Die Nachtgesichte des Propheten Sacharja - 3. Teil

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Abschrift einzelner Themen aus: Die Gemeine
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Auszüge aus dem Monatsblatt für biblische Vertiefung (1925-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

Zum gleichen Thema siehe auch hier:
Sacharjas Nachtgesichte
aus einem Bibelkursus in Langensteinbach von 21.-31. Januar 1924

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
Die Nachtgesichte des Propheten Sacharja - 2. Teil (1926)

Die Nachtgesichte des Propheten Sacharja - 3. Teil

Das zweite Nachtgesicht

  • Sach 2:1-4 ELB (1) Und ich hob meine Augen auf und sah: Und siehe, vier Hörner! (2) Und ich sagte zu dem Engel, der mit mir redete: Was sind diese? Und er sprach zu mir: Das sind die Hörner, die Juda, Israel und Jerusalem zerstreut haben. (3) Und der HERR ließ mich vier Handwerker sehen. (4) Und ich sagte: Was wollen diese tun? Und er sprach: Das sind die Hörner, die Juda derartig zerstreut haben, daß niemand mehr sein Haupt erhob; und diese sind gekommen, um sie in Schrecken zu setzen und um die Hörner der Nationen niederzuwerfen, die ein Horn gegen das Land Juda erhoben haben, um es zu zerstreuen.

Im ersten Nachtgesicht hatte der Herr dem erwählten Volk den starken Trost gegeben, dass Er zu ihm stehen werde im tiefen Tale; dass Er es halten wolle, wie eine geliebte Braut im Myrtenkranze; dass Er es gewiss wieder bauen und herrlich machen werde. Aber in dem ersten Nachtgesicht saßen die Nationen noch stille in ihrer Macht und Kulturpracht (Sach 1:1). Musste da das erwählte Volk nicht bange sein? Würden die stolzen, hochmütigen Nationen dem niedrigen Myrtenstock im tiefen Tale nicht Licht und Luft rauben und ihn ersticken? Und wie würde das kleine Israel je unter diesen gewaltigen Nationen aufkommen, wie könnte es je unter ihnen das Erste und Herrschende werden? Israel, das Senfkorn, das Kleinste unter den Samen, konnte das je hoffen, seinen beherrschenden Nationenberuf antreten zu können? Wie konnte Israel unter den riesigen Hörnern der Nationen zum alle an Kraft und Schönheit übertreffenden Einhorn werden?

Es ist begreiflich, dass Gedenken solcher Art dem verborgenen, niedrigen Myrtenstock kommen mussten. Über solchen und ähnlichen Gedanken tröstet der Herr Sein erwähltes Volk im vorliegenden Nachtgesicht. -

Es ist Tatsache, der Herr hat sich in Israel unter den Nationen ein Geringes erwählt. Schon nach der Volkszahl gehört Israel zu den Geringsten. Zehn-, zwölf Millionen, was will das heißen unter den Hunderten von Millionen der Nationen! Wohl hat der Herr Sein erwähltes Volk königlich ausgestattet, a u c h nach der N a t u r, unter den Nationen. Es hat geistige Gaben und Kräfte, durch welche es alle Nationen der Heiden überragt, und durch welches es überall und immer rasch einen maßgebenden Einfluss erlangte. Aber nach der Seite der äußeren Kräfte ist es arm und machtlos. Es hat ja kein Heimatland, keine Heere, keine eigene, große Kultur, es ist zerstreut unter den Nationenvölkern. Breit und mächtig lagern diese Nationen in ihren eigenen Völkergebieten - richten große Kulturreiche auf, sind stolz und herrlich. Wie kann gegen sie, auch noch in ihrer Mehrheit, ein Judenvolk aufkommen?

Der Herr zeigt den Weg in der Wahrheit. Israel soll ja doch der erstgeborene Sohn unter allen Nationen werden; Israel soll ja doch die führende Nation aller Erdenvölker sein. Wie das möglich sein wird von Israel selbst aus, sagt ein späteres Nachtgesicht, nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch des Herrn Geist. Wie es möglich sein wird im Blick auf die Nationen, sagt unser heutiges Gesicht: Vier Hörner, vier Schmiede.

Die vier Hörner

Ganz der Wahrheit gemäß zeichnet das prophetische Wort die Nationen als H ö r n e r. Das Horn ist der Inbegriff aller physischen, geistigen und moralischen Kraft. Das Horn bezeichnet, in ein Wort der Erklärung zusammengefasst, die Nationen in ihrer K u l t u r h e r r l i c h k e i t. Was sie an völkischer Masse, an organisierter Kraft, an kulturell geistigem Aufbau leisten und haben, das steckt alles in dem Wort H o r n . Darum heißt auch unser Heiland Lk 1 das H o r n des H e i l s , weil in Ihm alle Kräfte der Rettung und der Hinausführung des Heils einheitlich beisammen sind. Und das jüdische Volk heißt je und je das E i n h o r n . Dies Einhorn soll die Übermacht und Stärke und Pracht über alle anderen Hörner bezeichnen. Das Lamm aber, das erwürgte, wenn es dargestellt ist in der Offenbarung Johannes, wie es unter der Völkerwelt und Kulturenwelt herrschend Sein Reich aufrichtet, hatte es sieben Hörner und sieben Augen oder Geister. Es ist der geistvollendete Machtherrscher. So bezeichnen die vier Hörner unseres Nachtgesichtes die Nationen, die großen Weltmächte in ihrer ganzen Kraft, Macht und Majestät - in ihrer ganzen staatlichen und kulturellen Herrlichkeit. Wunderbar steht die Hörnerwelt der Kulturnationen - was ist dagegen das jüdische Volk! Regieren nicht die Nationen die Welt? Geben sie nicht der Weltgeschichte den Gang? Sind sie nicht Träger aller Herrlichkeit und alles Heils? Fürwahr, die Nationen meinen es - und fürwahr, die Nationen, so oft sie hochsteigen, posaunen es laut aus: Wir sind die Heilsträger der Welt. Was bedeutet das Judentum diesen Hörnern gegenüber? Ein großer, geistiger Nationen-König hat den Ausspruch getan: Das Judenvolk sei im Geschihtsverlauf das Element der Dekomposition, d. h. das Element der Zersetzung. Darin liegt eine gute Kern-Wahrheit, wenn wir auf das Judenvolk der Verwerfung und der Zerstreuung sehen. Wird es denn je etwas anderes sein unter den Hörnern der Erdenreiche? Wird je jemand anderes als die stolzen Nationen die Geschicke der Welt bestimmen? Wird je gar das jüdische Volk noch die f ü h r e n d e und eine segnende Rolle spielen?

Werden nicht die Nationen in ihrem Antisemitismus das jüjdische Volk endlich erdrücken? Ist die Rolle des jüdischen Volkes nicht endgültig dahin, nachdem es ein vertriebenes und heimatloses Volk ist? Unser Nachtgesicht ist aus der Wahrheit. Es verhehlt den antisemitistischen Zug der großen Nationenhörner nicht. Der Prophet, der die vier Hörner sieht, spricht zum Engel, der mit ihm redet: „Wer sind diese?“ Und er erhält zur Antwort: „Es sind die Hörner, die Juda samt Israel und Jerusalem zerstreut haben.“ Alle Weltkulturreiche sind antisemitisch. Mögen sie auch zeitweise anders gesinnt sein, so bricht der Antisemitismus doch immer wieder heraus. Jeder Nationen-Geborene hat nach dem Fleisch auch einen antisemitischen Zug. Bei den Ägyptern ist der Antisemitismus ausgebrochen, bei den Babylonieren, bei den Persern, bei den Griechen und Römern war er. Und bis heute ist er unter den Nationen und wird bleiben, bis zu der Nationen natürlichem Ende im Gericht. Gerade in unseren Tagen geht wieder eine strake, antisemitische Welle durch die Völker. Und wenn auch weite Kreise die Juden tragen und stützen, so wird doch, je mehr das Judentum Einfluss gewinnt, und je mehr es in der Welt auf die jüdische Vorherrschaft hinausgeht - im natürlichen Diesseits-Geist - der antisemitische Geist wieder hervorbrechen. Eine antisemitische Kraftwelle von allen Kulturvölkern getragen wird den letzten, tiefen Zerbruch des jüdischen Volkes herbeiführen. Lesen wir nur Offb 17, wie es dem Weib, der Hure auf dem Tier geht. Das ist ja niemand anders als das jüdische Weib, wenn es zur Hure geworden, auf dem Tier reitet, d.h. die Zügel der Weltherrschaft in der Hand hat. Wüst wird sie gemacht werden. Und dann wird durch den Herrn selbst der Umschlag kommen.

So sind also die großen Weltmachthörner vom Anfang bis zum Ende antisemitisch. Und der Herr hat sie auch gebraucht, und braucht sie noch einmal, Sein Volk zu züchtigen. Durch die Weltmachthörner hat er Juda samt Israel und Jerusalem zerstreut. Wie wird Israel dem Hass dieser Mächtigen entrinnen, von denen ein Jesajas sagt, dass sie dem, in ihre Hände gegebenen jüdischen Volk, ein zwiefältiges an Strafe gegeben hätten? Wie wird’s werden, wenn in vierfachem, mächtigem Anwallen ihre Wogen gegen Israel anbranden werden?

Die Weltmonarchien

Vier Hörner werden im Nachtgesicht dem Propheten gezeigt. Das ist bedeutsam. Die ganze Prophetie kennt bis zur Ankunft Christi bei der Aufrichtung Seines Königreiches vier Weltmonarchien. Bei Dan 2 und Dan 7 ist das mit besonderer Deutlichkeit gezeichnet. Diese vier Weltmonarchien sind auch für die Gemeine von großer Bedeutung. Es läuft nämlich das Zeitalter der Gemeine dann auch innerhalb dieser Weltmonarchien. Bei Daniel ist ganz deutlich, die babylonische, die persische, die griechische und die römische Weltmonarachie geschildert. Das wären die vier Hörner. Es ist nur ein Unterschied bei Daniel in Dan 2, wo in wunderbarer Klarheit das Menschheitsbild entworfen ist, welches die Menschheit in ihrem Ich-Geist aufrichtet, bis der Herr kommt, werden noch zehn Zehen genannt - einesteils Eisen, einesteils Ton. Das ist das in den sogenannten „christlichen“ Kulturstaaten ausgewachsene Römerreich. Es hat Römeart, ist aber weiter ausgewachsen im Kulturwesen. Dieses Zehn-Zehen-Reich ist dann das eigentliche Antichristen-Reich. Die Offenbarung Johannes redet von dem gleichen ausgewachsenen Römerreich. Ihr Tier in Offb 13 hat zehn Hörner, sind nach Offb 17 zehn Könige. Das antichristliche Weltkulturmacht-Reich ist ein Bundesreich mit zehn Abteilungen. Johannes, in der Offenbarung, hat aber sieben Häupter, aus denen die zehn Hörner herauswachsen. Johannes kennt also sieben Weltmacht-Reiche - Daniel vier. Beides ist wahr. Zählen wir von Ägpyten an, so haben wir sieben: Ägypten, Ninive, Babylon, Persien, Griechenland, Rom und das antichristliche Bundesland. Das sind sieben. Daniel zählt von Babylon an - dann sind es vier - und das antichristliche, zehnteilige Reich ist das fünfte. Eins ist aber in der ganzen Prophetie gleich. Sie dreht sich nur im Kreise des ausgewachsenen Römerreiches. Zu diesem gehören aber nur ganz offenbar die Staaten, welche nach wunderbarer Führung Gottes das Christentum, das sie in ihr Ich-Wesen aufgenommen haben, das antichristliche Weltkulturreich aufbauen.

Es wird bei diesen Völkern das Gegenteil erreicht, was erreicht werden sollte - sie werden nicht verchristlicht, sondern weil sie alles ohne Buße und Glaube ins Ich ziehen, verantichristlicht. - Und nun ist es nach dem prophetischen Wort klar, dass nach den vier Hörnern, und nach dem aus ihnen herausgewachsenen Zehn-Zehen-Reich der Herr vom Himmel kommt. Wenn Er aber vom Himmel kommt, woher Er mit Seinen Heiligen erscheint, so muss die Glaubensgemeine vorher zu Ihm aufgenommen sein. Dann würde auch für die Glaubensgemeine nur der Umfang des ausgewachsenen römischen Kulturreiches als irdischer Mutterboden in Betracht kommen. Alle anderen Völkermassen fielen in das Königreich Christi nach Seiner Offenbarung. Damit würde das Wort aus Mt 24 stimmen, dass das Evangelium vor der Wiederkunft des Herrn in der Ö k u m e n e gepredigt werde. Es heißt da nicht Welt, sondern Ökumene - und das ist der Umfang des römischen Weltreiches. Wenn wir Paulus recht genau beobachten, so merken wir auch, dass der Umfang des Römerreiches für ihn in Betracht kommt.

Dass wir nun in der Gegenwart in der Ausbauung des Zehn-Zehen-Reiches stehen, das erhellt sehr klar. Die großen, sogenannten „christlichen“ Kulturstaaten, welche, wenn sie vollends rangiert sind, sich schon zu Zehen herausbilden werden, ringen sich sichtlich zu einem Einheitsbundesstand heraus, in welchem das jüdische Volk die Führung hat. Das Weib kommt aufs Tier. Das ist die hochbedeutsame Stunde unseres Gegenwartslebens. Der Kampf ist noch groß. Viele nationale Kreise, wollen in diesen Weg nicht hinein. Aber ganz sichtlich kriegen die internationalen Kreise Oberwasser, eben auch durch Einfluss des noch im Diesseits gehenden Judentums.

Vier Schmiede

Wie aber wird nun diesen gewaltigen und antisemitisch gerichteten Hörner der Weltreiche gegenüber das jüdische Volk aufgenommen? Der Prophet sagt: „Der Herr zeigte mir - eben in unserem zweiten Nachtgesicht - v i e r S c h m i e d e. Der Prophet fragt: „Was sollen die machen?" Der Engel sprach: „Die Hörner, die Juda so zerstreut haben, dass niemand sein Haupt hat mögen aufheben, sie abzuschrecken, sind diese kommen, dass sie die Hörner der Heiden abstoßen, welche das Horn haben über das Land Juda gehoben, es zu zerstreuen.“ Da haben wir zunächst die klare und unwidersprechliche Weissagung, dass alle Weltmächte und Kulturreiche, auch das letzte zehnzehige, mit Zusammenbruch enden. Die E i g e n - G e s c h i c h t e der M e n s c h e n ist ihre T o d e s g e s c h i c h t e. Alle Weltreiche, ob wir nun mit Daniel oder Sacharja vier zählen, oder ob wir mit Johannes sieben zählen, sind elendiglich zerbrochen. Wenn sich jetzt die letzte große Weltkulturmacht der zehn Zehen bildet, so wird diese auch, ja am allerschrecklichsten zerbrechen. Unser Vaterland Deutschland und alle die anderen, jetzt bestehenden Nationen haben in ihnen selber keine andere Hoffnung, als Zerbruch. Wir mögen jetzt zusammen oder im Verein mit den anderen bauen und aufrichten, was wir wollen, je höher es kommt, umso furchtbarer zerbricht's. Wir gehen nach einem bezaubernden, aber voll und ganz lügenmäßigen Neuaufstieg, einem entsetzlichen Zerbruchs-Gericht entgegen. Daraus haben wir als Kinder Gottes, die furchtbar schwere Aufgabe, diesem Geschlecht die Katastrophe zu predigen. Darum können wir auch bei all den sogenannten Aufbauarbeiten nicht mitmachen, - es sind Katastrophen-Arbeiten. Wir können nur mit dem Evangelium zur Herausrettung rufen, wer sich retten lassen will.

Der Irrtum der Kirchen

Das ist der große Irrtum unserer Kirchen, wie weithin unserer Gemeinschaften, dass sie nicht mit dem Zerbruch rechnen. Die Katastrophe der Welt muss uns der furchtbare, aber ganz gewisse Untergrund sein für unsere Evangeliumspredigt. Wir leben in einer Katastrophen-Welt, welche schnell ihrer letzten Katastrophe vollends entgegeneilt. Wir stehen aber drinnen als G e r e t t e t e, welche die letzte Katastrophe nicht miterleben werden, sondern vorher zu ihrem Herrn werden gerettet werden in Herrlichkeit. Und wir haben in Christo auch eine Hoffnung für die Katastrophen-Welt. Wir sind gewiss, dass es gerade durch die Katastrophe hindurch, als durch den notwendigen Weg zu einem neuen Rettungsäon geht. - So haben wir also auch für unser Vaterland zunächst keine Hoffnung, sondern, je höher es steigt, eine umso tieferer Katastrophe. Die vier Katastrophe-Schmiede sind die geschichtliche Wahrheit, welche bei uns nicht stehen bleibt, sondern weiterschreitet bis zum Ziel.

Wer sind nun die Schmiede? Das sind zunächst die Nationen selbst. Eine wirft die andere in die Katastrophe. Die Vielen werfen immer die Höchsten am tiefsten hinab. Das haben wir reichlich erfahren. Aber - wer sind weiter die Schmiede? Es sind auch die in den Nationen wirksamen Eigenkräfte, welche lauter Todeskräfte sind, und welche, je mehr sie sich entfalten, umso schneller die Katastrophe bewirken. Kriege, Revolutionen, wirtschaftliche Zusammenbrüche, gewaltige Naturkatastrophen und anderes mehr sind die Schmiede. Und so sind sie alle bis heute zerschmiedet worden. Und alle dies Schmiedekatastrophen sind Etappen zur Bußfertigmachung der Nationen auf den Tag der Erscheinung Christi, des Retter-Königs.

Der Weg des jüdischen Volkes

Und alle diese Katastrophen haben das j ü d i s c h e V o l k weiter gebracht auf der Bahn seiner göttlichen Berufung. Die Hinauswerfung aus Ägypten geschah durch die entsetzlichen Katastrophen über Pharao und sein Volk. Ägyptens Zusammenbruch brachte Israels größte und gewaltigste Grundlegungszeit. Der Druck unter Ninive brachte dem Zehnstämmereich Israel große Propheten. - Der Zerbruch Ninives brachte eine Zeit des Ausschnaufens. Viel bedeutsamer war Babels Zerfall. Das Gericht an der Weltmacht brachte Israels Heimkehr. Persiens Untergang brachte den milden Alexander den Großen, welcher dem Gott Israels eine große Hochachtung entgegenbrachte. Griechenlands Zerfall brachte erst schwere Zeiten bis hin zu Antiochus Epiphanes, brachte aber auch die große Zeiten der Makkabäer. Griechenlands Zerbruch unter Rom brachte viel Erleichterung unter dem weitherzigen Römerstaat. Unter Roms Zerfallserscheinungen wuchs der jüdische Einfluss im Weltreich. Wohl war dann Rom der Gerichtsdiener am ungehorsamen Volke. Aber Roms Ganz-Zerfall brachte manche Erleichterung. Und das hat das Volk bis in diese Tage erleben dürfen. Alle seine Feinde hat Gott zerbrochen, und im Zerbruch der Feinde kam oft eine wunderbare Förderung der jüdischen Wege. So ist durch den Weltkrieg die Befreiung des Judenvolkes und die Erlaubnis für seine Heimkehr ins jüdische Land erwirkt worden. Geht's auch noch im Ich-Wege, so ist es doch ein gewaltiger Ruck vorwärts. Werden dann die letzten Druckzeiten Israel zerworfen, heimgeworfen haben - wird der Heiland erschienen sein und wird der Glaubensteil des Volkes aus allen Jahrhunderten Ihn angenommen haben nach dem Sturz des Antichristen, dann werden am erneuerten und verherrlichten Zion die Nationen erschüttert sein werden. Die erschütterten Nationen aber werden Zions Heil begehren. Dann wird der letzte Nationen-Zerbruch Zion und Jerusalem Bahn machen für seinen Weltberuf, in Christo das Heil hinauszutragen. Die vier Schmiede sind von Stufe zu Stufe des jüdischen Volkes Schrittmacher.

So zeigt in zweiten Nachtgesicht der Herr Seinem Volke den Weg unter den Hörner der Nationen hervor. Er zeigt ihm den Weg, wie es selbst, nachdem es dem Horn des Heils sich untertan gemacht hat, zum Einhorn wird, das alle Nationen segnet. Unser Blick wird durch ein solches prophetisches Wort stark gereinigt. Wir lernen anders denken von Nationen und Juden. Uns wird der falsche Nationen-Eigendünkel genommen. Und doch ist alles Wahrheit, und wir müssen es als Wahrheit anerkennen. Unsere Zeiten sind wie ein Siegel für dieses prophetische Wort, ja sie sind eine Entsiegelung.

Eines aber wollen wir nicht vergessen. Wir haben ein großes, seliges Vorrecht. Wir können in diesen unseren Tagen aus dem Geist geborene Kinder Gottes werden, so wir das Evangelium in Christo annehmen. Und hier bei den Kindern Gottes, da ist dann kein Unterschied. Da ist nicht Jude noch Griechen, sondern allzumal Einer in Christo. Und wer in der Gemeine steht, der darf die andern Zeiten geistesmäßig und herrschermäßig mit heraufführen. Sehet, welch eine Liebe! Du aber, Herr. lasse bald die Hörner- und Schmiedezeit vollends vorübergehen. Führe der Nationen Weg zum Ziel. Hilf Deinem Volke, segne Dein Erbe.

  • Die Auslegung der Nachtgesichte im Monatsblatt für geistliche Vertiefung „Die Gemeine - Teil 2“ (Jahrgang 1926) enden mit diesem letzten Beitrag. Gott, der Herr hat Pfarrer Theodor Böhmerle im Januar 1927 in die himmlische Heimat abgerufen.

Lies auch:
Von der Zerstörung Jerusalems Lk 19:41-44