Gottes Kriegserklärung an die Menschheit der Endzeit: Unterschied zwischen den Versionen

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=='''Gottes Kriegserklärung an die Menschheit der Endzeit'''==
 
=='''Gottes Kriegserklärung an die Menschheit der Endzeit'''==
von B. Haake
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B. Haake<br/>
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===Betrachtungen zur Offenbarung===
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Wenige Jahrzehnte sind es her, da man in gläubigen, bibelforschenden Kreisen ein liebevolles, denkendes, bibelgemäßes Verständnis für den prophetischen Inhalt der Bibelkenntnis sind damit eingetreten. Merkwürdige Umwälzungen in den Anschauungen haben sich als unhaltbar erwiesen und mussten fallen; neue Gedanken haben sich ihr  Bürgerrecht erstritten. Man hat, wenn auch schweren Herzens, einsehen gelernt, noch weniger das einzige Ziel der Gedanken und Wege Gottes sind, wenngleich wir sein höchstes Ziel sein mögen. Man hat den Riss, den Entwurf der Weltherrschaftspläne Gottes und die Richtlinien für sein Verhalten  zu ihrer Verwirklichung sehr deutlich in seinem Wort niedergelegt gefunden. Es ist uns zur Gewissheit geworden, dass Gottes Wege in Leiblichkeit enden. Es genügt ihm nicht, ein rein geistiges Reich leibloser Seelen für einen schönen Himmel zu schaffen,nachdem diese verderbte Schöpfung zertrümmert worden sein wird. Er will eine neue Erde bevölkert sein lassen von einer Menschheit von Fleisch und Blut wie wir, die aus der gegenwärtigen ganz naturgemäß hervorwächst und „nur“ den einen Vorteil hat, frei zu sein von Sünde und Schuld mit den daraus erwachsenden Übeln.
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Eine Welt will er schaffen, in der Gerechtigkeit und Friede herrscht, Lebensreinheit Naturgesetz ist und Liebe das alle Menschen umschließende Band, ein Reich also, in dem himmlische Gesinnung und himmlisches Leben heimisch sein wird (Joh 18:36.37; Röm 14:17). Aber ein Reich, in dem auch Raum und Verwendung ist für die dahingesunkenen Geschlechter, für Auferstehungsmenschen, die mit den in Fleisch und Blut lebenden Artgenossen in trautem Verein zusammengeschlossen sein werden. Die Völker werden ihr Sonderdasein, ihr Eigenart, ihre Verfassung nicht verlieren, nur wird ihr Sinnen und Trachten, ihr Leben und Weben vergöttlicht sein (Offb 21:24: Offb 22:2). Vor allem ist es Gottes Absicht, sein von ihm so heiß geliebtes Bundesvolk Israel, das jetzt ein Fluch der Völker ist, zu einem Ruhm und Ehre für ihn (Jes 43:21) und zu einem Segen für die Völker zu machen (1Mo 12:3; Sach 813).  Treu wird es einst als sein neugeborenes, ihm geweihtes Volk, als sein erstgeborener Sohn (2Mo 4:22; 5Mo 32:6-9) in Gotte Menschheitsfamilie seine ihm zugedachte Mission erfüllen (Mt 28:19.20). Um aber die Werkzeuge  und Mitarbeiter für seine wunderbaren Gedanken der Welterneuerung, der Weltwiederherstellung zu gewinnen, ist sein Geist durch sein Wort jetzt tätig, sich ein Herrschergeschlecht heranzubilden, Menschen, die in allem seinem geliebten Sohn in allen Stücken ähnlich sein werden (Röm 8:29), die als der Christus Gottes (1Kor 12:12) Gottes Erben und Miterben Jesu Christi sein sollen (Röm 8:29), an deren Vollendung er in verschwenderischer Fülle alles setzt, was nötig ist, damit sie selbst Christi oder Gotte Fülle werden (Eph 1:22; Eph 3:19). Erst, wenn er diese Mitbesitzer des Reiches Gottes, den Leib Jesu Christi sich selbst ohne allen Fehl dargestellt haben wird (Eph 5:27), kann er den gewaltigen Schritt  zur Herbeiführung seiner Königsherrschaft auf Erden tun, nämlich mit der gottlosen Menschheit in Gericht zu gehen, ihr den Krieg zu erklären, um durch Krieg und Sieg sein Reich zu erzielen.<br/><br/>
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==='''Das Königreich der Himmel'''===
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Demgemäß gewinnt das Königreich der Himmel, d. h. das Königreich Gottes, ein völlig anderes Gesicht, als das von der Schulgelehrsamkeit gezeichnete, deren hübsch erdachte Entwürfe sich als unschriftgemäß erwiesen haben. Es wird aber in umgekehrter Reihenfolge errichtet: erst die Gemeine, dann Israel, dann die Völkerwelt, wie es Apg 15 geschrieben steht. Mit Ausnahme der von Gott den Propheten verheimlichten Heranbildung seiner Gemeine beschäftigt sich Gott im AT ausgiebig damit, seine Gedanken mit Israel  und und Völkerwelt in der Zukunft klarzulegen. Er spart nicht mit seinen Gerichtsandrohungen für beide, doch ebensowenig mit seinen Verheißungen, gemäß Pauli Wahrspruch: den Juden zuerst und dann den Griechen. Nicht minder aber ist das die Losung des Neuen Testaments. Es war eine Überraschung, als man die Entdeckung machte, dass schon sein äußerer Aufbau, d. h. die in unsern Bibeln herkömmliche Anordnung seiner einzelnen Schriften eine Prophetie ist, welche den prophetischen Inhalt der gesamten Bibel bestätigt und den Verlauf der Geschichte des Königreichs Gottes vor Augen führt. In den Evangelium wird der ins Fleisch gekommene König des Reiches, der Gottes- und Menschensohn, gezeigt und das Nahen seines Königreichs angekündigt (Mk 1:15; Mt 4:17). Er kommt in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Nach dem Wunderrat unseres Gottes (Apg 2:23) wird er zwar von seinem Volk ans Kreuz geschlagen, ,jedoch fließt aus dieser grausigen Tat im Gegensatz zu einer erwartenden Verwerfung eine herrliche Heilsanbietung Gottes an sein Volk: Vergebung von Sünden (Lk 26:44-48; Apg 3:17-19); Erhöhung Jesu Christi zu seinem Fürsten und Erretter (Apg 5:31) und Wiederherstellung des Königtums Israels (Apg 3:19-21). <br/><br/>
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====<big>Zurückstellung Israels</big>====
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Die  Ausgießung des Geistes hatte einen köstlichen Erfolg in der sich rasch mehrenden Urgemeinde als eines heiligen Samens. Doch wenn auch Tausende von Priestern (Apg 6:7) und Volksgenossen gläubig werden, so schließen Oberste und Volk sich gegen Gott und Christus ab, und nach der Verwerfung des Geistes bei der Steinigung des Stephanus häufen sich die Zeichen der nahenden Beiseitstellung Israel. Die jüdische Urgemeinde erkennt mit klarem mBlick die von Gott gewollte, von der Entscheidung Israels gegen Gott bedingte Verwerfung ihres Volkes und die von Ewigkeiten her von Gott geplante Bevorzugung der aus allen Völkern herausgerufenen Gemeine Jesu Christi neidlos an und tritt nach Apg 15 vom Schauplatz ab. Gleichsam als eine dünne unterirdische Wasserader läuft sie während der Sammlung und Ausreifung der Gemeine des Herrn in den zu keiner Zeit fehlenden christgläubigen Israeliten fort, bis sie nach Aufnahme der Gemeine zum Herrn wieder zutage treten wird. An Petrus war vorher schon der Befehl ergangen, die Zeit der Gemeine einzuleiten (Apg 10), so wie er früher die Judengemeinde zu gründen hatte, beides gemäß der ihm vom Herrn übergebenen Schlüsselgewalt (Mt 16:19).
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Nach dieser Eröffnung des Himmelreichs für die Auswahl aus allen Völkern (Gal 3:28) aber trat der Mann auf, der  nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesum Christum und Gott den Vater (Gal 1:1.16) den Auftrag erhielt, den Heiden „sein“ Evangelium der Herrlichkeit (1Tim 1:11; 2Thes 2:14; Kol 1:27; Joh 17:24.22) verkünden und sie zum Gehorsam des Glaubens zu bringen (Röm 1:5). Das hat Paulus denn auch unermüdlich getan, indem er mündlich um Seele für Jesum war, und schriftlich in seinen Briefen an die sieben Gemeinden die Grundlinien der Gedanken Gottes für das gegenwärtige Zeitalter niederlegte. Diese Briefe aber sind nicht durch menschliche Erwägung, sondern durch Geistesleitung so geordnet worden, dass einer der späteren Briefe, der an die Römer, an den Anfang der Gemeindebriefen und die erste, die Thessalonicherbriefe, an ihr Ende gerückt worden sind, womit - sicher von Menschen ganz unbeabsichtigt - der Gedanke zumAusdruck  kommt, dass dieses gegenwärtige Zeitalter der Gemeine seinen Abschluss finden werde mit der Entrückung der Gemeine zum Herrn in die Luft (1Thes 4:17). Danach erst, danach aber ganz gewiss, hebt aufs neue das Gnadenwalten Gottes mit Israel als Volk an, wobei der Hebräerbrief mit den nachfolgenden Schriften von Petrus, Johannes Jakobus und Judas, einschließlich der Offenbarung ihre Schuldigkeit tun werden.<br/><br/>
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==='''Die Endgeschichte Israels'''===
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Schon dieser Zusammenhang und diese Anordnung legt uns den Schluss nahe, dass in der Offenbarung nicht die Gemeine Christi, sondern die Endgeschichte Israels und verbunden damit ds Gericht über die Völkerwelt und deren Erneuerung und deren Erneuerung zu finden ist. Wenn gemäß der Offenbarung der Tag des Herrn beginnt, ist die Gemeine Jesu Christi, der Leibt des Herrn, zu ihm, dem Haupt entrückt. Die stetig wiederkehrende frage, wo man die Gemeine in der Offenbarung unterbringen solle, wird damit einfach und ungezwungen beantwortet. Nach dieser Entrückung des Leibes Christi  zu seinem Haupt nimmt die Züchtigung des Bundesvolkes Gottes, nehmen die Tage der Rache (Lk 21:22), ausmündend in seine volle Wiederherstellung, ihren Anfang. Israels Bekehrung wird nach zahlreichen Äußerungen des Alten Testaments in glutvoller Weise (Jer 25:15-18) betrieben werden, und die Offenbarung lässt uns die ganze Schwere der Gottesgericht ahnen. Weil Gott „mit den Juden zuerst“ fertig werden will, weil die Zurechtbringung Israels (Hes 16:55-63; Apg 3:19-221) und die Aufrichtung des Königreichs des Sohnes Davids (Lk 1:32.33) nach Entrückung der Gemeine zum Herrn sein nächstes Ziel ist, darum ist das Buch über die dahin führenden Gottesgerichte „so ganz jüdisch“ geschrieben, gilt es ja doch in erster Linie den in der Endzeit lebenden Judenchristen. <br/><br/>
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====<big>Die Sendschreiben</big>====
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Fraglich könnte nur sein, ob im Offb 2 und Offb 3 nicht doch ein stark abgekürzter kirchengeschichtlicher Abriss des gegenwärtigen Zeitalters gegeben sein so etwa wie in Röm 9-11 auch Israels Verwerfung und Wiederannahme gezeichnet ist. Indes lassen sich diese Sendschreiben, die, in ein Buch zusammengefasst den gemeinden gesandt werden sollen (Offb 1:11), auch sehr gut verstehen als Warnungen, Mahnungen und Ermunterungen für die endzeitlichen Judenchristengemeinden, die in ihrer bedrängten, angstvollen Zeit deren recht bedürfen werden. Sie werden in diesen Briefen eine fortlaufende Anspielung auf die ganze Geschichte Israels von der Brautzeit in der Wüste bis zur Wegführung Judas finden und sich die da raus ergebenden Nutzanwendungen für ihre Gegenwart mit deren inneren und äußeren Verwicklungen und Anforderungen machen. Es wird in ihnen ein Leitfaden geboten sein zum Verständnis der hereinbrechenden Ereignisse und eine innere Aufrichtung und Stärkung durch ihre wunderbaren Verheißungen für die Überwinder. Die Berufenen, Auserwählten und Gläubigen aus Israel werden aus diesen Briefen genügende Aufklärung über die Lage, den Zustand und die Aufgabe ihrer „Kirche“ gewinnen, wie dann überhaupt das ganze Buch der Offenbarung alsdann ihnen erklärlich sein wird - ganz anders als uns in unserer so ganz anderen Lage. Sprache und Inhalt der Sendschreiben werden für sie keiner Umdeutung, Umschmelzung bedürfen, weil ihnen ihre Gegenwart durch die Vergangenheit laut des Alten Testaments hinreichend beleuchtet erscheint.
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Verwehrt aber soll es uns nicht sein, aus den Sendschreiben für uns so viel herauszuholen, als wir nur können, und unser Glaubensleben zu nähren und fruchtbar zu machen, nach dem Grundsatz von 1Kor 10:11; 2Tim 3:16. Denn so wie in den Büchern des Alten Testaments von der Erwählung Abrahams bis zu der Königszeit die Geschichte Israels als Schattenbild der Gemeine aufgefasst werden darf, so kann man nicht minder auch in den Sendschreiben eine Abschattung der Geschichte der Gemeine bis in die Letztzeit finden. Nur möge man stets unterscheiden zwischen Schriftauslegung und Schriftanwendung. <br/><br/>
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====<big>Die Offenbarung Jesu Christi</big>====
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Wie dem aber auch sei - mindestens von Offb 4 an ist die Kirchengeschichte aus der Offenbarung nicht herauszulesen und ebensowenig die Endgeschichte der Gemeine Jesu Christi. Schließen wir den  hinteren Teil des Neuen Testaments vom Hebräerbrief ab an Apg 15 an, so haben wir darin eine zusammenhängende, lückenlose Darstellung des Königtums Christi, sein Nahen, seine Unterbrechung  und endlich seine dauernde W Wiederherstellung, während von Apg 6 an bis zum Brief an Philemon der Zwischeneinschub der Gemeine des Herrn behandelt wird. Wir stehen also in der Offenbarung auf entschieden alttestamentlichem Boden. Sprache, Bilder, Bezugnahmen weisen in einer erdrückenden Fülle auf das AT  zurück. Sind wir damit einig, so wird uns damit die Deutung der Offenbarung erleichtert. Wir werden frei von Gezwungenheit, Willkür, Gewaltsamkeit  und Einlegung eigener Vorstellungen bei  unsrer Auslegung der gottgegebenen Gedanken.  Um dieses letzte Buch der Bibel deutlich- deutlicher - zu machen, bedürfen wir weder der Weltweisheit, die ohnehin mit ihm nichts anzufangen weiß, noch eingehender Geschichtskenntnis, wie denn ja die ganze Schrift nicht für  Gelehrte geschrieben ist. Erforderlich aber ist ein offenes Auge, Ohr und Herz für die in der Schrift niedergelegten Gottesgedanken und -absichten, und der feste Wille, Schrift durch Schrift zu erklären, was erster Auslegungsgrundsatz sein muss. Das allein genügt, aus dem Buch der Offenbarung Jesu Christi den Segen zu holen, der seinen Lesern verheißen ist. Damit bleibt man bewahrt vor Absonderlichkeit, Albernheit, Dünkelhaftigkeit, mit einem Wort, vor aller Künstelei, deren man sich gerade diesem Buche gegenüber reichlich schuldig gemacht hat, womit man überraschende Aufschlüsse in das Buch hineingeheimnist hat. Glaube und Liebe zu Gott, Schriftkenntnis und Geistesleitung, die niemandem verwehrt, die jedem möglich sind, sind die einzigen Vorbedingungen, sich der Offenbarung nüchtern und wahr zu verdeutlichen. Und es ist herzerfreulich, welch sichtlicher Fortschritt in ihrer Erklärung gemacht worden ist, seit und wo man diesen Grundsatz befolgt hat. Auch so noch bleibt vieles Dunkle, Unverstandene, Rätselhafte in diesem Buch, dessen Entschleierung jedoch gradeweise erfolgen wird, je näher das Ende kommt.

Version vom 7. Oktober 2021, 17:15 Uhr

Aus dem Zweimonatsheft für gläubige Schriftforscher:
"Das Prophetische Wort"
Begründet von Professor E. F. Ströter

Herausgegeben von Heinrich Schaedel
Maranatha-Verlag, Klosterlausnitz i. Thür.
1921

Siehe weitere Abschriften

In Bearbeitung:

Gottes Kriegserklärung an die Menschheit der Endzeit

B. Haake

Betrachtungen zur Offenbarung

Wenige Jahrzehnte sind es her, da man in gläubigen, bibelforschenden Kreisen ein liebevolles, denkendes, bibelgemäßes Verständnis für den prophetischen Inhalt der Bibelkenntnis sind damit eingetreten. Merkwürdige Umwälzungen in den Anschauungen haben sich als unhaltbar erwiesen und mussten fallen; neue Gedanken haben sich ihr Bürgerrecht erstritten. Man hat, wenn auch schweren Herzens, einsehen gelernt, noch weniger das einzige Ziel der Gedanken und Wege Gottes sind, wenngleich wir sein höchstes Ziel sein mögen. Man hat den Riss, den Entwurf der Weltherrschaftspläne Gottes und die Richtlinien für sein Verhalten zu ihrer Verwirklichung sehr deutlich in seinem Wort niedergelegt gefunden. Es ist uns zur Gewissheit geworden, dass Gottes Wege in Leiblichkeit enden. Es genügt ihm nicht, ein rein geistiges Reich leibloser Seelen für einen schönen Himmel zu schaffen,nachdem diese verderbte Schöpfung zertrümmert worden sein wird. Er will eine neue Erde bevölkert sein lassen von einer Menschheit von Fleisch und Blut wie wir, die aus der gegenwärtigen ganz naturgemäß hervorwächst und „nur“ den einen Vorteil hat, frei zu sein von Sünde und Schuld mit den daraus erwachsenden Übeln.

Eine Welt will er schaffen, in der Gerechtigkeit und Friede herrscht, Lebensreinheit Naturgesetz ist und Liebe das alle Menschen umschließende Band, ein Reich also, in dem himmlische Gesinnung und himmlisches Leben heimisch sein wird (Joh 18:36.37; Röm 14:17). Aber ein Reich, in dem auch Raum und Verwendung ist für die dahingesunkenen Geschlechter, für Auferstehungsmenschen, die mit den in Fleisch und Blut lebenden Artgenossen in trautem Verein zusammengeschlossen sein werden. Die Völker werden ihr Sonderdasein, ihr Eigenart, ihre Verfassung nicht verlieren, nur wird ihr Sinnen und Trachten, ihr Leben und Weben vergöttlicht sein (Offb 21:24: Offb 22:2). Vor allem ist es Gottes Absicht, sein von ihm so heiß geliebtes Bundesvolk Israel, das jetzt ein Fluch der Völker ist, zu einem Ruhm und Ehre für ihn (Jes 43:21) und zu einem Segen für die Völker zu machen (1Mo 12:3; Sach 813). Treu wird es einst als sein neugeborenes, ihm geweihtes Volk, als sein erstgeborener Sohn (2Mo 4:22; 5Mo 32:6-9) in Gotte Menschheitsfamilie seine ihm zugedachte Mission erfüllen (Mt 28:19.20). Um aber die Werkzeuge und Mitarbeiter für seine wunderbaren Gedanken der Welterneuerung, der Weltwiederherstellung zu gewinnen, ist sein Geist durch sein Wort jetzt tätig, sich ein Herrschergeschlecht heranzubilden, Menschen, die in allem seinem geliebten Sohn in allen Stücken ähnlich sein werden (Röm 8:29), die als der Christus Gottes (1Kor 12:12) Gottes Erben und Miterben Jesu Christi sein sollen (Röm 8:29), an deren Vollendung er in verschwenderischer Fülle alles setzt, was nötig ist, damit sie selbst Christi oder Gotte Fülle werden (Eph 1:22; Eph 3:19). Erst, wenn er diese Mitbesitzer des Reiches Gottes, den Leib Jesu Christi sich selbst ohne allen Fehl dargestellt haben wird (Eph 5:27), kann er den gewaltigen Schritt zur Herbeiführung seiner Königsherrschaft auf Erden tun, nämlich mit der gottlosen Menschheit in Gericht zu gehen, ihr den Krieg zu erklären, um durch Krieg und Sieg sein Reich zu erzielen.

Das Königreich der Himmel

Demgemäß gewinnt das Königreich der Himmel, d. h. das Königreich Gottes, ein völlig anderes Gesicht, als das von der Schulgelehrsamkeit gezeichnete, deren hübsch erdachte Entwürfe sich als unschriftgemäß erwiesen haben. Es wird aber in umgekehrter Reihenfolge errichtet: erst die Gemeine, dann Israel, dann die Völkerwelt, wie es Apg 15 geschrieben steht. Mit Ausnahme der von Gott den Propheten verheimlichten Heranbildung seiner Gemeine beschäftigt sich Gott im AT ausgiebig damit, seine Gedanken mit Israel und und Völkerwelt in der Zukunft klarzulegen. Er spart nicht mit seinen Gerichtsandrohungen für beide, doch ebensowenig mit seinen Verheißungen, gemäß Pauli Wahrspruch: den Juden zuerst und dann den Griechen. Nicht minder aber ist das die Losung des Neuen Testaments. Es war eine Überraschung, als man die Entdeckung machte, dass schon sein äußerer Aufbau, d. h. die in unsern Bibeln herkömmliche Anordnung seiner einzelnen Schriften eine Prophetie ist, welche den prophetischen Inhalt der gesamten Bibel bestätigt und den Verlauf der Geschichte des Königreichs Gottes vor Augen führt. In den Evangelium wird der ins Fleisch gekommene König des Reiches, der Gottes- und Menschensohn, gezeigt und das Nahen seines Königreichs angekündigt (Mk 1:15; Mt 4:17). Er kommt in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Nach dem Wunderrat unseres Gottes (Apg 2:23) wird er zwar von seinem Volk ans Kreuz geschlagen, ,jedoch fließt aus dieser grausigen Tat im Gegensatz zu einer erwartenden Verwerfung eine herrliche Heilsanbietung Gottes an sein Volk: Vergebung von Sünden (Lk 26:44-48; Apg 3:17-19); Erhöhung Jesu Christi zu seinem Fürsten und Erretter (Apg 5:31) und Wiederherstellung des Königtums Israels (Apg 3:19-21).

Zurückstellung Israels

Die Ausgießung des Geistes hatte einen köstlichen Erfolg in der sich rasch mehrenden Urgemeinde als eines heiligen Samens. Doch wenn auch Tausende von Priestern (Apg 6:7) und Volksgenossen gläubig werden, so schließen Oberste und Volk sich gegen Gott und Christus ab, und nach der Verwerfung des Geistes bei der Steinigung des Stephanus häufen sich die Zeichen der nahenden Beiseitstellung Israel. Die jüdische Urgemeinde erkennt mit klarem mBlick die von Gott gewollte, von der Entscheidung Israels gegen Gott bedingte Verwerfung ihres Volkes und die von Ewigkeiten her von Gott geplante Bevorzugung der aus allen Völkern herausgerufenen Gemeine Jesu Christi neidlos an und tritt nach Apg 15 vom Schauplatz ab. Gleichsam als eine dünne unterirdische Wasserader läuft sie während der Sammlung und Ausreifung der Gemeine des Herrn in den zu keiner Zeit fehlenden christgläubigen Israeliten fort, bis sie nach Aufnahme der Gemeine zum Herrn wieder zutage treten wird. An Petrus war vorher schon der Befehl ergangen, die Zeit der Gemeine einzuleiten (Apg 10), so wie er früher die Judengemeinde zu gründen hatte, beides gemäß der ihm vom Herrn übergebenen Schlüsselgewalt (Mt 16:19).

Nach dieser Eröffnung des Himmelreichs für die Auswahl aus allen Völkern (Gal 3:28) aber trat der Mann auf, der nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesum Christum und Gott den Vater (Gal 1:1.16) den Auftrag erhielt, den Heiden „sein“ Evangelium der Herrlichkeit (1Tim 1:11; 2Thes 2:14; Kol 1:27; Joh 17:24.22) verkünden und sie zum Gehorsam des Glaubens zu bringen (Röm 1:5). Das hat Paulus denn auch unermüdlich getan, indem er mündlich um Seele für Jesum war, und schriftlich in seinen Briefen an die sieben Gemeinden die Grundlinien der Gedanken Gottes für das gegenwärtige Zeitalter niederlegte. Diese Briefe aber sind nicht durch menschliche Erwägung, sondern durch Geistesleitung so geordnet worden, dass einer der späteren Briefe, der an die Römer, an den Anfang der Gemeindebriefen und die erste, die Thessalonicherbriefe, an ihr Ende gerückt worden sind, womit - sicher von Menschen ganz unbeabsichtigt - der Gedanke zumAusdruck kommt, dass dieses gegenwärtige Zeitalter der Gemeine seinen Abschluss finden werde mit der Entrückung der Gemeine zum Herrn in die Luft (1Thes 4:17). Danach erst, danach aber ganz gewiss, hebt aufs neue das Gnadenwalten Gottes mit Israel als Volk an, wobei der Hebräerbrief mit den nachfolgenden Schriften von Petrus, Johannes Jakobus und Judas, einschließlich der Offenbarung ihre Schuldigkeit tun werden.

Die Endgeschichte Israels

Schon dieser Zusammenhang und diese Anordnung legt uns den Schluss nahe, dass in der Offenbarung nicht die Gemeine Christi, sondern die Endgeschichte Israels und verbunden damit ds Gericht über die Völkerwelt und deren Erneuerung und deren Erneuerung zu finden ist. Wenn gemäß der Offenbarung der Tag des Herrn beginnt, ist die Gemeine Jesu Christi, der Leibt des Herrn, zu ihm, dem Haupt entrückt. Die stetig wiederkehrende frage, wo man die Gemeine in der Offenbarung unterbringen solle, wird damit einfach und ungezwungen beantwortet. Nach dieser Entrückung des Leibes Christi zu seinem Haupt nimmt die Züchtigung des Bundesvolkes Gottes, nehmen die Tage der Rache (Lk 21:22), ausmündend in seine volle Wiederherstellung, ihren Anfang. Israels Bekehrung wird nach zahlreichen Äußerungen des Alten Testaments in glutvoller Weise (Jer 25:15-18) betrieben werden, und die Offenbarung lässt uns die ganze Schwere der Gottesgericht ahnen. Weil Gott „mit den Juden zuerst“ fertig werden will, weil die Zurechtbringung Israels (Hes 16:55-63; Apg 3:19-221) und die Aufrichtung des Königreichs des Sohnes Davids (Lk 1:32.33) nach Entrückung der Gemeine zum Herrn sein nächstes Ziel ist, darum ist das Buch über die dahin führenden Gottesgerichte „so ganz jüdisch“ geschrieben, gilt es ja doch in erster Linie den in der Endzeit lebenden Judenchristen.

Die Sendschreiben

Fraglich könnte nur sein, ob im Offb 2 und Offb 3 nicht doch ein stark abgekürzter kirchengeschichtlicher Abriss des gegenwärtigen Zeitalters gegeben sein so etwa wie in Röm 9-11 auch Israels Verwerfung und Wiederannahme gezeichnet ist. Indes lassen sich diese Sendschreiben, die, in ein Buch zusammengefasst den gemeinden gesandt werden sollen (Offb 1:11), auch sehr gut verstehen als Warnungen, Mahnungen und Ermunterungen für die endzeitlichen Judenchristengemeinden, die in ihrer bedrängten, angstvollen Zeit deren recht bedürfen werden. Sie werden in diesen Briefen eine fortlaufende Anspielung auf die ganze Geschichte Israels von der Brautzeit in der Wüste bis zur Wegführung Judas finden und sich die da raus ergebenden Nutzanwendungen für ihre Gegenwart mit deren inneren und äußeren Verwicklungen und Anforderungen machen. Es wird in ihnen ein Leitfaden geboten sein zum Verständnis der hereinbrechenden Ereignisse und eine innere Aufrichtung und Stärkung durch ihre wunderbaren Verheißungen für die Überwinder. Die Berufenen, Auserwählten und Gläubigen aus Israel werden aus diesen Briefen genügende Aufklärung über die Lage, den Zustand und die Aufgabe ihrer „Kirche“ gewinnen, wie dann überhaupt das ganze Buch der Offenbarung alsdann ihnen erklärlich sein wird - ganz anders als uns in unserer so ganz anderen Lage. Sprache und Inhalt der Sendschreiben werden für sie keiner Umdeutung, Umschmelzung bedürfen, weil ihnen ihre Gegenwart durch die Vergangenheit laut des Alten Testaments hinreichend beleuchtet erscheint.

Verwehrt aber soll es uns nicht sein, aus den Sendschreiben für uns so viel herauszuholen, als wir nur können, und unser Glaubensleben zu nähren und fruchtbar zu machen, nach dem Grundsatz von 1Kor 10:11; 2Tim 3:16. Denn so wie in den Büchern des Alten Testaments von der Erwählung Abrahams bis zu der Königszeit die Geschichte Israels als Schattenbild der Gemeine aufgefasst werden darf, so kann man nicht minder auch in den Sendschreiben eine Abschattung der Geschichte der Gemeine bis in die Letztzeit finden. Nur möge man stets unterscheiden zwischen Schriftauslegung und Schriftanwendung.

Die Offenbarung Jesu Christi

Wie dem aber auch sei - mindestens von Offb 4 an ist die Kirchengeschichte aus der Offenbarung nicht herauszulesen und ebensowenig die Endgeschichte der Gemeine Jesu Christi. Schließen wir den hinteren Teil des Neuen Testaments vom Hebräerbrief ab an Apg 15 an, so haben wir darin eine zusammenhängende, lückenlose Darstellung des Königtums Christi, sein Nahen, seine Unterbrechung und endlich seine dauernde W Wiederherstellung, während von Apg 6 an bis zum Brief an Philemon der Zwischeneinschub der Gemeine des Herrn behandelt wird. Wir stehen also in der Offenbarung auf entschieden alttestamentlichem Boden. Sprache, Bilder, Bezugnahmen weisen in einer erdrückenden Fülle auf das AT zurück. Sind wir damit einig, so wird uns damit die Deutung der Offenbarung erleichtert. Wir werden frei von Gezwungenheit, Willkür, Gewaltsamkeit und Einlegung eigener Vorstellungen bei unsrer Auslegung der gottgegebenen Gedanken. Um dieses letzte Buch der Bibel deutlich- deutlicher - zu machen, bedürfen wir weder der Weltweisheit, die ohnehin mit ihm nichts anzufangen weiß, noch eingehender Geschichtskenntnis, wie denn ja die ganze Schrift nicht für Gelehrte geschrieben ist. Erforderlich aber ist ein offenes Auge, Ohr und Herz für die in der Schrift niedergelegten Gottesgedanken und -absichten, und der feste Wille, Schrift durch Schrift zu erklären, was erster Auslegungsgrundsatz sein muss. Das allein genügt, aus dem Buch der Offenbarung Jesu Christi den Segen zu holen, der seinen Lesern verheißen ist. Damit bleibt man bewahrt vor Absonderlichkeit, Albernheit, Dünkelhaftigkeit, mit einem Wort, vor aller Künstelei, deren man sich gerade diesem Buche gegenüber reichlich schuldig gemacht hat, womit man überraschende Aufschlüsse in das Buch hineingeheimnist hat. Glaube und Liebe zu Gott, Schriftkenntnis und Geistesleitung, die niemandem verwehrt, die jedem möglich sind, sind die einzigen Vorbedingungen, sich der Offenbarung nüchtern und wahr zu verdeutlichen. Und es ist herzerfreulich, welch sichtlicher Fortschritt in ihrer Erklärung gemacht worden ist, seit und wo man diesen Grundsatz befolgt hat. Auch so noch bleibt vieles Dunkle, Unverstandene, Rätselhafte in diesem Buch, dessen Entschleierung jedoch gradeweise erfolgen wird, je näher das Ende kommt.