Lucifer als Ebenbild des eingeborenen Sohnes

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Abschrift des Heftes: Die Schöpfung - ein Abbild der Herrlichkeit Gottes
Julius Beck (1887-1962) stammt aus Altingen.
Er war Mittelschullehrer in Calw, nach 1945 Rektor.

Aus der Reihe: Vätererbe Bd. VIII
Verlag Ernst Franz Metzingen, Württ.

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Inhaltsverzeichnis

Die Schöpfung als Abbild der Herrlichkeit Gottes

2. Lucifer als Ebenbild des eingeborenen Sohnes

Nicht nur der Mensch ist als Ebenbild Gottes bzw. der himmlischen Menschheit geschaffen, sondern auch der vormalige Lichtsengel Lucifer. Er war eines der herrlichsten Geschöpfe Gottes, herrlicher als der Mensch, vielleicht der Nächste nach dem Eingeborenen Sohn. Und dieses herrliche Geschöpf wurde durch eigene Schuld zum finstersten Wesen, zum Organ des Zornes Gottes. Heißt er doch der „Fürst der Finsternis!“

Vor seinem Fall existierte er in der ihm von Gott anerschaffenen Herrlichkeit - wie auch der erste Mensch Adam vor seinem Fall. So wie Adam aus den drei vorhandenen Welten des Lichts, der Finsternis und der äußeren, sichtbaren Welt geschaffen wurde, so war Lucifer ein Auszug aus allen Kräften seiner Mitengel, über die er als König gesetzt wurde. Er war die Sonne aller seiner Engel und ein Thronfürst in der Ähnlichkeit und Herrlichkeit des Erstgeborenen. In seiner Lichtesherrlichkeit glich Lucifer (= der Lichtsträger) der Sonne; seine sieben Fürstenengel glichen den sieben Planeten und seine übrigen Engel der unzählbaren Menge der Sterne um uns her. Er übte nach Gottes Auftrag auch die Funktion einer Sonne aus; denn er gab allen seinen Engeln Kraft und Leben. So reich war dieses hohe Wesen! Lucifer konnte, wie dies Jesus als Lichtweltsonne tut, in alle seine Untertanen wirken. So groß war die Herrlichkeit dieses Fürstenengels, der den Namen „Lucifer“ mit Recht trug. -

Aber die Herrlichkeit des Eingeborenen Sohnes vom Vater war ungleich größer! Er war nicht aus Stoffen und Wesen anderer Geschöpfe erschaffen - wie Lucifer und alle übrigen Geschöpfe. Er war überhaupt nicht geschaffen, also kein Geschöpf; Er war geboren als ein Sohn Gottes aus den verborgenen Ungrundskräften des Vaters, aus denen Er ohne Unterbrechung immer geboren wird - wie die Gedanken aus unserer Seele! Ist doch - nach Oetinger - das Dasein Gottes eine ewige Geburt! Er ist auch nicht nur als ein König und Herrscher über einen abgegrenzten Bezirk der Schöpfung gesetzt. Vielmehr ist Er selbst Schöpfer, in dem die Potenzen (= Kräfte) aller geschaffenen Dinge liegen. Aus Ihm stammte auch die Herrlichkeit Lucifers. Er ist nicht nur beauftragter Fürst über ein Gebiet des Schöpfungsalls, sondern Er ist das „Wort“, d. h. das Organ, durch das sich der Vater in seinen großen Schöpfungen ausspricht. Aus Ihm, dem Sohn, kommt alles her; denn in Ihm liegen die zeugenden Aktions- und die gebärenden Reaktionskräfte des Ungrundes. In Ihm wohnt alle Fülle der Gottheit, Er ist aller Dinge Grund und Leben. -

Diese göttlich große Herrlichkeit des Sohnes erweckte den Neid Lucifers, der als Geschöpf nur Träger einer beschränkten Lichtesherrlichkeit war. Er musste nicht neidisch werden - und damit über die Grenzen seiner Geschöpflichkeit treten. Doch war er, wie dies auch bei Adam - und bei dem Menschensohn Jesus - der Fall war, nicht unversuchlich. Ein so hohes Geschöpf wie Lucifer sollte sich in Freiheit dafür entscheiden, von Gott abhängig und unter Gott geordnet zu sein. Tut ein gottähnliches Geschöpf dies nicht, dann verliert es seine angeborene Herrlichkeit, deren es sich durch absoluten Gehorsam gegenüber seinem Schöpfer und Gott erst würdig erweisen sollte. Solch anvertrautes Gut kann nicht in eigener Machtvollkommenheit festgehalten werden; lebt doch außer Gott niemand aus sich selbst. Alles Geschöpf soll auf seiner jeweiligen Stufe Organ des Willens Gottes und Offenbarungswerkzeug der göttlichen Kraft sein. Diese verwaltet es nur; das Verwaltendürfen dauert nur so lange, als das Geschöpf sich in bewusster Abhängigkeit von seinem Schöpfer befindet.

So konnte wohl der Neid in Lucifer erwachen; der Geist Gottes aber, der ihm als Weisheit beigegeben war, mahnte ihn ab, dem Neid Raum zu geben. Indem er aber den Rat der göttlichen Weisheit, seiner Führerin, missachtete, verlor er die ihm anerschaffene Herrlichkeit. Er zeigte sich ihrer unwürdig; alle seine guten Anlagen schlugen nach dem Gesetz seines Wesens in ihr Gegenteil um. Dadurch wurde aus dem Fürsten des Lichtes ein Fürst der Finsternis; aus seiner Wahrheitsanlage wurde ein Lügengrund. Er wurde nicht nur das Gegenbild seines vormaligen Zustandes, sondern auch der Gegenpol des Sohnes, dessen Oberherrschaft er unterstellt war. Aus seinem Neid entwickelte sich - in Fortsetzung seines falschen Wollens - sein Abfall, seine Loslösung vom Sohne, der das Licht der Welt und aller Geschöpfe ist. Lucifer wurde zur Finsternis der Welt, zum Satan und Teufel. „Wie tief bist du gefallen, du schöner Morgenstern!“

Seitdem tritt Satan als Gegenspieler Jesu, des Sohnes Gottes, auf. Da es ihm nicht gelungen war, sich die Herrlichkeit des Sohnes anzueignen, schwur er Ihm ewige Feindschaft. Diese Feindschaft zeigte er auch gegen den menschgewordenen Gottessohn. Er suchte Ihn mit List durch allerlei Lockungen und Angebote zum Ungehorsam gegen Gott zu verführen. Und als ihm dies nicht gelang - und Jesus ihn von sich wies, riss er Ihn schließlich in den Tod hinein - in der irrigen Meinung, sich seiner und seiner Herrlichkeit nun doch bemächtigt zu haben.

Überall im Worte Gottes erscheint Satan als Gegner - nicht in erster Linie des Vaters, sondern des Sohnes, den er auch heute noch zu überwinden hofft - durch seinen Sohn, den Antichristen, unter dem er die Macht der ganzen Welt und seiner finsteren Engelscharen zusammenfassen will zu einem großen Entscheidungskampf. Aber sein Planen ist eitel; er wird von dem in seiner himmlischen Majestät erscheinenden Gottessohn durch das Schwert aus dessen Munde überwunden und in den Abgrund geworfen werden für all sein frevelhaftes Tun. Wir ziehen für uns die Lehre daraus, dass wir nur unter der einen Voraussetzung wieder in das Bild Gottes zurückversetzt werden können, wenn wir uns völlig und ganz dem Willen Gottes und der Herrschaft des Sohnes unterordnen.

Lucifer als Geschöpf

Der Sohn Gottes war als Jehova der Schöpfer Himmels und der Erde. Ihm hatte alles Geschöpf untertan zu sein.

Nie kann ein Geschöpf - und wäre es das herrlichste von allen - selbst Schöpfer werden oder sich als Schöpfer und Gott gebärden; es muss in seiner Abhängigkeit verharren. Ist es doch Gnade genug von Seiten des Schöpfers, eine Kreatur ins Dasein gerufen und ihm dieses Dasein zur Wonne gemacht zu haben. Versucht das Geschöpf, sich selbständig zu machen, d. h. ohne Gott zu leben und „zu sein wie Gott“, dann riskiert es seinen Lebensstand. Dass der Gedanke, selber Gott zu sein, in einem Geschöpf erwachen kann, dafür ist Lucifer, wohl das herrlichste Geschöpf nach dem Sohne Gottes, ein Beweis. Doch gilt solche Anmaßung bei Gott als Frevel.

Lucifer - und nach ihm der erste Mensch Adam - machten den verwegenen Versuch, sich über die Grenzen ihres Daseins zu erheben. Lucifer machte ihn bewusst und überlegt; Adam wurde dazu verführt; seine Schuld ist, dass er sich verführen ließ. Beide Wesen, die von Gott als Ebenbilder seines eigenen Wesens geschaffen waren und alle andern Geschöpfe an Herrlichkeit weit überragten, kostete es ihre Herrlichkeit; sie wurden degradiert und sanken in den Abgrund der Finsternis. Immerhin nicht ohne jede Hoffnung! Kann doch nach dem göttlichen Liebesplan ein gefallenes Geschöpf wieder in seine vormalige Herrlichkeit zurückkehren, wenn es sich die Wege Gottes dazu gefallen lässt! Beim Menschen, der sich weniger stark verschuldet hatte, läuft diese Herwiederbringung bereits. Die 24 Ältesten vor dem Throne Gottes, Vertreter der gesamten Menschheit, stehen wieder im Bilde Gottes da. Sie sind eine Verheißung für das ganze Menschengeschlecht. Ist doch der Sohn Gottes selber für seine gefallenen Ebenbilder in den Tod hineingegangen, den sie auf ewig verdient hätten; nur, um sie daraus zu erlösen!

Lucifer war als der „schöne Morgenstern“ kein einsames oder verlassenes Wesen; er stand vielmehr mit Gott in nahem Umgang. Die Gottheit ergoss ihr Licht und ihr Leben in die Seele Lucifers. Die göttliche Weisheit war seine Braut und leuchtete in siebenfacher Kraft in sein Gemüt und in seine Kräfte hinein.

Licht war sein Wesen, und Licht war seine Nahrung; sie wurde ihm - auf geschöpflicher Stufe - reichlich zuteil. Dadurch wurde Lucifer - nach Gottes, seines Schöpfers Willen - befähigt, ein wahrer „Lucifer“, d. h. Lichtträger und zugleich die Lichts- und Lebensquelle seines Fürstentums zu sein.

Nur sollte er - als Geschöpf - von Gott und seiner Weisheit abhängig bleiben. Diese „Abhängigkeit“ bestand darin, seinen Schöpfer mit allen Kräften seines Gemüts zu lieben. Im Grund war gerade diese Abhängigkeit einer der größten Vorzüge, die Gott dem Lucifer anerschaffen hatte. Und doch war sie das „Gesetz seines Lebens“, d. h. die Ordnung, in der Lucifer als Lichtesfürst existieren sollte. Es war aber kein Gesetz des Zwanges, vielmehr der Freiheit, ein Geistes- und Lebensgesetz, wie es auch für den wiederhergestellten Menschen, d. h. für den neuen Menschen aus der Geburt von oben, vorgesehen ist. Es war in keiner Weise eine Überforderung - oder gar irgendeine Benachteiligung, wenn das herrliche Geschöpf Lucifer seinen Schöpfer, d. h. den Sohn Gottes und in Ihm Gott selbst, lieben sollte „von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte - und aus allen seinen Kräften“. Lucifer sollte lediglich sein Denken und Wollen, auch sein Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen in Gott, die Urquelle seines herrlichen Daseins, einführen, um darin selig und herrlich zu sein.

Von Gott aus gesehen bestand für Lucifer, den Er so herrlich begabt und so hoch erhöht hatte, keinerlei Grund, die Grenzen seines Daseins zu überschreiten. Lucifer führte ein Leben in Wonne und Seligkeit; denn die Weisheit Gottes leuchtete hell und milde in sein Gemüt und vergnügte und belebte alle seine Kräfte. Dazu gebar eben diese Weisheit in ihm das süße Lebenswasser; denn die finstere Quelle der Wasser Belials war noch nicht vorhanden. Die Wasser aber, die in ihm selbst geboren wurden, waren Leben und volle Genüge für Lucifer. Wie dankbar musste er seinem Schöpfer sein, der ihn in solche Herrlichkeit und Seligkeit gesetzt hatte! Offenbar aber war es möglich, und diese Tatsache scheint von Gott her ein unerlässliches Gesetz zu sein, dass beglückte und verklärte Wesen die Möglichkeit in sich tragen, ein Nein zu sagen gegen den Schöpfer, der sie so groß und herrlich geschaffen hat. Bei Lucifer wurde diese Möglichkeit zur Wirklichkeit! Solange er in dem Element des Lichtes und in der Gemeinschaft der göttlichen Weisheit stehen blieb, so lange erhielt er sich seine Herrlichkeit und seine Herrschaft. Dass er aber nicht verharrte in diesem Weg, sondern sich von Gott abwandte, brachte ihm den Verlust seines herrlichen Wesens und seines Bistums. Das in göttlichem Licht strahlende Geschöpf wurde zur finstersten Kreatur; sein Wonneleben verkehrte sich in lauter Hölle und Tod. Das Finsterniselement ist ihm seither als Aufenthalt angewiesen - von demselben Schöpfer, der ihm vorher - zur Wahl und zur freien Entscheidung - das Lichteselement zugewiesen hatte. Vermutlich hatte Lucifer keine Ahnung von den Folgen seiner Emanzipation gegenüber Gott. Konnte er denn im Ernst glauben, seinem Schöpfer zum Trotz den eigenen Willen durchsetzen zu können - und zu „sein wie Gott“? Der Mensch aber kann sich in die Möglichkeiten eines so hohen Wesens, das im Worte Gottes als eine Majestät angesprochen wird, nicht hineindenken; kennt er doch nicht einmal die Möglichkeiten seines eigenen Wesens genau genug!

Von den guten Engeln

Wir unterscheiden gute oder Lichtsengel und böse oder Finsternisengel. Die guten Engel haben alle Gott und dem Herrn Christus gehuldigt und stehen allezeit zu seinem Dienst bereit. Dienen ist die Bestimmung der Engel, nicht herrschen. Ein guter Engel tut nie seinen eigenen Willen. Dies ist sein Adel. Je höher die moralische Vollkommenheit eines Engels und je reicher seine Begabung ist, desto höher ist der Dienst, den er tun darf.

Gott, Christus und den Menschen zu dienen ist die Aufgabe der verschiedenen Engelsgattungen.

Um den Thron Gottes, des Allerhöchsten, stehen tausend mal tausend und zehntausend mal zehntausend Engel zum Dienste bereit. Gott kann unzählbare Engelscharen schaffen; sein Schaffen findet seine Grenze nicht an seinem Vermögen, sondern an seinem Willen und an seiner Weisheit. Die Gattung der guten Engel gehört zur himmlischen Hofhaltung.

Auch dem Sohne, dem das Regiment über die ganze Welt übertragen ist, stehen ungezählte Engelscharen zur Verfügung. Sie haben Befehle, die die Weltregierung betreffen, aus der unsichtbaren Welt in das äußere Schöpfungsgebiet hinauszutragen. Draußen stehen andere Engel bereit, welche diese Befehle ausführen. Es gibt auch Engel, die am Dienst des Heiligtums beteiligt sind. Auch sie haben gemessene Befehle des Hohenpriesters, die sich auf seine Schutzbefohlenen beziehen, in der irdischen Welt kundzutun. Schließlich stehen auch die Gerichtsengel unter Jesu Befehl und warten, bis sie das ihnen übertragene Gericht ausführen müssen - oder dürfen!

Demnach gibt es Stufen und Grade unter den Engeln. Wohl zu den untersten Stufen gehören diejenigen Engel, von denen es heißt: „Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu Feuerflammen.“ Diese Engelsgruppen werden als Elementenengel bezeichnet. Man unterscheidet Engel des Feuers, der Luft, des Wassers, der Erde. Sie sind jeweils für das Element organisiert, dem sie zugeteilt sind. Wo es sich um besondere Wirkungen und Taten Gottes handelt, sind auch Engel als Diener Gottes zugegen. Sie sind die ausführenden Organe des Willens Gottes. Wohl höher organisiert sind die Engel, die über die sieben Eigenschaften und Kräfte der irdischen Natur gesetzt sind. Durch sie hält der Schöpfer die Ordnung in allen Gebieten der Schöpfung und Natur aufrecht. Nichts geschieht ohne die unmittelbare Einwirkung Gottes, sei es Gutes oder Schlimmes, Glück oder Unglück. Noch höhere Gattungen von Engeln sind die Cherubim und Seraphim, die Fürstentümer, Obrigkeiten und Mächte sowie die Erzengel. Auch sie haben ihre besonderen Funktionen im Haushalt der Weltregierung und der Regierung des Reiches Gottes. Einer der herrlichsten dieser Engel war einst Lucifer, der aber tief gefallen ist.

Vergleicht man das Verhältnis zwischen den Engeln und den übrigen Geschöpfen, so lässt sich wohl ohne Übertreibung behaupten, dass es ebenso viele Engel als Geschöpfe geben mag. Und jeder Engel sowie jede Engelsart hat ein besonderes Amt, für das eine eigenartige Begabung vorhanden sein muss.

Eines dieser Ämter ist auch der Dienst, den die Engel an den Menschen tun. Wohl stehen die Lichtsengel moralisch über den gefallenen Menschen; aber schöpfungsmäßig steht der Mensch - als Ebenbild Gottes - über dem Engel. Dies zeigt sich auch in dem Dienst, den die Engel uns Menschen tun. Sie sind bestellte Diener zum Schutz, zur Begleitung, zur Bedienung der Menschen. Nach der Schöpfungsordnung gehört jedem Menschen ein Engel zu; nach der Gnadenordnung kann ein Kind Gottes auch mehrere Engel um sich haben.

Besonders groß und wichtig war der Dienst, den die Engel Jesus, dem Menschensohn, tun durften - von seiner Geburt an bis zu seinem Tod am Kreuz. Für solchen Dienst steht den Engeln eine Erhöhung zu. Können sie schon nicht zu Ebenbildern Gottes erhöht werden wie wir Menschen, so doch zur Geistleiblichkeit. Und das verdanken sie auch der Menschheit Jesu, die nicht bloß gefallenen, sondern auch nicht gefallenen Wesen zugutekommt.

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3. Von der Finsterniswelt