Das Wirken Gottes in der Geschichte

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Von Daniel Muhl

Einführung

Es hat die Menschen von je her brennend interessiert, wie und was Gott in der Geschichte wirkt. Dabei finden wir bei den Theologen und Philosophen jede Schattierung von "gar nichts" bis "alles". Einige vertreten die Auffassung, dass Gott längst die Kontrolle über das Weltgeschehen verloren hat; andere denken, Gott habe alle Hände voll zu tun, um die entstandenen Schäden einigermassen in Grenzen zu halten und wieder andere denken, Gott hat immer noch alles "im Griff". Um dem Thema näher zu kommen, lohnt es sich zuerst einmal, ein paar grundsätzliche Fragen zu stellen.

Welche Bereiche umfasst Sein Wirken?

David stellte sich einmal die Frage, wohin er fliehen könnte, um sich dem Einfluss Gottes zu entziehen und kam zu folgendem Schluss:

  • Ps 139:7-12 - Wohin sollte ich gehen vor deinem Geist, wohin fliehen vor deinem Angesicht? 8 Stiege ich zum Himmel hinauf, so bist du da. Bettete ich mich in dem Scheol, siehe, du bist da. 9 Erhöbe ich die Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, 10 auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen. 11 Und spräche ich: Nur Finsternis möge mich verbergen und Nacht sei das Licht um mich her : 12 Auch Finsternis würde vor dir nicht verfinstern, und die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie das Licht.

Auch wenn in Gott gar keine Finsternis ist (1Jo 1:5), so ist auch die Finsternis kein Ort, wo man sich vor Gott bergen könnte. Selbst mit den Flügeln der Mörgenröte (vielleicht Lichtgeschwindigkeit), kann man dem Allmächtigen nicht entfliehen! Es gibt keinen Bereich, wo Gott nicht zugreifen und auch hineinwirken könnte!

Der Apostel Paulus hat erkannt, dass letztlich alles Geschehen auf den "Rat Seines Willens" zurückzuführen ist:

  • Eph 1:11 - Und in ihm haben wir auch ein Erbteil erlangt, die wir vorherbestimmt waren nach dem Vorsatz dessen, der alles nach dem Rat seines Willens wirkt.

Sowohl das Sichtbare, als auch das Unsichtbare und alles in den Himmeln und auf der Erde wurde in Christus geschaffen (Kol 1:16). Dadurch kann auch gefolgert werden, dass Gottes Wirken sowohl die sichtbaren, als auch die unsichtbaren Bereiche umfasst. Dabei ist wichtig zu wissen, dass die Engel und die himmlischen Majestäten sowie die Götter (Ps 82:6) zu diesen unsichtbaren Bereichen gehören. Gott wirkt also auch in und durch diese unsichtbaren Geisteswesen.

Ist Sein Wirken beschränkt?

Letztlich geht es hier um die Frage, ob für Gott etwas unmöglich ist? Jesus beantwortet diese Frage, indem Er folgendes sagt:

  • ELB Mt 19:26 - Bei Menschen ist dies unmöglich, bei Gott aber sind alle Dinge möglich.

Und Gott selbst sagt:

  • ELB Sach 8:6 - "So spricht der HERR der Heerscharen: Wenn das zu wunderbar ist in den Augen des Überrestes dieses Volkes in jenen Tagen, sollte es auch in meinen Augen zu wunderbar sein?, spricht der HERR der Heerscharen."

Mit anderen Worten: Gibt es irgend etwas, das zu wunderbar für Gott wäre? Meiner Ansicht nach nicht! Doch wie sieht es aus, wenn sich das Geschöpf nicht dem Willen Gottes beugt, wenn es sein Herz verhärtet? Folgende Punkte sollen uns der Beantwortung dieser Frage näher bringen.

Wie wirkt Gott?

Die Frage wie Gott wirkt, kann kaum befriedigend beantwortet werden, weil Sein Wirken so unterschiedlich und noch vielfältiger als die Schöpfung selbst ist. Sein Wirken ist unergründlich. Das durfte schon der Apostel Paulus bezeugen, indem er schreibt:

  • Röm 11:33-34 - O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unaufspürbar seine Wege! 34 Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen?

Auch wenn das Wirken Gottes so vielfältig und unterschiedlich ist, dass man es nicht zählen kann, so darf man doch gewisse Grundprinzipien des Wirkens Gottes erkennen. Folgendes kann man dazu sagen:

  1. Gott wirkt in dieser Welt meistens im Verborgenen. Den grössten Teil (selbstverständlich nicht immer) bewirkt Gott im unsichtbaren Bereich. Damit ist nicht in erster Linie die Engelwelt gemeint, sondern das Wirken Gottes in den Herzen der Menschen. Gott wirkt deshalb selten im offensichtlichen und sichtbaren Bereich, weil es in der heutigen Zeit um den Glauben und das Vertrauen geht. Jetzt wirkt Gott den Glauben ohne zu sehen (Joh 6:29), denn der Glaube ist ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht (Heb 11:1).
  2. Gott wirkt mit Vorliebe in den Schwachen, in den "Nichtsen", in den Demütigen. Gott hat das Törichte der Welt und das Schwache der Welt auserwählt, damit er das Starke zuschanden macht (1Kor 1:27). Es gefällt unserem Gott, gerade in Schwachheit, Bedrängnis und Nöten, die aussergewöhnlichsten Dinge zu bewirken. Gott wirkt oft da am meisten, wo es die Geschöpfe am allerwenigsten vermuten.
  3. Gott wirkt also zuerst im Unscheinbaren und macht mit den Schwachen Geschichte, bevor Er sich aller Welt mit grosser Macht und Herrlichkeit offenbart.

Welche Motive stehen hinter dem Wirken Gottes?

Johannes erklärt uns:

  • ELB 1Jo 4:16 - Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.

Paulus stellt fest, dass die Liebe zu den bleibenden Dingen gehört, also zu den Dingen, die in Ewigkeit nicht aufhören und von diesen Dingen ist die Liebe die Grösste (1Kor 13:13). Es darf ohne Zweifel gesagt werden, dass das Urmotiv für alles Handeln Gottes immer die Liebe ist, auch dann, wenn wir Sein Handeln und Wirken in vielen Fällen noch nicht verstehen. Oft verstehen wir Gott vor allem dann nicht, wenn Er schwere Gerichte und grosse Not über die Menschheit hereinbrechen lässt. Doch durch Jeremia verheisst uns Gott, dass wir diese Dinge am Ende der Tage verstehen werden! Er sagt:

  • ELB Jer 30:24 - Nicht wendet sich die Glut des Zornes des HERRN, bis er getan und bis er ausgeführt hat die Pläne seines Herzens. Am Ende der Tage werdet ihr das verstehen.

Die Gerichte Gottes haben immer ein Ziel! Dies wird in besonderer Weise auch in den folgenden Versen sichtbar:

  • Zeph 3:8-9 - Darum wartet auf mich, spricht der HERR, auf den Tag, an dem ich mich aufmache zur Beute! Denn mein Rechtsspruch ist es, die Nationen zu versammeln, die Königreiche zusammenzubringen, um mein Strafgericht über sie auszugießen, die ganze Glut meines Zorns, denn durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden. 9 Dann aber werde ich den Völkern andere, reine Lippen geben, damit sie alle den Namen des HERRN anrufen und ihm einmütig dienen.

Die Vollstreckung der Strafgerichte fällt unserem Gott und Vater nicht leicht, denn Er bezeugt:

  • Kla 3:31-33 - Denn nicht für ewig verstößt der Herr, 32 sondern wenn er betrübt hat, erbarmt er sich nach der Fülle seiner Gnadenerweise. 33 Denn nicht von Herzen demütigt und betrübt er die Menschenkinder.

Auch wenn wir das Handeln Gottes in vielen Punkten noch nicht verstehen können, so ist Sein Handeln letztlich doch immer von der Liebe geprägt!

Welches Ziel verfolgt Gott mit Seinem Wirken?

Es geschieht viel Böses in der Geschichte und vieles scheint absolut irreparabel zu sein. Im Leben von Joseph und seinen Brüdern schien es auch nicht wieder gut zu machende Verletzungen zu geben. Doch am Ende der Geschichte, durfte Joseph bezeugen:

  • ELB 1Mo 50:20 - Ihr zwar, ihr hattet Böses gegen mich beabsichtigt; Gott aber hatte beabsichtigt, es zum Guten zu wenden, ...

Gott kann Böses zum Guten wenden und Er kann Fluch in Segen verwandeln (5Mo 23:5). Gott hat Sein Ziel an verschiedenen Stellen deutlich gemacht. Eine Aussage des Apostels Paulus jedoch definiert das Endziel Gottes messerscharf:

  • ELB 1Kor 15:28 - Wenn ihm aber alles unterworfen ist, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei.

Wenn alles "unterworfen", oder besser übersetzt "untergeordnet" ist, dann wird Gott alles in allem (w. allen) sein. Hier wird deutlich, dass Sein Endziel alle betrifft und dass alles in jedem einzelnen ein Bestandteil Gottes ist und somit letztlich aus Gott geboren und gezeugt ist. Es gibt dann in jedem Wesen keinen einzigen Bereich mehr, der nicht von Gott geprägt wäre! 1Kor 15:28 ist das absolute Endziel Gottes und hier wird dann auch das erfüllt sein, was Gott bei sich selbst geschworen hat:

  • Jes 45:23-24 - Ich habe bei mir selbst geschworen, aus meinem Mund ist Gerechtigkeit hervorgegangen, ein Wort, das nicht zurückkehrt: Ja, jedes Knie wird sich vor mir beugen, jede Zunge mir schwören 24 und sagen: Nur in dem HERRN ist Gerechtigkeit und Stärke.

Was sind die Auswirkungen Seines Wirkens?

Alles, was Gott tut, hat Ewigkeitswert! Deshalb schreibt der Prediger:

  • ELB Pred 3:14 - Ich erkannte, daß alles, was Gott tut, für ewig sein wird. Es ist ihm nichts hinzuzufügen und nichts davon wegzunehmen. Und Gott hat es so gemacht, damit man sich vor ihm fürchtet.

Gott führt jedes Geschöpf den Weg, den es braucht, um ans Ziel zu gelangen. Seine Wege, Seine Führungen und Seine Gerichte sind unerforschlich. Seine Pläne und Sein Denken ist unergründlich! Deshalb schreibt Paulus:

  • ELB Röm 11:33-34 - O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unaufspürbar seine Wege! 34 Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Mitberater gewesen?

Am Ende steht auf jeden Fall die Barmherzigkeit, die ein Ausfluss Seiner Liebe ist:

  • ELB Röm 11:32 - Denn Gott hat alle zusammen in den Ungehorsam eingeschlossen, damit er sich aller erbarmt.
  • ELB Jak 2:13 - Denn das Gericht wird ohne Barmherzigkeit sein gegen den, der nicht Barmherzigkeit geübt hat. Die Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht.

Weiter hat Gott in Seinem Wort versprochen:

  • ELB Offb 21:1 - Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel von Gott herabkommen, bereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. 3 Und ich hörte eine laute Stimme vom Thron her sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. 4 Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein: denn das Erste ist vergangen. 5 Und der, welcher auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er spricht: Schreibe! Denn diese Worte sind gewiß und wahrhaftig.

Weitere Informationen

Predigten und Wortdienste zu diesem Thema

Siehe auch

Literatur

Quellen

Weblinks