1. Mose - Kapitel 20

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Abschrift: 1. Buch Mose (Band I -X) (2017/21)
aus der Reihe "Christi unausspürbarer Reichtum"
von Gerhard Groß (+ 2022)

Mit freundlicher Erlaubnis von Gerhard Groß, Balingen
Die Bände I-VIII sind als Schrift noch erhältlich

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

1. Buch Mose - Kapitel 20

Abraham in Gerar

Band V

Abraham in Gerar

1Mo 20:1-2

"Und es zieht Abraham von dort nach dem Lande des Südgaus. Und er wohnt zwischen Kadesch und Sur und verweilt in Gerar. Und es sagt Abraham in Bezug auf Sara, sein Weib: 'Meine Schwester ist sie'; denn er fürchtete sich zu sagen: 'Mein Weib ist sie', auf dass er nicht getötet würde von den Männern der Stadt um ihretwillen. Und es sendet Abimelech, König von Gerar, hin und nimmt Sara."

Wir wenden uns nun wieder Abraham zu und erleben wohl zu Recht erstaunt, wie der Auserwählte Gottes erneut und wiederholt fällt! Aber beginnen wir zuerst mit seinem Werkzeug: Dass Abraham die eingeäscherte Gegend von Sodom und Gomorra verließ, ist verständlich. Er zog in das Südgau, welches uns nicht ganz unbekannt ist, denn schon einmal zog er dorthin, als er aus Ägypten heraufzog (1Mo 13:1). Damals zog er weiter bis Bethel, wo dann der ungute Streit zwischen seinen Hirten und den Hirten Lots entbrannte. Wie die Sache Ausging, wissen wir ja jetzt!

Gemäß unserem neuen Leitvers zog er aber n och weiter bis Gerar, einer ihm fremden Stadt, über die der König Abimelech herrschte. Was nun geschieht, wirkt auf uns völlig unverständlich: Er fürchtet sich, die fremden Männer könnten sich seines Weibes Sara bemächtigen, und ihn dabei töten ... also lügt er, Sara sei seine Schwester, und dies in der Annahme, dass ihn dann die fremden >Männer nicht töten würden - welch ein merkwürdiges denken! Für uns erheben sich etliche Fragen:

  1. Wie konnte es sein, dass Abraham in dieselbe Lüge verfiel wie schon einmal in Ägypten?
  2. Warum hatte er Angst um eine neunzig Jahre alte Frau?
  3. Warum zog er überhaupt nach Gerar, wenn er in dieser fremden stadt von Anfang an Furcht hatte?

Suchen wir heute drei Antworten auf drei gestern gestellte Fragen und fangen mit der einfachsten an: Warum zog Abraham nach Gerar, einer ihm fremden Stadt und einer fremden Bevölkerung, wenn er sich von Anfang an fürchtete? Die Antwort lautet, dass Gott ihn dorthin führte, um ihn erneut in die Schule zu nehmen. Wenn wir auf das Leben Abrahams zurückblicken, sehen wir immer wieder, dass all seine Wege bzw. Umwege gelenkt wurden, denn überall warteten Aufgaben auf ihn, an denen er im Glauben wachsen sollte. Vielleicht entdecken auch wir in unserem Lebenslauf viele Stationen, die uns erst einmal nicht gefielen, aber unser inneres Wachstum förderten.

Dann darf uns schon verwundern, was mit Sara war; wie kann es sein, dass eine neunzigjährige Frau, deren Mutterleib ja längst erstorben war, sofort die Aufmerksamkeit des Königs Abimelech erregte, so dass dieser sie sogar zu sich holen ließ? Wären da nicht genug andere vor allem junge und hübsche Frauen in Gerar gewesen? Eine Antwort finden wir insofern, als wir erst einmal auf uns schauen und dabei 2Kor 3:18 ins Augen fassen.: Ihn, unseren Herrn anschauend, spiegeln wir Seine Herrlichkeit wider ... eine Herrlichkeit also, die schon überirdisch ist!

Auch Sara - und damit gehen wir wieder weg von uns und hin zu ihr - muss etwas widergespiegelt haben, was ihr eine derart unwiderstehliche Schönheit gegeben haben muss, dass sich selbst ihr Ehemann vor fremden Männern fürchtete.

Normalerweise geht ja an einer neunzigjährigen Frau das Alter nicht spurlos vorbei - folglich müssen sich Saras innere Werts in ihrem Äußeren widergespiegelt haben. Dem konnte schon der Pharao in Ägypten nicht widerstehen, und jetzt ging es dem König von Gerar ebenso! Abraham, der dies ja offensichtlich wusste, fürchtete sich also zu recht!

Und in seiner Furcht um sein Weib log er in derselben Lage zum zweiten mal und gab an, Sara sei seine Schwester, und dies nur, um eventuell nicht getötet zu werden ... wie konnte Abraham im gleichen Fall wie in Ägypten schon wieder fallen? Wurde er zurückliegend nicht tief beschämt ob seiner Lüge vor dem Pharao?

Eine Antwort finden wir, wenn wir noch einmal auf die zwei Gruppen unserer Darlegung von 1Mo 19:37-38 zurückschauen, nur jetzt entsteht eine neue Gruppierung: Abraham gegen Abimelech, den König von Gerar - dieser wird ein besonderer Schleifstein für Abraham.

Wir kommen wieder zu unserer ersten Frage, warum Abraham erneut log und vertiefen unsere Antwort: Im Gegensatz zu seiner Reise nach Ägypten bewegte ihn diesmal ja nicht die Angst vor einer Hungersnot, auch überschritt er diesmal die Grenze des ihm verheißenen Landes nicht, es war einzig und allein die Furcht um seine Frau, und seine Furcht war menschlich gesehen berechtigt, denn Abimelech ließ tatsächlich Sara zu sich holen. Damit sehen wir, wie gestern schon gesagt, eine neue von Gott gewirkte Gruppierung vor uns, Abraham und Abimelech. Wer ist nun dieser König?

Abimelech war, wie gelesen, König von Gerar, und er war ein Philister, also ein Volk, das, wie die Ägypter, von Ham abstammte, aber nicht von dem verfluchten Kanaan (von dessen Nachkommen wir ihn unterscheiden müssen), sondern von Hams Sohn "Mizraim" (siehe 1Mo 10:13-14, hier der Sohn 'Philistim'). Abimelech selbst war, wie wir noch in Vers 6 lesen, in seinem Herzen redlich und sein Volk stellte ein "Gott wohlgefällige Menschengruppe" dar - also der ideale Schleifstein für Abraham: Auf der einen Seite der gottesfürchtige, aber "selbstgerechte Abimelech" auf der anderen Seite der "in Gott gerechte Abraham" - wir dürfen gespannt sein.

1Mo 20:3

"Und es kommt Alueim zu Abimelech im Traume des Nachts und sagt zu ihm: 'Sieh dich sterbend um des Weibes willen, das du nimmst, denn es hat sie ein Mann zu eigen.'"

Abimelech hat Sara tatsächlich zu sich genommen, um sie zu verführen. Für ihn war dies zur damaligen Zeit normal, denn Abraham gab sie ja als "seine Schwester" aus. Was uns an diesem neuen Leitvers auffällt und auch zusprechen darf, ist, dass Gott Sara zwar bis an den Rand des Abgrundes führen lässt, aber im letzten Moment eingreift und sie rettet. Als Ehefrau des auserwählten Abrahams ist Sara nach 1Mo 2:18 nicht nur des Menschen Ergänzung, sondern gemäß 1Mo 24 werden die zwei zu "einem Fleisch", also zu einer Einheit.Wenn wir von Abraham als dem Auserwählten Gottes reden, ist als Sara mit eingeschlossen.

Als solchermaßen "Mitauserwählte" steht auch sie in Gottes Schule, was wir ja schon eindrucksvoll miterlebt haben, wo es um die Verheißung eines Sohnes ging. Was mag nun Sara empfunden haben, als die von dem König Abimelech geholt wurde (der Grund war ihr mit Sicherheit klar)? Und was mag sie obendrein von ihrem Ehemann gedacht haben, als dieser sie auch noch als seine Schwester ausgab, nur um eventuell sein eigenes Leben zu retten? Wir vernehmen nichts darüber, aber es muss schlimm in ihr ausgesehen haben!!! Und führt die Geschehen zu 1Kor 10:13:

"Und Gott ist getreu, der euch nicht über das hinaus anfechten lassen wird, wozu ihr befähigt seid, sondern zusammen mit der Anfechtung wird Er auch den Augang schaffen, so dass ihr sie überstehen könnt."

Knapp über 6 Kapitel haben wir in diesem Band V abgehandelt und sind eine weite Strecke mit Abram / Abraham mit gewandert. Und immer wieder haben wir erlebt, wie der Auserwählte gefallen ist, wie er aufgerichtet und gestärkt wurde. Für uns wurde wichtig, dass nur der unbeschnittene Abram auch unser Vater ist - als Abraham ist er nur noch der Vater der Beschneidung.

Trotz aller Führung und Stärkung sehen wir in unserem neuen Kapitel einen Abraham, der, menschliche gesehen, ein erbärmliches Bild abgibt. Wir sehen Furcht, Lüge und Egoismus bei Abraham, so dass Gott eingriff, um Sara vor der Schande zu retten, dabei kommt ein fremder König ins Spiel, der von Abraham angelogen wurde. Und dann griff Alueim (das Abbild des unsichtbaren Gottes) ein und berichtigte Abrahams Lüge in einem Traumgesicht. Gott macht den krummen Weg Abrahams wieder gerade!

An dieser Stelle bietet sich gerade auch am Schluss dieses Bandes das von uns schön öfters zitierte, hier etwas geänderte Wort aus Spr 3:5-6 an: "Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand. Sondern erkennen Ihn in allen deinen wegen, so wird Er deine krummen Wege gerade machen." Wie groß und herrlich ist doch unser Gott und Vater, und wie beglückend und befreiend ist es, wenn wir Ihm alles überlassen dürfen - Ihm sei die Verherrlichung!

Lied


Gott, Du gibst den Geist der Stärke
und der Liebe und der Zucht.
Schöpfer aller Deiner Werke
wirke in uns Geistesfrucht,
wie es einst bei heilgen Männern
in des Gottesvolkes Schar
bei Aposteln und Bekennern
Frucht zu Deiner Ehre war.

Gib gleich Abel uns Verständnis,
dass nur Blut erlösen kann
Dir zu nahen in Erkenntnis,
rein durch Christi Blut fortan.
Präge tief in unser Herzen
dass Dein fleckenloses Lamm
trug in Schande unter Schmerzen
unsren Fluch am Kreuzesstamm.

Lehr wie Abraham uns gehen
wohin Du uns gehen heißt,
uns als Fremdling anzusehen,
der zur fernen Heimat reist;
unsern Blick zu Dir erheben,
Du verheißt und Du vermagst
Leben aus dem Tod zu geben -
Ja, wir glauben, was Du sagst.

(E.U.A.)

In Anlehnung an das sehr schöne Lied von Philipp Spitta


Band VI