Der Stein des Anstoßes

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Abschrift der Sammlung: Prophetische Traktate - Band 2
von Friedrich Malessa 1895-1981

Mit freundl. Genehmigung von Joh. Ullmann
Als Abschrift dort noch erhältlich.

Siehe weitere Abschriften

Inhaltsverzeichnis Band 1
Inhaltsverzeichnis Band 2

61. Der Stein des Anstoßes

Schon lange ist der „Stein“ da, an dem sich die Menschen, sonderlich die Juden-Menschen gestoßen haben. Dieser anstößige Stein ist auch in der ganzen Kirchengeschichte feststellbar. Er wird im Verlauf der Zeit immer gefährlicher. Zuletzt wird dieser Stein allenthalben unleidbar sein. Er wird beseitigt werden müssen. - Damit wir über diesen „Stein“ von vornherein volle Klarheit haben, wollen wir einige erklärende Schriftstellen lesen:

„Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes, wie geschrieben steht: Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses, und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden“ (Röm 9:32.33). "Denn es ist in der Schrift enthalten: 'Siehe, ich lege in Zion einen Eckstein, einen auserwählten, kostbaren; und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.' Euch nun, die ihr glaubt, ist die Kostbarkeit. Den Ungehorsamen aber: ‚Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden, und ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses“, die sich, da sie nicht gehorsam sind, an die Worte stoßen, wozu sie auch gesetzt worden sind“ (1Petr 2:6-8).

Jesus Christus ist es, an dem man sich so gewaltig gestoßen hat. Er ist der Eckstein, der Fundament- und Schlussstein, auf dem der Gottes-Bau erstehen soll und erstehen wird. Die „Bauleute“ haben ihn verworfen, eben weil Er ihnen so ärgerlich war. Und nun bauen sie ihr „Gebäudde“ ohne Fundament. Eines Tages wird es einstürzen.

Wichtig ist nun die Frage, warum dieser Jesus Christus schon damals so anstößig war. Es muss doch an ihm eine Sonderheit sein, die ihn, auch den ehrlich denkenden Menschen, so anstößig machte. Wir wollen dieser Frage hier kurz nachgehen.

Weniger von Bedeutung war für die damaligen Menschen, dass der Jesus von Nazareth sie in ihrer messianischen Erwartung enttäuscht hat. Denn er hat zu wenig von der Messiaswürde in die Welt gebracht, und ist auch nicht genügend „königlich“ durch seine Zeit gegangen. Zwar hat man diese Dinge beanstandet. Aber der Jesus hat doch im Laufe seiner Lebenszeit zur Genüge bewiesen, dass Er „ein ganz anderer Mensch“ ist. Oft genug haben seine Gegner, zufolge der wunderbaren Werke, bekunden müssen, dass er „mehr als ein Prophet“ sei. Oft haben sie ihren Ärger eindämmen müssen, weil dieser wunderwirkende Jesus die Menschenmasse von seinem überirdischen Sein überzeugt hat. Man hätte ihn verteidigt in der festen Überzeugung, er ist der Messias. Also, die Frage nach der Messianität des Jesus blieb offen. Deswegen wäre Er wohl nicht der „Stein des Anstoßes“. Aber ein anderer Umstand sprach weit mehr mit, und reizte zum äußersten Widerspruch. Welcher? Wir lassen das Wort antworten:

Was sagt Jesus von sich selbst?

"Mein Reich ist nicht von dieser Welt“. „Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde; so (im alten Verhältnis) kann er das Reich Gottes nicht ererben.“ / „Tut Buße und lasset euch erretten von diesem verkehrten Geschlecht.“ / „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“. / „Siehe, ich mache alles neu“. / „Wahrlich, ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isst und trinkt mein Blut, der hat das ewige Leben.“ / „Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde“ usw.

Der wahrhaftige Sohn Gottes, der als das „Lamm, welches der Welt Sünde trägt“ in die Welt kam, dann ans Kreuz ging, und zufolge seines Gehorsams auferstanden, und dadurch zum ewigen Leben für alle, die an ihn glauben, dieses „blutige Lamm Gottes“ ist der eigentliche „Stein des Anstoßes“. Nicht der geschichtliche Jesus von Nazareth mit seinen moralischen und sittlichen Höhen ist es, sondern der „geopferte Sohn Gottes“!

Dieser Stein, der nach dem Heilswillen Gottes zum Eckstein geworden ist, ist nicht nur zur damaligen Zeit äußerst anstößig gewesen, sondern behielt diese Anstößigkeit bis auf den heutigen Tag. Viele Menschen - gerade mit dem Namen Christ - suchen hier bewusst einen Ausweg. Diesen Ausweg haben sie gefunden in der Feststellung: Jesus war ein feiner Jude, ein exakter Morallehrer, ein sehr beachtenswerter Sittenprediger; aber nicht mehr. Diese Feststellung trafen die Juden, die gleiche Feststellung ist auch bei den Nichtjuden. Jawohl: Jesus von Nazareth; aber nicht vom Himmel. Das ist ein wirklich logischer Befund.

Die Lehre von Jesus Christus

Die Lehre von dem Jesus Christus hat in der Kirchengeschichte eine ungeheuere Mannigfaltigkeit, richtiger gesagt, eine große Wandlung erfahren. Sonderlich im letzten Jahrhundert ist das Zeugnis von dem Christus sehr latent geworden und führt zum krassesten Liberalismus. Nicht etwa so, dass die Menschen sich im Liberalismus gefallen, sondern weil dieser Jesus, als der Sohn Gottes, und Heiland der Welt die Menschen „überfordert“ und auf diese Weise nicht nur zum Anstoß, sondern zum Ärgernis gereicht. Nicht der natürliche, sondern der übernatürliche Jesus will unseres Lebens Fundament sein. Wie soll das geschehen? Er sagt: „Das Alte ist vergangen, siehe ich mache alles neu!“ Was soll das? Was will er von uns? Da ist doch kein Helfer, sondern ... Darum sind die drei Heils-Grundwahrheiten abzulehnen. Wir zählen sie hier im Telegrammstil auf:

  1. Jesus gezeugt vom Heiligen Geist? - Das ist verstandeswidrig. Schwärmerei!
  2. Erlösung durch sein Blut? - Wie kann vergossenes Blut retten? Mord an Jesus soll unsere Erlösung bedeuten? Das glaube, wer da glauben will.
  3. Auferstehung Jesu? - Das ist nicht nur vernunftswidrig, sondern auch nicht beweisbar. Wer kann das begründen? Die in der Bibel angegebenen Auferstehungszeugen sind Phantasten. Sie haben dieses und manches andere Märchen aufgebracht.

Die Revidierung der Bibel

Diese eben genannten Widerlegungen sind nicht verdeckte und versteckte Meinungen irgendwelcher Atheisten, sondern hohe „Lehr-Güter“ auf den theologischen Fakultäten. Siehe Bultmann und seine vor ihm und nach ihm bestehenden Genossen. Diese verbesserte Botschaft muss gebracht werden, um dem im Denken wachsenden Menschen zu dienen. Darum müssen diese Bemühungen hochamtlich sein. - Man höre und staune über folgendes Geschehen: Der Weltkirchenrat (Spitze der Welt-Ökumene) der gegenwärtig das glühende Bestreben hat, der Welt-Religions-Rat zu werden, hat beschlossen, eine gründlich revidierte Bibel herauszugeben, die den „neuen Erkenntnissen“ Rechnung trägt. Diese Bibel ist im Jahr 1950 in englischer Sprache erschienen, und hat gegenwärtig eine weltumfassende Verbreitung. Immer neue (und neu revidierte) Millionenauflagen sind erforderlich. Diese „revidierte Bibel“ nimmt zu den oben genannten Punkten wie folgt Stellung: zu

  1. “Siehe, eine junge Frau wird schwanger werden“.
  2. “Dies ist mein Blut, welches für euch vergossen wird“ ist auszulassen.
  3. “Er ist nicht hier, er ist auferstanden“, ist ausgelassen.

Alle die anstößigen Punkte sind entweder „revidiert“, oder ausgelassen. Die Anstößigkeit ist überwunden. Der „Stein des Anstoßes“ ist nicht mehr da. - Die christliche Lehre ist ohne Christus! Und sollte dieser Christus noch mal auftauchen, dann erklären wir ihm den Krieg. Siehe Offb 17:14.

In den letzten Jahren ist die Revidierung der Bibel durch ein wissenschaftliches und geschichtliches Ereignis notwendig geworden. Man hat anhand des Grablinnens, in dem der gekreuzigte Jesus lag, einwandfrei festgestellt, dass die „Leiche“ lebte. Das Blut floss weiter. Darum ist Jesus am Kreuz nicht gestorben. Er war nur scheintot. Als er zu sich kam, stand er auf und ging davon. - So ist auch die fabelhafte Auferstehung zu verstehen. Soll zufolge solcher klaren Tatsache die Bibel nicht revidiert werden? Jawohl, so gründlich, wie nur möglich! Weg mit dem „Stein des Anstoßes“.

Somit ergeben sich hochbedeutsame Ereignisse. Die Tatsache: „Jesus nicht am Kreuz gestorben“ ist nämlich nicht nur für die liberalistische Bibelversion ertragreich, sondern auch für die Schuldentlastung der Juden. Die Juden haben ihn eben nicht getötet. Damit ist der so quälende Trennungsgrund zwischen Christen und Juden beseitigt. Nunmehr kann man die Juden sogar um Verzeihung bitten, und die lang ersehnte Gemeinschaft wieder herstellen. Also auch aus diesem Grunde muss der „Stein des Anstoßes“ beseitigt werden.

Bau einer Weltökumene

Noch mehr wichtige Gründe drängen sich auf. Wir sind gegenwärtig stark dabei, eine Weltökumene zu erstellen. Ja, wir sind dabei, eine totale Weltreligionsgemeinschaft aufzubauen. Das ist ein Gipfelgeschehen von weltbeglückender Bedeutung. Aus diesem Grunde muss alles Nebensächliche beseitigt werden. Wenn die sechs Weltreligionen: Christentum, Judentum, Konfuzianismus, Hinduismus, Buddhismus, Islam, sich endlich finden sollen, dann muss wahrhaftig der trennende Faktor, der „Stein des Anstoßes“, beseitigt werden. Ganz entschieden verlangen die Juden von den Christen, dass sie die Überbetonung ihres „Christus Gottes“ unterlassen. Und dann sind Juden und Christen sich restlos einig „in dem einen Gott“. Genauso ist es mit den anderen Religionen. Sie sagen den Christen: „Lasset euren Propheten Jesus mehr im Hintergrund. Wir werden unsre Propheten nur nebenbei benennen. Und dann sind wir uns völlig einig in dem einen Gott“! Darum weg mit dem „Stein des Anstoßes“. Weg mit dem, der gesagt haben soll: „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich“.

Die Religionseinheit ist so wichtig, nicht nur der äußeren Einheit wegen. Obgleich auch das sehr wichtig ist. Denn alle „Gott-Gläubigen“ müssen auch in das göttliche Lebensprinzip eingeführt werden: „Auf dass sie alle eins seien“. Hinzu kommt noch eine weitere Notwendigkeit. Die Religionen werden aufgerufen zur Hilfeleistung bei der politischen Weltvereinigung. Und das ist richtig, denn die Religionen sind keine nationale (d.h. trennende), sondern eine internationale, eine wirklich weltumfassende Sache. Hier kann eine absolute Einheit erstehen, wenn die Religionen einmütig alles erfassen und durchdringen. Dieser Erkenntnis ist jetzt bei allen Völkern festzustellen. Beispiel: Im Oktober dieses Jahres hat in Frankfurt/Main in der Paulskirche der indische Religionsphilosoph Radhakrishnan, gelegentlich einer hohen Ehrung durch den deutschen Staat, Folgendes gesagt: „Wenn die gegenwärtige Situation nicht im Chaos enden soll, müssen wir uns bemühen, eine weitaus bessere Welt zu bauen als die, die jeweils zuvor bestand. Die Rolle des Vermittlers komme dabei den Religionen zu.“ Also, nicht nur die Abendländer sind dieser Überzeugung, sondern auch die Inder, ja die ganze Menschheit. Nochmals: „Die Rolle des Vermittlers komme dabei den Religionen zu“. Darum weg mit allem, was die Religionen trennt.

Religionseinheit und Welteinheit

Wenn die Religionen eine solche Riesenaufgabe haben, dann sind sie gegenwärtig mit vollen Recht stark aufgerufen, die totale Einheit zu erstreben. Dabei müssen selbstverständlich alle Dinge überwunden werden, die die Vereinigungsbestrebungen stören. Darum, zuerst die Einheit unter sich. Und dann kann die einheitliche Religionswelt die „Rolle des Vermittlers“ übernehmen. Was oder wer stört die Einheit unter sich? „Der Stein des Anstoßes“. Weg mit ihm! Reden wir fortan mehr von dem einen Gott. Da finden wir uns. - Wenn der Name Jesus aus geschichtlichen Gründen genannt werden soll, dann ist es der: Jesus von Nazareth. Über Nazareth hinaus, vor allem ins Jenseitige hinein, darf der nicht gehoben werden. Darum hat vor einigen Monaten ein bedeutender amerikanischer Theologieprofessor die Worte gebraucht: „Es ist eine Gotteslästerung, wenn der Jesus im bisherigen Sinne verkündigt wird.“

So zeigen die geschichtlichen Vorgänge, wie eins dem anderen dienlich ist. Geschichtliche Vorgänge? Höre: Im Judentum zeigte sich die radikale Christusablehnung. Im Christentum entwickelte sich diese Christusablehnung im Liberalismus. Der Grund zu dieser liberalen Haltung war zunächst der „Wenn- und Aber-Glaube“. Jetzt stellen sich neue, sehr treibende Gründe ein: Religionseinheit und Welteinheit. Die letzten Bemühungen sind ausschlaggebend und haben einen bestimmenden Charakter. Darum weg mit dem, der diese Bemühungen stört.

Kampf gegen das Lamm

Wird uns jetzt auch die endgeschichtliche Anzeige: „Diese werden mit dem Lamm Krieg führen“ (Offb 17:14) verständlich? Den „Stein des Anstoßes“ wird man dann mit Gewalt beseitigen wollen. Ratsam ist es, dass wir uns diesen Endvorgang genau sagen lassen: Kampf gegen das Lamm! Nicht gegen einen Fürsten, oder Herrscher, oder Richter wird die geschlossene Welt in den Krieg ziehen, sondern gegen das Lamm! Christus kommt wieder mit dem Erlösungs- und Versöhnungsangebot. Aber Er muss erlösen! Bei diesem Er-lösen ist folgender Vorgang maßgebend: „So wir samt ihm gepflanzt werden zum gleichen Tode, so werden wir...“ (Röm 6:5). Dieser Wirker mit dieser völlig umgestalteten Be-wirkung ist „der Stein des Anstoßes“. Darum wird er als der Er-Löser abgelehnt, sogar kriegsmäßig abgelehnt. Demzufolge wird das Lamm „sie überwinden“. Gericht! „Was der Mensch sät, das wird er ernten.“

Diesen endgeschichtlichen Kampf gegen das Lamm weist nicht nur der Seher Johannes auf, sondern auch die Prophetie des Alten Testamentes. Beispiel: „Warum toben die Nationen und sinnen Eitles die Völkerschaften? Es treten auf die Könige der Erde, und die Fürsten ratschlagen miteinander wider Jehova und wider seinen Gesalbten.“ Nur deswegen wird der Kampf auch gegen Jehova (Gott) losgehen, weil Er seinen Gesalbten gesandt hat und noch senden wird. - Was tut der Gott? Sollte er sich nicht endlich korrigieren?

Johannes weiß zu sagen, dass der im Ende entlarvte Antichrist „seinen Mund auftut zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Hütte und die im Himmel wohnen“ (Offb 13:6). Jawohl, wer sich am „Eckstein“ stößt, der wird folgerichtig auch ein Kämpfer werden gegen Gott. Wohlgemerkt: Der Kampf gegen den Sohn Gottes hat im Gefolge den Kampf gegen Gott. „Wer ist ein Lügner, wenn nicht der da leugnet, dass Jesus der Christ sei? Das ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer aber den Sohn bekennt, der hat auch den Vater“ (1Jo 2:22.23).

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62. Die Halb-Zeit im Endgeschehen