Verkündiger von Gericht und Heil nach Jesaja (1-39) Bd.1

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aus HSA: "Jesaja Bd. 1"


Verkündiger von Gericht und Heil Jes 1.-39.

Einleitung:

Vielen Christen ist Jesaja bekannt und doch nicht bekannt. Man kennt Jesaja, weil er im Neuen Testament so häufig zitiert wird. Man kennt viele "schöne Stellen" Trost spendende Stellen, messianische Weissagungen. Viele andere Kapitel bleiben einem fremd, sie sind "terra incognita", unbekanntes Land. Dazu gehören z.B. die Kapitel Jes 13-23 mit ihren zahlreichen Gerichtsandrohungen. - Nun ist es gewiss besser, wenigstens die "schönen Stellen" zu kennen und zu lernen, als Jesaja überhaupt nicht zu kennen! Aber noch besser ist es Bibelbücher insgesamt zu erfassen und nichts auzulassen. Dann erstrahlen Trot und Hoffnung umso leuchtender auf dem Hintergrund der Gerichtsschilderungen.

Welches sind die Schwerpunkte bei Jesaja?

  • Gott, als der Heilige Israels, muss mit dem hartnäckigen Sünder die Sprache seiner Gerichte reden; anders geht es nicht. Das gilt für die Weltvölker, aber auch für Israel.
  • Insbesonndere der menschliche Hochmut ist Gott ein Dorn im Auge. Dagegen ist er den Elenden, Armen, Demütigen ein Erretter und Beschützer.
  • Alle seine Gerichte haben Zweck und Ziel und Ende; sie läutern, reinigen, machen heilsverlangend. Der Gottlose soll durch sie etwas lernen, und die ersten Lektionen heißen: Gottesfurcht, Gottesgerechtigkeit, Selbsterkenntnis, Beugung.
  • Alle noch so dunklen Gerichtsschilderungen - die zum Teil wirklich hoffnungslos klingen - werden überstrahlt von den sogenannten messianischen Weissagungen, Hinweisen auf Jesus Christus und sein Königtum, und in Verbindung damit von den Trost und Hoffnung spendenden Abschnitten. Finden sich die Tröstungen in den Kapiteln Jes 1-39 auch noch nicht so zahlreich wie im 2. Teil des Jesajabuches (Jes 40-66), so sind sie doch, wenn man genau hinschaut, nicht weniger gehaltvoll (man denke an Jes 12). In den Kapiteln Jes 25 und Jes 26 wird sogar der Sieg über den Tod proklamiert!

Man könnte das Buch Jesaja eine "unruhige Prophetie" nennen. Mal blickt der Prophet in seine Gegenwart, dann schaut er in die nahe Zukunft, dann plötzlich in die ferne Zukunft, dann wieder in die Gegenwart. Er richtet seinen Blick das eine Mal auf Israel - das damals ein geteiltes Reich war: gespalten in Nordisrael, genannt Israel und Ephraim, und Südisrael, genannt Juda-, ein anderes Mal auf Israels Nachbarvölker, dann auf die im Norden und Nordosten auf den Plan tretenden Mächte: das assyrische und danach das babylonische Weltreich. Doch statt von einer "unruhigen Prophetie" sollte man besser von einer "prophetischen Gesamtschau" sprechen: Alle LÄnder und Zeiten, die damals und dort von Bedeutung waren, treten vor das Auge des Propheten, und er kommt kaum nach, alles in Worte zu fassen, was ihm aufgetragen wird, zu bezeugen. Denkt man zudem noch an den Wortreichtum des Jesajabuches - bilderreich im Ausdruck, unerbittlich hart in den Gerichtsandrohungen, wunderbar tröstend in den Heilszusagen-, so kann man nur staunen über dieses Meisterwerk, das letzten Endes (wenn auch unter menschlicher Mitwirkung) der Geist Gottes hervorgebracht hat (2Tim 3:16 - 2Petr 1:20.21).

Über die Sprache Jesajas (in formeller Hinsicht) äußert sich Eduard König u.a. in folgender Weise: "Jesaja war einer der grössten Redner des Alterums. Seine Darstellungskunst zeigt sich ebenso im Aufbau ganzer Reden, wie in der Form der Sätze und in der Wahl der einzelnen Ausdrücke. Seine bildlichen Bezeichnungen sind von wahrhaft entzückender Pracht. Man denke nur z.B. an seine Verwendung von Finsternis und Licht (Jes 5:30b - Jes 8:22ff bis Jes 9:1 usw.) und der mit unwiderstehlicher Gewalt daherflutenden Wassermassen (Jes 8:7.8 - Jes 28:17b usw.). Seine Antithesen sind schlagend. Man lese nur einmal 'Brandmal wird an Stelle von Schönheit treten' (Jes 3:24), was im hebräschen geradzu gellend klingt. Seine Tonmalerei ist ebenso glänzend wie eindrucksvoll, wie z.B. in 'Ich wartete auf Gerechtigkeit, aber siehe da: Schlechtigkeit' (Jes 5:7). Jesaja liebe zwar, sagt König, "eine lebendige Wortfülle, aber nicht eine matte Worthäufung" - das heißt, bei allem Ausdrucksreichtum bleibt er immer wieder kurz und knapp.