivilisatorischen, sozialen, politischen, wirtschaftlichen Dinge religiös-kirchlich ausgerichtet sein werden, dann kann die ganze Menschheit beruhigt sagen: jetzt stimmt’s! Der letzte Welt-Christ, der in gleicher Stärke der von der ganzen Welt anerkannte Weltpräses ist, wird der wirkliche Spitzenmann der total vereinigten Welt sein. Und dann ist die paulinische Voraussage „Friede, Friede“ keine Phantasie mehr.

Wer dieses Weltvereinigungsentwicklung nicht sieht, ob aus Unwissenheit, falscher Unterweisung, oder Bindung an die wirren Verhältnisse der Vorzeit, der verkennt das Antichristentum und den Antichristen, und steht in der größten Gefahr, dem antichristlichen Geist zu erliegen. Wir müssen uns sehr befleißigen, in der letzten Abwicklungszeit, in der wir uns zweifellos befinden, das Antichristentum mit allen Merkmalen so krass wie möglich herauszustellen, damit ein heiliges Erschrecken über uns komme und wir zumindestens gewarnt, oder womöglich in unserer geruhigen Abgrundslaufbahn zurückgehalten werden. Auf alle Fälle ist der Abfall den Christen weit näher und gefährlicher, als sie weithin meinen. Darum sollten wir alles aufbieten, um den Abfall in seiner ganzen Tücke erkennbar zu machen.

Lies weiter:
122. Die drei Heilszentren