Eine schockierende Erfahrung

Aus Bibelwissen
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aus "Ich will hören, was Gott sagt" (H.Schumacher)


"Ich lebte einst ohne Gesetz; als aber das Gebot kam, lebte die Sünde auf; ich aber starb, und das Gebot, das zum Leben gegeben war, gerade das erwies sich für mich als todbringend." (Röm 7:9.10)


Das Kapitel Röm 7 hat schon vielen Auslegern Not bereitet. Wie kommt es, dass auf die sieghaften Aussagen in Röm 5 und Röm 6 von der Übermacht der Gnade über die Sünde nun solche jammervollen Töne folgen? In Röm 7:24 ruft Paulus sogar: "Ich elender Mensch! Wer wird mich aus diesem Todesleib erretten?" Das sind "zwei der inhaltsvollsten und tiefsten Verzweiflungsschreie der Menschheit!" (Jakob Kroeker). Zeichnet Röm 7 das Bild des christlichen oder des vorchristlichen Lebens? Spricht Paulus hier von seinem Leben vor oder nach seinem Zusammbruch auf dem Weg nach Damaskus?

Hier ist jedenfalls von einer schockierenden Erfahrung die Rede - von der Erfahrung eines frommen Menschen unter Gesetz. Er ist gutwillig und möchte Gottes Gesetz wirklich halten. Und nun stellt er plötzlich fest: Das kann ich ja gar nicht! Je ernster ich es mit den Geboten Gottes nehme und je aufrichtiger ich bin, desto mehr empfinde ich sie als Zwang und Last. Ja, in meinem Innern regt sich Widerstand.

Wenn Kinder im Wald spazieren gehen und es kommt plötzlich ein Abzweigung nach links, so muss sie das nicht sonderlich interessieren. Steht aber an der Abzweigung ein Schild mit der Aufschrift: "Betreten streng verboten!", so wird dieser Weg auf einmal interesssant. Was mag da nur sein? Wollen wir nicht mal nachsehen? Verbotenes reizt.

So macht jeder aufrichtige Fromme früher oder später die Entdeckung: Die Gebote sind mir zwar zum Leben gegeben; ich kenne sie und will sie auch befolgen, kann es aber nicht. Denn in meinem "Fleisch", in meiner Ichnatur, regt sich Widerstand. So kommt es zum erbitterten Kampf zwischen Fleisch und Geist und ich erlebe viele Niederlagen. Das zum Leben gegebene Gebot (das der Sänger des Ps 119 rühmt und preist) erweist sich für mich als todbringend!

Nein, Röm 7 beschreibt nicht das Leben des gläubigen Christen! Wir müssen bei dieser Erfahrung nicht stehen bleiben, besser gesagt: liegen bleiben. Auf Röm 7 folgt Röm 8. Da wird uns der Weg gewiesen zu einem sieghaften Leben im Geist.