Der göttliche Zweck des Hingangs Jesu

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis des Buches:
Kapitel davor:
16. Wenn Christus nicht gestorben wäre? Joh 12:20-27 (1925)

In Bearbeitung:

17. Die göttliche Zweckmöglichkeit des Hingangs Jesu

Joh 16:5-15

Zu den Abschiedsreden des Herrn gehört dies Wort. „Nun aber gehe Ich hin zu dem, der Mich gesandt hat“, spricht der Herr. Die Jünger verstummen. Nicht einmal die so natürliche frage dringt aus ihrem Herzen: „Wo gehst Du hin?“ Ihr Herz ist voller Traurigkeit. Sie möchten den Herrn am liebsten immer bei sich und um sich behalten. Es gibt heute noch Christen, welche meinen, es wäre etwas viel Größeres und Herrlicheres, wenn der Herr noch irdisch-menschlich unter uns wandelte. Sie irren! Die Zeit des Heiligen Geistes ist eine gewaltigere, als die Zeit des niedrigen Menschseins auf Erden. Das sind drei wachstümliche Stufen: Mensch sein; geistlich verklärt sein; herrlich gegenwärtig sein - eine wächst aus der andern heraus, und eine bedingt die andere. Als der Heiland Mensch war, da war Er auch irdisch-menschlich beschränkt. Er konnte nur an e i n e m Platze sein. Er konnte nur mit wenigen zugleich verkehren; Er konnte nicht innerlich Sich mitteilen. Vor allem aber: h i n g e h e n, nämlich in Leiden und Tod hingehen, das musste Er ja; sonst wäre keine Vergebung der Sünden, keine Durchbrechung des Todesfluches, kein lebendiges Heil da. Ei, so hätte Er ja können aus Auferstandener und Verklärter da bleiben, denkst du. Warum ist Er denn nach Seiner geist-leiblichen Erweckung auch noch einmal hingegangen?

Jesu Hingang zum Vater

Dass der Hingang in Leiden und Tod für uns nötig und gut war, das verstehe ich - hier liegt die göttliche Zweckmäßigkeit des Hingangs offen zutage. Dass Er aber nach dem köstlichen Verkehr der vierzig Tag noch einmal hinging und zwar für so lange, lange Zeit, ist denn das auch gut für uns? Der Heiland sagt es, und beteuert es noch durch den Zusatz: Ich sage euch in Wahrheit: „Es ist gut für euch, dass Ich hingehe, denn wenn Ich nicht hingehe, kommt der Heilige Geist nicht zu euch“ - der Tröster, der Stellvertreter, Mein Advokat. Ja, ists denn der Heilige Geist größer, als der Herr selbst; ist der Stellvertreter mehr, als der, dessen Stelle er vertritt? Gewiss nicht! Aber die Wirkungsweise des Heiligen Geistes ists zur Hinausführung des göttlichen Rates an uns und in der ganzen Welt die zweckmäßigere und bessere. Irren wir uns nicht wenn der geist-leliblich verklärte Herr auf erden geblieben wäre, dann hätte Er auch nur immer an e i n e m Orte sein können. Zwar hätte Er schnell da und dort zu erscheinen vermocht, aber Er wäre immer nur bei einer gewissen, beschränkten Zahl gewesen. Nirgends sehen oder lesen wir, dass der auferstandene Heiland an mehreren Orten zugleich gewesen sei.

Wenn z. B. einer, Thomas, an einem Tag nicht dabei war, muss ihm der Herr an einem andern Tage erscheinen. Er muss die Jünger n ach Galiläa bestellen, wenn Er dort ihnen erscheinen will. Wir wollen mit niemanden rechten oder streiten, aber wir können in der Schrift die Allgegenwart des geist-leiblich auferstandenen Herrn nirgends finden. Wir glauben, dass auch Seine Gegenwart im heiligen Abendmale eine durch den Heiligen Geist vermittelte ist, weil der ganze gegenwärtige Äon der Geistesäon ist. Nach der Schrift sitzt der Heiland zur Rechten des Vaters seit Seiner Erhöhung und bleibt dort sitzen bis zu Seiner Wiederkunft. Ja, der Hebräerbrief (Hebr 10:13) sagt sogar, Er w a r t e dort, bis dass Seine Feinde zum Schemel Seiner Füße gelegt werden. Wiederum sagt der Herr, gerade in Seinen Abschiedsreden, dass Er nach Seinem Hingehen eben nicht mehr persönlich gegenwärtig sei, sondern Seinen Stellvertreter, den Heiligen Geist senden werde. Schickt Er denn einen Stellvertreter, so ist offenbar, dass Er in dieser Zeit nicht persönlich gegenwärtig ist. In unserem Text aber sagt der Herr geradezu, es sei das Zweckmäßige und Nützliche, dass Er gehe und der Geist komme - offenbar, weil so allein der Rettungsrat Gottes seinen wachstümlichen Fortgang nehmen kann.

Der Heilige Geist

Der Heiland hat Sich durch Seine Menschwerdung sozusagen beschränkt und ist und bleibt in Seiner Geistleiblichkeit beschränkt. Es ist die Allgegenwart Gottes zu allen Zeiten der Offenbarungshaushaltungen keine andere gewesen, als i m H e i l i g e n G e i s t e, wobei wir allerdings beachten müssen, dass der Heilige Geist in dem zunehmenden Gang der Offenbarung reicher und voller wird. Der Heilige Geist hat jetzt, wo Er der Vertreter uns Auswirker des erhöhten Hohenpriesters und Herrn ist, eine ganz andere Fülle, denn zuvor, ehe die Versöhnung und Erlösung vollbracht war Der Heilige Geist ist der Träger der jeweiligen Offenbarungsfülle auf den verschiednen Wachstumsstufen derselben. So ist Er jetzt der Träger und Auswirker der ganzen Versöhnungs- und Lebensmacht-Fülle Christi auf den verschiedenen Wachstumsstufen derselben. So ist Er jetzt der Träger und Auswirker der ganzen Versöhnungs-, Erlösungs- und Lebensmacht-Fülle Christi in den Gläubigen. Die Versöhnung und Erlösung hat der Heilige Geist nicht vollbracht, für uns gestorben isst Er auch nicht, das h at alles der Sohn getan, und der Vater, indem Er den Sohn für uns dahingab.

Der Heilige Geist aber kann das nun alles uns zueignen und es an uns und in uns und durch uns auswirken. Das ist Seine göttliche Funktion und Aufgabe. Er kann als Geist überall zugleich sein, gleichwie Luft und Wind, Seine Gleichnisse. Er kann ins Innerste dringen und dort das vollbrachte Erlösungswerk auswirken; Er kann Christum in uns eingestalten und ausgestalten. Er kann Jesum, den Christ, und den Vater überall und zugleich überall verklären, wo dies gewollt und angenommen wird. Darum ist e gut, dass der Sohn hingeht; dann erst kann ja vom Vater und vom Sohne der Heilige Geist ausgehen. So ist es eine Sache hoher, göttlicher Zweckmäßigkeit, dass der Sohn hinging. Es liegt im Wesen Gottes von allen Ewigkeiten her, dass alles durch den Geist ausgewirkt wird von den ersten Schöpfungen an bis zur letzten Vollendung; s o muss auch die vollbrachte Versöhnung und Erlösung durch den Heiligen Geist zugeeignet werden.

Unser Mündigwerden

Darum sollen wir dankbar sein, dass der Herr hingegangen ist. Nur so können wir Ihn jetzt voll und ganz, - innerlich und immerdar, und keine Minute von Ihm geschieden - haben, wenn nur wir uns nicht scheiden. Wäre Er dageblieben, nie hätten wir Ihn so ununterbrochen, so voll und ganz, jeder persönlich für sich, haben können. Es ist uns viel Gutes geschehen durch den Hingang des Herrn und durchs Kommen des Heiligen Geistes