Die Herrschaftsdauer des Antichristen

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Abschrift des Heftes: Der Antichrist - sein Wesen, Werk und Ende
Friedrich Malessa (1951)

Kurt Reith Verlag Wüstenrot

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung:

Der Antichrist - sein Wesen, Werk und Ende

2. Die Herrschaftsdauer des Antichristen

Mit einer besonderen Genauigkeit bezeugt das prophetische Wort die Dauer der Antichristenherrschaft. Wen alles andere so genau beschrieben wäre, dann bestände über den Antichristen keine Frage.

Die erste Angabe über die Zeit der Antichristenherrschaft ist bei Dan 9:27. Da ist die Rede von einer Woche. Gemeint ist eine Jahrwoche, d. h. eine Zeit von 7 Jahren. Für einen Juden war eine Jahrwoche oder ein Sabbatjahr ein geläufiger Begriff. Man lese diesbezüglich 3Mo 25:8.

Wir zweifeln nicht daran, dass Dan 9:27 vom Antichristen die Rede ist. Viele Bibelausleger haben hier Christus gemeint. Das ist nicht möglich, weil Christus nichts „brechen“ wird. Auch wird er nicht an den „Flügeln“, d. h. am Altar „Gräuel der Verwüstung“ bewerkstelligen. Solches kann man Christus nicht zumuten. Aber auf den Antichristen trifft das genau zu.

Auch zweifeln wir nicht daran, dass das Zeitmaß der Jahrwoche wörtlich zu fassen ist. Wenn die vorhergehenden Jahrwochen sich verwirklicht haben, warum sollte nicht die letzte Jahrwoche sich genau so verwirklichen?

Der Bund mit den Vielen

Daniel hat vorausgesagt, dass der Antichrist mit „vielen“ einen Bund schließen wird. Wer unter den „Vielen“ gemeint ist, ist nicht gesagt. Es werden das jedenfalls Personen sein, mit denen es sich lohnt, Bündnisse, d. h. Verträge von weltbewegender Bedeutung zu schlißen. Es müssen das schon Persönlichkeiten mit Weltgeltung sein. Wir wissen bereits, welche Nation in der Endzeit solche Personen stellen wird: die jüdische!

Schon bevor der Antichrist die Weltherrschaft antritt, wird er mit einem Fürsten aus Israel einen Freundschaftsbund abschließen, jedoch zu dem Zweck, um ihn zu überlisten und mit wenig Volk zu überwältigen. Unversehens wird er in die besten Städte des Landes kommen und wird das tun, was weder seine Väter noch die Väter seiner Väter getan haben: Raub und Beute und Gut wird er ihnen zum Schaden vergeuden und wider die Festungen seine Anschläge ersinnen (Dan 11:23.24).

Der Antichrist wird sich verstellen und mit denen, die ihm am gefährlichsten sind, den Bund für eine Woche schließen. Da mit seinem Offenbarwerden die beiden Zeugen in Jerusalem auftreten, wäre es durchaus verständlich, dass er mit diesen und den gesetzestreuen Israeliten (Gotteskämpfern) den Bund schließen wird. Es würde dies ein Bund auf religiöser Grundlage sein.

Solch ein „Bund“, oder Vertrag, oder Plan, ist uns nicht neu. Wir kennen etwas von einem Vierjahresplan, Fünfjahresplan usw. Hier handelt es sich um einen Siebenjahresplan, der unterbaut ist von den besten Bündnisverträgen und Sicherungen aller Art. Das Auftreten des Antichristen ist äußerst geschickt, denn es ist planmäßig.

Wir sind gewiss noch nicht in der Lage, die ungeheuere Bedeutung des Amtsantritts des Antichristen zu erkennen. Es wird nämlich die ganze Welt in einer brennenden Erwartung den Mann, den „starken Mann“ auftreten sehen, der sogleich mit sehr klugen Verträgen aller Art aufwarten kann. Wahrhaftig, das wird ein berückender und hinreißender Augenblick sein. Das alles gibt Veranlassung für den beglückenden Ausspruch: Friede, Friede, es hat keine Gefahr (1Thes 5:3).

Die zweite Hälfte der Jahrwoche

Die zweite Hälfte der Jahrwoche offenbart den „Bruch“. Es bricht eine schreckliche Zeit an, die Mt 24 und andere Stellen beleuchten. Köpfe rollen in Mengen. Rücksichtsloses Brechen jedweden Widerstandes!

Dem Bruch geht ein wichtiges Ereignis voraus, das wohl als Fanal für das Endgeschehen angesehen werden darf. Der Antichrist wird für kurze Zeit lahmgelegt, nachdem er in den ersten 3 1/2 Jahren seiner unumschränkten Herrschaft über die ganze Erde Babylon zur höchsten Blüte und Entfaltung gebracht hat. Wer ihm diesen Schlag versetzt, wird nicht erwähnt. Johannes sah ihn in einem Zustand „w i e zum Tode geschlachtet“. Und seine Todeswunde wurde geheilt. Das Tier, das die Wunde des Schwertes hat, ward lebendig (Offb 13:3.12.14). Vielleicht wiederholt sich hier das Gotteswunder der Auferstehung Christi in einem Zerrbild am Antichristen, indem durch ein ähnliches Satanswunder ein Toter ins Leben zurückkehrt. Auffallend ist allerdings, dass beide eStellen lediglich von einer Heilung der tödlichen Wunde sprechen, während von einer Auferstehung nichts dasteht. Immerhin kann es sein, dass der Antichrist auch nach drei Tagen auferweckt wird. Der Umstand, dass zwischen einem ersten Aufstieg aus dem Völkermeer (Offb 11:7; Offb 17:8) deutlich unterschieden wird, lässt diese Annahme zu. Um aus dem Abgrund wiederkommen zu können, muss er vorher dorthin gegangen sein. Das Wunder der Heilung, welcher Art es auch sein mag, ist so groß, dass es die ganze Erde in Erstaunen versetzt und zur Anbetung des Drachen führt, der dem Tier die Macht gab.

Zur gleichen Zeit haben die beiden Zeugen* das 1260 Tage währende Zeugnis vollendet. Mit ihnen, die ihm und der Welt das größte Ärgernis sind, wird der Antichrist den Bund zuerst brechen. Er wird Krieg mit ihnen führen, sie überwinden und töten. Welchem Hass die beiden Zeugen die beiden Zeugen ausgesetzt sind, zeigt die Schnachm die ihnen nach dem Tode angetan wird. Das Begräbnis, der letzte Dienst der Menschlichkeit, wird ihnen versagt, und man wird sich an den auf offener Straße daliegenden Leichen weiden und voller Schadenfreude jubeln, dass die Bußpredigt nun ein Ende hat.

*Sind die zwei Zeugen etwa Mose und Elia? (Mal 3:20-24). Das ist möglich denn:
1. Sie sind schon einmal erschienen (Mmt 17:3; Lk 9:30-31).
2. Sie gehören zum jüdischen Volk und ins jüdische Land und hatten früher schon die Berufung, mit dem gottwidrigen Mächten zu ringen. So wie Elila schon einmla den Himmel für 3 Jahre und 6 Monate verschloss (1Kön 17:1; Lk 425; Jak 5:17) so hat auch Mose schon den Beweis dafür erbracht, dass er Macht hat, Wasser in Blut zu verwandeln (2Mo 7:19). Deckt sich das nicht genau mit Offb 11:6?
3. Beide Propheten sind noch nicht in Jerusalem getötet worden. „Denn es geht nicht a, dass ein Prophet außerhalb Jerusalems umkomme“ (Lk 13:33-34).
4. Sie müssen auch der Auferstehung teilhaftig werden.

Die große Trübsal

Und das alles in Jerusalem, der „heiligen“ Stadt, die von jeher die Propheten mordete und Christus ans Kreuz schlug. Welche eine Verhöhnung ihrer wahren Bestimmung. Die Feindschaft und Verstockung gegen Gott hat damit in dieser Stadt ihren Höhepunkt erreicht und das Gericht lässt auch nicht lange auf sich warten. Die Welt hatte sich zu früh gefreut, denn zu ihrem Entsetzen erwachen die beiden Zeugen wieder zu neuem Leben. Sichtbar, vor aller Augen, fahren sie gen Himmel. In selbiger Stunde wird ein großes Erdbeben den zehnten Teil der Stadt zerstören, wobei 7000 Menschen umkommen. Dieses Gericht beschließt das zweite Wehe und das dritte Wehe kommt eilends (Offb 11:3-15)

Mit der Tötung der beiden Zeugen setzt gleichzeitig auch die Verfolgung aller derer ein, die dem Antichristen die göttliche Verehrung verweigern. Mit rasender Wut und unbändigem Hass wird er alle diejenigen zu vernichten suchen, die sich weigern, ihn als Gott anzubeten. Mt 24:14-22 geht dann in Erfüllung. Wohl gelingt es dem Wei in die Wüste zu fliehen, woselbst sie eine von Gott bereitete Stätte hat. Mit um so größerem Fanantismus werden dafür aber die übrigen ihres Samens verfolgt, welche die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu Christi haben (Offb 12:17). Zweidrittel der Einwohner des Landes (Israel) werden in den nachfolgenden 3 1/2 Jahren ausgerottet werden und untergehen (Sach 13:8). Eine solche Judenverfolgung hat die Welt noch nicht erlabt, aber auch aus allen Nationen, Völkern und Sprachen wird eine große, unzählbare Schar ihren Glauben an Gott mit dem Märtyrertode besiegeln (Offb 7:9).

Zwar werden sich während der großen Trübsal auf die Verfolger die Plagen der sieben Zornschalengerichte mit ihre ganzen Furchtbarkeit ergießen, aber die Menschen werden dadurch nur noch mehr verstockt. Es ist die Zeit, in der wegen des Überhandnehmens der Ungerechtigkeit die Liebe von vielen erkaltet. Mit bewegten Worten redet der Prophet Jeremia davon (Jer 9:1-22) und auch der Apostel Paulus beschreibt gegen Ende seines Lebens dem Timotheus ausführlich, wie in den letzten tagen der gräulichen Zeiten die Menschen sein werden (1Tim 4:1-2; 2Tim 3:1-5).

So sieht die zweite Hälfte der Jahrwoche aus. Daniel weiß zu sagen, dass diese Verwüstungszeit 1290 Tage dauern wird (Dan 12:11). Das sind 3 1/2 Jahre in denen der Antichrist wüten darf. Der Seher Johannes behandelt die gleiche Zeit und besagt, dass die „heilige Stadt“ 42 Monate zertreten werden wird (Offb 11) Das sind 3 1/2 Jahre. In dieser Drangsalszeit entflieht das „Weib“ (= gotthörige Israel) in die Wüste und wird von Gott 1260 Tage lang auf eine wunderbare Weise erhalten (Offb 12:6). Ebenfalls 3 1/2 Jahre. Wie „auf Adlers Flügeln getragen“ entkommt das bedrängte Volk in die „Wüste“ und bleibt bewahrt „eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.“ Auch das sind 3 1/2 Jahre. Das aus dem Abgrund aufgestiegene Tier wird wüten und in dem Wüten sich überbieten. Es wird in diesem Wüten nicht an Ansehen verlieren, im Gegenteil, es wird bewundert und - angebetet werden. „Wer ist dem Tier gleich?“ (Offb 13;1-5). Was wird das wohl für ein „beglückendes“ Wüten sein? Es sind 42 Monate, d. h. 3 1/2 Jahre, dauern.

Übersehen wir nochmals die Jahrwoche der Antichristenherrschaft Die ersten 3 1/2 Jahre sind die Zeit der genialen Herrschaft. Eine ungeheuer ereignisreiche, mit Genialitätit und Brutalität gemischte Herrschaftswoche.

Nach der siebenjährigen Gesamtherrschaft des Antichristen wird das in jeder Hinsicht phantastische Herrschaftsgebilde von dem „Stein“ den die Bauleute verworfen haben und der zum Eckstein geworden ist, getroffen und zerschlagen werden. Alle Verewigungmachenschaften werden sich nicht einen Augenblick mehr halten können. Wahrscheinlich wird das Ausgelöschtwerden noch radikaler und rascher vor sich gehen, als das Verschwinden der Vorläuferantichristen unserer Zeit.

Die Herrschaftsdauer des Antichristen ist in der Bibel mit einer erstaunlichen Genauigkeit beschrieben. Diese genau festgestellte Zeit irgendwie symbolisieren oder in andere Zeitmaße pressen zu wollen, wäre eine Anmaßung, die der Schriftablehnung gleichkäme. Christen tun gut, wenn sie dem göttlichen Wort vollen Glauben schenken.

Die Nationalität des Antichristen

Die Frage nach der Nationalität des Antichristen kann nicht restlos geklärt werden. Das prophetische Wort gibt hierüber keine vollgültige Auskunft. Wir müssen uns mit einer Annahme begnügen, die uns veranlasst, dieses Anliegen zu beleuchten, um sonderlich Fehldeutungen zu entkräften. Es geht nämlich nicht an, dass Menschen mit christlicher Haltung zum Antichrist gestempelt werden. Und das oft nur,, weil sie mit ihrem Namen in das System der Deutungstüfteleien gewisser Deutungskünstler fallen.

Die Beschäftigung mit der Frage der Nationalität des Antichristen lenkt unsere Aufmerksamkeit auf zwei Vorgänge, die unseres Schau entweder klären, oder auch trüben. Der eine Vorgang liegt im gegenwärtigen Weltgeschehen, der andere Vorgang ist ebenfalls eine weltliche Angelegenheit, die aber vom prophetischen Wort angezeigt wird.

Sehen wir uns zunächst das Weltgeschehen an, das wir gegenwärtig durchleben. Zwei Mächte gruppieren und beherrschen die heutige Welt: Russland und Amerika. Beide Mächte ringen um die Vorherrschaft. In dem Augenblick aber, in dem eine Macht die Vorherrschaft erreichen würde, wäre die andere Macht nicht etwa daneben oder darunter gestellt, sondern würde vernichtet werden. Nur so wäre die Vorherrschaft für die Dauer gesichert. Darum dieses Ringen auf Gedeih und Verderb um die Vorherrschaft, sprich: Alleinherrschaft.

Es ist begreiflich, dass die Vorherrschaft die Alleinherrschaft bedeuten wird. Und dann ist es soweit, dass aus der weltlichen Alleinherrschaft der weltliche Alleinherrscher erstehen kann. Das ist folgerichtig; denn die Alleinherrschaft wird es immer noch mit widrigen Strömungen zu tun haben. Um mit diesen fertig zu werden, ist das totalitäre Regime unerlässlich. Zwangsläufige Diktatur steht am Ende der weltlichen Entwicklung.

Die brennende Frage ist nun heute die: Welche der beiden Mächte wird den längsten Atem haben? Welche hat die meisten Endmerkmale? Welche ist endmäßig am besten konstruiert? Welche hat den Vorsprung im antichristlichen Geist? Welche stellt den Antichristen? Je nach der Lage der Dinge und nach dem Standpunkt des Beschauers findet man die Antwort und tippt dann auf die Herkunft des Antichristen. Überwiegend wird heute die Meinung geäußert: Russland stellt den Antichristen.

Diese und die gegenteilige Schlussfolgerung sind sehr unwahrscheinlich, weil diese Schluss-Folgerungen noch keine Schlussfolgerungen sein können. Der Schluss wird nämlich noch ganz anders aussehen.

Man bedenke die Tatsache, dass in den beiden Ländern Juden fast in gleicher Stärke vorhanden, führend und bestimmend sind. Beide Länder haben darum das in der neuesten Zeit erstandene Land Israel sofort anerkannt und sich entscheidend dafür eingesetzt, auf dass Israel bleibt! Erstehung und Bestand Israels ist nur auf diesen Tatbestand zurückzuführen.

Wohl haben beide Judengruppen in ihren Gastländern grundverschiedene Entwicklungen. Das ist aber auch nötig, denn der letzte „starke Mann“ muss geistig gesehen totalitär und weltlich gesehen kapitalistisch sein. Geist und Materie gehören hier zusammen. Beherrschender Geist plus beherrschende Materie ergibt unbegrenzte Macht!

Ungewollt und ohne gegenseitige Beeinflussung tragen beide Mächte nach „Israel“ die ihnen eigenen Kräfte. Warum nach Israel? Weil jeder für sich nur halb und unvollständig ist. Beide zusammen ergeben ein Ganzes, eine Machtkonzentration, die in ihren Ausmaßen heute noch nicht begriffen werden kann. Die Konzentration ist aber Israel. Dahin muss alles Bestreben gehen. So ist Russland ohne Amerika nicht endgültig, wie auch Amerika ohne Russland nicht vollgültig ist. Aber Russland und Amerika vereinigt in Palästina ergeben die Endmacht!*

* Es wäre demnach nicht eine kriegerische Überwindung einer der beiden Mächte zu erwarten, sondern eine Vereinbarung zur Bildung einer neuen Macht, in der beide mit gleichen Rechten und Pflichten vorhanden sind. Somit ist dann niemand der Sieger oder der Besiegte, sondern beide haben den Sieg in der ausgleichenden Vereinigung. Diese Vereinbarung benötigt keinen „heißen Krieg“; dafür genügt der „kalte Krieg“. Zu erwarten ist also zunächst nicht ein neuer Weltkrieg, sondern ein neuer „Weltbund“! Bundespolitik wird bei allem Säbelgerassel energisch betrieben und sehr wahrscheinlich mit Erfolg gekrönt werden. An der Spitze des Weltbundes erscheint der „Präsident“, der religiös stark interessiert sein wird. Er wird sich als der Antichrist entpuppen. Die Frage nach dem Zeitpunkt des Geschehens kann nur so beantwortet werden:
a) Es muss zunächst dieses alles geschehen,
b) wir sind in den Anfängen des Geschehens.

Dass nach Israel ein waschechter Russe gehen wird oder gehen kann, ist sehr unwahrscheinlich. Dass in Israel ein Amerikaner ein Regent werden kann, ist ebenso unwahrscheinlich. Dass aber in Israel ein russischer oder amerikanischer Jude der Reget werden kann, das ist möglich. ach Israel gehört ein Jude!

Vielleicht ist es wichtig, dass weder ein russischer, noch amerikanischer Jude in Israel der Mann ist. Wenn einer von den beiden Richtungen es werden sollte, dann könnte es einunerträgliches Parteigezänke geben. Auch die einseitige Struktur des Mannes könnte sich nachteilig auswirken. Jedoch die Wahl eines neutralen Juden, d. h. eines Juden, der alle Kräfte in sich vereinigt, wäre sehr zweckmäßig. Der neutrale Jude kann aber sehr wohl ein Abendländer sein. Warum sollte man den abendländischen Juden,der bisher die Führung hatte, nicht zuletzt in die „höchste Führung“ berufen? Sollte der abendländische Jude nicht dafür prädestiniert sein? Wie wäre es, wenn dieser Jude sogar aus dem Herzen des Abendlandes kommen würde? Haben nicht deutsche Juden eine besondere Befähigung? - Haben nicht Deutsche und Juden im Laufe der Geschichte immer schon allerlei Händel gehabt? War das eine Vorgeschichte der Endgeschichte?

Das 10-Staatengebilde

Der zweite Vorgang ist das von Daniel prophezeite 10 Staatengebilde auf dem Boden des römischen Weltreiches. Weil da das römische Reich erwähnt ist und auch die Siebenhügelstadt in etwas hineinspielt, schlussfolgert man auf Rom und den Papst. Auch diese Schlussfolgerung ist ein Trugschluss, weil bei dieser Beurteilung wiederum nicht der Schluss beachtet wird. Man sollte doch verstehen, dass am Ende dieses Weltgeschehens nicht das römische Reich stehen kann. So wenig wie das einstige römische Staatsgefüge, selbst nicht zur Zeit seiner größten Ausdehnung unter Trajanus (98-117 n.Chr.) auch nur einmal die Herrschaft über ganz Europa ausgeübt hat, ebenso wenig hat die römisch-katholische Kirche das Abendland, geschweige denn die ganze Welt, jemals unter ihren Einfluss zu bringen vermocht. An diesem Zustand wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Das v i e r t e Reich ist längst dahingegangen. Es besteht nur noch wesensmäßig in vielen Völkern weiter, die jedoch dem geteilten f ü n f t e n Reiche angehören, das den Zeitraum vom Zerfall des alten römischen Reiches bis zur kommenden Weltherrschaft des Antichristen überbrückt. Das Gemeinsame aller fünf Reiche ist die Tatsache, dass sie Gewalt hatten über Gottes Volk und Land, das erst mit der denkwürdigen Proklamation des jüdischen Staates Israel am 14. 5. 1948 seine Selbstständigkeit wiedergewann, aber auch nur für kurze Zeit; den da bevorstehende Reich des Tieres wird sich als das s e c h s t e Weltreich im wahrsten Sinne des Wortes erstmalig über die ganze Welt erstrecken, einschließlich Israel, wobei es alle Eigenschaften der früheren Reiche in sich vereinigt.

Das daran sich anschließende s i e b t e Reich ist unseres Herrn und seines Christus (Offb 11:15). Es wird dies das letzte Reich auf unserer Erde sein (2Petr 3:7-11). Hierauf folgt an a c h t e r Stelle dann die Neuschöpfung von Himmel und Erde (Jes 65:17; Jes 66:22; Offb 21:1).

Das fünfte Reich endet mit zehn Königreichen, die wahrscheinlich zu einem Zehnstaatenbund zusammengefasst sind. Von den dazugehörigen zehn Königen wird der andere, der nach ihnen aufsteht, und gar anders it als sie, drei Könige erniedrigen (Dan 7:8.20.24). Unzweideutig ist im Propheten Daniel den zehn Hörnern (Königen) das kleine Horn (der andere) gegenübergestellt, und steigt zwischen ihnen und über sie hinauswachsend empor. Daniel schaute es ohne Häupter und Hörner. Als das Tier, das sieben Häupter und zehn Hörner hat, wird es erst in Offb 17:3.7 näher beschrieben. Zu beachten ist dabei, dass die zehn Hörner der Danielischen Gesichte der Nacht nicht identisch sind mit den zehn Hörnern die Johannes sah. Alle drei Gruppe (10, 7 und 10) sind voneinander unterschieden. Von den zehn Königen in Offb 17:12 heißt es nicht, dass drei von ihnen erniedrigt werden. Sie haben auch noch kein Königreich empfangen, sondern empfangen Gewalt w i e Könige eine Stunde m i t dem Tiere. Die haben e i n e Meinung und werden miteinander ihre Kraft und Macht geben dem Tier.

Die sieben Häupter aber stehen irgendwie mit dem heute wieder erstandenen Staat Israel in unmittelbarem Zusammenhang. Es werden nacheinander sieben Könige aufstehen. Auch dabei ist zu beachten, dass die sieben Häupter in Offb 17:9 bloß mit sieben Bergen verglichen werden. Dort steht: „Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf welchen das Weib sitzt und sind sieben Könige“. Fünf von ihnen sind schon gefallen, bevor der Antichrist überhaupt in die Erscheinung tritt. Und wenn der eine (sechste) da ist, ist der a n d e r e (siebte oder Antichrist) auch noch nicht gekommen. Wenn er aber gekommen ist - zur Zeit der zehn Könige aus den Nationen, muss er eine kleine Weile (3 1/2 Jahre) bleiben. Dann erhält er die tödliche Wunde, kommt aber wieder aus dem Abgrund als „ein achter“ König, von dem ausdrücklich gesagt ist, dass er von den sieben ist. Das alles kann man von den Bergen Roms, die noch dazu nebeneinander liegen, nicht behaupten. Der „Achte“*, das Tier oder der Antichrist in übermenschlicher Gestalt, ist - wie die anderen Häupter es auch sind - eine Person.

*Beachte das Hexeneinmaleins in Goethes Faust:
“Aus Fünf und Sechs, so spricht die Hex’,
mach’ Sieben und Acht, so ist’s vollbracht:“
Ob Goethe an die biblische Zahlensymbolik dachte? Darüber können wir ihn nicht mehr befragen. Jedenfalls hat er in dichterischer Weise die Zahlen in eine sehr beachtenswerte Zusammenstellung gebracht und ihnen einen merkwürdigen Sinn gegeben.
Aus Gründen der Nachahmung rückt auch der Antichrist in die Zahl Sieben und Acht hinein. Er will ja der „Christus“ sein. Beim wahren Christus hat die Acht eine große Bedeutung. Man beachte Folgendes: Die 8 Namen Christi: Jesus, Christus, Herr, unser Herr, Retter, Emanuel, Messias, Sohn, sind mit dem Zahlenwert der griechischen Buchstaben auf die Grundzahl 8 zurückzuführen. Weiter ist zu beachten: Am 8. Tage war Jesu Beschneidung. Am 8. Tage (= am 1. Tag der Woche) ist er auferstanden. Die Acht ist die Zahl der Neuschöpfung (= Auferstehungsgemeinde). Gott machte mit 8 Menschen nach der Sintflut einen Neuanfang der Menschheit. Die Erstlingsgemeinde steht immer in Zeichen der Acht, d. h. der neuen „Eins“, der neuen Einheit.

Halten wir deshalb nochmals fest, dass aus dem fünften Reich, das seinem Wesen nach eine Fortsetzung des vierten (römischen) Reiches darstellt, in seinem letzten Stadium zehn Könige aus den Nationen aufstehen werden, zu welcher Zeit der siebte König (das siebte Haupt oder der Antichrist) aus den Juden zur Macht gelangt. Obwohl er später ein achter König ist, sind es doch nicht acht, sondern nur sieben; denn der siebte und der achte sind ein und dieselbe Persönlichkeit.

So gesehen kann das prophetische Gebilde nicht im Widerspruch mit dem erstgenannten Weltgeschehen stehen. Im Gegenteil, hier liegt die Bestätigung für die angedeutete Annahme, dass der „Letzte“ aus dem abendländischen Raum ersteht. Die beiden Darstellungen unterscheiden sich nur darin, dass bei der einen die Kraftreserven gezeigt werden, aus denen der Antichrist sich nährt, während bei dem anderen auf die Richtung hingewiesen wird, aus der der Antichrist kommt. Das steht fest: Der Antichrist kommt aus dem römischen, d. h. aus dem abendländischen Raum. Und weil er im Morgenland auftreten wird, ist die Annahme, er sei ein abendländischer Jude, berechtigt.

Eine überaus lichtvolle prophetische Schau finden wir in Dan 11:36-39. Der Wichtigkeit de Textes wegen, führen wir diese Stelle nach der Elberfelder Übersetzung wörtlich an:

Und der König wird nach seinem Gutdünken handeln, und er wird sich erheben und groß machen über jeden Gott, und wider den gott der Götter wird er Erstaunliches reden; udn er wird Gelingen haben, bis der Zorn vollendet ist, denn das Festbeschlossene wird vollzogen. Und auf den Gott seiner Väter wird er nicht achten, und weder auf die Sehnsucht der Weiber noch auf irgend einen Gott wird er achten, sondern er wird sich über alles erhaben. Und an dessen statt wird er den Gott der Festungen ehren: den Gott, den seine Väter nicht gekannt haben, wird er ehren mit Gold und Silber und mit Edelsteinen und mit Kleinodien. Und er wird gegen die starken Festungen so verfahren mit dem fremden Gott: wer ihm Anerkennung zollt, dem wird er viel Ehre erweisen, und er wird ihm Herrschaft verleihen über die Vielen und das Land austeilen zum Lohne.“’'

Folgende Tatsachen unterstreichen wir:

  1. Der „König“ erhebt sich über jeden Gott und ist auch wider den Gott der Götter und redet Erstaunliches über den Gott der Götter. Ersichtlich ist, dass ihm der Gott der Götter, d. h. der wahre Gott, bekannt ist. Dieser König kann demnach wohl nicht aus dem Heidentum kommen, weil er dann bestenfalls etwas von den Göttern wüsste. Nein, er weiß von dem Gott aller Götter! Dieses Wissen ist einem Juden eigen.
  2. Der „König“ achtet nicht auf den Gott seiner Väter. Welche „Väter“ hier gemeint sind, bedarf keiner Erklärung. Wenn es die Väter aus Israel sind, dann ist der hier erwähnte Nachkomme nur ein Israelit.
  3. Der „König“ wird auf die Sehnsucht der Weiber nicht achten. Dass unter dieser „Sehnsucht“ nicht die physische Frauenliebe, wie sie n ach der Lutherbibel gemeint werden kann, verstanden werden soll, sondern die echte Sehnsucht einer Israelitin nach dem Messias, die sie bei jeder Geburt empfand, ,sollte nach dem Schriftzusammenhang klar ersichtlich sein. Wer kann also die Messiashoffnung der jüdischen Mütter missachten? Ein Jude!
  4. Der „König“ wird anstatt seiner Väter Gott s e i n e n Gott ehren, der der Gott der „Festungen“ ist. Das ist der Gott, der in den nächsten Kapiteln dieser Abhandlung geschildert wird. Dieser Gott der mächtigen „Festungen“ wird die „feste Burg“ sein, in der sich der „König“ endgültig geborgen wähnt. Das Zentrum dieser Burgsicherheit wird im Morgenland sein. Da ist der Jude.
  5. Der „König“ wird „vielen“ (= Juden) das „Land“ (= jüdisches Land) zum Lohne austeilen. - Der Jude wird die ihm zufallenden Juden belohnen.

Wenn wir die paulinische Darstellung über den Antichristen hinzuziehenm so haben wir eine neue Bestätigung für seine jüdische Herkunft. In 2Thes 2:4 sind drei Merkmale genannt:

  1. Der Antichrist ist der Gesetzlose. Gesetzesübertreter kann nur einer sein, der unter dem Gesetz war. Paulus meint hier das Gottesgesetz für Israel. Unter diesem Gesetz steht nur ein Jude. Nur der kann ein Gesetzloser werden.
  2. Der Antichrist überhebt sich über den Gottesdienst. Wiederum ist nur der jüdische Gottesdienst gemeint. Dafür ist auch Dan 9:27 eine Bestätigung. Wäre der Antichrist ein Nichtjude, also ein Heide, dann würde er den Gottesdienst vollständig abschaffen. Dass er sich über den Gottesdienst setzen und sich zum Herrn des Gottesdienstes machen wird, ist nur so zu verstehen, dass er ein Jude ist.
  3. Der Antichrist setzt sich in den Tempel Gottes. Unter „Tempel Gottes“ versteht Paulus nicht ein Kirchengebäude irgendwo. Ganz eindeutig ist hier vom Tempel in Jerusalem die Rede. in diesen Tempel wird sich nur ein Jude setzen. Ein Nichtjude hätte zum Tempel keinen Zutritt und hätte am Tempel auch kein Interesse. Aber ein jüdischer Anstatt-Christus im Tempel, der ist am rechten Ort.

Ferner ist zu beachten dass die größten Feinde des Christus und des Christentums immer noch die Juden waren. Und wenn in der Endzeit der entscheidende Kampf des Antichristus mit dem Christus ausgetragen werden soll, dann kommt der Jude dafür zunächst in Frage. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass der Antichrist ein Jude ist.

Lies weiter:
3. Die Ideologie des Antichristen