Kreuzestrost für den Heiland

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
12. Die Passion Jesu unter der Masse Joh 6:1-15 (1922)

13. Kreuzestrost für den Heiland

  • Mt 15:21-28 (ELB) Und Jesus ging von dort weg und zog sich in die Gegenden von Tyrus und Sidon zurück; (22) und siehe, eine kanaanäische Frau, die aus jenem Gebiet herkam, schrie und sprach: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen. (23) Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Und seine Jünger traten hinzu und baten ihn und sprachen: Entlaß sie! Denn sie schreit hinter uns her. (24) Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. (25) Sie aber kam und warf sich vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! (26) Er antwortete und sprach: Es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hunden hinzuwerfen. (27) Sie aber sprach: Ja, Herr; doch es essen ja auch die Hunde von den Krumen, die von dem Tisch ihrer Herren fallen. (28) Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter war geheilt von jener Stunde an.

Jesus und ein kanaanäisches Weib

Wir treffen den Herrn heute in tiefem inneren Zerbruch, sehen aber auch, wie der Vater Ihn wunderbar tröstet durch ein kananäisches Weib.

Der Herr ist im Vorausgehenden mit den Pharisäern und Schriftgelehrten von Jerusalem zusammengestoßen. Ihre äußere Gesetzlichkeit ohne inneres Ewigkeitswesen hatte sich an Ihm, und Er hatte Sich an ihr gestoßen. Ihre Gesetzesauflagen, mit welchen sie die Leute quälten noch übers Gesetz hinaus, waren ihnen so wichtig, dass sie mit dem Herrn darüber Streit anfingen. Was hat doch der Herr mit diesen gesetzlichen Leuten ohne Innenleben, mit dieser Formen-Frömmigkeit ohne Inhalt für einen Kampf! Wie hat auch der Apostel Paulus ein gut Teil seines Lebens kämpfend daran verzehren müssen! Heute ist die Linie vielfach verwischt. Die in sich braven ehrbaren und rechten Leute werden vielfach für die Kerntruppe des Christentums gehalten. So sehr sind wir gesetzlich verschoben. Eine Menge auch unserer Stundenleute ist gesetzlich brav und läuft in gesetzlichen Linien; sie sind nicht, wie die draußen, aber sie sind nicht gottgeboren. Das merkt nur, wer aus Gott ist. Sobald die Gottes- und Lebenslinien auf sie stoßen, begehren diese Frommen auf und werden feindselig. Selig, wenn du etwas von ihrem Gegensatz weißt! Schriftgelehrsamkeit ist gar manchmal, wie zu des Heilands Zeiten, mit dieser Art Frömmigkeit verbunden.

Der Herr kam in tiefe innere Leiden durch diese Männer. Er muss schließlich dem armen Volke (Mt 15:14) zurufen: „Lasset sie fahren, sie sind blinde Blindenleiter. Fürwahr ein hartes Gerichtswort! Wie mag’s den Heiland geschmerzt haben, dass Er es sagen musste! Ach, wie traurig! Das betörte Volk hat nicht s i e fahren lassen, sondern I h n ! Es war aber auch natürlich; denn Natur liebt Natur. Die Welt hat das Ihre lieb. -

Selbst die erwählten Apostel verstanden den Herrn nicht. Er muss ihnen zurufen: „Seid ihr denn auch noch unverständig?“ Da stand der Herr mit Seinem Kindschaftsleben ganz allein mitten unter Schriftgelehrten, unter strengen Pharisäern und unter Aposteln. Sehet hier die Stellung der Gottgeborenen. Ganz allein! Mit tiefem Schmerz!

Den Heiland hat es innerlich so tief bewegt, dass Er hinausging aus dem jüdischen Lande, heraus aus all den Menschen, und entwich in die Grenzgebiete von Tyrus und Sidon. Er entwich nicht im Eigenwillen, Er entwich nicht aus Kreuzesscheu, Er entwich im Einverständnis mit dem Vater und weil Er eine innere Gemeinschaft nunmehr brauchte zur Stärkung in Seinem Leid. Wir sehen, des Heilandes ganzes Leben war Passion. Gotteskindschaft ist in der Welt, und ganz besonders i n n e r h a l b der f r o m m e n W e l t, lauter Passion. Auch wir müssen je und je aus allem heraus zu unserem Herrn entweichen. Wo ist der Platz deiner Entweichung? Wir wollen nicht fliehen, was uns kreuzesmäßig auferlegt ist; aber wir wollen uns stärken im Herrn, dass wir wieder überwinden können. Und darum entweichen wir je und je. Man kriegt zuzeiten sich und alle Menschen so schwer auf, dass man den Herrn allein braucht, alles wieder tragen zu können. So entwich Jesus in tiefer, innerer Passion.

Es war Ihm aber, nach des Vaters Willen, wenig Raum vergönnt. Nicht nur, dass der Heiland die Zwölfe noch bei Sich hatte; gar bald, als die heidnischen Grenzen sich nahten, erhob sich ein großes Geschrei. Ein kanaanäisches Weib rief: „Ach Herr, Du Sohn Davids, erbarme Dich meiner! Meine Tochter wird von Dämonen geplagt!“

Von Dämonen geplagt

Die ganze Welt, was nicht errettet ist, liegt unter der Herrschaft Satans und damit seiner Finsternisengel, der Dämonen. Die Welt ist dämonisch geplagt. Hinter allem Götzendienst und allen Götzen stehen die Dämonen. Die Welt ist dämonisch geplagt. Die heidnischen Völker wissen das wohl; darum suchen sie auch auf die verschiedenste Weise die Dämonen zu versöhnen und günstig zu stimmen. Dämonenfurcht ist das Grundkennzeichen alles natürlichen Wesens und Lebens. Auch die sogenannten kultivierten Völker, welche auf der Oberfläche über solchen „Aberglauben“, wie sie sagen, lachen, und welche lachend die Dämonen leugnen, stecken in der Tiefe voller Dämonengebundenheit und Dämonenangst. Wir haben alle eine Zeit unseres Lebens gehabt, wo wir geisterfürchtig waren. Die große Mehrzahl bleibt’s lebenslang. Spiritismus, Okkultismus, Gesundbeten und vieles andere mehr, wie Tage, Orte, Zahlen glauben - das gehört alles zum Dämonenwesen.

Die großen d i e s s e i t i g e n Geistesbewegungen, welche Millionen plötzlich ergreifen, sind auch nur vom Dämonenwesen aus zu begreifen. Das kanaanäische Weib kannte die Dämonen wohl. Ihre Tochter war sehr geplagt: gemütskrank oder besessen oder körperlich geschlagen, wir wissen’s nicht. Ihr Schreien vertiefte des Heilands Leid. Sein Feind Satan mit seinen verführten Engelscharen stand wie höhnend vor Ihm. Dämonen grinsten Ihn an. Er sah ja durch zu ihnen und kannte sie. Er hatte sie ja einst als gute Engel geschaffen. Ihre Werke nun nach ihrem Fall zu zerstören, war Er ja gekommen. Aber da musste Er zuerst sterben und wieder auferstehen, um sie ihrer Macht zu entkleiden. Sein Todesweg stand vor Ihm. Heiliges Weh über die gebundene Menschheit erfüllte Ihn. Seine Passion vertiefte sich.

Jesu Passion vertieft sich

Und sie vertiefte sich noch mehr durch den Ruf des Weibes. „Herr, Du Sohn Davids, erbarme Dich meiner!“ Wie, hörte der Herr recht? „Du Sohn Davids!“ Das war eine Frau, die war im Geiste auf den Boden der Offenbarung übergetreten. Sie kannte die Hoffnung des Davids-Sohnes. Sie glaubte, dass im Messias aus Davids Stamm auch den Heiden das Heil kommen würde. Und sie glaubte, dass Jesus dieser Davids-Sohn sei. Wie das die Passion des Herrn vertiefte! Vor dem jüdischen Schriftgelehrten und strengen Gesetzes-Menschen entwich Er - und ein heidnisches Weib bekannte sich zu Ihm. Und durch den Unglauben des erwählten Volkes wurde die Errettung der Nationen vom Dämonen-Fluch aufgehalten. Das jüdische Volk sollte das ersterrettete sein. Nahm es Ihn nicht an, so konnte das Heil nicht in die Völkerwelt, nämlich nicht in die g a n z e Völkerwelt. Die Rettung der einzelnen Gemeine-Gläubigen ist ja etwas anderes, als die Rettung der Völkerwelt. Die Völkerwelt blieb unter dem Gesetz der Sünde und des Todes, wenn die Juden den Davids-Sohn verwarfen. Darum ist sie auch bis heute darunter geblieben. Wie das den Sohn Gottes schmerzte! Sein Weh fraß so an Ihm, dass Er kein Wort sprechen konnte. Still, in Sich versunken, ging Er dahin. Gottes Weh ist doch das größte. So hat nie jemand gelitten, wie der Sohn Gottes. Als ein rechtes, schweigendes Gotteslamm ging Er dahin. Was nützt es, einer Heidin zu helfen, wenn das Gottesvolk nicht glaubte. Es jammerte Ihn.

Und niemand verstand Sein Kreuz. Die Zwölfe um Ihn hatten keine Ahnung, was die heilige Seele litt, oder besser gesagt, was der Geistesmensch Jesus litt. Als das Weib lange schreit, treten sie zum Herrn, bitten und sprechen: „Lass sie doch von Dir; denn sie schreit uns nach.“ Ach - sie sehen nur das Äußere. Dies schreiende Heidenweib ist ihnen so unangenehm, wie es ihnen einst die Frauen waren, welche die Kinder zu Jesu brachten. Von der P a s s i o n des Heilandes, von der tiefen inneren Ursache Seines heiligen Schweigens haben sie keine Ahnung. Sie waren sehr blind. Welch eine Vertiefung des Schmerzes des Herrn war doch die Bitte der Jünger!

Der natürliche Mensch

Der natürliche Mensch haftet immer am Äußeren. Ihm fehlt der geistliche, der innere Sinn. Für die n a t ü r l i c h e n inneren Bewegungen kann ein zartfühlender Mensch einen Sinn haben. Wir empfinden solche Menschen in manchen Lagen als eine Wohltat, sie sind verständnisvoll. Für g e i s t l i c h e , e w i g e innere Bewegungen, wie sie Jesu Herz erfüllten, hat der natürliche Mensch durchaus gar kein Verständnis. Hier heißt es: „Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes.“ Wie die Erscheinungen des Lebens auf geistliche Menschen wirken, was bei ihnen innere Freude, was Leid auslöst, davon haben die natürlichen Menschen keine Ahnung. Das ist immer umgekehrt wie bei der Welt. Darum hat es bei der natürlichen Apostelschar auch so oft geheißen: Sie vernahmen aber der keines. So haben sie mit ihrer Bitte des Herrn Herzenszustand noch beschwert. Ihnen war das kanaanäische Weib eine schreiende Frau, nicht mehr. Dem Heiland war ihr Rufen in damaligen Umständen eine große Passionsvertiefung. Die Jünger aber mit ihrem Haften am Äußeren gaben dem Herrn noch einen Stoß.

Gotteskinder, welche den Geist innwohnend haben, müssen Verständnis für Herzensbewegungen haben. Der Heilige Geist gibt einen stets sich verfeinernden Takt. Nicht nur für natürliche innere Bewegungen, sondern auch für ewige Bewegungen in Menschenherzen haben Geistesmenschen Verstand und Begriff. Hast du davon auch etwas? Das macht manchmal für Gläubige in Christo ein Stück ihres schwersten Leidens, dass ihre natürliche Umwelt für ihre tiefsten inneren Bewegungen gar kein Verständnis hat. So ging’s unserem Herrn auch hier mit Seinen Aposteln. Sie vermehrten Seine Passion.

Jesu Auftrag im Fleisch

Darum darf es uns nicht wundern, dass der Herr eine herbe gesalzene Antwort gibt. Er gibt keine bittere und keine verbitterte Antwort, aber eine gesalzene. Schmerz, Passion ist Feuer, Passion ist salzig. Darum kommt es jetzt salzig aus dem Munde des Herrn: „Ich bin nicht gesandt, denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel.“ Ich kann, Ich darf ja nicht helfen, will der Herr sagen, und gerade ihr armen verlorenen Seelen vom Hause Israel, ihr seid schuld, dass Ich nicht helfen kann, noch darf. Klar und hell nimmt hier der Sohn Gottes den prophetischen Standpunkt ein, klar und hell zeichnet Er uns den Rat Gottes. Wir hören aus Seinem eigenen Munde, wie Seine Sendung ins Fleisch zunächst nur das Volk Israel anging. Darum hat Er Sich auch streng in dessen Grenzen gehalten. Das jüdische Volk aufrufen, seine Berufung und Erwählung festzumachen in Ihm, dem Davids-Sohn und Davids-Herrn, und damit sein, und aller Nationen Heil heraufzuführen, das war des Heilands Aufgabe im Fleische.

Dieses Werk des Herrn zeichnen uns die drei ersten Evangelien und ein großer Teil der Apostelgeschichte. Die endliche Hinausführung dieses Werkes zeichnet die Offenbarung Johannis in ihrem zweiten Teil von Offb 4 ab. Israel retten, Zion verklären, vom verklärten Zion aus dann die Nationen mit Licht erfüllen, das ist der Königreichs-Plan Gottes, darum auch des Sohnes. Das sagt Er uns wenn Er salzig uns zuruft: „Ich bin nicht gesandt, denn allein zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel.“ Zu den Jüngern hat Er dies Wort gesagt. Wenn nur ihr euch, ihr verlorenen Söhne des erwählten Volkes einmal bekehrtet, dann könnte das weitere Heil aufgehen. Aber ihr seid ja so verloren - viel Verlorenere als viele Heiden. Und euer Unglaube bindet euch. Ach, wer bindet Israel heute noch. Wir bitten um Licht für Israel!

Der Glaube des kananäischen Weibes

Das kanaanäische Weib schreit inzwischen kräftig weiter, In ihr wurzelt und lebt, wie sich gleich zeigt, G l a u b e. Der Glaube ist zäh. Es gibt nichts Zäheres, als lebendigen Glauben. Er ist eben aus ewigen Stoff. „Herr, hilf mir!“, so erdröhnt’s wieder an des Heilands Herz. Nun muss Er auch dem Weibe Sich öffnen. Er sieht eine Stunde des Vaters in dem zähen Fortmachen des Weibes. Wo aber der Vater wirkt, da wirkt der Sohn auch. Die Antwort kommt auch salzig, sie kommt aus dem tiefen Passions-Schmerz: „Es ist nicht fein, dass man den Kindern das Brot nehme und werfe es vor die Hunde.“ Jeder nicht geistlich Gerichtete wäre jetzt gegangen. Unerhörte Beleidigung! Angesichts der großen Not der dämonischen Tochter von Hunden zu reden!

Der Heiland nimmt in Seiner Antwort die Anschauung des selbstgerechten Gesetzesvolkes auf, welche alle Nationen für Hunde ansah. Der Heiland hat sie ganz gewiss nicht für Hunde gehalten. Er wollte das Weib, welches diese Volksanschauung sicher kannte, versuchen. Eines aber wollte der Herr sicher dem Weib kundtun: den großen Unterschied zwischen Juden und Nationen. Er nennt die Juden in Seiner Antwort - Kinder. Dies Wort ist hier nicht im Sinne von geistgeborenen Gotteskindern gebraucht, sondern im allgemeineren Sinn. Den Nationen gegenüber ist Israel der erstgeborene Sohn. Den Volksgliedern dieses erstgeborenen Sohnes gegenüber will Gott wie ein Vater sein und sie wie Söhne und Töchter halten. So nennt der Heiland die Juden Kinder. Die Nationen sind die Nachberufenen, die in zweiter Linie Kommenden, die durch die Juden Gesegneten. Der Heiland nimmt den scharfen und auch schiefen Ausdruck versuchend auf und sagt „Hunde". Wir sehen aber das Eine hier ganz klar, dass für den Heiland das Ziel von den Juden zu den Nationen ging. Und so geht es auch. Die G e m e i n e ist etwas ganz anderes. Die ist ja auch aus Juden u n d Heiden auf dem Boden völliger Gleichberechtigung gesammelt; da ist nicht Jude noch Grieche.

Hingeworfen wird das Brot, welches ist das Leben, weder den Kindern, noch den Heiden. Sie müssen das Angebotene bußfertig-gläubig nehmen.

„Ja, Herr!“

Das tut das Weib. Sie gibt eine wunderbare Glaubensantwort. Sie gibt eine Glaubensantwort, wie sie nur ganz selten gegeben worden ist: „Ja, Herr!“ sagt sie, „aber doch essen die Hündlein die Brosämlein, die von ihrer Herren Tische fallen.“ Welch tiefe Demut! Sie kennt den Weg des Heils im Königreich. Sie will gar nicht mehr sein als eine arme Heidin. Sie erhebt keinen Anspruch auf des jüdischen Volkes Vorzug. Die Juden sollen im Königreich ruhig die Herren sein, wenn Gottes Rat es so ordnet. Aber e i n Recht haben auch die Hündlein - sie essen die Brosamen von der Herren Tische. Und um ein solches Brosämlein bittet sie jetzt.

Der Heiland steht im Glauben. Auffährt Sein Herz. Der Vater tröstet Ihn reichlich durch dies Weib. All Sein Leid wird verklärt. Er leidet und stirbt nicht umsonst. Der Nationen Glauben kommt Ihm entgegen. Er sieht in dem einzelnen Weib das Unterpfand der einst kommenden Scharen. Ist der Anbruch heilig, so ist auch der Teig heilig. Der Kreuzestrost wird wirksam im Herzen des Herrn. Sein Entweichen bringt ihm den Segen. Nun kann Er gestärkt wieder zurück. Nun will Er das Werk vollenden, das Ihm der Vater gegeben hat. Er sieht hinaus, weit hinaus - Er sieht die Lösung von allem Dämonenfluch in Ihm selbst.

„O, Weib, dein Glaube ist groß!“ ruft Er der niedrigen Gläubigen zu. Und ihr Stücklein Brot bekommt sie. „Dir geschehe wie du willst!“ Und die Tochter ward gesund zu derselbigen Stunde. Hier durfte die Brosame nicht verweigert werden. Die Dämonen flohen, Jesus zog ein. Ein Weib wusste, dass der rechte Davids-Sohn gekommen sei, und sie wartete glaubensvoll auf Sein kommendes Königreich. Gläubige Menschen, die Er selbst getröstet, dürfen in ihrem nehmenden Glauben Ihn, den Herrn, wieder trösten.

Erstlings-Kreuzestrost

Konnte und durfte das kanaanäische, heidnische Weib eine Kreuzeströsterin Jesu sein, so wir erst recht. Wir leben vom Kreuz. Christi Blut ist unser Versöhnungsfriede; Christi Blut ist unsere Reinigungskraft. Von Seinem Kreuze essen wir Brot alle Tage. Und in Seinem Kreuze erkennen wir die Sünde und ihren Fluch. Und wir halten uns mit Ihm gekreuzigt. Dem Eigenleben zu sterben ist die Kreuzeskraft, welche lebendig in uns ist. Und mit Freuden nehmen wir das Kreuz, welches aus Seinem Bekenntnis und Namen kommt. Wir leiden mit, dass die Gemeine kann vollendet werden, welche ist Sein Leib.

So wollen wir Ihm, als Geistesleute noch in tieferem Sinne, als das kanaanäische Weib es konnte, ein Kreuzestrost sein. Vom Dämonenwesen errettet, versetzt ins Reich der Liebe, wandelnd durch Gnaden im Geiste, so sei die Gemeine Sein Erstlings-Kreuzestrost, bis Juden und Nationen nachkommen zu ihrer Zeit! Wir glauben Jesu Sieg und Herrschaft von Ordnung zu Ordnung, von Äon zu Äon, - sei es Dir ein Kreuzestrost, o Herr, dass die Erde in sich birgt in aller Demut und in aller Kraft solche Gläubigen!

Lies weiter:
14. Wegstärkungen Mt 17:1-9 (1926)