Das sechste Gesicht "auf Erden"

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Version vom 10. März 2020, 15:27 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Die erste Zornschale)

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Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

In Bearbeitung

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: Das sechste Gesicht "im Himmel" - Offb 15:1-8

Das sechste Gesicht "auf Erden"

Offb 16 - Offb 17 - Offb 18

Es ist dies bei weitem das wichtigste aller dem Johannes gegebenen Gesichte der Ereignisse, die auf Erden geschehen sollen. Auch wird es am ausführlichsten geschildert.

Es besteht aus den großen Gerichten, welche angekündigt werden von der siebten Posaune, die das "Geheimnis Gottes" durch das Ausgießen der sieben Zornschalen vollendet. Das nächste Gesicht ist das letzte im Himmel geschaute; es leitet die Apokalypse des Herrn Jesus, sein Kommen zur Erde, ein und führt so das Ende der ganzen Weissagung herbei.

Dieses sechste Gesicht auf Erden besteht aus drei Teilen, die so deutlich markiert sind, dass diejenigen, welche das buh in Kapitel einteilen, keine Schwierigkeiten hatten, hier die richtige Einteilung zu treffen.

Die folgende kurze Übersicht der Vision als Ganzes zeigt diese drei Teile. Die Erweiterungen derselben werden später an passender Stelle gesetzt werden. Bei genauer Betrachtung der Verweise auf diese Seiten und Buchstaben wird es dem Leser nicht schwer fallen, diese Darstellungen des Gedankenaufbaues zu verfolgen und zu verbinden.

Die sieben Zornschalen

E6 - V - Offb 16 = Die großen Gerichte (die sieben Zornschalen)
W - Offb 17 = Die große Hure (Geheimnis Babylon)
X - Offb 18 = Die große Stadt (das große Babylon)

Wir beginnen bei dem ersten mit V bezeichneten Teil, welcher aus dem ganzen 16. Kapitel besteht. Er handelt über:

Die großen Gerichte

Elf mal finden wir das Wort "groß" in diesem Kapitel, häufiger als in irgendeinem anderen Abschnitt des neuen Testaments, am nächsten kommt Offb 18. wo das Wort neun mal vorkommt.

Wir sind darum berechtigt, die Berichte und Themen dieses Kapitels als "groß" zu bezeichnen.

Es ist nun alles bereit für das Reich der höllischen Dreieinigkeit, auf Drachen, Tier und falschen Propheten, den letzten Angriff zu beginnen, durch welchen der "große und schreckliche Tag des Herrn" gekennzeichnet wird.

Seitdem wir die letzte Posaune erschallen hörten (Offb 11:15), sind wir zurückgeführt und über verschiedene wichtige Einzelheiten aufgeklärt worden, welche uns die Beziehungen der Visionen zueinander besser verständlich machen; die letzten himmlischen Äußerungen haben uns kundgetan, welche die Ergebnisse dieser Gerichte sein werden.

Der Drache soll in seiner Hauptstadt und auf seinem Thron angegriffen, die Tiere in ihren Machtzentren bedrängt werden und ihre Anhänger und Anbeter sollen auf Erden "keine Ruhe haben Tag und Nacht". (Offb 13:11).

Die Zornschalen-Gerichte sind denen der Posaunen in manchem ähnlich, in anderem wieder unterscheiden sie sich von ihnen.

Der Gedankenaufbau des ersten Teiles "V" zeigt, dass die sieben Schalen in fünf Gruppen zerfallen, von denen jede aus Ursache und Wirkung besteht. Die dritte und sechste Schale haben noch ein anderes Kennzeichen: bei der dritten hört Johannes die Stimme zweier Engel; bei der sechsten sieht er die unreinen Geister. Der Gedankenaufbau ist wie folgt:

V - A1 - a1 - Offb 16:1.2 = Die erste Schale.

b1 - Offb 16:2 = Wirkung: Drüse an den Anbetern des Tieres.
a2 - Offb 16:3 = Die zweite Schale.
b2 - Offb 16:3 Wirkung: Das Meer wird Blut.
B1 - c - Offb 16:4 = Die dritte Schale.
d - Offb 16:4 = Wirkung: die Wasserströme werden Blut.
e - Offb 16:5-7 = Was Johannes hört (Engelstimmen).

V - A2 - a3 - Offb 16:8 = die vierte Schale.

b3 - Offb 16:8.9 = Wirkung: Versengen. Die Anbeter des Tieres verstockt.
a4 - Offb 16:10 = Die fünfte Schale.
b4 - Offb 16:10-11 = Wirkung: Reich des Tieres verfinstert. Die Menschen verstockt.
B2 - c -Offb 16:12 = Die sechste Schale.
d - Offb 16:12 = Wirkung: der Euphrat vertrocknet.
e - Offb 16:13-16 = Was Johannes sieht (drei Teufel wie Frösche).
A3 - a5 - Offb 16:17 = Die siebte Schale.
b5 - Offb 16:17-21 = Wirkung: Erdbeben. Der großen Babylon wird gedacht (Offb 16:19)

Wir haben oben bemerkt, dass die 1. und 2. Zornschale zusammen gehören, ebenso die 4. und 5., welche alle sowie auch die 7. aus zwei Teilen bestehen: dem Ausgießen der Schalen und der Wirkung des Ausgießens. Diese drei Gruppen werden voneinander geschieden durch die 3. und 6. Zornschale, von denen jede in drei Teile zerfällt. Zu dem Ausgießen der Schale und der Wirkung des Ausgießens tritt bei der 3. hinzu, was Johannes hört, und bei der 6., was Johannes sieht. Die Wirkung der letzten (siebten) Schale besteht darin, dass "der großen Babylon" gedacht wird, und das führt naturgemäß zu dem unmittelbar folgenden Gericht an Babylon in Offb 17 und Offb 18.

Wir kommen zur Auslegung:

Die erste Zornschale

Der erste Vers ist allgemeinen Inhalts und bildet die Einleitung dieser Gerichte.

Offb 16:1
Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel (naos) zu den sieben Engeln sagen: "Gehet hin und gießet aus die sieben Schalen des Zornes Gottes auf die Erde."
Wir halten die sieben Zornschalen und ihre Wirkungen für tatsächliche Ereignisse, genauso, wie sie hier berichtet werden. Es sind keine Redefiguren. Ihre Sprache ist klar und bündig. Nichts in diesen Gerichten kann unserem Glauben zu schwer fallen, obwohl manches über unseren Verstand gehen mag. Sie sind wohl übernatürlich, aber nicht unnatürlich. In den ägyptischen Plagen, die von allen für wirkliche Ereignisse gehalten werden, finden wir viele ganz ähnliche Strafen. In der Tat, sechs der sieben Schalen stimmen mit den ägyptischen Plagen überein, und Gott hat wiederholt erklärt, dass seine letzten Gerichte gerade so, ja schlimmer sein würden als jene (2Mo 34:10).

Die erste Schale ist der sechsten Plage gleich, die in Schwären bestand.
Die zweite und dritte Schale sind wie die erste Plage, bei der das Wasser zu Blut wurde.
Die fünfte Schale ist gleich der neunten Plage, wo Finsternis im Lande herrschte.
Die sechste Schale ist wie die zweite Plage, die der Frösche.
Die siebte Schale gleicht der siebten Plage, der vom Hagel usw.

Nur die vierte Schale hat unter den ägyptischen Plagen kein Gegenstück; es ist die von der großen Hitze. Da nun sechs der sieben Gerichte schon da gewesen sind, warum sollten nicht ebensolche Plagen noch einmal gesandt werden, da doch ausdrücklich gesagt ist, dass die übernatürlichen Ereignisse bei Israels Rückkehr sein werden "wie Israel geschah zur Zeit , da sie aus Ägypterland zogen" (Jes 11:15).

Ist es nicht seltsam, dass man angesichts dieser Tatsachen die Zornschalen auf folgende Art ausgelegt hat?

Die erste bedeutete die französische Revolution, und die Beulen seinen die Ungläubigen usw.
die zweite: die Seekriege der französischen Revolution,
die dritte Napoleons Feldzug in Italien,
die vierte Napoleons militärischer Zwangsherrschaft usw.

Es ist Zeit- und Raumverschwendung solche Auslegungen, die das Wort Gottes kraftlos machen, auch nur anzuführen.

Glaubt denn jemand, dass die Menschheit den größeren Teil des "großen und schrecklichen Tages des Herrn" überstanden hätte, ohne sich dessen bewusst zu sein= Und dass während der gesamten Zeit das Evangelium von der Gnade Gottes gepredigt worden wäre, statt der Verkündigung, dass die Zeit seines Gerichts gekommen ist? Leben wir wirklich am Tag der Rache unseres Gottes? Und doch gibt es Geistliche, welche von dem Dämmern des tausendjährigen Reiches reden; ja einige behaupten sogar, es habe schon begonnen - ein tausendjähriges Reich ohne Christus! Nein! Bibelforscher, welche glauben, was Gott sagt, und die einzig danach trachten, seine Worte zu verstehen, können keine Genüge finden an solchen Verwirrungen, durch die das Herz nur bestürzt wird, anstatt erleuchtet.

Offb 16:2
Und der erste ging hin und goss seine Schale aus zur Erde; und es ward eine böse und arge Drüse an den Menschen, die das Malzeichen (oder Brandmal) des Tieres hatten und die sein Bild anbeteten.
Auf das "Ausgießen" der Schale weist PS 79:1-5 und Kla 4:11 hin; eine ähnliche Plage ist schon mehr als einmal dagewesen: 2Mo 9:8-12; Hi 2:7.8; 1Sam 5:5; 4Mo 12:10.

Dies ist eins der Strafgerichte, die Israel angedroht wurden: 5Mo 28:15.27.35; 3Mo 26:16.

Zunächst haben unter dieser Plage die Anbeter des Tieres und seines Bildes zu leiden. Es war ihnen (Offb 14:9-11) gedroht worden, dass die das Tier Anbetenden (hier sowohl wie dort steht das Partizip Präf.) "keine Ruhe Tag und Nacht" haben würden. Hier sehen wir nun wie diese Worte in Erfüllung gehen: keiner hat Ruhe, der an den "bösen und argen Drüsen " zu leiden hat.

Die zweiteZornschale

Offb 16:3
'Und der zweite Engel goss aus seine Schale ins Meer; und es ward Blut als eines Toten, und alle lebendige Seele starb, die in dem Meer war.
Wir können diese Stelle mit der zweiten Posaune (Offb 8:8) und mit der ersten ägyptischen Plage vergleichen )2Mo 7:20-25; vgl. Ps 105;29; Jes 50:2; Nah 1:2-5). Die buchstäbliche Auffassung dieser Plagen macht die Sache so verständlich, dass es kaum einer weiteren Erklärung bedarf. Sie selbst erklären und sie Gerichte Gottes und deren Wirkung.

Die dritteZornschale

Offb 16:4-7
4. Und der dritte Engel goss aus seiner Schale in die Flüsse und in die Wasserquellen; und sie wurden Blut.
5. Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: "Gerecht bist du, der da ist und der da war, heilig bist du, dass du so gerichtet hast;
6. denn sie haben das Blut der Heiligen und Propheten vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben, sie verdienen es,
7. Und ich hörte den Engel vom Altar sagen: "Ja, Herr Gott, Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte."
Das ist die göttliche vom Himmel gegebene Auslegung der Gerichte der dritten Schale. Die Bezeichnung "Engel der Wasser" lässt erkennen, dass Engel ihre bestimmten Wirkungskreise und Ämter haben; die Ereignisse in der Natur sind also nicht dem blinden Zufall überlassen, sondern der, welcher "die Naturgesetze" (wie die Menschen sagen) machte, setzt auch mit kräftiger Hand durch, dass jene Gesetze seinen Willen vollziehen.

Entweder ist der Altar personifiziert (denn die Gebete der Heiligen befinden sich auf demselben, und die Märtyrer stehen unter ihm), oder es ist zu ergänzen "der Engel vom Altar."

Die Worte des Engels zeigen, dass sie in einem anderen Bund gesprochen sind, welcher mit dem gegenwärtigen Bund der Gnade nichts gemein hat, sondern der vielmehr Vergeltung und Gericht ausübt. Auf jene Zeit weisen Schriftstellen hin wie Hes 35:6.16.38.

So bezieht sich auch Mt 23:34.35 und Lk 11:47-51 auf einen Tag des Gerichts und nicht der Gnade. Jetzt rechnet Gott den Seinen die Sünde nicht zu (2Kor 5:19), da er sie Christo zugerechnet hat. Daraus erkennen wir dass nur hoffnungslose Verwirrung entsteht, wenn das Wort nicht recht geteilt wird, entsprechend dem Bund, für den es gilt.

Offb 16:6 ("sie haben das Blut der Heiligen und der Propheten vergossen usw.") weist augenscheinlich hin auf Offb 17:6; Offb 13:15; Offb 11:18 und Offb 18:20. Auch Ps 79 und Ps 74 sind in dieser Verbindung zu lesen.

Die vierteZornschale

Offb 16:8.9
8. Und der vierte Engel goss aus seine Schale auf die Sonne, und es ward ihm gegeben, die Menschen zu versengen mit Feuer.
9. Und die Menschen wurden versengt von großer Hitze, und lästerten den Namen Gottes (d. h. Gott selber), der Macht hat über diese Plagen, und taten nicht Buße, ihm die Ehre zu geben.
Beim Ertönen der vierten Posaune ward die Sonne geschlagen, doch nur der dritte Teil derselben. Es werden Zeichen geschehen an der Sonne (Lk 21:25). Vgl. Mal 3:19, wo es heißt: "Siehe es kommt ein Tag, der brennen soll wie ein Ofen, da werden alle Verächter und Gottlosen Stroh sein." - Die Wirkung, welcher die Plage hervorruft, besteht darin, dass die Menschen der Aufforderung des Engels von Offb 14:6.7 Trotz bieten. Sie bitten nicht um Gnade, und es wird ihnen auch keine Gnade gewährt werden. Und da will man uns lehren, dass es sich hier um nichts weiter als die Gewaltherrschaft Napoleons handele!

Die fünfteZornschale

Offb 16:10.11