Die Sünde gibt den Tod zum Lohn

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Abschrift des Heftes: Der Mensch unter dem Fluch
Julius Beck (1887-1962)

Aus der Reihe: Vätererbe Bd. III (1962)
Verlag Ernst Franz Metzingen, Württ.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Der Mensch unter dem Fluch

7. Die Sünde gibt den Tod zum Lohn!

Schon gleich nach der Schöpfung erging an den Menschen die göttliche Drohung: „Welches Tages du davon – vom Gift des Ungehorsams – issest, wirst du des Todes sterben!“ So ist also der Tod eine göttliche Verordnung bei einem etwaigen Ungehorsam des Menschen, so wie das Leben der Lohn für den Gehorsam ist.

Daher, und letztlich nicht vom Teufel, kommt die tötende Macht der Sünde. Das Sündengesetz führt schließlich zum Todesgesetz, der Ausgeburt des Sündenwesens. So mordet die Sünde ihren Liebhaber an Leib und Seele; die Sünde ist eine Art Selbstmord. In dieser tötenden Gewalt der Sünde offenbart sich der Fluch, den Gott auf die Sünde gelegt hat. Der Fluch ist eine Auswirkung des Zornes Gottes.

Der Zorn des Menschen ist Finsternis. Bei Gott ist kein Wechsel von Licht und Finsternis; also ist in Gott kein Zorn denkbar. Zorn entsteht in der ungehorsamen Kreatur als eine gerichtliche Folge der göttlichen Drohung und Warnung vor der Sünde. Er entzündet sich an dem Widerstand, den der kreatürliche Wille dem Willen des Schöpfers entgegensetzt. Dem kreatürlichen Willen aber gesellt sich der Wille und die Macht der Finsternis bei. So wird der „Zorn Gottes“ erregt. Was ausgewirkt wird, ist Fluch und Verderben.

Der Ursächer des Fluches aber ist der Teufel; ohne ihn entstünde in der Menschenseele kein Widerstand gegen Gott. So wie Gott die Ursache von Licht und Leben ist, so ist der Finsternis- und Lügengrund Satans die Ursache aller Verkehrtheit, allen Irrtums, alles Verderbens, allen Jammers – und auch des Todes!

Der Ausdruck „Tod“ bedeutet nicht nur das Aufhören der körperlichen Funktionen. Todeswesen birgt alles Geschöpf in sich, das seinen Ursprung nicht aus Gott hat, also unter Mitwirkung des Teufels entstanden ist, „durch des Teufels Neid und Bosheit“. Dies alles muss wieder in das Nichtsein, in den „Tod“ zurückgeführt werden durch einen Prozess der Auflösung. Das ist dem Menschen und dem Teufel gegenüber göttliches manifest, welches sich als ein unverbrüchliches Gesetz auswirkt. Das Böse, die Sünde, hat also, von Gott her gesehen, kein Existenzrecht. Das bedeutet, dass alle Sünde aus der jetzigen Schöpfung wieder ausgeschieden wird, nachdem sie dem Willen und den Zwecken Gottes gedient hat. Denn nachdem sie sich einmal hervorgetan hat, wird sie unerbittlich in den Dienst Gottes gestellt und darf nicht triumphieren, eigene Ziele anstreben zu können. Gott ist ihrer mächtig, nicht sie Gottes.

In der neuen Schöpfung

In der neuen Schöpfung aber gibt es keine Sünde, keinen Fluch und also auch keinen Tod mehr. „Kein Leid, kein Geschrei, keine Tränen ...!“ Durch göttliches Gericht, welchem alles gottwidrige Wesen verfällt, wird jetzt schon das Böse in solchen Menschen ausgerottet, die sich bewusst von der Sünde abkehren, sich „bekehren“, und sich zu diesem Zweck dem Lichtsgericht des Geistes Gottes ausliefern. Die Kraft der Zerstörung der Sünde ist das Blut Jesu, das Gegengift und die Gegenkraft wider alles sündliche und verkehrte Wesen – in der ganzen Schöpfung. Nach dem Plane Gottes werden einst noch alle Wesen von der Sünde befreit. Wir Menschen dürfen schon jetzt hoffen, sündenfrei zu werden. Das ist ein großes Evangelium; seinen Vollzug kündet Paulus mit seinem Triumphgesang an: „Das Gesetz des Geistes hat mich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes.“ Schon mancher Erlöste konnte dieses Loblied – ganz oder teilweise – singen; alle werden es aber noch lernen.

Dem Menschen ist bei der Schöpfung das Gesetz seines Lebens ins Herz gegeben worden. Es handelt sich um dasselbe Gesetz des Geistes und des Lichtes, nach welchem auch das Leben Gottes abläuft. So hoch hat Gott den Menschen hinaufgesetzt und ihm zugleich durch die Tat gesagt, was gut ist, und was der Herr von ihm fordert. Und er fordert mit Recht! Gott ist die Urquelle alles Guten. Alles, was der Offenbarung des Guten zuwider ist, geht gegen das Lichts- und Wahrheitsgesetz Gottes. Menschliches Zuwiderhandeln gegen diese Gottesordnung bedeutet eine Überschreitung der Grenzen der menschlichen Geschöpflichkeit und ist im Grund Empörung gegen Gott, wozu der Mensch nicht den geringsten Anlass hat. Solche Grenzüberschreitung wird vom Schöpfer geahndet, und zwar mit der Todesstrafe. „Welches Tages du davon issest ...!“ Und diese Todesstrafe muss der Missetäter nicht bloß an sich selbst erfahren, sondern auch vollziehen. Immer, wenn er sündigt, richtet er das tötende Schwert gegen sich selbst. So absolut gilt die Anordnung Gottes; sie kann von keinem Geschöpf umgangen werden. Jeder Sünder fällt ihr anheim.

Darin zeigt sich freilich auch die unheimliche und gewaltige Macht der Sünde, welche Gott ihr eingeräumt hat. „Die Sünde gibt den Tod zum Lohn, das heißt ja schlimm gedient.“ Die Sünde herrscht tyrannisch über den Menschen, der ihr dient, und versklavt ihn. Sie macht ihn schließlich zum Tier und zum Teufel – und zerrt ihn in den anderen Tod hinein. Der Sünder muss – oft gegen seinen Willen – sündigen, was Paulus in Röm 7 bezeugt. Das aber ist Vergewaltigung und Entwürdigung des Menschen, der sich allerdings der Sünde mit mehr oder weniger Absicht und Bewusstsein hingegeben hat. So vermag die Sünde schließlich den menschlichen Willen überhaupt auszuschalten. Erst durch das erlösende Eingreifen Jesu kann unser Wille wieder dem Bösen entwunden werden. Jesus handelt königlich am Menschen; Er macht den frei, der Ihm dient. Hier handelt es sich um zwei sehr verschiedene Herren; die eine Herrschaft führt zum Tod, die andere zum Leben.

Der Fluch Gottes trifft alles gottwidrige Wesen, und dies umso eher, je mehr der Mensch gegen Gottes Willen und Gebot handelt. Alle sündliche Regung in uns aber ist ein Trieb des Verderbens, ein Nagen des Todeswurms, dem man nicht bald genug entfliehen kann. Er tötet uns! Wohl darf so das Böse eine Zeit lang und bis zu einer gewissen Grenze sich entfalten und behaupten; dann aber spricht Gott sein Machtwort: „Bis hierher und nicht weiter!“ Die souveräne Macht Gottes duldet kein anderes Prinzip außer dem Licht neben sich. Dies gilt für die ganze Schöpfung; besonders aber für uns Menschen.

Leiblicher und geistlicher Tod als Sündenfolge

Die Sünde bringt Tod und Verderben über ihre Liebhaber – und zwar nach Leib, Seele und Geist. „Das heißt ja schlimm gedient!“

Der Tod ist eine Folge des beim Sündigen sich erfüllenden Gesetzes des Todes. Die durch die Finsternis „besamte“ Lust hat in diesem Samen Todeswesen empfangen. Dieser wirkt zunächst durch Geburt Sünde – als Augenlust,Fleischeslust und hoffärtiges Wesen. Dabei aber bleibt es nicht; die Sünde hat auch ihre Frucht und reift zum Tode aus.

Die aufsteigende Lust, von der Finsternis geschwängert, wird bald zu einem finsteren Begehren; dieses Begehren wird immer feuriger und zündet schließlich den ganzen Lebensumlauf, das „Rad der Geburt“, an. Nun steht die Seele in der falschen Erwartung „beseligender“ Vorgänge in ihr. Aber es geht nach dem Wort: „Wehe dem, der nach dem Bösen hungert; denn er soll mit Tod satt werden!“ Dies ist die gerichtliche Folge des von Gott angedrohten Fluches bei Übertretung seines Gebots.

Die Erwartungen der in finsterer Lust brennenden Seele werden enttäuscht, nicht aber erfüllt. Ein Scheingenuss von kurzer Dauer muss ihr genug sein; im Übrigen hat sich die Finsternis in ihr gestärkt und vermehrt. Der zur Entwicklung und Ausgeburt gelangte Finsternisgrund, dessen falsches Begehren aus dem Herzen aufstieg, hat Tod und Verderben zur Welt gebracht; der Mensch ist dadurch „ärger“ geworden, d. h. das arge, satanische Wesen hat sich vermehrt. Künftig wird es der Finsternis leichter fallen, sich zu behaupten. Je öfter dieser Prozess vor sich geht, desto leichter und rascher vollziehen sich die Todesgeburten in uns. „Wehe dem, der sündigt!“ Es gehen dabei Geistes- und Fleischesbefleckungen vor sich; die Seele wird entehrt und entwürdigt.

Der Mensch sündigt auf drei Gebieten

Das ganze Menschenwesen nach Geist, Seele und Leib ist dabei in Mitleidenschaft gezogen; denn der Mensch ist eine Einheit. Sündigt er, so sündigt er auf drei Gebieten. Der Geist und das Gewissen, die ein Licht, eine Leuchte des Herrn sind, werden geschwächt und verdunkelt. Finsternisliebe wird mit Finsternis bestraft. Auf diese Weise wird unser Licht Finsternis; schließlich wird die Funktion des Gewissens im Menschen ganz ausgeschattet, und der Mensch ist „gewissenlos“ geworden. „Wie groß mag dann die Finsternis sein!“ Künftig wird das Gewissen bei neuen Anläufen der Sünde nicht mehr so widerstandsfähig sein; es verliert mehr und mehr an Klarheit. So sinkt das göttliche Bild in uns vollends in den Staub. Das ist geistlicher Tod, den der Mensch durch das Sündigen selbst herbeiführt, wodurch er zum Selbstmörder wird.

Auch die Seele „stirbt“. Ihr zeitliches Teil hängt durch ein Lebensband mit dem Geist der Natur zusammen. Isst der Mensch vom Todesbaum, so erfolgt eine Lockerung, schließlich eine Zerreißung dieses Lebensbandes; d. h. die Seele stirbt, ihre Kraft nimmt ab, denn sie wurde durch das Sündigen angetastet und geschwächt. Auf diese Weise befördert der sündigende Mensch seinen Seelentod; schließlich ist die Seele nicht mehr existenzfähig, weil die Voraussetzungen fehlen: das Lebensband zum göttlichen Lebensgrund ist zerstört und gelöst.

Am deutlichsten ist für uns die Wirkung der Sünde auf den Leib. Der Todeswurm nagt an seiner Lebenssubstanz; dem Leib werden edelste Kräfte entzogen. Dadurch flieht das Leben immer mehr, und der Tod gewinnt die Oberhand. Die Folgen sind Störungen des körperlichen Wohlbefindens; schließlich brechen Krankheit und Tod die entkräftete Hütte ab. Oft geschehen solche Entkräftungen des Leibes schon in früher Jugend, in der Blüte des Lebens, und machen den Körper siech. Die vielen Vergehungen gegen das göttliche Verbot führen naturnotwendig auch den körperlichen Tod herbei. Denn alles Sündigen streitet wider die göttlichen Kräfte, die Leben erzeugen wollen. Man warne darum die Jungend vor den „Jugendsünden“, diesem selbstmörderischen Tun. Am gefährlichsten wirkt die Unkeuschheit, die den ganzen Menschen schwächt und entnervt.

Dazu kommt ein weiterer Tatbestand. Wie die Kartoffelstaude aus der alten Kartoffel Kräfte zu ihrem Aufbau holt und darin eine Art Auferstehung feiert, so sollen aus allen Teilen unseres jetzigen Wesens, aus Leib, Seele und Geist, die edelsten Kräfte zum Aufbau eines neuen Menschenwesens in der Auferstehung gezogen werden. Je unverbrauchter der „alte“ Mensch ist, desto herrlicher wird der neue sein. Dieser Gedanke mag uns reizen, der Sünde mehr und mehr den Abschied zu geben; denn wir sündigen nicht bloß für die jetzige Existenz, sondern auch für das kommende Leben, das nach dem Tod, dieser anderen „Geburt“, beginnt.

Jeder Mensch hat einen natürlichen Warner in seinen eigenen Instinkten. Sein „Gefühl“ sagt ihm jeweils, ob er recht oder unrecht getan hat. Das Tier, welches allein auf seinen Instinkt angewiesen ist, wird durch ihn während seines ganzen Lebens geführt und bewahrt.

Dem Menschen aber ist noch ein höherer Warner und Betreuer gegeben, nämlich die Weisheit. Als Weisheit auf der Gasse lehrt und leitet sie ihn auf Schritt und Tritt. Als göttliche Weisheit, die dem neuen Leben in uns zugeordnet ist, führt sie ihn den Weg des Lebens, so wie ihn die Stimme der Torheit den Weg des Todes führen will. Die Weisheit will das menschliche Leben so ordnen, dass es zur Freude und zum Genuss wird. Sie wirkt auf allen Gebieten Leben erhaltend und Leben fördernd. Sie ist eine göttliche Führung im Menschen; sie will ihn vor „Selbstmord“ bewahren und ihm Leben und volle Genüge geben. Lässt der Mensch sich von ihr sagen und leiten, dann wirkt sich nicht der Fluch, sondern der Segen Gottes an ihm aus. Nicht der Tod, sondern das Leben herrscht.

Sünde und Fluch

Der erste Mensch war göttliches Ebenbild; auf dem Weg der Sünde wurde er zum verfluchten Satansbild. Das war ein beängstigender Absturz, dessen sich nur wenige Menschen bewusst werden.

Fluch ist ein Stück Todeswesen, weil Gott, das Leben, aus der verfluchten Kreatur „geflohen“ ist. Dadurch wurde sie in Schande und Schmach gelassen. Der Fluch hat sich weithin verbreitet: über den Menschen hinaus hat er die gesamte Kreatur in der gefallenen Schöpfung erfasst. Die Elemente der irdischen Natur sind in große Unordnung geraten. Sie wüten, wenn sich die Mächte der Finsternis in ihnen bewegen, und werden feindselige Gewalten für den Menschen. Welche Katastrophen ereignen sich fast täglich an irgendeinem Punkt der Erde! Ähnliche Katastrophen geschehen im völkischen Zusammenleben der Menschen; wir denken an die vielen Kriege, die am laufenden Band da oder dort auf der Erde geführt werden. Dahinter stehen Fluchsgewalten der Finsternis; die Hölle darf sich auf Erden offenbaren, so dass dem Menschen davor schaudert. Und welche Fehlentwicklungen macht die Menschheit! Sie strebt tatsächlich völlig falschen Zielen zu, irregeführt von Mächten der Finsternis und des Todes! Auf Erden könnte eine Friedensentwicklung wie im 1000-jährigen Reich vorhanden sein; aber der Fluch verhindert sie. Der größten Katastrophe ist der Mensch selbst anheimgefallen durch die Sünde: es ist der Tod über ihn gekommen, diese äußerste Entwicklung der Sünde. Der Jammer, der dadurch über die Menschheit gekommen ist, lässt sich kaum beschreiben. Man kann nur sagen: „Das ist der Fluch der bösen Tat!“

Wichtig ist, dass wir erkennen, wie diese Fehlentwicklungen und Katastrophen nicht eben „natürliche“ Verhältnisse darstellen; es sind Reaktionen und Gerichte Gottes auf das fluchwürdige Verhalten der Menschen. Die Welt ist seit ihrem Bestehen so voll gerichtlicher Ereignisse, dass das Wort zutrifft: „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht.“

Dass das menschliche Verhalten in seiner Selbstherrlichkeit und Überheblichkeit die Ursache dieser Fluchserscheinungen ist, beweist schlagend das Leben Jesu. Hier wirkte sich nicht der Fluch, sondern der göttliche Segen aus. „Es begab sich“ – war das Motto Seines Lebens. Dies bedeutet, dass göttliche Kräfte hinter seinem Tun standen und sich darin auswirkten, so wie hinter dem Tun des gefallenen Menschen höllische Kräfte stehen. Weit über das normale Menschenmaß hinaus konnte Jesus Dinge wirken – mit Gott, welche uns als „Wunder“ erscheinen. Sie würden aber das menschliche Maß nicht übersteigen, wenn sich beim jetzigen Menschen nicht der göttliche Fluch auswirkte. Dieses segensreiche Wunderwirken Jesu ist ein Beweis seines ungebrochenen Verhältnisses zu seinem Vater, der stets „bei Ihm“ war. Den gefallenen Menschen aber hat Er verlassen und geflohen (vgl. Fluch!), so wie der Mensch – als verlorener Sohn – Gott verlassen hat.

Es sind also Segensmenschen und Fluchsmenschen zu unterscheiden. Sie sind nicht ein- für allemal voneinander getrennt; sondern es ist ein Übergang vom Fluch zum Segen möglich. Durch Christus kann der Fluch aufgehoben werden. Dieser weicht, wenn der Mensch in den Gehorsam gegen Gott wieder eintritt. Jetzt hat der göttliche Segen wieder Raum, und alsbald fängt auch ein Wunderwirken Gottes im Menschen an. „Ihr werdet noch Größeres denn das tun!“ Durch Segenskinder kann der Fluch unterbunden und das Paradies mit seinen göttlichen Kräften im Menschen wieder eröffnet werden. Können doch Gläubige durch Gebet die Nahrung vom Fluch entbinden, d. h. die Nahrung segnen. Frühere Fluchskreaturen können segnen! Sie fordern nicht mehr die göttliche Strafgerechtigkeit heraus; vielmehr gilt für sie das Wort Gottes an Abraham: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.“

Zunächst sieht freilich noch alles höllisch drein, in der sichtbaren und in der unsichtbaren Welt. Die Hölle ist eine reine Fluchserscheinung; denn sie ist das Reich Satans, wo der Wille des Teufels geschieht. Umgekehrt ist der Himmel der Ort göttlicher Segensoffenbarung; denn hier geschieht der Wille Gottes, was leider auf der Erde bislang noch nicht ebenso der Fall ist. Doch wird dies einst geschehen im 1000-jährigen Segensreich, wo mit dem Bösen auch Sünde, Krankheit und Tod auf ein Minimum eingeschränkt sein werden.

Der Mystiker drückt die Fluchstatsache auch mathematisch aus. Wo Gott segnen kann, geschieht seine Offenbarung auf dieser Welt in den sieben Eigenschaften der ewigen Natur. Das bedeutet, dass sich von Gott her Leben und Segen, Licht und Liebe offenbaren. Bei einer „Zornesoffenbarung“ Gottes fehlen die Lichteskräfte, so dass sich nur noch Offenbarungen in den vier ersten Feuerseigenschaften vollziehen. Das bedeutet zwar nicht schon volle Hölle; aber „es sieht doch höllisch drein“.

Auf unserer Erde offenbaren sich Paradies und Hölle im Durcheinander. Bald schlägt der Segen, bald der Fluch vor. Wieviel Gutes und Göttliches kann sich durch Menschen offenbaren! Aber auch: wieviel Sünde und Ungerechtigkeit! Wie harmlos scheinen die Tiere miteinander zu leben; aber bei ihnen herrscht der „Kampf aller gegen alle“. Das stärkere Tier frisst das schwächere auf. Auch bei dem stillen Geschlecht der Pflanzen zeigen sich Fluchserscheinungen; sie nehmen einander den „Platz an der Sonne“ weg. Der Mensch freilich übertrifft Tier und Pflanze durch seine „Wildheit“; er verzehrt und missbraucht Pflanze und Tier. Kein Wunder, dass die Kreatur unter ihm seufzt – und wartet auf die Offenbarung der Segenskinder!

Alle aber sind der „Eitelkeit“, d. h. dem Tod und der Vergänglichkeit, unterworfen. Wie beklagenswert ist der Kampf zwischen Segen und Fluch im Jahreslauf der Natur! Sein Rhythmus ist ein Fluchkreislauf mit sich stets wiederholendem Sterben. Und doch zeigt sich auch noch Segen darin.

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8. Segen und Fluch