Offenbarung für Begnadete

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Abschrift des Heftes: Verborgenes und Geoffenbartes
von Adolf Schütz

Schriftenmission Willy Pasedag

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

Verborgenes und Geoffenbartes

2. Offenbarung für Begnadete

Zu dieser Auswahl gehörten die Jünger, Paulus und viele andere; ihnen wurden die Geheimnisse, die der Masse des Volkes verborgen blieben, enthüllt. Wir erinnern nun an das Gleichnis vom Unkraut im Acker, das er Herr den Jüngern auf besonderen Wunsch auslegt. Der Mensch, der den Samen auf seinem Acker säte, ist der Messias Israels. Der Acker ist die Welt, Hier bei Seinem Acker ist es die jüdisch israelitische Welt, denn bei den Gleichnissen haben wir es ja mit dem Königreich vom Himmel her zu tun. Der feindselige Mensch, der das Unkraut säte, ist der Teufel. Warum wurde ihm das nicht verwehrt? Ja, das Wort Gottes ist geheimnisvoll gegeben.

Nun zu Mt 13:44:
„Das Reich der Himmel ist gleich einem im Acker verborgenen Schatz, den ein Mensch fand (Jesus) und verbarg; und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat (gibt sein Leben), und kauft jenen Acker“. Hier ist auffallend, dass der Schatz wieder verborgen wird. Der Neue Bund trat Pfingsten anbruchhaft in Erscheinung, selbst Paulus war noch ein Diner des Neuen Bundes (2Kor 3:6). Aber dieser Bund, d,er seine Vollgestaltung im Tausendjahrreich erhält, erfährt eine Unterbrechung. Sehr deutlich wird es in Hebr 8:10 gesagt: „Denn dies ist der Bund, den ich dem Hause Israel errichten werden nach jenen Tagen, spricht der Herr; indem ich meine Gesetze in ihren Sinn gebe, werde ich sie auch auf ihrer Herzen schreiben und werde ihnen zum Gott, und sie werden mir zum Volke sein“ (Jer 31:33). Die Erfüllung dieses Wortes war also damals immer noch zukünftig.

Aber was geschieht in der Zwischenzeit? „Da ist ein Kaufmann, der schöne Perlen sucht“ (Mt 13:35).

Perlen werden bekanntlich im Meere gefischt. Das will uns sagen, dass während der Beiseitesetzung Israels, des Volkes in seiner Mehrheit, aus Israel in der Zerstreuung, im Völkermeer, diese kostbare Perle gesucht und gefunden wird.

Diesen Geheimnissen vom Königreich der Himmel schließen sich dann weitere enthüllende Geheimnisse an, von denen vornehmlich der Apostel Paulus spricht. Ihn bezeichnet man allgemein als den Apostel der Nationen, d. i. der Weltvölker, indem man von der Annahme ausgeht, dass Paulus auf seinen Reisen diese aufgesucht hat.

Aber in unseren Tagen leuchtet es schon hier und da auf, dass es sich bei diesen Nationen (Heiden) um solche aus dem Samen Abrahams handelt, nach Verheißung. Wir erinnern an 1Mo 17:4-7; 1Mo 17:16; 1Mo 35:11; 1Mo 48:19-20; Röm 4:16-18.

Es ist bekannt, dass Petrus die Schlüssel zum Aufschließen für das Königreich der Himmel erhielt (Mt 16:19). Hiermit hatte er die Geheimnisse dieses Reiches seinem Volke, d. h. einer Auswahl aus ihm, also Juden, den Beschnittenen, und den unbeschnittenen Nationen aus dem Samen Abrahams aufzuschließen, also denen vom Gesetz, und den Gesetzlosen; letztere bestanden im wesentlichen aus den Gliedern des ehemaligen Nordreiches, den 10 Stämmen. Zu letzteren zählen wir auch Kornelius, der einer von den Unbeschnittenen war.

In Joh 21 sagt der Herr zu Petrus:
„Weide meine Lämmlein, hüte meine Schafe, weide meine Schafe“.

Wer waren denn diese Schafe? In Jer 50:6 lesen wir: '„Mein Volk war eine verlorene Schafherde“.’

Der Hirte Israels

Und wenn der Hirte Israels (Ps 80:1) sagt: „Es wird ein Hirt’ und eine Herde sein“, und in Lk 12:32: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben, so erkennen wir erstens, dass Hirt, Schafe und Herde immer in Beziehung zu Israel stehen; und zweitens, dass dieses Reich nicht den Nationen (Weltvölkern) gegeben wird, „dessen Herrschaft keinem anderen Volke überlassen werden wird“ (Dan 2:44). So kann auch Kornelius nur ein Glied seines Volkes sein, wo der erhöhte Herr, der Herzenskenner, Himmel und Erde in Bewegung setzte, um dieses verlorene Schaf heimzubringen.

Petrus, der „Apostel der Beschneidung“ wurde auch ein „Apostel der Nationen“, Nationen nämlich aus dem Samen Abrahams. Da lesen wir in Apg 15:7:

„Brüder, ihr wisset, dass Gott vor längerer Zeit (s. Mt 16:19) mich unter euch auserwählt hat, dass die Nationen durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und glauben sollten“, (siehe auch Kornelius).

Aus alldem erkennen wir, dass Petrus nicht den Vollheiden die Tür ins Reich aufzuschließen hatte, sondern den Gliedern seines Volkes, worunter wir auch die Schafe aus dem anderen Stalle verstehen (Joh 10:14).

So ist „das Volk aus den Nationen für Seinen Namen nach Apg 15:14 niemand anderes als eine Auswahl aus den unbeschnittenen Gliedern des Volkes, die wie Nationen geworfen waren: „Sie vermischten sich mit den Nationen und lernten ihre Werke“ (Ps 106:35-36 und Hos 7:8). Wer war das Volk im AT nach Seinem Namen? Israel! Hierzu einige Stellen:

4Mo 6:27: „Jahwe redete zu Mose uns sprach: Rede zu Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr die Kinder Israels segnen: (es folgt dann der aaronitische Segen). Und so sollen sie meinen Namen auf die Kinder Israel legen, und ich werde sie segnen.“
5Mo 28:9-10: „Jahwe wird dich als ein heiliges Volk für sich bestätigen, wie er dir geschworen hat (achten wir auf diesen Schwur) ... Und alle Völker der Erde werden es sehen, dass du nach dem Namen Jahwes genannt bist“.
2Chr 7:12ff.: „Da erschien Jahwe dem Salomo und sprach zu ihm: Ich habe dein Gebet gehört und mir diesesn Ort (Jerusalem) zum Opferhause erwählt .. Und mein Volk, welches nach meinem Namen genannt wird, demütigt sich (was ja einmal geschehen wird) und beten und suchen mein Angesicht und kehren um von ihren bösen Wegen, so werde ich vom Himmel hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen“.
Jer 14:8-9: „Du Hoffnung Israels sein Retter in der Zeit der Bedrängnis .. Du bist doch in unserer Mitte, Jahwe, und wir sind nach deinem Namen genannt; verlass uns nicht“
Wegen der Hoffnung Israels war Paulus mit der Kette umgeben (Apg 28).

Nun wissen wir dass das Volk Israel den Namen des Heiligen Israels unter den Nationen entweiht hat (Hes 36:21.22; Röm 2:24; Jes 52:9). Dieses Sein Volk will nun Jahwe/Gott umgestalten durch Seinen Geist; denn Israel nach dem Fleische konnte keine Geistesfrucht bringen.

Aber trotz der Untreue Israels, seines Götzendienstes, z. a. Sünden, bleibt Gott Seinen Verheißungen treu, denn „Ein Gott der Treue und ohne Falsch“ ist Er, wie wir in 5Mo 32:4 lesen: „Er kann sich selber nicht verleugnen“. So kann also das Volk aus den Nationen für Seinen Namen niemand anderes sein als eine Auswahl aus Israel, eine Erstlingsfrucht.

Pauli großer Offenbarungsdienst

Aber verlassen wir jetzt Petrus und sehen uns Paulus und sein Tätigkeit an. Sein Berufung war eine dreifache:

  1. “meinen Namen zu tragen sowohl vor Nationen
  2. vor Könige
  3. und Söhne Israels“ (Apg 9:15).

Das zu 1. Gesagte deckt sich mit dem, was Jakobus in Apg 15:14 sagt, was er von Petrus übernommen hatte: „Wie Gott zuerst die Nationen heimgesucht hat, um aus ihnen ein Volk zu nehmen für Seinen Namen“.

Bei Könige denken wir z. B. an den König Agrippa.

Unter den „Söhnen Israels“ erkennen wir das damalige Restvolk der Juden, das stellvertretende für das ganze Volk den Namen Israel zu führen hatte; denn die 10 Stämme hatten ja einen Scheidebrief nach Jer 3:6-8 erhalten und waren nach Hos 1 „Nicht-Geliebite“ und „Nicht-mein-Volk“ geworden, sie waren also aus dem „Eheverhältnis“ entlassen, während Haus Juda z. Zt Jesu noch den „Mann“ hatte. Aber nach vollbrachtem Erlösungswerk konnte auch diese Entlassene, die Einsame, nach Gal 4:27; Jes 54:1 eines anderen werden, des aus den Toten Auferstandenen (Röm 7:1-4). Vorherkonnte der Herr nicht zu diesem Volke, der abtrünnigen Israel, zurückkehren, denn sonst wäre das Land entweiht worden (Jer 3:1).

Trotzdem die „Nationen aus dem Samen Abrahams“ zuerst an der Reihe sind, so betont Paulus im Röm-Brief doch: „Dem Juden zuerst, als auch dem Griechen“.

Unter diesen „Griechen“ erkennen wir die iim griechischen Kulturkreis lebenden unbeschnittenen Glieder des Volkes (s. Titus, Timotheus); Joh 7:35 lässt das auch aufleuchten. Von diesen „Griechen“ distanzierten sich die Juden, diese Gesetzeseiferer, sehr scharf (Apg 21:28) Soweit sie sich aber noch zu dem Gott ihrer Väter bekannten, finden wir sie in allen Synagogen der Juden in der Zerstreuung, wie es uns die Apostelgeschichte berichtet. Also Juden und „Griechen“ gehören zusammen - als Glieder desselben Volkes.

Nun hat Paulus bis nach Rom „das Reich Gottes bezeugt“ (siehe Apg 28_23). In diesem Reiche nimmt ja Israel einmal die Führungsstellung ein, und Zeichen und Wunder beanspruchen einen bevorzugten Platz. Wir lesen:

Röm 15:18-19: „Denn ich werde nicht wagen etwas von dem zu reden, was Christus nicht durch mich gewirkt hat zum Gehorsam der Nationen (Nationen aus dem Samen Abrahams) durch Wort und Werk, in der Kraft der Zeichen und Wunder, in der Kraft des Geistes Gottes“ (von Jerusalem bis nach Illyrikum).
Röm 15:21: „Sondern wie geschrieben steht: Denen nicht von Ihm verkündigt wurde, sie sollen sehen, und die nicht gehört haben, sollen hören“.
Also die „Blinden“ und die „Tauben“ nach dem alten Testament: wie geschrieben steht.
2Kor 12:12: „Die Zeichen des Apostels sind ja unter euch vollbracht worden, in allem Ausharren, in Zeichen und Wundern und mächtigen Taten“.
Dazu gehört auch das Zungenreden nach Jes 28:11.

In Ephesus, Apg 19, war es auch so: „Und nicht gemeine Wunderwerke tat Gott durch die Hände des Apostels Paulus.

Nach Röm 1 hatte Paulus den Auftrag „Glaubensgehorsam unter den Nationen für Seinen Namen“ aufzurichten. Auch hier haben wir wieder „Nationen aus dem Samen Abrahams, wie das besonders Röm 4 aufzeigt.

Es ist beachtlich, was Paulus am Ende seiner Missionstätigkeit sagt:

Apg 26:6: „Und nun stehe ich vor Gericht wegen der Hoffnung auf die von Gott an unsere Väter geschehene Verheißung, zu welcher unser 12-Stämme-Volk unablässig Nacht und Tag Gott dienend, hinzugelangen hofft.“
Apg 26:17-18: „Und ich (der Herr) werde dich retten vor dem Volke (Juden) und vor den Heiden (verheideten Israeliten), zu denen ich dich senden will: Du sollst ihnen die Augen öffnen (damit ihre Blindheit aufhört), damit sie sich von der Finsternis zu dem Licht und der Gewalt Satans zu Gott bekehren".
Errettet „aus der Obrigkeit der Finsternis“, Kol 1:13. Dieses Wort, das Paulus von dem erhöhten Herrn sagt, erwähnt er vor dem König Agrippa.

Beachten wir, dass diese „Nationen“ (Heiden), die alle Gebote Jahwes ihres Gottes verlassen hatten (2Kö 17) in tiefer Finsternis saßen. Dies lesen wir in Jes 9:1-2 und finden es bestätigt in Mt 4:15-16:

“Galiläa der Nationen - das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Lande uns Schatten des Todes saßen, Licht ist ihnen aufgegangen. Jesus ging also hier nicht zu den Weltvölkern, sondern zu den Bewohnern Galiläas; im Messias hatten sie nun das große Licht gesehen.
Lukas sagt in Lk 1:79 dasselbe: „Um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen“. Noch Kol 1:13 und Eph 5:8.
Apg 26:22: „... indem ich nichts sage außer dem, was auch die Propheten und Moses geredet haben, dass es geschehen werde, dass der Christus leiden sollte ....“

Aufgrund dieser Schriftworte haben bereits eine ganze Anzahl von Gläubigen die Erkenntnis erlangt, dass Paulus nicht die Vollheiden oder Rasseheiden während seiner Reisen aufgesucht hat, sondern neben den Juden auch die Glieder des ehemaligen Hauses Israel, des Zehnstämmevolkes, die unter dem Namen Griechen, Nationen (Heiden), Nicht-mein-Volk, wilde Ölbaumzweige, andere Safe, Samariter, in den Briefen des Apostels Paulus erschienen, wie auch im übrigen NT.

Nun hat Paulus während dieser Zeit eine Reihe von Briefen geschrieben, in welchen Geheimnisse enthüllt werden. Wem war denn im AT alles verborge, verhüllt? doch nur Israel, wie wir zu Anfang aufgezeigt haben. Nachdem nun der Messias wegen Übertretung Seines Volkes Strafe getroffen hatte (Jes 53:8) und der heilige Geist ausgegossen war, konnten auch die verborgenen Geheimnisse „rätselhafte Worte und verschlungene Rede“, nach Spr 1:6 und einigen Psalmworten, den Glaubenden aus Israel enthüllt werde. Nun wissen wir, dass der Messias Israels damals viel in Gleichnissen zu Seinem Volke gesprochen hat, nicht um ihm etwas zu offenbaren, sondern zu verhüllen. Den Jüngern erklärte Er aber alles besonders.

Verschiedene Erfüllungen

Der Messias spricht vom Königreich der Himmel, das seinem Wesen und seiner Herkunft nach himmlisch ist, aber auf dieser Erde inmitten Seines Volkes aufgerichtet werden soll. Auf dieses Reich warteten viele Israeliten; es war ihnen bekannt, dass ein Retter verheißen war. Und so warteten die Gläubigen damals, die bedrängt und verfolgt wurden, besonders von den fanatischen Juden auf den wiederkommenden Herrn, darunter auch Paulus (Röm 13:11-12), der nicht nur in der Apg, sondern auch in seinen Briefen vom Reich Gottes spricht und damit in Verbindung mit dem Volk so in 2Kor 6:16-18.

„Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein“ (s. auch Sach 8:8).

Der Same Abrahams soll aber auch werden wie die Sterne am Himmel. Wir haben den Eindruck, dass die damaligen Gläubigen sich hierüber wenig Gedanken gemacht haben. So fragen ja auch die Jünger den Herrn in Apg 1:6: „Herr, stellst du n dieser Zeit dem Israel das Reich wieder her“?

Hätte er ihnen gesagt, da müsst ihr noch 2000 Jahre warten, das hätten sie wohl kaum verkraftet.

Nun spricht der Hebräerbrief auch von den zwei Berufungen:

Es ist noch eine Sabbatruhe vorhanden dem Volke Gottes“ (Hebr 4:9).

Wir lesen aber auch von

“der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind“, wie auch von dem „himmlischen Jerusalem.“’'’ (Hebr 12:22-23)

Von diesem Jerusalem spricht ebenso Paulus in Gal 4:26:

“Aber das Jerusalem droben ist frei, welches unsere Mutter ist“.

Die Gemeinden in Galatien setzten sich ja auch aus Juden und „Griechen“ zusammen, von denen in Gal 3:29 gesagt ist:

Wenn ihr denn Christi seid, so seid ihr denn Abrahams Same und nach Verheißung Erben“. „Jahwes Teil ist Sein Volk, Jakob die Schnur Seines Erbteils 5Mo 32:9.

In diesem Zusammenhang möchten wir betonen, dass Israel Sein Erbteil ist, und Israeliten die Verheißungen sind samt der Herrlichkeit (Röm 9:4; Joh 17:22).

Wenn nun dem Volke bis zum Kommen Jesu und Seinem vollbrachten Erlösungswerk alles verborgen blieb, dann war aber nach der Ausgießung des hl. Geistes die Zeit gekommen, um die verborgenen Geheimnisse zu enthüllen und zwar den Glaubenden Seines Volkes und nicht der Nationenwelt; letzterer waren Sonne, Mond und Sterne zur Götterverehrung zugeteilt. (5Mo 4:19). Damit sehen wir wieder die zwei Berufungen die dem Abraham verheißen waren:

a) für die Erde, Same wie Sand am Meer,
b) für die Himmel, heilige Stadt, Same wie die Sterne.

Nun steht noch eine dritte Berufung aus. Diese finden wir vornehmlich in den sogenannten Füllebriefen; sie wird aber auch schon anbruchhaft in den anderen Briefen erwähnt, die Paulus vor seiner Gefangenschaft in Rom geschrieben hat. So sagt er den Korinthern:

“Wir reden aber Weisheit unter den Vollkommenen ... Gottes Weisheit in einem Geheimnis, die verborgene, welche G ott zuvor bestimmt hat, vor den Zeitaltern, zu unserer Herrlichkeit“ (1Kor 2:6-7; 2Tim 1:9).

Ferner das Geheimnis der Verstockung eines Teiles Israels (Röm 11:25)

So war Paulus den Gemeinden, die er missioniert hatte, ein Offenbarer und Verwalter der mancherlei Geheimnisse Gottes, das sagt er schon in 1Kor 4:1; dort spricht er auch von dem Geheimnis der Auferstehung bzw. der Verwandlung (1Kor 15:51). Diese und weitere Geheimnisse in den Füllebriefen konnten Israel nach dem Fleische nicht enthüllt werden, wohl aber nun einer Auswahl aus Israel, Glaubenden aus beiden Volksteilen, sowohl den Juden, als auch den Griechen/Nationen, ebenfalls aus dem Samen Abrahams.

Der Same Abrahams

Dieser Same Abrahams hatte sich gemäß den Verheißungen (1Mo 22:17; 1Mo 48:4.19 u. a. Stellen) sehr vermehrt, wie es uns auch der Hebräerbrief berichtet: „Deshalb sind auch von e i n e m und zwar G e s t o r b e n e n (Abraham) geboren worden gleichwie die Sterne des Himmels an Menge und wie der Sand am Ufer des Meeres, der unzählig ist“ (Hebr 11:12).

Achten wir hier auf „geboren worden“, also schon der damaligen Zeit, nicht erst zukünftig im Tausendjahrreich. Die meisten von ihnen, besonders die 10 „verlorenen“ Stämme - „die verlorenen im Lande Assyrien“ (Jes 27:13) - lebten in der Zerstreuung unter allen Völkern.

Für die dritte Berufung nehmen wir als Symbol Aaron und seine Söhne; im Wesen ist es Christus und Seine Glieder, die Zugang haben ins innerste Wohngemacht Gottes, also ins „Allerheiligste“. Hier geht es um „das Geheimnis des Christus“ (Kol 4:3).

Es ist nun das größte Anliegen des Apostels Paulus, die Glaubenden über ds Wort von dem Anfang des Christus hinwegzuführen, damit sie zum vollen Wuchse gelangen. Wir erkennen das besonders aus seinen Gebeten in Eph 1 und Eph 3; Phil 1:9; Kol 1 und Kol 4 (Epaphras); Hebr 6:1. Schon in Röm 12:2 will Paulus die Briefempfännger weiterführen, indem sie „prüfen möchten, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes sei“.

Was dürfen wir unter diesem dreifachen Willen Gottes verstehen? Der schon erwähne Epaphras ringt in seinen Gebeten, dass die Kolosser völlig überzeugt seien in allem Willen Gottes; er fasst also alles zusammen. Vielleicht dürfen wir den dreifach gegliederten Willen Gottes nach Röm 12:2 einmal so sehen:

a) Rettung des ganzen Volkes.
b) Eine Auswahl aus ihm für die heilige Stadt.
c) Eine Auswahl aus der Auswahl nach oben in Christo Jesu.

Wir sehen hier den Willen Gottes zunächst einmal im Blick auf Sein Volk und die aus ihm ERwählten. Sicherlich ist der Wille Gottes damit nicht begrenzt; das Erlösungswerk des Sohnes ist ja allumfassend. Aber gott trifft im Volke Israel, Seinen Auserwählten, die Vorbereitungen, um durch sie später die anderen zu erreichen; es soll ja alles unter ein Haupt zusammengebracht werden (Eph 1:9). Auserwählung hat es immer mit D i e n s t zu tun. Denken wir an Paulus:

“Ich erdulde alles um der auserwählten willen“ (2tim 2:10).
“Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch“ (Kol 1:24).

Aber alle drei Gruppen von Auserwählten bilden auch wieder eine Einheit; wir dürfen das erkennen aus Hos 2:21
„Und es wird geschehen an jenem Tage, da werde ich erhören, spricht Jahwe: Ich werde den Himmel erhören, und dieser wird die Erde erhören“.

Auch 1Kor 1:2 weist darauf hin:

a) Geheiligte in Christo Jesu - Allerheiligstes
b) Berufene Heilige - Heiliges
c) die den Namen des Herrn anrufen - Vorhof

In den Korintherbriefen sind sie zusammengefasst unter „Versammlung Gottes“, die im AT die „Versammlung Jahwes" ist.

Weiterführung für Wortverwurzelte

Nun ist die allgemeine Auffassung der christenheit, dass Paulus als Völkerapostel die Weltvölker aufgesucht und ihnen das Evangelium gebracht hat. Zunächst fragen wir uns einmal, warum ging Paulus nicht zu den Nachbarn Israels, so z.B. zu den Philistern, oder den Israel verwandten Völkern wie den EDomitern (Esau), Midioaniter, Amalekiter, Moabiter, Ammoniter, Ismaeliter (Araber)? Von letzterem lesen wir in Gal 4:30:

„Stoße hinaus die Magd mit ihrem Sohn; denn der Sohn der Magd soll nicht erben mit dem Sohn der Freien“. d. i. Isaak, im Vorbild s. 1Mo 21:10.

Wenn noch nicht einmal der leibliche Sohn Abrahams (Ismael) von der Hagar mit Isaak (Vorbild auf Christus) erben soll, und Ismaels Nachkommen sind sehr zahlreich, wieviel weniger die Weltvölker, im Blick auf Israel. Welche Feindschaft besteht heute noch zwischen den beiden Völkern, wie bewaffnet stehen sie sich gegenüber. Würden wir Nasser einmal auf die dem Volke Israel gegeben Verheißungen hinweisen, der würde uns nur auslachen.

Paulus schreibt nun aus der Gefangenschaft verschiedene Briefe. Außer dem Philipperbrief gehen der Epheser-, Kolosser- und Philemon-Brief nach Asien. Wie wir aus diesen Briefen ersehen, schreibt Paulus nicht an ihm völlig fremde Leute, er kannte vielmehr diemeisten (Kol 2:1), er hatte doch unter ihnen gewirkt. So schreibt der verschiedentlich: „Wie ihr gehört habt“, „wie ihr zuvor gehört habt“. In Ephesus verweilte er 2 Jahre, außerdem eine zeitlang in Asien (Apg 19:10; Apg 22:26; 1Kor 16:19; 2Kor 1:8).

Nun haben eine Reihe von Glaubenden bereits erkannt, dass Paulus auf seinen reisen die Glieder seines Volkes aufgesucht hat, „die zerstreuten Kinder Gottes“ (Joh 11:52), zu denen auch die „Griechen“ gehörten (Joh 7:35). Wir fragen: geht nun der Dienst des Apostels Paulus auf einmal in und nach der Gefangenschaft auf die Weltvölker, die Nichtisraeliten über? Paulus pflegte nicht nur brieflichen Verkehr mit den Gemeinden in Asien und anderen, sondern er wurde auch besucht (Tychikus, Philemon, Aristarchus, Markus, Justus, Epaphras, und zuletzt Timotheus). Auf diese Weise erfuhr er, wie es um die Gemeinden stand. Greifen wir die Gemeinde in Kolossä heraus. Was hatten Paulus und die bei ihm waren gehört nach Kol 1:4-8?

“von ihrem Glauben in Christo Jesu,
von der Liebe zu allen Heiligen,
von der wohlverwahrten Hoffnung in den Himmeln (Christus),
die Gnade Gottes hatten sie in Wahrheit erkannt,
die Liebe im Geiste war bei ihnen vorhanden“.

Das waren die Voraussetzungen, um diese heiligen und treuen Brüder weiterzuführen; sie waren also in der Gnade und der Erkenntnis, wie auch im Glauben, gewachsen. Und nun erbittet Paulus noch mehr für sie, kann ihnen noch mehr von dem Reichtum Christi mitteilen, so auch vom „Geheimnis des Christus“. Bezüglich ihres Herkommens ist dabei darum auch von Beschneidung und Vorhaut die Rede: „In der Beschneidung des Christus, mit iIhm begraben ... mitauferweckt“. Vielleicht haben diese Gläubigen an ein Wort aus 5Mo 30:6 gedacht, wo es heißt:

„Und Jahwe, dein Gott wird dein Herz und das Herz deiner Kinder beschneiden, damit du Jahwe, deinen Gott, liebest mit deinem ganzen Herzen“.

Der Epheserbrief ist ein Brief ähnlichen Inhalts, auch er ging nach Asien. Er dürfte, wie auch der Kolosserbrief ein Rundbrief gewesen sein, denn beide Briefe waren gerichtet an die „Heiligen und Treuen“; es waren also die Vollkommenen oder Gereiften, die aufgrund ihrer Berufung aufnahmefähig waren, um tiefer in die Gottesgedanken eingeführt zu werden, - und um das Wort Gottes zu vollenden (Kol 1:25).

Aber bei alledem lesen wir in diesen Briefen auch vom Reich:
„Denn dieses wisset, dass kein Hurer oder Unreiner oder Habsüchtiger ... einErbteil hat im Reiche Christi und Gottes“ (Eph 5:5).

Ähnlich drückt sich Paulus in Kol 3 aus:
„...um welcher Ursache willen der Zorn Gottes kommt über die Söhne des Ungehorsams“ (Kol 3:5-6).

Diese Söhne des Ungehorsams dürften in erster Linie die ungläubigen Juden sein, die Gefäße die zubereitet sind zum Verderben (Röm 9:22 und Röm 15:31).

In Kol 4 nennt Paulus einige seiner Mitarbeiter und sagt von ihnen:

“Diese allein sind Mitarbeiter am Reiche Gottes, die mir ein Trost gewesen sind“ (Kol 4:10-11).

Was hätten die Vollheiden (im Gegensatz zu den verheideten Israeliten) auch mit den Briefen solche tiefen Inhalts anfangen können? Aber bei denen, die bereits gehört hatten - in Asien, waren die Voraussetzungen zum Verständnis gegeben.

Gott und die Fernen Seines Volkes

So erscheinen in der Schrift, besonders im NT die abgefallenen Glieder des Volkes, die Gesetzlosen, als „aus dem Volke ausgerottet“, wie es Jahwe schon zu Abraham gesagt hatte, und es auch im Gesetz festgelegt war. Sie wurden den Nationen gleich (Jes 63:19), und werden einfach Nationen genannt, aber es sind die Nationen aus dem Samen Abrahams. Am weitesten in der Gottesferne dürften sich die Stämme Dan und Ephaim bewegen. Ersterer fuhr ja schon zu Richterzeit im Mittelmeer umher (Ri 5:17), wo Dan z. B. vielen Flüssen, besonders denjenigen, die ins Schwarze Meer fließen den Namen gegeben hat (Donau, franz. Danube, Don, Donez, Dnejstr. Dneijpr; auch Danzig und Dänemark (Danmark) dürften an den stamm Dan erinnern, der überall, wo er hinkam seinen Namen hinterließ. So vermischten sie sich mit den Völkern und lernten ihre Werke (ps 106:35; Hos 7:8). Ferner: „Ephraim jagt dem Ostwind n ach“, also in Richtung Westen (Hos 12:2).

Die beiden genannten Stämme waren die Hauptvertreter des Götzendienstes in Israel. So lesen wir z. B. von Ephraim: „Ephraim ist mit Götzen verbündet, lass ihn gewähren“ (Hos 4:17). Ephraim im weiteren Sinne bedeutet aber auch „Haus Israel“, das Zehnstämmevolk.

Aber Jahwe, wer ist das anders als Christus, hat auch sie nicht vergessen. „Wird etwa ihr Unglaube Gottes Treue aufheben“? (Röm 3:3). Und im Blick auf Sein Volk „währt Seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht“ (Ps 100;5; Ps 119:90). Beachten wir auch, dass Joseph/Ephraim das Erstgeburtsrecht zugesprochen wurde (1Chr 5:2; Jer 31:9). Und trotz allem Versagen Ephraims lesen wir von Josef und seinen Nachkommen: „Hirte Israels ... der du Joseph leitest wie eine Herde“ (Ps 80:1). Sollte wirklich dieser Hirte Israels, der Sich Selbst der gute Hirte nennt, dieses Leiten für mehr als 2000 Jahre eingestellt haben? Über den Sohn Josephs ist gesagt: Ephraim ist die Wehr meines Hauptes“ (Ps 60:7; Ps 108:8).

Nur in den beiden Psalmstellen erscheint das Wort „Wehr“ in der Schrift (Elberf.) Hier liegt zweifellos ein tiefer Sinn verborgen, mach denke an Eph 6:13.17.

So erkennen wir auch unter „den Fernen“ in Eph 2:17 nicht die Weltvölker, sondern die vom Gesetz abgefallenen, in der Gottesferne lebenden Glieder Seines Volkes. Im besagten Vers heißt es:

„Die Frucht der Lippen schaffend, spricht Jahwe: Friede, Friede den Fernen und Nahen, und ich will es heilen“ (es = Sein Volk).

Hier ist auch an Dan 9:7 zu denken, wo es wörtlich heißt: „Dein, o Herr, ist die Gerechtigkeit, unsere aber die Beschämung des Angesichts; der Männer von Juda und der Bewohner von Jerusalem, und des ganzen Israel, der Nahen und der Fernen, in allen Ländern, wohin Du sie vertrieben hast ...“

Zur Zeit Jesu waren die Juden die Nahen und die unbeschnittenen Glieder des Volkes, die Gesetzlosen, die Fernen. Dass es sich in den beiden Versen nicht um die Nationen als Weltvölker handelt, sondern um Glieder Seines Volkes, geht sehr deutlich aus den vorhergehenden Versen, wie überhaupt aus dem ganzen Kapitel, hervor. Hierzu einige Worte:

„Seid ihr nicht Kinder des Abfalls, ein Same der Lüge ...“ (Jes 57:4b).

„Durch die Weite deines Weges bist du müde geworden“ (Jes 57:10).

„Seine Wege habe ich gesehen und werde es heilen“ (Jes 57:18), und ich werde es leiten und Tröstungen erstatten ihm und seinen Trauernden.“

Denken wir hierbei auch an Jes 40:1ff.

Leider nimmt man Israel immer die ihm gegebenen Verheißungen und überträgt sie auf die Weltvölker, obgleich in Röm 9:4 unmissverständlich Jahrzehnte nach der Kreuzigung gesagt ist „Israeliten, deren die Sohnschaft ist ... und die Verheißungen“.

So waren die Glieder des ehemaligen Nordreiches, die 10 Stämme, dem Bürgerrecht Israels entfremdet (Eph 2:12) und Fremdlinge geworden betreffs der Bündnisse der Verheißung. Bezüglich "entfremdet“ verweisen wir noch auf Hi 19:13 und Ps 69:8. Hier geht auch hervor, dass sowohl Hiob als auch David ihren Brüdern, Verwandten, Bekannten entfremdet waren. Das Wort „entfremdet“ gewinnt so recht seine Bedeutung, wenn wir uns daran erinnern dass die abtrünnige Israel (Jer 36-8) einen Scheidebrief von Jahwe, ihrem „Mann“ erhalten hatte, also aus dem „Eheverhältnis“ entlassen war. Diese Entlassung wird uns in Hos 1 bestätigt, wo wir lesen, dass Haus Israel „Nicht-Geliebte“ und „Nicht-mein-Volk“ wurde, wohingegen wir in Hos 1:7 des gleichen Kapitels lesen: „Aber des Hauses Juda werde ich mich erbarmen“. Nach der Rückkehr aus Babel versuchten die Juden mit allem Ernst nach dem Gesetz zu wandeln, und der Messias nannte den Tempel noch „das Haus meines Vaters“. Dieser Volksteil besaß also noch das Bürgerrecht Israels, wohingegen die 10 Stämme durch den Scheidebrief diesem Bürgerrecht Israels entfremdet waren. Ist das so schwer zu fassen?

Lies weiter:
3. Der verlorene Sohn findet heim