Sabbat oder Sonntag oder Ruhetag?

Aus Bibelwissen
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Von Daniel Muhl

Eine umstrittene Angelegenheit

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Eins ist klar: Ein Christ, der aus der Liebe zu Gott lebt, der lebt auch aus der Liebe zu seinen Mitmenschen. Daraus ergibt sich auch, dass er die 10 Gebote Gottes hält (2Mo 20:3-17), weil derjenige, der Gott und seinen Nächsten liebt, auch Wertschätzung gibt und das Wohl derer sucht, die er liebt. Lediglich das 4. Gebot, wo es um das Halten des Sabbats geht, ist bei Christen stark umstritten. Bei einem Israeliten, der Gott und seinen Nächsten von Herzen liebt, ergibt es sich auch ganz automatisch, ...
  1. ... dass er keine anderen Götter neben dem Gott der Bibel hat.
  2. ... dass er sich keine Götzenbilder macht, um vor ihnen niederzufallen und sie anzubeten.
  3. ... dass er den Namen Jahwehs nicht missbraucht.
  4. ... dass er an den Sabbattag denkt und ihn heiligt.
  5. ... dass er Vater und Mutter ehrt (dazu gehört besonders auch die Versorgung im Alter).
  6. ... dass er nicht mordet.
  7. ... dass er die Ehe nicht bricht.
  8. ... dass er nicht stiehlt.
  9. ... dass kein falsches Zeugnis wider seinen Nächsten ausspricht.
  10. ... dass er nicht das begehrt, was dem Nächsten gehört.

Da wo wir ein Gebot übertreten (was uns täglich geschieht), waren wir nicht in der göttlichen Liebe!

Aber warum ist das 4. Gebot bei den Christen so umstritten? Wäre es nicht auch ein Segen, wenn die Christen den Sabbat einhalten würden.

Der Sinn dieses Gebotes

Laut Aussage von Jesus, ist der Sabbat um des Menschen willen geschaffen worden und nicht umgekehrt (Mk 2:27). Der Sabbat ist ein Geschenk Gottes an uns Menschen, wo sowohl Leib, als auch Herz zur Ruhe kommen können und wo der Mensch auch eine wertvolle Distanz zu seinem Tun gewinnt. Der Sabbattag soll geheiligt werden, d. h. auch, dass es sich um einen Tag handelt, der Gott geweiht sein soll. An diesem Tag soll man sich auch daran erinnern, dass Gott nach Seinem Schöpfungswerk, am Sabbat ruhte und ihn segnete.
Daraus kann man Folgendes ableiten:

  1. An diesem Tag soll das Tagesgeschäft aufhören und der Mensch ausruhen. Das Ausruhen darf man als ein Geschenk Gottes betrachten, weil man sich da auch erholen kann. Dieser Ruhetag erfordert aber auch ein Vertrauen auf Gott, dass Er den Menschen mit dem Nötigen versorgt, auch wenn die „Produktion“ stillsteht. Darum hat der Ruhende auch ein glaubendes, bzw. vertrauendes Herz. Das „Nichtstun“ ermöglicht eine optimale Ausrichtung auf Gott und eine bessere geistliche Gemeinschaft mit den Menschen, die nichts mit dem Tagesgeschäft zu tun haben. Dadurch entstehen Gespräche und ein Gedankenaustausch, bei dem Gott im Zentrum stehen darf.
  2. Am Sabbat soll an das Wirken und Ruhen Gottes gedacht werden. Der Ruhende soll sich an Gott erinnern, Ihm dafür danken, dass Er ihm diesen Tag schenkt. Der Ruhende darf das „Alltagsgeschäft“ vergessen und sich auf Gott konzentrieren. Der Sabbat erinnert an das Schöpfungswerk Gottes und ist immer auch ein „nonverbaler“ Kontrapunkt zur Urknall- und Evolutionstheorie.

Aus meiner Sicht hält derjenige den Sabbat, der an diesem Tag das normale Tagesgeschäft ruhen lässt und sich ausruht sowie sich auf Gott konzentriert. Es geht nicht darum, 10'000 Gesetze zu erlassen, wie man den Sabbat nun richtig zu halten hat, sondern darum, den Sinn dieses Gebotes umzusetzen. Für einen Waldarbeiter, der täglich 20km zu Fuss unterwegs ist, dürfte eine Bergwanderung am Sabbat wohl kaum eine Erholung sein, währenddem es für einen Computerfachmann, der den ganzen Tag sitzt und viel nachdenken muss, durchaus eine Erholung sein könnte, wenn er am Sonntag eine Wanderung tun kann. Es ist auch klar, dass das Wohl des Menschen eine höhere Priorität hat, als die sture und gesetzliche Einhaltung der Sabbatvorschriften. Darum hat Jesus am Sabbat geheilt. Auch ein Schaf, das in die Grube fällt, wird am Sabbat herausgeholt (Mt 12:11).

Der Sonntag

Den Begriff „Sonntag“ finden wir in der Bibel nicht, aber weil der Sonntag der erste Tag nach dem Sabbat ist, kann man ihn auch mit dem ersten Tag der Woche gleichsetzen. Am ersten Tag der Woche ist Jesus aus den Toten auferstanden und die Frauen kamen an diesem Tag zu der Gruft (Mk 16:9 / Mk 16:2). In Troas traf sich die Versammlung am ersten Tag der Woche, um das Brot zu brechen und dem Paulus zuzuhören (Apg 20:7). Auch sollte jeder in der Gemeinde von Korinth am ersten Tag der Woche eine Spende für die hilfsbedürftigen Geschwister von Jerusalem auf die Seite legen (1Kor 16:2).
Vermutlich haben frühe Christen diesen ersten Tag der Woche deshalb zum Ruhe- und Feiertag gemacht, so dass der Sabbat als Ruhetag verdrängt wurde. Ob diese Änderung im Sinne Gottes war, kann bezweifelt werden; Tatsache ist jedoch, dass das christliche Abendland den Sonntag als Ruhetag fest installiert hat. Dabei gibt es Christen, die infolge ihrer Überzeugung und ihres Gewissens, den Samstag als Ruhetag feiern. Für diese Haltung habe ich Verständnis. Wir sollten jedoch über diese Frage nicht streiten, sondern einander zuhören und auch die Meinung des anderen akzeptieren. Paulus erklärt uns im Kolosserbrief etwas sehr Wichtiges:

  • Kol 2:16 - So richte euch nun niemand wegen Speise oder Trank oder betreffs eines Festes oder Neumondes oder Sabbats.

Durch unterschiedliche Führungen und Aufgaben (Pflegepersonal im Krankenhaus, Prediger usw.) wird ein Ruhetag an unterschiedlichen Wochen praktiziert. Auch die Tatsache, dass sich die meisten christlichen Gemeinden am Sonntag versammeln, um auf das Wort Gottes zu hören, führt dazu, dass viele Christen den Sonntag zum Ruhetag gemacht haben. Wenn man den Sabbat halten möchte und sich in der Nähe keine christliche Gemeinde finden lässt, wo man sich am Sabbat, bzw. am Samstag trifft, dann rechtfertigt das kein Fernbleiben von christlicher Gemeinschaft. Für die persönliche geistliche Ausreife und für das Wachsen in der Liebe, ist die christliche Gemeinschaft unbedingt notwendig. Wir brauchen die Gaben der Mitgeschwister, wir brauchen den Austausch und die Korrektur. Dass jede christliche Gemeinde Schwächen und Fehler hat, versteht sich von selbst. Gerade durch die fehlerhaften Geschwister lernen wir das Vergeben und das bedingungslose Lieben (Siehe auch hier).

Der Ruhetag

Ein Ruhetag in der Woche ist für den Menschen sehr gesund! Sowohl Körper und Seele brauchen ein „Zur-Ruhe-kommen“. Darauf liegt ein ganz besonderer Segen! Der Körper kann sich erholen und ist danach wieder leistungsfähiger. Die Seele gewinnt Abstand zum Alltagsgeschäft und verliert dadurch seine eigene „Betriebsblindheit“. Wenn der Geist sich an diesem Tag auf Gott besinnen kann, wird er gestärkt und aufgebaut.
Genießen wir doch diesen Tag und nehmen wir ihn dankbar aus Gottes Hand. Wir sollten aber bezüglich des Ruhetages, auf Regelungen und Gesetze verzichten und ihn einfach ganz unkompliziert im Sinne Gottes praktizieren und geniessen. Es soll auch ein Tag der Freude sein.

Die geistliche Bedeutung des Sabbats

Die geistliche Bedeutung des Sabbats finden wir in besonderer Weise in Hebr 4:

  • Hebr 4:4-11 - Denn er hat irgendwo von dem siebten Tag so gesprochen: "Und Gott ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken." 5 Und an dieser Stelle wiederum: "Wenn sie in meine Ruhe eingehen!" 6 Weil es nun dabei bleibt, dass einige in sie eingehen und die, denen zuerst die gute Botschaft verkündigt worden ist, des Ungehorsams wegen nicht hineingegangen sind, bestimmt er wieder einen Tag, ein "Heute", und sagt durch David nach so langer Zeit, wie vorhin gesagt worden ist: "Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!" 8 Denn wenn Josua sie in die Ruhe gebracht hätte, würde er danach nicht von einem anderen Tag geredet haben. 9 Also bleibt noch eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig. 10 Denn wer in seine Ruhe eingegangen ist, der ist auch zur Ruhe gelangt von seinen Werken wie Gott von seinen eigenen. 11 Lasst uns nun eifrig sein, in jene Ruhe einzugehen, damit nicht jemand nach demselben Beispiel des Ungehorsams falle!

Wir können nur dann von unseren eigenen Werken zur Ruhe kommen, wenn wir aus einer tiefen Vertrauensbeziehung zu unserem Herrn Jesus Christus heraus leben und vollständig auf Ihn fokussiert sind, so dass wir spüren, wie Er uns leiten möchte. Mit dieser Haltung, tun wir nicht mehr unsere eigenen Werke, sondern wir tun die Werke, die Er zuvor bereitet hat (Eph 2:10). Dann kommen wir zur Ruhe von unseren eigenen Werken und praktizieren den Sabbat geistlicherweise!


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