Menschen auf der neuen Erde

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Version vom 30. März 2020, 16:06 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Das Geheimnis des Leibes)

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Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

In Bearbeitung

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: Das siebte Gesicht "auf Erden" - Offb 19:17 - Offb 20:15

Die Menschen auf der neuen Erde

Offb 21:1 - Offb 22:5

Dieses Glied entspricht dem Glied B (Offb 2 und Offb 3). Jene Kapitel beschäftigen sich besonders mit den Menschen, die am Tage des Herrn und während der großen Trübsal auf Erden sein werden, in den letzten Tagen der alten Erde. Offb 21:1 - Offb 22:5 beschäftigt sich mit der neuen Erde und den Menschen, die darauf wohnen werden, nachdem alle jene Gerichte vorüber sind.

Dieses große Glied zerfällt in drei Teile:

B - Offb 21:1 - Offb 22:5 = Die Menschen auf der neuen Erde.
B - A - Offb 21:1.2 = Gesichte: Himmel und Erde usw.
B - Offb 21:3-8 = Stimmen.
A - Offb 21:9 - Offb 22:5 = Gesichte. Die Braut.

Diese Teile können wieder zergliedert werden. Wir wollen sie der Reihe nach darstellen.

Der neue Himmel und die neue Erde

A - a - b - Offb 21:1 = Gesicht. "Und ich sah".
c - Offb 21:1 = Der neue Himmel und die neue Erde.
a - b - Offb 21:2 = Gesicht. "Und ich sah".
c - Offb 21:2 = Das neue Jerusalem.

In diesem ersten Gesicht (A) wird zweierlei geschaut, 1. der neue Himmel und die neue Erde und 2. das neue Jerusalem.
In dem anderen Gesicht (A - Offb 21:9 - Offb 22:5) ist der zweite Gegenstand des ersten Gesichts erweitert und eingehender geschildert. Die beiden Gruppen von Gesichten sind durch Stimmen (B - Offb 21:3-8) voneinander getrennt.

Außer dem, was es Gott beliebt, uns zu zeigen und zu sagen, kann der sterbliche Mensch durchaus nichts wissen.

Alle Erdichtungen sind also ganz unnütz, sogar irreführend. Von welcher Wichtigkeit sind darum die bedeutsamen Ausdrücke "und ich sah", "und ich hörte", "und ich sah".

Dieses ganze Glied (Offb 21:1 - Offb 22:5) muss als auf das Gericht vom großen weißen Thron folgend, betrachtet werden.

Es haben einige gemeint, die beiden Kapitel enthielten nur weitere Einzelheiten über das tausendjährige Reich. Aber die Tatsache, dass ein neuer Himmel und eine neue Erde geschaffen, der erste Himmel und die erste Erde vergangen sind, und dass "das Meer nicht mehr ist", schließt die Möglichkeit ganz aus, dass dies nur eine Wiederkehr von etwas schon da Gewesenem und die Darbietung weiterer Einzelheiten sein könnte.

Das werden wir auch deutlich erkennen wenn wir weiter fortschreiten:

Offb 21:1
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr.
Hierzu müssen wir dieselbe Bemerkung machen wie bei der "ersten" und "zweiten" Auferstehung. Die erste Erde ist derjenigen gewichen, die nicht die zweite, sondern die "neue" genannt wird. Der erste Himmel und die erste Erde, die damalige Welt, wurde mit der Sintflut "verdorben" (1Mo 1:1; 2Petr 3:6).

Der Himmel, "der jetzt ist", und die Erde werden "aufbewahrt, dass sie zum Feuer aufgehoben werden" (2Petr 3:7). Durch Feuer werden sie "zergehen" (2Petr 3:10) und wird der neue Himmel und die neue Erde ins Wesen treten. Beide Stellen stehen in Übereinstimmung mit Jes 51:16 und Jes 65:17.

Die Tradition redet von einem "Ende der Welt" und geht irre, weil sie "die Schrift nicht kennt, noch die Kraft Gottes". Unser Zeitalter wird ein Ende nehmen, nicht aber die Welt, wie die Menschen denken und reden. Noch andere Schriftstellen beschäftigen sich mit diesem Zergehen (Mt 5:18; Mt 24:34.35; Mk 13:30.31; Lk 16:17; Lk 21:33).

Alles wird "neu" werden. Das durch "neu" wiedergegebene Wort (kainos) bedeutet neu, nicht nur von der Zeit, sondern auch in Bezug auf die Art.

Der Himmel wird "neu" sein, die Erde "neu"; denn es wird "kein Bann (Bannfluch) mehr sein" (Sach 14:11) und darum auch keine Sünde, kein Leiden, kein Kummer. Da wird man sehen

Die heilige Stadt

Offb 21:2
Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, herabfahren aus dem Himmel von Gott, bereitet wie eine für Mann geschmückte Braut.
Der Name der Stadt ist in seiner hebräischen Form gegeben, nicht ins Griechische übertragen, als sollte diese Stadt unterschieden werden vom irdischen Jerusalem. Nicht desto weniger ist es buchstäblich zu nehmen. Der Himmel ist wirklich vorhanden, die Erde ist eine wirkliche, das Meer ein wirkliches.

Warum soll die Stadt nicht wirklich vorhanden sein? Sie ist allerdings neu, neu nach Material, Größe, Gestalt, Lage, Entstehung und allem, was damit verbunden ist. Im zweiten Gesicht wird das neue Jerusalem noch weiter geschildert. Jetzt vernehmen wir erst himmlische Stimmen, welche es kennzeichnen und seine Bestimmung kundtun.

Stimmen

B - d - e - Offb 21:3 = eine laute Stimme.
f - Offb 21:3.4 = Äußerungen: Gutes gegeben (Offb 21:3), das Böse beseitigt (Offb 21:4).
d - e - Offb 21:5 = Der auf dem Throne saß.
f - Offb 21:5-8 = Äußerungen: Gutes gegeben (Offb 21:5-7), das Böse beseitigt (Offb 21:8).

Offb 21:3
Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Thron heraus sprechen: Siehe die Hütte Gottes bei den Menschen, und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Er selbst, Gott, wird mit ihnen, und ihr Gott sein.
Dieser Segen soll nicht länger auf Israel allein beschränkt sein. Alle Menschen auf der neuen Erde (denn sie sind der Gegenstand des Teiles B); werden des herrlichen Segens teilhaftig.

Sel bst bei Israel war Gottes Segen mit Bedingungen verknüpft (3Mo 26:3.11.12; 1Kön 6:11-13; 1Kön 9:3-9). Im tausendjährigen Reich fallen diese hinweg (Hes 20:42-44; Hes 37:23.24.26.28; Ps 135:21; Ps 68:17.19; Sach 2:14; Sach 8:3 u.a.), aber auch nur für Israel. Hier werden alle Bewohner der Erde gesegnet. Endlich wohnt Gott wieder bei den Menschen wie vor dem Sündenfall. Es wird von den "Menschen" als von den "Nationen" geredet (Offb 21:24-26).

Der nächste Vers schildert den glückseligen Zustand der Bewohner der neuen Erde.

Offb 21:4
Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen; und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.
Alle Tränen, denn es gibt viele Tränen und vielerlei Veranlassung dazu. KeinTod mehr, keine Sterbelager, keine Begräbnisse noch Gräber. Die Sorge hört auf; alles Trauern ist zu Ende; das Weinen wird gestillt uns kein Schmerz mehr empfunden (Jes 25:7.8; Jer 35:10; Jer 31:16).

In den nächsten Versen Offb 21:5-8 ertönen weitere Stimmen.

Stimmen vom Thron

Offb 21:5-8
5. Und der auf den Throne saß, sprach: "Siehe, Ich mache alles neu". Und Er spricht: "Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss."
6. Und Er sprach zu mir: "Es ist geschehen. ICH bin das A und das O, der Anfang und das Ende. ICH will dem Dürstenden geben von der Quelle des Lebenswassers umsonst.
7. Wer überwindet, soll es ererben, und ICH will sein Gott sein, und er soll Mein Sohn sein.
8. Den Verzagten aber und Ungläubigen und Gräulichen und Mördern und Hurern und Zauberern und Götzendienern und allen Lügnern soll ihr Teil werden in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod."
Diese Wort erschallen vom Thron aus. Der Befehl, alles dies aufzuschreiben, schließt ein, dass das andere schon geschrieben war.

Dreimal haben wir den Ausdruck: "Und Er sprach."

  1. Alles soll neu werden;
  2. alles ist wahrhaftig und gewiss, und
  3. alles ist geschehen, was vorausgesagt und beschlossen war. Johannes sieht zuerst die neue Erde, sodann die heilige Stadt;

weiter hört er von der Seligkeit der Bewohner, und endlich erfährt er die Gründe, die zur Ausschließung der anderen beigetragen haben.

Die Verzagten sind diejenigen, welche aus Furcht von Gott abfallen (Das Gesetz berücksichtigt sie, wie bei Gideons Heer, Ri 7:3). Die "Ungläubigen" sind solche, von denen Tit 1:15 und Mt 11:20-24 redet. Die Befleckten werden in 3Mo 18:22.26.27 erwähnt. Mörder und Zauberer haben Umgang mit unreinen und lügnerischen Geistern. In den Tagen des Antichrist werden derer viele vorhanden sein, sowie auch der anderen hier genannten Übertreter.

Wir gelangen nun zu den letzten zwei Gesichten von der Braut und der heiligen Stadt, die Offb 21:9 - Offb 22:5 geschildert werden.

Die Braut oder die heilige Stadt

Die heilige Stadt:

A - g - Offb 21:9-21 = Schilderung.
h - Offb 21:22-27 = Vorzüge.

Das gesegnete Land:

g - Offb 22:1.2 = Schilderung.
h - Offb 22:3-5 = Vorzüge.

Offb 21:9
Und es kam einer von den sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten voll der letzten sieben Plagen, und redete mit mir und sprach: "Komm, ich will dir die Braut zeigen, das Weib des Lammes."
Es wird hier genau gesagt, was Johannes sehen sollte. Es war einer der sieben Engel, der dem Apostel schon "die große Babylon" gezeigt hatte.

Um die hurerische Stadt zu sehen (Offb 17:1), wird Johannes in die Wüste geführt (Offb 17:3). Die heilige Stadt sieht er von einem hohen Berg aus.
Ebenso ging es dem Propheten Hesekiel (Hes 40:2).

In Bezug auf das Wesen der heiligen Stadt sind wir nicht auf unsere Einbildungskraft angewiesen. Es wird uns ausdrücklich gesagt, dass sie "die Braut" ist, d.h. darstellt oder enthält.

In Offb 19. war die Rede von dem Weib (gyne). Hier wird von der Braut (nymphe) gesprochen. Die eine ist vor dem tausendjährigen Reich, die andere nach dem Ende der tausend Jahre.

Es heißt nicht, die letztere wäre zu jener Zeit geschaffen worden, sondern nur, dass Johannes sie sah "niederfahren aus dem Himmel", wo sie schon gewesen war; wie lange, wird jedoch nicht gesagt.

Wenn das Weib (Offb 19) Israel darstellte, so ist die Braucht nicht Israel, sondern "von Israel.

Wir müssen hier an die drei in der Heiligen Schrift offenbarten Berufungen erinnern, auf die wir hingewiesen haben.

1. Zunächst hat Israel eine irdische Berufung; es herausgerufen aus den Völkern, um im heiligen Land gesegnet zu werden. Israel war "das Weib" und wird im ganzen Alten Testament als solches bezeichnet. Die Hochzeit wird nach der Erfüllung von Offb 19:8 vollzogen werden.

2. In Hebr 3:1 wird die "himmlische Berufung" erwähnt, an dem eine gewisse Klasse gläubiger Israeliten teilhatten. Dazu können alle diejenigen gerechnet werden, die wir als die "alttestamentlichen Heiligen" bezeichnen.

Trotz aller Israel gegebenen irdischen Verheißungen und inmitten derer, die jene irdischen Verheißungen wert hielten, war eine auserwählte Schar, deren Hoffnungen nicht irdisch, sondern himmlisch waren. Sie strebten nicht nach dem Irdischen, sondern warteten mit himmlischer Hoffnung auf himmlischen Segen. Von ihnen steht geschrieben:

"Diese alle sind gestorben im Glauben, und haben die Verheißungen nicht empfangen, sondern sie von ferne gesehen, und sich damit getröstet und genügen lassen, und bekannt, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden wären. (1Mo 23:4; 1Petr 2:11). Denn die solches sagen, die geben zu verstehen, dass sie ein Vaterland suchen ... Nun aber begehren sie eines besseren, nämlich eines himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, zu heißen ihr Gott: denn Er hat ihnen eine Stadt bereitet" (Hebr 11:13-16). Und von Abraham heißt es (Hebr 11:10): "Denn er wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, deren Baumeister uns Schöpfer Gott ist."

Wenn daher der Engel zu Johannes sagt: (Offb 21:9): "Komm, ich will dir das Weib zeigen, die Braut des Lammes..." und zeigte ihm "die große Stadt, das heilige Jerusalem, niederfahren aus dem Himmel von Gott", was anders können wir dann schließen, als dass wir hier jenes "bessere Land" haben, die "Stadt", auf welche die alttestamentlichen Heiligen, die eine himmlische Berufung hatten, warteten.

Es ist auch bemerkenswert, dass die Namen auf den Toren die der zwölf Stämme der Kinder Israel sind (Offb 21:12) und die Namen auf den zwölf Grundsteinen, die der zwölf Apostel des Lammes sind (Offb 21:14).

Auf welche andere "Stadt" als diese warteten die Auserwählten? Gewiss nicht auf eine irdische Stadt, sondern auf dieses neue Jerusalem, dessen glückselige Bewohner sie jetzt werden. Keine andere Stadt hat diese Grundsteine; von keiner als dieser ewigen Stadt konnten Apostel und Propheten weissagen, Gott sei ihr Baumeister. Er selbst hat die Stadt gebaut, und Seine Propheten und Apostel sind alle beim Bau beteiligt gewesen. Vom Baumeister selbst kam ihnen die Botschaft betreffs dieser Stadt. Ihre Namen hat Er zum Schmuck auf die Grundfesten der Mauern gesetzt. Keine andere Stadt war's, denn diese allein hat Grundfesten; alle anderen werden im Rauch vergangen sein, diese besteht. Auf sie also warteten Abraham und sein Same. Es ist die heilige Stadt.

Bräutigam und Braut

3. Von einer anderen Berufung noch lesen wir in Eph 1:18. Sie wird die "hohe Berufung" (Phil 3:14), mit "heiligem Ruf" (2Tim 1:9) genannt. Wenn wir die Berufung der christlichen Kirche mit den anderen Berufungen vermischen, so schaffen wir nichts als Verwirrung.

Hier, in Offb 21 haben wir den neuen Himmel und die neue Erde, die zwölf Stämme Israels und die zwölf Apostel des Lammes. Wir fragen: Was hat das alles mit der Kirche zu tun, dem Leib Christi? Geht es nicht einzig und allein die heilige Stadt an und die Braut des Lammes? Die Verheißung Christi an die zwölf Apostel, Mt 19:28 (obwohl sie zweifellos ihre besondere Erfüllung im tausendjährigen Reich hat), ist niemals aufgehoben worden. Da fragen wir: Was sollen wir davon halten, wenn die Apostel zum Leib Christi gehören? Die Gemeinde gehört zu Christo, dem Bräutigam, aber die Apostel gehören hier zur Braut.*)

*) Dadurch wird vollständig aufgeräumt mit der Erdichtung der "apostolischen Nachfolge", die sich niemals hätte behaupten können, wäre nicht die Wahrheit betreffs des Geheimnisses verdunkelt worden. Wir müssen aber bemerken, dass während die zwölf Apostel in dieser Welt getrennt von der Kirche, während der Apostel Paulus eine ganz andere Stellung erhalten hat und zur Verkündigung des Geheimnisses beauftragt ist.

In Übereinstimmung damit steht auch die Lehre von Eph 5:25-33! - Die Christen setzen sich in ihrer Selbstsucht an die Stelle anderer unD wollen die Braut sein; dadurch verlieren sie den Segen ihrer eigenen Stellung zur Seite des Bräutigams.

Braut und Bräutigam, obwohl in gewissem Sinne eins, sind doch voneinander zu unterscheiden; aus allen Schriftstellen, die sich auf das Geheimnis beziehen geht deutlich hervor, dass die Glieder des Leibes Christi zum Bräutigam selbst gehören. Hingegen werden die auserwählten alttestamentlichen Heiligen die Braut sein. Siehe Jes 12:6: "Jauchze und rühme, du Einwohnerin zu Zion, denn der Heilige Israels ist groß in dir." In Offb 22:3 lesen wir: "Der Stuhl Gottes und des Lammes wird darinnen sein." Die Herrlichkeit der heiligen Stadt rühmen zahlreiche andere Schriftstellen. Siehe Jes 60:3.14.19.20; Offb 21:23.24.27; Jes 54:11.12.

Wohl mochte der Apostel den Wunsch aussprechen, die Heiligen wie eine "reine Jungfrau" Christo zuzubringen (2Kor 11:2). Dadurch soll ebenso wenig behauptet werden, dass die Kirche die Braut Christi ist, wie der Apostel selbst von sich sagen will, er sei ihr Vater (1Kor 4:15) oder er sei ihre Mutter (Gal 4:19). In dem einen Fall spricht er von den Ängsten einer Mutter, in dem andren von der liebevollen Sorge eines Vaters, während er 2Kor 11.2 von dem Eifer eines Freundes des Bräutigams redet. Das "Geheimnis" ist etwas ganz anderes.

Das Geheimnis des Leibes

In Eph 5:28.29 wird gefordert, dass "die Männer ihre Weiber leiben sollen wie ihren eigenen Leib. Wer sein Weib liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, gleichwie auch der Herr die Gemeinde. Denn wir sind Glieder Seines Leibes."

Wie also Christus Seinen eigenen Leib (sich selbst und die Gemeinde) liebt, so sollen die Männer ihre Weiber lieben. So wird "das große Geheimnis" als Vergleich für die gegenseitigen Pflichten zwischen Männern und Weibern benutzt. Keinesfalls wird gesagt, dass die Gemeinde das Weib ist, oder dass Christus der Mann ist. Sondern wie Christus Seinen Leib (sich selbst und die Gemeinde) liebt, so sollen die Männer ihre Leiber lieben (sich selbst und ihre Weiber).

Eins ist klar, nämlich, dass die Gemeinde der Leib Christi ist, und dass die Glieder des Leibes, weil sie "in Christo" sind, einen Teil des Bräutigams bilden. Sie können darum unmöglich, die Braut selber sein, die vom Bräutigam getrennt ist und zu unterscheiden ist.

Es ist ebenfalls gewiss, dass das Geheimnis der Gemeinde im Alten Testament nicht offenbart, sondern "in Gott verborgen gewesen ist" (Eph 3:9), "das ewige Zeiten hindurch verschwiegen" (Röm 16:25), verborgen von den Weltzeiten an und von den Geschlechtern" (Kol 1:26).

Wenn man im Alten Testament ein Gleichnis für die Gemeinde Gottes findet, so soll das nicht heißen, die Gemeinde wäre darin offenbart worden; Gott erklärt ausdrücklich, sie sei verborgen gewesen.

So wird z.B. wird 1Mo 24 als Vorbild für Christus und Seine Gemeinde aufgefasst. Isaak ist der Bräutigam und Rebekka die Gemeinde, die Braut. Das Kapitel kann allerdings als Gleichnis gebraucht werden, aber nicht als Gleichnis für die Gemeinde. Der Bräutigam und die Braut hatten sich beide "bereitet", ehe sie zur Hochzeit gerufen wurden. Die Braut wurde im Hause von Abrahams Bruder gefunden. Ganz besonderes Gewicht war darauf gelegt worden, dass sie nicht "von den Töchtern der Kanaaniter" wäre. Abraham sprach zu Elieser: "Schwöre mir, dass du ziehest in mein Vaterland und zu meiner Verwandtschaft, und nimmst meinem Sohn Isaak ein Weib daselbst."

Diese wichtige Sache wird in 1Mo 24:3.4.7.37.38 stark betont. Abraham und Nahor waren Brüder, und durch Isaaks Heirat mit Rebekka und Jakobs Heirat mit den Töchtern ihres Bruder Laban (Lea und Rahel) ging das ganze Haus Nahors in der Familie Abrahams auf.

Im geraden Gegensatz dazu wird wieder und wieder versichert,dass die Gemeinde Gottes aus Juden und Nationen bestehe. Beide zusammen bilden mit Christo, dem Haupt, "einen neuen Menschen" (Eph 2:15). Als dieses vorbildliche Weib gewählt wurde, waren aber die Nationen ausdrücklich ausgeschlossen; Isaak führt seine Braut sogleich "in die Hütte seiner Mutter Sara", und bildete so die Grundlage zu dem Vorbild, wie es Gal 4:21-31 dargestellt worden ist.

Rebekka stellt also nicht die Gemeinde, den Leib Christi dar, sondern jene große Wolke von Zeugen des Alten Testaments, die gleich ihr alle weltlichen Vorteile um des Herrn willen aufgeben. Für diese bereitet Gott die "Stadt, die einen Grund hat". Von ihnen gelten wahrscheinlich die Worte: "Wo sie das Land gemeint hätten, von welchem sie ausgezogen waren (wie Rebekka daraus ausgezogen war), hatten sie ja Zeit, wieder umzukehren. Nun aber begehrten sie eines besseren, nämlich eines himmlischen Erbes. Darum schämt sich Gott nicht, ihr Gott zu heißen, denn Er hat ihnen eine Stadt bereitet" (Hebr 11:15.16).

Es scheint uns darum ganz klar zu sein, dass weder das "Weib" in Offb 19 noch die Braut in Offb 21 die Gemeinde Gottes ist. Auf dasWeib wird im Gleichnis von den "zehn Jungfrauen" (Mt 25), sowie in der Weissagung von Ps 45 deutlich hingewiesen. Diese Schriftstellen sind völlig klar, wenn wir nur die christliche Kirche daraus lassen; bringen wir sie aber hinein, so entsteht die größte Verwirrung.

Die heilige Stadt

Doch wir kehren zurück zur heiligen Stadt und betonen wieder, dass alles in diesem Kapitel (wie im ganzen Buch) für wirklich zu halten ist. Es ist eine wirkliche Stadt. Barnes sagt: "Kein Mensch wird sich wohl einbilden, dass die wörtlich zu nehmen sei." Nein! "Wir bilden es uns nicht ein", sondern glauben, dass es wahr ist, und finden es leichter, Gottes Wort zu glauben, als die Auslegungen der Menschen zu verstehen! Es ist seltsam, dass dieselben Ausleger, welche die geistlichen Wahrheiten verstofflichen, doch so sehr gegen diejenigen eifern, die diese Stadt als wirklich vorhandene auffassen.

Alle anderen Städte sind gleichsam Schatten, denn sie vergehen alle. Wäre darum nicht diese Stadt eine wirkliche, so hätte Gott gewiss nicht das Bild einer Stadt gewählt. Wir hätten dann ein Wort ohne Gedanken, einen Schatten ohne Körper!

Ja, die Stadt ist eine wirkliche, sie ist von ewiger Dauer; denn "es wird kein Gebanntes mehr sein" (Offb 22:3).

Daraus geht hervor, dass sich die Stelle nicht, auf das tausendjährige Reich beziehen kann, denn gleich nach dem Ende der tausend Jahre zeigt sich der Fluch in all seiner Macht und Fruchtbarkeit.

"Komm, ich will dir die Braut zeigen", sagt der Engel.

Offb 21:10.11
10. Und er trug mich im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem hernieder fahren aus dem Himmel von Gott;
11. die hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihr Glanz war gleich wie der aller köstlichste Stein, wie ein Jaspis, klar wie ein Kristall.
Die Menschen meine, der Gedanke, dass eine Stadt wirklich vom Himmel herab kommen sollte sei absurd: Doch wir fragen: Warum? Zwar ist es gegen alle Erfahrung. Dürfen wir aber eine Sache für widersinnig halten, wenn wir von etwas Ähnlichem noch nicht gehört haben?

Die Menschen werden wohl immer so urteilen. Darum galt auch das Reisen mit der Eisenbahn zuerst für widersinnig. Der Gedanke, dass man in 14 Tagen von London nach New York gelangen könnte, wurde einst belächelt! Dass Wagen ohne Pferde fahren könnten, war eine Idee, die man eist für absurd hielt. Ohne Draht zu telegraphieren wurde vor nicht langer Zeit als etwas Widersinniges betrachtet!

Viele Generationen hindurch waren nur weiße Schwäne bekannt, und die Erfahrung ließ den Schluss bilden, es gäbe nur solche. Jetzt aber wissen wir, dass in Australien auch schwarze Schwäne vorkommen.

Die Erfahrung sagt den Wilden, dass Holz vom Wasser getragen wird, Eisen indessen versinkt; sie werden daher schließen, ein eisernes Schiff sei eine Unmöglichkeit.

Vieles, was wir einst, nach unserer Erfahrung urteilend, für widersinnig hielten, hat sich als das Gegenteil erwiesen.

So wird es auch bei dieser wunderbaren Stadt sein. Es wäre doch widersinnig, hätte Gott keine neuen herrlichen Dinge für die Menschen auf der neuen Erde bereit. Wieso ist eine neue Erde weniger widersinnig als die heilige Stadt? Bei den Menschen mag es unmöglich sein und unwahrscheinlich aussehen. Aber "bei Gott sind alle Dinge möglich. Er hat uns auf die Offenbarung dieser Wunder vorbereitet, indem Er zu Johannes sagte: "Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss" (Offb 21:5). Wer will angesichts dieser Erklärung wagen, die Wirklichkeit dieser geschilderten Dinge in Frage zu stellen? Die Menschen stellen nur ihre Torheit und Unwissenheit bloß, wenn sie sich erkühnen zu fragen, ob es eine wirkliche Stadt sei.

Das große Babylon war eine wirkliche Stadt. Herodot erzählt, dass es auf jeder Seite 120 Stadien lang gewesen sei. Warum sollte die heilige Stadt nicht 1200 Stadien lang sein? Babylons Mauer waren 50 Ellen breit und 200 Ellen hoch. Warum sollten die Mauern der heiligen Stadt nicht 144 Ellen hoch sein? Babylon hatte 100 eherne Tore. Warum sollte das neue Jerusalem nicht 12 Perlentore haben? Kurz, warum nicht glauben, was Gott sagt? Es ist einfacher und leichter und macht glücklicher.

Diese Schilderung zeigt eine auffallende Ähnlichkeit mit Hes 40-48, wo die irdische Stadt dargestellt ist. Jedoch die beiden Städte sind ihrem Ursprung nach verschieden und können darum in Größe und Art kaum gleich sein.. Wer die irdische und die himmlische Stadt als ein und dieselbe betrachtet, dessen Gedanken müssen in Verwirrung sein, und er kann mit der Feder nur Verwirrung anrichten.

Was hören wir nun über das Licht der Stadt? Sie "bedarf keiner Sonne". Ihr Licht ist geheimnisvoll. Früher bildeten sich die Menschen ein, über das Licht vollständig Bescheid zu wissen und erhoben Einwendungen gegen 1Mo 1:3, weil es vor Sonne, Mond und Sternen geschaffen wird. Aber seit der Entdeckung der "X-Strahlen" hat man gefunden, dass man in Wahrheit sehr wenig über das Licht weiß; und Professor Röntgen hat selber bekannt, dass niemand zur Zeit wagen könnte, über die Natur des Lichtes einen Schluss zu ziehen. So ist es denn besser, auf Gottes Wort zu vertrauen und abzuwarten, bis die Menschen ihre Unwissenheit auch in manchen anderen Dingen eingesehen haben, über die sie gut Bescheid zu wissen glauben. - Lasst uns weiter auf Gottes Schilderung der heiligen Stadt lauschen.

Offb 21:12-14