Ewig und säkular

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Abschrift des Heftes „Wie sich die Ewigkeit einschlich“
von Paul Petry (1936)

Nachdruck aus der Konkordanten Schriftenreihe Nr. 227
Konkordanter Verlag Pforzheim, 47. Jahrgang: Heft 1-3

siehe weitere Abschriften
Inhaltsverzeichnis

In Bearbeitung

Wie sich die Ewigkeit einschlich

3. Ewig und säkular

Die Bedeutung von seculum wird heute in lateinischen Wörterbüchern angegeben als: eine Generation, ein Zeitalter, die Welt, die Zeiten, der Geist der Zeiten und eine Periode von hundert Jahren. Was säkular ist, gehört der gegenwärtigen Welt an, besonders insofern sie nicht geistlich ist. In Frankreich hat das Wort die Bedeutung „Jahrhundert“ erhalten, außerdem bezeichnet es Zeitalter, Zeit, Periode und Welt (siècle). Das zukünftige siècle ist das zukünftige Leben. In der französischen Bibel lautet der Ausdruck „für die Äonen der Äonen“ der lateinischen Vulgata folgend, für die siècles der siècles“ In anderen romanischen Sprachen ist es ebenso. Die Italiener sagen secole, die Spanier siglos, die Iren und Gälen saoghal, die Rumänen seculi, die Basken ebenfalls sekula. Das will besagen: Die Bibeln in diesen Sprachen geben statt der bei uns verbreiteten irreführenden Formel „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ den Grundtext richtig oder doch annähernd richtig wieder.

Seculum wird manchmal mit dem lateinischen Zeitwort sequi = folgen in Verbindung gebracht, so dass es Zeit als „folgend“ bezeichnen würde.

Vor dem Aufkommen von speziellen Bezeichnungen für den Begriff „Ewigkeit“ stellt man sich die Zeit als vorwärts fließend vor, eine Generation auf die andere folgend bis hinein in die dunkle Zukunft. Andere leiten seculum von der Wurzel ab, on der unser Wort „Sektion“ stammt. Dann bedeutet es abgeschnitten, geteilte Zeit, einen Zeitabschnitt.

Vor alters wurden in Rom nach bestimmten Zeiträumen wiederkehrende Spiele veranstaltet, die man Säkularspiele nannte. Der Geschichtsschreiber Herodian, der um die zweite Jahrhundertwende in griechischer Sprache schrieb, nennt sie „äonische Spiele“. Das zeigt, dass diese Spiele in keinerlei Hinsicht „ewig“ waren oder als solche aufgefasst wurden; folglich kann äonisch nicht ewig im Sinne von endlos bedeuten.

Unter den vielen Inschriften in den Katakomben Roms findet sich eine zum Gedächtnis eines im Alter von fünfzehn Jahren verstorbenen Mädchens. Sie lautet: „Aurelia, unserer süßen Tochter, „que de seculo recessit“, d. h. die aus dem seculum (der Welt) geschieden ist“. Manche alte römische Schriftsteller gebrauchen das Wort seculum im Sinne der äußersten Lebenszeit eines Menschen, also eine Jahrhunderts. Man daraf wohl sagen, dass alle hundert Jahre die dann lebenden Menschen völlig andere sind.

Das berühmte Konzil von Trient (Italien) von 1545 bis 1563 bestimmte: „Die Vulgata, die durch den langen Gebrauch während so vieler Jahrhunderte in der Kirche selbst gutgeheißen ist, ist als authenisch in öffentlichen Vorlesungen, Disputationen, Predigten und Auslegungen anzusehen, und niemand sollte es wagen oder sich herausnehmen, sie unter was auch immer für einem Vorwand zu verwerfen.“ Das Wort, das hier für „Jahrhunderte“ gebraucht wird, ist secula.’'

Trajan, von 98 bis 117 n. Chr. römischer Kaiser, schrieb an Plinius über das Verfahren gegen die, die den Christenglauben bekannten. Anonyme Anklagen gegen sie sollten nicht angenommen werden „da dies das schlimmste Beispiel sein, das man geben könne, und sich auch unser seculum (Zeitalter, Jahrhundert) nicht gehöre.“

Tertullian nimmt in einer seiner Schriften Bezug auf eine gewaltige Erschütterung, die der ganzen Welt und dem Ende eben des seculum drohe.

Laktantius, geboren um 260 n. Chr. spricht von den „Gelehrten dieses seculum. - Eusebius, der Geschichtsschreiber der frühen Kirche, beschreibt das Verhör gewisser Märtyrer aus Afrika im Jahr 180. Diese Märtyrer zeigten einen ganz unbezähmbaren Geist, wenn der Prokonsul Fragen an sie richtete. Ihr Führer Speratus erwiderte unter anderem: „Das Reich dieses seculum erkenne ich nicht an“. Eusebius berichtet weiter, dass die Märtyrer mit Gott herrschen würden durch die secula der secula.’'

Beim Schreiben über die Wundertaten unseres Herrn erwähnt Eusebius die Magier, „die es immer, durch die secula hindurch, gegeben hat“. Hier liegt eine Bezugnahme auf vergangene Zeiten.

Diese Beispiele mögen genügen, um zu zeigen, dass seculum fast völlig wie das griechische aion gebraucht wurde. Es kann kein einziger Fall angeführt werden, wo es sich auf endlose Zeit bezieht.

Der Gebrauch des Wortes in der Vulgata

Wir werden nun den Gebrauch des Wortes bei Hieronymus in seiner Vulgata betrachten. Diejenigen, die daran festhalten, dass das griechische aion „Ewigkeit“ oder „für immer“ bedeutet, werden gut tun, des Hieronymus Übersetzung aus dem Griechischen ins Lateinische wohl zu beachten.

Die etwa 130 Stellen, an denen das Wort aion im griechischen Neuen Testament vorkommt, übersetzt Hieronymus 101mal mit seculum, während er 27 mal aeterum sagt. Wenn er unter dem letzten Wort „ewig“ verstanden haben sollte, ist er sehr inkonsequent gewesen. Gerade auf die lateinische Übersetzung müssen wir achten, um den Ursprung des verderblichen Systems oder vielmehr den Mangel an System zu ergründen, vermöge dessen man dem griechischen aion zwei ganz verschiedene Bedeutungen beilegte.

Sooft uns in der Offenbarung des Johannes der Ausdruck „für die Äonen der Äonen“ begegnet, hat Hieronymus für die secula der secula. Im übrigen finden sich folgende Ausdrücke in seiner Bibel: vom seculum, für das seculum, für die secula, vor den secula, dieses seculum“, jenes seculum’’, die Vollendung des seculum, die Vollendung der secula, die Enden der secula, in das seculum des seculum, das zukünftige seculum, das kommende seculum, die bevorstehende secula, das seculum dieser Welt“. Jud 1:25 übersetzt er: „vor dem ganzen seculum und jetzt und für alle secula der secula“ (Konkordant: vor dem gesamten Äon und nun und für alle die Äonen).

Eph 2:2 hat Hieronymus das seculum dieser Welt (konkordant: „der Äon dieser Welt"). Luther und Schlachter sagen hier: „der Lauf dieser Welt“, Menge übersetzt, „der Zeitgeist dieser Welt“.

Wenden wir uns nun zu dem griechischen Wort äonisch (aionion), das 70mal im Neuen Testament vorkommt. Hieronymus übersetzt es nun nicht etwa zu drei Vierteln mit secular und zu einem Viertel mit aeternus, sondern nicht weniger als 65mal gebraucht er das letztere Wort (aeternus), während er nur 2mal secular gebraucht (2Tim 1:9 und Tit 1:2): ante tempora secularia (vor äonischen Zeiten).

Da sich von den 70 Vorkommen des Wortes äonisch nicht weniger als 43 auf das Leben beziehen, ist es klar, das Hieronymus hier nicht gut „säkulares Leben“ sagen konnte. So gebrauchte er ohne Ausnahme an allen diesen Stellen den Ausdruck aeterna vita - ewiges Leben.

Wir sehen also, dass die Art und Weise, wie Hieronymus das griechische aion übersetzt, unser Vertrauen in sein Konsequenz vollständig erschüttern muss, es sei denn, dass wir beweisen können, aeternus habe in jener Zeit noch nicht die Bedeutung von „endlos“ gehabt.

Eine Prüfung der Gallikanischen Übersetzung der Psalmen durch Hieronymus aus der Septuaginta (der griechischen Übersetzung des Alten Testaments) offenbart weitere befremdende Inkonsequenzen. Im allgemeinen sagt er hier für das griechische „für den Äon“ (eis ton aiona) in aeternum während er zusammengesetzte Vorkommnisse von Äon, wie z.B. „für den Äon des Äons“ mit „für das seculum des seculum“ übersetzt. Er konnte ja nicht gut sagen: „in der Ewigkeit der Ewigkeiten“ oder „in die Ewigkeiten“. Den Ausdruck „für die Äonen“ (eis tous aionas) musste er wiedergeben mit in secula, wie in Ps 61:4; Ps 72:17. In derselben Weise übersetzt er Ps 145:13: „ein Königreich aller secula“ (aller Zeitalter), was dem Hebräischen sowohl als auch dem Griechischen entspricht.

In Übereinstimmung mit diesen scheinbaren Regeln gibt er den zusammengesetzten Ausdruck „für den Äon und für den Äon des Äons“ wieder mit in aeternum et in seculum seculi (in Ewigkeit und in das Zeitalter des Zeitalters), so z.B. in Ps 9:5; Ps 10:16; Ps 45:17; Ps 48:14; Ps 52:8 und Ps 148:6. Doch denselben Ausdruck übersetzt er in Ps 72:19 einfach mit in aeternum, während er in Ps 119:44 und Ps 145:1.2.21 in das seculum und in das seculum des seculum schreibt.

Ausnahmen finden wir in Ps 44:8; Ps 52:9 und Ps 75:9, wo für das griechische „für den Äon“ bei ihm in seculum (in das Zeitalter) steht, hingegen sagt er Ps 73:12: in seculo (in dem Zeitalter). Bei dem zuletzt genannten Vers bringt es selbst Hieronymus nicht fertig zu sagen, dass die Gottlosen glückselig sind „für die Ewigkeit“. Ps 90:2 sagt er für das griechische „Vom Äon bis zum Äon (Luther: von Ewigkeit zu Ewigkeit) "vom seculum und bis zum seculum.“ Doch genau denselben griechischen Ausdruck übersetzt er in Ps 103:1 ab aeterno et usque in aeternum (von Ewigkeit bis in Ewigkeit).

Wir wollen nun weitere Verse anführen, in denen die beiden Wörter, die uns hier beschäftigen, den gleichen Sinn zu haben scheinen. Bei Luther lautet 1Chr 29:10: „Gelobet seist Du, Herr, Gott Israels, unseres Vaters, ewiglich“. Das Griechische übersetzt an dieser Stelle das Hebräische wörtlich: „Vom Äon und bis zum Äon“. Neh 9:5 haben das Hebräische und das Griechische denselben Wortlaut wie in 1Chr 29:10 (Luther: „Lobet den Herrn, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit“). In diesen beiden Versen hat die Vulgata „von Ewigkeit bis in Ewigkeit“. Doch Jer 7:7 und Jer 25:5, wo Luther schreibt: „So will Ich immer und ewiglich bei euch wohnen an dieses Ort, in dem Lande dass Ich euren Väter gegeben habe“, und wo das Griechische hat: „Vom Äon bis zum Äon“, heißt es in der Vulgata: vom seculum und in das seculum“.

Wie übersetzt nun aber die Vulgata die Verse, in denen „vom Äon und darüber hinaus“ die Rede ist? Dieser Ausdruck war einst für Origenes entscheidend, und so sollte es für alle sein, die Gott glauben wollen. Jes 45:17 übersetzt Luther: „Israel wird nicht zuschanden werden noch zu Spott immer und ewiglich“. Das Hebräische hat: „für die Zeitalter der Zukunft“, das Griechische „bis zum Äon weiterhin“, die Vulgata „bis zum seculum des seculum'’“.

Eine außerordentliche Überraschung erwartet uns, wenn wir zwei Verse betrachten, in denen die Vulgata, um es milde auszudrücken irreführend ist. Es ist eben schwer, darüber zu entscheiden, was das lateinische in aeternum zur Zeit des Hieronymus bedeutete, wenn auch das Wort früher sicher nicht den Sinn von Endlosigkeit gehabt hat. Eins aber steht fest, unter seculum hat Hieronymus eine begrenzte Zeitperiode verstanden, einen Äon; aber unter aeternum scheint er sich etwas anderes gedacht zu haben. War es die sogenannte „Ewigkeit“? Oder wurde das lateinische Wort damals in seinem früheren, weniger fest umgrenzten Sinn zur Bezeichnung einer unbestimmten, zukünftigen Zeit gebraucht? Gerade die lateinischen Väter, die eine hinreichende Kenntnis des Griechischen besaßen, dürften wohl gewusst haben, dass, wie aionion im Griechischen, auch aeternum vom lateinischen Schriftstellern in der gleichen lockeren Weise für einen unbestimmten Zeitraum gebraucht wurde. In 2Mo 15:18 heißt es bei Luther: „Der Herr wird König sein immer und ewig“. Das Hebräische beschränkt diese Herrschaft vorsichtig auf das „Zeitalter und fürderhin“. Hieronymus hingegen setzt uns in Erstaunen, indem er tatsächlich schreibt in aeternum et ultra, d. h. also „in Ewigkeit und darüber hinaus“. Dieselbe lateinische Wendung findet sich auch Mi 4:5. Luther übersetzt hier: „Wir wandeln im Namen des Herrn immer und ewiglich“. Das Hebräische dagegen lautet: „für das Zeitalter und fürder“, das Griechische: „für den Äon und darüber hinaus."

Der Ursprung des Wortes: aeternus

Es wird nun nötig, dem Ursprung des Wortes aeternus nachzugehen. Was auch immer das lateinische Wort zur Zeit des Hieronymus bedeutet haben mag, 300 Jahre früher war dies mit Sicherheit nicht „ewig“. Professor Max Müller sagt von der Wurzel dieses Wortes, dass sie ursprünglich Leben oder Zeit bezeichnet, dass aber eine Anzahl Wörter sich von ihr ableiten, die den Begriff „Ewigkeit“ ausdrücken, also das Gegenteil von Leben und Zeit. Er sagt, das lateinische aevum (das fast buchstäblich dem griechischen aion entspricht und wohl ursprünglich aivon lautete) wurde der Name für Zeit, Zeitalter, und die davon abgeleiteten Wörter aeviternus oder aeternus „wurden fabriziert, um den Gedanken der Ewigkeit auszudrücken“. Das sind Worte einer in dieser Angelegenheit gänzlich unbefangenen Autorität.

Diese Darlegung gleicht der, welche Phavoriunus im 16. Jahrhundert in dem berühmten ETYMOLOGICUM MAGNUS niedergeschrieben hat, einem großen Werk das die Ableitung aller griechischen Wörter enthält, soweit sie von sehr früher Zeit her auf uns gekommen sind. Das Wort aion wird erklärt als „das Menschenleben“ (das eine begrenzte Zeit umfasst), und dazu wird zitiert: „die sieben Äonen von der Schöpfung des Himmels und der Erde bis zur allgemeinen Auferstehung der Menschen“. Phavorinus fügt hinzu: „aion ist das Unwahrnehmbare (aidios) und das Unendliche (ateleutetos), wie es den Theologen scheint!“ Seiner Meinung nacht bedeutete das Wort ursprünglich niemals unendlich, sondern die Theologie habe erst diesen Sinn eingeimpft. Er hat in der Tat die Wahrheit gesprochen; denn es ist die Theologie, und allein diese, die den Gedanken der Endlosigkeit in „Zeit“wörter der verschiedenen Sprachen hineingetragen hat.

Origines

Bevor wir zum Lateinischen zurückkehren, wollen wir noch einen ähnlichen, sehr lehrreichen Fall anführen. Justinian war der größte unter den oströmischen Kaisern. Er herrschte von 527-565 zu Konstantinopel. Im Jahr 540 traf er Vorbereitungen für die Einberufung des berühmten Konzils, das später in seiner Hauptstadt tagte. Es war bei dem Kaiser beschlossenes Sache, dass gewisse Lehren unterdrückt werden müssten. In einem Schreiben an den Patriarchen Mennas von Konstantinopel legt er den Stand der Dinge dar und erörtert die kirchlichen Lehren mit großer Geschicklichkeit. Insbesondere verlangt er, es müsse mit unmissverständlicher Klarheit ausgesprochen werden, dass das Leben der Heiligen immer während sei und gleichfalls die Verdammnis der Verlorenen. Das war demnach vorher durchaus nicht allgemeine Ansichtssache. Er musste erst die Anerkennung dieses Dogmas verlangen. Trotzdem konnte auch er keinen Beweis dafür erbringen, dass das Wort „äonisch“ ewig im Sinne von endlos bedeutet. Auch stellte er nicht die Behauptung auf, dies Wort sei bis dahin missverstanden worden. Indem er den orthodoxen Standpunkt der damaligen Kirche festlegte, sagte er nicht etwa: „Wir glauben an äonische Strafe“ - das wäre nämlich genau das gewesen, was Origenes dreihundert Jahre früher gelehrt und geglaubt hatte. Tatsächlich hat Origines, der über die Wahrheit von der Aussöhnung des Alls frohlockte, mit aller Deutlichkeit das Wort „äonisch“ in Bezug auf Feuer und Verdammnis gebraucht als auf einen begrenzten Zeitraum beschränkt und sich vor allem auf den zukünftigen Äon beziehen. Justinian jedoch, der in der so ausdrucksvollen griechischen Sprache schreibt, sagt: „Die heilige Kirche Christi lehrt ein endloses äonischen (aeteutetos aionios) Leben für die Gerechten und endlose (ateleutetos) Strafe für die Bösen“. Justinian wusste sehr wohl, dass äonisch nicht endlos bedeutet, und fügt deshalb im ersten Teil ein Wort hinzu, das zwar ganz unzweideutig ist, sich allerdings in der Schrift überhaupt nicht findet. Im zweiten Teil des Satzes hat er sogar das Wort, das der Herr gebraucht hat, durch diesen unbiblischen Ausdruck ersetzt. Dieser noch vorhandene Brief Justinians sollte jeden, der über die schriftgemäße Bedeutung des Wortes äonisch noch im Zweifel ist völlig überzeugen. Es sei noch hinzugefügt, dass das Konzil, das eigens zu dem Zweck einberufen worden war, um die Lehren des Origines zu brandmarken, dessen Erkenntnisse zwar im allgemeinen verdammte, über seine Lehre von der Allaussöhnung als Anathema jedoch nicht aussprach. Erst im Jahr 696 verdammte ein späteres Konzil in Konstantinopel erstmalig diese Lehre des Origines, diese herrliche Wahrheit, als „trunkene Phantasie über das zukünftige Leben der Toten.“

Wir müssen nun das Wort aevum genauer untersuchen. Seine Bedeutung wird in Wörterbüchern wie folgt angegeben: Lebenszeit, Leben, Zeitalter, zu einer bestimmten Zeit lebende Menschen. Von diesem Wort kommt über die Form aeviternus das Eigenschaftswort aeternus. Aevum ist dasselbe Wort wie das altdeutsche ewe, die Stammform den heutigen „ewig“. In Grimms deutschem Wörterbuch heißt es: „ewe, aevum, seculum - gotisch aios - ist gleich aion“. Und weiter steht dort: „noch lange, bis ins 16. Jahrhundert, wird oberdeutsch gebetet worden sein „von ewen zu ewen“ für „in secula seculorum“. Daraus ersehen wir, dass unserem heutigen Wort „ewig“ die Bedeutung „endlos“ unsprünglich fremd war. Auch im Lateinischen wird aevum niemals mit der Bedeutung endlos gefunden. In den römischen Katatkomben ist das Grab der Albana, die im Alter von 45 Jahren starb. Ihr trauernder Gatte Placus setzte auf ihre Ruhestätte die Worte: Dieser Kummer wird immer (semper), meine ganze Lebenszeit hindurch (in aevo) bleiben.“ - Weiter lautet die Inschrift: „Liege in Frieden - im Schlaf - du wirst auferstehn“. Daraus geht ganz klar hervor, dass keines der hier gebrauchten Wörter (semper und aevum) endlos bedeuten kann.

Ein anderer Gedenkstein trägt die Inschrift: „Domus aeternalis“ - ewiges Haus. Das steht auf dem Grab eines Gläubigen, so dass dies nicht sein immer währender Ruheplatz sein kann. Ein weiterer Stein meldet, dass Aurelius Felix, der im Alter von 55 Jahren starb, dahingerafft wurde „zum Haus für ewig“, lateinisch raptus aeterne domus. Der Verfasser eines Buches über die Katakomben sieht sich zu der Erklärung genötigt, dass solche Inschriften nicht einen Mangel an Glauben an die Auferstehung beweisen, weil ein Wort, das augenscheinlich, „ewig“ bedeute, sich in ihnen finde. Er erkannte nicht, dass dieses Wort damals nur einen Zeitraum bezeichnete, obwohl er einen ähnlichen Ausdruck in Pred 12:5 erwähnt, wo es heißt: „der Mensch geht zu seinem äonischen Haus“ (Luther: „fährt hin, da er weib bleibt“).

Wie kam es denn nun dazu, dass das lateinische aeternum und das griechische aionion, die sich anfänglich beide auf Zeitabschnitte bezogen die Bedeutung von „ewig“ im modernen Sinn annehmen konnten? Zweifellos sind diese Wörter eigens geschaffen worden, um das, was immer während ist, auszudrücken, wobei jedenfalls die Theologie das Werkzeug war. Der Prozess dieser Bedeutungsumwandlung vollzog sich anscheinend folgendermaßen:

Lehre der Sekten

Es gab unter den Sekten immer solche, die über das Schicksal der Sünder strenge Ansichten hatten. Die Pharisäer und Essener sollen an bewusst zu erleidende zukünftige Strafe geglaubt haben. Die Essener glaubten an ununterbrochene (adialeipton) Strafe „ohne Tod“. Für diejenigen, in deren Herzen sich die Liebe Gottes nicht in ihrer ganzen Ma cht ergossenhat, ist es offenbar ein natürlicher Gedanke, sich mit einer solchen Aussicht zufrieden zu geben. Die Wahrheit von den Äonen ging anscheinend bald nach der Zeit des Apostels Paulus verloren. Was Origines anbetrifft, so glaubte er, dass dieser gegenwärtige Äon der Abschluss vieler Äonen sei. Er folgerte daraus, dass noch viele Äonen kommen würden, nicht nur zwei. Auf der anderen Seite kamen damals die gnostischen Sekten auf. Sie hatten ihre Blütezeit namentlich im zweiten Jahrhundert. Ihnen zufolge war die ursprüngliche Quelle alles Existierenden der Abgrund. Aus diesem gingen nach ihrer Meinung, als das Leben sich entwickelte, die Äonen, männliche und weibliche hervor, durch welche Gott Sich Selbst offenbarte. Die Äonen bildeten mit mit Gott Selbst die Fülle oder das pleroma. Die Materie betrachteten sie als etwas Böses, und die Harmonie des pleroma wurde dadurch gestört, dass Gott mit der Materie in Berührung kam. Um die Harmonie wiederherzustellen, erfolgte eine neue Emanation (Ausfluss, vor allem aus Gott) von zwei Äonen - Christus und der heilige Geist. Am Abschluss der Welt würde Christus Seine Braut zusammen mit allen Geistesmenschen in die Fülle einführen, und alle Materie, worunter augenscheinlich alles Böse zu verstehen war, würde in ihr einstiges Nichts zurückkehren.

Eine andere Sekte lehrte, dass sieben Äonen aus Gott hervorgingen. Selbst in dieser Glaubensfinsternis kann man einen Schimmer der Wahrheit erblicken. Nach der Schrift machte Gott die Äonen durch Seinen Sohn (Hebr 1:2). Gott entwarf den Plan zu den Äonen und gebraucht sie als Sein Baugerüst. Die Äonen scheinen zeitlich zusammen zu fallen mit der Gegenwart des Bösen. Wenn es nötig ist, dass ihm die Spitze geboten wird, bricht ein neuer Äon an.

Der Zusammenbruch der Lehre von den Äonen hat heidnischem Irrtum den Weg geebnet, sich wieder selbst zu behaupten und sich im Gewand biblischer Wahrheit breit zu machen. Solange man die griechische Sprache in Italien gut verstand, behielt auch das Wort äonisch seine wahre Bedeutung und sein lateinisches Gegenstück aeternum konnte nicht ohne weiteres einen völlig verkehrten Sinn annehmen. Aber im zweiten Jahrhundert machten sich in Nordafrika Einflüsse geltend, die alles ändern sollten. Durch sie erhielten diese Ausdrücke in der Theologie eine Bedeutung, die sie von Hause aus niemals hatten. Ganz ohne Zweifel hat aeternum ursprünglich annähernd dasselbe bezeichnet wie äonisch. Später weitete sich die Bedeutung auf etwas dazu Kommendes, etwas mehr Unbestimmtes aus. Noch später hat es dann den Sinn angenommen, den man ihm heute beilegt, indem es nicht nur das bezeichnete, was keine geschaute oder offenbarte Grenze hat, sondern auch etwas, was tatsächlich ohne Grenzen ist. Wir nennen oft Dinge endlos, die nur für die Gegenwart oder für den Augenblick ohne Ende sind oder deren Ende nicht abzusehen ist. Aber ebenso auch alles, was nie ein Ende haben kann oder haben wird.

Die Haltung der römischen Kirche

Folgende Illustration soll dies näher erklären. Zur Stadt Chester in England führt eine alte römische Heerstraße, die etwa eine Meile lang schnurgerade verläuft, wie es sehr oft bei den römischen Straßen der Fall war, dazu ist sie völlig eben und eintönig. Wenn jemand schon viele Meilen an einem Tag marschiert war, musste ihm dieser Teil des Weges fürs Auge ebenso wie fürs Gemüt endlos erscheinen. Es war möglich, ein langes Stück der Straße zu überblicken und auch den verkehr auf ihr zu beobachten, aber ihr Ende war nicht zu sehen. In gewissem Sinn war diese Straße endlos, doch die ganze Zeit konnte man die Stadt, zu der sie führte, in der Ferne erblicken. Die römischen Straßenbauer waren außerordentlich praktische Leute. Wo es sich irgend ermöglichen ließ, wichen sie nicht einen Fuß breit von der geraden Richtung ab, selbst wenn es Hügel zu überqueren gab. Ihre Straßen führten alle zu einem Ziel hin. In derselben Weise verabscheuten die lateinsprechenden Theologen der ersten Jahrhunderte alles, was unbestimmt war oder missverstanden werden konnte. Spekulationen mieden und verbrannten sie. Die Sätze der Glaubensbekenntnisse, die aus der frühen römischen Kirche hervorgingen, sind berühmt für ihre äußerste Kürze. Die Punkte wurden so klar umrissen, dass kein Zweifel darüber bestehen konnte, was das Volk zu glauben hatte. Der Autorität des römischen Gesetzes und der römischen Militärmacht, die wie Maschinen funktionierten, musste Gehorsam geleistet werden. So wurde auch in der römischen Kirche alles selbstständige Forschen und Denken unterbunden. Wenn es auch allerhand Vermutungen über das zukünftige Leben gab, die dogmatische Stellung der Kirche musste gebieterisch festgelegt werden. Überdies war es demütigend für die lateinischen Väter, dass sie nicht fähig sein sollten, etwas Bestimmtes über die Zukunft zu sagen. Wenn nun doch niemand die Karte des Ozeans der Zeit zu entwerfen vermochte, warum nicht einfach erklären, dass er ohne Grenzen sei? Würde nicht auch die Kirche weit mehr Macht in Händen haben, wenn sie mit göttlicher Autorität verkündete, über das ewige Schicksal würde hier auf der Erde entschieden? War es nicht auch dem Menschen viel schmeichelhafter zu denken, das Leben, das er durch den Glauben erhalte (und sehr bald, das er sich durch gute Werke verdiene) sei ewig? Und ebenso die Verdammnis, vor der ihn sein glaube (oder seine Werke) retteten?

Wer konnte an ein besonderes äonisches Leben glauben, wenn alles, was mit den Äonen zusammenhing, verwischt, vergessen, entstellt und unbekannt war? In Anbetracht dessen, dass die Gottesoffenbarung von den Äonen völlig verloren ging, haben wir alle Ursache, dem Dogma, das in einer stets sich weiter vom Wort entfernenden Kirche „orthodox“ und „allgemein anerkannt“ wurde, mit Misstrauen zu begegnen.

4. Tertulian

An diesem Punkt angelangt, müssen wir uns jetzt wieder nach Karthago in Nordafrika wenden, vor allem zu Tertullian, und den tiefen und dauernden Einfluss betrachten, der von ihm und seiner Heimat auf das Christentum ausging. Um 160 n. Chr. zu Karthago geboren, wurde Tertullian ein wohlbelesener Gelehrter, ein fesselnder Schriftsteller und Redner, ein scharfer Wortstreiter, ein geschickter Rechtsanwalt. Was Origines etwa um dieselbe Zeit für die östliche, griechisch sprechende Christenheit war, das war er für die lateinische oder westliche. Er war der erste, der anfing, systematisch die Heilige Schrift in der lateinischen Sprache zu erklären, und der erste Theologe, der eine regelrechte lateinische Terminologie (Wortschatz von Fachausdrücken) für die Christenheit schuf. Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass die von diesem lateinischen Rechtsgelehrten gewählten ausdrücke alles folgende theologische Denken tief beeinflusst haben. Bezeichnungen wie Trinität, Substanz, Person, Prädestination, Priester, Sakrament und viele andere verdanken wir vor allem Tertullian. In der englischen Sprache haben sich noch viel mehr von ihm stammende Ausdrücke erhalten, die man bei uns durch deutsche ersetzt hat (z.B. redemption = Erlösung; justification = Rechtfertigung; sanctification = Heiligung; perdition = Verlorensein; propitiation = Sühne). Was Tertullian darunter verstand, beherrscht n och heute weite Kreise, wenn auch möglicherweise einige dieser Ausdrücke auf Hieronymus zurückzuführen sind. Sie sind alle sehr verschieden von den griechischen Wörter des Grundtextes, weiwohl einige eine leidlich korrekte Übersetzung der letzteren darstellen.

Tertullian war der erste, der die schwierige Lehre von der „Trinität“ auslegte und dies Wort gebrauchte, das er trotzdem nicht als auf Gott bezüglich verwandte. Bekannte Theologen haben sich mit seinen Ausführungen auseinandergesetzt. So sagt z. B. Dr. Glover: „Er war der erste geniale Mann der lateinischen Rasse, der Jesus Christus nachfolgte und seine Ideen in seine eigene Sprache goss. Erzbischof Beson meint: „Als Tertullian zu schreiben begann, wurde das theologische Latein geformt.“ Prof. Harnack schreibt: „Was die Geschichte des Dogmas beeinflusste, war nicht sein Christentum, sondern seine meisterhafte Fähigkeit im Entwerfen von Formeln. Bis auf seine Zeit ist das römische Christentum in der Form wesentlich griechisch gewesen, aber als er sich damit befasste wurden lateinische Ausdrücke und Gedanken eingeführt, die stufenweise aber stetig den ganzen Charakter der christlichen Lehre veränderten und den Weg für das römische Dogmensystem bahnten.“ Dr. Swete sagt: „Die Kirche in Nordafrika war die erste christliche Gemeinschaft, soweit uns bekannt ist, die die Eucharistie zugunsten von Abgeschiedenen darbrachte.“

Seine Anschauungen

Eine der von Tertullian eingeführten Ausdrücke war satisfactio, Genugtuung. Harnack äußerte sich dazu: „Er war der erste, der deutlich solche asketischen Leistungen wie die Übernahme einer Genugtuung an Gott als Sühnopfer betrachtete, durch die der Sünder Gott Ersatz leisten konnte.“ Nach Tertullians Lehre konnte ein verhältnismäßig kurze asketische Strafe, die der Gläubige sich selber auferlegte, an die Stelle dessen treten, was die Verdammten verdienten - ewige Strafe.

Es wird lehrreich sein, einen flüchtigen Blick auf seine sonstigen Anschauungen zu werfen. gleich so vielen in unseren Tagen konnte er nie dazu kommen, die wichtige und doch so einfache Tatsache zu erfassen, dass Gott Geist ist. Dass Gott versöhnt ist, war ihm und denen, die in seine Fußstapfen traten, gänzlich unbekannt. Gut einexerziert im römischen Gesetz, sah er in Gott vielmehr den Richter, der das Gesetz gegeben hat und dem gehorcht werden muss. Er hat in Gott jedoch nicht den Vater geschaut. Alle Beziehungen zwischen Gott und den Menschen tragen für ihn mehr oder weniger gesetzlichen Charakter. Diesem Gedankengang folgend, bewirkt eine gute Tat, die der Mensch vollbringt, Genugtuung für Gott und Verdienst für den Menschen. Seiner Auffassung nach ist der wesentlichste Zug einer richtigen Stellung des Menschen zu Gott die Furcht. Der große Unterschied zwischen der griechischen und lateinischen Kirche in der Schriftoffenbarung besteht darin, dass die griechische Kirche in der Schriftoffenbarung Gott in Seiner Beziehung zum Menschen schaut, während die lateinische Kirche mit dem Menschen beginnt und zuerst den Menschen in Beziehung zu Gott sieht. Dort steht im Vordergrund Gottes unermessliche Liebe und Gnade, deren der Mensch sich im Glauben erfreuen darf. Hier wird der Mensch gesehen, und zwar als der gefallene und schuldige Rebell, der vor seinen Richter geladen ist. Die eine Kirche beginnt mit Gott und Seiner Liebe, der alle Dinge wirkt in Übereinstimmung mit dem ,Ratschluss Seines Willens, und zwar von alters her bis zum schließendlichen gesegneten Abschluss, der immer den Menschen zu Sich Selbst zieht und ihn unterweist mit dem Ausblick auf sein Wachstum in der Gnade. Die andere Kirche sieht den Menschen als Prüfung und Gott als die entscheidende Behörde. Anstatt die Menschen stufenweise mit den Wegen und dem Willen Gottes bekannt zu machen, müssen sie, ohne eine Frage aufwerfen zu dürfen oder eine Erörterung führen zu können, die Glaubensbekenntnisse, die in starre kristallharte Form gegossenen Lehrmeinungen der lateinischen Kirche unterschreiben. Der Mittelpunkt des Systems des Origines war Gott und die Erwartung, derjenige des Systems Augustins war Sünde und Strafe. Während Origines sich nach schließlicher Einheit sehnt, stimmt Augustin fast frohlockend einem furchtbaren und unauflöslichen Dualismus (Zwiespalte) zu.

Wendung in der Christenheit

Es war den drei großen Karthagern Tertullian, Cyprian und Augustin vorbehalten, die lateinische Kirche so zu beeinflussen, dass sie in ein System dogmatischer Hierarchie und geistlichere Gewaltherrschaft einbog. Aber Tertullian war der Mann, der hierzu denAnstoß gab. Durch seine machtvolle Mitwirkung machte das Christentum zu diesem kritischen Zeitpunkt eine schlimme Wendung, und sein Einfluss ist noch immer überwiegend. Neander sagt von ihm, sein Geist sei oft um geeignete Ausdrücke der Phraseologie (die einer Sprache eigentümlichen Redewendungen) verlegen gewesen, insofern als er manchmal mehr in sich hatte, als er auszudrücken vermochte, und deshalb war er gezwungen, für die neue geistliche Materie eine Sprache zu schaffen, und zwar aus dem rauhen nordafrikanischen Latein. Es wird behauptet, Tertullian habe oft Wörter gebraucht, die sich in der üblichen Sprache nicht fanden, höchstens bei ganz frühen Schriftstellern, und dass er wiederholt Wörtern eine neue oder ungewöhnliche Bedeutung aufgezwungen habe.

Solcher Art war der Mann, in dessen Hand nun der Ton lag, der umzuformen war in festes lateinisches Dogma. Das ist der Mann, der über das Schicksal des Wortes aeternus entschied. Welche Bedeutung legte er ihm bei? Die, die es früher gehabt und die dem griechischen Wort aionion entsprach, oder eine, die darüber hinausgeht? Gänzlich bar jeden Verständnisses für die Äonen der Schrift; unbeeinflusst von einem wirklichen Erfassen der Tatsache, dass Gott Liebe ist; unfähig, in Gott etwas anderes als den strengen Richter zu sehen, dem so oder so Genugtuung geschafft, der auf die eine oder andere Art befriedigt werden muss - wie konnte er in der großen Masse der Menschen etwas anderes sehen als Sünder, die zu verdammen sind? Augustin, der später Tertullian und seine Lehren noch übertraf, behauptet, das ganze Menschengeschlecht sei „eine verdammte Gesellschaft und verlorene Masse“ (conpersis damnata, massa perditionis), aus der einige wenige zur Rettung auserwählt, die übrigen aber für immer verdammt seien. Er betrachtete das Böse als einen unveränderlichen Bestandteil des Weltenalls, mit dem Gott nichts zu tun habe, während Origines glaubte, dass alles von Gott sei, auch das Böse, das Er einst vernichten und abtun wird.

Einen Mann, der keinen Raum hatte für kommende Äonen, musste notwendigerweise die Zukunft als uferlose Ewigkeit erscheinen. Da er nicht verstand, was Gott über die Äonen offenbart hat, gab es für Tertullian keine andere Möglichkeit, als dem lateinischen aeternus den Sinn zu geben, den es jetzt hat. Und nicht nur das. Bei der stetigen Abname des Griechischen als Sprache der Kirche und dem Aufkommen und Zunehmen des Lateinischen an seiner Stelle, ist man später so weit gegangen, die neue Bedeutung von aeternus auch seinem griechischen Gegenstück aionion aufzubürden, das hinfort der Theologie wie geschaffen dazu schien, den Begriff „immerwährend“ auszudrücken.

Lies weiter:
5. Aion in alten Übersetzungen