Vorbemerkungen zum Thema: Unterschied zwischen den Versionen

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(’II. Verschiedene Erscheinungsformen des Reiches Gottes')
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:::<sup>''Trotz mancher Bedenken in Einzelfragen - wir kommen noch darauf zurück - freuen wir uns, dass Bietenhard überhaupt ein tausendjähriges Königreich Christi auf Erden für die Z u k u n f t erwartet und in seinem genannten theologischen Werk davon Zeugnis ablegt.''</sup><br/><br/>
 
:::<sup>''Trotz mancher Bedenken in Einzelfragen - wir kommen noch darauf zurück - freuen wir uns, dass Bietenhard überhaupt ein tausendjähriges Königreich Christi auf Erden für die Z u k u n f t erwartet und in seinem genannten theologischen Werk davon Zeugnis ablegt.''</sup><br/><br/>
  
===''’II. Verschiedene Erscheinungsformen des Reiches Gottes'''===
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Hans Bietenhard weis in seiner biblisch-theologischen  Studie „Das Tausendjährige Reich“ nicht ganz zu Unrecht eine allzu sehr vereinfachende Gegenüberstellung von „Leib“ und „Reich“ und von „himmlischer“ und „irdischer“ Stellung ab. (Ob er dabei zu weit geht, sei jetzt nicht untersucht). Er zitiert als Beispiel aus dem vergriffenen  Werk von K. Engler: „Das tausendjährige Reich“, das wir im übrigen wegen seiner wortnahen  und bibelgläubigen Stellung schätzen, folgende Sätze:
 
Hans Bietenhard weis in seiner biblisch-theologischen  Studie „Das Tausendjährige Reich“ nicht ganz zu Unrecht eine allzu sehr vereinfachende Gegenüberstellung von „Leib“ und „Reich“ und von „himmlischer“ und „irdischer“ Stellung ab. (Ob er dabei zu weit geht, sei jetzt nicht untersucht). Er zitiert als Beispiel aus dem vergriffenen  Werk von K. Engler: „Das tausendjährige Reich“, das wir im übrigen wegen seiner wortnahen  und bibelgläubigen Stellung schätzen, folgende Sätze:
  

Version vom 5. Mai 2022, 16:41 Uhr

Abschrift des des Buches:
Das tausendjährige Königreich Christi auf Erden
von Heinz Schumacher (1964)

Paulus Verlag Karl Geyer, Stuttgart


Inhaltsverzeichnis

weitere Abschriften

In Bearbeitung

B. Einige Vorbemerkungen zur Behandlung des Themas

Bevor wir unser Thema: „Das tausendjährige Königreich Christi auf Erden“ durch die Schrift hindurch verfolgen, stellen wir einige Abschnitte voran, in denen wir unsere Methode bei der Behandlung des Themas erläutern und auf einige Denkschwierigkeiten und Gefahren hinweisen, die schon manchen verwirrt und ihn von einer klaren Schau des biblischen Weissagungswortes abgelten haben.

I. Das Fortschreiten der göttlichen Heilsoffenbarung

Gottes Heilsoffenbarungen an Seine Geschöpfe ist nach einem Wort von Karl Geyer, von zwei Faktoren abhängig: vom göttlichen Offenbarungswillen und vom geschöpflichen Fassungsvermögen.

Hätte Gott keine Heilsabsichten mit seiner Schöpfung, oder wollte Er diese nicht offenbaren, so gäbe es niemals eine Heilsoffenbarung, wie wir sie im Worte Gottes besitzen, und folglich auch kein Heilsgeschehen, keine Heilsgeschichte. Das aber ist ja der Jubel des Evangeliums: Gott ist Liebe! Und darum will Er aller Heil! Und diesen seinen Heilswillen ließ Er nicht unbezeugt, sondern tat ihn kund durch die Propheten, durch Seinen Sohn im Fleisch und durch die Botschaft, die der auferstandene und erhöhte Christus durch die Apostel den Gemeinden verkündigen ließ.

Zu diesem einen Faktor - dem Offenbarungswillen Gottes - aber kommt der zweite hinzu: das geschöpfliche Fassungsvermögen. Von Gott aus gesehen wäre es durchaus möglich gewesen, die ganze in der Heiligen Schrift uns überlieferte Offenbarung nicht im Laufe von Jahrhunderten und Jahrtausenden, sondern in kürzester Zeit, vielleicht während der Lebenszeit eines einzigen Mannes, kundzutun und niederschreiben zu lassen. Gott ist sich a aller Seiner Wege von jeher bewusst. Er sah schon am Anfang das Ende. Schon vor den Zeitaltern übersah Er den ganzen Weg Seiner Schöpfung bis hin zum Endziel Seiner Wege. Aber wie Eltern ihren Kindern ihrem Wachstum und ihrer Reife entsprechend nur schrittweise Einblick in biologische, finanzielle, gesellschaftliche u. a. Zusammenhänge geben, so konnte auch Gott Seinen Liebeswillen und Seine Heilspläne erst nach und nach Seinen Geschöpfen voll offenbaren - nicht als habe Er diese Pläne erst nach und nach gefasst, sondern wegen der Beschränktheit des Vermögens der Geschöpfe, sich Seine Heilsgedanken anzueignen, und auch weil in vielen Fällen spätere göttliche Heilsoffenbarungen eine bestimmte Reaktion Seiner Geschöpfe auf frühere Heilskundgebungen (Gehorsam und Ungehorsam) zur Voraussetzung haben.

So wie Gott Seine Heils o f f e n b a r u n g schrittweise gab, ging auch die Heils g e s c h i c h t e Schritt für Schritt voran. Die einzelnen Schritte nennt man Zeitalter (Äonen), oder auch richtiger (nach Eph 3:2) Haushaltungen oder Heilsverwaltungen Gottes. Seit Adams Erschaffung lassen sich unterscheiden:

  1. Die Haushaltung des Paradieses (Adam, Eva) (Gerichtsende: Austreibung);
  2. Die Haushaltung der Urväter oder der menschlichen Selbstbestimmung (Kain, Seth bis Noah) (Gerichtsende: Flut);
  3. Die Haushaltung der Nationen oder der menschlichen Herrschaft (Semiten, Hamiten, Japhetiten) (Gerichtsende: Sprachenverwirrung):
  4. Die Haushaltung der Patriarchen (Abraham bis Mose) (Gerichtsende: Drangsal in Ägypten);
  5. Die Haushaltung des Gesetzes (Mose bis Christus) (Gerichtsende: Kreuzigung Christi);
  6. Die Haushaltung des Reichsanbruches (Christus bis Paulus) (Gerichtsende: Verstockung Israels);
  7. Die Haushaltung der Gemeinde (von der Zeit der Apostelgeschichte bis zur Vollendung und Hinwegnahme der Gemeinde) (Gerichtsende: Das Kommen des Gesetzlosen);
  8. Die Haushaltung der Endzeit dieses Äons oder der 70. Danielschen Jahrwoche (von der Entrückung der Gemeinde bis zur Aufrichtung des Königreiches Christi) (Gerichtsende: Tag des Zornes, Vernichtung des Antichristen);
  9. Die Haushaltung des tausendjährigen Königreiches Christi auf Erden (Christus herrscht, Satan gebunden) (Gerichtsende: letzte Völkerrebellion, Weltgericht).

Bei der Aufzählung sind die Zahlen unwesentlich. Andere zählen nur 7 und 8 Haushaltungen. Entscheidend ist die Tatsache, dass Gott Sein Heil in sehr verschieden geprägten Haushaltungen auf dieser Erde Geschichte werden lässt. - Die „Zeit“ vor Adams Erschaffung und nach dem tausendjährigen Königreich Christi haben wir hierbei unberücksichtigt gelassen. - Eine zeichnerische Darstellung hierzu bietet der „Plan der Äonen und Ökonomien Gottes“ von O. Hoffmann, Paulus-Verlag Karl Geyer.

Was hat dieses alles mit der Behandlung unseres Themas „Das tausendjährige Königreich Christi auf Erden“ zu tun? - Wei Gott Sein Heil in E tappen fortschreitend offenbart und verwirklicht, möchten wir auch das Zeugnis der Schrift über das Tausendjahrreich dieser Entwicklung gemäß darlegen. Wir stellen also nicht bei der Behandlung der einzelnen Unterabschnitte aus dem Alten und Neuen Testament einfach unverbunden nebeneinander - damit würden wir manchen Fragen ausweichen, die sich für unser Thema gerade von der Entwicklung der Heilsgeschichte her ergeben. Auch gehen wir nicht den Weg, zunächst das n e u t e s t a m e n t l i c h e Zeugnis und dabei besonders die Kernstelle Offb 20:1-10 herauszustellen, um sodann „aufgrund von Offb 20:1-10 anzugeben, was für alttestamentliche Stellen sich auf das Millennium (Tausendjahrreich) beziehen*2). Sondern wir verfolgen den Weg wie ihn die göttliche Heilsoffenbarung ging:

  1. Sie gab zunächst Israel im AT, sonderlich in den Propheten und Psalmen, bestimmte Verheißungen für ein zukünftiges Königreich.
  2. Sie ließ sodann den König dieses Reiches, Jesus Christus, als Er iim Fleische auf Erden war, diese Seine Verheißungen durch Sein Wirken anbruchhaft erfüllen und durch Seine Lehre bekräftigen erweitern und, wegen Seiner Verwerfung durch die Juden, in die Zukunft verschieben.
  3. Sie richtete für die Zeit der Verstockung des jüdischen Volkes eine neue, von den alttestamentlichen Propheten nicht vorausgesehene Haushaltung ein: die der Auswahlgemeinde aus allen Nationen.
  4. Sie bestätigt schließlich im letzten Bibelbuch, dass ein tausendjähriges Königreich Christi auf Erden aufgerichtet werden soll, und gibt darin eine genauere Einordnung dieses Reiches in den Gesamtlauf der Endgeschichte, wie sie einem Jesaja und den anderen Propheten (die dieses Reich für das endgültige hielten bzw. es mit Gottes Reich auf der neuen Erde zusammenschauten) noch nicht bekannt war.

Bei dieser Betrachtungsweise sehen wir das später Geoffenbarte stets im Lichte des früher Geoffenbarten, sehen also z. B. die Worte Jesu ähnlich, wie Seine Jünger sie sahen: im Lichte des AT. Andererseits prüfen wir ernstlich, ob und inwieweit früher Verheißenes später tatsächlich „aufgehoben“ oder „umgewandelt“ wurde. (HANS BIETENHARD: Das tausendjährige Reich. Eine biblisch-theologische Studie, S. 143, Zwingli-Verlag, Zürich 1955) Dabei gehen wir davon aus, von den bisher unerfüllten alttestamentlichen Verheißungen nicht (wie manche Theologen es tun)

  1. nur noch gelten zu lassen und in wortwörtlicher Erfüllung zu erwarten, was die neutestamentliche Weissagung ausdrücklich und deutlich wiederholt, sondern
  2. nur das preiszugeben, was nach neuttestamenticher Lehre oder Weissagung keinesfalls mehr eine Erfüllung im ursprünglichen Sinne findet.

Die Sehnsucht nach dem Reich
*2 Diesen Weg beschreitet H. BIETENHARD: Das Tausendjährige Reich (Zürich 1955) vgl. S. 143 und die Aufbau des Buches überhaupt. Er übersieht, dass auch bei den Königreichsverheißungen der Bibel - um Paulus abgewandelt zu zitieren - „die Wurzel die Krone trägt und nicht die Krone die Wurzel“ Wie das ganze Buch der bibel, so ruht auch Offb 20:1-10 auf den alttestamentlichen Verheißungen. Es erscheint uns daher sehr wohl als möglich und erlaubt, ja sogar als geboten, „Offb 20 durch das Alte Testament zu bereichern und zu präzisieren“, wie es uns andererseits als höchst bedenklich erscheinen will, nur diejenigen Verheißungen des AT noch gelten zu lassen, die Offb 20 ausdrücklich bestätigt. Wir fragen. Sei wann gilt von einer früheren ausführlicheren Weissagung nur noch das, was eine später kürzere wiederholt? Kann nicht vielmehr eine spätere Weissagung auch deshalb eine frühere g e k ü r z t wiedergeben, weil die ausführliche Wiederholung des längst Bekannten unnötig erschien?
Trotz mancher Bedenken in Einzelfragen - wir kommen noch darauf zurück - freuen wir uns, dass Bietenhard überhaupt ein tausendjähriges Königreich Christi auf Erden für die Z u k u n f t erwartet und in seinem genannten theologischen Werk davon Zeugnis ablegt.

II. Verschiedene Erscheinungsformen des Reiches Gottes

Hans Bietenhard weis in seiner biblisch-theologischen Studie „Das Tausendjährige Reich“ nicht ganz zu Unrecht eine allzu sehr vereinfachende Gegenüberstellung von „Leib“ und „Reich“ und von „himmlischer“ und „irdischer“ Stellung ab. (Ob er dabei zu weit geht, sei jetzt nicht untersucht). Er zitiert als Beispiel aus dem vergriffenen Werk von K. Engler: „Das tausendjährige Reich“, das wir im übrigen wegen seiner wortnahen und bibelgläubigen Stellung schätzen, folgende Sätze:

„Der Herr kommt für Seine Gemeinde als Haupt, für Israel als König. Seine Gemeinde ist Sein Leib, Israel Sein Reich, Sein Volk. Die Glieder Seines Leibes sind Seine Mitregenten; die Israeliten sind Seine Untertanen. Seine Gemeinde hat himmlische Stellung, Israel hat irdische Stellung wird für immer irdische Stellung behalten“ (K. ENGLER: Das Tausenjährige Reich, S. 92 = G. Ihloff & Co, Neumünster, ohne Jahreszahl, jedenfalls vor 1922; HANS BIETENHARD: Das tausendjährige Reich. Eine biblisch-theologische Studie, S. 118, Zwingli-Verlag, Zürich 1955).

Es ist tatsächlich ein Gefahr, „Reich und „Leib“, oder „Reich“ und „Gemeinde“, oder „Reichslinie“ und „Gemeindelinie“, „reichsmäßig“ und „gemeindemäßig“, oder „irdisch“ und „himmlisch“ in derartiger Vereinfachung einander gegenüberzustellen. Man verstößt dann ebenso sehr gegen das „Bild gesunder Worte“ (2Tim 1:13) bzw. das „Bild der Lehre“, dem wir übergeben worden sind (Röm 6:17), wie wenn man „Leib“ und „Reich“ für ein und dasselbe erklärt.

Es sei nur daran erinnert, dass das auf dem Zug durch die Wüste befindliche Volk Israel in der Schrift „Gemeinde“ (griechisch „ekklesia“, auch mit „Versammlung“ übersetzt) genannt wird (5Mo 4:10; 5Mo 9:10; 5Mo 18:16; 5Mo 23:1; 5Mo 23:2; 5Mo 31:30; ferner steht „ekklesia“ noch über 80mal in der Septuaginta, dem ins Griechische übersetzten AT, vgl. auch Apg 7:37), währende Paulus in Kol 1:13 den Gliedern des Leibes Christi schreibt, sie seinen „errettet aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Königreich (basileia) des Sohnes Seiner Liebe“ (vgl. auch Röm 14:17; 1Kor 4:20; 1Kor 6:9.10; 1Kor 15:50; Gal 5:21; Eph 55; Kol 4:11; 1Thes 2:12; 2Thes 1;5; 2Tim 4:1; 2Tim 4:18).

Nun ist es freilich nicht damit getan, zu sagen: Königreich, Leib, Gemeinde, und vielleicht auch Begriffe wie Braut, Weib, Tempel usw. seien lauter Bilder für ein und dieselbe Sache, und man könne sie nach Belieben vertauschen. So kann nur reden, wer nicht beachtet, dass Gott in Seinem Wort diese „Bilder“ (hinter denen höchst wirkliche Dinge stehen - geistlich-unsichtbarem aber in die Sichtbarkeit herein greifende Wirklichkeiten!) jedenfalls n i c h t willkürlich vertauscht. Jeder Begriff hat an seiner Stelle zu stehen und ist gerade dort von Bedeutung und doch gibt es Überschneidungen.

Der Begriff „Reich"

Sehr wichtig ist in unserem Zusammenhang eine Klärung des Begriffes „Reich“, besser und genauer: „Königreich“ (griechisch: basileia, von basileus = König). Sie soll deshalb hier versucht werden.

Das Wort „basileia“ kann außer durch „Königreich“ auch durch „Königsherrschaft“ oder „Königsein“ übersetzt werden. Wo irgend Gott oder Christus Herrschaft ausüben, dort ist basileia, dort ist Königsherrschaft oder Königreich Gottes oder Christi. Mit Recht sagt Erich Sauer in „Gott, Menschheit und Ewigkeit“ (ERICH SAUER I: Gott, Menschheit und Ewigkeit, S. 175: (R. Brockhaus Verlag Wuppertal, 2. Auflage 1955) „Das 'Reich Gottes' hat zwar in der Endzeit seine sichtbare Erscheinungsform in Herrlichkeit. Seinem Wesen nach aber ist es ‚das Königsein Gottes‘ allgemein, Sein königliches Herrschen als Gebieter und Rettergott wobei Er diese Seine Herrschaft in den verschiedenen Zeiten und Haushaltungen in immer neuen Offenbarungsformen zur Durchführung bringt. Darum schließt der Ausdruck ‚Reich Gottes‘ das ‚Tausendjährige Reich‘ mit in sich ein, umfasst aber noch m e h r als dies. Nur der jeweilige Zusammenhang des Textes kann klarmachen, welche geschichtliche Erscheinungsform von Fall zu Fall im einzelnen gemeint ist.“

Zweifellos übt Gott im Himmel Herrschaft aus - also besteht dort ein „himmlisches Reich“. Als Gott sich durch die Propheten und schließlich durch Seinen Sohn um Israel mühte und dort eine gewisse (zwar durch Ungehorsam mehr oder weniger beschränkte) Herrschaft ausübte, war dieses Volk nach Mt 21:43 Träger des „Königreiches“. In demselben Wort aber kündigt Christus an, das „Reich Gottes“ werde von ihm genommen und einer Nation gegeben, die dessen Früchte bringen werde. Mit diesemWort deutet der Herr jene Wendung an, die dann nach Pfingsten in der Apostelgeschichte immer deutlicher in Erscheinung trat: die Juden sind von Gott beseite gesetzt, Heiden aber hören und glauben! (Apg 13:46; Apg 15:14; Apg 28:25-28). So ist heute die Auswahlgemeinde aus allen Heiden (Nationen) der Ort, wo Gott und Christus Herrschaft ausuüben, der Ort des „Königseins des Sohnes Seiner Liebe“ (Kol 1:13)*3.

Falsche und rechte „Reichsgottesarbeit
*3 Bevor man daher sich anschickt, solche zu schelten, die heute „Reichsgottesarbeit“ treiben wollen, untersuche man sorgfältig was darunter verstanden wird! Ströter unterscheidet zwischen falschen, d. h. verfrühten Zielsetzungen und rechter Auffassung heutiger „Reichsgottesarbeit“ mit den Worten:
“Wenn wir alle Arbeit der Gemeinde Jesu Christi als Reichsgottesarbeit insofern bezeichnen, als meinten wir damit das Reich Gottes darzustellen, so ist das grundfalsch. Aus derselben Quelle stammen viel christliche Reformbestrebungen auf sozialem Gebiet, welche sich die Aufrichtung des Reiches Gottes als Ziel gesetzt haben. Wir fragen weiter: „Ist die G e m e i n d e Gottes das Reich Gottes auf erden? Hat sie die Aufgabe, darauf hinzuwirken, dass auf allen Gebieten des sozialen und politischen Lebens der Wille Gottes zum Ausdruck und Sein Reich zur Darstellung kommt? Müssten wir in diesem Zeitalter darauf hinarbeiten, dann würden wir ganz vergebliche Arbeit tun, denn seit 1900 Jahren Arbeit man daran ohne jeden Erfolg. Wir sind noch in keinem einzigen Dorf dahin gekommen, Reichsgotteszustände herzustellen....
Unsere Aufgabe erschöpft sich darin, die Gemeinde, den Leib Christi aufzubauen, lautet aber nicht, in diesem Zeitalter andere Zustände herbeizuführen. Die Arbeit, die geschieht zum Ausbau der Gemeinde, die ist wirklich Reichsgottesarbeit, so gewiss der Leib Christi eins der größten Departmenst (Abteilungen) im Reiche Gottes ist.“ (ERNST FERDINAND STRÖTER: Das Königreich Jesu Christi. Ein Gang durch die alttestamentlichen Verheißungen, S. 81; 85 = Verlag P. Ott Gotha 1906)

Eine ganz anders geartete Erscheinungsform des „Königseins des Sohnes“ wird dann das Reich der 1000 Jahre bringen: sichtbar irdisch, die Zustände auf Erden reformierend und die Menschen beglückend. Auch dieses Reisch aber ist nichts Endgültiges; das bleibende und wahrhaft unvergängliche Reich kommt erst, wenn nach 1Kor 15:24ff der Sohn dem Vater die gesamte Königsherrschaft übergibt, auf dass Gott alles in allen sei.

In unserer Arbeit verstehen wir unter „Reich“ die tausendjährige irdische Königsherrschaft Jesu Christi. Der Klarheit halber sagen wir lieber „Tausendjähriges Reich“ oder „messianisches Reich“ oder „irdisches Königreich Christi“ oder „tausendjähriges Königreich Christi auf Erden“.

Ebenso empfiehlt es sich, nicht einfach von „Gemeinde“ zu reden, sondern durch Zusätze kenntlich zu machen, ob eine der „Gemeinden“ des AT oder die „Gemeinde Gottes“ darunter zu verstehen ist, die in der Gegenwart als Auswahl aus den Nationen gesammelt wird; ob ferner eine Ortsgemeinde oder die Gesamtgemeinde der Glaubenden, welche Sein Leib und Seine Fülle ist (Eph 1:23), damit bezeichnet wird.

III. Das Gesetz der mehrfachen Erfüllung biblischer Weissagungen

Eine ganz entscheidende Frage für unsere biblische Untersuchung ist die, welche Weissagungen des AT (und der Bibel überhaupt) als bereits erfüllt, und welche als noch unerfüllt zu gelten haben.

Ganz gewiss gibt es eine Vielzahl von Weissagungen,die als erfüllt zu betrachten sind, z. Bl. alle jene, die sich auf das erste Kommen Christi, insbesondere auf Sein Leiden und Sterben, beziehen. Auf der anderen Seite sind noch weitaus mehr Verheißungsworte bis heute unerfüllt. So hat es z. B. bis heute noch nie eine Zeit gegeben, da von Jerusalem aus das Recht zu den Völkern kam und sie den Krieg nicht mehr lernten (Jes 2:2-4). Für unser Thema kommen, da wir das tausendjährige Königreich Christi ja nicht (gemäß der kirchengeschichtlichen oder vergeistigenden Deutung) in Vergangenheit und Gegenwart suchen, sondern es (in endgeschichtlicher Sicht) als noch z u k ü n f t i g betrachten, nur u n e r f ü l l t e Weissagungen in Betracht.

Nun ist es aber durchaus nicht so einfach, bei manchen Verheißungen zu entscheiden ob sie als erfüllt oder unerfüllt anzusehen sind. Dies hängt damit zusammen, dass es eine mehrfache Erfüllung biblischer Weissagungen gibt. Eindeutig erfüllt sind im Grunde nur die Worte der Propheten, die einen klaren, unzweideutigen Bezug auf ein bestimmtes in der Vergangenheit liegendes unwiederholbares Ereignis haben, wie z. B. auf Christi Kreuzigung. Ps 22:1 („Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“) und Ps 22:16b.18 desselben Psalms („Sie haben meine Hände und meine Füße durchgraben .... Sie teilen meine Kleider unter sich, und über mein Gewand werfen sie das Los“) harren keiner weiteren Erfüllung mehr, da das Kreuz Christi sie ein für allemal erfüllte.

Anders steht es mit Weissagungen, die auf Geschehnisse Bezug haben, die sich im Lauf der Geschichte wiederholen. Weil Israel nicht einmal, sondern immer wieder seinem Gott widerstrebte, wurde es mehrmals unter die Völker zerstreut: die zehn Stämme des Reiches Israel um 721 v. Chr. nach Assyrien, die zwei Stämme des Reiches Juda ab 606 nach Babylon; im Jahre 70 n. Chr. folgte die Zerstreuung unter alle Nationen; eine weitere (mindestens teilweise) Zerstreuung der Juden ist u. E. noch einmal in der Endzeit durch den Antichristen zu erwarten.

Entsprechend der mehrfachen Zerstreuung