Die dritte Stufe des Sündenfalles

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Abschrift des Heftes: Verlust der Herrlichkeit des ersten Menschen
Julius Beck (1887-1962)

Aus der Reihe: Vätererbe Bd. II (1962)
Verlag Ernst Franz Metzingen, Württ.

Siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

Verlust der Herrlichkeit des ersten Menschen

4. Die dritte Stufe des Sündenfalles

Will man die Einteilung des Sündenfalles in drei Stufen beibehalten, so brachte die erste Stufe mit dem Gelüsten des ebenbildlichen Adams aus der Lichtwelt in die Sinnenwelt eine Herrschaft des Sinnlichen über das Geistige. Diese Fehlentwicklung brachte auf der zweiten Stufe die Scheidung des Ebenbildes in Mann und Weib, also in zwei Personen. Dies bedeutete eine gewaltige Veränderung, die erst in der Wiedergeburt aus Wasser und Geist wieder behoben werden kann.

Bezeichnend für diese beiden Stufen des Falles ist, dass sie hauptsächlich dadurch eintraten, dass Adam durch den Weltgeist verführt und betrogen wurde. Diese Tatsache minderte die Verantwortung und damit auch die Folgen des bisherigen Falles. Da das bisherige Fallen nicht aus Absicht und bösem Willen geschah, so wäre eine Heilung des bislang entstandenen Schadens ohne große Schwierigkeiten möglich gewesen. Es wäre also der Tod Jesu nicht notwendig geworden.

Mit der dritten Stufe des Falles wurde die Sünde vollendet; sie gebar Tod und Verderben aus. Dabei war der Wille des Menschen bewusst beteiligt; denn es handelte sich um eine Übertretung des ausdrücklichen göttlichen Verbotes, nicht zu essen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Damit ging dem Menschen die Möglichkeit, vom Lebensbaum zu essen, verloren; dadurch wäre eine Wiederherstellung des bisherigen Schadens möglich geworden. Voraussetzung dafür wäre allerdings gewesen, dass der Mensch – auch in seiner Zertrennung in zwei Personen – dem Willen Gottes Gehorsam erwies. Auf diesem Wege hätte er das Ebenbild allmählich wieder erreicht und wäre in seine frühere Herrscherstellung gegenüber der Natur zurückgekehrt. Er hätte auch seinen paradiesischen Leib wieder gewonnen.

Mit der bewussten Übertretung des göttlichen Verbotes nahm der Fall weithin eine Richtung ins Satanische. Auch Satan hatte sich bewusst in Gegensatz zum göttlichen Willen gestellt. – Jetzt kann eine Wiederherstellung des Menschen in das Bild Gottes nur noch durch den Tod Jesu erreicht werden. Aber auch das ist groß!

Verbot des Essens vom Todesbaum

Dass der Mensch vom Lebensbaum essen soll, wurde ihm nur allgemein gesagt: „Ihr sollt essen von allen Bäumen im Garten!“ Nur Gift soll er meiden; der Baum der Erkenntnis des Bösen barg Todesgift in sich. Das Essen vom Lebensbaum hätte dem Menschen nach und nach Unsterblichkeit gebracht. Das Essen selbst bestand in zwei verschiedenen Formen: es war ein äußerliches Genießen einer irdischen Frucht; und war ein inneres Genießen von geistiger Frucht, also eine Art Abendmahl mit dem Geber der Frucht, Gott. Im Fleisch und Blut Jesu wird uns wieder die Frucht vom Lebensbaum dargereicht; auf diesem Weg bekommt der Mensch jetzt das ewige Leben, d. h. die Unsterblichkeit.

Das Nahen zum Todesbaum wurde dem Menschen verboten; das war lebensgefährlich für ihn. Das Verbot war also zunächst ein Schutz für den Menschen; denn „welches Tages du davon issest, musst du des Todes sterben“! Das Verbot stellte aber auch eine Probe des Gehorsams, also eine Versuchung dar; der Mensch sollte sich entscheiden, ob er Gottes Willen – im Hatten seines Gebotes bzw. Verbotes -, oder ob er seinen eigenen Willen – und damit auch den Willen des Versuchers – tun wollte. Diese Versuchung war nötig; der Mensch entwickelt sich zu einem Gottesbild nur dadurch, dass er sich dauernd für den Willen Gottes entscheidet. Auch dem Sohne Gottes blieb, als er Mensch war, diese Probe nicht erspart.

Der Mensch war nun schon ein gutes Stück nach unten geraten, d. h. gefallen: sein Leib war ein irdischer Leib geworden; sein ebenbildliches Wesen war gespalten worden. Fällt er noch weiter, so erreicht er den Tod. Durch Gehorsam gegenüber Gott konnte aber dem Fallen Einhalt getan, und die bisher entstandenen Folgen konnten wieder gutgemacht werden, d. h. der Mensch konnte immer noch ins Ebenbild zurückkehren. Ungehorsam gegen das ausdrückliche Gebot Gottes war aber ein satanisches Tun – und musste den bisherigen Fall vollenden. Dadurch wurden ganz neue Tatsachen geschaffen. Dem Teufel – als dem Versucher – lag alles daran, den Fall unwiederbringlich und endgültig zu machen. Er neidete dem Menschen seine Stellung und suchte ihn unter seine Botmäßigkeit zu bringen. Konnte er ihn in den Tod hineinziehen, dann war das ein voller Sieg für ihn. Und es gelang! Aßen die beiden Menschen vom Todesbaum, dann wurden sie mit Todeswesen infiziert – eine Strafe Gottes für den Ungehorsam!

Adam und Eva aßen von der Frucht?

Und nun vollzieht sich das so unheilvolle Essen und damit die teuflische Übertretung des Willens Gottes. Nicht zuerst durch Adam, sondern durch das Weib, die kindliche Eva, die das Verbot Gottes nicht mehr als absolut ansah, nachdem sie vom Versucher überlistet und getäuscht worden war. Und das Weib aß die Frucht! Es ging wieder um ein leiblich-geistiges „Essen“. Im Ungehorsam lag ein Stück Auflehnung gegen Gottes Willen; das war die geistige Seite. Im Essen geschah die Infektion. Oder ging dabei noch mehr vor sich? Wer kann es sagen? Jedenfalls hing mit diesem „Essen“ die Tatsache zusammen, dass Evas erster Sohn ein Mörder war. „Und Eva gab ihrem Manne auch davon – und er aß!“ Sie hatten damit ein Abendmahl mit dem Teufel gehalten; wer dessen „Fleisch und Blut“ isst, stirbt daran.

Damit war der Sündenfall vollendet; Eva und Adam waren schuldig geworden vor Gott. Die Folgen traten alsbald ein: die beiden Menschen fingen an zu sterben. Ihr Leib wurde noch hässlicher, so dass sie sich an ihm schämen mussten. Sofort wurden sie auch aus Eden ausgetrieben. Das war Gnade und Gericht zugleich. Hätten sie weiterhin vom Lebensbaum gegessen, so wäre der jetzt erreichte Todeszustand verewigt worden. Kein Mensch wäre wieder ins Bild Gottes zurückgekehrt. Die Vertreibung aus dem Garten Eden brachte mit sich, dass der Mensch sich auf der verfluchten Erde kümmerlich ernähren musste, bis sein leiblicher Tod eintrat. Durch Jesu Tod bereitete Gott das Heilmittel für den gefallenen Menschen zu seiner Wiederbringung vor. Es bedurfte eines ganz neuen Weges Gottes mit dem Menschen, um ihm wieder aus dem Tod zu helfen.

Zur Frage der Schuld am Sündenfall

Sie kann nie ganz ergründet werden. Sicher ist, dass der Teufel, die Schlange, die Urschuld am Sündenfall trägt. Aber auch der Mensch ist schuldig; hat doch Jesus, der zweite Adam, die Probe der Versuchung bestanden!

Der Teufel hatte durch eigene Schuld seine Herrschaft verloren; er gönnte dem Menschen nicht, dass er von Gott in eine so bevorzugte Stellung eingesetzt wurde. Im Neid des Teufels ist eine erste Ursache des Falles zu sehen.

Der ebenbildliche Adam, der von der göttlichen Weisheit geführt und beraten wurde, ließ sich durch den Weltgeist herauslocken. Die Folge war schließlich, dass das Ebenbild in zwei Personen, Mann und Weib, zerteilt wurde. Dies bedeutete eine große Schwächung, nicht bloß Degradierung des Menschenwesens. Dadurch bekam der Versucher weitere Angriffspunkte.

Eva war in ihrer Eigenart die schwächere Hälfte. War der Mann mehr Wille, der sich zu behaupten wusste, so war in Eva mehr Erregbarkeit für die Lust vorhanden. Und diese Anlage der Eva nahm der Versucher wahr und brachte ihre leicht erregbare Seele in eine gewisse Ekstase, in welcher sie das Verbot Gottes vergaß. Sie wandte ihr Interesse dem Versucher zu – und handelte eigenmächtig. Doch war sie – durch den teuflischen Betrug – der Meinung, dass diese Eigenmächtigkeit ein Stück Gottähnlichkeit sei. In Wirklichkeit war es Teufelsähnlichkeit. Doch ist das Weib entschuldbar, weil sie durch List und Täuscherei der Finsternis übertölpelt wurde, also nicht im klaren Bewusstsein und in bewusster Absicht handelte. Dadurch blieb der Mensch erlösungsfähig, wenn die Erlösung auch mit großen Schwierigkeiten verbunden war – und heute noch ist.

Folgen des Ungehorsams

Da Eva aufgrund ihrer Anlage für die verführerischen Einwirkungen Satans offener war und da die Widerstandskraft des Menschen gegenüber der Finsternis grundsätzlich geschwächt war, erlag das Weib den finsteren Lockungen. Die Lust empfing – finsteren Samen aus dem Versucher und damit war das Weib mit Sünden- und Todesgift infiziert. Dadurch aber war der Tod in die ganze Menschheit eingeführt; denn Eva ist das erste Mutterwesen für die irdische Menschheit. Von ihr stammen alle künftigen Menschen ab; darum sind sie „allzumal Sünder“.

Nachdem die Ebenbildlichkeit, d. h. die göttliche Anlage, durch den menschlichen Ungehorsam verloren gegangen war, konnte diese höchste Anlage im Menschen nicht mehr fortgeerbt werden; dagegen erben sich die niederen Anlagen der irdischen und der finsteren Natur durch alle Menschen fort. Die Fortpflanzung geistlicher und göttlicher Menschen hat sich Gott von Fall zu Fall vorbehalten. Der Stammvater des neuen (göttlichen) Menschengeschlechts ist Jesus Christus geworden, welcher den Sündenfall grundsätzlich und tatsächlich wieder behoben hat. Es stammen also nicht etwa von frommen Eltern fromme Kinder ab; Eltern können nicht einmal das natürliche Wesen der Kinder bestimmen, noch viel weniger den geistlichen Charakter der Kinder.

Adam, der Mann, war keineswegs immun gegen die Verführung. Ist Eva durch direkte Einwirkung der Schlange gefallen, so genügte bei Adam die Einwirkung der Eva, um auch ihn zu fällen. Doch war bei dieser „menschlichen“ Einwirkung sicher die Macht der Finsternis nicht untätig. Adam mag über der Freude an seinem Weib, die ihn auch in eine gewisse Ekstase versetzte, ebenso das göttliche Verbot vergessen und übersehen haben wie Eva.

Bei dem ersten Elternpaar brachte eines das andere in den Fall hinein. Heute soll es die Aufgabe von Eheleuten sei, dass eines das andere mit sich in den Himmel bringe. Demnach ist es möglich, dass der Sündenfall wieder behoben wird, wenn auch unter allerlei Schmerzen und Schwierigkeiten. Doch ist die Erlösung nicht Sache des Menschen; denn nur der, „den der Sohn freimacht, ist recht frei“.

Lies weiter:
Der Mensch unter dem Fluch (Vätererbe Bd. III)