Einführung zu Hosea

Aus Bibelwissen
Wechseln zu: Navigation, Suche

Zitat aus der Berleburger Bibel, gedruckt 1732. Nachdruck erhältlich bei Rolf Wolters

DER PROPHET HOSEA

Name

Der Name kommt mit Josua überein (d.h. ist im hebräischen gleich zu setzen), und geht demnach mit seiner Bedeutung auf den Heiland und das Heil. Diesen Namen konnte der Prophet wohl um verschiedener Ursachen willen tragen; teils weil er den Weg des Heils vorgetragen, noch mehr aber weil er auch den Heiland der Welt selbst gar deutlich verkündigt, und von ihm gar herrlich geweissagt, ja auch auf gewisse Weise sein Vorbild gewesen ist (Hos 3:1). Wie nun Josua, der Sohn Nun, als Führer und Herzog insbesonders in seinem königlichen Amt, und der Hohepriester Josua (Sach 3:1) im priesterlichen, sein Vorbild gewesen ist; also hätten wir an diesem ein Vorbild seines prophetischen Amts. Doch ist solche gute Bedeutung des Namens an dem letzten König in Israel, der auch so geheissen, nicht eingetroffen. Man kann also wohl gut heissen, ohne dass man es eben wirklich ist.

Herkunft und Aufgabe

Dass er aus dem Stamm Issaschar gewesen, ist bei vielen eine angenommene Meinung gewesen, woran uns doch wenig gelegen sein darf; mehr aber an seinem prophetischen Amt, worin er sich als ein eifriger Buss-Prediger erwiesen, dem es an Stoff dazu nicht fehlen konnte bei der in Israel eingerissenen Abgötterei und der dadurch mangelnden Furcht Gottes, wodurch allen Lastern Tür und Tor offen stand. Das konnte nichts anderes nach sich ziehen als Gottes Gerichte und die endliche assyrische Gefangenschaft, die er ihnen verkündigt.

Auftreten, Kollegium und Tod

Er hat zu einer Zeit mit Jesaja, Amos und Micha gelebt, doch unter allen am ersten zu weissagen angefangen. Und dass er ziemlich alt muss geworden sein, wird daraus geschlossen, weil er unter vier Königen geweissagt hat. Und wenn es nach gelehrten Leuten geht, so hat er solch Amt aufs wenigste 60 Jahre lang geführt. Andere steigen auch wohl bis auf 60 Jahre. Und wenn er ungefähr mit 20 Jahren sein Amt angetreten hat, so muss er über 100 Jahre alt geworden sein. Wie denn auch viele glauben, er habe die Gefangenschaft noch selbst erlebt, die in das sechste Jahr Hiskias eingefallen war (2Kö 18:10), zu dessen Zeiten unser Prophet noch weissagte.

Wann und wie er aber gestorben, davon wird nichts Gewisses gefunden. Luther vermutet, dass er ohne Zweifel als ein Ketzer wider die Priester und als ein Aufrührer wider den König habe sterben müssen; als welches ein prophetischer und apostolischer Tod sei. Und wer den damaligen Zustand des israelitischen Reichs bedenkt, da es nur Baals-Priester und elende Bauchdiener Jerobeams gab, der wird wohl an einen gewaltsamen Tod unseres Propheten glauben, wenn er den Inhalt seiner Predigten in Betracht zieht, worin er sehr scharf wider die Priester und ihren falschen Gottesdienst angeht, wie wir noch sehen werden.

Aufteilung und Inhalt des Buches

Das Buch hat in 14 Kapiteln 197 Verse, wovon Vers 7,15 in der Mitte ist. Die Zeugnisse des Propheten sind teils bildlich, und geschehen unter dem Bild der Ehe mit einer Hure (in den drei ersten Kapiteln); teils und meistens aber ist die Sprache unverblümt. Die Einteilung erfolgt vornehmlich in 7 Teile, wovon der erste Teil die zwei ersten Kapitel in sich fasst, der zweite Teil das dritte Kapitel, der dritte Teil das vierte Kapitel, der vierte Teil erstreckt sich durch die drei folgenden Kapitel (5-7), der fünfte Teil reicht durch das 8.,9. und 10 Kapitel, der sechste Teil fasst das 11. Kapitel, und der siebte Teil die drei letzten Kapitel in sich. Andere machen auch noch mehr Teile.

Zeitliche Zuordnung der Weissagungen

Eine gewisse Zeitrechnung lässt sich nicht wohl davon geben. Doch scheinen die zwei ersten Kapitel allerdings zum Anfang unter Jerobeam und Usia zu gehören, da Hosea noch jung war, und ans Heiraten dachte. Das dritte und vierte Kapitel mag auch nicht lang hernach erfolgt sein, etwa nach Jerobeams Tod, da alles drunter und drüber ging. Das fünfte und sechste Kapitel wird am besten unter das tyrannische Regiment Menahems und Pekach, oder in Ahas Zeit gebracht. Das siebte mit allen übrigen Kapiteln fallen in die letzten Zeiten des letzten Königs Hosea, oder in den Anfag der Regierung Hiskia. Dass es ein Wort des Herrn und göttlichen Ursprungs sei, wie der Anfang selber gleich bezeugt, wird durch das Zeugnis des Heilands, der sich darauf beruft, bekräftigt (Mt 9:13; Mt 12:7). Er hat auch kein Bedenken getragen, mit dessen eigenen Worten zu weissagen (Lk 23:30). Wie sich denn auch Matthäus (Mt 2:15), und Paulus (Röm 11:25ff; 1Kor 15:55), auf ihn berufen. Zudem ist eine schöne Uebereinstimmung zwischen ihm und den andern, sonderlich dem Jeremia und Hesekiel, zu sehen. Und ist nicht seine Weissagung auch genug eingetroffen? Das hat Israel wohl erfahren!

Es geht aber der Zweck des ganzen Buchs kurz dahin, die Busse anzupreisen, zur Bekehrung zu bewegen, und die Erkenntnis Christi zu verkündigen, von dessen ewiger Gottheit, Amt, Tod, Sieg und Wohltaten, wie auch seinem herrlichen Reich, er viel Schönes anführt.

Schreibart

Die Schreibart, welche (wie einige meinen) derjenigen von Jesaja ziemlich gleichkommt, ist kurz, tief, rätselhaft und voll herrlicher Sprüche. Dies macht, dass er manchen etwas dunkel vorkommt. Ja die meisten Ausleger klagen darüber, dass er schwer sei, und der Beistand des Heiligen Geistes nötig sei, wie Hieronymus und Augustins meinen. Es kommt aber auch oft viel daher, dass man den Sinn des Geistes nicht einmal recht fassen will. Also geht z.B. die Prophezeiung dieses Buches nicht nur auf die Zerstreuung der zehn Stämme, noch auf die ersten Zeiten des Neuen Testaments, sondern auch auf die noch bevorstehende Bekehrung der Juden in der letzten Zeit. Solange man aber die alten vorgefassten Meinungen nicht aufgeben kann und will, ist es kein Wunder, dass solche Propheten wie Hosea einem dunkel vorkommen müssen; eben wie die Juden in der Erklärung des Alten Testaments sich bei vielem martern müssen, weil sie Jesus nicht für den Messias wollen gelten lassen. Die Schuld liegt also mehr an den trüben Augen, als an der Dunkelheit der Sache. So gebe denn Gott Augen, die etwas taugen! aber erst den Mangel zu erkennen.

Zitat Ende (Zwischentitel wurden eingeschoben.)

Zurück zu Hosea.