Die sieben Gemeinden

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Version vom 6. Januar 2020, 16:40 Uhr von MI (Diskussion | Beiträge) (Verheißungen der Versammlungen)

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Abschrift des Buches: Die Apokalypse oder der Tag des Herrn
Verfasser: E. W. Bullinger (1902)

In Bearbeitung

Inhaltsverzeichnis
Kapitel davor: Einleitung 2. Teil

Einleitung 3. Teil

Die sieben Gemeinden als Ganzes

Verwendung des Wortes: Ecclesia

(Offb 1:11) Hier, gleich am Anfang müssen wir die Hauptquelle aller Missverständnisse beseitigen, die mit Bezug auf die sieben "Gemeinden" entstanden sind.

Die Tatsache, dass hier von Gemeinden die Rede ist, hat Ausleger und Forscher des Buches zu der Annahme verleitet, das es sich hier um die Gemeinde Gottes, die historische christliche Kirche handele.

So stellt sich dem Bibelleser sogleich ein unübersteigbares Hindernis entgegen, das doch ganz willkürlich geschaffen ist. Er hat die Episteln gelesen, die vom Heiligen Geist durch den Apostel Paulus an die Gemeinden gerichtet sind, und er wendet sich nun zu den Sendschreiben, Offb 2 und Offb 3., so bemerkt er eine überraschende Veränderung. Er findet sich plötzlich vom Boden der Gnade auf den Boden der Werke versetzt. Er trifft Diener der Kirche, von denen er nie zuvor gehört hat, und Ausdrücke, die ihm ganz fremd sind, und wird dadurch völlig verwirrt.

Zwei Wege kann er nun einschlagen: entweder er wird versuchen, den Worten eine Bedeutung aufzuzwingen, die beides in Einklang miteinander bringt, und so das Wesen der Gemeinde und des Christenstandes trüben, oder er wird eine ganz auf Einbildung beruhende Auslegung oder grundlose Hypothese erfinden, sie auf die Christenheit anwenden und behaupten, dass hier anstatt der sieben Gemeinden sieben Stadien der Kirchengeschichte seien. Einige, z.B. Vilmar, gehen so weit, sogar die Jahre zu bestimmen, die diese Periode abgrenzen.

Wer die damit verbundene Schwierigkeit würdigt, und wem es an Geschichtskenntnis mangelt, die zu diesem Auslegungssystem unbedingt erforderlich ist, wundert sich, warum es Gott Jesu Christo gab, Seinen Knechten zu zeigen, was geschehen soll danach, und doch von ihnen erwartet, dass sie tiefe Geschichtsforscher werden müssen, um Seine Offenbarung zu verstehen!

Da ist es kein Wunder, dass die meisten Bibelleser, nachdem sie sich mit dieser phantastischen Idee eine Zeit lang abgemüht haben, das Lesen des Buches in Verzweiflung ganz aufgeben. Dadurch verlieren sie auch den "Segen", der den Lesern versprochen ist.

Um den ersten Schritt zur Entfernung dieses großen Übels zu tun, bemerken wir sogleich, dass das Wort "ecclesia", das mit "Gemeinde" übersetzt ist, keineswegs die eingeschränkte Bedeutung hat, der ihm aufgezwungen wird.

Ecclesia bedeutet einfach ein Versammlung: irgend eine Versammlung von Menschen, die aus anderen Menschenkreisen herausgerufen sind (denn das ist die etymologische Bedeutung des Wortes).

Darum wird es von dem ganzen Volk Israel, das von anderen Nationen abgesondert ist, gebraucht.

Das griechische Wort ecclesia kommt in der Septuaginta-Übersetzung des Alten Testaments 75 Mal vor und steht als Übersetzung von fünf verschiedenen hebräischen Wörtern. Da es eins davon 70 Mal vertritt, so brauchen wir uns um die fünf anderen nicht zu kümmern.

Das hebräische Wort Kahal (daher das englische call); es bedeutet zusammenrufen oder versammeln und wird von jeder Versammlung gebraucht, zu welchem Zwecke sie auch zusammengekommen sein mag. Dieses hebräische Wort kommt 123 Mal vor und ist übersetzt mit "Gemeinde", "Haufe", "Versammlung".

1Mo 49:6 lesen wir: "Meine Seele komme nicht in ihren Rat, und meine Ehre sei nicht in ihrer Versammlung (Kahal).

Hier bezeichnet das Wort Kahal nicht das Volk Israel, als von den Nationen auserwählt, sondern die Versammlung derer, die auserwählt waren, um die Stämme-Versammlung der Stämme Simeon und Levi zu bilden.

Sodann wird es auch von den Anbetern, denen, die aus Israel herausgerufen und vor der Stiftshütte und dem Tempel versammelt waren, gebraucht und wird in diesem Sinn durch "Gemeinde" wiedergegeben. Diese Bedeutung finden wir in Ps 22:23: "Ich will Dich in der Gemeinde rühmen" und Ps 22:26: "Dich will ich preisen in der großen Gemeinde".

In dieser Bedeutung steht das Wort in den Evangelien und sogar in der Apostelgeschichte, ehe der neue Gebrauch, den der Heilige Geist von dem Wort machen wollte, offenbart war.

In Christi Worten: "Auf diesen Felsen will ich bauen Meine ecclesia", gebraucht Er das Wort nicht in dem ausschließlichen Sinn, in dem es später gebraucht werden sollte, sondern in dem älteren und weiteren Sinn, den das Wort früher hatte. Es umschließt die ganze Versammlung Seines Volkes, während die zukünftige Anwendung auf die Kirche oder den Leib Christi, wenn das Geheimnis zu seiner Zeit offenbart sein würde, nicht ausgeschlossen ist.

Der Geist, der durch Stephanus von der ecclesia in der Wüste redet, Apg 7:38, deutet damit auf die Gemeinschaft frommer Anbeter Gottes vor deer Stiftshütte.

Wenn der Herr hinzutat täglich, die da gerettet wurden, zu der ecclesia (Apg 2;47), so tat Er hinzu zu der Zahl jener 120, die sich zuerst in dem oberen Raum in Jerusalem versammelt haben.

Paulus sagt, dass er die ecclesia Gottes verfolgte. Er gebraucht das Wort nicht in dem beschränkten Sinn, den es später einnahm, nachdem er die besondere Offenbarung darüber erhalten hatte, sondern in dem Sinn, indem es bisher gebraucht war und zur Zeit gebraucht wurde. Es bedeutet nur, dass er das Volk Gottes, die Versammlung Gottes, verfolgte. Er spricht von einer vergangenen Tat in seinem Leben, die lange vor der Offenbarung des Geheimnisses stattfand; und seine Worte müssen hiernach ausgelegt werden. Wir dürfen in diese Stellen nichts hineinlegen, was erst der Gegenstand einer späteren Offenbarung war; die Stellen sind ohnedies vollkommen klar. Das Wort ecclesia im Alten Testament, den Evangelien und meistens in der Apostelgeschichte, muss in dem Sinn seines früheren Gebrauchs, wo es nur eine Gemeinschaft oder Versammlung vom Volk des Herrn bedeutet, genommen werden, und nicht in dem Sinn, den es annahm, nachdem ihm die spätere und spezielle Bedeutung vom Heiligen Geist selbst gegeben war.

In der Betrachtung unserer vorausgehenden dreizehn Punkte haben wir zur Genüge gezeigt, dass die Apokalypse mit dem Alten Testament, den Evangelien und der Apostelgeschichte (nicht aber mit den Paulinischen Episteln) verbunden ist. Es geht darum, aus der Natur der Sache hervor, dass wir das Wort ecclesia in dem Sinne gebrauchen müssen, den es dort besitzt, und ganz gewiss nicht in dem neuen und speziellen Sinn, den es erst später Annahme und den es in den Episteln nicht hat.

Engel der Gemeinden

In den Paulinischen Episteln lesen wir nicht über einen "Engel", der mit einer von diesem Apostel gegründeten Gemeinde zu tun hätte.

Wir begegnen aber dem Wort "Engel" in Verbindung mit der Synagoge (nicht aber im Alten Testament). Es war dort ein Diener, der schliach zibbur Zibbur bedeutet Versammlung, und schliach den Engel oder Abgeordneten der Versammlung, den Leiter des Gottesdienstes (von schliach = senden).

Der oberste Beamte war der archisynagogos oder "Leiter der Synagoge"., und nach ihm kam der schliach zibbur oder "Engel der Versammlung", welcher der Mund der Versammlung war.Sein Amt bestand darin, für die ganze Versammlung öffentlich Gebete darzubringen. Daher sein Titel, weil er als Abgeordneter der Versammlung mit Gott sprach.

Da uns diese Tatsachen gegeben sind, warum willkürlich den Gedanken erfinden, dass "Engel" gleichbedeutend sei mit Bischof, wenn es doch keine Spur von historischer Gewissheit dafür gibt?

Von epicopoi oder Bischöfen wird in anderen Teilen des Neuen Testaments deutlich gesprochen (obwohl nicht im modernen Sinn des Wortes. Siehe Apg 20:38; Phil 1:1; 1Tim 3:2; Tit 1:7). Aber das Amt eines "Engels" in der christlichen Kirche ist niemals, weder innerhalb noch außerhalb des Wortes Gottes erwähnt, Ebenso gut könnte man die populärer Auslegung des Wortes "Engel" aus der Tatsache folgern, dass diese Bezeichnung von den Irvingianern in neuerer Zeit in demselben Sinn gebracht worden ist.

Dazu füge man den Gebrauch des Wortes "Synagoge" hinzu, das wir in Offb 2:9 und Offb 3:9 finden. Hier führen uns wieder die Übersetzer irre. Denn obwohl das griechische Wort 57 mal im Neuen Testament vorkommt, so ist es doch nicht immer durch "Schule" übersetzt, Jak 2:2 z.B. ist es durch "Versammlung" wiedergegeben. Es müsste natürlich stets durch "Schule" übersetzt sein. Stände zB. Jak 2:2 "Schule", so wäre dadurch die Tatsache betont, dass Jakobus an die "zwölf Geschlechter, die da sind hin und her", d. h. in der Zerstreuung, schrieb, und es wäre daraus zu sehen, dass sich die Epistel an die Glieder des zerstreuten Volks* richtet und auf sie anzuwenden ist, gerade wie auch die sieben Sendschreiben Offb 2. und Offb 3. Jedenfalls gibt der Gebrauch desWortes "Schule" Offb 2:9 und Offb 3:9 diesen Sendschreiben einjüdischen Gepräge "Satans Schule" ist den anderen Versammlungen gegenübergestellt.

  • Dadurch wäre auch viel Streit vermieden über das Salben mit Öl usw. Jak 5:14 und über "Glauben" und "Werke".

Wenn das Wort ecclesia in der Apokalypse von der Gemeinde ausgelegt und das Wort Synagoge in Offb 2:9 und Offb 3:9 ebenfalls von der Gemeinde erklärt wird, so heißt das gewissenlos umgehen mit den Worten, die der Heilige Geist spricht, und die Er zu Seiner Offenbarung nicht nur, sondern auch zu unserer Belehrung gebraucht hat.

Unsere Ansicht ist die, dass die Apokalypse (in Gesicht und Weissagung) einen Bericht derjenigen Ereignisse enthält, die "danach", am Tage des Herrn, geschehen werden; dass das ganze Buch von den Juden, den Nationen und der Erde handelt, nicht aber von der christlichen Kirche (Gemeine) oder dem Christentum; mit dem Letzteren hat es nur insofern zu tun, als die gegenwärtige Verderbnis der Christenheit sich mit dem großen Abfall verschmelzen, und deinen Teil davon bilden wird, nach der Entrückung der Gemeinde oder des Leibes Christi.

Es wird aber während jener ereignisreichen Jahre ein Volk Gottes auf der Erde sein: die übrig gebliebenen gläubigen Israeliten, die 144 000 Versiegelten, die große Schar und andere Gemeinen von öGläubigen, auf die durch das ganze Buch hindurch Bezug genommen wird (siehe Offb 7:11 und Offb 12:17). In der zuletzt angeführten Stelle lesen wir von "ihrem (des Weibes) Samen, die da Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu Christi."

Die gläubigen Israeliten

Werden diese nicht besonderer Unterweisung bedürfen? Hat Der sie vergessen, Der das Ende schon am Anfang sieht? Die paulinischen Episteln werden als historischer Bericht dessen, was dann vergangen sein wird, von Nutzen sein, so wie wir jetzt den Bericht der Geschichte Israels im Alten Testament haben.

Unsere Antwort auf diese Fragen ist, dass Gott für ihre Unterweisung, Warnung und Ermutigung im 2. und 3. Kapitel diesen Buches gesorgt hat.

Gleich zu Anfang sind sie der Gegenstand des göttlichen Gedenkens, der Fürsorge und Liebe Gottes. Ihr Mangel muss ausgefüllt werden, ehe sonst etwas berichtet wird von dem, was Johannes sah; und hier werden sie finden, was in Sonderheit für ihre Unterweisung geschrieben ist.

Gerade in unserer Zeit bereitet sich der Kern dieser Übriggebliebenen vor. Hunderte von Juden glauben an Christus als den Messias, die Ihn als Heiland nicht kennen. Und sogar unter den Ungläubigen in Israel ist eine politische Bewegung im Werke, die bald zu den Ereignissen, von denen die Offenbarung handelt, führen oder in ihnen auslaufen mag.

Dies bedeutet natürlich, dass wir die Auslegung von Offb 2. und Offb 3. als zukünftig sind zu dem "danach" gehörend ansehen müssen. In Bezug auf die Anwendung wissen wir wohl und geben es gerne zu, dass diese Sendschreiben von den Heiligen Gottes durch die Jahrhunderte hindurch gelesen worden sind; und allen, die sie gelesen haben, ist nach der Verheißung Segen zuteil geworden. Wir selbst mögen sie jetzt lesen und anwenden, so weit wir es tun können in Übereinstimmung mit der in den paulinischen Episteln enthaltenen Lehre von der Zeit der Gnade. Indem wir die Sendschreiben so anwenden, überlassen wir die voll und endgültige Auslegung denen, welche sie danach besonders zugehören wird.

Wenige nur wissen, dass die Beweise für das Vorhandensein dieser Gemeinden als christliche Kirchen sehr gering sind. Für einige fehlt tatsächlich jeder Beweis; anderen aber spricht man ganz ab, dass sie überhaupt bestanden haben.

Gegner der Bibel berichten

Tertullian (160-230) sagt, dass die Häupter gewisser Sekten wie Cerdon und Marcion, die Apokalypse verwarfen, weil Johannes sie nicht geschrieben haben könnte, da es (unter anderen Gründen) in Thyatira zu Johannes Zeit keine christliche Gemeinde gegeben hätte.

Epiphanius, (der um das Jahr 367 schrieb) spricht von den Alogern, einer Sekte, welche die Echtheit der Apokalypse aus dem selben Grund bestritt. Er sagt: "Außerdem vergreifen sich wieder einige von ihnen (den Alogern) an dieser Stelle der Apokalypse (Offb 2:18). Sie führen als Widerspruch dagegen an, dass da gesagt ist: "Dem Engel der Gemeinde von Thyatira schreibe"m obwohl in Thyatira keine christliche Gemeinde bestand. Wie konnte der denn an eine Gemeinde schreiben, die es nicht gab?

In seiner Antwort erkannte Epiphanius die historische Tatsache an; aber er sagt darin, dass St. Johannes an die Kirche zu Thyatira schrieb, nicht weil sie schon vorhanden gewesen w#re, sondern in einer noch zukünftigen Zeit vorhanden sein würde.

Wir wissen nicht, welch bessere Antwort er hätte gteben können.

Im Jahr 363 n. Chr. wurde das Konzil von Laodizea abgehalten. 32 Bischöfe aus Asien waren da zugegen, darunter auch der Bischof von Ephesus. Dieses Konzil stellt eine Liste oder einen Kanon der heiligen Bücher auf; aber die Apokalypse wurde in dem Verzeichnis nicht mit aufgeführt.

Wie können wir damit als einer historischen Tatsache rechnen, wenn die sieben Gemeinden damals alle vorhanden gewesen wären, und wenn die Sendschreiben ihnen, also auch Laodizea, zu jener Zeit gesandt worden wären?

Aus diesen Tatsachen ziehen die Feinde der Bibel einen ganz falschen Schluss. Sie gebrachen sie gegen die Glaubwürdigkeit und Echtheit der Apokalypse und gegen ihr Recht, dem Kanon der heiligen Schrift eingereiht zu sein.

Wir halten im Gegensatz dazu fest an dieser Berechtigung der Apokalypse, sowie auch an ihrer göttlichen Inspiration, aber wir gebrauchen die zweifellosen historischen Tatsachen gegen ein falsches System der Auslegung. Dies ist etwas ganz anderes.

Ein Gegner der Bibel wendet in einem bedeutenden Werk das gebräuchliche System der apokalyptischen Auslegung als einen Beweis gegen die ganze Heilige Schrift an. Er sagt von der Offenbarung: "Da alle Parteien zugeben, dass sie das Schicksal der Kirche enthält, so hat jede Sekte das Buch auf sich allein angewandt, häufig mit Ausschließung aller anderen kirchlichen Gemeinschaften."

Wir sind froh, sagen zu können, dass nicht alle Parteien das verbreitete Auslegungssystem anerkennen; und unser Zweck ist es, jetzt zu zeigen, dass es eine bessere Arte, nicht der Auslegung, sondern des Glaubens gibt, wobei das Buch als Gottes Wort in Ehren gehalten udn doch den irrigen Folgerungen begegnet wird, die man aus den Tatsachen abgeleitet hat.

Die sieben Leuchter

Wenn diese "Gemeinde" zukünftige Versammlungen von jüdischen Gläubigen auf der Erde sind, nachdem die Kirche "entrückt" ist, dem Herrn entgegen", so ist alles klar, folgerichtig und verständlich.

Die wirkliche Schwierigkeit entsteht dadurch, dass man versucht, die Kirche in das Buch hineinzulesen, in dem sie keine Stätte hat. Sollt nicht der Ausdruck von den "sieben Leuchtern" unsere Gedanken gleich zu dem einen goldenen Leuchter der Stiftshütte zurückführen (2Mo 25:31-39)? Ein Leuchter mit sieben Lampen sollte Israels Einigkeit in Stadt und Land andeuten. Hier wird der Zustand der Zerstreuung Israels durch die Tatsache bezeichnet, dass die sieben Lampen nicht mehr in einem Leuchter vereinigt sind. Das Volk ist nicht mehr im Lande, denn Jerusalem ist jetzt nicht mehr der Mittelpunkt; sondern es ist zerstreut in besonderen Gemeinden in verschiedenen Städten der heidnischen Länder. Gerade wie der eine Leuchter Israel in seiner Einigkeit darstellt, so stellen die sieben Leuchter Israel in seiner Zerstreuung dar; sie sagen uns, dass Jehova Jerusalem wieder zum Mittelpunkt Seines Tuns mit der Erde machen will.

Weiter müssen wir bemerken, dass Johannes nicht sieben einzelne Briefe an sieben getrennte Versammlungen senden wollte, wie allgemein angenommen und geglaubt wird. Das Gegenteil ist der Fall. Die große Stimme sprach: "Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es den sieben Gemeinden!"

Mehr als drei Viertel Millionen Exemplare des Buches der Offenbarung sind in den letzten Jahren in die Hände von Juden auf der ganzen Welt gekommen. Wir weisen hin auf die Übersetzung des Neuen Testaments in die hebräische Sprache von Salkinson-Ginsburg, die von der Trinitarien Bible Society herausgegeben und von der Mildmay Mission to the Jews und anderen Missonsgesellschaften über die ganze Erde verbreitet worden ist.

So ist "das Buch" denen, für die es geschrieben worden ist, gesandt worden und wird ihnen noch immer gesandt; und in nicht ferner Zeit werden viele Versammlungen von Juden die Worte dieser Weissagung hören und lesen, und es wird ein Volk zubereitet sein, das die Worte der Weissagung halten und in besonderer Weise den Segen empfangen wird, der in Offb 1:3 verheißen ist.

Sie werden verstehen können, was den heidenchristlichen Lesern jetzt so unverständlich ist, das mit den Sendschreiben an die Versammlungen übereinstimmt. Aber diese Leser werden sofort an die verschiedenen Stadien ihrer eigenen Geschichte erinnert werden und in fast jedem Satz eine Anspielung auf die Verhältnisse erkennen, in denen sie sich, wie es in dem Buch geschildert wird, befinden werden.

Dies wollen wir nun darlegen, zunächst durch Bezugnahme auf die Geschichte Israels, und dann, wenn wir uns mit jedem einzelnen Sendschreiben befassen, werden wir zu fast jedem Satz in den sieben Sendschreiben einen Hinweis eben, in manchen Fällen auf die Apokalypse selbst.

Zeitabschnitte der Geschichte Israels

Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass in diesen Episteln auf sieben vergangene Zeitabschnitte der Geschichte Israels Bezug genommen wird; und die Reihenfolge in der Offenbarung stimmt überein mit der geschichtlichen Aufeinanderfolge im Alten Testament.

1. Ephesus - Der Tag von Israels Verlöbnis

(2. Buch Mose) In dem Sendschreiben an die Gemeinde von Ephesus wird Bezug genommen auf das 2. Buch Mose, auf Gottes Liebe bei der Ausführung Israels aus Ägypten und der Bildung des Volkes. Siehe Hos 11:1: "Da Israel jung war, hatte Ich ihn lieb und rief ihn, Meinen Sohn, aus Ägypten". Jer 2:2 nennt Jehova Israel "eine liebe Braut". Und Hes 16. wird ausführlich über das Walten und Wirken der "ersten Liebe" und ihre Zurückweisung berichtet. Das ganze Kapitel Hes 16. muss zusammen mit 2Mo 19:4-6 gelesen werden. Hier wird Israel nun angeklagt, die "erste Liebe" verlassen zu haben. Das ist der Anfang von aller späteren Sünde.

2. Smyrna - Die Zeit der Wüstenwanderung

(4. Buch Mose) Im Sendschreiben an Smyrna wird Bezug genommen auf eine bestimmte Prüfungszeit. In der Wüste dauerte die Prüfung vierzig Jahre, hier zehn Tage. Wer die zehn Tage für zehn Jahre halten will, muss es auf seine eigene Verantwortung hin tun. Wir betonen nur, dass auf eine entsprechende Zeit der Prüfung hingewiesen wird, und dass es eine festgesetzte und begrenzte Zeit ist.

Es ist uns bekannt, dass es eine Auslegung gibt, welche die Stelle auf die "zehn" Christenverfolgungen zwischen den Jahren 57 bis 284 bezieht. Aber zum Unglück für diese Theorie ist hier gar nicht von einer Reihe von einzelnen Verfolgungen die Rede, sondern die Dauer einer Verfolgungszeit angegeben. Es ist klar, dass ein Auslegungssystem, das sich auf solchen Erfindungen aufbaut, zu unserem Verständnis des Buches nicht beitragen kann.

Das System, nach welchem in der Weissagung Tage als Jahre gelten, ist eine menschliche Erfindung und ist nicht nur unnütz, sondern schädlich..

Wenn Gott von einem "Tag" spricht, so soll es auch ein Tag sein, und wenn Er von einem "Jahr" redet, so meint Er ein Jahr. Sogar an den Stellen, wo Er einen Tag für ein Jahr stehen lässt, sind die Wörter in jedem Fall in ihrem buchstäblichen Sinn und ihrer natürlichen Bedeutung gebraucht.

Die Kundschafter bleiben 40 Tage, und Israel musste 40 Jahre in der Wüste wandern ("je ein Tag soll ein Jahr gelten"). "Tag" bedeutet da Tag, und "Jahr" bedeutet Jahr (4Mo 14:34). Weil Gott es hier so anordnet, haben wir doch kein Recht, auf unsere eigene Verantwortung hin an jeder anderen Stelle dasselbe zu tun.

Hesekiel sollte sich 390 Tage auf die linke Seite legen; das bedeutete doch aber nicht, dass er 390 Jahre lang liegen bleiben sollte! Wenn Jehova sagt: "Ich will dir die Jahre ihrer Missetat zur Anzahl der Tage machen, nämlich 290 Tage" (Hes 4:4.5), so ist es doch klar, dass "Tage" auch Tage, und "Jahre" Jahre bedeuten sollen.

Hesekiel soll die Missetat Judas 40 Tage lang tragen; Jehova spricht zu ihm: "Denn Ich gebe dir hier auch je einen Tag für ein Jahr" (Hes 4:6). Wir haben dieselbe einfache und wortgetreue Angabe der Tatsachen.

Wenn es menschliche Ausleger verantworten können, in anderen Fällen ebenso für Jahre Tage zu setzen, ob bei "1260 Tagen" oder "10 Tagen", oder sonst einer Zahl, so nehmen sie eine ernster Verantwortung auf sich. Bei anderen Prophezeiungen greifen sie nicht zu diesem "System" und wagen es nicht. 1Mo 7:4 spricht Gott: "Denn von nun an über sieben Tage will Ich regnen lassen auf Erden vierzig Tage und Nächte", und so ist dies Wort auch erfüllt worden (1Mo 7:10.12).

1Mo 40:12.13 heißt es: "Drei Reben sind drei Tage", und die Erfüllung folgt im Vers 1Mo 40:20: "Und es geschah des dritten Tages usw." (nicht im dritten Jahr).

Als Gott vom Fleisch prophezeite, das Er Israel zu essen geben wollte, bedeuteten die Tage auch Tage (4Mo 11:19.20).

So bedeutet auch der Ausdruck "zehn Tage" hier Offb 2:9 zehn Tage. Und in vielen Städten haben es die Juden schon erfahren, was es heißt, eine antisemitische Verfolgung tagelang zu erdulden. Warum sollte es nicht auch hier so sein?

Haman wurde ein Tag gegeben, um die Juden zu "verderben". Warum sollten einem anderen "Judenfeind" nicht zehn Tage der Verfolgung gegeben werden?

Und was hat diese oder eine ähnliche Periode mit der christlichen Kirche zu tun, für die es keine "Zeiten und Stunden" gibt (1Thes 5:1)?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Zeit, auf die hier Bezug genommen wird, die Zeit von Mt 24:9.10 und Jes 64:5 ist.

3. Pergamus - Die Zeit in der Wüste

(4. Mose) In dem Sendschreiben an Pergamus wird Bezug genommen auf Bileam, der in einer noch kommenden Zeit einen Nachfolger haben wird.

Durch "Bileams Rat" (4Mo 31:16ff) wurde Israel abwendig gemacht und zu der schlimmsten Form midianitischen Götzendienstes geführt, denn "Israel hängte sich an den Baal-Peor" (4Mo 25:3).

In einer zukünftigen Zeit wird Pergamus in besonderer Weise der Sitz (oder Thron) Satans sein (Offb 2:13 und vgl. Offb 13:2), und eine Art des Götzendienstes, noch furchtbarer als der des Baal-Peor, wird auf Erden herrschen Petrus redet von dieser Zeit in seiner Epistel an die Zerstreuten 2Petr 2:15 spricht er besonders davon, dass sie "folgen dem Wege Bileams, des Sohnes Beors".

Auch Judas verbindet seine Schilderung einer ähnlichen Phase des Götzendienstes, die mit Bileams "Rat" zusammenhängt. Bezug genommen sit, dass dieser Götzendienst in der Periode, welche die Apokalypse schildert, wieder aufleben wird.

Wie dort für die große Sünde das Strafgericht des Schwertes gesandt wird (4Mo 31:1-15), so auch hier. Gott spricht in der Offenbarung zu demselben Volk von derselben Sünde und verkündigt ihnen dasselbe Strafgericht. "Ich werde mit ihnen kriegen durch das Schwert Meines Mundes". (Offb 2:16). Diese Drohung wird Offb 19:21 ausgeführt. Aus diesem Grund also wird das "scharfe Schwert" des Sprechens Offb 2:12 besonders erwähnt, in Übereinstimmung mit Offb 1:16, wo uns in der Vision ein gleicher Zug entgegentritt.

4. Thyatira - Die Zeit der Könige Israels

(1. u. 2. Könige) In dem Sendschreiben an Thyatira haben wir die Bezugnahme auf eine andere noch stärkere Form der Abgötterei, wie sie in den Tagen Ahabs, des Königs von Israel, aufkam und sich einbürgerte; auch er verführte, wie Bileam, Israel zur Sünde (1Kön 16:30).

Ahab war der erste König, der die abscheulichste Form heidnischen Götzendienstes, die das menschliche Herz je erdacht hat, öffentlich einführte und organisierte (1Kön 16:33). Die besondere Bedeutung ist in demWort "Ascherabild" überliefert und enthalten. Näher einzugehen auf diese Form des Götzendienstes hieße nur, die Gedanken beflecken. Der Herr selbst gibt in diesem Sendschreiben (Offb 2:20-24) einen Schlüssel dazu. Wir fügen noch hinzu was Bileam in Israel eingeführt hatte (s. Offb 2:14), wurde unter Ahab und Isebel zu einem nationalen, religiösen System erhoben, wie es bei den heidnischen Völkern ringsum schon lange bestanden hatte.

Worin jenes System lasterhaften Götzendienstes bestand, ist zur Genüge bekannt: einiges ist aus einem kürzlich aufgefundenen Papyrus*) zu entnehmen, der ungefähr den sechsten Teil der Himmelfahrt des Jesaja enthält, die früher nur in einer äthiopischen Übersetzung bekannt war (mit Ausnahme einer verstümmelten und wertlosen griechischen Rezension in einem Gebetbuch in Paris aus dem zwölften Jahrhundert.). Dieser Papyrus ist sehr alt; und die historischen Tatsachen darin können, von den Weissagungen getrennt, für richtig gehalten werden. Vom Zustand der Dinge in den Tagen der König Israels heißt es da: "Und Manasse wandte sein Herz Beliar (d.h. Belial) zu dienen, denn der Engel der Gesetzlosigkeit, der diese Welt regiert, ist Beliar, dessen Name ist Malambuchus. Und er hatte Wohlgefallen an Jerusalem über Manasse und machte ihn stark in seinem Abfall und in Gesetzlosigkeit; denn Jerusalem war voll davon. Und Zauberei und Magie nahmen zu, und Wahrsagerei und Zeichendeuten und Hurerei und verfolgung der Gerechten durch die Hände Manasses. ...Und als Jesaja, der Sohn Amos, sah die Gesetzlosigkeit in Jerusalem, und die Anbetung Satans und seinen Triumph, zog er fot von Jerusalem und lebte in Bethlehem in Judäa."

  • ) Jetzt in der Sammlung von Lord Amherst und unter dem Titel "The Amherst Papyri" veröffentlicht.

Der Papyrus spricht weiter von hzedekia, dem Sohne Kenaana, als "dem Lehrer der 400 Propheten Baals", und sagt, dass Jesaja Jerusalem "Sodom" nannte, und die Herrscher von Juda und und Israel "Volk von Gomorra". Dies geschah natürlich mit Beziehung auf die speppziellen Sünden von Sodom und Gomorra. Siehe Jes 1. usw.

Es sind viele Anzeichen vorhanden, dass ein ähnliches System später noch einmal aufkommen wird. Schneller als jedes andere würde es sich über die ganze Welt ausbreiten, alle Gemeinschaften vereinigen, auch die niedrigsten Menschen für sich gewinnen.

Sie werden auf diese Weise alle religiös und können doch die niedrigsten Triebe der menschlichen Natur befriedigen unter der Maske der Religion.

Auch ist keine Verderbtheit denkbar, bei der das Volk Gottes so leicht zu erkennen wäre. Keine andere Sünde würde es wirksamer trennen von der überhand nehmenden Bosheit ringsum.

Dies ist die beste Erklärung, die wir zu den ernsten Versen Offb 9:20.21 geben können; oder besser gesagt, diese Stelle erklärt selbst, welcher Art das große, über die ganze Welt verbreitete Religionssystem des Antichristen sein wird. Auch Gottes Plagen werden es bis zu der Zeit noch nicht wegräumen können, und die n och größeren Strafgerichte der "sieben Zornschalen" werden es treffen.

Diese Verse (Offb 9:20.21) sind von so hoher Bedeutung, dass wir sie ganz anführen müssen.

"Und die übrigen Leute, die nicht getötet wurden von diesen Plagen, taten nicht Buße für die Werke ihrer Hände, dass sie nicht anbeteten die Teufel und güldenen, silbernen, ehernen, steinernen und hölzernen Götzen, welche weder sehen noch hören noch wandeln können; und taten auch nicht Buße für ihre Morde, Zauberei, Hurerei und Dieberei".

Noch einmal machen wir darauf aufmerksam, dass die Erwähnung dieser Sünde in den sieben Sendschreiben mit Aufeinanderfolge der Ereignisse in Israels Geschichte übereinstimmen.

5. Sardes - Die Zeit der Wegführung Israels

1. und 2. Chronika) Wir hatten vier Bezugnahmen auf Israels alttestamentliche Geschichte. Da vier die Zahl der Erde ist, so haben auch diese vier mit dem irdischen Israel und seinem Land, sowie mit dem Gipfel der Entfremdung von der, dem Volk geoffenbarten Liebe Gottes, zu tun. Israel hatte "die erste Liebe verlassen", war von Gott abgefallen und hatte sich Götzen der gräulichsten Art zugewandt.

Dies ist der Höhepunkt der Sünde Israels. Nun folgt nur noch das Gericht, bis Israel aus demLand hinweggeführt und aus Gottes Bund ausgestoßen wird. Sein Name wird ganz ausgetilgt. Niemals wieder soll es ein selbstständiges Zehnstämme-Königreich sein; so ausgetilgt ist es, dass man heute von den verlorenen zehn Stämmen spricht.*)

  • ) Nicht, dass sie "verloren" sind im eigentlichen Sinn des Wortes, aber der sprichwörtliche Ausdruck ist bezeichnend.

Die Weissagung von 5Mo 29:20 hat sich erfüllt, nicht nur an den Einzelnen und an dem Stamm, sondern an der ganzen Nation. 5Mo 29:17.19 droht Gott, auszutilgen den Namen des "Mannes" oder des "Stammes", der Götzendienst einführen würde. Tatsache ist, dass sich die Stämme Dan und Ephraim als die ersten dem Götzendienst ergaben; und ihre Namen sind ausgetilgt aus den Stämmen derer, die versiegelt wurden (Offb 7.).

In den jetzt folgenden Sendschreiben (an die Gemeinde zu Sardes) haben wir die Bezugnahme auf dieses Fehlen der Namen. Den wenigen, die ihre Kleider nicht befleckt haben, wird die Verheißung gegeben: "Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angelegt werden, und Ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und Ich will seinen Namen bekennen vor Meinem Vater und vor Seinen Engeln" (Offb 3:5).</br>

6. Philadelphia - Die Zeit der Könige Judas

(2. Chronika) Wir haben zwei Bezugnahmen auf die Geschichte des Reiches Israel gehabt, nun folgen zwei Bezugnahmen auf die Geschichte des Reiches Juda; diese haben es nicht mehr mit Unterlassung, Sünde und Gericht zu tun, sondern mit der Hoffnung auf Wiedereinsetzung und Segen. Wie auf Ahab, den König von Israel hingewiesen wurde, welcher zuerst den Ascheradienst einführte, so gilt die Bezugnahme in dem Sendschreiben an die Versammlung zu Philadelphia dem König von Juda, Hiskia, der alles aufwandte, um ihn auszurotten.

2Chr 31:1 heißt es, dass auf Hiskias Veranlassung, "alle Israeliten, die unter den Städten Judas gefunden wurden, zerbrachen die Säulen und hieben die Ascherabilder ab."

Seine beiden Vorgänger werden wie er in Hinsicht des Tempels und Tempeldienstes geschildert. Diese drei Könige Judas sind dadurch miteinander verbunden, dass Jesaja während ihrer Regierung sein Prophetenamt ausübte, "zur Zeit Jothams, des Ahas und Hiskias" (Jes 1:1).

  1. Jotham "ging nicht in den Tempel des Herrn" (2Chr 27:2)
  2. Ahas "schloss die Türe zu am Hause des Herrn" (2Chr 28_24)
  3. Hiskia "tat auf die Türe am Hause des Herrn im ersten Monat des ersten Jahres seines Königreichs" (2Chr 29:2).

Jes 22:22 bezieht sich ebenfalls auf diesen Punkt. Sebna, der Schatzmeister, hatte seine Macht zu seiner eigenen Verherrlichung missbraucht (s. Jes 22:15-19). Deshalb wurde er auf göttliches Geheiß abgesetzt und "die Schlüssel zum Hause Davids" wurden Eljakim, dem Sohne Hiskias, auf die Schulter gelegt (Jes 22:20-25). "Und will die Schlüssel zum Hause Davids auf seine Schulter legen, dass er auftue und niemand zuschließe, dass er zuschließe und niemand auftue. (Jes 22:22).

Durch diesen Bezug auf Jesaja können wir die Ankündigung an die Versammlung zu Philadelphia Offb 3:8 verstehen: "Siehe, Ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen."

Auch können wir dadurch denHinweis auf den Tempel verstehen in der Verheißung: "Den will Ich machen zum Pfeiler in dem Tempel Meines Gottes, und er soll nicht hinausgehen" (Offb 3:12).

Wir werden aber noch weiter geführt als nach Jerusalem und Seinem Tempel, nämlich zu dem Segen am Ende der Tage, zu dem neuen Jerusalem und "Dem Tempel Meines Gottes", wo sich erfüllen wird, was Jes 62:2 geschrieben steht: "Die Heiden sehen deine Gerechtigkeit und alle Könige deine Herrlichkeit; und du sollst mit einem neuen Namen genannt werden, welchen des Herrn Mund nennen wird."

Dieselbe Verheißung finden wir Offb 3:12: "Ich will auf ihn schreiben... Meinen Namen,den neuen". Da ist es völlig unverständlich, wie man jemals diese Verheißung auf die Kirche beziehen konnte, statt auf Israel, wie man sie denen wegnahm, zu denen sie direkte Beziehung hat, und auf diejenigen anwandte, die in keiner Beziehung mit ihr stehen.</br>

7. Laodizea - Die Zeit der Wegführung Israels

(Die kleinen Propheten) Wir erreichen in diesem Sendschreiben die tiefste Stufe der Erniedrigung Judas in jener langen Zeit der Entfremdung von Gott, von der Zeit an, da Israel die "erste Liebe" verließ, bis zu seinem Verlöbnis, als es aus Ägypten geführt wurde, bis tief hinab zu den Gräueln des Götzendienstes und zu den Schrecken des Gerichts; bis wir das Volk so finden, wie es in dem Sendschreiben an die Versammlung zu Laodizea geschildert wird, in einem Zustand geistiger Verkommenheit wie zur Zeit der kleinen Propheten.

In der Tat ist die Übereinstimmung eine soll vollständige, dass wir sie erst ganz erkennen werden, wenn wir das Sendschreiben Satz für Satz durchgehen und die Stellen aus den Propheten betrachten, die wir ihm zur Seite stellen. Wir geben einige davon als Beispiel:

Offb 3:17: "Du sprichst, Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts; und weißt nicht, dass du bist elend un jämmerlich, arm, blind und bloß."

Hos 2:7.10.11.12: "Denn ihre Mutter ist eine Hure und spricht: Ich will meinen Buhlen nachlaufen, die mir geben Brot, Wolle, Flachs, Öl und Trinken... Denn sie will nicht wissen, dass Ich's sei, der ihr gibt Korn, Most und Öl und ihr viel Silber und Gold gegeben habe, das sie haben Baal zu Ehren gebracht. Darum will Ich Mein Korn und Most wieder nehmen zu seiner Zeit, und Meine Wolle und Flachs entziehen, damit sie Ihre Blöße bedeckt. Nun will Ich ihre Schande aufdecken vor den Augen ihrer Buhlen" usw.

Man muss Hos 2.-5 und Hos 12:8 lesen,ö um die beständige Bezugnahme auf dieses Stadium in Israels Zustand zu erkennen. Man vergleiche auch Hag 1:6; Jer 1325.26; Jer 5:27; Sach 11:5.13-18.

Offb 3:18: Ich rate dri, dass du Gold von Mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, dass du reich werdest; und weiße Kleider, dass du dich antust und nicht offenbart werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, dass du sehen mögest.

Damit vergleiche man Jes 55:1.2; Hos 2:3; Jer 13:25.25; Jes 59:10; Jes 66:27. Siehe auch Mal 3:3.

Offb 3:19: "Welche Ich lieb habe, die züchtige Ich. So sei nun fleißig und tue Buße."

Jes 43:4: "Weil du so wert bist vor Meinen Augen geachtet, muss du auch herrlich sein, und Ich habe dich lieb". Ebenso 5Mo 7:8 und 5Mo 8:5: "So erkennst du ja in deinem Herzen, dass der Herr, dein Gott dich gezogen hat, wie ein Mann seinen Sohn zieht."
Mal 3:7: So bekehrtet euch nun zu Mir, so will Ich Mich zu euch auch kehren", ist eine andere Form für Offb 3:1.

Offb 3:16 spricht der Herr davon, dass Er den Engel ausspeien will auch Seinem Munde. Derselbe Ausdruck ist 3Mo 18:25-28 in der Weissagung von Israel gebraucht; dort warnt Jehova, dass "das Land seine Einwohner ausspeie", wenn sie in die Gräuel heidnischen Götzendienstes fallen würden (vgl. Jer 9:19; Hes 13:17).

Aus alledem sehen wir, dass die Bezüge in diesem Sendschreiben keineswegs auf die christliche Kirche passen; in jeder Einzelheit aber aufs genaueste mit Israels Geschichte übereinstimmen. Israel soll durch seine eigene Geschichte belehrt werden und sich so vor den Gefahren warnen lassen, die es in kommender Zeit noch bedrohen werden.

Wenn die Gemeinde entrückt ist, und Gott sich wieder Israel zuwendet, so wird der religiöse Zustand des Volkes ganze ähnlich sein wie beim ersten Kommen des Herrn. Es wird dann viel von Religion die Rede sein, gerade so wie damals. Jes 1:10-15 schildert ausführlich den Zustand der Dinge, der damals herrschte, und der in Zukunft wieder eintreten wird.

Da wird sich die Prophezeiung erfüllen: "Du sprichst: Ich bin reich und habe far satt und bedarf nichts".

Das Gebet des Pharisäers (Lk 18:11.12) ist ein Beispiel dafür. Die Gleichnisse vom großen Abendmahl, vom hochzeitlichen Kleid usw. schildern diesen Zustand. Das Volk war blind. Die Antwort auf die Frage: "Sind wir denn auch blind?" (JOH 9:40.41) ist ein Beweis davon.

Die Einladung zur Hochzeit wird wie damals an jeden Einzelnen ergehen. Matthäus wurde eingeladen, Zachäus wurde eingeladen und so viele andere und wer den Ruf hörte, konnte Seiner gebietenden und erweckenden Macht nicht widerstehen.

Auf das große Hochzeitsfest Offb 19:9 weisen die Gleichnisse hin..

Die "Knechte", an die dieses Sendschreiben gerichtet ist, werden die eindringliche Warnung verstehen: "Siehe,Ich stehe vor der Tür und klopfe an." Es war "den zwölf Stämmen, die da sind hin und her", verkündig worden: "Der Richter ist vor der Tür" (Jak 5:9).

Die Ankündigung enthält den Gedanken an die Nähe des Richters, der alsdann bereit sein wird, sich zu offenbaren.

Wir wissen wohl dass die Mahnung in Offb 3:20: "Siehe, Ich stehe vor der Tür und klopfe an" allgemein so ausgelegt worden ist, als wäre die Rede vom Heiland, der in Gnade denen nahe ist, die in der jetzigen Gemeindehaushaltung leben. Diese Missdeutung ist verbreitet worden durch die Darstellung der Maler, die so häufig dem Auge Verdrehungen der Schrift vorgeführt haben.

Es ist eine Fälschung, die dem alten Menschen gerade zusagt, denn sie setzt den Menschen an die Stelle des allmächtigen Gottes und macht den Herrn Jesus zu einem hilflosen Bittenden. Das alles ist den Lehren der Gnade fremd und dazu geeignet, sie wirkungslos zu machen.

Außerdem steht auch diese allgemein verbreitete Auslegung nicht im Zusammenhang mit dem Text. In allen sieben Sendschreiben nämlich belohnt der Herr als Richter Seine "Knechte" nach ihren "Werken". Denen, die Ihn suchen und bereit sind, Ihn zu empfangen, erscheint Er nach Seinem Versprechen Lk 12:35-40: "Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen; und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann Er aufbrechen wird von der Hochzeit, auf dass, wenn Er kommt und anklopfet, sie Ihm alsbald auftun. Selig sind die Knechte, die der Herr, so Er kommt, wachend findet. Wahrlich, Ich sage euch: Er wird sich schürzen, und wird sie zu Tisch setzen, und vor ihnen gehen, und ihnen dienen. Und so Er kommt in der anderen Wache und in der dritten Wache, und wird's also finden: selig sind diese Knechte. Das sollt ihr aber wissen, wenn ein Hausherr wüsste, zu welcher Stunde der Dieb käme, so wachte er und ließe nicht in sein Haus einbrechen. Darum seid auch ihr bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu der Stunde, da ihr's nicht meinet." Hier finden wir "des Menschen Sohn", "die Knechte", das Gleichnis vom "Dieb", das "Wachen", das "Anklopfen", das "Auftun" und das "Zu-Tisch-setzen". Offb 3:20 haben wir es mit der Erfüllung dieser Weissagung zu tun.

Wie einfach ist alles, wenn wir dieses Sendschreiben als von dem abtrünnigen Israel handelnd lesen, im Licht der Propheten und Evangelien" Wie viel mehr befriedigt es uns, die Erklärungen dazu in den Schriften des Alten Testaments zu finden, anstatt sich mit den widersprechenden und phantastischen Verweisen auf gewisse Phasen der Kirchengeschichte einzulassen, die gar keine biblische Begründung haben und nur aus der menschlichen Einbildungskraft hervorgehen. Die ganze Auslegung ist ein Wirrsal, die Lehre eine Irrlehre, sobald wir die Gemeinde oder die gegenwärtige Gnadenzeit in diese Sendschreiben hinein bringen.

Wir haben bei der Betrachtung dieses vierzehnten Punktes zur Genüge sehen könne, dass hier ein weiterer Beweis dafür vorhanden ist, dass die Gemeinde nicht der Gegenstand der Apokalypse ist.

Dasselbe erkennen wir, wenn wir auf unseren letzen Punkt eingehen. Die Anordnung der in diesen Sendschreiben enthaltenen Verheißungen.</br></br>

Verheißungen an die Versammlungen

Wie in den Sendschreiben die Bezugnahme auf das Alte Testament mit der geschichtlichen Aufeinanderfolge der Ereignisse übereinstimmt, so ist es auch in Bezug auf die Verheißungen, die in denselben enthalten sind. Auch da richtet sich die literarische Reihenfolge nach Israels Geschichte.

Sie sind an ein Volk geschrieben, das wohl bewandert sein muss im Alten Testament, unterrichtet in allem, was sein Väter erlebt haben und was zu seiner Belehrung geschrieben ist. So wird es sogleich die Beziehung verstehen zwischen den Prüfungen und Gerichten der Vergangenheit mit denen es vertraut ist, und jenen ähnlichen Verhältnissen, in denen es sich in Zukunft befinden wird.

Während die geschichtlichen Ereignisse, die mit dem Tadel Gottes in Beziehung stehen, vom 2. Buch Mose bis zu den kleinen Propheten reichen, beginnen die Verheißungen mit dem Aufenthalt in Eden und enden mit der Zeit Salomos.

Die Reihenfolge der Anklagen richtet sich nach der Graden der Entfernung des Volkes von Jehova. In den geschichtlichen Bezugnahmen der Sendschreiben ist Israels Abfall von Gott nachgewiesen.

Aller Segen hing ab von dem nationalen Festhalten des auserwählten Volkes an dem Bund, den Gott beim Auszug mit Israel geschlossenhatte, und der bis zur Zeit der kleinen Propheten dauerte.

Wir sehen Israel in der Geschichte immer tiefer herabsinken, bis wir es alles nationalen Segens beraubt finden, arm, elend und blind. Die ganze Hoffnung des Volkes sind einige Wenige, die miteinander reden von Dem, der da kommen soll, und die über den Messias nachdenken (Mal 3:16). Später lernen wir diese kennen als Zacharias und Elisabeth (Lk 1:5.6), Simeon (Lk 2:25) und Hanna (Lk 2:36-38) und andere, die "auf den Trost Israels" und die "Erlösung in Jerusalem" warten (vgl. Mk 15:43 und Lk 24:21).

In den sieben Sendschreiben an die Versammlungen ist, wie wir gesehen haben, dieselbe geschichtliche Reihenfolge eingehalten.

Wenden wir uns aber den Verheißungen zu, so finden wir, dass sie in umgekehrter Reihenfolge fortschreiten. Anstatt uns hinabzuführen von Israels Gnadenstellung (2. Mose) bis zum tiefsten Standpunkt des des Gartens bis zum Teilhaben an Seinem Stuhl.

Wir werden das sogleich sehen, wenn wir den Verheißungen Offb 2 und Offb 3. nachgehen.

Zunächst müssen wir aber bemerken, dass sie alle durchaus individuell sind. Eine Gemeinde als solche wird nicht anerkannt. Jede der sieben Verheißungen beginnt mit den Worten: "Wer überwindet". Die stimmt überein mit der Sprache der vier Evangelien und der Epistel an die Hebräer. 2Wer bis an das Ende ausharrt" und der ganzen Macht des Bösen, die ihn umgeben wird, widersteht, der wird selig.

Solche Ausdrucksweise ist der Sprache der Briefe Pauli an die christlichen Gemeinden fremd.

Die ganze Periode, die "der Tag des Herrn" umschließt, wird bezeichnet als das endliche Zusammentreffen der Zeiten oder ist synteleia; aber die Krisis, in der sie ihren Höhepunkt erreicht, wird telos, das Ende der Zeit genannt.

Beide Ausdrücke sind im Neuen Testament durch "Ende" übersetzt; doch muss der Gebrauch dieser beiden Wörter auseinandergehalten werden.

Syntelia bezeichnet ein Aufhören oder Enden in Verbindung mit anderen Dingen. Weltende ist wohl die beste Übersetzung *1). Es schließt in sich,d ass verschiedene Ereignisse zusammentreffen und in derselben Zeit ihr Ende erreichen, während telos der Zeitunkt am Ende dieser Periode ist *2)