Vom Dienst unter der Königsherrschaft Christi

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
70. Johannes der Täufer und das Gotteskind Mt 11:2-15 (1925)

71. Vom Dienst unter der Königsherrschaft Christi

  • Mt 20:1-16a (ELB) (1) Denn mit dem Reich der Himmel ist es wie mit einem Hausherrn, der ganz frühmorgens hinausging, um Arbeiter in seinen Weinberg einzustellen. (2) Nachdem er aber mit den Arbeitern um einen Denar den Tag übereingekommen war, sandte er sie in seinen Weinberg. (3) Und als er um die dritte Stunde ausging, sah er andere auf dem Markt müßig stehen; (4) und zu diesen sprach er: Geht auch ihr hin in den Weinberg! Und was recht ist, werde ich euch geben. (5) Sie aber gingen hin. Wieder aber ging er hinaus um die sechste und neunte Stunde und machte es ebenso. (6) Als er aber um die elfte [Stunde] hinausging, fand er andere stehen und spricht zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag müßig? (7) Sie sagen zu ihm: Weil niemand uns eingestellt hat. Er spricht zu ihnen: Geht auch ihr hin in den Weinberg! (8) Als es aber Abend geworden war, spricht der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Rufe die Arbeiter und zahle ihnen den Lohn, angefangen von den letzten bis zu den ersten! (9) Und als die um die elfte Stunde [Eingestellten] kamen, empfingen sie je einen Denar. (10) Als aber die ersten kamen, meinten sie, daß sie mehr empfangen würden; und auch sie empfingen je einen Denar. (11) Als sie den aber empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn (12) und sprachen: Diese letzten haben [eine] Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gemacht, die wir die Last des Tages und die Hitze getragen haben. (13) Er aber antwortete und sprach zu einem von ihnen: Freund, ich tue dir nicht unrecht. Bist du nicht um einen Denar mit mir übereingekommen? (14) Nimm das Deine und geh hin! Ich will aber diesem letzten geben wie auch dir. (15) Ist es mir nicht erlaubt, mit dem Meinen zu tun, was ich will ? Oder blickt dein Auge böse, weil ich gütig bin? (16a) So werden die Letzten Erste und die Ersten Letzte sein.

Von den Arbeitern im Weinberg

Dieses Gleichnis, gewöhnlich das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg genannt, ist eines der schwierigsten von allen für die Auslegung. Groß ist die Zahl der verschiedenen Auslegungen, auch derer, die vom Glaubensboden aus geschehen sind. Jedermann, der sich betend, suchend und forschend mit diesen in die Gleichnishülle getanen Himmelreichswahrheit beschäftigte, wird auch schon, sonderlich bei eigenem innerlichen Wachstum in der Gnade, zu verschiedenen Aufassungen gekommen sein. Das darf uns nicht abschrecken, unter Erflehung des Beistandes des Heiligen Geistes immer wieder in diese Gleichnisreden des Herrn einzudringen, weil sie die allerwichtigsten Aufschlüsse über das Königreich Christi und die Königsherrschaft Christi enthalten. Es wird so oft gesagt, von der irdischen Königsherrschaft Christi, von dem sogenannten Tausendjährigen Reich, rede die Bibel nur an ein paar wenigen Stellen. Das ist grundfalsch.

Einmal redet das ganze alttestamentliche prophetische Wort von diesem Reich, und dann die meisten Gleichnisse Jesu neben vielen anderen Reden des Herrn; auch sind die Wunder des Herrn lauter Vorzeichen dieses Reiches. Das ist eben der große Fehler, dass die Gleichnisse des Hern vielfach nicht richtig bezogen werden, dadurch ist eine ganz schiefe Reich-Gottes-Auffassung entstanden, und dadurch wieder ist die klare Aufgabe des gegenwärtigen Äons im Haushalt Gottes verdunkelt worden. Man kann ja aus den Gleichnissen des Herrn im Geiste ganz gewiss auch vielen persönlichen inneren Segen und gewinn ziehen; aber ihre Grundbedeutung liegt in dem R e i c h s m ä ß i g e n, weshalb es in ihnen auch heißt: „Das K ö n i g r e i c h der H i m m e l“ ist gleich“, oder „Das Königreich Gottes ist gleich“. Nun sind die Gleichnisse, das ist unwiderlegbar, vom Heiland zunächst z u den J u d e n geredet. Also müssen sie doch auch noch etwas enthalten, was für die Juden von großer Bedeutung war.

Falsche Vorstellung vom Königreich

Zu gleicher Zeit müssen sie etwas enthalten, was bei aller großen Bedeutung für die Juden, ihnen doch auch wieder verhüllt werden musste, weil sie es in der ganzen Klarheit im Augenblick, da sie der Heiland sprach, nicht klar sehen sollten noch konnten. Was ist dies große Wunderbare? Das ganze gläubige Judentum war erfüllt von heißem Sehnen nach der Aufrichtung des Messiasreiches, das von Zion aus die ganze Nationenwelt mit seinem Glanz erfüllen sollte. Mit Recht hatte es dies Sehnen - solches Reich war ihm verheißen. Aber in seiner Selbstgerechtigkeit hatte es alle Grundlinien des Reiches des Messias verschoben und von Seinem Erscheinen sich ein Ich-fleischliches, anstatt ein Gott-geistliches Bild gemacht. Nicht, dass es ein Herrlichkeitsreich auf dieser Erde sein würde, war das Falsche, sondern dass die Ich-Menschen es ohne wahre Buße, ohne Sündenvergebung, ohne Versöhnung, ohne Heiligen Geist erwarteten, das war das Verkehrte. Durch diese falsche innere Grundstellung war dann die ganze Anschauung vom Königherrschafts-Reich Christi verdreht worden.

Als nun der Heiland ihres Herzens Selbstverstockung sah, da konnte Er ihnen das in Ihm samenmäßig gekommene Gottesreich nicht klar enthüllen - sie hätten es nicht verstanden; Er musste es ihnen vielmehr in Gleichnisse hüllen, damit sie es hörten, aber es mit ihren unbußfertigen Herzen doch nicht vernähmen. Die Aufrichtigen aber konnten weitersuchen wenn sie wollten, und großen Verstand finden. Jetzt nach der Verwerfung des jüdischen Volkes sind die Gleichnisse gewissermaßen heilige Samenkapseln mit dem köstlichen Himmelreichssamen in sich. Wenn die Zeiten voll sein werden, dann werden die Kapseln springen und die Hüllen fallen, und das jüdische Volk, soweit es sich aus allen Stämmen seinem erschienenen Messias beugt, wird die Grundlinien und den Gang des Königherrschafts-Reiches Christi aus den Gleichnissen erkennen.

Wer sind die Arbeiter?

Die Gegenwartsgemeine des Glaubens und des Geistes hat im Heiligen Geist auch den Schlüssel zu den Gleichnissen. Der Heilige Geist leitet ja in alle Wahrheit. Sie darf sich nur nicht das Verständnis der Gleichnisse dadurch erschweren, ja fast unmöglich machen, dass sie die beiden Zeitalter, das der Geistes- und Auswahlgemeine und das Zeitalter der irdischen geistlichen Königsherrschaft Christi, durcheinanderwirft.

So wird mit unserem vorliegenden Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg niemand zurecht- und zu einem wirklichen Verständnis kommen, wer es ohne weiteres auf die Gemeine der Gläubigen, oder gar auf die jetzt bestehenden christlichen Kirchen bezieht. Mit der sogenannten „christlichen Kirche“ - wir sagen besser, mit der Glaubensgemeine - hat das Gleichnis direkt gar nichts zu tun. Das könnte jeder schlichte Biblelleser finden, wenn er seine Bibel genau und aufmerksam liest. Überschauen wir unser Gleichnis, so ist eins sofort ganz klar und hell, es redet von e i n e m T a g Gottes. Und diesen Tag Gottes schildert es nach einer gewissen Seite hin, von der wir nachher näher reden, vom f r ü h e n M o r g en bis zum s p ä t e n A b e n d. Ein Tag Gottes ist aber immer soviel wie e i n e H a u s h a l t u n g G o t t e s, wir könnten auch biblisch sagen: e i n Ä o n. Steht dies fest - und das ist klar, wenn wir das Gleichnis aufmerksam lesen -, dann fragt er sich: welchen Tag, welchen Äon hat der Heiland im Auge? Der Heiland redet meistens von zwei Äonen oder Haushaltungen: von der Haushaltung Seiner Königsherrschaft und von der Haushaltung der Gemeine. Welche meint er hier?

Weinberg oder Weinstock

Darüber gibt uns das Gleichnis selbst völligen Aufschluss. Es redet von einem W e i n b e r g. Der Weinberg bezeichnet im ganzen prophetischen Wort das Volk Israel. Die Gläubigen in Christo heißen niemals ein Weinberg; sie heißen vielmehr Reben am Weinstock. Wie wunderbar sind wieder diese beiden Bilder! Ein Weinstock mit Reben ist ein o r g a n i s c h e s G e w ä c h s; ein Weinberg ist eine gesetzlichen Anlage. Da ist zwar alles in Reihen gepflanzt und geordnet, es ist auch eine Mauer und ein Turm drin, aber dies alles hängt nicht w a c h s t ü m l i c h miteinander zusammen, sondern ist eine schöne gesetzlichen Anordnung. So sehen wir also, es handelt sich in unserem Gleichnis nicht um den evangelischen Weinstocks- oder, wie es sonst heißt Lebensorganismus, sondern um eine gesetzliche Weinberganlage. In einer solchen braucht man A r b e i t e r; ein Weinstock mit Reben wird b e a r b e i t e t und bringt F r u c h t. Sehen wir hier die falsche Linie, in welche weithin die christlichen Kreise, bis in die Gemeinschaften hinein, gekommen sind: sie halten sich für den Weinberg Gottes und haben d a r u m viele A r b e i t e r - während sie doch ganz im Gegenteil vom himmlischen Weingärtner durch den Heiligen Geist selbst bearbeitete Reben am Weinstock sein sollten, die bleibende Frucht bringen.

Die falsche Auslegung solcher Gleichnisse hat viel zu den falschen Linien beigetragen. Die Gemeine der Gläubigen sollte vielmehr eine durch Wort, Geist und Führung und durch Selbsterbauung immer tiefer und gründlicher bearbeitete sein, und als solche in aller Einfalt Frucht tragen - ein jeglicher in seiner Art. Sie ist nicht der Weinberg mit den Arbeitern. Nie - gehen wir doch auf die biblischen Wahrheiten ein! - redet die Schrift von ihr also. Der Weinberg Gottes liegt jetzt wüst, im Heiligen Land wie unter den Nationen, in welche er einst von Zion aus hineingebaut werden soll; nur ein Weinstock grünt und blüht und trägt Frucht aus dem Geiste. Daneben mühen sich und arbeiten und jagen und rennen die verschiedensten religiösen, sich christlich nennenden Organisationen, einen Weinberg Gottes unter den Nationen zu bauen unter Jungen und Alten, und es wird keiner - es wird eher ein revolutionärer Feuerherd in der ganzen Welt.

Einordnung des Gleichnisses

Der „Weinberg“ stellt dies Gleichnis ins Tausendjährige Reich, wenn das jüdische Volk in seinem gläubigen Teil nach der Erscheinung Christi mit Seinen Heiligen zum Weinberg Gottes geworden ist, und dieser Weinberg hinausgepflanzt werden soll in alle Nationen. Und der Weinberg zeigt uns auch wieder deutlich an, dass dies Königsherrschafts-Reich Christi ein Reich der G e s e t z e s f ü l l e sein wird - ein Weinberg hat etwas Gesetzliches. Die Schrift unterscheidet doch deutlich des G e s e t z e s F ü l l e und des G e s e t z e s E n d e. Für die Gläubigen in Christo ist der Heiland des G e s e t z e s E n d e. Sie leben im Lebensgesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu; im Tausendjährigen Reich ist Christus des Gesetzes Fülle, wie sie die Bergpredigt zeichnet, wie der Jakobusbrief sie ausführt, wie der große Paulusbrief an die J u d e n , der H e b r ä e r b r i e f , gar köstlich diese Gesetzesfülle beschreibt.

Die Briefe der Gemeine reden ganz anderes. Wer hier nicht die Zeitalter unterscheidet, kommt einfach nicht zurecht. Darum ist selbst Luther und nach ihm ein großer Teil der Theologen mit dem Hebräer- und Jakobusbrief nicht zurechtgekommen, wenn sie diese Briefe verglichen haben mit den Gemeinebriefen. So weist uns also der Weinberg in unserem Gleichnis in das rechte Zeitalter. Und weil ein Weinberg da ist, der viele A r b e i t e r braucht, und in verschiedenen Abschnitten immer neue Arbeiter, so sehen wir einen wachstümlich sich ausbreitenden Weinberg, der immer mehr von Zion aus die Erde umfasst. Von hier aus verstehen wir auch das Wort von den Arbeitern, die in die Ernte gesandt werden sollen, und um die gebeten werden soll. Das k a n n nicht auf die jetzige Zeit gehen. Denn wenn ein Leib erst gebildet werden soll, kann man doch seine Glieder nicht als Arbeiter hinausschicken. Und eine Braut schickt man doch nicht auf Arbeit hinaus für den Bräutigam.

Die Ernte der Welt

Und dann ist doch jetzt nicht die E r n t e der W e l t. Die Welt geht doch erst dem Tage der Entfaltung des Antichristentums und falschen Prophetentums entgegen - wie kann sie denn da jetzt für Gott geerntet werden! Das kann erst geschehen, wenn der Teufel gebunden und Christus aufgestanden ist. Jetzt werden die Erstlinge geschnitten, dann kommt erst die Ernte, und dann braucht’s erst der Arbeiter. Dass unser Gleichnis uns in eine gesetzliche Zeit versetzt, sehen wir auch an den Arbeitern, und an dem Lohn und an der Lohnauszahlung; da geht alles vertragsmäßig zu. Gotteskinder warten auf die herrliche Erscheinung ihres Herrn Jesu Christi. In unserem Gleichnis aber ist etwas ganz anderes zu lesen: da geht ja der Herr selbst vom frühen Morgen bis zum späten Abend und mietet Knechte. Das tut der Herr doch nicht in der Gemeine. Während der Zeit der Gemeine s i t z t der Herr zur rechten Gottes und wirkt alles durch den Heiligen Geist.

Ja, im Tausendjährigen Reich erscheint Er gleich am Anfang mit Seinen Heiligen, und wird immer wieder von Zeit zu Zeit erscheinen wie in der Zeit der vierzig Tage. Und von diesem wieder Erscheinen, um Knechte zu mieten, redet deutlich unser Gleichnis. Das passt gar nicht ins gegenwärtige Zeitalter des Nicht-Sehens und doch Glaubens. So drängt uns alles im Gleichnis auf die Zeit der angetretenen Königsherrschaft Christi. Dies tut auch der Zusammenhang. In den letzten Versen des unserem Kapitel vorausgehenden Kapitels ([[Mt 19.]) redet der Herr deutlich von der Wiedergeburtszeit, wo die zwölf Apostel auf zwölf Stühlen sitzen werden und wo jeder, der hingebend gearbeitet habe, am Ende seinen Lohn bekommen werde. Diese Wiedergeburtszeit ist aber die Zeit, wo die Wiedergeborenen, an ihrer Spitze der Eingeborene, zum ersten Mal in Aktion treten und die Erstgeburtssegen sich über die ganze Welt ergießen werden.

Das erwählte Volk unter den Nationen

So haben wir auch von hier aus die Zeitlage unseres Gleichnisses. Sein Gang ist nun folgender: der Weinberg Gottes ist aus der Zerstörung aufgerichtet. Der Hausvater ist in seinen Besitz eingetreten. Der eingeborene Sohn ist König und Herr - im griechischen Wort der Bibel steckt das Wort: „Despot“ -, also unumschränkter Herrscher. Das jüdische Volk tritt in seinen Erwählungsberuf ein, Knecht Jehovas zu sein. Zum ersten Mal wird es sich ganz voll bewusst, das erwählte Volk unter den Nationen zu sein. Der Herr verpflichtet es gewissermaßen nun zu seinem Weingärtnerberuf, und der Lohn um den Er es dingt, ist die verklärte Knechtsstellung auf der neuen Erde. Mt 19. am Schluss sehen wir den Lohn, und das Gleichnis von den Knechten und anvertrauten Pfunden (Mt 25.) zeigt es uns noch klarer: eine verklärte Knechtsstellung in des Herrn Freude ist der g e m e i n s a m e G r u n d l o h n aller, der nur nach der Begabung verschieden ist.

Auch in unserem Gleichnis bekommt jeder einen Groschen, aber doch auch wieder jeder s e i n e n Groschen, in welchem Worte die Eigenart des Lohnes jedes einzelnen bei gleicher Grundentlohnung deutlich heraustritt. Alle werden, soweit sie treu waren, verklärte Knechte in des Herrn Freude, ein jeglicher in seiner Art. Da gehen nun bei Anbruch des Herrlichkeitsreiches Christi sofort nach der großen Nationalbuße, und nach der Nationalbekehrung Israels die ersten begeisterten Knechte des Messiaskönigs hinaus und tragen den Glanz von Zion unter die Nationen. Sacharja schildert’ s köstlich, wie nach der Fluchzerstreuung des jüdischen Volkes die Segenssamen-Austreuung unter die Völker geschehen werde. Aber die in der ersten tiefen Glaubensbewegung Hinausgegangenen genügen nicht, um die ganze Welt unter die Herrschaft Christi zu bringen. Ist auch der Teufel gebunden, die Sünde ist da, und es gibt viel Last und Hitze, wie ja die ersten Arbeiter am Schluss sagen.

Der Arbeiter sind wenige

Viele sind aber im Heiligen Land sitzen geblieben und sind nicht hinausgegangen. Nach den schweren Gerichtszeiten v o r dem Herrlichkeitsreich haben sie zunächst den seligen Frieden des angebrochenen Gottesreiches g e n o s s e n . Wer wollte es ihnen verargen? Sie sind m ü ß i g geblieben. Da macht Sich der Herr auf mit Seinen Heiligen, Seinem Leib, und erscheint auf Z ion. Dort ist ja der M a r k t der W e l t, von dem aus die geistlichen Güter über die Erde gehen. Es gibt eine große Neuerweckunsbewegung um die dritte Stunde. Viele ziehen hinaus, ohne nach Lohn zu fragen; sie wissen: der Herr gibt ihnen was recht ist. Aber wieder reichen die Scharen nicht aus. Der Arbeiter sind wenige, und die Ernte ist noch groß - hier gehört dies Wort her. Immer ernstere Bedeutung gewinnt das Wort „m ü ß i g am Markte“. Der G e n u s s des Reiches ist vielen wichtiger als die A r b e i t des Reiches. Die Sünde ist eben da, die träge macht. Ganz allmählich treten auch die ersten Widerstände unter den Nationen auf.

Die Bürger des Reiches wollen nicht mehr recht die Herrschaft Christi unter der Führung der Juden. Das H i n a u s g e h e n wird d o r n e n r e i c h e r. Um die sechste, um die neunte Stunde muss der Herr durch abermaliges persönliches Erscheinen mit den Seinen auf dem Markt zu Zion die Geister erwecken und siehe, es gehen wieder viele. So hat also das Tausendjährige Reich seine Erweckungsbewegungen, die immer neue Arbeiter hinauswerfen. Endlich läuft auch dieser Tag dem Abend zu, und noch ist nicht auf der ganzen Erde die Herrschaft Christi restlos eingerichtet; ja, schon wird ganz allmählich Satan los zum letzten Streich. Am Markt aber zu Zion sitzen noch viele Juden und lassen sich’s wohl sein. Der Herr steht noch einmal auf. Er muss schelten: „Was steht ihr den ganzen Tag müßig?“ - „ Es hat uns niemand gedingt.“ Ja, das ist freilich die Schuld auch der anderen - die hätten lauter flehen und rufen sollen! Aber damit sind diese letzten nicht entschuldigt. Fast etwas barsch weist der Herr sie hinaus. Aber sie gehen, ihr Gewissen erwacht, und sie werden unter den schwierigsten Umständen noch die Eifrigsten und Treuesten. Bußfertige Scham treibt sie, gläubiger Dank gegen den Herrn, der sie doch noch genommen, lässt sie die Schwierigkeiten dieser letzten Epoche auf sich nehmen.

Wenn der Abend naht

Der Abend naht, der Tag ist abgelaufen. Finsternis erhebt sich von ferne her und drängt nach Zion. Da hält der Herr durch Seinen Schaffner - einen Juden, vielleicht auch einen Engel - Abrechnung mit den versammelten Arbeitern. Bemerkenswert ist, dass manche den g a n z e n T a g arbeiten, und dass offenbar alle d e n ganzen T a g erlebt haben. Das weist wieder ganz ins Tausendjährige Reich, wo nach der Bibel viele Leute sehr alt werden und den ganzen Äon miterleben. Bei den Letzten wird angehoben bis zu den Ersten - alle rücken in eine verklärte Knechtsstellung ein. Das wurmt die Ersten - die Sünde ist noch da - , sie hatten große Herrenstellungen im Laufe des Reiches, vielleicht sehnte sich ihre Seele nach Herrenmäßigem. Sie waren aber offenbar, gerade ihre Art zeigt’s, innerlich etwas heruntergekommen.

Tausend Jahre Reichsdienst Christi haben sie stolz, und vielleicht auch innerlich gewohnheitsmäßig gemacht. Die Letzten waren frischer und unter den größeren Widerständen frischer geblieben. Sie waren auch bußfertiger gesinnt - ihr langes Säumen hat sie klein gehalten. Das liebt der Herr sehr; darum fragt Er nicht rechts und nicht links und gibt ihnen den gleichen Lohn. Bedenklich, sehr bedenklich klingt es dem Murrenden in den Ohren: „Nimm das Deine und g e h e h i n .“ Kein eigentliches Verdammen, aber nahe dran. Hier bedurfte es schneller Buße, aber der Herr gab noch Raum. Das ist das Knechtsgericht am Ende des Tausendjährigen Reiches, welches auch Mt 25. im Gleichnis von den Pfunden steht, nur nach einer anderen Seite hin. Bei aller äußeren Arbeit und allem gesetzlichen Wesen ist im Tausendjährigen Reich doch auch die G e s i n n u n g maßgebend.

Wie lebendig tritt uns hier in diesem wunderbaren Gleichnis das Zeitalter der Königsherrschaft Christi entgegen! Wie gewinnt es Saft und Gestalt! Wie hoch ist die Aufgabe der Gläubigen in Christo, welche uns hierbei entgegentritt! Sie erscheinen je und je mit ihrem Herrn, um die Erweckungsbewegungen mit heraufzuführen. Wahrlich, wer solche Hoffnung hat, der reinigt sich, gleichwie Er rein ist.

Lies weiter:
72. Die Mitherrscher Christi in Seinem Königreich Mt 20:17-28