Der Herr ist mein Richter

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

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Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
92. Aus Hoffnung in Hoffnung Röm 15:4-13 (1926)

93. Der Herr ist mein Richter

  • 1Kor 4:1-5 (ELB) (1) Dafür halte man uns: für Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. (2) Übrigens sucht man hier an den Verwaltern, daß einer treu befunden werde. (3) Mir aber ist es das Geringste, daß ich von euch oder von einem menschlichen [Gerichts-]Tag beurteilt werde; ich beurteile mich aber auch selbst nicht. (4) Denn ich bin mir selbst nichts bewußt, aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt. Der mich aber beurteilt, ist der Herr. (5) So verurteilt nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Absichten der Herzen offenbaren wird! Und dann wird jedem sein Lob werden von Gott.

Gnade ist aufgehobenes Gericht

Der Herr ist die Liebe durch Gericht hindurch, das geht nicht anders bei einer Sündenwelt. Gnade ist aufgehobenes Gericht und dargebotenes Heil. Wo der Herr ist, da ist alles Heil, aber auch alles Gericht. Darum beginnt das Gericht am Hause Gottes. Seine Eigentumsleute sind die Erst-Gerichteten. Der Gotteskindschaftsstand in seiner ganzen Seligkeit ist nicht zu fassen ohne ständiges Gericht. Der Herr ist mein Richter, sagt der Gläubige mit dem Apostel Paulus in unserem Text. Der Advent des Herrn dieses Sein seliges Kommen, ist auf allen Stufen mit Gericht verbunden.

Die Gläubigen stellen sich in das Gericht des Herrn - sie wandeln im Lichte und lassen sich durchleuchten. Ihnen ist die Lichtesdurchdringung eine notwendige und gewollte Sache. Darum bekennen sie: der Herr ist mein Richter. Der Glaubensweg geht durch Scheidungen, gleichwie das natürliche Lebenswachstum sich auch in Ausscheidungen und Anziehungen, also durch Gericht hindurch vollzieht. Die wichtigsten inneren Organe unseres Körpers sind die Scheidungsorgane: die Nieren. Auch des geistlichen Menschen Grundorgane sind die Nieren. Und der Herr ist’s, welche beim Gläubigen die Scheidung vollzieht. Er prüft Herz und Nieren.

Die Freiheit in Christo

Und wie der Gläubige alles f r e i hat und f r e i tut, so hat er auch den Herrn f r e i zum Richter. Er nimmt und erwählt ihn dazu. Er weiß ja, nur durch die Durchrichtungen hindurch kann rr wachsen und zunehmen im geistlichen Leben, darum sagt er mit Paulus. „Der Herr ist mein Richter." Es ist eine ernste, aber auch eine große und selige Sache, so den Herrn zum Richter zu haben, so im Licht offenbar zu sein und sich offenbar machen zu lassen. Der Apostel zeichnet uns in unseren Versen nach allen Seiten hin den tief gebundenen, aber doch auch im selig freien Stand eines Menschen, dessen Richter der Herr ist. Es ist das Demütigendste was es gibt, so unter den Augen des Allsehenden zu stehen, und nach Seinen göttlichen Normen sich richten zu lassen; es ist aber auch das Höchste was es gibt, so unter den Augen des Allsehenden zu stehen und nach seinen göttlichen Normen sich richten zu lassen, es ist aber auch das Höchste was es gibt, so ganz allein seinem Herrn verantwortlich zu sein. Das ist der freieste Mensch der denkbar ist, welcher wahr und ernst in der Richtergegenwart des Herrn sein Leben führt.

Es möchte ja manchem verwunderlich erscheinen, dass errettete Menschen, welche in der Vergebungsgnade Jesu stehen, bekennen: „Der Herr ist mein Richter." Sind wir nicht in Jesu Christi Blut von allem Gericht frei? Ist nicht für Menschen, welche Jesu kennen, Sünde, Tod, Gericht und Verdammnis durchbrochen? Jawohl, wir fassen unser in Christo geschenktes Heil in die Worte „So ist nun nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.“ Wir wissen, für den natürlichen Menschen heißt es: „Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“. Wir wissen aber auch, dass es für den gläubigen Menschen heißt: „Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht; er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ Das ist der Friede Gottes, der unsere Herzen stillt und stärkt, dass wir errettet sind von allem Zorn, dass es für uns heißt „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“ Aber das alles haben wir nur durch Gericht hindurch.

'Trennung von Fleisch und Geist

Ein Ungerichteter und Unzerbrochener braucht keinen Heiland. Die Gnadenseligen sind lauter Leute, welche in Erkenntnis der Sünden ihr Gericht anerkennen. Ein Geretteter bekennt mit Luther: „Der mich verlorenen und verdammten Menschen erworben und gewonnen hat.“ Je tiefer jemand im Selbstgericht zerbrochen ist, umso größer und herrlicher ist ihm der Heiland, umso reicher sind ihm Jesu Wunden. Und dieses innere Gericht begleitet das Kind Gottes lebenslang. Der alte Mensch wird nicht wie ein alter Lumpen weggeworfen, sondern er wird in täglichem Kampfe in der Kraft der Lichtesgnaden überwunden. Da braucht’s immer kräftigeren Einblick ins Selbstwesen, da braucht es erneute Selbsterkenntnis, erneutes Sündenbekenntnis, erneutes Durchlaufen von Gerichten und erneutes Herausgeholtwerden.

Wachstum im Glauben, Wachstum in der Gnade ist unmöglich, solange wir im Fleisch sind, ohne klarere Scheidung von Fleisch und Geist. Und dazu stehen wir nun ständig vor dem Herrn, dem Durchrichter, dass wir immer geübtere Blicke bekommen für Licht und Finsternis in uns und für die notwendigen Lichteskräfte. So ist der Herr unser Richter. Der Gläubige ist ein Geoffenbarter, und ein immer Offenbarerwerdender vor Ihm. Beim Gläubigen muss alles in die Lichtesscheidung; Nur so kann er seinen Weg rechtschaffen gehen. Wer darin träge, faul, unaufrichtig ist, dessen Glaubensleben leidet not. So stehen wir ständig in der Gnade, im Heil, im Frieden und doch auch ständig im Gericht vor dem Herrn. Und die Gerichte des Herrn müssen sich je und je auch noch in Züchtigungswegen bei uns auswirken, wenn wir nicht dem einfältigen inneren Licht folgen.

Verwalter der Geheimnisse Gottes

Also der Herr ist mein Richter! Dieser Stand gibt zunächst eine heilige, tiefe Verantwortung. Der Apostel sagt: „Dafür halte uns jedermann, für Diener Christi und für Ökonomen, für Haushalter über Gottes Geheimnisse.“ Der Apostel hat zunächst seine apostolische Wirksamkeit im Auge, und die Wirksamkeit all derer, welche als sonderliche Gaben in der Gemeine standen. Es gilt aber dies Wort gewiss auch für alle Gläubigen. Ein Gläubiger ist ein Diener Christi, in Christo steht sein Leben, und er ist ein Haushalter über Gottes Geheimnisse; denn im Herzen des Gläubigen sind die Geheimnisse des Gottesrates und des Gotteslebens auf irgendeiner Stufe offenbar. Gläubige Menschen, welche im Licht und Gericht des Herrn stehen, durchdringt ein tiefes, heiliges Verantwortungsbewusstsein. Und nicht nur für die Gaben im Bereich des Irdischen wissen sie sich verantwortlich, sondern noch viel mehr für die weit überragenden geistlichen Gaben und Kräfte. Die Geheimnisse Gottes, über welche die Gläubigen Ökonomen sind, müssen wir als die Gotteskindschafts-Geheimnisse ansehen. Die neue Geburt aus dem Geist, der innewohnende Geist, das verborgene Leben in Christo, die Gemeinschaft des Leibes Christi, das Einssein im Geiste mit den Brüdern, das innere Wachstum des ewigen Lebens, das Erwarten des Tages der Offenbarung Christus zu den Seinen: das und vieles andere sind Geheimnisse Gottes.

Das alles sieht die Welt nicht, obwohl es vorhanden und gegenwärtig da ist. Das ist der Dienst Christi, diese Geheimnisse treibe - in sich und um sich; und das ist die Ökonomie und Verwaltung, die wir haben, dass wir in diesen Geheimnissen treu sind. Durch den Geistesgrund der Kinder Gottes zieht ein tiefer Ernst. „Rechenschaft“ heißt dieser Ernst. Der Herr ist ihr Richter - vor Ihm geben sie sich und Ihm täglich Rechenschaft. Wir haben einen täglichen und nächtlichen Verwaltungsabschluss vor dem Herrn. Bei lebendigen Gläubigen muss immer alles in Ordnung sein. Sie können keine Überreste und Rückstände dulden. Speiseüberreste werden gerne schlecht und sauer. In der Klarheit will der Gläubige stehen und stellt seine Wege in die Klarheit. Hast du das? In solch klarem Verantwortungsbewusstsein sollst du dich jedoch n i c h t selber q u ä l e n.

Unsere Verantwortung

Auch in unsere Verantwortung mischt sich der alte Ich-Mensch hinein. Kann er uns nicht leichtsinnig machen, dann möchte er uns blöde machen. Er wirft den Menschen Dinge ins Verantwortungsbewusstsein, welche für sie gar nicht hineingehören. Dadurch macht er die Menschen erschrocken, friedlos und blöde. Seien wir in unserem Verantwortungsbewusstsein ganz einfältig. Sagen wir: „Der Herr ist mein Richter.“ Du bist nur verantwortlich in d e i n e m R a h m e n und soweit du kannst. Du sollst nicht tun oder vollbringen, was ein a n d e r e r kann. Du sollst dich nicht an Menschen und Dingen messen, sondern am Herrn und einfältig im Herrn-Weg gehen. „Es wird nicht mehr verlangt von den Haushaltern, als dass sie treu erfunden werden.“ Deinen Gaben und deinen Kräften, und deinen Führungen entsprechend sollst du gehen. An deinem Platz, wo dich der Herr hinstellt, vor Ihm das Deine tun - nicht mehr und nicht weniger. Zur Treue gehört große Glaubenseinfalt: s e i n e n Weg zu erkennen und s e i n e n Weg vor Gott zu gehen. O großer Trost, d i e T r e u e ! Sie u m s c h r ä n k t meine Verantwortung, dass ich sie tragen kann. Habe d u d e i n e Verantwortung, ich habe die m e i n e, der dritte hat die s e i n e , ein jeder nach dem Maß seiner Gaben. Lade nicht ab wo Gott dir auflädt; lade aber auch nicht auf, wo Gott es nicht von dir fordert. Sag’s deinem Herrn, wie du bist und wie du’s treibst, so wirst du Licht und Kraft bekommen und den Umfang Seiner Treue erkennen. Der Herr ist Licht und macht auch die Wege licht. Wer den Herrn zum Richter hat, der hat eine heilige Verantwortung, deren Schranke und Maß die Treue ist. Der Herr ist mein Richter - wie macht das ernst, und wie macht das getrost.

Wie macht das auch frei von den Menschen! Menschen urteilen ständig übereinander; das ist eine Grund-Sündenunart. Sie stecken auch die Grenzen der Verantwortung füreinander ab. Sie messen einander das Maß der Treue zu. Paulus ist auch mächtig im Urteil der Menschen gestanden. Auch ein Teil der Korinther hat über ihn gerichtet. Diesem Menschen-Urteilen und Menschen-Gerichten gegenüber bricht nun in unseren Versen die ganze Freiheit und Unabhängigkeit eines Menschen durch, dessen Richter der Herr ist. „Mir aber ist’s ein Geringes“, sagt der Apostel, „dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Tage.“ Der Apostel ist gar manchmal in menschlichen Gerichten gestanden, welche über sein Tun urteilten und ihn verurteilten. Viel Verleumdung, viel Kritik jeder Art hat Paulus ertragen müssen. Auch in den Gemeinen ist viel auf ihn geladen worden. Wie ein Fürst steht er in all diesen Anfeindungen und Anfechtungen. Er hat die Angriffe und Anläufe gewiss nicht leicht genommen; er hat sie sicherlich ins Licht vor seinen Herrn getragen. Er hat sich gebeugt, wo Ursache war; er hat aber auch alles weggeschleudert, was er vor dem Herrn nicht als recht erkannte.

Die Welt ist ein ständiger Gerichtshof

Die Welt ist ein ständiger Gerichtshof. Da werden täglich und stündlich Urteile übereinander gefällt. Wie ein millionenfaches Käfergeschmeiß durch schwirren diese Urteile die Luft. Auch unter den Gläubigen werden der raschen Urteile viele gefällt. Wie haben wir oft unter solchem Beurteilt- und Verurteiltwerden zu leiden! Wie müssen wir uns beugen über unser eigenes Urteilsfällen! Was ist schon über dich an Urteilen umgegangen! Da ist es herrlich, den Herrn zum Richter zu haben. Vor Ihn treten wir und legen alles offen dar. Und in Seinem Licht wird’s hell, worunter ich mich zu beugen habe; da wird’s aber auch hell, was ich wegtun und weglegen darf. So vor den Herrn gestellt, wandle ich dann hindurch durch böse Gerüchte und gute Gerüchte. Wir sagen nicht wie die Welt: um das alles kümmere ich mich nicht. Nein, wir gehen ins Schiedsgericht in dem Herrn; aber wenn wir’s dort geschieden haben, und wenn wir uns dort gebeugt haben, dann gehen wir auch ruhig und still unseren Weg. Wir hauen nicht um uns; wir streiten nicht mit unseren Richtern und Bezichtigern, sondern wir stellen alles dem anheim, in dessen Licht wir es durchgegangen haben. Selige Freiheit, dieser gebeugte und doch ruhige, sichere und gewisse Gang derer, welche im Richterlicht das Herrn stehen! Im Frieden laufen wir, unser Herz ist vor Ihm gestillt. Ihr Gläubigen, mehr ins Gericht vor den Herrn, dann könnt ihr viel freier, unabhängiger, ruhiger und friedlicher laufen unter den Urteilen der Menschengerichtshöfe.

Der Herr ist mein Richter! Wer das hat, der kann auch viel ruhiger und im Frieden laufen gegenüber dem Gerichtshof seines eigenen Herzens. Paulus sagt: „Auch richte ich mich selbst nicht; denn ich bin mir nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt.“ Unser Herz ist ein trotzig und verzagt Ding. Bald will es sich in kühnem Schwung über alle Menschenurteile frei hinwegsetzen; bald klagt es uns hartnäckig an in verzagtem Sinn über Dinge, über welche wir uns gar nicht zu quälen brauchten. Es verklagt uns oft schwer. Wie köstlich ist da wieder der innere Stand zum Herrn als unserem Richter! Was aber der Herr uns nicht ins Gewissen schiebt, das lassen wir uns auch nicht durch ein krankes Gewissen hineinschieben. Wiederum aber, wenn mein Gewissen kann nicht tief genug sehen, ich warte des Urteils des Herrn, und wäre es erst an Seinem Tage. Wenn das Gewissen nicht im Herrn steht, ist es ein schwankender Kompass. Es sieht zu viel und sieht zu wenig; es sieht scheel und sieht vorbei. So wenig wie von Menschen mache ich mich von meinem Gewissen abhängig. Das ist ein trostloser Beruhigungsgrund, wenn einer auf sein Gewissen zurückgeht. Der Herr ist mein Richter - das ist mein Offenbarungsgesetz. Nicht nur von Menschen wollen wir nicht umgetrieben sein, sondern auch nicht von uns selbst. Der Stand in Christo, wo auch die Vergebung ist, der ist allein ein Lebensstand; der Stand in Menschen und in mir selbst ist Todesstand.

Offenbarung des Rechts

Der Herr ist mein Richter! Das macht Schritt für Schritt auch frei vom Richten und Verdammen. Und das ist große Seligkeit. „Darum richtet nicht vor der Zeit“ , übersetzt Luther. „Darum richtet nichts, sprecht über nichts ein Endurteil aus, bis dazu die geeignete Zeit ist.“ Diese ist aber, wenn der Herr kommt. Gleichwie der Heiland alles dem Vater anheimstellte, der da recht richtet, so stellen wir je länger, je mehr alles Ihm anheim. Es ist ein Wachstum darin. Wir können’s nicht so schnell. Wir verbrennen uns noch manchmal den Mund mit vorschnellen Urteilen. Wir Menschenkinder sollten uns sehr hüten vor dem Urteilen. Wir wissen doch, wie engsichtig wir sind. Wir können überhaupt niemandem ganz gerecht werden. Uns sind die Tiefen des Rechts und des Unrechts verborgen. Wir sehen auch die Zusammenhänge nicht. Wir dürfen auch nie vergessen: mit welcherlei Maß wir messen, wird uns gemessen werden. Der Herr, in dessen Richterlicht wir stehen, gebe uns durch Seinen Heiligen Geist Demut und Kraft, Urteile zurückzuhalten. Lass die Dinge und die Menschen anstehen. Es läuft alles noch. Keine einzige Linie ist schon fertig ausgelaufen. Wer kann da ein Urteil fällen? Es ist Überhebung, es ist vorlaut, es ist eigenes Gericht, wenn wir vorschnell Urteile fällen? Es ist Überhebung, es ist vorlaut, es ist eigenes Gericht, wenn wir vorschnell Urteile fällen. Deswegen gibt auch in dem Gerichtsstand dieser Welt kein gerechtes Urteil im Vollsinn. Den irdischen Gerichten hängt das Unrecht an. „Höchstes Recht ist höchstes Unrecht“, sagt ein Sprichwort von irdischem Recht. Wir wollen, in Christo Jesu stehend, in Seinem Licht lernen, auf Gericht und Urteil zu verzichten. Wir werden uns bei solchem stand vor viel Unheil bewahren und nicht nur uns, sondern auch andere.

Erst am Tage des Herrn, d. h. an den verschiedenen Tagen des Herrn, die sich offenbaren werden, wird alles reif sein zum Urteilen. Bis dahin warten wir. Da kommt alles ans Licht. Was jetzt noch mit Finsternis bedeckt war, dringt hervor. Und Finsternisgeheimnisse, Gänge der Finsternis, in die wir jetzt noch nicht hineinsehen, kommen an den Tag. Auch die Wurzeln alles Geschehens, welche uns jetzt noch verborgen sind, der innere Rat der Herzen tritt in die Offenbarung. In die innersten Beweggründe der Dinge haben wir zur Zeit den Einblick nicht. Da müssen wir ja lauter falsche Urteile fällen, wenn wir’s angreifen. Am Tag des Herrn ergeht lauter rechtes, klares, wahres Urteil. Wem der Herr der Richter ist, der wartet auf den Tag der Offenbarung des Rechts.

Diese Offenbarung geht von Stufe zu Stufe. Der Apostel Paulus nimmt den ersten Rechts-Offenbarungstsag heraus, den Tag der Versammlung der Gläubigen zu ihrem Herrn. Deswegen sagt er auch: „Alsdann wird einem jeglichen von Gott das Lob widerfahren.“ Er redet von keinem Verdammungsgericht, nur von einem Lobgericht. Die Gläubigen in Christo haben ja die völlige Erlösung im Blute Christi. Bei ihnen kann es sich nur noch fragen, welche Stufe der Herrlichkeit sie erlangen. Da ist es von großer Bedeutung, ob wir ehrlich und offen hienieden vor dem Herrn, dem Richter, standen. Je einfältiger dies geschah, umso großer kann die an uns offenbar werdende Herrlichkeit sein. Je durchgerichteter, umso durchgelichteter. Darum soll es uns eine wahrhaftige Lebenslosung sein: „Der Herr ist mein Richter!"

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94. Der Auferstehungsleib der Gläubigen 1Kor 15:35-44