Vorbemerkungen zum Thema

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Abschrift des des Buches:
Das tausendjährige Königreich Christi auf Erden
von Heinz Schumacher (1964)

Paulus Verlag Karl Geyer, Stuttgart


Inhaltsverzeichnis

weitere Abschriften

In Bearbeitung

B. Einige Vorbemerkungen zur Behandlung des Themas

Bevor wir unser Thema: „Das tausendjährige Königreich Christi auf Erden“ durch die Schrift hindurch verfolgen, stellen wir einige Abschnitte voran, in denen wir unsere Methode bei der Behandlung des Themas erläutern und auf einige Denkschwierigkeiten und Gefahren hinweisen, die schon manchen verwirrt und ihn von einer klaren Schau des biblischen Weissagungswortes abgelten haben.

Das Fortschreiten der göttlichen Heilsoffenbarung

Gottes Heilsoffenbarungen an Seine Geschöpfe ist nach einem Wort von Karl Geyer, von zwei Faktoren abhängig: vom göttlichen Offenbarungswillen und vom geschöpflichen Fassungsvermögen.

Hätte Gott keine Heilsabsichten mit seiner Schöpfung, oder wollte Er diese nicht offenbaren, so gäbe es niemals eine Heilsoffenbarung, wie wir sie im Worte Gottes besitzen, und folglich auch kein Heilsgeschehen, keine Heilsgeschichte. Das aber ist ja der Jubel des Evangeliums: Gott ist Liebe! Und darum will Er aller Heil! Und diesen seinen Heilswillen ließ Er nicht unbezeugt, sondern tat ihn kund durch die Propheten, durch Seinen Sohn im Fleisch und durch die Botschaft, die der auferstandene und erhöhte Christus durch die Apostel den Gemeinden verkündigen ließ.

Zu diesem einen Faktor - dem Offenbarungswillen Gottes - aber kommt der zweite hinzu: das geschöpfliche Fassungsvermögen. Von Gott aus gesehen wäre es durchaus möglich gewesen, die ganze in der Heiligen Schrift uns überlieferte Offenbarung nicht im Laufe von Jahrhunderten und Jahrtausenden, sondern in kürzester Zeit, vielleicht während der Lebenszeit eines einzigen Mannes, kundzutun und niederschreiben zu lassen. Gott ist sich a aller Seiner Wege von jeher bewusst. Er sah schon am Anfang das Ende. Schon vor den Zeitaltern übersah Er den ganzen Weg Seiner Schöpfung bis hin zum Endziel Seiner Wege. Aber wie Eltern ihren Kindern ihrem Wachstum und ihrer Reife entsprechend nur schrittweise Einblick in biologische, finanzielle, gesellschaftliche u. a. Zusammenhänge geben, so konnte auch Gott Seinen Liebeswillen und Seine Heilspläne erst nach und nach Seinen Geschöpfen voll offenbaren - nicht als habe Er diese Pläne erst nach und nach gefasst, sondern wegen der Beschränktheit des Vermögens der Geschöpfe, sich Seine Heilsgedanken anzueignen, und auch weil in vielen Fällen spätere göttliche Heilsoffenbarungen eine bestimmte Reaktion Seiner Geschöpfe auf frühere Heilskundgebungen (Gehorsam und Ungehorsam) zur Voraussetzung haben.

So wie Gott Seine Heils o f f e n b a r u n g schrittweise gab, ging auch die Heils g e s c h i c h t e Schritt für Schritt voran. Die einzelnen Schritte nennt man Zeitalter (Äonen), oder auch richtiger (nach Eph 3:2) Haushaltungen oder Heilsverwaltungen Gottes. Seit Adams Erschaffung lassen sich unterscheiden:

  1. Die Haushaltung des Paradieses (Adam, Eva) (Gerichtsende: Austreibung);
  2. Die Haushaltung der Urväter oder der menschlichen Selbstbestimmung (Kain, Seth bis Noah) (Gerichtsende: Flut);
  3. Die Haushaltung der Nationen oder der menschlichen Herrschaft (Semiten, Hamiten, Japhetiten) (Gerichtsende: Sprachenverwirrung):
  4. Die Haushaltung der Patriarchen (Abraham bis Mose) (Gerichtsende: Drangsal in Ägypten);
  5. Die Haushaltung des Gesetzes (Mose bis Christus) (Gerichtsende: Kreuzigung Christi);
  6. Die Haushaltung des Reichsanbruches (Christus bis Paulus) (Gerichtsende: Verstockung Israels);
  7. Die Haushaltung der Gemeinde (von der Zeit der Apostelgeschichte bis zur Vollendung und Hinwegnahme der Gemeinde) (Gerichtsende: Das Kommen des Gesetzlosen);
  8. Die Haushaltung der Endzeit dieses Äons oder der 70. Danielschen Jahrwoche (von der Entrückung der Gemeinde bis zur Aufrichtung des Königreiches Christi) (Gerichtsende: Tag des Zornes, Vernichtung des Antichristen);
  9. Die Haushaltung des tausendjährigen Königreiches Christi auf Erden (Christus herrscht, Satan gebunden) (Gerichtsende: letzte Völkerrebellion, Weltgericht).

Bei der Aufzählung sind die Zahlen unwesentlich. Andere zählen nur 7 und 8 Haushaltungen. Entscheidend ist die Tatsache, dass Gott Sein Heil in sehr verschieden geprägten Haushaltungen auf dieser Erde Geschichte werden lässt. - Die „Zeit“ vor Adams Erschaffung und nach dem tausendjährigen Königreich Christi haben wir hierbei unberücksichtigt gelassen. - Eine zeichnerische Darstellung hierzu bietet der „Plan der Äonen und Ökonomien Gottes“ von O. Hoffmann, Paulus-Verlag Karl Geyer.

Was hat dieses alles mit der Behandlung unseres Themas „Das tausendjährige Königreich Christi auf Erden“ zu tun? - Wei Gott Sein Heil in E tappen fortschreitend offenbart und verwirklicht, möchten wir auch das Zeugnis der Schrift über das Tausendjahrreich dieser Entwicklung gemäß darlegen. Wir stellen also nicht bei der Behandlung der einzelnen Unterabschnitte aus dem Alten und Neuen Testament einfach unverbunden nebeneinander - damit würden wir manchen Fragen ausweichen, die sich für unser Thema gerade von der Entwicklung der Heilsgeschichte her ergeben. Auch gehen wir nicht den Weg, zunächst das n e u t e s t a m e n t l i c h e Zeugnis und dabei besonders die Kernstelle Offb 20:1-10 herauszustellen, um sodann „aufgrund von Offb 20:1-10 anzugeben, was für alttestamentliche Stellen sich auf das Millennium (Tausendjahrreich) beziehen2). Sondern wir verfolgen den Weg wie ihn die göttliche Heilsoffenbarung ging:

  1. Sie gab zunächst Israel im AT, sonderlich in den Propheten und Psalmen, bestimmte Verheißungen für ein zukünftiges Königreich.
  2. Sie ließ sodann den König dieses Reiches, Jesus Christus, als Er iim Fleische auf Erden war, diese Seine Verheißungen durch Sein Wirken anbruchhaft erfüllen und durch Seine Lehre bekräftigen erweitern und, wegen Seiner Verwerfung durch die Juden, in die Zukunft verschieben.
  3. Sie richtete für die Zeit der Verstockung des jüdischen Volkes eine neue, von den alttestamentlichen Propheten nicht vorausgesehene Haushaltung ein: die der Auswahlgemeinde aus allen Nationen.
  4. Sie bestätigt schließlich im letzten Bibelbuch, dass ein tausendjähriges Königreich Christi auf Erden aufgerichtet werden soll, und gibt darin eine genauere Einordnung dieses Reiches in den Gesamtlauf der Endgeschichte, wie sie einem Jesaja und den anderen Propheten (die dieses Reich für das endgültige hielten bzw. es mit Gottes Reich auf der neuen Erde zusammenschauten) noch nicht bekannt war.

Bei dieser Betrachtungsweise sehen wir das später Geoffenbarte stets im Lichte des früher Geoffenbarten, sehen also z. B. die Worte Jesu ähnlich, wie Seine Jünger sie sahen: im Lichte des AT. Andererseits prüfen wir ernstlich, ob und inwieweit früher Verheißenes später tatsächlich „aufgehoben“ oder „umgewandelt“ wurde. (HANS BIETENHARD: Das tausendjährige Reich. Eine biblisch-theologische Studie, S. 143, Zwingli-Verlag, Zürich 1955) Dabei gehen wir davon aus, von den bisher unerfüllten alttestamentlichen Verheißungen nicht (wie manche Theologen es tun)

  1. nur noch gelten zu lassen und in wortwörtlicher Erfüllung zu erwarten, was die neutestamentliche Weissagung ausdrücklich und deutlich wiederholt, sondern
  2. nur das preiszugeben, was nach neuttestamenticher Lehre oder Weissagung keinesfalls mehr eine Erfüllung im ursprünglichen Sinne findet.

  • 2)Diesen Weg beschreitet H. BIETENHARD: Das Tausendjährige Reich (Zürich 1955) vgl. S.143 und die Aufbau des Buches überhaupt. Er übersieht, dass auch bei den Königreichsverheißungen der Bibel - um Paulus abgewandelt zu zitieren - „die Wurzel die Krone trägt und nicht die Krone die Wurzel“ Wie das ganze Buch der bibel, so ruht auch Offb 20:1-10 auf den alttestamentlichen Verheißungen. Es erscheint uns daher sehr wohl als möglich und erlaubt, ja sogar als geboten, „Offb 20 durch das Alte Testament zu bereichern und zu präzisieren“, wie es uns andererseits als höchst bedenklich erscheinen will, nur diejenigen Verheißungen des AT noch gelten zu lassen, die Offb 20 ausdrücklich bestätigt. Wir fragen. Sei wann gilt von einer früheren ausführlicheren Weissagung nur noch das, was eine später kürzere wiederholt? Kann nicht vielmehr eine spätere Weissagung auch deshalb eine frühere g e k ü r z t wiedergeben, weil die ausführliche Wiederholung des längst Bekannten unnötig erschien?
Trotz mancher Bedenken in Einzelfragen - wir kommen noch darauf zurück - freuen wir uns, dass Bietenhard überhaupt ein tausendjähriges Königreich Christi auf Erden für die Z u k u n f t erwartet und in seinem genannten theologischen Werk davon Zeugnis ablegt.

Verschiedene Erscheinungsformen des Reiches Gottes