Wegstärkungen

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis des Buches:
Kapitel davor:
13. Kreuzestrost für den Heiland Mt 15:21-28 (1926))

In Bearbeitung:

14. Wegstärkungen

Mt 17:1-9

Unsere Geschichte teilt Wegstärkungen aus. Der Heiland selbst erhält die allerkräftigsten Erquickungen für Seinen kommenden Leidensweg; die Jünger, die mit Ihm waren, erhalten unvergängliche eindrücke ewigen Lebens; und die erwarteten Geister des Totenreiches erhalten ein Labetrunk, weil sie wissen und sehen, dass ihr Todverhaftung bald ein Ende habe. Wo so viel Trost und Kraft der Ewigkeiten fließt, werden auch wir nicht leer ausgehen, wenn wir uns mit Ihm im Glauben auf den Berg stellen. Wegstärkung tut uns allen not - sie ist auch für alle Gläubigen da.

Jesus mit den Dreien auf dem Berg

Der Herr war offenbar sehr gedrückt, als Er mit den Dreien, Petrus, Jakobus und Johannes, den Berg bestieg. Auf einen hohen Berg ging Er. Ganz entrückt den Menschen und Verhältnissen wollte Er sein. Darum konnte Er selbst die übrigen Neune der Apostel dabei nicht brauchen. Die drei und Jesus auf hohem Berge, das erinnert gar sehr an Gehtsemane. Der Heiland hat sichermehr wie e i n e Gethsemane-Stunde durchgekämpft, wenn auch die letzte, ausführlich in der Schrift erzählte, die tiefste und schwerste war. Der Herr befindet Sich in unserer Geschichte auf dem Wege nach Jerusalem. Er weiß Sein Ende dort. Es steht Ihm lebhaft im Herzen. Darum reden auch Mose und Elias, welche Ihm erscheinen auf dem Berge, von dem Ausgang, welchen Er nehmen sollte in Jerusalem. Der Herr musste Sein freies und freiwilliges Hingehen erkämpfen. Darum erzählt uns Lukas, der Herr sei auf den hohen Berg gegangen, um zu beten.

Schmach, Kreuz und Tod rückten immer furchtbarer heran in greifbare Nähe. Und sie ergriffen Ihn. Und Er brauchte viel geistliche Kraft. Darum legte Er Sich in der Einsamkeit vor den Vater. Der Glaube braucht für seine schwersten Kämpfe die Einsamkeit. Gottleben ist viel einsam mit Gott. Menschen-Gemeinschaft im Glauben ist gut und köstlich; aber Gottgemeinschaft in der Einsamkeit ist das Notwendigere. Der geistgesalbte Schwabe Kolb sagt: „der Umgang mit geistlichen Menschen macht geistlich. Der Umgang mit Gott macht göttlich.“ Der Glaube hat immer viele allein Dinge; die kann er mit niemandem besprechen, als mit dem Herrn allein. Das Leiden des Heilandes war auch Seinen liebsten Jüngern, zu der Zeit, in welche unsere Geschichte fällt, noch etwas Fremdes und Befremdendes. Hier war der Herr ganz auf den Vater angewiesen. Vor Ihm und in Ihm kämpft Er auf dem hohen Berge. Kraft braucht Er, Stärkung braucht Er auf dem Weg.

Die Verklärung Jesu

Da, siehe, während Er betet, wird Er auf einmal anders. Licht bricht durch über Seine ganze Gestalt. Im Gesicht fängt’s an. Das leuchte immer heller, schließlich wie die Sonne. Und über den ganzen Leib, ja durch die Kleider hindurch, dringt die Verklärung. Eine Lichtgestalt voll göttlichen Glanzes steht da. Die Jünger staunen und erschrecken. Von innen heraus kam der Glanz, nicht von oben her. Von oben her kommt erst später die Lichtwolke. Das in Jesu wohnende Geistesleben bricht hindurch. So herrlich, wie Er jetzt äußerlich ist, war Er innerlich schon lange. Da war keine Sünde. Ein lichtklarer Sohn war Er auch im Sündenleib. Seine Lichtverklärung ist die Erscheinung Seiner Sündlosigkeit. Ob Er wohl zum Tode ging - an Ihn hatte Tod keine Macht. Er konnte ausbrechen und ins Himmlische eintreten, ohne Tod. Sein Tod ist freie Liebeshingabae. Welch eine Wegstärkung war dieser Lichtesdurchbruch für den Sohn. Reiner, voller ganzer Ewigkeitsgenuss; ein Anziehen der von Ihm vor Grundlegung der Welt besessenen Herrlichkeit in einem Vorgeschmack. Daheim, ganz daheim war Er einmal wieder, nach der langen Erniedrigung im Fleischesleibe. Ja, Ihn konnte auch der Kreuzes- und Todes-Gang nicht dauernd trennen vom Heiligtum des Lichtes. Da gehört Er hinein, das war Sein eigentliches Lebenselement. - Und ob Er auch eine Weile es missen musste um der Versöhnung und Erlösung der Welt willen: diese Verklärung zeigt Ihm das Ziel danach. d Dieser Leib verweste nicht. Der trug eine solche Lichtes- und Wahrheits-Fülle in sich, dass er reif war für Verklärung. Die Lichtsgestalt des Heilandes, auf dem hohen Berg zeit Seine Reife an Allenthalben versucht, hatte Er allenthalben überwunden. Nun war’s reif. Der Leib konnte durchklärt werden. Er konnte getrost in den Tod. Er hatte die Wegstärkung nun empfangen.

= Erst das Haupt, dann die Glieder

Aber auch die Jünger. Wenn sie es auch nicht völlig verstanden. Den Eindruck des sündlosen, ewigen Herrn, den hatten sie wieder. Petrus hat diese Lichtgestalt nie wieder vergessen. Als alter Mann, der seine eigene Hülle bald ablegen musste, erzählt er uns im zweiten Petrusbrief von dieser Stunde. Für seinen ganzen Lebensweg war ihm diese Feierzeit auf dem Berge Kraft und Leben. Den andern sicher auch. Sie hat ihn mit durchgetragen durch Gethsemane und Golgatha; sie war ihm Stärkung, als die Ablegung der eigenen Hülle in gräßlichem Tode ihm bevorstand. Und w i r s e h e n den Sündlosen. Wir sehen, wie Er nicht sterben musste um der Sünde willen am eigenen Leibe, sondern wie Er starb um unserer Sünde willen. Wir wissen aber auch, dass durch den Heiligen Geist, den Er den Gläubigen gibt, dasselbe Lichtleben sich in uns uns an uns entfaltet. Freilich geht es bei uns nur durch die Vergebung und Reinigung der Sünden hindurch. Aber die haben wir ja in Seinem Blute. Und das ewige Leben, das haben wir ja auch in Ihm. Darum wird durch Seine Gnade die Lichtherrlichkeit in gleicher Weise, bei einem jeglichen nach seiner Stufe, durch unsere sterblichen Leiben brechen. Er wird den Leib unserer Nichtigkeit verklären, dass er gleichgestaltet werde Seinem verklärten Leibe. Wir schreiten Tag für Tag Tod und Grab näher entgegen. Wer aber in Ihm ist, der ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Im verklärten Erstling ist unsere Lichtgestalt garantiert, und im Glauben schreiten wir gestärkt und aufgerichtet von dem hohen Berge wieder hinein ins Leben. Wir tragen im Heiland einen Schatz in zerbrechlichen Gefäßen. Und wenn Er offenbar werden wird, dann wird auch dieser geschenkte Schatz volloffenbar werden.