Erläuterungen zum Jakobusbrief

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von Heinz Schumacher aus der HSN

Von den im NT genannten Trägern des Namens Jakobus (Mk 1:19 - Mk 3:18 - Mk 6:3 - Mk 15:40 - Lk 6:16) kommt wohl nur der leibliche Bruder Jesu als Verfasser in Frage (vgl. außer Mk 6:3 und Mt 13:55: Apg 12:17 - Apg 15:13 - Apg 21:18 - 1Kor 15:7 - Gal 1:19 - Gal 2:9 - Gal 2:12). – Jesu leibliche Brüder glaubten zunächst nicht an ihn (Joh 7:5); doch spätestens nach Jesu Auferstehung wurde Jakobus durch eine besondere Erscheinung (1Kor 15:7) von der Gottessohnschaft seines Bruders Jesus überzeugt; er wurde dann sogar ein "Säulenapostel" der Jerusalemer Urgemeinde (Gal 2:9). – Der Brief ist an "die 12 Stämme in der Zerstreuung" gerichtet, also an Judenchristen in der Diaspora. Es handelt sich nicht um ein Lehr-, sondern um ein Ermahnungsschreiben für die Praxis des Christenlebens, das sich stark mit der Verkündigung Jesu nach den synoptischen Evangelien (Mt, Mk, Lk) berührt. Nach W. Michaelis ist dies "die älteste uns erhaltene urchristliche Schrift, geschrieben bald nach der Mitte des 5. Jahrzehnts des 1. Jahrhunderts", also etwa im Jahr 47.

Die Ausführungen in Jak 2:14-26 scheinen der paulinischen Rechtfertigungslehre (nach Röm 3. und Röm 4.) zu widersprechen. (Der Römerbrief lag wohl noch nicht vor, aber die mündliche Verkündigung des Paulus hatte schon begonnen.) Im Grunde kämpfen aber beide Apostel nicht gegeneinander. Jakobus wehrt sich gegen eine Heilslehre, die sich mit dem Glauben begnügt und auf Taten der Liebe verzichtet, was Paulus nie vertreten hat (vgl. Gal 5:6 - Eph 2:10). Dennoch sind gewisse Aussagen des Jakobus (Jak 2:14 - Jak 2:21) mit der Lehre des Paulus nicht ohne weiteres zu vereinbaren. – Bei dem Aposteltreffen in Jerusalem im Jahr 49 (Apg 15.) scheinen sich dann Paulus und Jakobus im gemeinsamen Erkennen des Heilsplans Gottes, der auch die Völkerwelt einschließt, näher gekommen zu sein.