„Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich“

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

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Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

90. "Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich"

Es ist wichtig, dass wir das Widerchristentum (= Antichristentum) genau sehen. Andernfalls sind wir in Gefahr, in dessen Bannkreis zu geraten. Das wird vielfach geschehen. Denken wir nur an das prophetische Wort Jesu: „Es werden viele an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr Übeltäte!“ (Mt 7:22.23). - So wird es vielen „Herr-Herr-Sagern“ ergehen. Die Formalität ist vor dem Herrn nicht nur zu nichts nütze, sondern sogar sehr schädlich. Wenn der Herr wiederkommt, dann mit dem Vorhaben, sein Reich aufzurichten. Wehe denen, die dem Wesen seines Reiches nicht entsprechen. Auch wenn sie nur ein wenig entartet sind, fallen sie unter den Begriff: Übeltäter. Ihr „frommer Ruhm wird sie nicht entlasten, sondern belasten.

Das im Thema zitierte Wort (Mt 12:30) muss auch geschichtlich verstanden werden. Jesus wurde von seinen Volksgenossen nicht als der Jesus von Nazareth missachtet. Im Gegenteil, man hat diesen Jesus mit seinen Sittenlehren und Moralpredigten gewürdigt. Dieser gute Mensch von Nazareth ist niemand zum Anstoß geworden. Anstößig wurde er nur durch die „Selbstdarstellung“ als der Sohn Gottes und Heiland der Welt! Dass er der Christus Gottes sei, das wollte man ihm keineswegs glauben. Darin war er der Stein des Anstoßes. Darum die ärgerliche Forderung: Kreuzige ihn!

Diese Christus-Ablehnung hat sich sofort auch in der Urgemeinde bemerkbar gemacht. Schon da gab es Menschen, die den Jesus ehrten, respektierten, ja sogar gut bezeugten, aber seine Christuswürde und seinen Christusstand bestritten. Lesen wir einige Aussprüche des Johannes, die diese Situation genauestens anzeigen.

Es ist die letzte Stunde

„Kinder, es ist die letzte Stunde; und wie ihr gehört habt, dass der Widerchrist kommt, so sind nun viele Widerchristen geworden; daher erkennen wir, dass die letzte Stunde ist. Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie ja bei uns geblieben; aber es sollten offenbar werden, dass sie nicht alle von uns sind. Und ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist, und wisset alles. Ich habe euch nicht geschrieben, als wüsste ihr die Wahrheit nicht, sondern ihr wisset sie, und wisset, dass keine Lüge aus der Wahrheit kommt. Wer ist ein Lügner? Wenn nicht der da leugnet, dass Jesus der Christ sei! Das ist der Wider-Christ, der den Vater und den Sohn leugnet. Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater“ (1Jo 2:18-23). - „Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeglichen Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt. Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: Ein jeglicher Geist, der da bekennt, dass Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen, der ist von Gott! Und ein jeglicher Geist, der da nicht bekennt, dass Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist, der ist nicht von Gott! Und das ist der Geist des Widerchrists, von welchem ihr habt gehört, dass er kommen werden, und ist jetzt schon in der Welt“ (1Jo 4:1-3). - „Denn vieler Verführer sind in die Welt gekommen, die nicht bekennen Jesum Christ, dass er in das Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Widerchrist ... Wer übertritt, und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat keinen Gott; wer in der Lehre Christi bleibt, der hat beide, den Vater und den Sohn“ (2Jo 1:7-9).

Diese Aussprüche sollen genügen. Sie zeigen uns in aller Deutlichkeiti, dass das Widerchristentum (= Antichristentumm) sich in der Ablehnung des Christus kundtut. Den Jesus von Nazareth kann man nicht leugnen, auch heute nicht, weil er eine geschichtliche Persönlichkeit ist. Aber den Christus kann man ablehnen, weil er eine geistliche Persönlichkeit ist, die man im lebendigen Glauben erleben und fassen kann. „Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein“ (Röm 8:9) - Diese Christus-Ablehnung war schon in der Urgemeinde feststellbar, und gewann im Laufe der Zeit eine Steigerung und ein Ausmaß, das nicht zu übersehen ist. Abfall in höchster Potenz ist gegenwärtig im Anlauf. Solche Geschehnisse wollen wir uns jetzt mit einigen Sätzen klarmachen.

"Blut-Vergiftung"

In dem lesenswerten Blättchen „Blut-Vergiftung“, geschrieben von Pfarrer Dr. Bergmann (wärmstens empfohlen von den zwei Vorsitzenden der deutschen Allianz, Direktor Paul Schmidt und Pfarrer Deitenbeck), ist Folgendes zu lesen. Zunächst die einleitenden Worte von Pfarrer Dr. Bergmann: „Heute ist die theologische Situation nicht nur genauso ernst wie in den Jahren des deutsch-christlichen Fremdgeistes, sondern heute sind wir in ein Stadium gelangt, das ungleich bedrohlicher ist als damals. Was 1933/34 auf theologischem Gebiet anhob, ist nur ein Kinderspiel im Vergleich zu dem, was sich heute unter uns ereignet.“

Und nun einiges von der neuzeitlichen „Blut-Vergiftung“: Der weltbekannte Bischof der angelikanischen Kirche in London, namens Robinson, hat in seinem weit verbreiteten Buch „Gott ist anders“ folgenden Beweis erbringen wollen: „Unsere Vorstellungen von Gott müssen weg. Die Vorstellung von einem Gott, der sich im metaphysischen Sinne außerhalb der Welt befindet, ist eher ein Stein des Anstoßes und nicht eine Hilfe für den Glauben geworden. So sehen wir uns heute in doppelter Hinsicht genötigt, diese gedankliche Konstruktion aufzugeben. ... Gott ist nicht außerhalb der Welt, denn das Wort „Gott“ bezeichnet die letzte Tiefe all unseres Seins, den schöpferischen Grund und den Sinn unserer ganzen Existenz ... Das mythische Weltbild ist als solches gar nichts spezifisch Christliches, sondern es ist einfach das Weltbild einer vergangenen Zeit, das nicht durch wissenschaftliches Denken geformt ist.“ Zur biblischen Lehre von Christus hat Robinson zu sagen: „Sie kann am Leben bleiben, aber als Mythos. Wenn man einmal das Dogma von der Gottheit Jesu aus dem Weg geräumt hat, dann bleibt ein recht sympatisches Bild von dem Menschen Jesus übrig.“

Der uns bekannte Theologe Heinz Zahrnt (Schriftleiter des Sonntagsblattes in Hamburg) schlägt in dieselbe Kerbe mit folgenden Worten: „Es gibt für uns eine Wirklichkeit, die uns umgibt, in der wir leben, und nicht irgendeine metaphysische Sonderwirklichkeit, oder auch eine christlich zurechtgestutzte, und damit immer schon verfälschte Wirklichkeit. Vorbei ist es mit dem alten Schema von den beiden Welten, mit dem unheilvollen schizophrenen Denken in zwei Räumen, mit der Aufspaltung der einen Wirklichkeit in ein Diesseits und Jenseits, in Weltgeschichte und Heilsgeschichte, in oben und untern ...“

Entstellte christliche Lehre

Auf der ökumenischen Tagung in Montreal, Kanada (1963), kam auch der Theologieprofessor Käsemann aus Tübingen zu Wort. Folgendes wird berichtet: „Käsemann attackierte das traditionelle Christentum besonders in seiner katholischen Form als unwissenschaftlich und unhistorisch. Daraufhin ging Borovoy, der russische Erzpriester, zum Angriff über und sagte wörtlich: „Uns ist diese Art historischer Wissenschaftlichkeit in Russland sehr gut bekannt. Nur ist es bei uns so, dass die Leute, die in Russland solche Ansichten äußern, nicht behaupten, Christen zu sein. Sie sind Atheisten. Wir haben nichts dagegen, wenn solche Meinungen geäußert werden, wir verwahren uns nur dagegen, dass sie in der Kirche zu Wort kommen.“

Diese „Blut-Vergiftung“, die in dem angezeigten Blättchen von Pfarrer Dr. Bergmann noch weit umfangreicher behandelt wird, könnten wir hiermit vielen anderen Aussprüchen von hohen Theologen, die auf den Lehrstühlen saßen und noch sitzen, in erschreckender Weise belegen. Es steht bereits fest, dass der Liberalismus nicht nur um die Führung ringt, sondern sie hat! Die „alt-biblische“ Dogmatik wird nur noch geduldet.

Auf dem evangelischen Kirchentag in Frankfurt hat der Kirchenpräsident Martin Niemöller die persönliche Überzeugung geäußert: „Achtzig Prozent der evangelischen Kirchensteuerzahler sind Atheisten.“ Mit diesem Ausspruch hat Niemöller orkanartigen Sturm ausgelöst. Er wurde von den Pressevertretern (in breiter Veröffentlichung) zur Rechenschaft gezogen. Er gab eine treffende Rechenschaft anhand einer Fragebogenaktion. Wenn der Kirchenpräsident Niemöller recht hat, dann dürften wir wohl die Frage stellen: Wie weit sind wir heute im Werden des Antichristentums? Sind die achtzig Prozent nicht bald der Höhepunkt? Kommen etwa, hinsichtlich der oben genannten Christus-Verneinung, nich noch einige Prozent hinzu? Sehr wahrscheinlich ja, weil Jesus gesagt hat: „Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich.“ Wider heißt nach dem Urwort: Anti! Also, wer nicht ein Christ ist mit der gleichen Wesenhaftigkeit des Christus, der ist ein Antichrist. Mag er auch ein ganz hervorragender „Herr-Herr-Sager“ sein, er ist und bleibt auf der Linie des Antichristentums.

Gerade die erschreckende Anzeige des Kirchenpräsidenten zeigt uns den Höhepunkt des Antichristentums in der gegenwärtigen Zeit. Dieser Punkt ist nicht nur in der entgleisten christlichen Lehrauffassung zu suchen, sondern auch in der total verkrüppelten christlichen Lebenshaltung. Da erst recht! - Freilich hat die entstellte Lehrauffassung zu der entstellten Lebenshaltung viel beigetragen. Man kann auch sagen, das meiste beigetragen, denn die Lehre meistert das Leben. Wir müssen darum hier noch einer wichtigen Frage nachgehen:

Das Falsche erkennen

Seit wann haben wir die entstellte christliche Lehre? Etwa seit dem Aufkommen des Rationalismus, Atheismus und Liberalismus? Wenn ja, dann wäre die Verwirrung des Christentums nicht alt. Da brauchte man diese fraglichen „Ismen“ nur zu streichen, und schon wäre der Schaden behoben. Dieser Meinung ist man auch allenthalben. Aber es kommt leider noch ein „Ismus“ hinzu, nämlich der Formalismus! Er sieht zwar viel harmloser aus, ist aber umso gefährlicher. Er ist auch viel älter als die anderen „Ismen“. Das Form-Christentum ist fast so alt wie das wahre Christentum. Wie sieht es aus? Wir wollen uns zunächst einige bekannte Schriftstellen vergegenwärtigen, die uns das wahre Christentum aufzeigen. Vom Wahren her erkennen wir das Falsche: „In seinem Licht sehen wir das Licht.“

„Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden“ (Apg 4:12). „Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zu Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“. (2Kor 5:21). „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3:16). „Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, anders kann er das Reich Gottes nicht sehen“ (Joh 3:3). „Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein“ (Röm 8:9). „Derselbe Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind (Röm 8:16). „So ist nun nichts Verdammliches an denen, die Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleisch leben, sondern nach dem Geist (Rom 8:1). „So wir aber samt ihm gepflanzt werden zu gleichem Tode, so werden wir auch seiner Auferstehung gleich sein“ (Röm 6:5). - Diese Schriftaussagen sollen genügen. Sie zeigen uns sonnenklar, dass nur durch Christus und in Christus unser Sünden- und Todesleben überwunden ist, dementsprechend uns auch der Sieg des ewigen Lebens offenbar wird. „Christus ist mein Leben!“

Merkmale der Form-Christen-Lehre

Jetzt aber die Frage: „Welche Merkmale hat die Form-Christen-Lehre? Da sind viele Merkmale, die wir hier nicht aufzählen können. Merkmale, die allenthalben als ganz wahr angesehen werden. Nur einen bekannten und bedeutsamen Ausspruch wollen wir hier andeuten, der uns die Richtung klar anzeigt: Papst Paul VI. hat in der Dorfkirche Genzano bei Rom die eingeladenen Vertreter des kommunistischen Gemeinderates mit den Worten angesprochen: „Politisch sind Sie Kommunisten, aber als Menschen sind Sie Kinder Gottes, und durch die Taufe Glieder der Kirche Christi.“ - Mit diesen Worten ist alles gesagt.

Der christliche Formalismus gibt dem Menschen die volle Möglichkeit durch irgendeine religiöse Form zum „seligen Leben“ zu kommen. Kirche, Priester, Sakramente sind dafür die Garanten. - Man denke nur an die sehr stark betonte „Heilslehre“: Durch die Taufe wiedergeboren! Der Mensch, der vom Christentum nichts weiß, vielfach ganz bewusst nichts wissen will, ist zum Christen gemacht. Diese „Seliggemachten“ können auch dann, wenn sie vom Zweifel befallen werden, völlig ruhig bleiben, denn es wird ihnen hochamtlich immer wieder gesagt: „Ihr seid Christen!“

Wundern wir uns darum nicht, wenn solche Christren sich mit rationalistischen, atheistischen und liberalistischen Ideen befassen. Das ist sogar selbstverständlich, denn ihr religiöses Denken fundiert nicht im geistlichen Glauben, sondern im fleischlichen Leben. - Damit stehen sie auch schon im größten Widerspruch zum Christus Gottes, der ihr Er-Löser sein soll. Den können sie nur verneinen. Und weil sie ihn verneinen, darum müssen sie letztlich auch den verneinen, der das angeordnet hat: Gott! Wenn es schon einen Gott gibt, dann nur einen, der uns als seine Geschöpfe anerkennt. Hier wird der Gott noch selbstverständlicher, denn er muss in unserer „schöpferischen Existenz“ gesehen werden. Unsere wahre schöpferische Existenz ist unser Gott! Darum: Er setzt sich in den Tempel und gibt sich aus als Gott“ (2Thes 2:4).

Von diesen kehre dich ab

Bedacht muss aber werden, dass der Rationalismus, der Atheismus und der Liberalismus nur gute Helfer für den beherrschenden Formalismus sind, denn im Ende dieses Zeitalters sind nicht die helfenden „Ismen“ ausschlaggebend, sondern der religiöse Formalismus. Der hat nämlich die besten Täuschungsmöglichkeiten. Er kann die überraschendsten Frömmigkeits- und Seligkeitsfunktionen ausüben. Er hat übrigens eine lange Geschichte, darum auch eine lange Erfahrung. Das Endzeichen: „Die da haben eine Form der Frömmigkeit, die Kraft derselben aber haben sie verleugnet. Und von diesen kehre dich ab“ (2Tim 3:5). Also, das Zeichen der „End-Christen“ ist ein klarer Formalismus! Wie werden diese Christen vom Worte Gottes benannt? - Antworte selbst. Die wahren Christen leben zu der Zeit in dem Zeichen: „Von diesen kehre dich ab!“ Das ist zweifellos ein gründliches Geschehen. Aber das ist ein Geschehen! In diesem Geschehen liegt der gottgewollte Dienst der Aufhaltenden. Lies dazu 2Thes 2:5-8!

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