Der Siegeszug der Auferstehung Christi

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Abschrift des Buches: Der da war, und der da ist und der da kommt!
Pfarrer Theodor Böhmerle (1870 - 1927)

Aus dem Gemeinschaftsblatt für innere Mission Augsb. Bek.: "Reich-Gottes-Bote“ (1918-26)
Selbstverlag des Bibelheims „Bethanien", Langensteinbach

weitere Abschriften hier:

Inhaltsverzeichnis:
Kapitel davor:
62. Die Erwählung Israels zum Gottesvolk 2Mo 3:1-10 (1924)

63. Der Siegeszug der Auferstehung Christi

  • Jes 53:8-12 (ELB) (8) Aus Drangsal und Gericht wurde er hinweggenommen. Und wer wird über sein Geschlecht nachsinnen? Denn er wurde abgeschnitten vom Lande der Lebendigen. Wegen des Vergehens seines Volkes hat ihn Strafe [getroffen]. (9) Und man gab ihm bei Gottlosen sein Grab, aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist. (10) Doch dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen. Er hat ihn leiden lassen. Wenn er sein Leben als Schuldopfer eingesetzt hat, wird er Nachkommen sehen, er wird seine Tage verlängern. Und was dem HERRN gefällt, wird durch seine Hand gelingen. (11) Um der Mühsal seiner Seele willen wird er Frucht sehen, er wird sich sättigen. Durch seine Erkenntnis wird der Gerechte, mein Knecht, den Vielen zur Gerechtigkeit verhelfen, und ihre Sünden wird er sich selbst aufladen. (12) Darum werde ich ihm Anteil geben unter den Großen, und mit Gewaltigen wird er die Beute teilen: dafür, daß er seine Seele ausgeschüttet hat in den Tod und sich zu den Verbrechern zählen ließ. Er aber hat die Sünde vieler getragen und für die Verbrecher Fürbitte getan.

Das prophetische Samenkorn

In gewaltigen Geistesstrichen zeichnet Jesaja das Bild des gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Keinem war es gegeben, so klar und wahr Ihn Jahrhunderte voraus zu zeichnen. Mit besonderen Gnaden ist Jesaja geziert. Und doch ist alles durch und durch prophetisch, d.h. hüllenmäßig. Der natürliche Geist - auch der natürlich fromme und gesetzliche Geist - sieht es nicht. Eigenes blickt nicht ins göttliche Geheimnis. Sonst hätten es die Juden schon lange sehen müssen; aber immer noch liegt für sie über Jes 53 die Hülle. Sonst hätten auch die Nationen schon lange müssen überwunden werden von einem solchen Kapitel, welches ein halbes Jahrtausend vorher den Heiland in Tod und Auferstehung zeichnet, leibhaftig und wesenhaft. Nur in Seinem Licht sehen wir das Licht. Der Heilige Geist gibt Klarheit, innere Klärung; und Er gibt es nur stufenweise, in wachstümlichem Gang.

Im Anfang des Geisteswesens sieht man mehr das Ganze, im Fortgang die Gliederung. Es ist ja schon bei der Sündenerkenntnis so. Im Anfang sehen wir die Gesamtsünde in einem - wir sehen d e n Sünder in uns. Im Fortgang sehen wir tiefer und tiefer d i e Sünden. So ist es auch mit dem prophetischen Wort. Je reicher das Geistesleben wird, umso reicher und gegliederter sieht man es. Die Propheten selbst, welchen das Wort der Verheißung gegeben wurde, haben auch nur im ganzen und zusammengesetzt geschaut. Sie hatten in ihrer Verheißung ein Samenkorn in der Hand, ein köstliches, ein lebendiges, ein eingewickeltes Geheimnis des Gottesrates. Der Lauf der Jahrhunderte und der Jahrtausende hat dies prophetische Samenkorn zur Entfaltung gebracht, und die im Rate Gottes stehenden Geistesmenschen dürfen diese Entfaltung sehen.

So ist es auch mit Jes 53. Es enthält ebenso viel Hülle wie Enthüllung - und es enthält alle Enthüllung in der Hülle. Aber machtvoll hat der fortgehende Offenbarungsgang dies Kapitel enthüllt, und die Geistesgemeine der Gläubigen darf in diesem Kapitel in einen Reichtum der Enthüllung hineinschauen. Der erste Teil von Jes 53. enthält mehr die Kreuzesenthüllungen, der zweite Teil die Auferstehungsenthüllungen.

Wachsende Enthüllung

Es ist sehr bezeichnend für das Licht und doch auch wieder für das verhüllte Licht, welches solche Kapitel wie Jes 53 geben, dass sie a u ß e r o r d e n t l i c h schwer zu ü b e r s e t z e n sind, und dass sie jeder nach seinem geistlichen Stand, den er hat, verschieden übersetzt. Jes 53, besonders dessen zweiter Teil, der Auferstehungsteil, hat die allerverschiedensten Übersetzungen schon erfahren. Da wird nun jeder eben d e r Übersetzung am meisten zustimmen, welche seinem Geistesstand am meisten entspricht. Solche prophetischen Worte wie Jes 53 wachsen weiter im Laufe der Jahrhunderte, wie alles Gotteswort wächst und voller und voller wird. Je näher die Erfüllungen der prophetischen Worte ins Licht treten, umso durchleuchteter und klarer werden sie. Und je mehr ein Mensch im Lichte der Wahrheit steht und im Lichte, d.h. in Christo wandelt, umso heller sieht er. Jes 53 wird immer heller; und je mehr die Zeitalter sich füllen, umso heller wird es. Man sieht Unterscheidungen, wo man vielleicht vor ein paar hundert Jahren noch gar keine sehen konnte. Die Schrifterkenntnis darf nie stehenbleiben. Sie wächst mit der sich auswachsenden Offenbarung. Wie könnte sonst der Heilige Geist in alle Wahrheit leiten?

So sehen wir nun auch Jes 53:8-12 den Siegesgang der Auferstehung Christi von Stufe zu Stufe geschildert. Es ist herrlich, da hineinzuschauen. Vieles, was der Prophet in seinen Tagen nah zusammen sah wie in einem einheitlichen Klotz, das sehen wir jetzt in wunderbarer Gliederung - wir sehen den wachsenden Siegeszug der Auferstehung Christi.

Wenn wir unsere fünf Verse aufmerksam durchlesen, so finden wir, wie das Leiden und der Tod des Herrn immer wieder hinein verflochten sind in den Siegesgang Seiner Auferstehung. Wiewohl ohne Zweifel in diesen Versen von Anfang an der Erstandene steht - heißt es doch gleich Vers 8: „Wer will Seines Lebens Länge ausreden?“ - so steht doch der Zerschlagene, der Getötete, der Begrabene auch mitten drin. In Angst und Gericht kommt Er; aus dem Lande der Lebendigen ist Er weggerissen (V. 8); begraben ist Er bei Gottlosen und bei einem Reichen zugleich (V. 9). Gott wollte Ihn so zerschlagen mit Krankheit. Und so geht es fort bis zum letzten Vers, wo es heißt: Er hat Sein Leben in den Tod gegeben und ist den Übeltätern gleichgerechnet; Er hat vieler Sünden getragen und für die Übeltäter gebeten (V. 12). Und doch geht mitten durch dies Leidenszeichnungen der verheißene Siegeszug der Auferstehung Christi. Merkwürdige Verkettung von Kreuz und Auferstehung, von Tod und Leben, von Niederlage und Sieg!

Keine Auferstehung ohne Kreuz

Und doch, das ist die Wahrheit! Es gibt keinen A u f e r s t e h u n g s s i e g Christi o h n e K r e u z , gleich wie es aber auch k e i n K r e u z gibt ohne A u f e r s t e h u n g. Wenn der Heiland in den Unendlichkeiten schon, ehe der Welten Grund gelegt war, das Kreuz auf Sich nahm - und das tat Er nach der Schrift -, so hat Er dieses Kreuz nicht auf Sich genommen ohne die Auferstehungsgewissheit. Er hat doch auch auf Erden Seine Leidensverheißungen mit den Worten geschlossen: „Und am dritten Tage wird Er auferstehen.“ Der ganze wunderbare Kreuzesweg Gottes in Christo soll ja zur Offenbarung der Herrlichkeit, der Liebe und des Lebens Gottes dienen. Der Rat Gottes ist ein Herrlichkeitsrat durch Kreuz und Tod hindurch. Der Lebenssieg Christi ist mit der Todesüberwindung verbunden; die Todesüberwindung kostet aber Kreuz und Tod. So ist es Gotteswahrheit durch und durch, wenn Jes 53 durch allen fortlaufenden Auferstehungssieg immer das Kreuz durchlaufen lässt. Es wird auch praktisch kein Auferstehungssieg errungen ohne Kreuz und Leiden. Gleichwie der Sohn Gottes erst in die Kreuzes- und Todestiefen frei hineingehen musste, um dem Tode die Macht nehmen zu können, so geht es auf allen Stufen.

Wer Christi Leben in sich haben will, wer zur Gemeine Christi gehören will, muss erst mit Christus gekreuzigt sein. Das alte Ich-Wesen muss in den Tod in Christo, damit Christus in uns als das neue Geistes-Ich auferstehen kann. Und der ganze Glaubensweg der Kinder Gottes geht durch Sterben und Auferstehen, durch Ablegen und Anziehen. Und alle Siege der Gläubigen werden in der Tiefe erfochten. „Wirst du siegen im Erliegen?“ „Ist dein großes, sel’ges Los dir klar, Zeugenschar?“

Und alle fortlaufenden Auferstehungssiege des Herrn, welche uns Jesaja noch heller zeichnet, sie gehen nicht ohne Kreuz. Ehe das jüdische Volk aufersteht, muss es in den tiefsten Zerbruch; ehe die Nationen im Friedensreich leben, müssen sie durch das große Heulen aller Geschlechter auf Erden. Und nur im Gekreuzigten, in der Vergebung der Sünden durchs Blut des Lammes, können sie zum Gottleben auferstehen.

Der Wille zum Kreuz

Der Wille zum Kreuz war und ist der Weg zum Auferstehungssieg; darum ist auch bei Jesaja der ganze Weg des Auferstehungssieges kreuzdurchzogen. Auf dem Wege der Selbstentäußerung und Selbstverleugnung ging es zum Auferstehungssieg. Und wunderbar zeichnet Jesaja noch einen Sterbensnweg hinein in Auferstehungswesen. Er sagt Vers 9: „Wiewohl Er niemand Unrecht getan hat, noch Betrug in Seinem Munde gewesen ist.“ Jesus war im Fleische; da war Sündlosigkeit nur im Sterben des eigenen Ich möglich. Sündlosigkeit war aber die notwendige Voraussetzung für den Auferstehungssieg. Der Heiland hat nie, auch nicht ein einziges Mal - weder in Wort noch Werk - in Sich gelebt. Er ist der Ganz-Gehorsame. Im Willen des Vaters lebte und stand Er. Das war aber ständiges Absterben nach dem Fleisch. Er ward versucht allenthalben gleich wie wir - aber Er ist nie in die Versuchung hineingefallen. Sündlosigkeit ist Seines Wesens Siegel. Darum war Er verklärungs- und auferstehungsreif.

Sünde ist Tod - Sündlosigkeit ist Leben. Darum zeichnet Jesaja mit Recht ins Bild des Auferstehungssieges das Bild des Sündlosen. Darum muss jeder, der am Auferstehungssieg teilhaben will, in der Sündlosigkeit stehen. Wie ist das möglich bei Sündern? Darum zeichnet Jesaja in den Weg des Auferstehungssieges immer wieder die Vergebung der Sünden hinein. „Er, der Knecht, der Gerechte, wird viele gerecht machen; denn Er trägt ihre Sünden“ (V. 11). „Er hat Vieler Sünden getragen und für die Übeltäter gebeten“ (V. 12). Im Blut des für uns Gestorbenen ist die völlige Tilgung von Sünde und Schuld uns gegeben. Auf Grund der im Blute des Lammes geschehenen Versöhnung dürfen wir völlige Vergebung und tägliche völlige Reinigung nehmen. Und versöhnt und gereinigt dürfen wir mit Ihm und durch Ihn mit dem Vater in Verbindung treten und ewiges Leben im Heiligen Geiste einnehmen.

Und dies ewige Leben, das ist Auferstehungsleben. Und wo dies Auferstehungsleben innewohnend ist, da stirbt man der Sünde und lebt Gott in Christo Jesu, dem Herrn. Und ob es auch täglich Reinigung braucht, so ist doch auch Wachstum des Auferstehungslebens da - und einmal kommt’s zum Ziel. Einmal kommt’s bei allen einfältigen Heiligen, wiewohl es eine große Geduldssache ist, auch zur Sündlosigkeit. Wir brauchen nur zu ringen und zu beten, dass es einmal geschehe, und wir wissen ja in Christo Jesu liegen die Kräfte und Möglichkeit dazu. Und eins ist auch gewiss: je näher einer dem Ziele kommt, ein umso ärmerer Sünder wird er in sich selbst. Aber das ist klar - Sündlosigkeit ist die Voraussetzung des Auferstehungs-Vollsieges. Danach ringen und jagen wir in Christo Jesu, unserem Herrn. Nicht, dass ich es schon ergriffen hätte oder gar vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, dass ich es e r greifen möchte, nachdem ich von Christo Jesu e r g r i f f e n bin.

Der Auferstehungssieg Jesu

Der Auferstehungssieg Jesu ist aber nun, wie die Offenbarung überall sagt, ein in O r d n u n g e n , d. i. soviel wie in Zeitaltern sich vollziehender. Von diesen Ordnungen redet auch Jesaja. Er redet noch etwas ungegliedert davon - das Glaubensauge, welches durch den Geist Christi geöffnet ist, sieht aber doch die Gliederungen. Der Anbruch ist Christus selbst. „Er ist aus Angst und Gericht herausgenommen; wer will Seines Lebens Länge ausreden?“ „Wenn Er Sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so wird Er Samen haben und in die Länge leben, und des Herrn rat wird durch Seine Hand fortgehen.“ Der Herr ist e i n m a l gestorben für alle - Er stirbt nicht wieder. Der Herr hat für Sich den Auferstehungsvollsieg. Die Sünde ist e i n e von Adam bis zum Antichristen. Sie ist e i n auswachsender Baum. Es ist hier nichts Neues unter der Sonne, nur immer tiefer und weiter wächst es. Und der Tod ist auch e i n e r. Sie sterben alle in Adam - so werden sie auch alle in Christus auferweckt. Der Herr braucht nur e i n m a l zu sterben. Mit e i n e m Opfer hat Er in Ewigkeiten vollendet, die geheiligt werden. Der Herr ist jetzt als Erstandener schlechthin d e r L e b e n d i g e. Er hat die Schlüssel der Hölle und des Todes. Der Sohn stirbt in alle Unendlichkeiten nicht mehr. Leben, lauter Leben ist in Ihm. Und als der Lebendige ist Er auch der Lebengebende.

Jetzt, nachdem der Sohn als Erstgeborener aus den Toten lebt, hat Er S a m e n. Dieses Wort Samen geht offenbar auf eine Geburt. Nach Seiner Erhöhung ist Er Ewig-Vater. Er ist der Geist-Zeugende. Jetzt darf er an aus Ihm Geborenen Seine Lust sehen und die Fülle haben. Die Fülle ist Sein Leib, welcher ja nach Paulus die Fülle ist des, der alles in allem erfüllet. Durch Seine Erkenntnis macht Er viele gerecht. Das sind die Erkannten. Das sind die, von denen Er bei Johannes sagt: „Ich kenne die Meinen und bin bekannt den Meinen, wie Mich der Vater kennt.“ Da haben wir die Geborenen, die Kinder, die Gemeine der Zurechtgebrachten. Jesaja hat gewiss die Gemeine noch nicht gesehen. Erst den Aposteln und Propheten in Christo ist sie geoffenbart. Aber in der Hülle und Knospe steht sie doch in den alten Propheten; und der Geist Gottes enthüllt sie den Gläubigen auch in der Knospe. Alles, was Jesaja in dem 10. und 11. Vers sagt, ist gemeinemäßig, und die Worte sind Gemeine-Worte.

Ein weiterer Auferstehungssieg

Ganz anders geht es im zwölften Vers weiter. Da heißt es: „Ich will Ihm die Massen zur Beute geben.“ Da ist nicht von dem innigen, samentlichen Verhältnis die Rede, auch nicht von dem Erkennen und Erkanntsein, da ist von dem massenweisen Zufallen die Rede. Da haben wir ganz offenbar das Königreich als einen weiteren Auferstehungssieg vor uns. Das Massenmäßige tritt hier hervor und das Zufallen, die Gemeine-Schriften sagen: „Untertan gemacht werden“. Ganz offenbar reden Vers 11 und 12 von zwei verschiedenen Äonen. Jesaja sieht sie perspektivisch noch zusammen. Die Gemeine sieht zwei Zeiträume, sie sieht die verschiedenen L i n i e n.

Aber merkwürdig: es kommt noch ein drittes: „Starke solle Er zum Raub haben.“ Hier geht es gewaltmäßig zu. Darum sind diese Starken auch sonderlich mit dem T o d e verknüpft. „Darum, dass Er Sein Leben in den Tod gegeben“, ist hier noch einmal betont. Die Starken, das müssen doch solche sein, welche Ihm, dem Herrn, gegenüber eine besondere Stärke beweisen. Heißt der Heiland im Evangelium nicht selbst den Satan - d e n S t a r k e n ? Die Starken, sind das nicht die bis zuletzt Widersetzlichen? Sie kriegt Er zum Raube. Da ist schwerer Kampf. Es liegt hier ein noch prophetisch-eingehüllter, aber doch schon klarer Ausblick auf den großen Auferstehungssieg. Der letzte Feind, der unwirksam gemacht wird, ist der Tod. Er wird die Starken zum Raube haben. Sie werden zerbrechen - Er wird ihre Stärke sein!

Mit e i n e m Sterben des Einen ist der Tod endgültig zerbrochen. Das ist nach Jes 53 der wunderbare Auferstehungssieg des Herrn. Lasset uns eingehen in denselben in unserer Ordnung. Sie heißt: der Erstling Christus; d a n a c h, die des C h r i s t u s sind!

Lies weiter:
64. Die Befestigung der Wahrheit Mt 8:33-37