Die 7 Grundkräfte der ewigen und zeitlichen Natur

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Abschrift des Heftes: Die Offenbarung des Sohnes Gottes in der Schöpfung
J. Beck (1962)
Aus der Reihe: Vätererbe Bd. VII

Verlag Erst Franz Metzingen, Württ.

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Inhaltsverzeichnis:

Die Offenbarung des Sohnes Gottes in der Schöpfung

2. Die 7 Grundkräfte (Geister) der ewigen und zeitlichen Natur

Unter „Natur“ ist der göttliche Kraftausfluss zu verstehen, der auch Leiblichkeit oder Herrlichkeit Gottes heißt. Aus diesem Kraftausfluss der Heiligen Dreifaltigkeit wurden die unsichtbare ewige und die sichtbare zeitliche Welt geschaffen. Diesem Kraftausfluss verleiht die Weisheit ihre siebenfache Fülle und bewirkt so die sieben verschiedenen Kräfte, durch welche alles ewige und zeitliche Leben erzeugt wird. Hier wird die große Frage beleuchtet, wie durch Gottes Kraft Leben entsteht. Kein Mensch kann sagen, woher das Leben stammt, das auf den verschiedensten Stufen - als menschliches, tierisches und pflanzliches Leben - sich auf unserer Erde zeigt. Wo es in einem Menschen zu einer Wiedergeburt kommt, empfängt er ewiges Leben in sein natürliches herein; auch dieses wird erzeugt durch die 7 Geisterkräfte.

Diese 7 Kräfte und der Schöpfungsstoff sind wie für einander da; die Geister können auf den Stoff wirken und in ihm das kreatürliche Leben erzeugen, indem sie - je nach der dem betreffenden Geiste zugrunde liegenden Idee - im Schöpfungstoff reagierende Eigenschaften hervorrufen. Sie sind auch fähig, die unleiblichen Schöpfungsstoffe leiblich, d. h. substanziell oder wesentlich zu machen. Auf dieser stofflichen Grundlage kann sich sodann das Geistesleben entwicklen und darauf wachsen, wie die Pflanze auf der Erde wächst. Ein Beispiel dafür ist der Mensch, dessen seelisch-geistige Unterlage seine Leiblichkeit ist.

Die Wirkungsweise der 7 Geister verleiht uns einen Einblick in die geheime Schöpferwerkstatt Gottes. Es ist der Wille Gottes, des Schöpfers, dass alles, was geistlich und unsichtbar in Ihm liegt, auch leiblich dargestellt werden. Wir haben uns die Tätigkeit der 7 Geister als ununterbrochen und wie blitzartig vorzustellen. Es wirkt jedoch eine Kraft nach der andern, doch so, dass der folgende Geist die Arbeit des vorhergehenden Geistes fortsetzt. Durch das einheitliche Zusammenwirken aller 7 Geisteskräfte kommen die Geschöpfe mit ihrem eigengesetzlichen Leben zustande.

Es ist lohnend, der Tätigkeit dieser einzelnen Geister nachzugehen und in etwas zu erkennen, wie die göttliche Kraft durch eine 7fache Wirkungsweise schließlich das bewegliche Leben erzeugt. Nie vermag ein Geschöpf, auch wenn es das höchste Geschöpf wäre, solches Leben zu erzeugen. Auch der Mensch ist nur werkzeuglich daran beteiligt.

Der 1. Naturgeist, welcher Finsternis genannt werden kann, wobei aber der Gedanke an etwas Böses völlig ausgeschlossen ist, verleiht dem Schöpfungsstoff die herbe anziehende und zusammenziehende Kraft.

Der 2. Naturgeist wirkt entgegengesetzt und verleiht dem Stoff die bittere, ausdehnende Kraft und Eigenschaft. Er wird Licht genannt. Diese beiden Kräfte stehen in dem Verhältnis der Aktion und Reaktion zueinander. Sie bilden die innersten Triebfedern (die Hypostase) oder das Prinzip alles erschaffenen Naturlebens. Während die einziehende Kraft die Ursache aller materiellen Leiblichkeit ist, ist die sich ausdehnende oder zurückstoßende Kraft die Ursache aller Geistigkeit.

Bei gleich starker Wirkung dieser beiden Grundkräfte entsteht eine Zirkularbewegung. Damit tritt der 3. Naturgeist in Tätigkeit, welcher - wie bei Jak 3:5 - das Rad der Geburt, auch das „Angstrad“ heißt. Diese Kraft wird auch die Gebärmutter des Lebens genannt, weil das Leben schon auf der nächsten Stufe des Werdens, durch den 4. Naturgeist, entsteht.

Dieser 4. Naturgeist bringt das werdende Leben der drei ersten Stufen zur Ausgeburt. Er wird Feuer genannt. Durch ihn entsteht - nach dem Gesetz seiner Natur - im Mittelpunkt des Geburtsrades eine blitzende Durchkreuzung des Schöpfungsstoffes. Und eben dadurch wird das Leben vollends zu seiner Ausgeburt gebracht, ist jedoch noch nicht vollendet. Die Vollendung geschieht durch die Wirkung der weiteren Kräfte.

Der 5. Naturgeist heißt „süßes Öl“ und teilt dem entstandenen Leben, das Feuercharakter besitzt, ein sanftes, süßes Lichtwesen mit, welches die Grundlage zur Geistleiblichkeit ist.

Der 6. Naturgeist heißt Merkur oder „das Sprechen“. Er erweckt in dem entstandenen Leben Hall und Schall d. h. das Tönen und Sprechen, so dass der Mensch spricht, der Vogel singt, der Stein klingt. Dadurch wird die Art und die Fülle des gewordenen Lebens offenbar d. h. hörbar. Es ist, als ob der Schöpfungsgeist auf dieser Stufe, die der Vollendungsstufe sehr nahe ist, in Freude über das gelungene Werk ausbräche - wie Gott dem Werk eines jeden Schöpfungstages das Wort hinzufügte: „Und es war gut“.

Der 7. Naturgeist - oder die 7. Stufe des werdenden Lebens - ist die Verleiblichung. Besitzt doch jedes Geschöpf seinen - eigenartigen Leib. Auch in diesem Sinn meint Oetinger: „Leiblichkeit ist das Ende der Wege (hier: der Schöpfungswege) Gottes.“ Diese Stufe heißt Paradiesleib. Der Ausdruck „Paradies“ weist auf die paradiesische Vollkommenheit des erschaffenen Lebens hin. Der Leib ist die Einfassung des durch die Wirkungsweise der 6 Naturgeister entstandenen Lebens, in welchem diese 6 verschiedenen Kräfte ihre wahre Ruhe und Vollendung gefunden haben.

Die Bedeutung des Lichts

Das von den 3 ersten Naturgeistern erzeugte Leben ist noch kein vollkommenes Leben. In der 4. Eigenschaft bekommt das Leben das Licht, ohne welches es kein seliges Leben gibt. Dieses Licht Gottes fließt aus dem Schnittpunkt der beiden sich durchkreuzenden Lichtstrahlen des 4 Naturgeistes. Doch nur dann, wenn das Geschöpf in Harmonie mit dem Schöpfer steht. Auf dieser 4. Stufe der Geburt des Lebens entscheidet es sich beim Menschen, ob Böses oder Gutes, Finsternis oder Licht, Tod oder Leben, Lüge oder Wahrheit erzeugt wird. Es kommt auf die Entscheidung an, die wir treffen; denn zwischen diesen gegensätzlichen Prinzipien wohnt die menschliche Freiheit. Entscheidet sich der Mensch für das Gute, dann teilt sich ihm das göttliche Licht mit, welchem Leben und Unsterblichkeit innewohnt. Auf den folgenden Geburtsstufen vollendet sich dieses Lichtsleben bis zur Geistleiblichkeit.

Jesus wählte als Mensch immer das Licht; Er tat immer den Willen seines Vaters. Adam vor dem Fall. Durch den Sündenfall aber wurde ein wesentlicher Teil der menschlichen Willensfreiheit von der Finsternis, für die Adam sich entschieden hatte, beschlagnahmt. Seitdem hat der natürliche Mensch eine Vorneigung zum Bösen; er braucht eine Erlösung seines Willens, damit er wieder frei wählen kann. „Wen der Sohn frei macht, der ist recht frei.“ Durch andauernde Wahl der Finsternis aber kann das Licht in uns zu Finsternis werden. Anstatt dass sich Gott an dem Kreuz der Lichtstrahlen der Seele offenbart, offenbart sich ihr die Finsternis - und bildet auch ein Leben aus, aber Finsternisleben, einen alten Menschen, der im andern Tod wieder abgebaut werden muss. Bleibend ist nur das göttliche Lichtsleben in unserer Seele.

Alles von Gott abgewandte Leben, das der Mensch in Eigenheit lebt, ist böse; gut ist nur dasjenige Leben, welches sich Gott unterordnet im Gehorsam und mit Ihm harmoniert.

Eine große Aussicht für uns gefallene Menschen ist die Tatsache, dass das göttliche Licht unsere Finsternis wieder in Licht verwandeln kann. Bricht auf der 4. Geburtsstufe solches Licht aus Gott hervor, dann erleuchtet und erhellt es den finsteren Grund des aus den 3 ersten Eigenschaften stammenden Lebens - und diese wird Licht. Ein solcher Prozess der Umwandlung geht jedes Mal vor sich, wenn wir bei der Versuchung uns für das Gute, Göttliche entscheiden. Darum die Mahnung Jesu: „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst - und nehme sein Kreuz - der 4. Geburtsstufe - auf sich.“ So können wir genesen vom Fall.

Bezeichnend ist noch die Harmonie, in welcher normalerweise die 7 Geister zusammenwirken, ohne sich zu hemmen. Sie bilden zusammen einen Lebensorganismus, nämlich das göttliche Geburtsrad.

Normaler Verlauf der Geburt

Beim normalen Verlauf der Geburt des Lebens aus den 7 Naturgeistern steht am Ende ein Leben des Lichtes in Geistleiblichkeit. Dies ist die von Gott gewollte Ordnung. Beim gefallenen Menschen ist sowohl der Ablauf der Vorgänge als auch das Ergebnis der Entwicklung anders. Sein Leben steht unter dem Gesetz der Sünde und erzeugt eine finstere Leiblichkeit. Diese aber ist eine Wohnung der Macht der Finsternis.

Beim gefallenen Menschen ist der Trieb und der Hunger des 1. Naturgeistes - nach dem Etwas, nach Materie und Gewicht, moralisch ausgedrückt: nach Welt und Finsternis größer als der Hunger des 2. Geistes nach Licht und Freiheit. Es herrscht also beim 3. Quellgeist kein harmonisches Gleichgewicht. Vielmehr besteht bereits ein Kampf zwischen Finsternis und Licht, wobei die Finsternis sucht, die Herrschaft zu gewinnen.

Das bei 4. Naturgeist ausgeborene Leben ist entweder ein Lichtesleben, wenn das Licht darin herrscht; oder aber ein Finsternisleben, sofern die Finsternis die Oberhand besitzt. Ein solch finsteres Leben ist unser Naturleben, in welchem das Feuer der Hölle sich auswirkt. Es ist das Eigenleben des Menschen, dem Willen nach getrennt von Gott. Es steht darum unter dem Zorn Gottes.

Das Lichtesleben, welches nach dem Gesetz des Geistes erzeugt wird, entsteht dadurch, dass der Hunger (aus dem 1. Naturgeist) sich zum Licht kehrt. Das Licht durchdringt das feurige Begehren dieses Hungers und verschlingt die Finsternis. Dadurch entsteht ein beseligendes Lichtsleben, wobei das Feuer - oder die Finsternis - dem Licht untergeordnet ist.

Der 5. Naturgeist gibt jedem Leben seine Tinktur. Der sanfte Wassergeist oder das Geistesöl salbt das Lichtesleben mit der Liebeskraft Gottes. Hier besteht volle Harmonie zwischen Natur und Geist, d. h. zwischen den Grundkräften des 1. und 2. Naturgeistes. Beim Finsternisleben, das sich dem Willen nach von Gott getrennt hat, fließt nicht diese göttliche Salbung in das Leben ein; es fehlt ja die Grundlage. Vielmehr empfängt das finstere Leben einen Zufluss, d. h. seine Tinktur aus der ihm eigenen Quelle, der Finsternis. Man könnte von einer „Salbung“ durch die Finsternis reden, die aber lauter Unruhe und Angst, lauter finsteres Wollen in das gefallene Naturleben bringt und es weithin zur Hölle macht.

Auf der Stufe des 6. Umlaufs zerteilen sich die Einzelkräfte - wie sich der Baum in seine Äste teilt. Es entsteht dadurch das bewegliche Leben der Sinne, der Augen, Ohren und aller übrigen Sinneskräfte. Nun kommt zutage, was in den vorigen Naturgeistern an verschiedener Kraft enthalten war; denn nun offenbaren sie sich einzeln. Der Mensch sieht und hört, er redet und empfindet, d.h. es zeigt sich die ganze Mannigfaltigkeit und Fülle der Grundlagen aus den fünf ersten Quellgeistern. Damit aber ist auch die Endstufe der Offenbarung aus dem Ungrund erreicht; weiter läuft das göttliche Geburtsrad nicht.

Es besteht jedoch ein großer Unterschied im Gebrauch der erwachten Sinnes- und Geisteskräfte. Beim Lichtesleben sind alle diese Kräfte dem Geist, d. h. dem göttlichen Willen untertan. Das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen geschieht in der Furcht des Herrn. Anders beim gefallenen Finsternisleben. Die Augen sehen auch, aber sie sehen sündlich; die Ohren hören auf falsche und lügenhafte Worte usw. Das ganze Leben ist im Grund Höllenleben. Und kein Mensch vermag sich aus diesem Zustand herauszuhelfen; nur wen der Sohn daraus erlöst und freimacht, der wird frei.

Auf der Stufe des 7. Naturgeistes bekommen beide Leben ihre Leiblichkeit: entweder einen Lichtsleib oder einen Finsternisleib. Der Lichtsleib ist eine Wohnung der Hl. Dreifaltigkeit; er ist das hochzeitliche Kleid, mit welchem man vor Gott erscheinen darf. Entsprechend wohnt im Finsternisleib „nichts Gutes“ d. h. die Finsternis. Dieses Leben ist ein Qualleben. Seligkeit und Herrlichkeit besitzt nur das Lichtsleben.

Das schöpferische Sprechen Gottes

Von diesem schöpferischen Sprechen heißt es: „So Er spricht, so geschieht’s“ Das Sprechen des Menschen ist oft nicht viel mehr als eine Bewegung der Luft; das Sprechen Gottes ist ein Bewegen seiner Kraft, welche alsbald das Gesprochene bzw. Gewollte hervorbringt. Ein solches Sprechen war das Wort: „Und Gott sprach“, wodurch jeweils ein neues Tagewerk Gottes bei der Schöpfung eingeleitet wurde.

Durch seinen allmächtigen Willen bewegt der Vater die Kräftefülle, welche Er in den Sohn gegeben hat. Das Sprechen Gottes ist also nicht nur ein Befehl an den Schöpfungsstoff, etwas hervorzubringen; sondern sein allmächtiges Wirken in Gemeinschaft mit dem Sohn bringt das Neue hervor. Darum heißt der Sohn auch das „Wort“ im engeren Sinne. Johannes sagt: „Am Anfang war das Wort!“ Dieses Wort ist der Schöpfer, welcher in des Vaters Kraft die ganze Schöpfung hervorbrachte - und jetzt daran ist, eine neue Schöpfung ins Dasein zu rufen.

Doch gibt es auch ein „Sprechen Gottes“, welches für uns Menschen unmittelbar verständlich ist. „So spricht der Herr“ - ist der Ausdruck bei den Propheten, mit welchen Gott in Worten sprach. Auch waren die Worte des Vaters bei der Taufe lautbar und verständlich: „Dies ist mein geliebter Sohn, an welchem Ich Wohlgefallen habe.“

Samuel bat: „Rede Herr, dein Knecht hört!“ Auch im einzelnen Menschen ertönt das Sprechen Gottes, und dies in doppelter Weise. Durch den Geist redet Gott mit uns und will uns leiten und führen. Bedeutet sein Sprechen aber eine Neuschöpfung in uns, dann handelt es sich wieder um das schöpferische Sprechen des Vaters und des Sohnes, wodurch in uns Menschen „alles neu gemacht“ wird.

Gott ist aller Dinge Grund und Leben

Die durch das schöpferische Sprechen Gottes hervorgebrachten Kreaturen werden durch dasselbe „Wort“ auch im Sein erhalten. Denn kein Geschöpf hat das Leben in sich selber; auch der Mensch „lebt und webt und besteht“ in Gott, aus dem alles Leben strömt.

Die Kräfte der Gottheit fließen aus dem Vater in den Sohn; aus dem Sohn gehen sie in Gestalt der 7 Geister aus „in alle Lande“ d. h. in die ganze Schöpfung und in jedes einzelne Geschöpf. Es besteht eine Art Lebensumlauf zwischen Schöpfer und Geschöpf; und diese Zirkulation der schöpferischen Kräfte erhält alles Geschaffene im Dasein.

Es vermag kein Geschöpf über diese Kräfte zu verfügen; denn sie sind für das Geschöpf unberührlich. Sobald der „Odem Gottes“ d. h. der Strom Seiner Kräfte aufhört zu fließen, muss die Kreatur sterben. Denn Gott ist der Lebensgrund für alles, was ein Leben aus Ihm hat. Er schuf allen Kreaturen seine Kräfte ein; insofern wohnt Er in ihnen allen; Er ist allen Geschöpfen „inexistent“. Wiederum gehen alle Lebenswurzeln der Geschöpfe in Ihn.

Gott ist also nicht getrennt von seinen Geschöpfen zu denken. Er erfüllt Himmel und Erde - und wohnt in allem Geschaffenen. Ihm sind alle seine Geschöpfe bewusst, weil Er sie alle im dasein erhält. Er empfindet die Zustände seiner Geschöpfe bewusster als diese selbst. In diesem Sinn kann man von einem Allbewusstsein Gottes sprechen. Dabei ist der Sohn, aus dem die 7 Geister ausgehen, das Lebensband zwischen Schöpfer und Geschöpf. Er ist der Nächste sowohl bei Gott als beim Geschöpf, ist aber selbst nicht Kreatur, sondern Geburt - aus Gott. Wie der Schöpfer durch die Sonne unserer Erde Licht und Leben und Kraft schenkt, so ist der Sohn die Mittelsubstanz, durch welche der Vater seine Kräfte der Kreatur mitteilt.

Auch verkehrte Geschöpfe - wie der Satan, der Gott dauernd widerspricht, hängen mit ihrem Leben an der göttlichen Lebensquelle; denn es muss jedes Geschöpf so lange im Dasein bleiben, als der Schöpfer dies will. Darum kann sich auch der Sohn nicht losreißen von der allen Geschöpfen gemeinsamen Lebenswurzel. In seiner übergroßen Liebe aber schenkt der Schöpfer auch dem widerstrebenden Geschöpf das Leben; Er will nicht den Tod, sondern das Leben.

Gott kann nie in ein Nichtsein eingehen; denn Er ist ohne Anfang und ohne Ende. Da die Kreaturen sein unvergängliches Leben in sich tragen, können auch sie ohne den Willen des Schöpfers nicht in ein Nichtsein zurückkehren. Der leibliche Tod ist kein solches „Nichtmehrsein“; denn die Seele lebt mit ihrem unsterblichen Teil weiter, und ebenso der Geist im Menschen. Es ändert sich im Tod also nur die Form unseres Daseins. Kein geschaffenes Wesen kann sich selbst das Leben geben - oder nehmen; darüber entscheidet der Schöpfer.

Wohl bestehen die einzelnen Geschöpfe in ihrer Mannigfaltigkeit als selbstständige Einzelwesen; aber sie bestehen nur; weil sei an dem geheimen Lebensband hängen. Sie mögen sich sogar, wie der Satan und seinen Anhänger, dem Willen nach innerlich von Gott abziehen; unmöglich aber können sie sich Gott ganz entziehen. Die Sonderung ihres Wesens bezieht sich nicht auf ihre ganze Existenz; denn sie sind nicht ihrer selbst. Sie sind äußerlich von Gott getrennt, hängen aber innerlich mit ihrer Lebenswurzel an Gott, der Lebensquelle für alle.

Doch dürfen die Geschöpfe nicht mit dem Schöpfer gleichgestellt werden, wie dies eine pantheistische Weltanschauung tut. Wohl wohnt Gott in allen seinen Kreaturen; aber sie alle zusammen machen nicht etwa Gott aus, so wenig als die ausfließenden Sonnenstrahlen die Sonne selbst sind. Die Sonne bleibt die Lichtesquelle, so wie der Schöpfer ewig die Lebensquelle bleibt, auch wenn gar keine Geschöpfe da wären.

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3. Die Kreatur - ein Spiegel der Herrlichkeit des Schöpfers