Wegstärkungen

Aus Bibelwissen
Version vom 11. April 2021, 17:31 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (= Erst das Haupt, dann die Glieder)

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis des Buches:
Kapitel davor:
13. Kreuzestrost für den Heiland Mt 15:21-28 (1926))

In Bearbeitung:

14. Wegstärkungen

Mt 17:1-9

Unsere Geschichte teilt Wegstärkungen aus. Der Heiland selbst erhält die allerkräftigsten Erquickungen für Seinen kommenden Leidensweg; die Jünger, die mit Ihm waren, erhalten unvergängliche eindrücke ewigen Lebens; und die erwarteten Geister des Totenreiches erhalten ein Labetrunk, weil sie wissen und sehen, dass ihr Todverhaftung bald ein Ende habe. Wo so viel Trost und Kraft der Ewigkeiten fließt, werden auch wir nicht leer ausgehen, wenn wir uns mit Ihm im Glauben auf den Berg stellen. Wegstärkung tut uns allen not - sie ist auch für alle Gläubigen da.

Jesus mit den Dreien auf dem Berg

Der Herr war offenbar sehr gedrückt, als Er mit den Dreien, Petrus, Jakobus und Johannes, den Berg bestieg. Auf einen hohen Berg ging Er. Ganz entrückt den Menschen und Verhältnissen wollte Er sein. Darum konnte Er selbst die übrigen Neune der Apostel dabei nicht brauchen. Die drei und Jesus auf hohem Berge, das erinnert gar sehr an Gehtsemane. Der Heiland hat sichermehr wie e i n e Gethsemane-Stunde durchgekämpft, wenn auch die letzte, ausführlich in der Schrift erzählte, die tiefste und schwerste war. Der Herr befindet Sich in unserer Geschichte auf dem Wege nach Jerusalem. Er weiß Sein Ende dort. Es steht Ihm lebhaft im Herzen. Darum reden auch Mose und Elias, welche Ihm erscheinen auf dem Berge, von dem Ausgang, welchen Er nehmen sollte in Jerusalem. Der Herr musste Sein freies und freiwilliges Hingehen erkämpfen. Darum erzählt uns Lukas, der Herr sei auf den hohen Berg gegangen, um zu beten.

Schmach, Kreuz und Tod rückten immer furchtbarer heran in greifbare Nähe. Und sie ergriffen Ihn. Und Er brauchte viel geistliche Kraft. Darum legte Er Sich in der Einsamkeit vor den Vater. Der Glaube braucht für seine schwersten Kämpfe die Einsamkeit. Gottleben ist viel einsam mit Gott. Menschen-Gemeinschaft im Glauben ist gut und köstlich; aber Gottgemeinschaft in der Einsamkeit ist das Notwendigere. Der geistgesalbte Schwabe Kolb sagt: „der Umgang mit geistlichen Menschen macht geistlich. Der Umgang mit Gott macht göttlich.“ Der Glaube hat immer viele allein Dinge; die kann er mit niemandem besprechen, als mit dem Herrn allein. Das Leiden des Heilandes war auch Seinen liebsten Jüngern, zu der Zeit, in welche unsere Geschichte fällt, noch etwas Fremdes und Befremdendes. Hier war der Herr ganz auf den Vater angewiesen. Vor Ihm und in Ihm kämpft Er auf dem hohen Berge. Kraft braucht Er, Stärkung braucht Er auf dem Weg.

Die Verklärung Jesu

Da, siehe, während Er betet, wird Er auf einmal anders. Licht bricht durch über Seine ganze Gestalt. Im Gesicht fängt’s an. Das leuchte immer heller, schließlich wie die Sonne. Und über den ganzen Leib, ja durch die Kleider hindurch, dringt die Verklärung. Eine Lichtgestalt voll göttlichen Glanzes steht da. Die Jünger staunen und erschrecken. Von innen heraus kam der Glanz, nicht von oben her. Von oben her kommt erst später die Lichtwolke. Das in Jesu wohnende Geistesleben bricht hindurch. So herrlich, wie Er jetzt äußerlich ist, war Er innerlich schon lange. Da war keine Sünde. Ein lichtklarer Sohn war Er auch im Sündenleib. Seine Lichtverklärung ist die Erscheinung Seiner Sündlosigkeit. Ob Er wohl zum Tode ging - an Ihn hatte Tod keine Macht. Er konnte ausbrechen und ins Himmlische eintreten, ohne Tod. Sein Tod ist freie Liebeshingabae. Welch eine Wegstärkung war dieser Lichtesdurchbruch für den Sohn. Reiner, voller ganzer Ewigkeitsgenuss; ein Anziehen der von Ihm vor Grundlegung der Welt besessenen Herrlichkeit in einem Vorgeschmack. Daheim, ganz daheim war Er einmal wieder, nach der langen Erniedrigung im Fleischesleibe. Ja, Ihn konnte auch der Kreuzes- und Todes-Gang nicht dauernd trennen vom Heiligtum des Lichtes. Da gehört Er hinein, das war Sein eigentliches Lebenselement. - Und ob Er auch eine Weile es missen musste um der Versöhnung und Erlösung der Welt willen: diese Verklärung zeigt Ihm das Ziel danach. d Dieser Leib verweste nicht. Der trug eine solche Lichtes- und Wahrheits-Fülle in sich, dass er reif war für Verklärung. Die Lichtsgestalt des Heilandes, auf dem hohen Berg zeit Seine Reife an Allenthalben versucht, hatte Er allenthalben überwunden. Nun war’s reif. Der Leib konnte durchklärt werden. Er konnte getrost in den Tod. Er hatte die Wegstärkung nun empfangen.

Der Erstling Christus

Aber auch die Jünger. Wenn sie es auch nicht völlig verstanden. Den Eindruck des sündlosen, ewigen Herrn, den hatten sie wieder. Petrus hat diese Lichtgestalt nie wieder vergessen. Als alter Mann, der seine eigene Hülle bald ablegen musste, erzählt er uns im zweiten Petrusbrief von dieser Stunde. Für seinen ganzen Lebensweg war ihm diese Feierzeit auf dem Berge Kraft und Leben. Den andern sicher auch. Sie hat ihn mit durchgetragen durch Gethsemane und Golgatha; sie war ihm Stärkung, als die Ablegung der eigenen Hülle in gräßlichem Tode ihm bevorstand. Und w i r s e h e n den Sündlosen. Wir sehen, wie Er nicht sterben musste um der Sünde willen am eigenen Leibe, sondern wie Er starb um unserer Sünde willen. Wir wissen aber auch, dass durch den Heiligen Geist, den Er den Gläubigen gibt, dasselbe Lichtleben sich in uns uns an uns entfaltet. Freilich geht es bei uns nur durch die Vergebung und Reinigung der Sünden hindurch. Aber die haben wir ja in Seinem Blute. Und das ewige Leben, das haben wir ja auch in Ihm. Darum wird durch Seine Gnade die Lichtherrlichkeit in gleicher Weise, bei einem jeglichen nach seiner Stufe, durch unsere sterblichen Leiben brechen. Er wird den Leib unserer Nichtigkeit verklären, dass er gleichgestaltet werde Seinem verklärten Leibe. Wir schreiten Tag für Tag Tod und Grab näher entgegen. Wer aber in Ihm ist, der ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Im verklärten Erstling ist unsere Lichtgestalt garantiert, und im Glauben schreiten wir gestärkt und aufgerichtet von dem hohen Berge wieder hinein ins Leben. Wir tragen im Heiland einen Schatz in zerbrechlichen Gefäßen. Und wenn Er offenbar werden wird, dann wird auch dieser geschenkte Schatz voll offenbar werden.

Mose und Elias

Mit Seiner Verklärung ist der Herr hineingetreten in die Gemeinschaft der unsichtbaren Welt. Als der Erstling im Vorgeschmack die Herrlichkeit anzog, da bebte und wankte es im Totenreich. Als der Erstling im Vorgeschmack die Herrlichkeit anzog, da bebte und wankte es im Totenreich. Sie spürten es alle, sonderlich die glaubend Wartenden, dass die Stunde des Zerbruchs der Totenwelt heranrückte. Und die zwei Größten und Gewaltigsten durften herüber und mit dem lichtverklärten Herrn reden Moses und Elias erschienen. Die zwei Hauptvertreter der wartenden Gemeine: Gesetz und Prophetie, zwei Ölbäume - die kamen. Sie kamen aus dem Totenreich. Auch ein Moses und Elias müssen im Totenreich warten, bis der Eine, der Herr, den Tod durchbrochen hat. Der Erstling ist und bleibt Christus; danach erst kommen, die Ihm angehören. Auch die auffahrt im feurigen Wagen erlöst nicht vom Tode. Sie hat Elias dem leiblichen Tode enthoben, aber im Totenreich musste er warten. An einem seligen Ort des Totenreichs natürlich Das Totenreich hat viele verschiedenartige Orte. So müssen ja auch alle, die jetzt sterben, auch wenn sie fromm waren, ,warten im Totenreich auf ihre Stunde und Ordnung der Auferstehung, sei es im tausendjährigen Reich, wie die frommen Juden; oder am jüngsten Gericht, wie die aus den Nationen. Direkt durchs Totenreich hindurch zu Jesus können nur die Neugeborenen, die Glieder am Haupt dringen.

Die Verklärung Jesu bewegt die Geister im Totenreich aufs tiefste. Darum dürfen die beiden kommen. Sie bleiben aber noch unter dem Tode und gehen wieder zurück an ihren Ort, bis nach der Auferstehung des Herrn. Dort erst brechen Leiber der Heiligen hervor und erscheinen Vielen in der heiligen Stadt. Aber trotz dieser Beschränkung, die noch auf ihnen lag, die in gewissem Sinn auf dem Heiland lag - denn auch Er musste wieder zurück - trotzdem war es herrlich, als die Zwei mit den Heiland sprachen. Es war so köstlich und lieblich - ja, wo Sünde und Tod nicht herrscht, da ist es schön - dass Petrus in seliger Wonne Hütten bauen wollte: Jesus eine, Mose eine und Elias eine. Ach, was hätte er wieder angestellt, der liebe Petrus, bei höchster und edelster Begeisterung! Was wäre geworden, wenn dieser Petruswunsch ausgeführt worden wäre. Hat er gar nich an seine Mitjünger auf Erden gedacht, von allen Menschen ganz zu schweigen? Wie ist doch auch das edelste, menschliche Denke und Wollen so kurzsichtig und verkehrt! Wie sind wir in uns selbst so töricht! Darum machen auch die Größten in der Welt so viele Torheiten, und alles zerbricht, was sie schaffen. Auch die frommen Leute machen lauter Törichtes, wenn sie nicht in Ihm erfunden werden. Herr, erbarme Dich unser!

Stärkung auf dem Berge

Aber trotz der Torheit des Petrus, von dem ein Evangelist sagt: „Er wusste nicht, was er redete“ - war es doch voller Stärkung auf dem Berge. Der Heiland sah, wie die drüben auf Ihn warteten, und wie sie auf Seinen Tod, auf Sein sieghaftes Kommen ins Totenreich warteten. Die Beiden mögen dem Herrn wohl gesagt haben: Gehe nur hin, und nimm den schweren Ausgang zu Jerusalem. Sieh her - die Frucht! Uns alle musst Du erlösen. Und uns alle musst Du rechtfertigen, die wir ja auf Vorstufen zu Dir gestanden und von Dir gezeugt. Du darfst uns nicht sitzen lassen. Gehe nur getrost hinein - der Sieg ist groß und schön. Das war eine Stärkung für den Herrn, dass Er auch die jenseitigen Kreise in einer Abordnung vor Sich sah. Die ganze seitherige Offenbarung stand vor dem Herrn Und dieser Mose war treu gewesen in S e i n e m Hause; wie musste da der Heiland vollenden, was zu Seinem Hause gehörte. Die ganze Größe und Weite Seines Versöhnungswerkes stand vor Ihm. Ach, drunten im Tale, unter den vielen Menschen mit ihren kleinen Interessen, da konnte und kann einem so leicht der große, weite Umblick verloren gehen. Hier oben auf dem hohen Berge, da gab’s weite Schau. Der Himmel offen; das Diesseits in den drei Jüngern, die Totenwelt in Mose und Elia vertreten; und zwischen drin der verklärte Sohn Gottes.

Ja, wir begreifen dich Petrus, dass es da köstlich war. Wie mag des Heilands Herz sich geweitet haben in heiliger Liebe! Die Willigkeit, zu leiden und zu sterben, empfing die mächtigsten Antriebe. Aber auch die beiden Gesandten des Totenreichs, die beiden Vertreter der seither gelaufenen Offenbarung, sind jedenfalls innigst gestärkt worden. Sie sehen den Gottessohn willens, alles auf Sich zu nehmen. Wie mögen sie drüben verkündigt haben: haltet aus - über ein Kleines, und wir haben die Erlösung durch Sein Blut! Und die Jünger, sie bekamen einen Vorgeschmack vom Königreich Christi. Sie erlebten hier etwas von der Auferstehung der Gerechten. Sie sahen den großen Tag in einem Vorgeschmacks-Anbruch, wo die Heiligen hüben und drüben im Verein die Königsherrschaft Jesu verkündigen. Beim Anbruch des Königreichs Christi werden ja alle Heiligen des Alten Bundes auferstehen und als Weib des Königs oder als Knechte des Königs ihren Dienst antreten. Er ist der wahrhaftige Messiaskönig, der verheißene - denn sie kommen ja - die Ihn verheißen haben, und reden mit Ihm - so sehen’s die Jünger. Ihr Herz wird alle die Fülle kaum gefasst haben, aber es war sehr gestärkt in Glauben und Hoffen.

Stärkung für die Gläubigen