Nicht Befehl, sondern Bitte

Aus Bibelwissen
Version vom 30. Juli 2014, 09:53 Uhr von DM (Diskussion | Beiträge) (Um der Liebe willen)

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Von Daniel Muhl

Bibeltext

ELB Phim 1:8 Deshalb, obwohl ich große Freimütigkeit in Christus habe, dir zu gebieten, was sich ziemt,
ELB Phim 1:9 bitte ich [doch] vielmehr um der Liebe willen als ein solcher, wie ich bin, Paulus, der Alte, jetzt aber auch ein Gefangener Christi Jesu.

Freimütigkeit zu gebieten

Paulus macht hier auch auf seine Autorität und Vollmacht aufmerksam. Als Apostel, der von Gott und nicht von Menschen eingesetzt wurde (Gal 1:1), durfte er durchaus innerhalb der Gemeinde auch Dinge anordnen. Vor allem gab es auch Angelegenheiten, die nicht verhandelbar waren. So ist z. B. absolut nicht verhandelbar, ob wir vor Gott aus Glauben oder aus Gesetzeswerken gerechtfertigt werden! Das Faktum, dass wir nur aus Glauben Jesu Christi vor Gott gerechtfertigt werden können, ist nicht verhandelbar und dazu gibt es keine Alternative!
Nebenbei bemerkt: In Jak 2 geht es nicht um Gesetzeswerke, sondern um Werke, die aus einem echten Glauben entstanden sind, also um (Glaubens-)werke und es geht auch nicht um eine Rechtfertigung vor Gott, sondern um eine Rechtfertigung vor Engeln und Menschen. Jakobus beschreibt den "unechten Glauben", der nicht von der Nächstenliebe gesteuert wird und dieser "unechte Glaube" kann auch nicht retten.
Von der "Freimütigkeit zu gebieten", will der Apostel hier aber nicht Gebrauch machen. Das hängt mit folgenden Faktoren zusammen:

  1. Philemon war geistlich mündig (den Unmündigen muss man oft noch gebieten)
  2. Philemon war von der Liebe geprägt und wollte aus der Liebe heraus handeln
  3. Hier ging es nicht um eine absolut zwingende Angelegenheit
  4. Der allfällige Schuldenerlass und die Freistellung des Sklaven, sollte auf Freiwilligkeit basieren

Hier dürfen wir auch wieder ein weisheitsvolles Schreiben und Handeln des Apostels erkennen. Paulus verzichtet auf seine Autorität und überträgt die Verantwortung auf seinen Bruder Philemon. Er traut ihm eine weisheits- und liebevolle Entscheidung zu. Eigentlich ist es für einen Hirten und Lehrer wunderbar, wenn er nicht mehr gebieten und herrschen muss, wenn er erkennen darf, dass die ihm Anvertrauten selbstständig in der Lage sind, aus der Liebe heraus zu denken, zu reden und zu handeln.
Letztlich ist das genau auch das Ziel unseres Herrn! Nichts freut Ihn mehr, wie wenn ER sieht, dass Er uns nicht mehr gebieten muss, sondern wenn wir freiwillig lieben wollen und uns von der Liebe leiten lassen wollen. Da wo dies geschieht, ist absolute Freiheit!
In der Vollendung, wenn Gott alles in allen sein wird (1Kor 15:28), wird auch jedes Geschöpf zu 100% mit der göttlichen Liebe erfüllt sein und deshalb wird sich auch jedes Geschöpf zu 100% von der Liebe Gottes leiten lassen. In diesem Zustand braucht es absolut keine Herrschaft mehr! Nicht einmal Gott selbst muss dann noch herrschen, weil alle nur noch aus der Treue, der Erwartung und der Liebe heraus leben. Da wird dann die totale Freiheit sein und wir werden die vielfältige Kreativität der Liebe in jedem Einzelnen erleben, so dass wir von einer Herrlichkeit zur nächsten Herrlichkeit schreiten werden. Deshalb schreibt Paulus auch:

  • 1Kor 15:28 - ... dann das Ende, wenn er das Reich dem Gott und Vater übergibt; wenn er alle Herrschaft und alle Gewalt und Macht weggetan hat.

Paulus schrieb: "dir zu gebieten, was sich geziemt". Alles was aus der Liebe kommt, geziemt sich. Das gr. Wort für "sich-geziemen" lautet "aneko" (+433) und könnte wörtlich mit "hinauf-gekommen-sein" übersetzt werden. Wer ganz aus der göttlichen Liebe heraus denkt, redet und handelt, der ist wirklich am Ziel angekommen.

Um der Liebe willen

Wenn nun Philemon in Bezug auf seinen Sklaven Onesimus eine Entscheidung fällen muss, dann sollte dies eine Liebes-Entscheidung sein. Entscheidungen, die wir aus der Liebe heraus gefällt haben, sind immer die besten Entscheidungen. Nicht selten sind es aber auch Entscheidungen, die sich in Bezug auf das eigene Wohlbefinden zuerst einmal negativ auswirken. Die größte Liebesentscheidung, die je gefällt wurde, war aber auch die schmerzlichste! Unser Herr Jesus Christus hat sich aus Liebe zu uns dafür entschieden, einen unsagbar schmerzvollen Tod zu erleiden. Doch in Seiner Weisheit kam er zu dem Schluss, dass es sich lohnt, diese Schmerzen auf sich zu laden. Jesus hat sich immer von der Liebe leiten lassen und Er hat immer Liebesentscheidungen getroffen. Diese Liebesentscheidungen waren aber immer auch mit der göttlichen Weisheit gepaart.
Sollte Philemon in seiner Liebesentscheidung zu dem Schluss gekommen sein, Onesimus dem Apostel Paulus als Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen, dann wäre das für ihn persönlich ein Verlust gewesen. Onesimus war sein Sklave und nachdem dieser zum lebendigen Glauben gekommen ist, wäre er für Philemon ein sehr nützlicher Sklave gewesen. Man stelle sich die Situation des Philemon vor: Endlich wird ein unnützer Sklave nützlich und ausgerechnet dann soll man ihn hergeben.
Wir wissen es nicht, aber vielleicht hat sich Philemon dazu entschieden, seinen Sklaven dem Apostel Paulus zur Verfügung zu stellen. Vielleicht sagte er zu ihm: "Geh wieder zu Paulus und diene ihm und wenn er Dich nicht mehr benötigt, komme zu mir zurück!" Das wäre dann für Philemon ein Opfer gewesen. Ein Opfer für den Dienst am Evangelium! Onesimus hätte dem Paulus in seinen vielen Nöten nützlich und ihm auch in vielen praktischen Dingen behilflich sein können. Gleichzeitig hätte Onesimus bei Paulus viele zusätzliche Dinge des Glaubens lernen können. Man stelle sich vor, als was für ein Mann Onesimus dann zu Philemon zurückgekommen wäre! Er wäre dann als noch mehr gereifter Bruder zurückgekommen, der von Paulus noch einmal zusätzlich unterrichtet wurde. Vielleicht hätte er dadurch noch mehr lernen dürfen für andere Menschen da zu sein und aus der Liebe heraus zu dienen! Wie viel mehr hätte dann Philemon gehabt? Vermutlich noch viel mehr!
In diesem Fall hätte Philemon noch einmal zusätzlich erleben dürfen, wie es ist, wenn man eine Sache loslässt und anschliessend von Gott noch viel mehr bekommt, als man je geahnt hätte. Natürlich war Onesimus bei dieser Rückkehr bereits nicht mehr der unnützliche Sklave, sondern schon ein liebender Bruder, wie es aus diesem Brief klar ersichtlich wird, aber ein weiterer Dienst bei Paulus hätte sehr wahrscheinlich noch eine weitere Vertiefung in den christlichen Glauben zur Folge gehabt.

Alt und gefangen

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